Sonntag, 17. Mai 2015

Später irgendwann



Prognosen sind schwierig; insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen.

Da sitzen Meteorologen und Ökonomen in einem Boot. Zuverlässige Vorhersagen gelingen maximal für einige Tage, weil die Systeme einfach zu komplex sind, um über längere Zeiträume zuverlässige Berechnungen anzustellen.

Im Gegensatz zu Pseudowissenschaften wie Theologie und Psychologie verzichten Naturwissenschaftler auf vages Blabla und legen genaue überprüfbare und reproduzierbare Kriterien fest, wenn sie wissenschaftliche Aussagen treffen.

Naturwissenschaftler drücken sich präzise aus und verwenden keine sinnfreien Floskeln, um den Zuhörer einzulullen.
Ich weiß nicht genau was Angela Merkel beruflich tat, bevor sie in die Politik wechselte, aber es kann unmöglich etwas mit Naturwissenschaften zu tun haben.
Merkel wurde vor 21 Jahren deutsche Umweltministerin nachdem sie vier Jahre als Mitglied der Bundesregierung bewiesen hatte statt richtiger und vernünftiger Lösungen die politisch-ökonomisch Genehmen zu fällen.
Das gefiel. Und sie lieferte. Sie machte Schluß mit Wissenschaftlichkeit und….

…..richtete das Ministerium zu 100% auf Atom-Unterstützungskurs aus.

Als erstes feuerte sie Staatssekretär Clemens Stroethmann, der sich bestens in der Materie auskannte.
Das ging natürlich nicht - Sachkundige behindern nur das Buckeln und Ja-sagen vor den Industrieinteressen.

Bis 1998 wurde nach Merkels Amtsantritt kein atomkritisches Wort mehr im Umweltministerium gesprochen.
Das Atomgesetz wurde industriefreundlich umgeschrieben, sie gab die Sumpfgrube Gorleben als endlagertauglich für Millionen Jahre aus und erfreute die AKW-Betreiber mit der großzügigen Erlaubnis ihren supertoxischen, krebserregenden und zigtausende Generationen strahlenden Sabsch in Morsleben abzuwerfen.

Eins muß man Merkel lassen:
In dieser causa ist sie konsequent.
Obwohl sich ihr Kurs für jedermann offensichtlich als katastrophale Fehlentscheidung heraus gestellt hat, die wider jeglicher ökonomischer und ökologischer Vernunft läuft, kriecht sie auch heute noch, 15 Jahre später, bei jeder Gelegenheit in die Hintern der Milliarden-schweren Konzerne, um ihnen ihre lebensgefährliche Uralttechnik aus den 1950er Jahren zu erhalten.

[…..] In dem Zusammenhang sei von mir noch ein müdes Lächeln an Greenpeace übermittelt:

Da wird bemängelt, daß Merkel schon 1996 über die Asse-Untauglichkeit informiert worden ist und diesbezügliche massive Warnungen zum Wohl der Atomindustrie vertuschte…..


29. Februar 1996. Professor Alexander Kaul, Präsident des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), berichtet Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) in einem Brief über neue Erkenntnisse bezüglich der Laugenzuflüsse im der Schachtanlage Asse II. Eine Untersuchung der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Laugenzuflüsse eine ernste Gefahr für Atommüll-Endlager in Salzgestein darstellen. Nicht nur der Standort Asse selbst, sondern auch der Weiterbetrieb des ehemaligen DDR-Endlagers Morsleben (ERAM) und das geplante Endlager für hochradioaktive Abfälle im Salzstock Gorleben seien von den Vorgängen in der Asse betroffen.

Die klaren Warnungen von vor 13 Jahren, daß die Lagerung von Atommüll in  Salzstöcken mit erheblichen Sicherheitsrisiken verbunden wäre, wischte Merkel vom Tisch. So würde ein Voll-Laufen der Asse mit Wasser zu einer 100-fach über den zulässigen Grenzwerten liegenden Strahlenbelastung der Bevölkerung führen.
Macht nichts fand Merkel, die noch nicht mal ihr Ministerium selbst auf diesen Brandbrief antworten ließ, sondern gleich duckmäuserisch die Asse-Betreiber die Replik formulieren ließ.
Wozu selbst denken, wenn man auch vorformulierte Sätze der Lobby benutzen kann?

Anders als die Asse war der Salzstock Gorleben auch noch als Endlager für ungleich gefährlichere hochradioaktive Abfälle vorgesehen.   Das „Versuchsendlager Asse“ galt lange Jahre als Prototyp für Gorleben. Doch Merkel hat in dieser entscheidenden Phase an Salz als Endlagerwirtsgestein festgehalten. Sie hat den Einlagerungsbereich in Morsleben 1997 um das Ostfeld erweitert und per Atomgesetzänderung die Betriebserlaubnis für Morsleben noch 1998 um weitere fünf Jahre verlängert.
Sie hat 1998 per Atomgesetzänderung die Enteignung von widerspenstigen Grundstücksbesitzern, die in Gorleben Salzrechte besitzen, ermöglicht und damit den Ausbau des geplanten Endlagers Gorleben weiter vorangetrieben.

Greenpeace ist ernsthaft empört über Deutschlands beliebteste Politikerin:

Merkel ist eine Schlüsselfigur in der Endlagerpolitik und muss vor einen Bundestags-Ausschuss zitiert werden, sagt Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler. Sie hat gewusst, dass die Lagerung von Atommüll in Salz nicht sicher ist. Asse und Morsleben hätten sofort dicht gemacht, der Ausbau des Salzstocks in Gorleben gestoppt werden müssen.

Herr Edler hat selbstverständlich RECHT - Merkel hat versagt, bewußt die Öffentlichkeit belogen, der Bevölkerung und unkalkulierbares Krebsrisiko verschafft und last but not least auch noch Milliardenkosten für den Steuerzahler verursacht - aber daß es für so ein Verhalten irgendwelche Konsequenzen außer einer triumphalen Wiederwahl gäbe, ist nun mehr als naiv!


Merkels Zeiten als Umweltministerin sind lange vorbei.
Als Kanzlerin setzte sie 2009 bei erster Gelegenheit die Laufzeitverlängerung für die deutschen Atomkraftwerke durch. Gorleben sollte durchgesetzt werden. Gegen alle Bedenken und wissenschaftliche Analysen. Merkel wollte Gorleben, wollte die Asse, wollte Morsleben.




Bis zu Fukushima, als das ur-grüne Thema drohte Merkels Macht zu gefährden.
Nun prognostiziert man längerfristiger.

Irgendwo muß der Atommüll ja mal hin; das sieht nur 60 Jahre nach Beginn der Atomnutzung nun auch die gegenwärtige Bundesregierung ein.
Auf einmal beginnt man sich über einige Kriterien klarzuwerden.
So ein Endlager muß natürlich sicher sein, aber es darf auch nicht so endgültig sein, daß man überhaupt nicht mehr an die Fässer herankommt, falls in 100 oder 200 Jahren eine bessere Methode für strahlendes Material entdeckt wird.
Andererseits dürfe das radioaktive Megagift auch nicht zu leicht wieder auszugraben sein, um kriminellen Missbrauch damit zu verhindern.
Der Mecklenburg-vorpommersche Energieminister Christian Pegel (SPD) hält es allerdings für nicht mehr vertretbar, die Reversibilität der Endlagerung ob der Möglichkeit einer deutschen Schurkenregierung im 22. 0der 23. Jahrhundert aufzugeben.
Willkommen in Schilda.
Wir wissen nicht wie das Wetter nächsten Monat sein wird, wir haben keine Ahnung von den wirtschaftlichen Entwicklungen im Jahr 2017 und niemand kann sagen, ob 2030 in Europa Atomkrieg oder tiefer Friede herrschen wird.
Für 100.000 Jahre tödlich radioaktiv strahlenden Müll maßen sich aber Bundestagsabgeordnete an, Prognosen zu stellen.

Michael Sailer, 61, Diplom-Ingenieur für Technische Chemie, Vizevorsitzender der Bundestags-Arbeitsgruppe 3 der Endlager-Kommission, einst beim Öko-Institut und heute der Kollaboration mit der Atomlobby verdächtigt, erklärt wie es mit der Endlagersuche in Deutschland weitergeht.

Endlager frühestens in 150 Jahren
Die Arbeitsgruppe 3 der Endlager-Kommission rechnet damit, dass sich die bundesweite Suche nach einem Endlager für radioaktiven Atommüll und dessen Verschluss und Inbetriebnahme um Jahrzehnte verzögern wird. Laut einem Bericht, den der Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Michael Sailer, dem Gremium am Montagnachmittag vorstellte, könnte die Endlagerung sogar erst in 150 Jahren oder später abgeschlossen sein. Sailer skizzierte den Kommissionsmitgliedern, dass eine Inbetriebnahme des Endlagers mit dem Einbringen des ersten beladenen Endlagergebindes frühestens 2045/2050 vorstellbar sei, ein Ende der Einlagerung zwischen 2075 und 2130. Das Ziel, die hoch radioaktiven Abfälle sicher und wartungsfrei im Bergwerk einzuschließen, sei erst zwischen 2095 und 2170 oder sogar später erreichbar. […]