Samstag, 30. November 2019

Gekommen, wie befürchtet.


Die CDU hatte es vor einem Jahr vorgemacht wie man es schafft selbst einen so duckmäuserischen Kanzlerwahlverein dauerhaft in den Hühnerhaufenmodus zu versetzen: Man lasse gegensätzliche Kandidaten um den Parteivorsitz antreten, jazze das zur Schicksalsfrage hoch und verlange nach dem erwartungsgemäß sehr knappen Auszählergebnis von der unterlegenen Hälfte der Wahlberechtigten sich augenblicklich unterzuordnen.
Heute wackelt AKK mehr denn je, da statt einer inhaltlichen Debatte alles von Sym- und Antipathien für bestimmte Personen überdeckt wurde.

Die inhaltliche Debatte sparte man auch in der ohnehin viel streitlustigeren SPD aus, zettelte stattdessen eine Personaldebatte zwischen vier Kandidaten an, von denen mindestens eine so katastrophal ungeeignet ist, daß sich Parteifreunde, die sie kennenlernen mussten, regelrecht bei dem Gedanken an sie gruseln.
Geht es denn noch dümmlicher als Andrea Nahles? Offenbar schon!

[….] Sie ist die Kandidatin, bei deren Wortmeldungen sich Ministerpräsident Stephan Weil „die Nackenhaare sträuben“. Vielen wichtigen SPD-Politikern geht es mit Saskia Esken ähnlich. [….]

Esken ist nicht nur bloß ein bißchen dämlich und chronisch erfolglos, sondern auch noch unehrlich, egoistisch und fällt vorzugsweise ihren eigenen Leuten in den Rücken.
Mit anderen Worten, genau die Traumkandidatin Kevin Kühnerts und der JUSOs.

[….] SPD sucht Parteispitze: Problemfall Esken
[….]  Esken, die im Team mit Norbert Walter Borjans antritt, polarisiert. Viele Genossen unterstellen ihr, nur nach dem Parteivorsitz zu greifen, weil ihr 2021 kein sicherer Listenplatz in Aussicht steht. Bereits 2017 war sie auf dem vorletzten Listenplatz in den Bundestag „gerutscht“. Erfolge erzielte die Schwarzwälderin dabei kaum. Versuche, sich zur Chefin einer Arbeitsgruppe wählen zu lassen, scheiterten. Zudem spricht man ihr Teamfähigkeit ab: Absprachen seien schwierig oder nicht belastbar. Sie habe sich immer mehr darauf verlegt, die GroKo schlechtzureden, kritisieren Parteifreunde. Allein bei der Grundrente wechselte sie binnen Tagen ihre Position. [….]
(Hamburger Morgenpost, 30 Nov 2019)

Das könnte bitter schief gehen, wenn sich die Hälfte der SPD-Mitglieder hinter so eine unangenehme Frau stellen sollen. Die nächste Führungskrise ist damit vorprogrammiert.
Es wird keine Verlässlichkeit mehr geben.
Das ahnten auch Parteigeneral Klingbeil und Interims-Chefin Dreyer, die offensichtlich in Panik heute den ganzen Tag Beruhigungsbotschaften über alle sozialen Medien an die Mitglieder schickten und sie geradezu anflehten, nicht sofort wieder das Chaos auszubrechen zu lassen.

Wir stehen zusammen, T.“ – hieß es in fettgedruckten Versalien einer Email, die mich heute Morgen um 08:52 Uhr erreichte.

[….] Jeder von uns hatte sein Favoritenteam.
Doch wenn die Entscheidung gefallen ist, dann stehen wir zusammen und gehen gemeinsam in die neue Zeit. So wie Malu, Kevin, Franziska, Rolf und ich [….]
(Lars Klingbeil, 30.11.19)

Es folgte später ein Video mit derselben eindringlichen Botschaft.


So redet man, wenn man genau weiß, daß die Kandidaten natürlich gerade nicht dazu geeignet sind die widerstrebenden Positionen in der Partei zu einen.
Da wird es kein „zusammen stehen“ und „gemeinsam gehen“ geben können.

Es kam schließlich auch das denkbar schlechtes Ergebnis, nämlich dreifach mies:


1.) Sieg für Esken
2.) Die am stärksten polarisierende Kandidatin überhaupt wird Parteichefin
3.) Der Sieg ist aber so knapp, daß die unterlegene Hälfte keineswegs diszipliniert sein wird.

Wieder einmal bewahrheitet sich die Regel, nach der Basisbefragungen/Volksentscheide/Urabstimmungen nichts anderes als die Diktatur der Inkompetenz sind.
Parteien verbrennen sich so gut wie immer die Finger damit.
Das ist auch in sich logisch, wenn man statt der Fachleute, der Profis, der Vollblutpolitiker, der Engagierten in der Hierarchie ganz nach unten geht und die Doofsten und Desinteressiertesten bestimmen lässt.

(……) Wir lernen also wieder einmal, wie schwierig und fatal Mitgliedervoten sind.
Göring-Kirchentag statt Habeck, Müller statt Saleh, Scharping statt Schröder, Oettinger statt Schavan – die Kette der radikal falschen Mitgliederentscheidungen ist lang.

Meistens ist die Basis verblödet und entscheidet mehrheitlich für die Scheiß-Option. Siehe Recep Tayyip Erdoğans Wahl mit 52% zum Präsidenten im Juni 2018. Siehe Brexit. Nach dem Basisvotum der Engländer ist aber nicht nur falsch entschieden, sondern das Land ist in dieser Frage nicht etwa geeint, sondern mehr gegeneinander aufgehetzt denn je. Wie auch immer nun entscheiden wird, eine Hälfte der Bevölkerung wird in Frust verfallen und sich zunehmend destruktiv verhalten. (……)

Manchmal können solche fatalen Fehlentscheidungen wieder eingeholt werden, wenn man die per Urwahl erkorenen neuen Chefs – Beispiel Scharping, Beispiel Özdemir – einige Zeit später dezent aus dem Job rausmobbt und mit der herkömmlichen Methode – also durch Parteitagsdelegierte – einen besseren Chefs installiert – in diesen Fällen Lafontaine und Habeck.

(…..) Wenn wir urwählen geht das wie bei allen linkeren Parteien schief.

War die nicht schon mal etwas, das bisher immer so schön gründlich schief gegangen ist?
Ach ja! Wenn die Parteiführung im Mimimi-Modus ist, kann man ja die Mitglieder zur Urwahl aufrufen.
Dann muss niemand in der Parteiführung sein Visier herunternehmen und sich niemand vorwagen. Und wenn es schiefgeht, hat auch niemand Schuld, weil es ja die Basis war.
So macht man sich einen schlanken Fuß, wenn man keinen Mumm hat.
Dann also Diktatur der Inkompetenz.

(….) Urwahl des SPD-Parteivorsitzenden 1993: Zur Auswahl standen der kraftstrotzende Macher Schröder, die linke Wieczorek-Zeul und der unfassbar langsame Mann ohne Eigenschaften Scharping. Der Pfälzer Scharping war die Garantie dafür die Bundestagswahl 1994 zu verlieren, weil er nur eine schlechte Kopie des drögen Pfälzers Kohls war; wer auf sowas steht, wählt das Original.
Genauso wählten die SPD-Mitglieder 1993 und entsprechend kam es 1994.
Urwahl 2013 über den GroKo-Vertrag, will man mit Linken und Grünen in die Opposition, oder lieber dem Beispiel früherer Koalitionspartner Merkels folgen und sich an ihrer Seite marginalisieren und massakrieren lassen?
Berliner Urwahl 2014: Soll die Inkarnation der Ödnis, Michael Müller, 51, der fromme Evangele und Mann ohne Eigenschaften neuer Regierender Bürgermeister werden oder wagt man etwas und setzt auf den äußerst quirligen und dynamischen 37-Jährigen Fraktionschef Raed Saleh?
Klar, daß Müller mit fast 60% gewann. (…..)

Auch die Grünen fielen damit schon richtig auf die Nase und läuteten damit unter anderem den schwarzgelben Wahlsieg in NRW ein.

(…..)  Die Grünen-Mitglieder bestimmten per Urwahl die Bundestagsspitzenkandidaten.

Das ist ja mal gründlich schiefgegangen.

Die ostdeutsche Merkel-Bewunderin Kathrin Göring-Kirchentag hatte die Grünen bei der letzten Bundestagswahl zielstrebig zur kleinsten Oppositionskraft hinter der LINKEn verzwergt.
(…..)
Mit konsequenter Umschiffung jeder inhaltlichen Politik brachten es Göring-Eckardt und Hofreiter fertig die Wähler eine volle Legislaturperiode so einzunebeln, daß niemand auch nur einen Schimmer von grünen Politikvorstellungen hat. Man kennt keine Konzepte, keine Pläne, noch nicht mal Meinungen zu den Bereichen Flüchtlinge oder Finanzpolitik.
Es ist noch nicht mal ansatzweise möglich auch nur die grobe politische Richtung der Grünen zu erahnen. (……)
Peter, Özdemir, Hofreiter und Göring-Eckardt hassen sich alle gegenseitig.
 Es gibt nur die eine Gemeinsamkeit; nämlich den Wunsch, den einzig guten Spitzenkandidaten, Minister Habeck zu verhindern.
Das gelang bei der Urwahl – wenn auch denkbar knapp.

[……] Parteichef Cem Özdemir schnitt bei den Männern mit 35,96 Prozent extrem knapp am besten ab. Robert Habeck, Umweltminister in Schleswig-Holstein, holte nur 75 Stimmen weniger und kam auf 35,74 Prozent. Fraktionschef Anton Hofreiter vom linken Flügel der Partei bekam 26,19 Prozent. [….]
(dpa, 18.01.2017)

Urwahl ohne zweiten Durchgang. Das erinnert natürlich an die fatale Scharping-Urwahl von 1993, die direkt in die Opposition führte. (…..)
(Jeder kommt mal dran, 19.01.2017)

Dank des abstrusen Wahlmodus‘ (ohne Stichwahl) und der ausgebliebenen Sachauseinandersetzung, stehen nun an der Grünen-Spitze zwei ausgesprochene CDU-Fans mit direktem Kurs auf das Abstellgleis.

Standen die Grünen noch Mitte 2016 bei 13 bis 14%, haben sie sich jetzt auf 7% halbiert. INSA misst sogar nur 6,5%; die 5%-Hürde rückt nah. (…..)

Ende 2018 wird offensichtlich wie man vorankommt: Die Urwahl-Ergebnisse einkassieren, die Urgewählten auf den Müllhaufen der Parteigeschichte werfen und sich unter sane people für einen Besseren entscheiden.
Seit Habeck und Baerbock Parteichefs bei den Grünen sind, geht es steil bergauf. Bundesweit 20% in den Umfragen – ganz klar die stärkste Kraft hinter CDU/CSU – weit vor AfD, Linken und SPD.
Einzige echte grüne Schwachstelle bleibt die farblose und ineffektive Bundestagsfraktionsführung, in der Urwahl-Göring-Kirchentag die Partei blamiert. (….)

Wenn die Parteitagsdelegierten also ein derart fatales Urwahlergebnis beseitigen und wieder ein mit Profi-Methoden gewählten Vorsitzenden bestimmen, kann es mit der Partei also auch sehr deutlich bergauf gehen.

Die SPD hat leider zwei Schritte zurück gemacht. Der nächste Parteitag muss nun erst mal Esken wählen und anschließend müssen wir vermutlich ein Jahr lang täglich in die Schreibtischplatte beißen, während wir dabei zusehen, wie Esken Land und Partei weiter in den Abgrund fährt, bis es endlich jedem Deppen einleuchtet, daß sie die falsche Wahl war.

Vorher werden die beiden Trottel aber vermutlich jegliche Einflussnahme der SPD auf die Regierung atomisieren und durch abstruse Forderungen eine CDU/CSU-Alleinregierung erzwingen, in der es dann gar keine Grundrente, keinen Klimaschutz, keinen Mindestlohn, keine Mietpreisbremse, aber dafür viel mehr Kriegseinsätze, Rüstungsexporte und Pestizidbelastungen geben wird.
Außenminister Spahn und Sozialministerin Klöckner haben dann freie Hand für alle Sauereien.