Freitag, 23. August 2019

Christen und Juden in den USA.


Die evangelikalen Christen Nordamerikas sind radikal „Israel-freundlich“.
Unter Israel verstehen sie das Heilige Land, in dem Jesus und seine Familie umherlatschten und wenn die eines baldigen Tages wiederkommen, dann entweder in „God’s Own County“, also Alabama, Tennessee oder Kansas, oder eben in Israel.
Unter Israel verstehen sie radikal rechte Politiker wie Bibi Netanjahu, der möglichst rabiat gegen Muslime aller Art vorgeht, den gemeinsamen Erzfeind Iran mit 200 Atombomben in Schach hält und der alles dafür tut die jüdischen Siedler auf palästinensischen und jordanischen Landstrichen zu unterstützen.
Jesus soll ja nicht allzu viel Arbeit haben, wenn der adventus Domini (Ankunft des Herrn) ansteht. Bisher gab es ja leider 2000 Jahre Parusieverzögerung (Ausbleiben der Wiederkunft Christi), aber kann man es Jesus verdenken, daß er die Parusie prokrastiniert, wenn in seinem Land alles voller Ungläubiger ist, die er umständlich massakrieren muss?

In diese endzeitlichen Wahnwelten Kushners, Trumps und all der Teebeutler passen selbstverständlich keine liberalen und säkularen Israelis.
Da gibt es keine Rabins und Peres‘, keine Meretz-Partei, keine schwulen Friedensbewegten wie Aviv Geffen, keine große Friedensbewegung Bewegung Schalom Achschav (Frieden Jetzt), keinen israelischen Publizisten Uri Avneri.
Diese verwirrten Linken glauben an die Zukunft, wollen sie auch noch friedlich gestalten.

Evangelikale wissen genau wie ultraorthodoxe Juden, daß die Zukunft schon vorbei ist und der Herr bald ankommen wird.
Endzeitgläubige Amerikaner gehen daher Hand in Hand mit den Schas- und Likud-Israelis. Man hat erst mal ein gemeinsames Interesse und spricht nicht ganz so offen darüber, daß der gute Jesus ganz zum Schluß natürlich auch noch alle nicht zum Christentum konvertierten Juden abmurxen wird.

Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.
(Joh 8,44)

Beschweren können sie sich aber nicht; schließlich wurde all das von höchster Stelle in der Bibel angekündigt. Jesus konnte die Juden nicht ausstehen und so war der Antisemitismus der christlichen Päpste genauso folgerichtig wie der Judenhass der frommen Christen Martin Luther und Adolf Hitler.

14 Denn, Brüder, ihr seid Nachahmer der Gemeinden7 Gottes geworden, die in Judäa sind in Christus Jesus, weil auch ihr dasselbe von den eigenen Landsleuten erlitten habt wie auch sie von den Juden,
15 die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns verfolgt haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen feindlich sind,
16 indem sie - um ihr Sündenmaß stets voll zu machen - uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die gerettet werden; aber der Zorn ist endgültig über sie gekommen.
(1 Thess 2)

All die frommen GOP-Senatoren, FOX-Hosts und Präsidentschaftskandidaten wie Blitzbirne Palin geben sich in Jerusalem die Klinke in die Hand, halten den Likud für den GOP-Ableger im Heiligen Land.
Man versteht sich, man hilft sich, man macht gegenseitig für einander Wahlkampf.
Da schadet es nur allzu deutlich zu sagen, was Israelis erwartet, wenn der Republikanische Waffen-Jesus bei ihnen aufschlägt.

[…..] Der Beginn der Endzeit wird nämlich mit Pfingsten datiert, das heißt mit der Geburtsstunde der christlichen Gemeinde (Apostelgeschichte 2,14-41). Die Endzeit soll schließlich im Gericht über die lebenden Völker (Matthäus 25,31–46) enden. […..] Interessant ist, dass [Jesus] von den „Wehen“ der Endzeit spricht (Mt 24,8). Dann wäre die Endzeit einer Schwangerschaft vergleichbar: lange Zeit wächst das Böse in der Welt heran und wird größer, vor der Geburt setzen dann die Wehen ein.
Als „den Anfang der Wehen“ benennt Jesus folgendes: „Denn ein Heidenvolk wird sich gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere, und es werden hier und dort Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben geschehen. Dies alles ist der Anfang der Wehen.“ (Matthäus 24,7-8). […..] Am Ende der großen Trübsal kehrt Jesus wieder und wird den Antichristen und sein Heer vernichten (Matthäus 24,29-31; Offenbarung 19,11-21). Nach dem Modell der Heilszeitalter wird Jesus nach seiner Wiederkehr das Tausendjährige Reich errichten, in dem er über die Welt herrscht. In dieser Zeit ist Satan gebunden (Offenbarung 20,1-3). […..]

In der Endzeit zu leben ist für die meisten Evangelikalen Christen offensichtlich und da passt es nur zu gut ins Bild, die Reinkarnation des König Kyrus als 45. US-Präsidenten amtieren zu sehen.



Völlig unverständlich ist es für Trump und seine Epigonen wenn Juden nicht vor Dankbarkeit jubilierend ihr Kreuz bei den Republikanern machen.
Jüdische Amerikaner, die demokratisch wählen?
Trump ist empört über so viel Undankbarkeit.

[….] President Donald Trump on Tuesday criticized Jewish Americans who vote for Democrats, saying "it shows either a total lack of knowledge or great disloyalty."
Trump was speaking to the press in the Oval Office about two Democratic congresswomen barred from entering Israel over their involvement in the movement to end international support for the country because of its policies toward Palestinians.
"Five years ago, the concept of even talking about this -- even three years ago -- of cutting off aid to Israel because of two people that hate Israel and hate Jewish people -- I can't believe we're even having this conversation," Trump added. "Where has the Democratic Party gone? Where have they gone where they're defending these two people over the State of Israel?"
He added, "I think any Jewish people that vote for a Democrat -- it shows either a total lack of knowledge or great disloyalty."
The remark led critics to argue the President was dabbling in the anti-Semitic trope of "dual loyalty," which questions the loyalty of Jewish citizens. [….]


IQ45 kann sich diese massive antisemitische Attacke leisten. Denn es leben nur gut fünf Millionen jüdische Amerikaner in den USA und von denen wählen ohnehin drei Viertel die Demokraten.


Das dürfte weniger mit ethnischen Spezifika oder grundsätzlicher Loyalität zu Israel zu tun haben, als mit der Tatsache, daß jüdische Amerikaner überdurchschnittlich gebildet sind. Das Hauptmerkmal für Trump-Voter ist aber ihre Dummheit.

Dem weißen Rassisten Trump sind Juden egal; er zielt mit seinen Attacken auf die erheblich größere Wählergruppe der evangelikalen Christen, die immer noch die stärksten Trump-Unterstützer sind.

Wenn liberale Juden wie Michael Rapaport sich über ihren Lieblingspräsidenten echauffieren, bestärkt das nur ihren Trump-Wahn.


Im Oval Office gibt es dagegen immer dieselbe Strategie: Doubling Down!

Wird Trump für seinen Rassismus attackiert, sagt er etwas noch viel Rassistischeres. Die homegeschoolten weißen Religioten erfreuen sich, weil sich ihr Clown in Chief nicht einschüchtern lässt.


Wird Trump für seinen Antisemitismus kritisiert, spult er das gleiche Muster ab: Noch mehr Judenhetze!
Dafür eignen sich insbesondere auch seine „spiritual adviser“, also jene völlig verblödeten rechtsextremen Pfaffen, die in Trump „the chosen one“ sehen.

[….]  Trump’s Pastor Robert Jeffress: God Will Curse Jews Who Vote For Democrats
Anti-Semitism for Jesus and the GOP: Robert Jeffress, Texas megachurch pastor and one of Trump’s closest spiritual advisors, warns Jews that they and their children will be cursed by God if they vote for Democrats.
Jeffress made his over-the-top anti-Semitic remarks while making an appearance on Todd Starnes’ Fox News radio show. […..]

Den beiden jüdischen Top-Trump-Beratern Ivanka und Jared gefällt das.