Donnerstag, 21. Februar 2019

Hinsetzen – Teil IV


Die 9,2% für Wagenknechts AfD-Light bei der Bundestagswahl von 2017 waren natürlich gar nichts angesichts einer ins Bodenlose wegschrumpfenden SPD.
Da andere Linke auch alles andere als brillieren, nicht die Kraft finden sich von ihrer rechts tickenden Fraktionsvorsitzenden zu trennen und sich sogar demonstrativ an Donald Trump heranwanzen, geht es demoskopisch hinab.
Forsa misst bundesweit gerade noch 6% für die Linke. Damit sind im Verglich mit dem Bundestagswahl ein Drittel der Wähler abgehauen. Also verloren Wagenknechts Leute prozentual sogar mehr als die SPD.
Damit ist eingetreten, was die meisten wohlwollenden Linksliberalen seit der ersten Ankündigung von Wagenknechts Ego-Projekt #aufstehen prophezeit hatten: Sie spaltet die Linke und schadet beiden.

  Ja, es gibt Querfront-affine Menschen, die für latente Gewalt zu haben sind.
Aber klassische Linke, die auf Solidarität und Menschenrechte Wert legen, sind natürlich von den xenophoben und antisemitischen Anleihen der Ex-Plattformerin Wagenknecht abgestoßen.

Ihre peinlichen Auftritte in gelber Weste und die tumben Versuche die französischen Protestler für die eigenen Zwecke auszunutzen schaden mehr als sie nutzen, weil die rabiaten Rebellen immer negativer konnotiert werden.

[…..] Antisemitische Ausfälle in Gelb
Französische Politiker streiten nach einem Vorfall bei einer Protestdemo der Warnwestenträger über den richtigen Umgang mit Judenhass. Geplant ist ein Solidaritätsmarsch - doch nicht jeder ist dazu eingeladen.
Frankreichs Politiker streiten über eine angemessene Reaktion auf den wiedererstarkenden Antisemitismus im Land. Auf einer Kundgebung der Gilets jaunes am Samstag in Paris wurde der Philosoph Alain Finkielkraut von Personen in gelben Westen beleidigt. Die Angreifer verwendeten dabei das Wort "Jude" als Schimpfwort. [….]

Schon lange wird darüber berichtet, daß sich Schwule oder Dunkelhäutige nicht unter die Kundgebungen der Gilets Jaunes trauen, weil dort eine scharfe ausländerfeindliche, rassistische Stimmung herrscht.

 (….) Das Thema Gelbwesten will ich nicht detailliert aufrollen; man möge das bei Sascha Lobo nachlesen.

Eine Bewegung, in der sich so viele Rechtsextreme und Rassisten tummeln, daß sich schwarze und LGBTI-Demonstranten nicht trauen dort mitzumarschieren, ist rundherum abzulehnen.
Aber auch die Gewalttätigkeit der Gelbwestenproteste ist indiskutabel.

Wo sich islamophobe Rechte tummeln, will Sahra Wagenknecht nicht fehlen.
Nach den schweren gewalttätigen Ausschreitungen in Frankreich springt sie auch auf den Zug.
Sie baut sich in gelber Weste vor dem Kanzleramt auf, um die rechte Wut für ihre persönlichen Belange einzusammeln. (….)

In den folgenden zwei Monaten wurde die antihumane Hass-Stimmung unter den Gelbwestlern offenbar noch aggressiver.

 […..] Die Protestbewegung der Gelbwesten in Frankreich hat ihre Unschuld verloren. Sie zeigt inzwischen zunehmend eine hässliche Fratze.
[…..] Der streitbare Intellektuelle [Finkielkraut] war beim Verlassen eines Wohnhauses in den Aufmarsch der Gelbwesten geraten, wurde sofort umzingelt, bedroht und als „Judensau“, „Scheißzionist“ oder „Drecksrasse“ beschimpft.

Herbeieilende Polizisten mussten den sich laut eigenen Worten in „großer Angst“ befindenden 69-Jährigen vor dem hasserfüllten Mob in Sicherheit bringen. […..] Zu antisemitischen Vorfällen und ­Hakenkreuzschmierereien ist es im Umfeld der Proteste aber gerade in den letzten Wochen immer wieder gekommen. Von Beginn an gab es zudem in den sozialen Netzwerken, über die die Gelbwesten sich fast ausschließlich organisieren, eine antisemitisch gefärbte Hetze gegen den ehemaligen Rothschild-Banker Emmanuel Macron, der vom jüdischen Großkapital im Élysée-Palast installiert worden sei.
[…..] Die Zahl antisemitischer Vorfälle war im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen. […..] Ihre Radikalisierung und falsche Freunde lassen die Gelbwesten zusehends ins gesellschaftliche Abseits driften. […..] (HH Abla, 19.02.2019)

Sahra Wagenknecht, die schon seit Monaten von Pipi-Berger und Gauland gelobt wird, die in Frauke Petry nicht nur eine neue Freundin, sondern eine mögliche #aufstehen-Verbündete gefunden hat, stört das nicht nur nicht, sondern diese rechtsextremen Ausfälle führen sogar zu noch intensiverer Adaption.
Sie sieht den gewalttätigen Hass-Mob als Vorbild.

 [….] Protestforscher Dieter Rucht:
Die Gelbwesten werden auch hierzulande aufmerksam beobachtet. Und haben zum Beispiel auch das Interesse der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht gefunden, die hier selbst eine breite Bewegung starten will. Kurz vor Weihnachten trat sie in Gelbweste vor dem Kanzleramt auf, auch Ortsgruppen von „Aufstehen“ starteten verschiedene Gelbwesten-Aktionen. Frankreich ist für Wagenknecht offenbar ein leuchtendes Vorbild. Aber nach meiner Einschätzung wird diese Übertragung nach Deutschland vermutlich so nicht klappen, wie sie sich das vorstellt.

Tagesspiegel: In Deutschland ist ja nicht nur Sahra Wagenknecht in Gelbweste unterwegs. Auch Rechtsradikale versuchen, die Bewegung zu vereinnahmen – AfD, Pegida, die neonazistische Kleinpartei „Der III. Weg“. Ist das eine neue Querfront?


Protestforscher Dieter Rucht: [….] Es sind die alten Bemühungen, die es ja auch schon von Querfront-Seite gab. Die werden im Lichte der neuen Gelbwesten-Bewegung neu aufgelegt. [….] Was „Aufstehen“ angeht: Wenn die sich jetzt gelbe Westen anziehen, dann können wir nicht unbedingt sagen: Hier sind stramme oder dezidierte Linke unterwegs. Da sind dann auch Leute dabei, die solchen Querfront-Ideen nahestehen oder die sogar ideologisch eher rechts stehen, [….] Ich bin skeptisch. Und die bisherigen Auftritte – zuletzt auch am vergangenen Samstag in verschiedenen Landeshauptstädten – waren in der Summe eher kläglich. [….]

Liebe Linke, als linksgrünversiffter R2G-Freund benötige ich Euch, aber wenn Ihr Wagenknecht nicht rauswerft, führt sie euch zielgenau unter die 5%-Hürde.

Anfang gab es 280.000 Gilets jaunes bei französischen Demos.
Eine Aufstehen/Gelbwesten-Demo in München bekam ganze 100 Teilnehmer zusammen.
Wie lange will die Linke das tote Pferd noch weiterreiten?

 [….] Der langjährige Linken-Fraktionschef Gregor Gysi hat seine Nachfolgerin Sahra Wagenknecht für deren Politik kritisiert und ihr zu einer Neuorientierung geraten. "Ich glaube, Sahra muss ihre Rolle in der Partei für sich neu definieren", [….] Gysi geht nach eigener Aussage davon aus, dass sich die im September 2018 von Wagenknecht ins Leben gerufene "Aufstehen"-Bewegung nach und nach von selbst erledigen wird. "Man kann eine Bewegung nicht von oben beschließen", sagte der 71-Jährige. Aufrufe von "Aufstehen" zu Protestaktionen von "Buntwesten" in mehreren deutschen Städten stießen nur auf begrenzte Resonanz.
[….] Zudem äußerte sich Gysi skeptisch zu Wagenknechts Sympathien für die "Gelbwesten"-Bewegung in Frankreich[….] Die "Aufstehen"-Bewegung Wagenknechts hat für den heutigen Samstag in Anlehnung an die "Gelbwesten" zu Protesten von "Buntwesten" in gut einem Dutzend deutschen Städten aufgerufen. In Berlin blieb die Teilnehmerzahl allerdings deutlich hinter der zuvor angekündigten Zahl von 500 Demonstranten zurück. In Düsseldorf gab es laut WDR etwa 200 Teilnehmer, die mehr soziale Gerechtigkeit forderten, in Erfurt nahmen laut MDR etwa 100 Menschen an einer Kundgebung teil. [….]