Dienstag, 6. Juni 2017

Neues aus dem Weißen Haus.

Im November 2008 lagen die Vereinigten Staaten von Amerika so am Boden wie kaum jemals zuvor.
Das Weiße Haus so unbeliebt wie nie zuvor, jede Woche gingen 100.000 Arbeitsplätze verloren, Myriaden Menschen verloren ihre Häuser, ausgehend von NY hatte die größte Weltfinanzkrise seit 1929 die Welt erfasst, Amerika war in zwei verlustreiche extrem teure Kriege verstrickt, das Haushaltsdefizit lag auf einem Rekordhoch und das internationale Ansehen der USA war im tiefsten Kellergeschoss.

Angesichts dieser Megakrise und eines extrem schwachen republikanischen Tickets war ein junger und unerfahrener schwarzer Prediger zum Präsidenten gewählt worden, der voller Elan die Transitionphase begann.

In vielen Chefetagen und Universitätsbüros blickte man voller Angst auf das Telefon. Man betete inständig, der bewußte Anruf möge nicht kommen.
Bitte, lass‘ es nicht Obama sein, hoffte man, wenn das Telefon klingelte.

Niemand wollte nach Washington um da Regierungsämter zu übernehmen, weil die Lage dort als aussichtslos verfahren galt, weil man sich halb totarbeiten würde, weil man nur Ärger bekäme und zu allem Übel auch noch sehr viel schlechter bezahlt würde als bisher in der Privatindustrie.
Jobs im Zentrum der Macht gelten als so auszehrend, daß selbst überzeugte und physisch topfitte Obama-Fans wie David Axelrod oder Rahm Emanuel die hohe Frequenz nur kurz aushielten. Ersterer war White House Senior Advisor von Januar 2009 bis Anfang 2011, letzterer Obamas Stabschef von Januar 2009 bis Oktober 2010.

Aber wenn der bewußte Anruf kam, konnte man auch nicht ablehnen. Man sagt nicht „Nein“ zum president-elect. Das US-Präsidentenamt war sagenumwoben und die Ehre vom Präsidenten gebeten zu werden so enorm, daß eine Ablehnung nicht in Frage kam.
Wollte Obama jemand in seiner Administration, blieb nur eine mögliche Antwort:
 „Yes Sir!“.
 Immerhin galt eine Tätigkeit im Weißen Haus als lebenslanger Karriereboost. Eine bessere Referenz als „ich habe für den Präsidenten gearbeitet“ konnte man sich nicht vorstellen.

In den folgenden acht Jahren gelang den rechten Medien, den ultrareichen Fanatikern wie den Koch-Brüdern und der Tea-Party das für unmöglich Gehaltene: Mit unterschwellig rassistischem Dauerfeuer wurde das Vertrauen in die US-Institutionen so unterminiert, wie es sich der KGB in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte.
Eine besonders widerliche Rolle spielte dabei ein gewisser Donald Trump, der fünf Jahre lang auf der white-supremacy-Welle ritt und Barack Obama grundsätzlich unterstellte gar kein Amerikaner zu sein. Trump machte die Birther-Bewegung groß, die dazu führte, daß zig Millionen Amerikaner bis heute davon überzeugt sind, Obama wäre ein schwuler, muslimischer Kenianer, der als kommunistischer Agent Amerika zerstören wolle.

Im November 2016 stand der nächste president-elect vor ganz anderen Aufgaben. Die Wirtschaftskrise war weitgehend behoben, das Ansehen Amerikas war wiederhergestellt, die Nation war deutlich moderner geworden (Stichworte „green energy“, „gay marriage“, „affordable care-act“, „cannabis“), aber der Aufschwung kam bei vielen Menschen nicht an. Die sicheren Industriejobs für wenig gebildete Arbeiter gab es nicht mehr. Die Infrastruktur bröckelte.

Ich weiß nicht, ob in den Chefetagen ein ähnliches Bangen vor dem Telefonklingeln wie acht Jahre zuvor herrschte.
Möglicherweise nicht; denn die Autorität des Neuen war bereits angeknackst.
Außerdem sprach sich schnell rum, wie unvorbereitet das Trump-Transition-Team war. Man hatte keinen Plan und tätigte daher auch nicht viele Anrufe. Bis heute sind tausende Stellen nicht besetzt.

Nun ist Trump vier Monate im Amt und hat es geschafft den letzten Respekt vor ihm wegzutweeten.
Das Weiße Haus ist immer noch kaum arbeitsfähig und niemand scheint es zu interessieren. Die Ignoranz des Trump-Kabinetts ist unheard of.
Viel wichtiger sind die in steter Eigenproduktion aufquellenden Skandale. Nun heißt es „lawyer up“ für Trump.

Der von ihm selbst eingeleitete Ansehensverfall zeigt aber erstaunliche Auswirkungen. Wenn die Top-Kanzleien ein Anruf aus dem Weißen Haus bekommen und hören „der Präsident der USA braucht sie“, antworten sie mit „Nö“. Für Trump will man nicht arbeiten.

[….] “The concerns were, ‘The guy won’t pay and he won’t listen,’” said one source who is described as a “lawyer close to the White House.”
Brendan Sullivan of Williams & Connolly, Ted Olson of Gibson, Dunn & Crutcher, Paul Clement and Mark Filip of Kirkland & Ellis and Robert Giuffra of Sullivan & Cromwell are reportedly among the firms who turned the White House down.
Some lawyers also refused to represent Trump citing possible damage to a firm’s reputation because of his toxic political image at the moment. [….]

Trump ist nicht nur dank seiner Ignoranz als sehr undankbarer Klient bekannt, sondern seine gesamte Regierung gilt inzwischen als derart schlecht, daß niemand damit in Verbindung gebracht werden will.

[….] The unwillingness of some of the country’s most prestigious attorneys and their law firms to represent Trump has complicated the administration’s efforts to mount a coherent defense strategy to deal with probes being conducted by four congressional committees as well as Justice Department special counsel Robert Mueller.
The president’s chief lawyer now in charge of the case is Marc E. Kasowitz, a tough New York civil litigator who for years has aggressively represented Trump in multiple business and public relations disputes — often with threats of countersuits and menacing public statements — but who has little experience dealing with complex congressional and Justice Department investigations that are inevitably influenced by media coverage and public opinion. [….]

Eine für Amerika noch nie da gewesene Situation. Das Weiße Haus gilt als „toxisch“ für die Karriere. Kein intelligenter Mensch will nach gerade mal vier Monaten Trump-Präsidentschaft das sinkende Schiff betreten.
Das ist bedauerlich für Trumps engsten Kreis, der es nun schwer hat juristisch vertreten zu werden.

Noch viel bedauerlicher ist das allerdings für die Regierung und das amerikanische Volk. Selbst wenn Trump alle Skandale überstehen sollte und bis 2021 im Amt bliebe, ist heute schon klar, daß seine Administration nicht funktionieren wird. Das Weiße Haus liegt lahm da und kann personell nicht aufgefrischt werden.
Trump wird nur noch zweit- und drittklassige Mitarbeiter finden.

[…..]  Administration Talent Vacuum
[…..]  [The] White Houses, like all organizations, run on talent, and the Trump White House has just become a Human Resources disaster area.
[…..]  We have seen White Houses engulfed by scandal before. But we have never seen a White House implode before it had the time to staff up. […..]  The Trump administration, […..] , has hundreds of senior and midlevel positions to fill, and few people of quality or experience are going to want to take them.
Few people of any quality or experience are going to want to join a team that is already toxic. Nobody is going to want to become the next H. R. McMaster, a formerly respected figure who is now permanently tainted because he threw his lot in with Donald Trump. Nobody is going to want to join a self-cannibalizing piranha squad whose main activity is lawyering up.
That means even if the Trump presidency survives, it will be staffed by the sort of C- and D-List flora and fauna who will make more mistakes, commit more scandals and lead to more dysfunction.
Running a White House is insanely hard. It requires a few thousand extremely smart and savvy people who are willing to work crazy hours and strain their family lives because they fundamentally believe in the mission and because they truly admire the president.
[…..]  Even on its best early days, the Trump White House never had that.
[…..]  Over the past 10 days the atmosphere has become extraordinary. Senior members of the White House staff have trained their sights on the man they serve. Every day now there are stories in The Times, The Washington Post and elsewhere in which unnamed White House officials express disdain, exasperation, anger and disrespect for their boss.
As the British say, the staff is jumping ship so fast they are leaving the rats gaping and applauding.
Trump, for his part, is resentfully returning fire, blaming his underlings for his own mistakes, complaining that McMaster is a pain, speculating about firing and demoting people. This is a White House in which the internal nickname for the chief of staff is Rancid. […..]