Donnerstag, 22. September 2016

Bitte verwirren Sie mich nicht mit Fakten.



Für die deutsche Parteienlandschaft des Jahres 2016 erdachte sich kürzlich DER SPIEGEL den zutreffenden Begriff „postfaktisches Zeitalter“.
Sehr stolz hauten die Hamburger der Bundeskanzlerin diesen Terminus Technicus um die Ohren und berichteten ihren Lesern, daß Frau Merkel sehr aufmerksam versprach dieses ihr bisher unbekannte Wort in ihren Wortschatz aufzunehmen.

OK, eine echte Eigenleistung war es nicht; denn in Amerika gibt es schon seit sechs, sieben Jahren den Begriff „post-truth era“ um auszudrücken, daß sich Republikaner und Teebeutler ihre eigene, von Fakten unabhängige Welt schaffen.

Viele Liberale und Linke haben den Charme des Postfaktischen noch nicht verstanden und glauben man könne mit Ehrlichkeit und Richtigstellungen dagegen ankommen.
Das ist aber genau falsch. Man kann keinen Gläubigen damit überzeugen, daß Ungläubige nicht glauben.

Es wird fälschlicherweise vorausgesetzt, daß ein Wähler, der erkennt wie sein Kandidat lügt und sich selbst widerspricht davon abließe diesen weiterhin zu unterstützen.

Das ist aber in der heutigen Welt der sozialen Medien nicht mehr so.
Wir leben im Post-Truth-Zeitalter, in dem sich Trump-Supporter wie CNN-Dauergast Jeffery Lord an CNN wenden und verlangen bei den Debatten keine Factchecker zuzulassen, weil das einseitig ihren Kandidaten benachteilige.

During an interview on CNN, Jeffery Lord, apparently unaware that the “news” in “Cable News Network” is supposed to be factually correct, had this to say after host Brian Stelter commented that Trump has been consistently torn apart by fact checkers:

    I honestly don’t think this ‘fact-checking’ business … is anything more than one more out of touch, elitist media-type thing,” Lord said. “I don’t think people out here in America care. What they care about are what the candidates say.

Did you catch that? Fact-checking is “out of touch” and “elite” and Americans don’t care about any of that truth and honesty stuff. [….]

Verdammte liberal media, die es unsinnigerweise wagen Lügen Lügen zu nennen.
Man ergibt sich seinem Hass und konzentriert sein eigenes Leben so sehr auf seine spezielle Informations-Inzestblase, daß man Fanatismus, Alarmismus und Irrationalität für die einzige Realität hält. Man ent-erdet sich von der Realität; schwebt im Raum der Bösartigkeiten und Gerüchte.
AfNPD-Fans in MeckPomm und Trumpianer sind diesbezüglich gleich.
Sie sind rationalen Argumenten nicht mehr zugänglich.

Trump-Wähler wissen Bescheid.
Diesen unseriösen Fakten glauben sie sowieso nicht, weil sie es ja selbst schon genau wissen.

Hillary Clinton hat AIDS, weil sie sich bei Bill Clinton angesteckt hat, nachdem er mit Magic Johnson geschlafen hat!
Sie läßt sich daher üblicherweise von einem Hillary-Double vertreten.
Selbstverständlich ist Barack Obama Muslim-Terrorist und hat als solcher den World-Trade-Center-Terroranschlag verschuldet, was man schon daran erkennt, daß er am 11.September 2001 nicht im Oval Office war. Er hat also gewußt, daß das Weiße Haus angegriffen würde.


Aus Sicht der Trump-Kampagne kann es  also nur schaden ihre treuen Anhänger mit Fakten zu verwirren.
Die sollen schließlich nicht auf dumme Ideen kommen.

[…..] Trump seems to be pushing the limits of what’s to be expected. According to a Politico analysis this spring, the candidate lies every five minutes in speeches, and PolitiFact rates 70 percent of his major political statements as being either somewhat false or a complete lie.[….]

Die nächsten ganz großen Entscheidungen zur US-Wahl fallen bei den vier TV-Debatten, denen großer Einfluss auf das Wahlverhalten nachgesagt wird.

Trump hat sich daher schon prophylaktisch gegen den CNN-Moderator Anderson Cooper ausgesprochen, der zusammen mit Martha Raddatz die  second presidential debate am 09. Oktober moderieren wird.
Gegen Cooper sprechen gewichtige Gründe: Er ist schwul, fragt nach, ist schwul, weist auf Unwahrheiten hin, ist schwul, stellt harte Fragen, ist schwul, gilt als neutral und ist zu allem Übel auch noch schwul.

[…] Donald Trump attacked CNN’s Anderson Cooper for being a biased moderator, but a new poll found that voters believe that Cooper will be the least biased of the four presidential debate moderators.
When asked about CNN’s Anderson Cooper, Trump said, “I’m not okay with Anderson Cooper because I think he treats me very unfairly at CNN. I think he’s very unfair. He’s very unfair on CNN. I think CNN, they call it the Clinton News Network, that’s why the ratings aren’t doing very well.”
A Morning Consult poll asked voters how they feel about the debate moderators, and not surprisingly, they disagreed with Donald Trump. Of the four presidential debate moderators, CNN’s Cooper was thought to be the least biased followed by NBC News’s Lester Holt, Fox News Sunday’s Chris Wallace, and Martha Raddatz of ABC News. In the same poll, Cooper was also voted the moderator who would ask the toughest questions and host the best debate.  It is obvious that Trump is most worried about Cooper asking him a question that he doesn’t want to answer. It is also clear that Trump expects to be handled with kid gloves by Holt and Raddatz. [….]

In Wahrheit dürfte es Trump gar nicht so sehr stören von Anderson Cooper befragt zu werden, denn durch dessen sexuelle Orientierung wirkt er bei Trump-Anhängern a priori unglaubwürdig.

Eins muß allerdings klargestellt werden; es darf keine Fact-Checks während der Sendung geben.
Trumps Anhänger lassen sich zwar nicht durch Fakten verwirren, aber bei den Debatten wird es eine enorme Einschaltquote geben. Es wird also darum gehen die Stimmen der bisher Unentschiedenen zu bekommen und die dürfen aus der Sicht der Republikaner nicht mit der Wahrheit vergiftet werden.

Trump verbittet sich Faktencheck beim TV-Duel!l
Donald Trump beschimpft andere gern als Lügner, geht selbst mit der Wahrheit aber locker um. Bei dem TV-Duell mit Hillary Clinton solle der Moderator auf einen Faktencheck verzichten, fordert der Republikaner.
[…..] Wenn es nach Trump geht, will er zumindest beim anstehenden TV-Duell mit seiner Kontrahentin Hillary Clinton nicht auch noch mit Faktenchecks behelligt werden. Die Kandidaten sollten sich gegenseitig auf falsche Behauptungen aufmerksam machen, sagte Trump in einem Telefoninterview mit dem US-Sender Fox. Das sei nicht Aufgabe des Moderators Lestor Holt. Clinton und er würden das selbst ausdiskutieren. […..]