Dienstag, 25. März 2025

Klerikalfaschismus gewinnt.

Es läuft verdammt gut für die Dunkelkatholiban.

Die Faschisten bilden einen riesigen braunen Block im neuen Bundestag – mehr als 25% der Abgeordneten.

Der braune Block und die braunen Blogs jubeln, denn in dem Monat seit der Bundestagswahl, schrumpfen SPD und CDUCSU weiter in den Umfragen, während die AfD deutlich steigt.

Zudem wurde heute eine dezidierte AfD-Faschisten-Freundin zur zweitmächtigsten Frau im Staate gewählt. Nun ist Schluß mit der parlamentarischen Ächtung des rechtsextremen Verfassungsfeinde; die Klöcknerin reichte ihnen sogleich die Hand.

Ja, einige katholische Bischöfe raten zwar ihren Schäfchen davon ab, die AfD zu wählen. Aber Nazi-Verschwörungstheoretiker wie David Berger haben nicht Unrecht, wenn sie auf die großen Gemeinsamkeiten von katholischem Katechismus und dem AfD-Programm verweisen.

[….] Die katholische Kirche positioniert sich traditionell gegen den Schwangerschaftsabbruch mit dem Argument, dass der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen wurde und deswegen jedes menschliche Leben geschützt werden müsse, auch das von Embryonen. Zuletzt unterstrich der Vatikan mit einer Erklärung zur Menschenwürde („Dignitas infinita“) diese Position, die von der katholischen Kirche in Deutschland positiv aufgenommen wurde.

Auch die AfD spricht von Lebensschutz, sie lehnt eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ab. Im Grundsatzprogramm heißt es dazu: „Die Alternative für Deutschland wendet sich gegen alle Versuche, Abtreibungen zu bagatellisieren, staatlicherseits zu fördern oder sie zu einem Menschenrecht zu erklären.“  [….] Ein zweites Thema, bei dem sich die Position von AfD und katholischer Kirche überschneidet: die Ablehnung von Homosexualität und der Ehe für alle. In den Wahlprogrammen der AfD findet sich zwar keine Hetze gegen Homosexuelle, es gibt aber immer wieder Stimmungsmache.  Der Bischof von Trier, Stephan Ackermann, gibt zu, dass es in bestimmten Themen Überschneidungen zwischen der Kirche und der AfD zu geben scheine, [….] Zum Umgang mit queeren Personen räumt Ackermann ein: „Das muss man wirklich schmerzlich bekennen, dass die Kirche oft genug nicht der Diskriminierung von Menschen verschiedener geschlechtlicher Identitäten, gerade von Homosexuellen und Lesben, entgegengetreten ist, dass die Lehrverkündigung der Kirche das verstärkt hat.“ [….]

(Deutschlandfunk, 30.04.2024)

So wie die orthodoxe Kirche unter Patriarch Kyrill II. in Russland, eisern und fanatisch den antidemokratischen und radikal homophoben Kurs des Autokraten Putin unterstützt, war die Katholische Kirche Polens, die wichtigste Unterstützerin der antidemokratischen rechtsextremen PiS-Regierung.

Auch in Ungarn steht die Katholische Kirche fest zu ihrem rechtsextremen Verbündeten Viktor Orbán. Obwohl sie deswegen massiv Mitglieder verliert. Aber der menschenfeindlichen Kurs, sowie Geld und Pfründe, sind ihr offenkundig wesentlich wichtiger, als die Schäfchen.

[….] Die christlichen Kirchen nehmen einen wichtigen Platz in der Politik von Viktor Orbán ein. Die rechtsgerichtete Regierung Ungarns betont oft, einen christlichen Kurs verfolgen zu wollen. Trotzdem ist die Zahl der Bürger, die sich als Mitglieder christlicher Kirchen bezeichnen, deutlich zurückgegangen. [….] Innerhalb von zwei Jahrzehnten hat sich beispielsweise die Zahl der Menschen, die sich als Mitglied der größten Kirche Ungarns, der römisch-katholischen Kirche, bezeichneten, halbiert. 2001 bezeichneten sich noch 5,3 Millionen von den rund 10 Millionen Einwohnern Ungarns als römisch-katholisch – 2022 waren es nur noch 2,6 Millionen.

Dabei spielen das Christentum und die Kirchen eine wichtige Rolle in der Politik der seit 2010 regierenden Fidesz-Partei. In der Kommunikation der Regierung von Viktor Orbán heißt es, dass Ungarn ein christliches Land sei, das die christlichen Wurzeln Europas bewahre – im Gegensatz zu den westeuropäischen Ländern.

Der Staat lässt sich dieses offizielle Bekenntnis zum Christentum auch einiges kosten. In Ungarn gibt es anders als in Deutschland keine Kirchensteuer. Die Kirchen erhalten Zuschüsse aus dem Staatshaushalt. Außerdem werden eine Reihe von öffentlichen Aufgaben, wie Schulen und Sozialeinrichtungen, den Kirchen übertragen, aber weiterhin aus dem Staatshaushalt finanziert. Der Anteil der Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft stieg zwischen 2010 und 2020 von 5,6 auf 10,4 Prozent, der der Grundschulen von 9,4 auf 17,1 Prozent und der der weiterführenden Schulen von 10,4 auf 25,2 Prozent. [….]

(MDR, 31.10.23)

Die Katholische Kirche unterstützt die Putinisierung Ungarns.

[….] Unter Viktor Orbán werden jene Kirchen finanziell unterstützt, die loyal sind. Der kleinen, wie die von den Methodisten abgespaltene Kirche des sozial hochengagierten Pastors Gábor Iványi, sollten durch ein neues Kirchengesetz die überlebenswichtigen staatlichen Mittel entzogen werden. Ist das einer der Gründe, warum der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Péter Erdő, die umstrittene Haltung der Regierung Orbán in Sachen Migrationspolitik verteidigt hat? "Es mag einige fragwürdige Punkte geben, aber die Regierung versucht, Europa und das Land selbst zu verteidigen", wird Bischof András Veres von Győr vom Pressedienst der italienischen Bischöfe SIR zitiert.

Ausführlich hatte zuvor schon in der international umstrittenen Flüchtlingspolitik Viktor Orbán von Bischof László Kiss-Rigó in der Washington Post Unterstützung erhalten. Mit drastischen Worten sorgte er für Aufsehen: "Das sind keine Flüchtlinge. Das ist eine Invasion Sie kommen her und rufen ,Allah ist groß'. Sie wollen die Kontrolle übernehmen." Kiss-Rigó äußerte volle Übereinstimmung mit seinem Ministerpräsidenten, während er Papst Franziskus vorwarf, die Situation nicht zu kennen. Die muslimischen Flüchtlinge seien eine Gefahr für Europas "universelle christliche Werte". Sie verdienten keine Unterstützung, denn sie hätten Geld. Außerdem hinterließen sie Müll und verhielten sich "arrogant und zynisch". [….]

Der größte lebende Held für die Mehrheit der christlichen Konfessionen regiert aber im Weißen Haus und ist ein alternder Sex-Gangster mit viel zu viel oranger Schminke. Evangelikale und Pfingstkirchler liegen ihm zu Füßen. Katholiken aber auch.

(….) Es ist zweifellos die abscheulichste und menschenverachtendste US-Regierung seit George Washington.

Der Trumpismus zerschlägt die demokratischen Strukturen, setzt die ganz grobe Axt an die US-Verfassung. Der US-amerikanische Rechtsstaat wird nicht nur korrumpiert, sondern vollständig zugunsten der Willkür des Diktators abgewickelt. Alliierte werden vergrault, die Umwelt massiv zerstört, das Bildungsministerium zerschlagen. (…) Forscher werden des Landes verwiesen, Nazi-Verbrecher begnadigt, die Presse auf Linie gebracht. Jeder, der nicht weiß, cis, christlich, hetero und stramm rechts ist, wird gefeuert. (…) 

Der Trumpismus ist ein grotesk nächstenhassender Kult, der sich daran ergötzt, wenn die Schwächsten in Not geraten und sterben. Frauen mit Komplikationen während ihrer Schwangerschaft werden in US-Krankenhäusern dank der Trump-Politik abgewiesen und zum elendigen Verbluten raus auf das Parkdeck gejagt.

Bei so drastisch menschenfeindlicher und familienzerstörender Politik, kann auch die katholische Kirche der USA nicht länger schweigen und positioniert sich jetzt mehr als eindeutig: Die Katholiban sind entzückt und stellen sich demonstrativ an Trumps Seite; er ist ein Mann nach ihrem Geschmack!

[….] In Donald Trumps Resort Mar-a-Lago in Florida haben sich 100 katholische Priester versammelt, um für den US-Präsidenten zu beten. Das Gebet fand im Rahmen der jährlichen Veranstaltung „Katholisches Gebet für Amerika“ statt, unter der Leitung von Bischof Joseph Strickland aus Texas. [….] [….]

(Swanhild Brenneke, 21.03.2025)

(Eine moralische Institution positioniert sich, 21.03.2025)

Bei so viel Faschismus und Menschenhass möchten nun auch die Griechisch-Orthodoxen nicht mehr fehlen und eilen ebenfalls herbei, um dem sadistischen Soziopathen den Hintern zu küssen.

[….] US-Präsident Donald Trump hat am Montag den griechisch-orthodoxen Erzbischof von Amerika Elpidophoros im Weißen Haus in Washington empfangen. [….]  "Wir sind hier, um die erste Demokratie der Welt, Griechenland, und die größte Demokratie der Welt, die Vereinigten Staaten von Amerika, zu feiern", sagte der Erzbischof laut dem Portal "OrthodoxTimes".[….] Der Erzbischof dankte Trump u.a. auch für sein Engagement für das Christentum und insbesondere für die Christen im Nahen Osten, ebenso aber auch für die Unterstützung für den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I.  Trump sei weltweit führend im Kampf für Freiheit und Frieden zwischen allen Völkern, so der orthodoxe Erzbischof, der sich beim US-Präsidenten mit einem Kreuz als Gastgeschenk bedankte.  [….]

(Kathpress, 25.03.2025) 

Montag, 24. März 2025

Scheitern ist eine Option

Heute weht ein Anflug von Panik durch den deutschen Blätterwald. Es rumpelt bei den CDUCSUSPD-Koalitionsverhandlungen, obwohl allgemein nach der Zustimmung von Bundesrat und Bundestag zur Schulden-Billion, der Eindruck erweckt worden war, Merz wäre am Ziel.

Nein, ist er nicht.

Er muss aber‘, sagt man sich in viele Redaktionsstuben. „Scheitern ist keine Option!“, diese Koalition sei zum Erfolg verdammt. Es stimmt natürlich: Da die AfD wegen der frech gebrochenen Merz/Söder-Wahlversprechen weiter in den Umfragen zulegt, (genau wie die Linke, auf Kosten von SPD und Grünen), würden gescheiterte Koalitionsverhandlungen und Neuwahlen ein noch viel katastrophaleres Wahlergebnis liefern. Es stimmt, seit 1945 drehten sich die politischen Vorzeichen für Europa nie so dramatisch schnell in den Abgrund. Es stimmt, eine international handlungsfähige deutsche Regierung ist so dringend notwendig, wie seit 70 Jahren nicht. Es stimmt, es gibt keine rechnerische Alternative zur Blackrot- Koalition (Ricarda Lang).

[…..] In den Koalitionsverhandlungen sieht die Union nach dem Ende der Arbeitsgruppenphase noch tiefgreifende Differenzen mit der SPD und warnt vor Zeitdruck. Es gebe "sowohl beim Migrationsthema als auch bei der Innenpolitik insgesamt unterschiedliche Sichtweisen", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei, vor Beratungen der CDU-Spitze.  Man könne aber durchaus zu Kompromissen kommen, ergänzte der CDU-Politiker. "Es wäre also völlig verfrüht, jetzt da etwas Konkretes zu sagen. Wir sind mitten in den Verhandlungen, und die werden uns vermutlich auch noch einiges abverlangen."  […]

(Tagesschau, 24.03.2025)

Es gibt aber meines Erachtens nahezu unüberbrückbare Differenzen. Die SPD will bei der Migration deutsches Verfassungsrecht, Europarecht und UN-Recht einhalten, während die Union ihren Wählern illegale, für unsere Nachbarstaaten inakzeptable Methoden, versprach. Außerdem muss einer der beiden Partner seine Versprechen beim Steuerrecht kassieren. Die SPD will Superreiche deutlich höher besteuern. Die CDUCSU will Superreiche deutlich niedrigerbesteuern. Da wäre der einzig mögliche Kompromiss gar nichts zu tun. Und genau das geht natürlich auch nicht bei einer „Letzte Patrone“-Koalition, die sich gerade eine Billion Euro geliehen hat.

[….] Die Gespräche in der AG Finanzen etwa gestalteten sich gleich in doppelter Hinsicht schwierig. Zum einen widersprechen sich etwa die Steuerkonzepte von Union und SPD nicht nur diametral, sie sind auch jeweils in sich unlogisch: CDU und CSU versprechen große Entlastungen, sagen aber nicht, wie die Einnahmeausfälle für den Haushalt kompensiert werden können, die SPD wiederum verlangt eine aufkommensneutrale Reform, verschweigt aber, dass der Spitzensteuersatz massiv ansteigen müsste, wenn man Geringverdiener spürbar entlasten wollte. Zum anderen gehörten der Arbeitsgruppe eher Politiker aus der zweiten Reihe an, die bei den großen Streitthemen kaum Entscheidungsprokura hatten. [….] In der AG Migration blieb der zentrale Konflikt ungelöst: Die Union will Asylsuchende an den deutschen Grenzen zurückweisen lassen, auch wenn Nachbarstaaten einer Rücknahme nicht zustimmen. [….] Der SPD ist wichtig, dass Beschlüsse human sind und dem europäischen Recht nicht widersprechen.  [……]

(SZ, 23.03.2025)

Erschwert wird das Ganze auch noch von mehreren extrem kontraproduktiven Personal-Entscheidungen der CDU.

Klöckner, die unseriöse AfD-freundliche Hetzerin und bisherige CDU-Schatzmeisterin, soll als künftige Bundestagspräsidentin überparteilich wirken und die Finanzen der bisherigen CDU-Schatzmeisterin kontrollieren. Eine absurde Personalie.

Zudem schickt Merz den Verschwörungstheoretiker-affinen Putin-Troll Bareiß ins Rennen.

[….] Andreas Audretsch, [….] fordert einen Ausschluss des CDU-Politikers Thomas Bareiß von den laufenden Koalitionsverhandlungen. Dieser hatte kürzlich erklärt, wenn sich nach einem Ende des Ukrainekriegs die Lage entspanne, »natürlich kann dann auch wieder Gas fließen, vielleicht diesmal dann in einer Pipeline unter US-amerikanischer Kontrolle«. Dies sei eine Entscheidung des Marktes.  Der Grünenpolitiker Audretsch sagte dazu dem SPIEGEL: »Putin hat schon einmal versucht, Deutschland durch Energieabhängigkeit in die Knie zu zwingen. Über Jahre hatten Politiker von Union und SPD die Energieinfrastruktur Deutschlands an Russland verkauft.« Parallel dazu sei bis 2021 die Lobby der Klimaleugner im Bundeswirtschaftsministerium ein und aus gegangen, so der Grünenabgeordnete. »Immer an vorderster Front Thomas Bareiß, der seit Jahren enge Kontakte in die Lobbyszene der Leugner der Klimakrise unterhält, der erneuerbare Energie bekämpft und zugleich daran arbeitet, Deutschland von Putin oder Autokraten in Aserbaidschan abhängig zu machen.«  Audretsch fragte zudem, wie es sein könne, dass Bareiß eine Nutzung der russischen Pipeline ins Spiel bringe. Von der CDU-Spitze erwarte er, so sagte er dem SPIEGEL weiter, dass sie für Aufklärung sorge und die nötigen Konsequenzen ziehe: »Friedrich Merz muss für Klarheit sorgen und Thomas Bareiß von den Verhandlungen ausschließen.« [….]

(SPON, 24.03.2025)

All das sind Symptome, die man unter Merz-Unfähigkeit subsummieren kann. Der Mann ist in jeder Hinsicht unfähig und wird niemals in der Lage sein, die Konsequenzen seiner Sprüche zu antizipieren.  Anders als Trottel-Fritze behauptet, können die Koalitionsverhandlungen durchaus scheitern. Auch wenn sie in so einem dramatischen globalen Umfeld, wie jetzt, stattfinden.

 [….]  Überraschend wäre, wenn nicht über fundamentale Meinungsunterschiede und kaum lösbar erscheinende Konflikte berichtet würde. [….]  So weit, so normal.  Nicht normal sind die Umstände, unter denen diese Koalitionsverhandlungen stattfinden. Die Welt ist nicht normal, jedenfalls nicht im Sinne jener Normalität, auf die man sich in Deutschland über Jahrzehnte verlassen hat. Union und SPD verhandeln über eine Regierung, während sich die internationale Ordnung in rasender Geschwindigkeit grundlegend ändert. Die Abkehr der USA unter Donald Trump von ihrer Rolle als Führungsmacht des Westens und ihre drohende Wandlung zu einem autoritären Staat bürden dem künftigen Kanzler und seiner Regierung nicht weniger auf als eine Führungsrolle zur Rettung des demokratischen Europas.  Es stimmt auch nicht, dass Scheitern keine Option ist. Scheitern ist leider immer eine Option. Nur der Preis des Scheiterns wäre diesmal so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik.  Am Zustandekommen und Gelingen der schwarz-roten Koalition hängt eben nicht nur die politische Existenz von Friedrich Merz (CDU) und nebenbei Lars Klingbeil (SPD). Das sind Verluste, die die Republik verkraften würde. Wenn sich an diesem Dienstag der neue Bundestag konstituiert, werden die Feinde von Demokratie und offener Gesellschaft fast ein Viertel des Raumes einnehmen. Seit der Bundestagswahl hat die AfD weiter zugelegt. Der Vormarsch der Autoritären weltweit und in Deutschland macht es unmöglich, von gewöhnlichen, von normalen Koalitionsverhandlungen zu sprechen. Das ist die Latte der Verantwortung. [….]

(Daniel Brössler, 23.03.2025)

Bei Friedrich Merz, der CDU und offenbar auch im Rest der Bundesrepublik, gibt es dieses eigenartige Junktim aus „Bundeskanzler Merz“ und „gelungenen Koalitionsverhandlungen“. Wenn Merz scheitert, nicht Kanzler wird, scheitert die Koalition, scheitert Deutschland. Aber warum ist das so? Daß Merz charakterlich ungeeignet und intellektuell überfordert damit ist, Kanzler zu werden und Kanzler zu sein, dürfte doch inzwischen jedem klar sein. Genauso muss jedem klar sein, wie albern es ist, bei „der Migrationsfrage“ mit Merzens Glaubwürdigkeit zu argumentieren. Nach dem Schulden-Umfall, dürfe er nicht noch ein zweites mal lügen. Dabei sind Lügen die Natur des Friedrich Merz. Das betrifft sowohl die großen Linien – Abstimmungen mit der AfD, Schuldenbremse – als auch spontan rausgehauene Hetzigkeiten, wie die Merz-Lüge von den vielen Asylanten, die den Deutschen die Zahnarzttermine wegnähmen.

Die globalen Umstände, die international zugespitzte Sicherheitslage, die Staatsfinanzen, die desolate Bundeswehr, die bröselnde Infrastruktur, die rückständige Digitalisierung und Schulen aus dem 20. Jahrhundert, sind heute nicht zu verändern. Damit muss sich JEDE Koalition dringend beschäftigen. Variabel ist allerdings der Kanzlerkandidat Merz. Er ist nicht nur austauschbar, sondern offenkundig auch schädlich. Je früher die CDUCSU sich das eingesteht, desto besser.

[….] Schritt für Schritt kommt der CDU-Chef dem schon lange von ihm anvisierten Kanzleramt näher. Doch an Merz' Parteibasis wachsen Zweifel an seiner Fähigkeit zu einer echten Politikwende.

Gerade starten die Koalitionsverhandlungen in die entscheidende Phase, da hat CDU-Chef Friedrich Merz schon sein politisches Schicksal dran geknüpft. Würden die scheitern, sei seine Karriere zu Ende. Eine Minderheitsregierung schloss er aus. Natürlich denkt der Unions-Kanzlerkandidat nicht ans Scheitern, sondern ans Gelingen. Es darf einfach nicht scheitern, aus seiner Sicht. [….] Doch nun droht ihm von der eigenen Basis Ungemach. Genau die Parteibasis, die ihm in seinem dritten Anlauf auf den Parteivorsitz Ende 2021 den Sprung nach Berlin und ersten Schritt Richtung Kanzlerkandidatur ermöglichte.

Man wolle zwar einen Bundeskanzler Merz, "damit eine Politikwende gelingen kann", schreibt die Stuttgarter CDU in einem Vorstandsbeschluss - aber nicht um jeden Preis. Es mündet unverhohlen in einer Drohung an Merz: "Wenn die Politikwende allerdings fürs Kanzleramt geopfert werden soll, werden unsere Bundesausschussmitglieder und auch viele andere den Koalitionsvertrag ablehnen. Kanzler Merz ja, aber nicht für whatever it takes."

"Whatever it takes" - eine Anspielung auf Merz’ Ankündigung zehn Tage nach der Bundestagswahl, Ausgaben für die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas zu stärken und von der Schuldenbremse ausnehmen zu wollen.

Die Stimmung ist schlecht an der Basis, nicht nur, weil das Wahlergebnis bescheidener ausfiel als erhofft. Die Wendigkeit ihres Kanzlerkandidaten in Sachen Schuldenpolitik müssen jene, die für die Merz-Union Wahlkampf gemacht haben, vor Ort ausbaden. Schließlich stand im CDU-Wahlprogramm der Union klipp und klar: "Wir halten an der Schuldenbremse des Grundgesetzes fest. Die Schulden sind die Steuererhöhungen von morgen."

[….]  

(Corinna Emmundts, ARD, 24.03.2025)

Daß Merz unbedingt unbedingt unbedingt Kanzler werden will, kann kein Grund dafür sein, ihn auch dazu zu machen, oder anderenfalls alles scheitern zu lassen und damit die AfD zur stärksten politischen Kraft zu machen.

Statt also das Scheitern der Blackrot-Koalition mit großen Augen an die Wand zu malen, sollte man lieber das eigentliche Problem – MERZ – und dessen Lösung – ein anderer Kanzlerkandidat – adressieren.

Sonntag, 23. März 2025

Alte Säckinnen und Säcke.

Um Klaus von Dohnanyi (* 23. Juni 1928 in Hamburg) mache ich mir gerade ein bißchen Sorgen. Schon den zweiten Freitag tauchte er nicht mehr in seinem wöchentlichen Abendblatt-Gespräch auf, in dem er stets exzellent informiert und streitbar zu globalen Problemen Stellung bezieht. Seine Ansichten sind oftmals sehr modern; er plädiert entschieden für Klimaschutz, Demokratie, Unabhängigkeit von den USA und wider die Überbevölkerung.

[….] Etwas überraschend springt von Dohnanyi auch den Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ zur Seite, wenn er dieses sagt: „Die ‚Letzte Generation‘ hat in der Sache recht: Klimaschutz und die Folgen des Klimawandels sind die größten Aufgaben, vor denen die Menschheit steht. Aber Beschmutzen, Ankleben, Rechtsbrüche sind darauf keine zulässige Antwort. Doch während Berlin vor extremer Wasserknappheit steht, dürfen wir uns auch nicht ins Militärische verlaufen! Deutschlands größte Bedrohung kommt nicht von Putin, sondern von den sozialen, humanitären und demokratischen Folgen des Klimawandels.“   [….]

(Lars Haider, 23.06.2023)

Tatsächlich bemerke ich ihn ab und zu, weil eine gute Freundin genau gegenüber von ihm wohnt man ihn mit Ulla Hahn auf dem Balkon werkeln sieht. Wir sind in Hamburg aber Hanseaten; wenn man so einem Super-Promi begegnet, nickt man ihm dezent und höflich zu, rennt aber nicht hin und will Autogramme, oder Selfies. Ich habe über die Jahrzehnte schon einige ehemalige Bürgermeister beim Einkaufen getroffen; einmal stand ich gar hinter Christoph Ahlhaus und FILA in der Schlange bei REWE. Aber selbst diese unangenehm rechten Quiddjes, benahmen sich vollkommen normal und unauffällig, warteten, wie alle anderen auch, wurden von niemanden angesprochen, obwohl es während seiner Amtszeit war.

Helmut Schmidt habe ich leider nur ein einziges mal gesehen; in der Pause eines Brahms-Konzertes in der (damaligen) neobarocken Hamburger Musikhalle. (Jetzt Laeiszhalle.) Er war ohne Loki da, ging schwer auf einen Stock gestützt, die Treppe hoch, um im Brahms-Foyer etwas zu trinken. Das dürfte etwa 25 Jahre her sein. Ich erinnere mich an seine vier Bodyguards, die um ihn herum gingen, weil ich dachte, wie traurig es doch ist, daß so ein ehrenwerter Mann seine Leben lang Schutz benötigt, obwohl ihm sichtlich alle wohlgesonnen waren. Auch Schmidt ging ganz allein und stellte sich in der Schlange an; ohne angesprochen zu werden, obwohl ihn garantiert jeder erkannte. Es ist dieser unausgesprochene hanseatische Grundkonsens. Jeder weiß, wie sehr er klassische Musik liebte und wie wenig er Trubel um seine Person mochte. Also gewährte das Publikum ihm es genau so.

Schmidt starb zwei Monate vor seinem 97. Geburtstag und war bis zum letzten Tag völlig klar, konzentriert und aufmerksam. So wie es jetzt auch von Dohnanyi mit seinen 96 Jahren ist. Schmidt starb 2015 nur wenige Wochen nach Egon Bahr, dem vielleicht größten Denker dieser SPD-Generation. Bahr war „nur“ 93 Jahre alt, arbeitete aber bis zum Schluß in seinem Büro im Willy Brandt-Haus.

Deutschlands Feuilleton-Szene diskutiert gegenwärtig das aktuelle proeuropäische Essay von Jürgen  Habermas – er wird im Juni 96 Jahre alt.

Mögen sich auch der Tagesrhythmus verändern, die Sinne schwächen und die physischen Kräfte nachlassen, einige Menschen haben das Glück extrem lange geistig voll leistungsfähig zu sein. So berichtet der SZ-USA-Korrespondent Boris Herrmann über einen Besuch bei der Aktivistin Dorothy Gibbs in Colorado:

[….] Gegen fünf Uhr nachmittags, wenn Dorothy Gibbs erwacht, erwacht auch der Widerstand gegen die Staatsgewalt. Zuerst öffnen sich ihre grünlichen Augen, dann greift sie nach der Brille, ruckelt das Gebiss zurecht und kämmt einmal mit der Hand durch ihr weißes Haar. Sie erhebt sich von der Wohnzimmercouch, steigt in ihre Pantoffeln und setzt – ganz wichtig – ihr Dienst-Käppi vom Rocky-Mountains-Nationalpark auf. „Wo waren wir stehen geblieben?“, fragt sie. Richtig, „bei diesem Fiesling im Weißen Haus“.

Gut eine Stunde zuvor hatte sich Dorothy Gibbs mitten im Gespräch kurz entschuldigt, sie sei etwas müde und könne sich nicht mehr konzentrieren, sie müsse sich mal eben aufs Sofa legen. Man solle sich wie zu Hause fühlen, sich einen Kaffee oder einen Tee zubereiten, ihr Sohn Peter müsste gleich vom Einkaufen zurückkommen, die Hündin Nancy beiße nicht. Ach so, und irgendwo auf dem Küchentisch sollte auch die Lokalzeitung liegen.

„In meinem Alter lebt man wieder im Rhythmus eines Neugeborenen“, hat Gibbs noch gesagt, „zwei Stunden wach, eine Stunde Nickerchen, zwei Stunden wach, eine Stunde Nickerchen.“ Einen Augenblick später war sie eingeschlafen.  [….] Sollten die Proteste gegen Donald Trump also überhaupt irgendwo in Amerika so etwas wie ein Momentum haben, dann schreitet da offenbar diese Frau vorneweg, die jetzt frisch ausgeschlafen mit ihrem Rollator zurück zum Küchentisch kommt. „Das ist mit Abstand der schlechteste Präsident, den ich je erlebt habe“, sagt sie.

Und sie hat einige Präsidenten erlebt. Rückwärts betrachtet waren es vor Trump: Biden, Trump, Obama, Bush, Clinton, Bush, Reagan, Carter, Ford, Nixon, Johnson, Kennedy, Eisenhower, Truman, Roosevelt, Hoover und Coolidge. Dorothy Gibbs legt Wert darauf, dass sie nicht nur 97 ist, sondern 97 und dreiviertel. Aber sie erweckt immer noch den Eindruck, als sei sie jederzeit bereit, die Revolution gegen Trump anzuführen. „Wir müssen dieses Regime stoppen“, sagt sie. [….]

(SZ, 16.03.2025)

Für viele Menschen ist es die ultimative Traumvorstellung: Bis hoch in die Neunziger geistig fit und physisch vital zu bleiben. Tatsächlich gibt es diese Fälle. Aber sie erhalten gerade deswegen so viel Aufmerksamkeit, weil sie so extrem selten sind. Bei den Allermeisten geht es viel früher, körperlich, geistig oder mit beidem gleichzeitig, steil bergab. Aufgrund des medizinischen Fortschritts gibt es zwar sehr viel mehr Hochbetagte, als vor 50 oder 100 Jahren, aber das große Missverständnis besteht in der Annahme, diese Frauen und Männer wären extrem gesund. Man hat es heute eben gerade nicht mit einer so enorm angestiegenen Zahl Uralter und Millionen Pflegebedürftiger zu tun, weil die alle so lange gesund bleiben, sondern weil sie mit ihren Krankheiten leben. Als meine Urgroßeltern so alt, wie ich waren, gab es viel weniger schwer gebrechliche Alte, weil die Menschen in der Regel starben, bevor Herzkreislauferkrankungen und Krebs zuschlugen. Man starb schon an kurzen Krankheiten vergleichsweise sanft, so daß die Angehörigen einen weniger deutlich als hinfällig Uralte in Erinnerung behielten. Heute aber wird man mit 80 Jahren und einer schweren Pneumonie in eine Klinik transportiert und so lange an Maschinen und Dutzende Schläuche angeschlossen, bis die Lungenbläschen wieder einigermaßen frei sind. Das „Weaning“ – das mühsame Wiedererlernen des selbstständigen Atmens, nachdem man womöglich über Wochen künstlich beatmet wurde, mag zwar eine fürchterliche Quälerei sein, wird aber angesichts des Gewinns, nämlich dem Überleben, nicht in Frage gestellt. Die häufigen Alterserkrankungen, wie COPD, Diabetes, Arthrose oder kardiologische Beschwerden, oft auch Leiden, die mit schweren Schmerzen verbunden sind, erträgt nicht jeder gleich gut. Viele werden darüber depressiv. Über 100-Jährige zeichnet oftmals ein besonders stoischer Umgang mit ihren körperlichen Leiden aus, die sie besser ertragen, als früher Verstorbene. Sie sind nicht gesünder, sondern halten mehr aus.

Väterlicherseits stamme ich aus einer Familie, in der alle Männer extrem früh starben. Mutmaßlich Herzinfarkte. So genau kann man das, viele Generationen zurück betrachtet, nicht sagen. Mein Opa fiel als junger Mann einfach tot um, als mein Vater sieben Jahre alt war. Da mittlerweile aber Betablocker und Cholesterinsenker entwickelt wurden, erreichten mein Vater und seine Brüder als erste Generation jeweils das biblische Alter von über 70. Ihnen allen war bewußt, wie besonders das war und Zwei traten enorm tapfer und ausdauernd den Kampf gegen die tatsächlich dann in schneller Folge auftretenden neuen Krankheiten an. Mein Vater hingegen nicht. Wenn er (gegen seinen Willen) ins Krankenhaus musste, sagte er jedem klipp und klar „I am not a hero“. Er mochte nicht gepikst werden, vernachlässigte alle ärztlichen Auflagen, vergaß seine Tabletten.  Er pflege zu sagen „69 ist mein Limit“ und war merklich angesäuert, als er 70 wurde. Seine Brüder, insbesondere sein Zwillingsbruder, verachteten ihn dafür. Als Musterpatienten taten sie alles dafür, gesund zu werden, malträtierten sich jede Stunde des Tages. Sie waren Heros, durchlitten ohne sich ein einziges mal zu beklagen mehrere Nierentransplantationen und Jahrzehnte Dialyse. Ausgerechnet mein Vater hatte als einziger zwei funktionierende Nieren und sagte seinen Brüdern unumwunden, er täte sich an ihrer Stelle garantiert nicht die ewige Fahrerei zur Nephrologie an. Er wollte gar nicht so genau zuhören, daß sein Bruder längst eine Leih-Dialysemaschine zu Hause hatte, die seine Frau nach einem einwöchigen Kurs wie im Schlaf bediente.

Vielleicht war es nur Zufall, vielleicht war es ein genetischer Einfluss. Aber obwohl die Brüder auf verschiedenen Kontinenten lebten und völlig anders mit ihren Gebrechen umgingen, starben sie alle fast genau im selben Alter Mitte 70.

Mein Vater war allerdings mit 75 auch älter als Habermas, Schmidt oder Dohnanyi mit 95. Die Menschen altern nicht gleichsam. Es spricht gar nichts dagegen, wenn 80-jährige beruflich noch voll aktiv sind. WENN sie zufällig zu der Minderheit gehören, die in dem Alter noch besonders agil ist. Joe Biden zum Beispiel ist aber das Gegenteil. Er wirkte schon bei seinem Amtsantritt als Präsident, wie ein Hundertjähriger und war damit a priori der falsche Mann für den Job. Ja, das ist ungerecht. Aber wer Gerechtigkeit erwartet, ist falsch in der Politik. Ja, er stieß wichtige Reformen an, brachte die US-Wirtschaft erstaunlich gut wieder in Schuss, aber mit seiner Tattergreisigkeit und dem Festklammern an der Macht, bereitete er den Boden für den gegenwärtigen Trump-Faschismus.

Wenn ich vom Tod meiner Eltern erzähle, höre ich oft „Och, das ist doch wirklich kein Alter heutzutage“. Dazu sage ich ein klares Jein: Natürlich wünscht man sich rein emotional seine Eltern für ewig gesund und fit zu behalten, leidet an dem Verlust. Natürlich leben andere länger und bleiben länger fit. Aber insbesondere mein Vater hatte keine Konstitution für eine längere Lebenszeit. Da musste Schluss sein. Zudem bin ich wirklich froh, daß beide während der Obama-Präsidentschaft abreisten und annehmen konnten, die USA befände sich auf einem guten progressivem Weg. Trump hätte ihnen ohnehin den Rest gegeben.

Wir müssen uns generell von dem Irrglauben an den Wert des möglichst langen Lebens an sich verabschieden. Wer unbedingt uralt werden will und jeden Tag länger, prinzipiell ans Gewinn verbucht, soll das tun und dabei alle Unterstützung bekommen. Man darf das aber nicht allen anderen aufoktroyieren. Ich behaupte, die Mehrheit der Menschen will gerade nicht um jeden Preis weiterleben. Entweder wollen sie ohnehin nicht uralt werden, oder sie möchten zwar ganz gern 100 werden, aber nur, wenn sie dabei recht gesund bleiben. Um einen Schlaganfall-Patienten, der gelähmt und sprachlos für den Rest seines Lebens ein schwerer Pflegefall bleien wird, Jahre und Jahrzehnte künstlich am Leben zu erhalten, gibt es drei Erklärungen.

1.) Der Betroffene will leben. Das gilt es zu 100% zu respektieren.

2.) Konservative-religiöse Vorstellungen werden übergestülpt. Das ist zu verachten.

3.) Pekuniäre Interessen der Pharmaindustrie stehen im Vordergrund. Das ist zu verachten.

Das Leben an sich und die Länge des Lebens fallen aber nicht unter die Kategorie „Gerechtigkeit“. Das Leben darf keinesfalls gegen den eigenen Willen genommen werden und es darf auch nicht gegen den eigenen Willen gestreckt werden.

Ich freue mich, wenn Klaus von Dohnanyi 107 Jahre alt wird und weiterhin seine globalen Betrachtungen veröffentlicht. Ich bedauere bis heute unendlich den Verlust von Gräfin Dönhoff, Helmut Schmidt und Egon Bahr. Die haben für mein Bedürfnis viel zu kurz gelebt. Aber meine subjektive Empfindung ist irrelevant.

Meistens besteht die letzte Lebensphase aus viel Leid und das Sterben an sich wird zur Quälerei. Oft geht es mit widerlicher Atemnot einher. Abscheulich. Ich freue mich für jeden, der es hinter sich hat, denn nichts ist normaler und natürlicher, als zu sterben. Unnatürlich ist es, schwerste Krankheiten zu überleben und das Sterben an sich über Jahre in die Länge zu ziehen.

Als Atheist hege ich keinerlei Sympathien für Päpste, deren verbrecherische Kinderfi**erorganisation maßgeblich dazu beiträgt, Sterbehilfe in Deutschland illegal zu machen und Menschen gegen ihren Willen zum Leben zu zwingen.

Aber anders als Gläubige bin ich nicht zu purem Hass auf Andersgläubige fähig und so tut mir Jorge Bergoglio, der heute in einem elenden, maladen Zustand von seinem Zombi-Verein, wie eine morbide Trophäe der Öffentlichkeit ausgesetzt wird, LEID! Der arme 88-Jährige Mann. Was für Sadisten sind das bloß, in deren Hand er sich befindet und die ihn jetzt so vorführen! Es erinnert natürlich sehr stark an die Bilder vor genau 20 Jahren, als der ebenfalls nicht mehr sprachfähige, multimorbide Karol Wojtyła († 2. April 2005 in der Vatikanstadt) den Massen vorgeführt wurde. Die politischen und religiösen Gründe dafür, sich an so einem präfinalen Wrack zu ergötzen, statt ihm seine Ruhe zu gönnen, sind mir völlig klar. Und ich sollte Wojtyła und Bergoglio nicht bedauern. Sie wollten es ja so.

Christen lieben es zu leiden. Wojtyła schrieb eine ganze Leidens-Enzyklika und die Heilige Mutter Teresa war so begeistert davon, Todkranke besonders leiden zu sehen, daß sie hartnäckig in ihren Einrichtungen Medikamente und Schmerzmittel verweigerte. Je mehr ein Mensch an Krebs- oder anderen Schmerzen leide, desto näher wäre er ihrer Ansicht nach, dem leidenden Jesus.

Aber ich kann mir nicht helfen; ich denke nicht so grausam und hätte den beiden Elenden ein früheres Sterben mit weniger Leid gewünscht.

(…) Im Gegensatz zu normalen Menschen denken Katholiken, daß wir alle grundsätzlich mit Erbsünde geboren werden und deshalb fortlaufend demütig und büßend auf den Knien rutschend den Gott um Gnade anbetteln müssen.
Das Leiden gilt vielen Katholiken daher schon an sich als Ausweis von besonderer Spiritualität.
Manche Fanatiker wie die Opus Dei-Mitglieder peitschen und matern sich tagtäglich, um Jesus näher zu sein.
Der vorherige Papst hat extra eine Enzyklika des Leidens verfasst.
Die Masochistenfraktion der Soutanenträger sieht explizit darin eine Wertschätzung Gottes, weil er alles verursacht.
Immerhin hat er schon seinen eigenen geliebten Sohn bestialisch foltern und töten lassen - natürlich nur AUS LIEBE zu den Menschen.
Wenn es dem heutigen Homo Sapiens ähnlich ergeht, soll man dankbar sein.

Insbesondere die körperlichen Qualen, die ein Mensch erLEIDen kann - Schmerzen - sind den Christenexperten hochwillkommen.
„Unter Schmerzen wurdest du geboren, unter Schmerzen musst du sterben“ - das erklärte schon Gott persönlich in Gen, 3:

16 Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Du hast Verlangen nach deinem Mann; er aber wird über dich herrschen.
17 Zu Adam sprach er: Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem zu essen ich dir verboten hatte: So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens.
18 Dornen und Disteln lässt er dir wachsen, und die Pflanzen des Feldes musst du essen.
19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden; von ihm bist du ja genommen. Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück.


Johannes Paul II, der Große, stellte schon zu einer frühen Phase seines Pontifikats klar, daß Leid generell zu begrüßen sei.
Im

APOSTOLISCHEm SCHREIBEN SALVIFICI DOLORIS SEINER HEILIGKEITPAPST JOHANNES PAUL II. AN DIE BISCHÖFE, PRIESTER, ORDENSLEUTE UND GLÄUBIGEN DER KATHOLISCHEN KIRCHE ÜBER DEN CHRISTLICHEN SINN DES MENSCHLICHEN LEIDENS

heißt es:

Paulus: »Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage«.(2)
………Die Kirche, die aus dem Geheimnis der Erlösung im Kreuz Christi geboren wird, muß die Begegnung mit dem Menschen vor allem auf dem Weg seines Leidens suchen.
…..6. Die Heilige Schrift ist ein großes Buch über das Leiden………


Stimmt die Theorie, daß erst in Leid und Schmerz eine innige Beziehung zu Gott entsteht, leistet „der Herr“ immerhin ganze Arbeit. (…)

(Fipsi dreht durch, 16.07.2012)

Samstag, 22. März 2025

Diktatoren-Liebe

Erinnert sich noch jemand an Karin Kneißl? Sie war in der rechtsextremen Kurz-Regierung auf FPÖ-Vorschlag von Dezember 2017 bis Juni 2019 Bundesministerin für Europa, Integration und Äußeres. International berühmt wurde sie mit diesem Foto, das sie auf ihrer eigenen Hochzeit 2018, entzückt tief in die Knie gegangen zeigt – vor Wladimir Putin.

Putin, der vier Jahre zuvor die Krim annektiert hatte, erschien nicht nur persönlich, sondern schenkte ihr 50.000 Euro-Saphircreolen, einen Don-Kosaken-Chor, Blumen und einen Samowar. Kneißl war hin und weg; liebte sie doch sexy Wladimir Wladimirowitsch sogar noch mehr, als ihren eben Angetrauten.

Wie wir heute wissen, geschah dieser devote Kniefall vor dem Kreml-Kriegsverbrecher nicht etwa nur aus dem flüchtigen Moment der emotionalen Aufwallung heraus; nein sie ist wirklich sein ganz großer Fan. Nach ihrem Amts-Aus, jobbte sie zunächst bei Putins Propagandasender RT, wurde 2021 in den Rosneft-Aufsichtsrat berufen und verließ Österreich schließlich im Juni 2023 ganz, um in Putins Geburtsstadt St. Petersburg zu leben und einen Putin-Fan-Thinktank zu leiten.  Kneißl meint es also wirklich ernst und plappert nicht nur unüberlegt Kreml-Propaganda nach. Kneißl geht es nicht allein so.

Viele lieben den heißen Wladimir. Wagenknechts erster Ehemann Ralph T. Niemeyer reiste 2022 als Reichsbürger und selbsternannter Vertreter einer deutschen „Exil-Regierung“, bzw als „Exil-Kanzler“ nach Russland, um Putin zu umschwärmen. Heute stellt er sich mit voller Überzeugung gegen die BRD.

[…]  "Wie echte Nazis" seien die Polizisten aufgetreten, die sein Haus gestürmt hätten, schreibt Ralph T. Niemeyer auf Telegram. Der selbsternannte Chef einer deutschen "Exilregierung" und Ex-Ehemann von Sahra Wagenknecht nennt die "Reichsbürger"-Razzia vom Mittwoch "Staatsterror". Im russischen Propagandamedium Russia Today, das Niemeyer am Mittwochabend als den angeblichen Anführer einer deutschen Oppositionsgruppe live interviewte, stellte der ehemalige Bundestagskandidat wilde Behauptungen auf, warum er ins Visier der Fahnder geraten sei: weil er an der Bundesregierung vorbei versucht habe, Verträge für die Öffnung der Gaspipeline Nord Stream 2 auszuhandeln. [….]

(SZ, 23.03.23)

Die ihm demonstrativ weiter eng freundschaftlich verbundene Sahra Wagenknecht, oder auch Putin-Propagandist Michael Kretschmer, reden womöglich zukünftig nicht nur verliebt von Putin, übernehmen dessen Propaganda, sondern sind potentiell bereit noch viel weiter für ihr Idol zu gehen.

[….] Ost-CDU Politiker #Kretschmer spricht gerade in den #Tagesthemen von der "mutwilligen Erhöhung der Energiepreise durch die vorherige Regierung".

Mutwillig? Es ist tragisch, wenn man sich so in einer Parallelrealität verliert und die politische Debatte mit Falschinfos flutet. [….]

(Dr. Ole Wintermann, 21.03.2025)

 

[…] Ein ebenso großer Putin-Troll wie die Wagenknechte; er würde seinem geliebten Tyrannen am liebsten noch heute wieder Gas abkaufen. Genau das meint er mit "mutwillige Erhöhung": dass Alternativen zu russischem Gas gesucht und gefunden wurden. Auch die Koalitionsverhandlungen führen z.T. solche Leute.  [….]

(Sascha Kersken, 22.03.2025)

Leider reicht meine küchenpsychologisches Ausbildung nicht, um wissenschaftlich zu erklären, wieso rechte Politiker, rechtsextreme Diktatoren nicht nur bewundern, sondern regelrecht in einen Teenager-artigen Verliebtheitsrausch geraten, so daß sie sich gegenüber dem Rest der Welt völlig lächerlich machen.

Trump ist natürlich das beste Beispiel dafür. Immer wieder prahlte er auf seinen zahlreichen Rallys über den Massenmörder Kim Jong Un – „and then we fell in love“!

Geradezu verschossen aber reagiert er auf Putin, den er so sehr liebt, daß er ihm ohne zu zögern und ohne Gegenleistung alle Wünsche erfüllt. Trump braucht gar kein Spray-Tan mehr, weil der Ober-Russe ihn so sehr erregt.

[…..]  Wenn zwei der mächtigsten Männer der Welt telefonisch um Krieg und Frieden ringen, geht es heftig zur Sache – so auch bei dem mit großer Spannung erwarteten Gespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Nachdem bezüglich der Ukraine innerhalb weniger Minuten Einigkeit herrschte, weil Trump ohnehin jedem Wunsch Putins nachgab, führte schließlich die Frage, wer das Gespräch zuerst beendet, zu einer knallharten Auseinandersetzung.

"Ich leg nicht auf", säuselte Donald Trump, während er das Telefonkabel verspielt um seinen Finger wickelte. "Leg DU zuerst auf!"

Doch darauf ließ sich der russische Präsident nicht ein. "Aber nicht doch, Donnilein!", so Putin. "Leg DU zuerst auf!"

Dann kicherten beide, um anschließend zu schweigen und dem jeweils anderen beim Atmen zuzuhören.

"Aber jetzt musst DU wirklich auflegen, Wladi", so Trump nach einer ganzen Weile. "Wir können doch nicht ewig so weitermachen."

"Können wir nicht?", fragte Putin. "Ich kann jedenfalls nicht zuerst auflegen. Ich würde mir ewig Vorwürfe machen."

"Och, duuu! Hihihi", kicherte Trump wieder. "Ich kann ja auch nicht. Ich würde deine Stimme ja auch einfach zu sehr vermissen."

Derzeit laufen die Gespräche noch. Wie die Verhandlungen ausgegangen sind und wer am Ende zuerst aufgelegt hat, wird wohl erst im Laufe des Abends bekannt.  [….]

(dpo, 18.03.2025)

Realität und Satire lassen sich hier schwer unterscheiden. Ex-FOX-Starmoderator Tucker Carlson erging es ebenso, als er nach Russland reiste und gar nicht mehr aufhören konnte, aus kindlicher Verliebtheit Putins Hintern zu küssen.

Trumps Golfpartner Steve Witkoff, der im Auftrag des Weißen Hauses Frieden in der Ukraine aushandeln soll, war ebenfalls sofort, wie eine 11-Jährige auf einem Boyband-Konzert, schockverliebt in den Kreml-Herrscher.

[….] Für Trump sollte Witkoff dafür sorgen, dass Russlands Machthaber Wladimir Putin eine Waffenruhe in der Ukraine unterstützt. [….] Offenbar liefen die Gespräche jedoch anders, als man es normalerweise erwarten würde. Denn nach seiner Rückkehr gab Witkoff nun ein Interview, in dem er regelrecht vernarrt in den Kremlherrscher zu sein scheint. Geführt wurde es von Tucker Carlson. Der frühere Fox-News-Moderator sorgte in der Vergangenheit bereits selbst für Aufsehen, als er bei einem Russlandbesuch begeistert durch einen Supermarkt lief und Putin in einem Interview  unkritische Stichwörter lieferte.

Auch der Regierungsgesandte scheint nun dem Charme seines Gesprächspartners erlegen zu sein. Witkoff schwärmt in dem Interview etwa davon, dass der Kremlherrscher ihm erzählte, wie er nach dem Anschlagsversuch im Wahlkampf für Trump gebetet habe. Getan habe er dies gemeinsam mit seinem Priester in der »örtlichen Kirche«, so Witkoff mit sichtlich bewegter Stimme: »Nicht weil Trump Präsident der Vereinigten Staaten werden könnte, sondern weil er mit ihm befreundet war und für seinen Freund betete.«

Bei frommen Wünschen im Stillen beließ es Putin dabei jedoch offenbar nicht. Wie Witkoff weiter berichtet, habe er im Kreml auch ein »wunderschönes« Geschenk erhalten. Dabei handele es sich um ein Porträtgemälde von Donald Trump. Dieses habe er dem US-Präsidenten bereits übergeben, so Witkoff weiter. »Er war davon sichtlich berührt.« [….] [….]

(SPON, 22.03.2025)