Mittwoch, 16. August 2017

Weiß, hetero, nicht jüdisch, nicht muslimisch.


Das war ja klar; das war ja so klar!


Tiefer kann man nicht mehr sinken……, das ist der erste Gedanke, der einem einfällt.
Aber da es sich um Trump handelt, wird er es vermutlich schaffen sich erneut selbst zu untertreffen.

…..braucht Trump quasi nur Minuten, um sich noch viel tiefer in ein Sumpfloch einzugraben.

Gestern folgte also eine Pressekonferenz im Trump-Tower, die nach Ansicht vieler Mainstream-Zeitungen und TV-Sender in Amerika der schlechteste und peinlichste Auftritt war, den je ein US-Präsident absolviert hat.
Nazi-Verharmlosung, Unverschämtheiten und Lügen in Reinkultur.

[….][….] "Wow," CNN's Jake Tapper said immediately afterward. "That was something else."

"What I just saw gave me the wrong kind of chills," Chuck Todd said on MSNBC. "Honestly I'm a bit shaken by what I just heard, and I suspect it's not just me."

An editorial in Wednesday's Washington Post was titled "The nation can only weep."

MSNBC's Nicolle Wallace wondered if some of Trump's aides would resign.

Others wondered aloud about the president's fitness for office.

Some hosts and commentators on Fox News were also sharply critical of the president. "I'm wondering if it's actually real life what I just watched," 5 p.m. co-host Kat Timpf said. But the channel's prime time shows spent more time attacking liberals and the media.
[….] At one point, while speaking to CNN's Anderson Cooper, Van Jones said, "I don't know what to say tonight... I'm just hurt."

David Gergen said on Cooper's program that people increasingly feel like Trump is "posing a danger not just to his party but to the country. He's going to tear us apart."
[….] "I would say to all Americans: we've got a problem," presidential historian Michael Beschloss said on MSNBC. "We've got a president who sent a big message today to hate groups: I'm going to make it easier for you."

A tweet by presidential biographer David Maraniss went viral, perhaps because it tapped into wishful thinking by liberals. It said: "The living former presidents -- Bushes, Carter, Clinton & Obama -- should make a joint statement calling on the racist Trump to resign."

The hashtag #ImpeachTrump was the #1 trending topic on Twitter for several hours on Wednesday.
[….] Veteran White House reporter Mark Knoller of CBS tweeted afterward, "Have never seen as frenzied a Q&A session with a president. Or as high-decibel an exchange either."

[….] Even before those talking points came out, former Republican National Committee communications director Doug Heye, now a CNN commentator, tweeted: "I've asked the press offices at both the White House & RNC to remove me from their email lists." [….]

Immer wieder spielten die Newssender das Geschehene ab, um dann wie Don Lemon staunend zu verkünden, sie wären nach mehrmaligen Sehen sogar noch verstörter.
Es fiel schwer überhaupt noch Trump-Supporter zu finden, die das verteidigen wollten. Anderson Cooper zerrte Paris Dennard ins Studio, der aber staunend von Bakari Sellers, Joseph Pinion und Symone Sanders angeglotzt wurde. Sogar der stramm konservative Republikaner Pinion setzte sich schockiert von Trump ab.
Don Lemon mußte schon die völlig senile und debile Jen Brewer, ehemalige Gouverneurin von Arizona einladen, die so unfassbar verblödet ist, daß Ana Navarro ihr gar nicht antwortete, um nicht ihre Lebenszeit zu verschwenden („life is too short for me to respond“). Vorher hatte sich in seiner Sendung schon der Republikaner und Trump-Fan Scott Jennings von seinem Präsidenten abgesetzt - "Mr. President, we want to be with you in policy. But you are making it impossible for us to be with you in spirit."
Gestern hatte ich noch von drei CEO gesprochen, die Trumps Wirtschaftsrat aus Protest verlassen hatten. Herr Musk von Tesla und Herr Iger von Disney waren schon vor Monaten entsetzt gegangen.
Inzwischen sind die Fliehkräfte so groß, daß der beleidigte Trump schmollend alle in die Wüste schickte.

[….] Nach dem Streit über die Äußerungen von Donald Trump zum Extremistenaufmarsch in Charlottesville hat der US-Präsident die Auflösung von zwei Beratungsgremien mit Konzernchefs bekanntgegeben. Zuvor hatten etliche der teilnehmenden Experten angekündigt, sich aus den Gremien zurückzuziehen - aus Protest an Trumps inkonsequenter Reaktion.
"Statt Druck auf die Geschäftsleute des Industrie-Rates und des Strategie- und Politikforums auszuüben, beende ich beide", teilte Trump am Mittwoch auf Twitter mit. "Vielen Dank an alle", heißt es knapp am Ende der Nachricht. Er habe die Arbeit des Strategieforums (Strategic and Policy Forum) und des Industrierates (Manufacturing Council) beendet. [….]
(Reuters/SPON, 16.08.2017)

Fun fact am Rande: Auf den Rückzug von Merck-Chef Kenneth Frazier angesprochen sagte Trump, Frazier schäme sich wohl dafür, daß Merck so viele Produkte außerhalb der USA produziere. Kann man sich nicht ausdenken.
Nein, Schamgefühl hat Donald Trump, der all sein Zeug, genau wie seine Tochter in China herstellen lässt, wirklich nicht.

 […] Trump said on Twitter that "for every CEO that drops out of the Manufacturing Council, I have many to take their place."
He then said that "grandstanders should not have gone on" the council, which Trump formed shortly after taking office in January.
[….] Later Tuesday, in an appearance in the lobby of Trump Tower, Trump told reporters that the executives who resigned from his advisory council were “not taking their jobs seriously as it pertains to this country.”
He specifically said Merck was manufacturing drugs abroad, even though he praised Merck last month for a new U.S. manufacturing initiative with two other companies.
“Some of the folks that will leave [the council], they’re leaving out of embarrassment because they make their products outside. I’ve been lecturing them … about you have to bring it back to this country,” Trump said. “I want manufacturing to be back into the United States so that American workers can benefit.” [….]

Die Wut auf Trump wird größer, seine Zustimmungsraten sinken, mehr Republikaner und Wirtschaftsbosse setzen sich von ihm ab.
Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß die GOP-Parteigrößen, also insbesondere House-Speaker Paul Ryan und Mitch McConnell, der Oberrepublikaner im Senat immer noch kein Rückgrat entwickelt haben.
Sie gucken nach wie vor weg. Sie verurteilten zwar den Neonazi-Aufmarsch, hatten aber die Hosen viel zu voll, um es zu wagen Trump direkt zu kritisieren.

Unfreiwillig lustig, der Ryan. „ There can be no moral ambiguity” (Zweideutigkeit) zu schreiben und mit seiner ostentativen Verweigerung Trumps Namen zu nennen genau diese ambiguity zu fördern. Nähme er seine eigenen Worte ernst, müsste er in diesem Zusammenhang Trump scharf angreifen.

Trumps PK war so schlimm und ist so sehr verurteilt worden, daß ich das nicht zusätzlich in eigene Worte fassen muß.

Den Wortlaut findet man hier:

Es war ein haarsträubender Auftritt Donald Trumps - mal wieder: 23 Minuten lang verteidigte er die rechtsextreme Horde von Charlottesville. SPIEGEL ONLINE analysiert die Pressekonferenz des US-Präsidenten Satz für Satz. [….]

Herr Lobo erklärt, inwiefern es sich um eine mustergültige Nazi-Anbiederung handelt.

[….] Bei der Pressekonferenz zu den Ereignissen von Charlottesville verwendete Trump exakt die Kommunikationsmuster, mit denen die "Alt Right" (ein Euphemismus für Rechtsextremisten und Neonazis) seit langer Zeit im Netz operiert. [….]

Michael Moore und ich gehören zu der Minderheit von einem Drittel der weißen männlichen Amerikaner, die für Hillary Clinton gestimmt haben.


Das ist vermutlich die erschreckendste Erkenntnis von gestern.
65% der weißen Amerikaner stimmten für einen Rassisten, der nicht nur in der Präsidentschaftskampagne mehrere rassistische Ausraster hatte, sondern seit Jahrzehnten seinen Rassismus beweist, indem er zum Beispiel keine Schwarzen in seinen Gebäuden wohnen ließ oder Barack Obama über sechs Jahre als Nicht-Amerikaner angriff.

Hillary Clinton bekam dennoch drei Millionen Stimmen mehr als Trump, weil People of Color und Minderheiten aller Art überwältigend für sie votierten.
Aber was ist los mit den Weißen?
Muss man selbst schwarz, schwul oder jüdisch sein, um zu begreifen, daß Antisemitismus, Homophobie, Rassismus und Xenophobie falsch sind?
Muss man am eigenen Leib Diskriminierung erfahren, um zu lernen, daß man andere nicht diskriminiert?

Es gibt Beispiele dafür, konservative Rechte beginnen liberaler zu denken, wenn ihr eigener Sohn schwul ist. Daß sie weniger streng über Abtreibung denken, wenn sie selbst mal vergewaltigt wurden, oder daß sie ihre religiöse Wissenschaftsfeindlichkeit aufgeben, wenn sie selbst mal so krank werden, daß sie eine Gentherapie brauchen.

Der rechtsextreme Antisemit Csanád Szegedi saß für die faschistische Jobbik Ungarns ab 2009 im Europaparlament und hasste Juden so radikal, daß er sogar eine bei der Gründung der paramilitärischen Ungarischen Garde dabei war.
Im Jahr 2012 wurde ihm klar selbst eine jüdische Großmutter zu haben und damit auch ein Jude zu sein. Anschließend dachte er um, bereute seine antisemitischen Sprüche.

Es gibt vereinzelt auch homophobe Schwule; Joseph Ratzinger ist mutmaßlich einer von ihnen.
Es gibt auch antisemitische Juden wie Otto Weiniger.

Üblicherweise hasst man aber keine Gruppe, zu der man selbst gehört.

Ich bin weiß. Als echter Verspertine, der Tageslicht scheut und nachtaktiv ist, sogar sehr weiß. Ich schlafe nicht mit Männern und bete weder in Moscheen, noch in Synagogen.
Ich verstehe aber nicht, wieso ich mit diesen rein zufälligen Voraussetzungen weniger empathisch für Diskriminierungen sein sollte.

Christen sind erst gut, wenn man ihnen mit Höllenstrafen androht nicht böse zu sein. Szegedi mußte erst seine Biographie kennenlernen, um Juden nicht mehr zu hassen.

Als Humanist und Atheist brauche ich weder eigene Diskriminierungserfahrungen noch angedrohte Strafen, um moralisch zu denken und zu handeln.
Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion etc sind falsch. Period.

Aber bei Trumpfans ist der moralische Kompass so komplett kaputt, daß auch Angehörige von Minderheiten ihn unetrstützen.
Ivanka Trump und Jared Kushner zum Beispiel.


Erbärmlich auch die Trumpschen Kabinettsfiguren Treasury Secretary Steven Mnuchin und chair of the National Economic Council Gary Cohn, die beide Juden sind und keinen Ton sagten, als Trump 16 Minuten lang Nazis und Antisemiten als “fine people” darstellte.

Das Weiße Haus nach der Renovierung