Samstag, 25. Juli 2015

Dreck in Dresden – Teil IV

Die Dresdner Antifa-Bewegung, die Linken, diejenigen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, haben mein Mitgefühl und meinen Respekt.
Wie viel schwerer muß so ein Engagement sein, wenn man sich in der Hauptstadt eines Failed States befindet, in der PEGIDA-Stadt, die bundesweit immer wieder mit neuen Negativschlagzeilen von sich reden macht.
Die Dresdner tun mir Leid, weil sie sich mit Hobby-Hitler Lutz Bachmann und Finsterlinga Festerling rumplagen müssen.
Es gibt einfach zu viel Dreck in Dresden.

Tatsache ist aber auch, daß dieser braune Abschaum nirgendwo so reüssiert, wie in Dresden.
Gefördert von einer weit weit rechts stehenden bräunlichen Sachsen-CDU, bildet die Bevölkerung des ehemaligen Tals der Ahnungslosen den deutschlandweit idealsten Nährboden für Xenophobie, Neonazismus, Antisemitismus und Homophobie.

Die sächsische Staatsregierung unternimmt nichts dagegen, daß Nazis genau vor traumatisierten Flüchtlingen rumgrölen und diese bedrohen.
Einem Innenminister Markus Ulbig ist alles zuzutrauen – womöglich hofft er sogar darauf mit Hilfe des braunen Mobs weniger Flüchtlinge nach Sachsen zugeteilt zu bekommen.

[….] Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären gerade mit kleinen, verängstigten Kindern aus Ihrer Heimat geflohen, weil Ihnen dort die Bombensplitter um die Ohren flogen oder weil Sie damit rechnen mussten, dass Ihnen in Kürze der Kopf abgeschnitten wird. Geflohen, nachdem Sie erleben mussten, dass enge Verwandte, Freund und Nachbarn vergewaltigt, gefoltert oder getötet wurden.
Wer eine solche Situation erlebt, ist – sofern er nicht schon von Geburt an ein gefühlsunfähiger Psychopath war – traumatisiert. Auch Sie! Posttraumatische Belastungsstörungen sind nicht einfach zu behandeln und schon gar nicht mit der gelungenen Flucht abzuschütteln. Dass traumatisierte Menschen in einem zivilisierten Rechtsstaat eine sichere Zuflucht finden, sollte jedem Menschen – unabhängig von seiner sonstigen politischen Ausrichtung – ein eigenes Bedürfnis sein.
So und nun bleiben Sie mal noch einen Moment in der Situation: Sie sind also aus Ihrer Heimat geflohen, haben schreckliches Leid erlebt und sitzen nun in einem Asylbewerberheim im schönen Freital, das Ihnen eine erste Zuflucht geben soll. Und dann hören Sie Tag für Tag dieses elende, widerwärtige Geschrei. Sie verstehen zwar die Worte nicht, weil Sie die Sprache der Ureinwohner noch nicht gelernt haben, aber Sie hören trotzdem den abgrundtiefen Hass. Abend für Abend.
Und, wie fühlt sich das an?
Sie trauen sich nicht aus dem Heim heraus, um vielleicht mit Ihren Kindern einmal spazieren zu gehen, weil der nette Mann vom Sicherheitsdienst Ihnen gesagt hat, es könnte außerhalb des Heims zu gewalttätigen Angriffen kommen. Also bleiben Sie und Ihre Kinder im Heim und bekommen zunehmend Angst vor diesen seltsamen Leuten. Es wäre ein Wunder, wenn Ihre Traumatisierung sich nicht immer wieder meldet und sie entweder vor lauter Angst gar nicht mehr schlafen können, oder aber davon träumen, dass Ihnen erneut jemand ans Leben will. Und, wie fühlt sich das an?
Wie es die zuständigen Freitaler Behörden seit Wochen zulassen können, dass die Freitaler Brüllmeister ihr „besorgtes“ Rassistengeschrei wieder und wieder unmittelbar vor dem Flüchtlingsheim zum Besten geben, ist mir ein Rätsel.

Merkels grausamer Parteiableger im äußersten Südosten ist an Erbärmlichkeit kaum noch zu überbieten.
Die CDU-Staatsregierung sieht tatenlos zu wie Menschen drangsaliert werden.

Dresden legt immer noch mal einen drauf. Die mutigen Jungs und Mädels von „Dresden Nazifrei“ konnten das gestern wieder erleben, als Nazi-Demonstranten die Errichtung einer Zeltstadt in Dresden verhindern wollten.

[…] Etwa 200 Rechte standen 350 Gegendemonstranten gegenüber. Polizisten gingen dazwischen. In der sächsischen Landeshauptstadt wurden am Abend etwa 500 Flüchtlinge aus Syrien erwartet.
[…] Um sie unterbringen zu können, wurde eine Zeltstadt errichtet, Betreiber des Lagers ist das Deutsche Rote Kreuz. Nach den Worten von DRK-Chef Rüdiger Unger waren Mitarbeiter der Hilfsorganisation schon am Donnerstagabend von Schaulustigen daran gehindert worden, Vorbereitungen für das Lager zu treffen. In einem Fall sei jemand sogar mit einem Auto auf einen DRK-Helfer zugefahren. "Ich habe so etwas noch nie erlebt", sagte Unger. Allen müsse klar sein, dass man hier humanitäre Nothilfe leiste.
[…]  Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks hätten aus Angst vor Steinewerfern Helme mitgebracht.

[…]  Zahlreiche Menschen versuchten am Donnerstag, die Mitarbeiter bei den Vorbereitungen für die Eröffnung der Zelte zu behindern.
Sachsens Innenstaatssekretär Michael Wilhelm (CDU) zeigte sich beschämt über die Vorfälle. […]Wilhelm richtete einen eindringlichen Appell an die Rechten: "Lasst die Leute in Ruhe, die haben so viel durchgemacht." […]

Die ZEIT ONLINE berichtet von den heutigen Angriffen auf unsere Gegenkundgebung. Wir hatten drei Verletzte durch Böller- und Flaschenwürfe zu beklagen, inklusive eines RTW-Einsatzes. […] Die Polizei zeigte sich einmal mehr unvorbereitet und vollkommen überfordert von der Gewalt, die von den Nazis ausging. Wir fragen uns wirklich langsam, in welcher Blümchenwelt die Polizeiführung lebt, wenn sie diese Eskalationsstufe nicht hat kommen sehen. Da wäre der ein oder andere anlassunabhängige Blick mehr ins Netz wohl mal ganz sinnvoll gewesen. *hust* Vielleicht sind die Damen und Herren ja jetzt endlich mal aufgewacht und in der Realität angekommen. Zweifel daran sind aber natürlich wie immer berechtigt.
Zur Stunde ist die Lage an der Bremer Straße ruhig. Es befinden sich noch etwa 100 Flüchtlingsunterstützer_innen vor Ort, allerdings sind auch noch mindestens 30 Nazis in der Nähe. Das Innenministerium hat angekündigt, mehrere Züge der Polizei und der Bereitschaftspolizei in die Friedrichstadt verlegen. Ob sich daraus tatsächlich irgendein Schutz für die #ZeltstaDD ergibt, wird sich zeigen, siehe oben. […]

Es ist an dieser Stelle offenbar noch einmal notwendig ein paar Fakten zu nennen:

Es ist tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal Dresdens, daß sich dort immer wieder Myriaden Menschen zu fremdenfeindlichen Märschen zusammen fanden.
Dresden ist auch die einzige der 20 größten Städte Deutschlands, die durch ein bräunliches Wahlbündnis aus Pegida, AfD und Co einen Bürgermeister wählte.

Da ich in Dresdens Partnerstadt Hamburg lebe, wird man mir verzeihen, wenn ich über das hiesige Zusammenleben mit Ausländern berichte. Hamburg hat nämlich einen ZEHNMAL HÖHREN MIGRANTENANTEIL  in der Bevölkerung.
So müssen sich die schlimmsten Alpträume der Dresdner Pedigree-Marschierer anfühlen.
Wie hält die Hamburger Bevölkerung das nur aus?
Nun, recht gut offenbar.

Weltoffen und tolerant, so sieht sich Hamburg gern. Doch wie sieht es im alltäglichen Miteinander der verschiedenen Kulturen aus? Wie stehen Migranten und Nicht-Migranten zueinander? Und wo gibt es Vorbehalte und Probleme? Erstmals wurde im Auftrag der Sozialbehörde eine repräsentative Bevölkerungsstudie zu diesem Themenkomplex in Auftrag gegeben. […]   Von den 1021 telefonisch befragten und 146 persönlich interviewten Menschen, die an der Studie „Zusammenleben in Hamburg“ teilnahmen, gaben beeindruckende 98 Prozent an, sich in ihrem Stadtteil und in Hamburg generell wohlzufühlen. 90 Prozent finden, dass Deutsche und Zuwanderer in ihrem Stadtteil gut miteinander auskommen.
[…] Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) zeigt sich insgesamt froh über die Ergebnisse der Studie. „Sie zeigt auch, dass die Durchmischung der Bevölkerung von 94 Prozent der Bewohner begrüßt wird. Das ist auch vor dem Hintergrund einer anhaltend hohen Zahl ankommender Menschen ein gutes Zeichen.

Bei den Pediga-Dresdnern haben Fakten keine Chance. In dem Bundesland mit den wenigsten Migranten und von denen auch noch die wenigstens Muslime sind, laufen sie zu Zehntausenden mit vollgeschissenen Hosen durch die Hauptstadt und jammern ob ihrer Überfremdungsängste.
So wird die menschenverachtende Grundeinstellung vieler Sachsen offenbar. Sie wollen den großen ökonomischen und kulturellen Nutzen der Migranten nicht wahrhaben und sind ohnehin nicht für mitmenschliche Argumentationen offen. Daß in mit deutschen Waffen geführten Kriegen Millionen Menschen flüchten und unfassbares Leid ertragen, ist den Pedigas egal.

Hätten Pfarrer Gauck und Pfarrerstochter Merkel auch nur einen Funken Anstand, würden sie alles stehen und liegen lassen, um sich dem braunen Mob entgegen zu stellen.
Sie würden in Großen Kampagnen darüber aufklären wie segensreich und notwendig Einwanderung ist, was wir unter Solidarität verstehen.
Aber die beiden kümmern sich natürlich nicht darum.
Im Gegenteil, ungeniert wird aus den Unionsparteien xenophobe Stimmung geschürt, indem Markus Ulbig Anti-Ausländer-Taskforces aufstellt, der CSU-Vorstand eine Art Linguzid anstrebt, indem Ausländern auch in ihren eigen vier Wänden nur noch deutsch sprechen dürfen, indem CDU-Vize Klöckner mit großem Brimborium ein Burka-Verbot für die unter 100 Burkaträgerinnen in Deutschland fordert und indem Bundesminister Dobrindt eine Anti-Ausländermaut zusammenwerkelt.(….).

Die Zahl der Geflüchteten weltweit steigt und mit ihnen auch Fremdenfeindlichkeit und Ablehnung in Deutschland. […]
Europa ist ein reicher Kontinent. Aber immer wieder wird behauptet, Flüchtlinge gefährdeten diesen Reichtum. Europa würde eine zu große Last tragen.
Die Zahlen zeigen etwas anderes. Zum Beispiel die zu den aus Syrien Geflüchteten. Durch den Krieg dort wurden 2,8 Millionen Menschen zu Flüchtlingen, 6,5 Millionen wurden innerhalb Syriens vertrieben. Laut UNHCR haben allerdings nur vier Prozent der Geflüchteten Zuflucht in Europa gesucht. In den Libanon sind fast zehn Mal so viele Menschen geflohen. Im Vergleich: In Bayern kommt ein Flüchtling auf 305 Einwohner, in Jordanien ist das Verhältnis 1:11.
[…]  […] In Deutschland lebende Ausländer entlasten den Sozialstaat außerdem in Milliardenhöhe. Das zeigt eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Danach sorgten die rund 6,6 Millionen Menschen ohne deutschen Pass im Jahr 2012 für einen Überschuss von insgesamt 22 Milliarden Euro.
Jeder Ausländer zahlt demnach pro Jahr durchschnittlich 3 300 Euro mehr Steuern und Sozialabgaben, als er an staatlichen Leistungen erhält.
[…]  Jeder Bürger könnte der Untersuchung zufolge um mehr als 400 Euro jährlich fiskalisch entlastet werden, wenn künftig pro Jahr mindestens 200 000 Zuwanderer nach Deutschland kämen und 30 Prozent von ihnen hoch und weitere 50 Prozent mittel qualifiziert wären.
Wird Deutschland also ausgenutzt? Sind wir das Sehnsuchtsziel aller Flüchtlinge? Die Fakten sprechen dagegen.

Warum also sind es gerade die Sachsen, die so widerlich durch Ausländerhass auffallen?

Dresden scheint voll von den sogenannten „neuen Asozialen" zu sein.

Anders als Thilo Sarrazin es in seinem umstrittenen Buch behauptete, sind es nicht die Zuwanderer, die das Bildungsniveau senken. Es sind die Deutschen selbst. Und zwar ausgerechnet jene, die bei Facebook gegen Ausländer hetzen.
Es ist schon auffällig, dass die meisten fremdenfeindlichen Kommentare haarsträubende Rechtschreibfehler enthalten, oder? Viele Kommentatoren beherrschen nicht einmal die Grundregeln des Satzbaus. Herr H. schreibt von "denuzieren und provuzieren". Er schreibt, dass Deutsche von Zuwanderern nicht "ackzeptiert" werden. Er zitiert aus der "Biebel".
Nun geht es mir gar nicht darum, mich über eine Rechtschreib-Schwäche lustig zu machen. Aber sie ist einer von vielen Hinweisen darauf, dass der wachsende Fremdenhass in Deutschland mit schlechter Bildung zusammenhängt.
Wenn ich Dummheit sage, meine ich aber nicht unbedingt mangelnde Intelligenz oder einen niedrigen Schulabschluss. Ich rede von einer ganz bestimmten Dummheit. Von Ignoranz. Von der Weigerung, sich Vernunft und Fakten zu öffnen.
[…] Nur 6,8 Prozent der Deutschen mit Abitur sind laut einer Studie der Universität Leipzig ausländerfeindlich. Bei den Deutschen ohne Abitur sind es 20,8 Prozent.
Diese 20 Prozent sind gefährlich. Sie hören nicht auf die Vernunft, nicht auf Fakten und Argumente. Sie lassen sich von ihren Gefühlen beherrschen - und ihre stärkste Emotion ist die Angst. Wenn sie auf Unwissen trifft, ist das eine explosive Mischung.
Wir leben in einem Land, in dem eine hochrangige CDU-Politikern wie Erika Steinbach behauptet, die NSDAP sei eine linke Partei gewesen. Und das, obwohl das NS-Regime Kommunisten verfolgte und hinrichten ließ. Die Quelle von Frau Steinbach? Joseph Goebbels, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda. Erika Steinbach gehört immerhin dem Fraktionsvorstand der Union an. Das muss man sich einmal klarmachen.
Und sie ist nicht alleine. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis wollte den Schöpfungsglauben im Biologie-Unterricht einführen: "Die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse von heute können doch morgen schon wieder anders aussehen", sagte er dem Magazin "Cicero". Und fragte: "Wissen wir, ob unsere wissenschaftlichen Vorstellungen von der Entstehung der Welt in 200 Jahren noch in derselben Form Bestand haben?"
Ein sächsischer Bundestagsabgeordneter lehnte die Homo-Ehe mit der Begründung ab, dass "Fische nicht fliegen und Vögel nicht schwimmen könnten."
Wenn sogar Politiker der Volksparteien solche dummen Thesen äußern, ist es dann ein Wunder, dass immer mehr deutsche Bürger das auch tun? Im Internet verbreiten sich auf Portalen wie "Netzplanet" Verschwörungstheorien und falsche Informationen, über die man nur den Kopf schütteln kann. Herr H. glaubt auch an Chemtrails und daran, dass die deutschen Medien von Israel gesteuert werden.
Das Faszinierende (oder eher Traurige) daran: Diese Menschen erwähnen immer wieder die Politik, die Regierung, die EU. Aber eigentlich haben sie keine Ahnung, wovon sie da eigentlich reden. 40 Prozent der Deutschen wissen laut einer Umfrage von 2014 nicht einmal, was der Unterschied zwischen einer Demokratie und einer Diktatur ist. […]


Gerade erklärte ich noch weshalb es unzulässig ist zu pauschalisieren. Aber in Dresden kommt einfach zu viel zusammen.

Es wird Zeit, daß wir Hamburger uns mal von unserer (Noch-)Partnerstadt Dresden entpartnern.

Als es die DDR noch gab, war es ja ganz cool diese Städtepartnerschaft zu haben und es bot sich auch irgendwie wegen der gemeinsamen Lage an der Elbe an.

Aber mit diesem bräunlichen Pegida-Dresden von heute will man doch eigentlich nichts mehr zu tun haben!

Die Dresdner Stadtregierung unter dem Bürgermeister Dirk Hilbert, der von einem rechts-rechts-Bündnis aus CDU, Pegida und AfD unterstützt wurde und die Dresdner Landesregierung Tillich sollen spüren, daß die anderen Bundesländer ihre Blindheit auf dem rechten Auge nicht akzeptieren.

Vielleicht hilft man so der Dresdner Antifa-Bewegung, den Linken und diejenigen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, am besten. Man zeigt ihnen, daß sie nicht allein gegen Windmühlen kämpfen.