Dienstag, 4. November 2014

Der AfD-Liebling des Tages – Teil II



Da letzte Woche in Köln an die 5000 brutale fette Glatzköpfe ihrer Gewalttätigkeit freien Lauf ließen, war der braune PI-Schreiberling „Iuvenal“ so begeistert von den Hools, daß seine Homoerotik voll in seine Tasten schoss.

Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen als das Wunder von Köln. Als ein Anfang, der den ersten Montags-Demonstrationen entspricht, durch die das Unrechtsregime der DDR niedergerungen wurde. Und es waren nicht die Intellektuellen, es waren echte Männer, die ihr Gesicht für unser deutsches Vaterland gezeigt haben. [….]
Testosteron ist gut. Gegen Salafisten helfen Bonmots nur sehr eingeschränkt, aber physische Präsenz weist sie in ihre Schranken. Ganze Kerle. Kompakte Typen. [….]  Wir sind Deutschland, und wir lassen uns nicht länger wie Lämmer zur Schlachtbank führen. [….] Das klare Bekenntnis zu „Deutschlaaaaaaaaaand!“ war nach langer Zeit endlich einmal außerhalb eines geschlossenen Stadions zu hören, und „Wir sind das Volk!“ hat klargestellt, was schon lange klarzustellen war. Deutschlandfahnen wehten fröhlich und bekannten sich zum Vaterland. [….] Tränen sind geflossen: Tränen von Reizgas, das die Polizei als ihren Beitrag zur Demo mitbrachte, Tränen der Betroffenheit bei den Gegendemonstranten, die ihren Traum vom Multikulti-Paradies untergehen sehen, aber auch Tränen echter Rührung bei den Männern und Frauen, die echte Deutsche sind und die verstehen, worum es hier eigentlich geht.
[….] HoGeSa, wir sind stolz auf Euch! [….] Nächstes Mal werden es mehr sein. Lauter. Stärker. Deutlicher […]  Aber vor allem wieder physische Präsenz, die allen Feinden Deutschlands eines deutlich macht: Die deutschen Männer sind noch da. [….]

So ejakuliert ein rechter PIller.

Die rund 50 verletzten und noch mehr traumatisierten Polizisten dürften sich dieser gewalterotischen Sichtweise kaum anschließen.

Angeheizt von der Rechtsrockband „Kategorie C“ („Heute schächten sie Schafe und Rinder, morgen vielleicht schon Christenkinder“), kübelten die Krawallmacher ihren Hass in die Kölner Innenstadt. Touristen und Passanten flohen vor dem Mob. Die Bilanz des Sonntags: 49 verletzte Polizisten, ein umgestürzter Einsatzbus, zahlreiche Sachschäden. Die Kölner Polizei hat eine Sonderermittlungsgruppe aus 36 Beamten eingesetzt. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden bis Freitagabend 31 Tatverdächtige identifiziert und 32 Ermittlungsverfahren eingeleitet. […] In Köln grölten Menschenmengen „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ oder „Hier marschiert der nationale Widerstand“. Ein Funke reichte, um die Truppe aus Schlägern und Extremisten zur Explosion zu bringen: Laut einem internen Polizeibericht hatten mehrere Personen in Galatasaray-Trikots um 15.49 Uhr den Pulk mit gestreckten Mittelfingern und Feuerwerkskörper provoziert. Sofort eskalierte die Lage, am Ende griff der Mob wahllos Polizisten an. Gegen einen Vermummten mit Faustmesser wussten sich Einsatzkräfte nur mit erhobener Schusswaffe zu helfen. An der Gesinnung des Mobs lässt der Polizeibericht keinen Zweifel: Bei den Teilnehmern habe es sich „überwiegend um Angehörige der Risikofanszene sowie um Angehörige des rechten Spektrums gehandelt“.
(DER SPIEGEL 03.11.14, s.28f.)

Das neue Amalgam aus Nazis, rechten Skinheads, Hooligans und Islamophoben wurde von weiteren Krawallos unterstützt. Auch AfD-Prolls mischten sich unter den braun-brutalen Mob und berichteten voll Glücksgefühl über ihr SA-artiges Erweckungserlebnis.

Claus Döring, Bernd Luckes Mann in Hamburg, Gründungsmitglied der Landespartei wurde wie PI-„Iuvenal“ ganz feucht im Schritt.

[….] Nachdem vor ein paar Tagen das Hamburger AfD-Mitglied Tatjana Festerling offen für die Hooligans schwärmte, die vor einer Woche Teile der Kölner City verwüstet hatten, kommt es jetzt noch besser: Claus Döring – immerhin Mitbegründer der hiesigen AfD – bekennt bei Facebook, er sei bei der Randale selbst dabei gewesen.
Dass es zur Gewalt kam „im Kölner Kessel dieser linksgrünen Bananendiktatur“ (O-Ton Döring) sei seiner Meinung nach allein Schuld der Polizei: Alles habe ganz friedlich angefangen, schreibt er. Man habe aber gleich gemerkt, „dass die Wasserwerfer zum Einsatz kommen SOLLTEN“. Die Polizei habe die Demonstranten deshalb gezielt provoziert. Döring schließt: „Hätte nicht gedacht, wie ,weit‘ wir politisch in Deutschland – wieder – sind.“
Döring ist laut Hamburger Bündnis gegen Rechts kein unbeschriebenes Blatt. Bevor er zur AfD kam, war er demnach Landesschriftführer der antimuslimischen Partei „Die Freiheit“. Döring hasst die EU und tritt dafür ein, dass der Euro wieder abgeschafft wird. Deshalb trat er auch der Facebook-Gruppe „Raus aus dem Euro“ bei – nicht zufällig eine Kampagne der NPD.
Döring ist sozusagen ein politischer Hooligan, der gerne pöbelt und dafür bekannt ist, dass er den Mund zu voll nimmt: Die EU ist für ihn ein „Dreckshaufen“, muslimische Nationen nennt er „Kameltreiberländer“, und die Grünen vergleicht er mit Hitlers SA.

Nicht, daß das ungewöhnlich wäre für die AfD-Basis.
Gerade in Hamburg handelt es sich da um echten politischen Abschaum.

Aber andere Landesverbände sind nicht viel besser.

Diese Zitate gingen dem AfD-Chef Bernd Lucke zu weit: Das prominente AfD-Mitglied Martin Sichert habe über das Ende des Zweiten Weltkriegs gesagt, es hätten die "zwei größten Massenmörder gesiegt", sagte Lucke bei einem Landesparteitag in Ingolstadt. "Und Sie haben meines Wissens nicht Adolf Hitler gemeint", so Lucke in Richtung Sichert  […] In der bayerischen AfD gibt es interne Querelen. Sichert war im Mai 2013 auf einem Chaos-Parteitag zum Landeschef gewählt worden. Das Ergebnis wurde jedoch unmittelbar danach wegen Fehlern bei der Abstimmung für ungültig erklärt. [….]
Unruhe gibt es in der AfD auch im Norden: Laut den "Lübecker Nachrichten" hielt ein AfD-Mitglied einen Vortrag in Stockelsdorf, bei dem Äußerungen gefallen sind, die sehr nah sind an der Leugnung des Holocausts. Vor rund 20 Gästen sagte der Mann demnach, die Gaskammern im Konzentrationslager Dachau seien erst im Nachhinein von den Alliierten gebaut worden. Dann berichtete das AfD-Mitglied laut "Lübecker Nachrichten" von einem angeblichen KZ-Überlebenden, der Schülern eine ausgedachte Geschichte erzählt habe, jedoch nie ein KZ von innen gesehen habe.
[….] Lucke war selbst Anfang des Jahres durch zweifelhafte Äußerungen über Ex-Fußballer Thomas Hitzlsperger aufgefallen. [….]

Daß sich nun die AfD-Oberen, die eigentlich alle Hände mit ihren mehr als dubiosen Goldgeschäften* zu tun haben, über ihre eigene Basis wundern, stößt selbst dem ehemaligen BILD-Vize Nikolaus Blome im SPIEGEL-Kommentar sauer auf.

Eines der unsterblichen Cover des Magazins Titanic hatte vor mehr als zehn Jahren diese Titelzeile: „Schrecklicher Verdacht: War Hitler Antisemit?“ Daran kann sich erinnert fühlen, wer heute das Spitzenpersonal der Alternative für Deutschland (AfD) über die eigene Partei reden hört. Natürlich nicht, weil die AfD etwa eine rechtsextreme Partei wäre. Sie ist, und das war sie von Anfang an, gleichwohl ein Sammelbecken, das Zulauf aus allen Winkeln der Gesellschaft aufnimmt, auch aus den mehr oder minder dunkel Verschatteten. Der Parteispitze kam das zupass, und es war ihr recht, in der Urne sind ja alle Stimmen gleich. Darum ist die nunmehr fast im Tagestakt öffentlich zur Schau gestellte Empörung über die eigenen Mitglieder und Funktionäre nichts als Heuchelei. […]  „Schrecklicher Verdacht an der Parteispitze“, könnte die Titanic also titeln: „Zieht die AfD schräge Gestalten an?“ […]  „Heulsusen“, so verspottete Peer Steinbrück einst die mittelmäßige Funktionärskaste der SPD. „Heult doch!“, könnte die vergleichbare Gruppe in der Alternative für Deutschland ihrem Spitzentrio zurufen. Und sie hätte ja recht.
(Nikolaus Blome. Der Spiegel 45/14)

 Man erinnert sich als Jammer-Lucke mit vollen Hosen heulend das Fernsehstudio verließ, nachdem ihm Michel Friedmann mit Fragen zusetzte, die er nicht beantworten konnte.


Eins ist nach drei Landtagswahlerfolgen und dem Einzug der AfD ins EU-Parlament jedenfalls sicher: Diese Partei ist für jeden Menschen, der auch nur über rudimentären Anstand verfügt, unwählbar.

Holocaust-Relativierer, Verschwörungstheoretiker, Ausländerfeinde, alte Schill-Kumpel. Und jetzt: Hooligan-Verehrer. […] Da wird gegen Fremde gehetzt, die Polizei bepöbelt, der politische Gegner mit Nazis gleichgesetzt und diese auch noch von der Verantwortung für den zweiten Weltkrieg freigesprochen. […] In der Hoffnung auf das dumpf-rechte Stimmvieh [hat die Parteiführung] die Geister selbst gerufen, deren Spuk sie nun nicht mehr loswerden. Während Parteichef Lucke in Brüssel noch von einer Professoren-Partei voll ökonomischen Sachverstands faselt und einen fragwürdigen Goldhandel aufzieht, nimmt an der deutschen Basis der politische Bodensatz das Heft in die Hand. Das sollte jedem zeigen: Die AfD ist keine „Alternative“ – die AfD ist schlicht unwählbar.
(Mathis Neuburger, MoPo-Leitartikel 04.11.14)

*Allen Ernstes wollte die AfD-Spitze zunächst VIAGRA statt Gold an ihre postpotenten Mitglieder verkaufen, um an Geld zu kommen.
Aber dann fürchtete man den Spott über Luckes „Schlappschwänze“ und stieg ohne Gewerbeschein auf Gold-Mark um.