Samstag, 6. August 2016

Integriert.



Wer in Hamburg lebt und viel Platz zum Leben haben will, muß entweder sehr reich sein oder bereit sein sich in einen Randbezirk zu verziehen.
Dabei kommen noch nicht mal alle Ränder in Frage. Wellingsbüttel, der zu den „Walddörfern“ zählende Stadtteil im Nordosten, verfügt über einige der teuersten Straßen und spektakulärsten Villen Hamburgs. Ein ähnliches Bild am ganz anderen Ende; Blankenese und die Elbchaussee ganz im Westen sind ebenfalls nur für sehr viel besser Verdienende erschwinglich. Die im Zentrum gelegenen Stadtteile rund um die Außenalster – Rotherbaum, Harvestehude und die Uhlenhorst – rufen inzwischen Mieten von 16-17 Euro kalt pro Quadratmeter auf.
Wer dort eine Wohnung kaufen möchte, bezahlt bis zu 10.000 Euro pro Quadratmeter. Mit Blick auf die Außenalster können es auch bis zu 20.000 Euro pro Quadratmeter werden.
Erschwingliche Wohnungen gibt es entweder in Stadtteilen, in die man nicht will oder außerhalb Hamburgs.
Letzteres wird insbesondere für die Hamburger eine Option, die ein bißchen spießiger sind, älter werden, oder aber mehrere Kinder bekommen und jedem ein eigenes Zimmer, sowie einen Garten bieten wollen.
Recht günstig ist zum Beispiel das Schleswig-Holsteinische Pinneberg, welches im Nordwesten an Hamburg grenzt.
Pinneberg ist ordentlich sauber, grün, überschaubar und vor allem bezahlbar.
Ein Nicht-Hamburger mag sich fragen, wieso nicht viel mehr Hamburger aus den höllisch überteuerten Wohnungen im Zentrum nach Pinneberg ziehen und so auch die dortigen Grundstückspreise steigen lassen.
Der tiefere Grund dafür ist ein Irrationaler. Pinneberg gilt als Abgrund des Spießertums. Schon in der Fahrschule lernt man, das KFZ-Kennzeichen „PI“ stehe für „Provinzidiot“. Vor denen müsse man sich hüten, die könnten nicht fahren.
Das Wort „Pinneberg“ möchte kein Hamburger auf seiner Visitenkarte stehen haben.
Vor zwei Wochen hatte ich einmal in Pinneberg zu tun und stellte – NATÜRLICH – fest, wie ungerecht dieses Stigma ist. Man lebt dort nur sehr deutsch und typisch deutsch. Gepflegte Vorgärten, homogene Bevölkerungsstruktur, Gelsenkirchener Barock.

Es ist ein Zeichen von gelungener Integration, daß es die zweite oder dritte Generation türkischer „Gastarbeiter“ aus den berüchtigten Stadtvierteln mit sehr hohen Migrantenanteil – St. Pauli, St. Georg, Billstedt, Neuwiedenthal, Wilhelmsburg – nach Pinneberg in die hübschen Häuser mit Vorgärten zieht.
Natürlich bringen sie dann einen Teil ihrer Kultur, nämlich den Muslimischen Glauben mit und brauchen irgendwann eine Moschee.

So eine Moschee gibt es der Friedensstraße 11. Die vom DITIB betriebene Moschee ist die einzige in Pinneberg.

Mit dem Namen ALLAH`s, des Barmherzigen und Gnädigen bezeugen die Mitglieder der Islamischen Religionsgemeinschaft DITIB Hamburg und Schleswig-Holstein e.V., dass es keinen Gott gibt, außer dem einen Gott (ALLAH) und dass Muhammed ("Segen und Frieden Allahs seien auf ihm" - s.a.v.) sein Diener und Gesandter ist.
Der Glaube an Gott und seine Engel, seine durch den Engel Dschebrail offenbarten Schriften, die Propheten welche die Offenbarungen verkündeten, der Tag der Rechenschaft und die göttliche Vorhersehung bilden die Grundlagen ihres islamischen Glaubens. [….]

Es könnte alles so schön sein; denn die große und bekannte Centrummoschee Hamburgs mit ihren markanten Fußball-Minaretten liegt mitten im schwulsten Viertel, St. Georg; besser bekannt als St. Gayorg.


Dort leben Hipster, DINKS und jede Menge Schwule inmitten von Häuserzeile, die von Regenbogenfahnen geschmückt sind.
St. Gayorg ist wirklich „divers“; sogar der der katholische Mariendom, Sitz des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße liegt mitten in St Gayorg, nur ein paar Häuser von der Zentrumsmoschee entfernt und genau gegenüber einer Homo-Lederbar.

Vielleicht haben sich die Pinneberger Türken ein etwas angemesseneres Umfeld für ihre Moschee erhofft. Und dann das: Gegenüber eröffnete ein Puff.
Strenggläubige Muslime mußten angeblich sogar schon entblößte Busen durch die Fenster ansehen! Schock schwere Not.

[…..] Seref Ciftci steht vor Pinnebergs einziger Moschee. In einer ruhigen Gegend. Trotzdem zentral gelegen. Die Adresse des Gotteshauses: Friedenstraße 11. Passt zum Anspruch Ciftcis, der nicht müde wird, das Miteinander zu betonen. Und doch herrscht derzeit mächtig Unfrieden in der türkisch-islamischen Gemeinde, deren Vorsteher er ist. Grund sind Nachbarn. Unerwünschte Nachbarn. Das Gebäude gegenüber ist auf dem ersten Blick ein ganz normales zweigeschossiges Wohnhaus, das früher zu einer Autowerkstatt gehörte. Das Problem: Frauen bieten dort Sex gegen Bezahlung an.
Ciftci will das nicht länger hinnehmen. Er berichtet von entblößten Brüsten am Fenster, hat sich bereits bei Bürgermeisterin Urte Steinberg beklagt – und kündigt an, gegen das Etablissement mobil zu machen. "Wenn es nicht anders geht, werden wir Nachbarn ansprechen", sagt er. Kein Rotlicht vorm Gotteshaus, so der Appell. Einer, der sich nicht auf seine Glaubensrichtung beschränke: "So etwas kann ich mir auch vor einer christlichen Kirche nicht vorstellen", sagt Ciftci. […..]

Willkommen in der Realität, liebe Pinneberger Muslime.
Es freut mich zu sehen, daß Ihr genauso spießig geworden seid, wie man es den anderen Pinnebergern immer unterstellt.
Auch die Ur-Pinneberger kämpfen gegen ein Bordell.

[….] Die türkisch-islamische Gemeinde ist mit ihrer Wut nicht allein. Auch an der Mühlenstraße, gegenüber einem zweiten in der Straße beheimateten Bordell, herrscht Unruhe. Anwohner haben sich mit einem Schreiben an Stadtverwaltung und Politik gewandt. Geht es nach dem Gesetzgeber, gibt es bald klarere Verhältnisse. Künftig soll es eine Meldepflicht für Prostituierte geben. […..]

In ihrer Bigotterie sind eben alle Spießer gleich.
Wer kein Bordell im Stadtviertel will, sollte aufhören diese Orte als Freier aufzusuchen.
Würden die Pinneberger Männer nicht so gern ins Bordell gehen, würden die sich dort auch nicht rechnen.

Man fragt sich wo die vielen Muslimischen Männer in St. Pauli (Migrantenanteil 36,3%) eigentlich hingucken.
Der ganze Stadtteil rund um die Reeperbahn ist schließlich ein einziger (und weltbekannter) Rotlichtbezirk.
In Hamburg-St. Georg ist heute eine riesige Party. Die ganze Woche ist in der Innenstadt Party, weil LGBTIs und Wohlgesinnte zum CSD rufen.

Drei Jahrzehnte Co-Existenz von türkischer Gemeinde und „Queer-Gemeinde“ in St Gayorg haben dazu geführt, daß man sich gegenseitig kennengelernt hat.
Als Konsequenz beteiligt sich der türkische Moschee-Verband gleich selbst am CSD.

Dieser Vorstoß sorgte für Aufsehen: Hamburgs Türkische Gemeinde unterstützt erstmals den Christopher Street Day (CSD), will so ein Zeichen für Schwule und Lesben setzen. […..]
„Wir haben aber auch nicht den Anspruch, für alle türkischstämmigen Mitbürger sprechen zu können“, sagt die Vorsitzende, Nebahat Güclü. Das tun andere – und von denen kommt nun überraschender Zuspruch.
„Wir von der Schura Hamburg unterstützen das Vorhaben der Türkischen Gemeinde, sich Diskriminierung entgegenzustellen“, sagt der Vorsitzende Mustafa Yoldas zur MOPO. „Auch wir Muslime müssen uns mit den gesellschaftlichen Realitäten auseinandersetzen.“
Man müsse akzeptieren, dass es in dieser Gesellschaft eine breite Vielfalt an Partnerschaften und Lebensformen außerhalb der klassischen Ehe zwischen Mann und Frau gebe. „Wichtig ist, dass man sich respektiert.“


Offensichtlich sind türkische Muslime in Deutschland genauso wie alle anderen Deutschen unterteilt in Spießer und aufgeschlossenere Menschen.
Die einen leben in Pinneberg und die anderen leben in St Georg zwischen lauter Schwulen und feiern einfach mit.

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