Freitag, 13. März 2020

Wenn es drauf ankommt.

Das hat ja genervt im November 2000: Al Gore hatte mehr Stimmen als George W. Bush, aber dann brach das totale Chaos in Florida aus und über viele Wochen wußte niemand, wer letztendlich US-Präsident werden würde, weil die Wahlmännerstimmen aus Miami nicht zugeordnet werden konnten.
Schließlich setzte sich GWB mit Hilfe von Daddys Supreme-Court-Richtern durch.
Ein Schock. Ausgerechnet nach dem umtriebigen hochintellektuellen Bill Clinton, der bis heute Wissen wie ein Schwamm aufsaugt, sollte die Welt mit einem #43 leben, der so unbelesen, desinteressiert und borniert wie kaum je ein US-Präsident war.
Andererseits schien der Amtsinhaber auch weniger relevant zu sein, da #42 das „Ende der Geschichte“ eingeläutet hatte – der Ost/Westkonflikt war friedlich beigelegt, Deutschland vereinigt und mehrere andere internationale extreme Konflikte waren durch die Bemühungen Clintons auf gutem Weg.
Zudem hatte der Demokrat aus dem kleinen Arkansas nach der HW Bush-Rezession einen beispiellosen Wirtschaftsboom generiert und ein gewaltiger Budget-Plus hinterlassen.
Was sollte da schon schiefgehen im Januar 2001, als der etwas debile Bush Jr ins Weiße Haus einzog?
War es in der Situation nicht relativ egal wer regierte? Die Maschine lief wie geölt und würde auch weiter prosperieren – unabhängig von dem etwas frömmelnden wiedergeborenen Christen im Oval Office.
Die These schien sich zu bestätigen.
GWB hatte all die Experten und Zuarbeiter Clintons rausgeworfen, weil er kaum Interesse zeigte sich briefen zu lassen. GWB las nicht, ging extrem früh schlafen und hatte als trockener Alkoholiker durch sein striktes Alkoholverbot auch alle gesellschaftlichen Anlässe im Weißen Haus gestrichen.
Es gab keine Partys mehr, keine Strategietreffen. Um 17 Uhr wurden die Bürgersteige hochgeklappt, GWB hatte eben erst seine legendäre Prairie Chapel Ranch beim texanischen Crawford erworben und urlaubte dort schon im ersten halben Jahr mehr als Bill Clinton in den gesamten acht Jahren seiner Präsidentschaft.
Aber wer wollte sich da schon beschweren angesichts der offensichtlichen Tatsache vom dümmsten US-Präsidenten aller Zeiten regiert zu werden.
Der Typ, der sich bei jeder Ansprache so verhaspelte, daß eine ganze Generation von Komikern die Bühnenprogramme mit GWB-Zitaten füllen konnte.
Ist doch letztendlich egal wer US-Präsident ist. Gerade wenn es so eine Witzfigur wie GWB ist. Mit diesem Mantra beruhigte man sich selbst.
Aber das war ein Irrtum.
Ein Irrtum, den man am 11.09.2011 bemerkte.
Um die Geheimdienste hatte sich auch niemand mehr gekümmert und plötzlich war die Giga-Katastrophe von New York da.
Nun änderte sich alles im Oval Office. Nach dem legendären Video, das GWB wirr bei einem Besuch in Sarasotas Emma E. Booker Elementary School zeigte, als er „the pet goat“ vorlesen sollte und sein Stabschef Andy Card ihm zuflüsterte „America is under attack“.
Es war offensichtlich, daß der Präsident eine lange Leitung hatte, überfordert war.


Kurz darauf brach er den Besuch ab und wurde in Sicherheit gebracht. Die Air Force One verschwand für Stunden. Das war naheliegend, schließlich wurden auch das Pentagon und das Weiße Haus angegriffen.

Offenbar konnte man GWB aber schnell den Ernst der Lage klar machen. Als er sich wieder der Öffentlichkeit zeigte, wirkte er entschlossen. Es kam am 14.09.2001 zu dem legendären Besuch in den WTC-Trümmern am Ground Zero, als GWB einen Feuerwehrmann umarmend zum Megaphon griff, den New Yorkern die Solidarität der gesamten Welt aussprach und laut rief „I can hear you!“


Tatsächlich half der vorher so unbeholfene #43 das Land zu vereinen. Er besuchte später sogar eine Moschee, um den Vorurteilen gegen amerikanische Muslime entgegen zu wirken. Seine Zustimmungswerte, die zuvor weit hinter denen Bill Clintons zurück lagen, kletterten auf unfassbare 90%.
Die Nation versammelte sich hinter ihrem eben noch so unbeliebten Präsidenten und dieser wirkte sogar besonnen; schien die Übersicht zu behalten.

Wir wir heute wissen, hielt das nicht lange an. Selbst fürchterlich ungebildet und wenig über den Nahen Osten und den Islam wissend, ließ er sich vor den Karren kriegslüsterner Neocons spannen, hörte auf die Blackwater-Einflüsterungen, schlug fahrlässig die angebotene Hilfe aus Teheran aus, verscherzte es sich bis zum Frühling 2003 mit der Hälfte der US-Alliierten, die im September 2001 wie ein Mann hinter ihm gestanden hatten.
Es folgten die Lügen über Saddams Husseins Massenvernichtungswaffen, der Einmarsch in Afghanistan, der völkerrechtswidrige Angriffskrieg auf den Irak, um GWBs Papi zu rächen, obwohl Bagdad rein gar nichts mit 9/11 zu tun hatte.
19 Attentäter kamen aus Saudi Arabien, aber ausgerechnet mit Riad wollte Washington wegen der Ölgeschäfte nicht streiten.
Fast 20 Jahre später liegen der Irak und Afghanistan immer  noch in Trümmern, die Kriege weiteten sich aus und der islamistische Terror wurde dadurch noch deutlich gestärkt.
Im Januar 2009 trat ein auf ganzer Linie gescheiterter GWB ab, der die USA unbeliebter denn je gemacht, mehr als eine halbe Million Tote verursacht und schließlich auch noch die größte Rezession und Finanzkrise seit 1929 angerichtet hatte.
GWB, der Mann würde mit Sicherheit als der schlechteste US-Präsident aller Zeiten in die Geschichte eingehen.
So viel war immerhin sicher, als er endlich vom strahlenden #44 abgelöst wurde und Barack Obama sich ans große Aufräumen nach dem Desaster machte.

Ich habe George W. mit großer Leidenschaft gehasst, gegen ihn demonstriert, gegen ihn angeschrieben, ihn beschimpft und lächerlich gemacht.
Ich schämte mich für die USA, für die bigotte Regierung und konnte den Wählern zwar den Irrtum von 2000 verzeihen, nicht aber die Präsidentschaftswahl von 2004, als alle Lügen und Verbrechen der Bush-Administration auf dem Tisch lagen und der intellektuelle Kerry dennoch verlor.

Nie, nie, niemals hätte ich im November 2008 geglaubt gerade mal acht bis neun Jahre später GWB in milden Licht zu sehen.
Mich gelegentlich dabei zu ertappen geradezu sympathische und selbstironische Züge an ihm zu erkennen, milde amüsiert über seine naive Ölmalerei zu sein, doch mit einigem Interesse seinen öffentlichen Gesprächen mit Bild Clinton zu folgen und sogar gerührt zu sein, wie gut er sich zumindest mit Michelle Obama versteht.
GWB ist immerhin kein Rassist.
Er ist ein Lügner und etwas verblödet. Dadurch war er ein sehr schlechter Präsident, aber angesichts der psychopathischen tiefen Destruktivität von #45 verblasst alles.

Wiederholt sich die Geschichte?
Auch Trump übernahm eine stark wachsende US-Ökonomie mit vollen Kassen, nachdem Obama in acht mühsamen Jahren das GW-Bush-Desaster aufgearbeitet hatte; ganz so wie Clinton das HW Bush-Desaster bereinigte.

Auch am 20. Januar 2017 beruhigten sich einige Beobachter angesichts der nur allzu offensichtlichen geistigen Defizite des künftigen US-Präsidenten; auf den Amtsinhaber käme es in so guten Zeiten nicht an. Die Maschine liefe weiter; egal wer am Ruder stünde.
Zudem waren Trumps intellektuelles Phlegma und seine generelle Faulheit bekannt.
Er würde viel golfen gehen und die Tagespolitik wie einst GWB vor 9/11 den Profis überlassen. Möglicherweise verlöre er sogar das Interesse an dem Job und trete nach einigen Monaten zu Gunsten von Pence zurück.
Die beliebte Journalistenfrage, ob Trump dem „Anruf um 3.00 Uhr nachts“ gewachsen wäre, wenn plötzlich eine Megakrise hereinbräche, musste man angesichts seiner gravierenden Bildungslücken, der Unfähigkeit sich zu konzentrieren, bezweifeln, aber was sollte schon passieren?

Aber der Vergleich hinkte von Anfang an. Lediglich das viele Golfen und die Faulheit traten wie erwartet ein.
Anders als GWB beließ es Trump aber nie dabei fern von Washington zu chillen, sondern ist ein ständiger Getriebener seiner tiefsitzenden Bosheit.
Die besondere Mischung aus Rassismus, Bestätigungssucht, Destruktivität und Minderwertigkeitskomplex treibt IQ45 manisch an alles zu zerstören, das der schwarze Vorgänger geschaffen hat.
Eher geht er wie Nero mit der Nation unter als Obama einen einzigen Erfolg zu gönnen.
Zudem ist der Mann dermaßen kriminell und antidemokratisch, daß er genau wie Bibi Netanjahu schon deswegen wiedergewählt werden will, um weiterhin die Immunität zu genießen, die ihm vorm Gefängnis bewahrt.

Inzwischen bekam aber auch Donald Trump sein 9/11-Erlebnis. Corona.
Diesmal nicht so unerwartet wie die zugeflüsterte Nachricht Andy Cards vom 11. September 2001, sondern sogar schlimmer.
Trump ist seit zwei Monaten gewarnt, begreift aber leider gar nichts, hält den Covid19 für eine demokratische Hoax.
Bis vorgestern konnte er sich nicht vorstellen, daß eine Pandemie zu einem ernstzunehmenden Problem würde.
Als es schon zu spät war, verkündete er den Travelban gegen das von den Konservativen so gehasste Europa.
Mit der Ausnahme von GB, da sich Viren bekanntlich streng an die EU-Grenzen halten und außerdem die Trump-Golfplätze in Schottland und Irland keine finanziellen Einbußen erleiden.

[……] Das Problem ist, dass er die Virus-Krise im Land so stumpf wegignoriert. Was so drastisch und entschlossen klingt, ist nichts anderes als der feige Versuch, vom eigenen Versagen abzulenken. Keine Rede von den rasant steigenden Fallzahlen in den USA, von der Bedrohung, die von diesem Coronavirus ausgeht. Von der Unfähigkeit seiner Regierung, genügend Tests bereitzustellen. Keine Rede von dem, was den USA mit ziemlicher Sicherheit bevorsteht.
Dem Virus ist egal, ob es in China, der EU oder in den USA wütet. Es macht auch keinen Unterschied, wo es herkommt. Für Trump schon. Er spricht vom "ausländischen Virus", vom Virus, das sich von China aus über die Welt verbreitet hat. Er spricht von dem Virus wie er über illegal Eingewanderte spricht. Und dafür hat er nur ein Rezept: Grenzen dicht, Mauer bauen. […..]

SARS-CoV-2 zeigt, daß es eben nicht egal ist wer regiert.
Es kann nationale und globale Großkrisen geben, die sinnvolles und schnelles Handeln erfordern.
So eine Situation ist längst eigetreten und läßt sich nicht durch Lügentweets und Hetze gegen die Demokraten/Presse/Europa/China/Wissenschaft wegdrücken.
Trump will die Zahl der Infizierten klein halten, indem kaum einer getestet wird. Weniger Tests, weniger bestätigte Erkrankte, weniger Probleme bei der Wiederwahl am 03.11.2020.

[….] Als es eigentlich gerade vorbei war, gab es einen dieser seltenen, ungeplanten Momente der Weltpolitik. Donald Trump lehnte sich also zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, stöhnte, sagte langgezogen: "okay"; unsicher sah er nun aus, zweifelnd und fragend, war es gut gegangen? Die Fernsehübertragung sollte in diesen Sekunden längst beendet sein, Trump ging gewiss davon aus, dass die Kameras ausgeschaltet waren, aber der Sender C-SPAN sendete auch dieses inhaltsleere "okay" noch hinaus in die Welt.
Nein, es war nicht gut gegangen, leider nicht. [….]

Statt Orientierung zu geben, ist IQ45 ganz offensichtlich intellektuell vollkommen überfordert und verwirrt die Nation immer mehr.

[…..]  Es war auch die Botschaft, die Donald Trump aussenden wollte, als er sich am Mittwochabend an die Bevölkerung wandte, um über das Coronavirus zu sprechen. Ausgelöst hat er das Gegenteil: wachsende Angst, ob die USA dem Umgang mit der Bedrohung gewachsen sind. Wenn man den Worten dieses Präsidenten nicht einmal glauben kann, wenn er sie mitten in einem Notstand von einem Teleprompter abliest, wann dann?
Ein Importstopp für Europa? Das Weiße Haus muss klarstellen, dass Trump sich versprochen hat
Es begann im Moment, als Trump ankündigte, Einreisen aus der EU für 30 Tage auszusetzen. Auch "Handel und Güter" seien davon betroffen, sagte der Präsident in die Kamera. Ein Importstopp für Europa: Konnte das wirklich stimmen? Noch während Trump seine Ansprache fortsetzte, musste das Weiße Haus klarstellen: Nein. Trump hatte sich, aus welchen Gründen auch immer, verredet. Dass alle rückkehrenden US-Bürger von der Einreisesperre ausgenommen sind, wurde ebenfalls erst später klar, und Trumps Mitarbeiter mussten noch gleich zwei weitere seiner Aussagen korrigieren. Dazu gehörte jene, wonach die US-Krankenversicherer eingewilligt hätten, für Coronavirus-Behandlungen keine Zuzahlungen mehr zu verlangen. Alles falsch.
Die Amerikaner beruhigen: Das geht anders. Als die US-Börse am Donnerstag eröffnete, stürzten die Kurse in den Keller, der Wall-Street-Handel wurde zum zweiten Mal in dieser Woche unterbrochen. […..]

Es gab viele intellektuell minderbemittelte GOP-Präsidenten.
Sie einte immerhin eine große Fähigkeit: Ein ökonomisches und finanzielles Megadesaster anzurichten.

Trump scheint dabei seiner Sonderstellung als dümmster potus der Geschichte gerecht zu werden und auch den größten Crash zu generieren.


Heute nun die bizarre Garten-PK mit der Ankündigung des nationalen Notstandes. IQ45 war offensichtlich so verängstigt, daß er wieder auf Downer gesetzt werden musste. Mit schwerer Zunge slurend erklärte er, jeder könne sich bald auf Corona testen lassen, außer denjenigen, bei denen die das Gefühl hätten, sie müssten sich nicht testen lassen.
Ein sichtlich erektionierter Mike Pence stand hinter ihm, wurde gelegentlich vom wirren Trump vor das Mikrofon geschoben, um in seiner Eigenschaft als US-Corona-Beauftragter schleimspurziehend auf Knie in den Hintern seines Chefs zu kriechen. Nichts täte der VP lieber. Kein Wort zu den Kranken, zu den Toten, zu den Heilungschancen, dafür erfüllte er aber den Zweck der bizarren Parade: Trump ausgiebig öffentlich den Hintern zu küssen.
So geht Orientierung.

[…..] Vor allem von den Demokraten war Trump scharf für seinen Umgang mit dem Virus kritisiert worden. Er habe die Gefahr heruntergespielt. Die Partei hatte Trump schriftlich dazu aufgefordert, den nationalen Notstand auszurufen.
Zudem prangerte die Vorsitzende des demokratisch geführten Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, an, dass es keine freien Tests auf das Virus gebe. Sie kündigte ein Gesetz an, das kostenlose Tests ermöglichen solle. [….]
(Tagesschau, 13.03.20)

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