Montag, 23. Juni 2025

Unterkomplexität

Die Sicht auf das Pulverfass Nahost wird oft von Emotionen getragen. Abscheu, Ermüdung, Wut, Mitleid, Empörung.

Bestenfalls wird auf die enorme Komplexität verwiesen. Da es seit 75 Jahren immer wieder Kriege und Terror gab, Supermächte und Religionsführer intensiv ihr Gewicht in die verschiedenen Waagschalen warfen, wurden so viele Fehler gemacht, so viele Verbrechen begangen, so viel unerträgliches Leid zugefügt, daß jede Seite abendfüllend valide Argumente dafür aufzählen kann, im Recht zu sein, indem die Heuchelei und Abscheulichkeit der jeweils anderen genannt werden.

Zu dem großen religionsspezifischen Unglück  - alle drei abrahamitischen Weltreligionen, die unendliches Leid über den Planeten brachten, haben dort ihren Ursprung – gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, weswegen die eigentlich auf ein vergleichsweise kleines Gebiet lokalisierte Nahost-Hölle, globale Auswirkungen hat:

·        Den Keim der Probleme legten die Europäer und US-Amerikaner durch ihre kolonialen Verbrechen und die damit verbundenen willkürlichen hochproblematischen Grenzziehungen.

·        Deutschland als die Holocaust-Täter-Nation kann niemals neutral sein.

·        Ost und West sehen in verschiedenen Nahost-Playern ihre Proxys und führen systemische Stellvertreterkriege.

·        Ausgerechnet in den Golfstaaten gibt es enorme Öl- und Gas-Vorkommen, die nicht nur die Weltwirtschaft in Gang halten, sondern auch unermesslichen Reichtum und damit verbundene ökonomischen Interessen begründen.

·        Zu allem Übel beinhaltet die Region rund um die arabische Halbinsel mit der Straße von Hormus, dem Suezkanal, dem Roten Meer, dem Golf von Oman und natürlich der Bab-al-Mandab-Straße, gleiche mehrere für den Welthandel absolut essentielle Meerengen.

Schlichtere Geister, wie Fritze Merz, verwerfen angesichts dieser komplizierten Gemengelage, gleich das internationale Recht und wollen Völkerrecht nur noch gelten lassen, wenn es „den anderen“ schadet, aber es nicht für Freunde und sich selbst anwenden. Legal, illegal, scheißegal – so lautet das bekannte CDUCSU-Motto.

[…] Merz sieht »keinen Grund« USA und Israel zu kritisieren

Bundeskanzler Friedrich Merz hat die Angriffe der USA und Israels auf Iran begrüßt. »Es gibt für uns und auch für mich persönlich keinen Grund, das zu kritisieren, was Israel vor einer Woche begonnen hat«, sagte der CDU-Vorsitzende auf dem Tag der Industrie des Wirtschaftsverbandes BDI. »Und es gibt auch keinen Grund, das zu kritisieren, was Amerika am letzten Wochenende getan hat«, fügte er mit Blick auf die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen hinzu.

»Es ist nicht ohne Risiko. Aber es so zu belassen, wie es war, war auch keine Option«, betonte der Kanzler mit Blick auf das iranische Atomprogramm. Iran wird vorgeworfen, Atombomben zu entwickeln, was die Regierung in Teheran zurückweist. Es gebe durchaus die Gefahr einer Eskalation, sagte Merz. Er sei jedoch einigermaßen optimistisch, dass es dazu nicht kommen müsse, wenn er sich die bisherigen Reaktionen Irans anschaue. Wenn die Straße von Hormus gesperrt werde, werde dies jedoch Konsequenzen geben. [….]

(Spon, 23.06.2025)

Mit dieser Haltung zeigt Merz, wieso Deutschland international keine Glaubwürdigkeit besitzt: Regeln gelten also nur rein willkürlich. Aber wieso sollten sich Iranische Mullahs oder Russische Präsidenten an Völkerrecht halten, wenn Merz klar sagt, die USA und Israel brauchen sich nicht danach richten?

Nicole Deitelhoff, Professorin für Internationale Beziehungen an der Uni Frankfurt, sieht es wie fast alle Vertreter ihrer Zunft, völlig anders als der Bundeskanzler.

[…] Zunächst einmal haben sich die USA hiermit in einen Angriffskrieg Israels eingeschaltet. Das heißt, die US-Regierung ahmt das Verhalten Israels nach. Sie heißt es damit auch gut. Aber nach wie vor gilt: Wir haben es hier mit einem völkerrechtlich gesehen illegalen Krieg zu tun. Und das heißt, dass diese Spirale der Ignoranz gegenüber dem Völkerrecht sich weiter verschärft beziehungsweise weiter und schneller dreht. […] Gleichzeitig gibt es offensichtlich keinen Plan auf Seiten der USA. Wenn man sich Trumps Verlautbarungen ansieht, dann wirkt es ein wenig so, als denke er, dass mit diesem Angriff auf die drei Atomanlagen der Kriegseintritt der USA schon wieder erledigt sei. Das ist sehr unwahrscheinlich, denn wir müssen davon ausgehen, dass Iran in der einen oder anderen Weise reagieren wird. […] Zum jetzigen Zeitpunkt können wir überhaupt nicht einschätzen, ob die Nuklearanreicherungsanlagen, die bombardiert worden sind, tatsächlich restlos zerstört worden sind. Das wird sich erst in der Zukunft zeigen. Wir wissen auch nicht, ob angereichertes Uran bereits aus Fordo fortgebracht wurde. Der Iran fährt seit mehreren Jahrzehnten sein Atomprogramm. Das heißt, er kann solche Anlagen auch wieder aufbauen. Er kann sich wieder auf den gleichen Pfad begeben. Um das iranische Atomprogramm zu beenden, brauchen wir ein verlässliches Abkommen. […] Man kann sogar Israel unterstützen in seinem Angriff. Aber man muss sich ganz klar sein: Der Angriff ist nichtsdestoweniger eine Verletzung des Gewaltverbots. Es ist ein Angriffskrieg, und der ist untersagt.

Und in dem Moment, in dem man das verschleiert und so tut, als wäre es legal, diesen Krieg zu führen, gibt man dauerhaft jedes Instrument aus der Hand, andere dafür kritisieren zu können, dass sie sich eventuell in Angriffskriegen engagieren. Man denke etwa an Russland in der Ukraine. Natürlich sind das unterschiedliche Situationen und unterschiedliche Gründe für diese Angriffskriege, aber beides sind Angriffskriege. Und in dem Moment, in dem wir das Recht nicht mehr für uns gelten lassen wollen, sondern nur noch für andere, wird es für niemanden mehr Geltung haben. […] Man kann das gar nicht dramatisch genug sagen. Wir sind momentan in einer Phase, in der die Weltordnung und damit auch das Völkerrecht auf der Kippe steht. Weil wir erleben, dass immer weniger Staaten - und eben nicht nur kleine, unbedeutende, nicht nur irgendwelche Schurkenstaaten - sondern die großen und wichtigen Staaten beginnen, sich immer weniger an das Völkerrecht gebunden zu fühlen.

Das schafft eine Situation, in der das Völkerrecht von niemandem mehr Anerkennung erfährt, weil einfach klar ist, dass sich niemand daran halten muss. Damit kommen wir in eine Welt zurück, in der allein das Recht des Stärkeren von Bedeutung ist. Und man muss sich ganz klar machen: Europa und Deutschland gehören weltpolitisch nicht zu den Stärkeren. Wenn wir über Machtpolitik sprechen, sind wir die kleineren. Wir brauchen das Regelwerk der internationalen Ordnung, wir brauchen das Völkerrecht. […]

(Tagesschau, 22.06.2025)

Merz ist aber zu unterbelichtet, um das zu verstehen. Er ist naiv und rechtlich unwissend.

[….] Nein, Herr Merz, SIE sind von diesem Regime überhaupt nicht betroffen. Betroffen sind zuallererst 80 Millionen Menschen im Iran, die seit 46 Jahren unter der tödlichen Unterdrückung dieses Regimes leben müssen. Einem Regime, mit dem Ihre Partei, das nur nebenbei, seit Jahrzehnten herumkumpelt, während genau diese Menschen Sie anbetteln, nicht mehr auf das Regime zu hören, sondern auf die Menschen.
Nicht die israelische Regierung macht die „Drecksarbeit“, sondern die vielen Menschen, die sich den islamistischen Machthabern widersetzen. Auf diese Menschen hagelt es im Übrigen gerade Bomben.
Get educated or shut the F up.
  [….]

(Gilda Sahebi, 17.06.2025)

Die Konsequenzen sind klar: Durch den totalen Glaubwürdigkeitsverlust in der Region, spielen die EU und insbesondere die drittgrößte Wirtschaftsmacht des Planeten Deutschland, keine Rolle im Nahen Osten. Was Fritze dazu sagt, ist schlicht irrelevant. Er wird gar nicht erst informiert. Das liegt keineswegs in der Natur der Sache, wenn man die deutsche Regierung ist. Die Regierungen Schmidt und Schröder genossen gerade im Nahen Osten enorme Glaubwürdigkeit auf beiden Seiten. Sie waren kenntnisreiche Vermittler. Die Minister Wischnewski und Fischer verfügten über exzellente Kontakte; wurden auf arabischer, iranischer und israelischer Seite gern gesehen. Die Außenminister der Merkel-Ära konnten da nicht anknüpfen, Baerbock wurde noch weniger ernst genommen und Wadephul, obschon er erst so kurz im Amt ist, ist bereits in den USA völlig unten durch und wird sogar in seiner CDU scharf kritisiert.

Komplexe Themen lassen sich nicht nach kurzfristiger Opportunität simplifizieren. Man kann ihnen nicht geistig Herr werden, indem man mangelnde intellektuelle Durchdringung durch Subjektivität und Sympathie ersetzt.

Mangelnde Medienkompetenz spielt auch eine große Rolle. Die schrecklichen Bilder, die uns erreichen, werden viel zu wenig überprüft, auf die Absichten der Absender gegengecheckt. In Gaza gibt es so gut wie gar keine Journalisten. Das israelische Militär zensiert die Informationen sehr stark. Es gibt auch keine verlässlichen Fakten über die Fraktionen innerhalb des Teheraner Regimes. Nur Spekulationen. Nach Kriegseintritt der USA und dem Abwurf der 14, je 14 Tonnen schweren Bunkerbrecher, gab es selbstverständlich keine belastbaren Informationen aus dem Iran selbst. Stattdessen übernahmen Agenturen und deutsche Medienhäuser schlicht die Informationen, die Trump und Bibi verbreiteten: Zwei Männer ohne jede Glaubwürdigkeit; absolut notorische Lügner.

Wer bequem auf einem deutschen Sofa sitzt und sich ein möglichst realistisches Bild machen will, sollte auf seriöse Menschen hören, die aus dem Iran und Israel und Gaza stammen, die dort Familie und Freunde haben, die sich rund um die Uhr mit den Themen beschäftigen. Zum Glück gibt es solche Personen, die sogar auch ihre Analysen und Berichte in den Medien teilen. Natalie Amiri, Navid Kermani, Daniela Sepehri, Gilda Sahebi.

[….] Der Schriftsteller Navid Kermani hat Bundeskanzler Friedrich Merz wegen dessen „Drecksarbeit“-Aussage scharf kritisiert. Merz habe mit seiner Aussage die vielen zivilen Kriegsopfer beleidigt und entmenschlicht, sagte Kermani der Deutschen Presse-Agentur in Köln. „Wen meint er mit Dreck? Damit meint er offenbar die Menschen, die im Iran in den Hochhäusern ohne Luftschutzkeller sitzen und jetzt von Israel bombardiert werden. Das sind meine Verwandten, meine Cousinen und Cousins, meine Kollegen und Freunde. Viele von ihnen haben im Kampf gegen das Regime Opfer gebracht, von denen wir im Westen nicht einmal eine Vorstellung haben.“

Alle bekannten Protagonisten der Demokratie-Bewegung hätten sich gegen den Krieg ausgesprochen, so auch die inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi oder die Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotudeh. „Diese beiden Frauen und Millionen andere Iraner kämpfen seit Jahren heroisch gegen das Regime und damit auch für Israels Sicherheit. Sie sind kein Dreck.“ Er glaube nicht, dass ein Helmut Kohl, ein Wolfgang Schäuble oder gar eine Angela Merkel, die in der Sache womöglich Merz zugestimmt hätten, je auf eine solche zynische Wortwahl zurückgegriffen hätten, sagte Kermani.

„Merz leistet damit einer Verrohung und Enttabuisierung der öffentlichen Sprache Vorschub, die den Rechtspopulisten enorm in die Hände spielt, siehe USA.“ In einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ (Wochenendausgabe) formulierte Kermani pointiert: „Wer Respekt vor der Drecksarbeit hat, Bomben auf Zivilisten abzuwerfen, ist selbst ein Dreckskerl.“ [….]

(SZ, 22.06.2025)

Unglücklicherweise argumentieren auch seriöse Publizisten wie Ilko-Sascha Kowalczuk oder Hasnain Kazim bisweilen erstaunlich unterkomplex und polemisch.

Nein, Kazim und Kowalczuk; wenn ich Israel für den Bruch des Völkerrechts und die Angriffe auf den Iran kritisiere, bedeutet das eben NICHT, Sympathien für Al Chamenei und seine Mörderbande zu hegen.

Im Gegenteil. Ich befürchte, durch die militärischen Angriffe von außen, wird das Regime gestärkt und die Opposition nur noch mehr unterdrückt.

Sonntag, 22. Juni 2025

Gott will es

Was machen die Mullahs jetzt? Wie wird Al Chamenei reagieren, nachdem 14, je 14 Tonnen schwere Bomben vom Typ GBU-57 (Massive Ordnance Penetrator, die legendären US-Bunkerbrecher), in seine Atomanlagen gekracht sind? Wird er um sich schlagen? Zu Terror-Methoden greifen? Oder sagt er sich, wie Bibi und Donny mutmaßen:

 „Na sowas, auf Allah ist ja scheinbar kein Verlass. Die sympathischen Herren in Washington und Jerusalem haben mir das demonstriert. Mein Penis ist ja viel kleiner. Also war ich die ganze Zeit im Irrtum, werde vor Trump kapitulieren, die iranische Theokratie abschaffen und eine tolerante christlich/jüdische Demokratie nach westlichen Vorbild in Teheran einführen.“

Darüber spekulieren nun weltweit die Experten. Unnötig, meine privaten Mutmaßungen hinzuzufügen.

Denn wir wissen es alle nicht. Wüßte man vorher, wie kriegsaffine egomane kriminelle autokratische Geronten handeln, hätte man eine bessere Chance, ihr Trachten nach Weltzerstörung zu verhindern. Wann und wie Homo Sapiens sich von dieser Affenkugel sprengt, weiß nur Gott.

Welcher Gott?   Der Abrahamitische Gott selbstverständlich, denn die anderen 4.000 Götter sind polytheistisch veranlagt und daher wenigstens etwas toleranter.

Mit dem monotheistischen Chef ist das nicht möglich, weil er allein selig machend ist und traditionell jede Kriegspartei des Heiligen Landes und des Nahen Ostens ganz sicher ist, exklusiv in Gottes Namen zu handeln und somit nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet ist, Andersgläubige zu massakrieren.


Wenn die Kriegsparteien von Theisten, statt Atheisten, geführt werden, handeln sie nach egomanen, statt humanen Prinzipien.

Das ist die Natur der Religion: Sich über das kreatürliche Wohl und die Ratio hinwegzusetzen, Grausamkeiten zu rechtfertigen, sich anderen überlegen zu fühlen. Intoleranz als Prinzip und Auftrag.


[…] Wie USA, Israel und Iran mit Gott argumentieren
Was die Rhetorik der Konfliktparteien angeht, ist es wohl keine Übertreibung, auch von einem Religionskrieg zu sprechen. 

Trump (USA): »Ich möchte allen danken. Besonders Gott. Ich will sagen: Wir lieben dich, Gott. Und wir lieben unsere großartigen Streitkräfte. Schütze sie. Gott segne den Nahen Osten. Gott segne Israel. Und Gott segne Amerika.« (21.6.) 

Netanyahu (Israel): »Gott segne Amerika. Gott segne Israel. Und möge Gott unser unerschütterliches Bündnis, unseren unerschütterlichen Glauben segnen.« (22.6.) 

Khamenei (Iran): »Der Allmächtige Gott wird der iranischen Nation, der Wahrheit und der Seite, die im Recht ist, ganz sicher den Sieg schenken – so Gott will.« (18.6.)
[…]

(SPON, 22.06.2025)

Es kann keinen Frieden geben, wenn alle Recht haben. Aber es kann nach ihrem eigenen Verständnis niemand Unrecht haben, der Gott auf seiner Seite hat.

Da sind demokratische Prinzipien, das Völkerrecht und Fakten nur Nebensächlichkeiten.

Seit 1992 erklärt Bibi Netanyahu der Weltpresse, der Iran stünde jetzt aber wirklich unmittelbar davor, eine Atombombe zu entwickeln.


Ähnlich glaubwürdig agiert die US-Regierung, die bekanntlich 2003 den katastrophalen Irak-Krieg mit der Begründung vom Zaum brach, Saddam Hussein habe Massenvernichtungswaffen. US-Außenminister Powell legte seinerzeit sogar persönlich „Beweise“ vor dem UN-Sicherheitsrat vor. Das waren, wie wir heute wissen, alles Lügen. Es gab diese Massenvernichtungswaffen nicht.

Washington lügt aber traditionell bei seinen Begründungen um in einen Krieg einzutreten. Quot erat expectandum.

(….)  Insbesondere aber beim Thema „Kriegsbeginn“ blickt die USA auf eine Kette von Lügen zurück.

So geht es immer los; als Erstes stirbt die Wahrheit.
Der „Tonking-Zwischenfall“ (US-Lüge, um den Vietnamkriegseintritt zu rechtfertigen), die „Iraker töten Kuwaitische Babies"-Meldung (US-Lüge, um den Irakkriegseintritt 1991 zu rechtfertigen) und die Massenvernichtungswaffen (US-Lüge, um den Irakkriegseintritt 2003 zu rechtfertigen) lassen grüßen. Erst lügen, um Aktionen zu rechtfertigen und wenn Tatsachen geschaffen worden sind, klammheimlich zurück rudern. (….)

(USA-Whataboutism, 19.02.2022)

Ein Theist braucht sich nicht an faktische Prinzipien zu halten. Er kommt mit göttlichem Plazet daher. Trump vermochte es sogar, sich vollständig der Wirklichkeit zu entziehen und lügt nur noch. Er hält sich gar nicht mehr mit dem Versuch auf, seine Lügen als Wahrheit zu kaschieren. Dazu wäre sein Administration ohnehin viel zu unprofessionell.

[….] IAEA-Chef Grossi: Keine Beweise für iranische Atomwaffenpläne

Der Internationalen Atomenergiebehörde (IEAE) liegen keine Beweise vor, dass Iran eine Atomwaffe entwickle. Das sagte Behördenchef Rafael Grossi am Sonntag bei CNN.

Die Frage entzweite zuletzt sogar die US-Regierung. Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard hatte im März bei einer Kongressanhörung ausgesagt, nach Einschätzung der US-Dienste baue Iran keine Nuklearwaffe. Präsident Trump widersprach seiner Topbeamtin jedoch. »She’s wrong«, sagte er am Freitag.

Auf die Frage von CNN-Journalist Fareed Zakaria nach der Einschätzung der IAEA antwortete deren Direktor Grossi: »Wir hatten keine Anhaltspunkte in diese Richtung. (...) Wir hatten keine Elemente, die beweisen, dass Iran einen Plan für oder eine systematische Bemühung um eine Atomwaffe hatte.«

Grossi hatte die Aussage bereits in früheren Interviews getroffen. Seine Behörde meldete jedoch zuletzt auch einen starken Anstieg der Urananreicherung durch Iran. [….]

(Cornelius Dieckmann, SPON; 22.06.2025)


Samstag, 21. Juni 2025

Autoreduktion

Die Menschheit erstickt gerade in ihren Problemen, erweist sich aber als zunehmend unfähig, die durchaus vorhandenen Lösungskonzepte umzusetzen, weil sie zu sehr von Egoismus, Dummheit und Gier getrieben ist. Nach meiner festen Überzeugung könnte nur noch drastische humane Autoreduktion den sicheren Untergang abwenden. Wir müssen viel weniger werden.

(….) Schmutz und Wärme, daß im Rekordtempo Fauna und Flora ausgerottet werden. Im Anthropozän sterben aber nicht nur die anderen Spezies, sondern der dominante Parasit Homo Demens selbst, wird im Kampf um die knappen Ressourcen zum Opfer. Im Gegensatz zu anderen Tieren, die so viel fressen und so viel töten, wie sie müssen, agiert Homo Demens vollkommen ungehemmt. Er killt zum Vergnügen, rafft viel mehr an sich, als er braucht, verteilt die Ressourcen grotesk ungerecht und vernichtet auf dem Altar des Kapitalismus gewaltige Lebensmittelmengen. Diese Spezies insgesamt ist für mich die unsympathischste Tierart überhaupt.

Dieses Pauschalurteil gilt aber nicht für das Individuum, welches (zumindest aus humaner Perspektive) sehr interessant und erstaunlich sein kann.

Daher gehe ich gar nicht so weit, alle Menschen ausrotten zu wollen. Nein, ich bin für die Menschen und würde mir ihr langfristiges Überleben auf der Erde wünschen.

Damit die unangenehmen Erscheinung der Menschenmasse nicht auftreten, sollte ihre Gesamtzahl aber auf ein Prozent der heutigen Zahl begrenzt sein. Statt acht Milliarden Einzelexemplaren, also 80 Millionen. Oder sagen wir, aufgerundet: 100 Millionen Menschen auf diesem Planeten. (…)

(Weniger Menschen bitte, 13.10.2022)

Idealerweise wird die menschliche Selbst-Verminderung nicht durch inhumane Methoden wie Pandemie oder Krieg, sondern durch Vernunft erreicht.

Den destruktiven Vermehrungstrieb unter Kontrolle zu bekommen, hoffen die Antinatalisten, die sich nicht etwa gegen das Leben, gegen Menschen, gegen Kinder wenden, sondern im diametralen Gegenteil, sich den lebendigen Individuen widmen.

Anders als die abrahamitischen Ideologien, setzen sich nicht auf Tötungen, Krieg und Genozid – „unsere Drecksarbeit erledigen“, wie es Fritze Merz nennt - sondern auf individuellen Verzicht auf Nachwuchs.

Als Antinatalist lehne ich aus grundsätzlichen ethischen Überlegungen ab Kinder zu bekommen.

Dieser Planet ist hoffnungslos durch Menschen überbevölkert. Menschen, die das Klima zerstören, viel zu viele Ressourcen verbrauchen und sich derartig ausbreiten, daß sie ein Massensterben der restlichen Fauna und Flora verursachen. Menschen sind die erste Spezies in 4,6 Milliarden Jahren der Erdgeschichte, die mit dem Anthropozän durch ihre toxische Existenz eine eigene geochronologische Epoche geschaffen haben.

[……] Noch nie wurde eine geochronologischen Epoche durch menschlichen Einfluss eingeläutet. Dies ist jetzt aber offensichtlich der Fall.

Seit etwa zwei Jahrhunderten betreibt der Mensch die Produktion von Treibhausgasen, verändert viel mehr als frühere Sedimentationsprozesse die Landschaft, übersäuert die Ozeane, vernichtet rasend schnell die natürliche Vegetation und erreicht durch Lebensraumvernichtung und Monokulturen ein drastisches Artensterben.

Das radikal destruktive Anthropozän hat das Holozän abgelöst und schreitet auf seinem Weg der generellen Vernichtung allen Lebens immer schneller voran.

   […..]  Der Ausdruck Anthropozän (zu altgriechisch νθρωπος ánthropos, deutsch ‚Mensch‘ und καινός ‚neu‘) ist ein Vorschlag zur Benennung einer neuen geochronologischen Epoche: nämlich des Zeitalters, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.   Der Begriff wurde 2000 vom niederländischen Chemiker und Atmosphärenforscher Paul Crutzen gemeinsam mit Eugene Stoermer ins Spiel gebracht: Die beiden Wissenschaftler wollen damit ausdrücken, dass die Menschheit zu einem geologischen Faktor geworden sei. 2002 präzisierte Crutzen in einem Artikel in der renommierten Fachzeitschrift Nature den Begriff als eine „Geologie der Menschheit“. […..]  2008 fand die stratigraphische Kommission der Geological Society of London, der weltweit ältesten geowissenschaftlichen Vereinigung, überzeugende Argumente für die These, dass das als Holozän bezeichnete zwischeneiszeitliche Zeitalter mit stabilen Klimaverhältnissen an sein Ende gelangt und in einen stratigraphischen Abschnitt eingetreten sei, für den „in den letzten Millionen Jahren keine Entsprechung zu finden sei“. […..] 

(Wikipedia)

In einem 200 Jahre währenden Kampf gegen die Umwelt, gegen Fauna und Flora, aber auch gegen sich selbst, scheint es Homo Sapiens endlich geschafft zu haben: Die Ausrottung der Zivilisation ist kaum noch aufzuhalten.

Insbesondere die Chemiker spielten eine unrühmliche Rolle.

Nach der Schaffung von chemischen Giftgasen als Waffen im ersten Weltkrieg, Plutonium für das Manhattan-Projekt, Zyklon B im zweiten Weltkrieg, Agent Orange im Vietnamkrieg, folgten Kunststoffe, Pestizide, Herbizide, Fungizide und immer mehr Toxine für den Planeten.

[…..] Nachdem er seinen Wissenschaftsgeist mobilisiert hat, um seine Feinde zu töten, hat der Mensch gelernt jegliches Leben zu töten. […..]

(Jean-Robert Viallet)

Die Erdzerstörung schreitet immer schneller voran. [……]

(Das Anthropozän, 20.11.2019)

Wer das Bedürfnis spürt ein anderes menschliches Wesen zu lieben, zu umsorgen, zu versorgen, sich zu kümmern, hat dafür alle Möglichkeiten, ohne neue Menschen zu produzieren.

 In dieser dramatisch überbevölkerten Welt gibt es mehr als genug einsame, verlassene, hilflose Menschen, die Paten/Eltern/Kümmerer/Freunde brauchen.

Es ist wie mit Haustieren: Wieso zum Hundezüchter gehen und neue Welpen produzieren lassen, wenn andererseits die Tierheime hoffnungslos überfüllt sind, weil die angeblichen Tierfreunde Millionen Haustriere aussetzen? (…..)

(Kinderwunsch, 04.12.2020)

Es ist lebensbejahend und nachhaltig, sich dem Egoismus der Fortpflanzung zu verweigern.

(….) Siebeneinhalb Milliarden Individuen sind einfach zu viel, wenn man so einen gewaltigen Ressourcen-Verschleiß aufzuweisen hat.

Wir roden die letzten Wälder, treiben den Meeresspiegel hoch, lassen die Gletscher schmelzen, verseuchen die Böden, trocknen Seen aus, verdrängen so effektiv andere Tierarten, daß täglich mehrere aussterben.

Wir erodieren, planieren und asphaltieren Gebirge, buddeln Kohle aus, pumpen Gas und Öl aus der Tiefe, generieren Ozonloch und CO2-Hüllen.

Homo Sapiens lebt auf Kosten der anderen Spezies.

Homo Sapiens vermehrt sich inzwischen nahezu ungehindert.

Pro Jahr werden es 83.686.000 Menschen mehr, das sind 229.277 Menschen pro Tag; 159 Menschen pro Minute und 2,7 Menschen pro Sekunde.

Ein paar von denen kann man aushalten, aber ein Zehntel würde locker ausreichen. 750 - 800 Millionen betrug die Gesamtweltbevölkerung Ende des 18. Jahrhunderts. Die Eine Milliarde-Menschen-Marke wurde 1804 geknackt. Reicht das nicht?

Schon damals konnten wir Ebenbilder Gottes bekanntlich Kriege, Genozide und Ausbeutung ganzer Kontinente vollbringen, weil es genug Soldatennachschub gab, weil die Frauen im Durchschnitt so viele Söhne hatten, daß sie es hinnahmen, daß ab und zu einer davon „auf dem Feld der Ehre“ zerhackt oder zerfetzt wurde.

Der enorme Bevölkerungsdruck, die Verzehnfachung der Menschen in 200 Jahren führte aber zu noch viel mehr Konflikten, Kampf um Ressourcen, Massenmigrationen, Fluchtwellen.

In den Teilen der Welt, die ein sehr geringes Bevölkerungswachstum ausweisen, oder gar wie Deutschland, Japan, Südkorea und die baltischen Länder (Fertilitätsrate bis 1,3) schrumpfen, ist die Kriegsmüdigkeit hingegen recht ausgeprägt.

Verständlich, denn wenn man/frau bloß ein Kind hat, geht es ihm einerseits ökonomisch besser, so daß es weniger wahrscheinlich auf die Idee kommt Soldat zu werden und andererseits sind die Eltern auch protektiver, lassen ihre Kindern weniger gern in den Krieg ziehen.

Länder mit den höchsten Fertilitätsraten – Gaza 4,9 Jemen 5,0 Ruanda 5,3 Kongo 5,8 Uganda 6,1 Somalia 6,3 Ost-Timor 6,3 Afghanistan 6,4 – sind offenbar auch besonders unfriedlich, weil die enorme Kinderzahl die Ressourcen erschöpft, Konkurrenz entsteht und Eltern auch eher mal den Tod eines ihrer Blagen verkraften.

Wir brauchen also weniger Menschen und daher weniger Nachwuchs.

Es ist wohl auch kein Zufall, daß die Länder mit der höchsten Bevölkerungsdichte auch die mit den geringsten Geburtenraten sind. (…..)

(Menschenmassen, 14.10.16)

Insbesondere in der US-Führungsriege ist aber von Vernunft und Selbstreduktion nicht nur nichts zu merken, sondern es wird das Gegenteil propagiert: Eine zutiefst rassistische und Erkenntnis-antagonistische Ideologie der weißen Massenvermehrung: Pronatalismus. Das ist zerstörerischer Egoismus aus der Hölle.  

Tradwifes, Homophobie, Patriarchat. Orban, Thiel, Vance, Musk.

[….] Es gibt die Bestrebungen rechtskonservativer Thinktanks um Donald Trump, die Familienpolitik der USA so aufzusetzen, dass Frauen künftig viele Babys bekommen sollen, sehr viele Babys. "Pronatalism" nennen sie es. Da ist die Rede von einer Muttermedaille ab dem sechsten Kind, von einer Prämie von 5000 US-Dollar pro geborenem Kind, von Steuervorteilen für (heterosexuelle) Ehepaare mit Kindern, von der Vergabe von Fulbright-Stipendien an Verheiratete mit Kindern. Medial inszeniert wird das Ganze schon durch die Auftritte von Elon Musk und J.D. Vance, derzeit bei offiziellen Anlässen mit ihren Kindern, wie beispielsweise beim Besuch bei Papst Franziskus kurz vor dessen Schlaganfall. Tradwive-Influencerinnen wie die Mormonin und achtfache Mutter Hannah Neeleman tragen dazu bei, die Idee salonfähig zu machen - ihre süßen Kinder und niedlichen Farmtiere in Utah scheinen so harmlos. Die Konsequenzen, sollte dies umgesetzt werden, indes sind immens. Frauen mit so vielen Kindern würden vermutlich nie wieder arbeiten, und das Bild der arbeitenden Frau an sich nähme großen Schaden. Auf Social Media sprechen Kritikerinnen bereits von "'The Handmaid’s Tale' come true". Natürlich spielen auch weitere Themen mit hinein: White Supremacy, das Verbot der Abtreibung und letztendlich die Bestimmung des weiblichen Körpers durch mächtige weiße Männer. Die ganze Idee, was Familie ist, wird reduziert auf das klassische Modell Vater, Mutter, Kind. Alle anderen Familienformen finden nicht statt, es gibt sie aber.   […..]

(Kulturzeit, 16.06.2025)


Mit nichts kann man das Klima mehr zerstören, als mit der Geburt eines weiteren Menschen in der Industriewelt.

Pronatalismus ist ein rechtsextremer Geburtenkult, der vom Hass auf PoC angetrieben wird.

[….] Das Weiße Haus rückt zunehmend eine pronatalistische Agenda in den Fokus – angefeuert von Tech-Milliardären wie Elon Musk und gestützt von einer ideologischen Gemengelage, die von libertär bis tief in rechtsextreme Kreise reicht. Was auf den ersten Blick wie ein konservatives Plädoyer für mehr Familienfreundlichkeit wirkt, entpuppt sich bei näherer Analyse als rechtsextremer Umbau der Gesellschaft mit eugenischem Einschlag – durchsetzt von völkischen Denkmustern, antidemokratischer Technokratie und zutiefst misogynen Weltbildern. Doch was ist Pronatalismus? Pronatalismus ist eine demografische Politik, die bereits in den 1920er Jahren entstand aus der Idee des sogenannten Rassensuizids („Race Suicide“) und heute von Tech-Eliten wie Elon Musk (2024) sowie Venture-Kapitalisten Malcolm und Simone Collins (2023) als Lösung gegen den Bevölkerungsrückgang propagiert wird. Kurz gesagt, sieht Pronatalismus vor, dass jede*r so viele Kinder wie irgend möglich bekommt, aber nicht als bloße Förderung von Familien, sondern mit einem völkischen Machtanspruch, mit dem vorrangig weiße Mehrheiten gerettet werden sollen.

Mit aktuell 14 Kindern und Plänen, über Leihmutterschaften („surrogates“) eine „Legion“ eigener Nachkommen zu zeugen, ist Elon Musk zur Galionsfigur des Pronatalismus geworden. In internen Nachrichten mit einer seiner Konkubinen, Ashley St Clair spricht er vom „Legion“-Projekt: “Um vor der Apokalypse die Stärke einer Legion zu erreichen, müssen wir Leihmütter einsetzen.“ Die Kinderlegion soll  in einer eigenen Siedlung aufwachsen. Eine Vorstellung, die erschreckend nah an eugenische Fantasien früherer Jahrhunderte heranreicht.

Ein besonders entlarvendes Detail: Die rechtsextreme Influencerin Ashley St. Clair, bekannt für ihre Anti-Feminismus-Rhetorik und Nähe zu rechtslibertären und verschwörungsideologischen Netzwerken wie Turning Point USA oder Babylon Bee, erklärte, dass Musk ihr 15 Millionen Dollar geboten habe – plus monatlich 100.000 Dollar Unterhalt –, um ihre Schwangerschaft mit seinem Kind geheim zu halten. Ihre ideologische Agenda, geprägt von antifeministischem Backlash und einem Idealbild der völkischen Familienidylle, trifft hier auf die Realität patriarchaler Machtverhältnisse: Musk nutzt nicht nur seinen unendlichen Reichtum, sondern auch sein Image als Tech-Bro-Messias, um Frauen wie St.Clair in ein System privater Reproduktionskontrolle zu pressen. Es zeigt, dass Pronatalismus in diesen Kreisen nicht mit Nächstenliebe, sondern ausschließlich mit Macht und maximaler Kontrolle operiert. [….] In diesem Klima fühlen sich auch libertäre Venture-Kapitalisten wie Malcolm und Simone Collins pudelwohl: Das Unternehmerpaar propagiert die gezielte Züchtung überlegener Kinder. Ihre Website „Pronatalist.org“ spricht unverblümt von genetischer Optimierung, Familienplanung als geopolitisches Instrument und einer elitären Zukunft, in der nur die „Verantwortungsbewussten“ das Erbgut der Menschheit sichern sollen. Dass ihre Sicht auf Menschenleben selektiv, marktradikal und zutiefst menschenfeindlich ist, wird hinter einem pseudowissenschaftlichen Vokabular versteckt, das stark an NS-Jargon erinnert. [….] Was derzeit als „Zukunftsprojekt“ verkauft wird, ist ein rechtsextremer Traum. Pronatalismus in dieser Form ist keine Familienpolitik – sondern ein trojanisches Pferd für Eugenik, Rassismus und Frauenverachtung. [….]

(Una Titz, 29. April 2025)

Statt durch Selbstreduktion das Überleben der Menschen auf dieser Erde zu sichern, setzen diese Fanatiker auf „Knattern und Knarre.“ Auch wenn  die Frontpaare des Pronatalismus versuchen, sich öffentlich als freundliche Gesichter zu inszenieren, bleiben sie doch nur hypergefährliche Wiederkehrer des NS-Lebensborns.

[….] Genau neun Monate nach ihrer jüngsten Schwangerschaft ließ sich Simone Collins einen neuen Embryo einsetzen. Es ist Baby Nummer fünf. Collins’ Körper hat in den sechs Jahren zuvor schon vier Kinder ausgetragen, gezeugt im Reagenzglas und geboren per Kaiserschnitt[….] Pronatalisten, so nennen sich Simone Collins, 37, und ihr Mann Malcolm Collins, 38. Ihr Ziel ist es, so viele Kinder wie möglich in die Welt zu setzen. Sie gehören einer Bewegung an, die ihre Fortpflanzung als politische Mission begreift – und die in den USA gerade an Einfluss gewinnt[….] Auch der Investor Peter Thiel unterstützt die Pronatalisten-Bewegung. Er hat in ein Fruchtbarkeits-Start-up investiert. Pawel Durow, der Gründer des Messengers Telegram, hat nach eigenen Angaben mehr als 100 Kinder per Samenspende gezeugt. In einem Interview mit dem französischen Magazin Le Point sorgte er sich jüngst, dass die nachlassende Spermienqualität von Männern das Überleben der Menschheit gefährde.

„Fast alle in der Tech-Welt sind Pronatalisten, weil sie das Privileg haben, sich mit der Zukunft zu beschäftigen“, sagt Malcolm Collins, der nach ein paar Minuten in der Küche des Farmhauses auftaucht. [….] Simone und Malcolm Collins inszenieren sich als öffentliche Stimme der Pronatalisten. Sie posten auf Instagram Fotos, wie ihre Kinder in Gummistiefeln Narzissen pflücken. [….] An der Wand hängt ein halb-automatisches Gewehr, Modell AR-15. „Es ist binnen fünf Minuten einsatzbereit“, sagt Simone Collins. „Praktisch“ sei das angesichts der Todesdrohungen von „Antinatalisten“, die ihre Familie bekäme. [….] Simone und Malcolm Collins ordnen sich bei den anti-woken Silicon-Valley-Kapitalisten ein. [….][….] Den Embryo in Simone Collins Bauch wählte das Paar nicht nur nach seinem Geschlecht aus. Was die beiden nicht wollten: ein Baby mit genetischer Veranlagung für Krebs, Aggressionen und Migräne. Was sie wollten: eines mit hohem IQ. „Sein Intelligenz-Score ist sehr, sehr hoch“, sagt Simone Collins über das Kind in ihrem Bauch, während sie das geschnittene Hühnchen mit Sojasauce und Chili anbrät. [….] Als eine Journalistin des britischen Guardian die Familie besuchte, gab Malcolm Collins seinem Sohn Torsten vor ihren Augen eine Ohrfeige. Die Reporterin war geschockt. Genau das habe er erreichen wollen, erzählt Malcolm Collins am Küchentisch. War die Ohrfeige inszeniert, um Aufmerksamkeit zu erzeugen? Nein, sagt er. Es gebe mittlerweile gute Studien, die belegten, dass ein Klaps nicht schade. [….]

(Ann-Kathrin Nezik, 20.06.2025)

Freitag, 20. Juni 2025

Rechts-korrupt und rechts-korrupt gesellt sich gern.

Da ich zu denjenigen gehöre, die unglücklicherweise nicht in der Lage sind, aus Frust und Gram, den Nachrichtenkonsum einfach einzustellen, sondern bis in die tiefste Depression doomscrollen, freue ich mich natürlich über jedes in den Zeitungen ausgebreitete Thema, das mich nicht interessiert. 

„Ungelesen wegschmeißen“ ist das Gesündeste, das ich tun kann. Ich reise nicht, gehe nie ins Kino, interessiere mich nicht für Mode, habe noch nie etwas gestreamt oder ein Computerspiel gemacht. Besonders zeitsparend ist es, stets den gesamten Sportteil wegzuwerfen. Am Besten sind Olympische Spiele oder internationale Fußballmeisterschaften, weil davon alles so dominiert wird, daß sich meine zu konsumierenden Nachrichten erheblich reduzieren.

Obschon mir das sportliche Geschehen an sich völlig egal ist, kann Sport aber indirekt für mich zum relevanten Thema werden, wenn er auf ökonomische oder politische Bereiche trifft: Fußball-WM im Scharia-Staat, die öffentlichen Ausgaben für Sportrechte und natürlich ist für mich die Bewerbung Hamburgs als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2036 bis 2044 sehr entscheidend. Dieser absolute Wahnsinn wäre nicht nur extrem teuer und ein absurdes Terror-Risiko, sondern würde mich auch ganz persönlich schon Jahre vorher als Bewohner dieser Baustellen-geplagten Stadt belasten.

[….] Die Stadt Hamburg hat am Freitag ihre Idee für eine mögliche Eröffnungsfeier Olympischer und Paralympischer Spiele 2036, 2040 oder 2044 in der Hansestadt präsentiert. Diese soll auf der Binnenalster stattfinden.

Auf der Binnenalster am Jungfernstieg sollen fünf kreisrunde Plattformen und Tribünen in Formation der olympischen Ringe schwimmen. In der Pressemitteilung der Innen- und Sportbehörde wurde erklärt, die Idee sei inspiriert "vom antiken Griechenland und den Ursprüngen der Olympischen Spiele, die die Athletinnen und Athleten ins Zentrum stellt".

Zugleich wurde betont, dass es sich um eine erste Ideenskizze handele und nicht um ein fertiges Konzept. Die Ideen passten in die Ende Mai vorgestellte Bewerbungskonzeption, die gesamte Stadt als Bühne zu nutzen. So soll die Alster auch Schauplatz für 3x3-Basketball, Bogenschießen und Triathlon sein.

"Die Idee für die Einbindung der Binnenalster in das olympische Programm und eine spektakuläre Eröffnungsfeier zeigt, wie die Stadt als Arena und Begegnungsraum erlebbar wird und wir diesen Spirit in die Welt transportieren", sagte Hamburgs Sportsenator Andy Grote zu den Plänen.  [….]

(NDR, 20.06.2025)

Hamburg hatte sich schon für die Spiele 2024 beworben und sich 2015 bei dem entsprechenden Bürgerreferendum eine blutige Nase geholt.

Das passiert immer, wenn man in demokratischen Staaten die Bürger vorher fragt, ob sie das eigentlich wollen. Sie wollen nicht.

(….) Die Olympischen Spiele werden in Wahrheit gar nicht vermisst.

Wer nicht gerade selbst Sportler ist, oder in irgendeiner Form finanziell von Sportveranstaltungen lebt, kann durchaus auf das milliardenschwere Pharma-Spektakel verzichten.  Im Gegenteil, der Bombast-Kommerz ist sogar so unbeliebt, daß das IOC so gut wie keine Chancen mehr hat die Spiele an demokratisch regierte Länder  zu vergeben. Wann immer das Volk auch etwas dazu sagen darf, heißt es ‚NEIN DANKE‘!

Hamburg, Oslo, München/Garmisch, Graubünden 2026, Boston, Innsbruck 2026 – überall holten sich die Bewerber und das IOC blutige Nasen vom Wahlvolk.

Ein so ökologisch wahnsinniges und extrem überteuertes Korruptionsprojekt kann man nur noch durchführen, wenn wie in Sotchi oder Peking per order di mufti entschieden wird und die Bewohner der fraglichen Orte nichts zu melden haben.

Selbst im obrigkeitshörigen Japan sinkt die Begeisterung für die auf den 23.Juli 2021 verschobenen Spiele dramatisch. Allein die Verschiebung um ein Jahr kostet sechs Milliarden Euro.  (….)

(Fest im Sattel, 29.07.2020)

Das Thema „Olympische Spiele“ ist ungewöhnlich, weil sich alle Parteien einig sind. Grüne, SPD, FDP, CDU, AfD – alle wollen die Spiele unbedingt (nur die Linken sind skeptisch). Im Gegensatz zu ihren Wählern, die das ablehnen. Üblicherweise plädiere ich gegen plebiszitäre Elemente, weil ich es für absurd halte, Entscheidungen von halbwegs qualifizierten Volksvertretern auf das definitiv weniger qualifizierte Volk zu verschieben („Diktatur der Inkompetenz“). In diesem Fall überwiegt aber die Eitelkeit der Politiker, die sich zu gerne im internationalen Scheinwerferlicht sonnen würden.

Die Bewerbung Hamburgs kostet schlappe 2,2 Millionen Euro, das zugehörige Referendum Ende Mai 2026 noch einmal rund sechs Millionen Euro. Nun ja, im Vergleich zu den aberwitzigen Milliardensummen, die debakulierende CDUCSU-Minister (Spahn, Dobrindt, Scheuer) verplempern, sind knapp zehn Millionen für so eine Bewerbung, zu verkraften. Auch wenn sich die Summe dadurch vervierfacht, daß sich auch Berlin, Rein/Ruhr und München bewerben, weil das föderale Dingdong-Deutschland nicht einmal in der Lage ist, sich auf eine Stadt zu einigen.

Letztlich hängt die Vergabe solcher globalen Megaereignisse doch nur von der Höhe der Bestechungsgelder ab. Ob DFB, Fifa, World Athletics, World Aquatics (Ex-FINA), IOC oder UEFA – sie alle werden von maximal korrupten und extrem rechten Funktionären beherrscht, die stets die Hand aufhalten und die menschenverachtenden Diktatoren hofieren, die am Meisten bezahlen.

Die Krokodilstränen der „ehrlichen Fans“, „engagierten Sportjournalisten“ und „anständigen Athleten“ sind irrelevant, da die Infantinos, Samaranches, Rogges, Blatters und Bachs nicht vom Himmel fallen, sondern aus den nationalen Verbänden stammen, die wiederum aus den Sportvereinen gebildet werden, in denen die „ganz normalen Fans“ Mitglieder sind.

[…] Der Deutsche Fußball-Bund e. V. (DFB) ist der Dachverband von 27 Fußballverbänden in der Bundesrepublik Deutschland, denen wiederum rund 24.000 Fußballvereine angehören. Seinen Sitz hat der Verein mit zuletzt teilweise ungeklärter Gemeinnützigkeit in Frankfurt am Main. Ordentliche DFB-Mitglieder sind die DFL Deutsche Fußball Liga, die fünf Regional- und die 21 Landesverbände. Mit mehr als 7 Millionen Mitgliedern der angeschlossenen Vereine ist der DFB der größte nationale Sportfachverband der Welt.  [….]

(Wikipedia)

Mehr als sieben Millionen Deutsche zahlen also freiwillig für diese CDU-affine Funktionärskaste und segnen das Führungspersonal ab, das eine WM 2022 nach Katar vergab, wo eine klimapolitische Katastrophe angerichtet wurde, die Stadien leer blieben, Schwule und Frauen rechtlos sind und 6.500 Arbeiter beim Stadionbau unter sklavenartigen Bedingungen starben.

Ich habe aber nie gehört, daß der DFB anschließend sieben Millionen Austritte zu verzeichnen hatte.

Die nächsten Sport-Megaereignisse, Fußball-WM und Olympische Spiele, finden passenderweise in Trumpistan statt.  Ein Sieg über den Humanismus und die Fairness, der jeden angeblichen sportlichen Wert als Makulatur entlarvt.

[…] Die restriktive Einwanderungspolitik von Donald Trump überschattet immer mehr den Sport – und schon jetzt die WM 2026.

Sorgen? Doch nicht bei Gianni Infantino! „Nein“, beschwichtigte der FIFA-Boss angesichts der Präsenz der Einwanderungs- und der Grenzpolizei bei Partien der Klub-WM, „ich habe keinerlei Bedenken, da wir bei Sicherheitsfragen sehr aufmerksam sind. Das Wichtigste für uns ist es, die Sicherheit aller Fans zu gewährleisten, die zu den Spielen kommen. Das ist unsere Priorität.“

Sich für Sicherheit einzusetzen, klingt in diesen unruhigen Zeiten richtig und vernünftig. Dennoch wirft Infantinos nonchalanter Umgang mit den Auswüchsen der restriktiven Einwanderungspolitik seines „guten Freundes“ Donald Trump Fragen auf. Dieselben Beamten, die bei der Klub-WM und der „echten“ WM 2026 für „Sicherheit“ sorgen sollen, werden vom US-Präsidenten zur Jagd auf Einwanderer eingesetzt – offenbar auch gezielt rund um die Stadien, nicht nur beim Fußball.

Dass dort Vertreter der Einwanderungs- (ICE) und Grenzpolizei (CBP) patrouillieren, schaffe ein „Umfeld der Einschüchterung“, sagte Thomas Kennedy von der Florida Immigrant Coalition, die sich für den Schutz von Einwanderern einsetzt, dem Sender NBC6. Manchem Fan vergehe da die Lust, Spiele zu besuchen. Der britische „Guardian“ kommentierte, „dass das FIFA-Vorzeigeturnier Gefahr läuft, von der Trump-Administration für politische Zwecke missbraucht zu werden“.

Die Immigration and Customs Enforcement (ICE) hatte im Vorfeld eine „Warnung“ herausgegeben, wonach ausländische Fans bei den Spielen ihren Aufenthaltsstatus nachweisen können müssen. Die Customs and Border Protection (CBP), die auch schon den Super Bowl im Februar in New Orleans überwacht hatte, kündigte im Netz martialisch an, sie werde „in voller Montur“ antreten. […] Amnesty und andere Menschenrechtsorganisationen betrachten die Entwicklung mit wachsender Sorge. Von Infantino sei mit Blick auf die WM 2026 aber keine Hilfe zu erwarten. Der FIFA-Boss, sagte Lisa Salza von Amnesty Schweiz, „wirft sich regelrecht in den Staub vor Donald Trump“.  [….]

(MoPo, 20.06.2025)

Jedes zahlende Vereinsmitglied, jeder Fernsehzuschauer, jeder, der Trikots oder andere Fanartikel kauft, macht sich zum Mittäter und sollte sich schämen.

Infantino, Bach und Trump gehören boykottiert.

[…] Die Basketballerinnen aus Senegal gehören zu den besten in Afrika. Nun war ein Trainingslager in den USA geplant, doch das hat die US-Regierung verhindert. Ist das ein Vorgeschmack auf kommende Großereignisse?

Die US-Regierung hat im Zuge der Verschärfung der Einreisebestimmungen mehrere Visuaanträge der senegalesischen Basketball-Nationalmannschaft der Frauen abgelehnt. Wie der zuständige Verband mitteilte, seien insgesamt zwölf Anträge (fünf Spielerinnen, sieben Mitglieder des Betreuerstabs) nicht genehmigt worden. […] Die Basketballerinnen hatten ein zehntägiges Trainingslager in den USA geplant, um sich auf die Afrikameisterschaft im Juli in der Elfenbeinküste vorzubereiten. Nach dem Vorfall teilte Senegals Premierminister Ousmane Sonko auf Facebook mit, dass er den Sportminister angewiesen habe, das Trainingslager zu streichen.

Die Basketballerinnen aus dem Senegal sind sehr erfolgreich, sie konnten schon elfmal die kontinentale Meisterschaft gewinnen, waren bei sieben Weltmeisterschaften dabei und wollen auch diesmal um den Titel mitspielen.

Die US-Regierung um Präsident Donald Trump hatte kürzlich eine Einreisesperre für Menschen aus zwölf Ländern verhängt. Derzeit steht im Raum, diese Liste um 36 weitere Staaten auszuweiten – Senegal ist, wie AFP berichtet, laut internen Verwaltungsdokumenten einer davon.

Seit die USA zu solchen Mitteln greifen, wird in der Sportwelt darüber diskutiert, was das für kommende Turniere und Events bedeuten könnte. Derzeit findet in den USA die Klub-WM im Fußball statt, im kommenden Jahr folgt die Weltmeisterschaft der Männer-Fußballnationalmannschaften und 2028 finden in Los Angeles die Olympischen Sommerspiele statt. […]

(SPON, 20.06.2025)

Donnerstag, 19. Juni 2025

Israel, Iran, Intelligenz, Ignoranz

Der qualitative Absturz der CNN-Abendshows verschafft mir natürlich viel zusätzliche Zeit, weil ich den Mist jetzt kaum noch ansehe.

Gestern hatte Abby Phillip allerdings den MAGA-Zickenkrieg zwischen Cruz und Carlson zum Thema.

[…] Krieg oder kein Krieg? US-Präsident Trump hat sich außenpolitisch in eine schwierige Lage manövriert. Will er sein Gesicht wahren, ist ein Einsatz im Iran unumgänglich. Doch damit droht ein "endloser Krieg".

Die US-amerikanische Diplomatie ist unter Präsident Donald Trump auf einem neuen Tiefpunkt angekommen. Er hat sich in eine ausweglose Lage manövrieren lassen mit der möglichen Folge eines neuen Krieges im Nahen Osten. In der vergangenen Woche ließ der US-amerikanische Präsident die massiven Angriffe Israels auf den Iran einfach geschehen - und versuchte sie dann umzumünzen als Druckmittel gegen den Iran. Eigentlich wollte Trump keinen militärischen Konflikt, sondern ein Abkommen mit dem Iran über das Atomprogramm. Die israelischen Attacken haben den gewünschten Deal unerreichbar gemacht. Gesichtswahrend kommen die USA aus der Nummer nur wieder heraus, wenn sie tatsächlich militärisch agieren.  […]

(Wolfgang Landmesser, WDR, 19.06.2025)

In der Maga-Welt gibt es zwei ungefähr gleich starke Fraktionen. Einerseits gibt es die Rapture-Prepper, also ultrareligiöse Fanatiker, die in diesem jüdischen Kampf das Anzeichen sehen, die Endzeit habe begonnen und damit stehe die Rückkehr Jesu Christo zur Erde unmittelbar bevor. Sie wollen daher Israel mit allen Mitteln unterstützen und sich begeistert in eine Schlacht mit dem Iran stürzen. Dazu gehören der mächtige US-Senator Ted Cruz und der noch viel mächtigere Speaker Mike Johnson.

[….] JENNIFER WELCH, PODCAST CO-HOST, I'VE HAD IT: Just the veracity that when you look at Benjamin Netanyahu for 30 years has said the exact same talking points, we're days away, we're weeks away, we're a month away, and you can go back, CNN, you all did a montage of that.  [….] And so as an American who has seen troops go over and die, and our taxpayer money and the debt added, and all of the instability that it brings, to think about us going in when we don't have a credible messenger to believe in Benjamin Netanyahu because he has wanted to do this for 30 years. It's like Dick Cheney on meth. Benjamin Netanyahu is. I mean, he is a maniac and he is a total war hawk. And I think we all need to be really measured.
And to the speaker, I mean the speaker of the House, Mike Johnson, he's a rapture prepper. This guy's waiting for the rapture, just like Ted Cruz is. So, you have this whole sect of MAGA that they support Israel because they want the Jews to be in Israel so that Jesus can come back for the rapture. And that's a very real thing that's in Congress. And that's not foreign policy.
That's magical thinking.  [….]

(Transcript Abby Phillip, 18.06.2025)

Auf der anderen Seite stehen Isolationisten und Ultra-Trumper wie Bannon und Carlson, die gar kein Geld mehr für Kriege fernab der USA ausgeben wollen.

Das ist irgendwie so entspannend, wenn zwei rechtsextrem Arschlöcher sich gegenseitig verprügeln. Da kann man sich zurücklehnen und genießen. “Oh, man, the girls are fighting, aren’t they?


Idiocracy ist also weit fortgeschritten. Die Dummheit der Trumpanzees taugt immer dazu, daß faschistoide Pack kräftig auszulachen.

Es ist nur leider überhaupt nicht komisch, sich auszumalen, wie derzeit unterbelichtete Alkoholiker und Demente darüber entscheiden, ob wir in einen dritten Weltkrieg schlittern.

[….] Podcast host Jennifer Welch expressed concern over President Donald Trump’s cognitive health on CNN, Wednesday, likening the president to “a guy who got a day pass from the memory wing of a nursing home.”

Reacting on CNN NewsNight to Trump’s repeated threats to thrust the United States into Israel’s conflict with Iran, Welch complained, “We went from his big break up with Elon Musk to his lackluster turnout to his birthday party, now we’re on this, and it’s just crisis after crisis and crisis in this man.”

She continued:

    I have no faith in it all because he acts like a guy who got a day pass from the memory wing of a nursing home. I mean, when you see him on TV, he’s slurring, he’s not competent. It is just terrifying when you see the chyron that says, “Trump is reviewing war plans,” and as we’re all sitting here do we think that man is competent enough to review war plans when Pete Hegseth is his– you know what I mean?  […..]

(Mediaite, 19.06.2025)

In derselben Sendung erklärte die republikanischen Kongressabgeordnete Nicole Malliotakis, die den Hinweis der CNN-Analystin Ashley Allison, Trump habe das Desaster erst mit seiner Zerschlagung des -Iran-Atom-Deals angerichtet, kontern musste: Schuld an der Eskalation dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober habe Joe Biden!

Ich habe mir das genau angesehen und angehört, kann aber beim besten Willen nicht sagen, ob GOPer wie Malliotakis tatsächlich so irre sind, das selbst zu glauben, oder ob sie das nur rausposaunen, weil sie wissen, es gefällt ihrem orangen Messias.

[….] ALLISON: I think to your point, there also is a massive budget bill that is being negotiated right now on The Hill that would have devastating consequences to Democrats and Republicans, and it is moving, and it will move this summer. And people -- there's a hard -- it's hard sometimes to pay attention to everything, but there's a lot of stuff happening domestically that we need to be paying attention to.
The one thing no one has said at this table is, why are we here? Early -- to your point, Abby, Iran has been saying this for many, many years. We were in the JCPOA and they were slowing down their preparations for a nuclear. And Donald Trump in his first term pulled out of it. So, perhaps they would not have been three weeks away from a nuclear weapon if he hadn't made the mistake in the first place. Now, we're in the situation where he could make -- I don't know. I -- I would --

MALLIOTAKIS: First of all, they were not adhering to the terms of the agreement. That's number one. That's why he pulled out. But the reason why -- look, President Trump actually economically crippled Iran. It wasn't until the Biden administration came in -- they issued waivers. They lifted sanctions. They helped Iran be enriched again, and that was what funded the Houthis, Hamas, Hezbollah.
That's why October 7th happened, because they had the resources, because of all the actions that gave them the resources that the Biden administration took. That -- that is reality of what happened here.

ALLISON: No, that's not what happened.
MALLIOTAKIS: They were enriched. They were enriched.
ALLISON: The reason why October 7th happened was because of Joe Biden? [….]

(Transcript Abby Phillip News Night, 18.06.2025)

Der Wahnsinn ist nicht mehr in Worte zu fassen.


Trump kann das Iran-Problem logischerweise schon deswegen nicht lösen, weil er mental nahezu vollständig degeneriert ist.

In seiner zweiten Präsidentschaft läßt er sich überhaupt nicht mehr briefen, weil er sich nicht konzentrieren kann. In seiner ersten Amtszeit, hatten die Dienste ihn noch überlistet, indem sie viele Bilder und sehr oft das Wort „Trump“ in ihre Berichte setzten.

Aber seither ging es so stetig bergab, daß der alte Mann in den Windeln sofort einschläft, wenn er nicht selbst redet. Selbst bei seinen Strafprozessen nickte er furzend ein, sobald der Richter sprach.

Der Mann ist ohnehin debil und völlig ungebildet, aber der kognitive Verfall macht es inzwischen unmöglich, ihm einfachste Zusammenhänge zu vermitteln.


Der NATO-Gipfel in den Niederlanden musste wegen Trumps kaum noch messbarer Aufmerksamkeit radikal verkürzt werden.

[….]  Auf dem Nato-Gipfel in Den Haag sollen in der kommenden Woche etwa neue Ziele für die Verteidigungsausgaben beschlossen werden. Laut dem ursprünglichen Plan peilten die Verbündeten für die Beratungen dazu drei Tage an. Nun gibt es einen Bericht, dass das Treffen drastisch eingekürzt werden soll. Nicht etwa, weil nichts zu besprechen ist, sondern wegen Donald Trump.

Laut der »Financial Times«  soll der Gipfel lediglich aus einer zweieinhalbstündigen Arbeitssitzung der 32 Staats- und Regierungschefs bestehen, die sich den Verteidigungsausgaben widmen soll. Dem Bericht zufolge fiel die Entscheidung, um zu verhindern, dass sich US-Präsident Trump langweilt und das Treffen frühzeitig verlässt. [….]

(SPON, 19.06.2025)

Schon vor sieben Jahren konnte man mit Trump nicht verhandeln, weil seine Attention Span zu niedrig war.

Aber mittlerweile ist er natürlich noch viel älter und seniler geworden, während die Welt gefährlicher wurde und mit Merz ein Trottel Kanzler wurde, der intellektuell hoffnungslos überfordert ist.

(….) Die USA sind heute Trumpistan.

Früher gab es ideologische Politik in Washington und auch strategische Fehlentscheidungen. Aber die USA waren auch ein verlässlicher Partner, mit dem zusammen man viel erreichen konnte.

Die Trump-Administration fällt noch nicht einmal mehr falsche strategische Entscheidungen, sondern handelt vollkommen erratisch und irre.

Der Vertrauensvorschuss ist endgültig dahin. Der 45. Präsident ist derartig verblödet, daß sogar Nummer 43, der 2001 in Afghanistan und 2003 in den Irak einmarschieren ließ, heute wie eine Lichtgestalt wirkt.

Unglücklicherweise ist nicht nur Trump verrückt, borniert und völlig ungebildet, sondern seine gesamte Crew besteht aus enthirnten Lügnern, so daß es auf keiner Regierungsebene noch Ansprechpartner gibt.

Wenn die USA 10.000 Soldaten aus Deutschland abziehen, erfährt Merkel das aus der Zeitung.

Zusammenarbeit mit den USA ist nicht mehr möglich. Drei Jahre versuchte man es mit Trump auf verschiedenen Gipfeln, nahm Rücksicht auf seine nur maximal 100 Sekunden anhaltenden Aufmerksamkeitsspanne, präsentierte Beschlussvorlagen in simplen bunten Bilderchen, damit auch Trump folgen konnte. Aber auch das war vergebliche Liebesmüh, wie der G7-Gipfel im kanadischen La Malbaie zeigte. Justin Trudeau gab sich am 8. und 9. Juni 2018 alle Mühe den US-Amerikaner zu besänftigen; es kam zu einer gemeinsamen Abschlusserklärung. Aber Trump flog vorher ab, um sich mit seinem neuen Busenfreund Kim-Jong Un zu treffen und widerrief noch im Flugzeug all das, was er wenige Stunden vorher unterschrieben hatte. (…)

(Der Verfall, 09.07.2020)

Mittwoch, 18. Juni 2025

Gerontokratie

Ajatollah Ali Chamenei, seit 36 Jahren im Amt, ist 86, Trump 79 und Bibi 75. Putin, nach einem Vierteljahrhundert Amtszeit, „erst“ 72. Recep Tayyip Erdoğan, 71, klammert sich mit seit 22 Jahren als Ministerpräsident, bzw Präsident an den türkischen Chefposten.

Der frische neue Bundeskanzler ist (fast) 70, aber ganz offensichtlich auch schon so senil, daß er dauernd irgendeinen hanebüchenen Unsinn von sich gibt.

Als gerade noch GenX, hege ich natürlich haufenweise Vorurteile gegen Millennials, GenZ und GenAlpha, aber diese weißen, religiösen, cis-hetero Pimmel-Geronten fahren die Karre mal richtig in den Dreck.

Es gibt +90er, die geistig beeindruckend auf der Höhe sind, ihre Weisheit nutzen, um ständig dazu zu lernen und flexibel bleiben. Helmut Schmidt blieb genial bis er fast 97 Jahre alt war, Egon Bahr war noch mit 93 ein wichtiger SPD-Vordenker.

Margarete Mitscherlich praktizierte noch mit 94 Jahren, Hildegard Hamm-Brücher blieb gesellschaftlich engagiert bis sie 95 Jahre alt war, Charlotte Knobloch ist mit ihren 92 Jahren seit vier Dekaden die streitbare, aber beeindruckende Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Meine Lieblingsintellektuelle Marion Gräfin Dönhoff schrieb noch im Alter von 92 Jahren. Als der quirlige höchst unterhaltsamen Talkshowgast Peter Scholl-Latour 2014 überraschend starb, war man verwundert, weil er doch erst 90 war.

Jürgen Habermas prägt mit seinen 96 Jahren nach wie vor Debatten. Klaus von Dohnanyi wird in vier Tagen 97 Jahre und analysiert geostrategisch komplexe Fragen, wobei er zu dem Schluß kommt, der Klimaschutz sei das alles überragende globale Topthema. Die weltberühmte Cellistin, Aktivistin, Kettenraucherin und Mahnerin Anita Lasker-Wallfisch kündigt zu ihrem im Juli 2025 anstehenden 100. Geburtstag an, nun aus der ersten Reihe der Aktivisten zurückzutreten.

[…] Es ist eine ziemlich hoffnungslose Situation. Let’s face it. Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels.“ Sie macht eine kurze Pause. „Der Antisemitismus ist heute stärker, als er es jemals war. Die Situation ist schrecklich. Die Situation in Gaza ist schrecklich.“

Sie nestelt eine Zigarette aus der Packung, auf der mit einem drastischen Raucherbein vor den Folgen des Konsums gewarnt wird, nimmt einen tiefen Zug, ist sichtbar aufgebracht. Es ist ihre dritte Zigarette, seitdem man mit ihr im Wohnzimmer sitzt. „Ist es wichtig, ob jemand Jude ist? Man ist einfach ein Mensch. Wer hat sich ausgesucht, was er sein will? Ich wusste nicht, dass ich jüdisch bin, bis man mich angespuckt und dreckiger Jude genannt hat.“  [….]

(SZ, 13.06.2025)

Esther Bejarano, eine der von mir meistbewunderten Hamburgerinnen, starb 2021 mit 96 Jahren, hatte bis zuletzt, noch im Mai 2021 öffentlich ihre Forderung bekräftigt, daß der 8. Mai in Deutschland ein Feiertag werden soll. Die Widerstandskämpferin Freya Gräfin von Moltke engagierte sich intensiv bis fast zu ihrem 99. Geburtstag in der „Freya-von-Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau“ und  der Stiftung „Kreisau für Europäische Verständigung“. Am 13. April 2007 verstarb die Widerstandskämpferin Marion Gräfin Yorck von Wartenburg im Alter von 102 Jahren, die nach dem Ende des Nazi-Regimes 1952 als erste Frau in Deutschland Vorsitzende eines Schwurgerichts wurde und streng urteilte.

Henry Kissinger war mit 100 Jahren als gefragter Intellektueller in China unterwegs, Margot Friedländer beindruckte uns noch mit 103 Jahren als wichtige moralische Ikone. Georg Stefan Troller ist ebenfalls 103.

Aber das ist nun einmal nicht die Regel.

Deswegen faszinieren uns derart Hochbetagte so sehr. Viele Menschen haben Angst vor dem Tod und noch viel mehr haben Angst vor einem beschwerlichen Alter.

Anders als in den oben genannten Beispielen, sieht die Biologie für die allermeisten von uns einen sehr viel früheren Tod vor. Sofern doch nicht eine Pandemie oder ein Atomkrieg der ganzen Menschheit den Garaus machen sollte und wir über 70 oder gar über 80 Jahre alt werden sollten, wird das mit höchster Wahrscheinlichkeit physischen und/oder mentalen Verfall bedeuten. Alzheimer, Demenz, Immobilität und Abhängigkeit stehen uns bevor. Höchstwahrscheinlich auch üble Schmerzen. Das Ende wird eher „lange und leidend“, als „kurz und schmerzlos“. Weder „geistig fit, aber körperlich kaputt“, noch die Variante „physisch aktiv, aber gaga“ erscheinen attraktiv. Dem kann man nur durch einen sehr frühen Tod entgehen, oder man klammert sich an die mikroskopisch kleine Hoffnung, selbst zu denjenigen zu gehören, die noch hoch in den 90ern geistig fit und autark sind.

Tatsächlich kann man aber auch bei bester Pflege und optimaler medizinischer Versorgung, wie Joe Biden mit Mitte 70 schon schwer verwirrt sein, wie Einhundertundvier aussehen und dann mit knapp über 80 von schwersten Krankheiten getroffen sein. Donald Trump ist angesichts seiner extrem ungesunden Ernährung mit 79 Jahren noch erstaunlich gut auf den Beinen, wirkt physisch gelegentlich recht dynamisch. Mental ist jedoch seit Jahren Feierabend unter seinem platinbond-toupierten Schopf. Allerdings lässt sich das Einkicken der Senilität in seinem Fall schwer diagnostizieren, da er schon immer extrem borniert und dumm war.

Wenn alte garstige Männer, trotz ihrer offensichtlichen Unterqualifikation und globalen Schädlichkeit, an ihren Posten kleben, weil sie wie Bibi, Recep und Donnie anderenfalls in den Knast kämen, wie Putin ein Ende in Den Haag befürchten, oder wie Fritze Merz einfach ein persönliches Merkel-Ego-Trauma bewältigen müssen, haben wir ein offensichtliches Problem.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit steckte die Welt in deutlich weniger Schwierigkeiten, wenn statt der verbohrten Geronten Netanjahu und Chamenei, junge Frauen, wie Jacinda Ardern oder Sanna Marin amtierten. 

Aber die Wahrscheinlichkeit, daß im Iran eine junge liberale Frau als Oberbefehlshaberin und oberste Religionsführerin eingesetzt wird, ist sogar noch kleiner, als eine Frau als US-Präsidentin.

Und so hockt ein 86-Jähriger Greis in einem iranischen Bunker, von dem aus er tausende Oppositionelle hinrichten lässt und fürchtet sich vor einem 79-Jährigen Greis in Washington, der wegen seiner ausgeprägten Senilität und seines Small-Penis-Syndroms mit seiner MOAB prahlt.