Dienstag, 16. Dezember 2025

Journalisten wider die Realität.

Der Fritzekanzler und sein oranger Freund, über den er nicht die Nase rümpfen will, haben beide ein ähnliches Problem.

Durch ihre Faktenresistenz und Großsprecherei kann man Wahlen gewinnen, weil große Teile des Urnenpöbels so verblödet sind, zu glauben, man könne Klimaschutz aufgeben und mit 100 Jahre alten Stinke-Technologien vorankommen.

Im Regierungsalltag sieht es allerdings anders aus, weil sich die harte ökonomische Realität nicht mit hanebüchenen Lügenstories nachhaltig verbiegen lässt.

[….] Wirtschaftsmacht legt Rückwärtsgang ein

Auch nach 2035 sollen Fahrzeuge mit Verbrenner-Motor noch zugelassen werden. Das ist eine schlechte Entscheidung – nicht nur für's Klima. Die Europäische Union will ihre ökonomische Zukunft sichern, indem sie auch in zehn Jahren noch Tastenhandys verkauft. Mit diesem polemischen Vergleich kritisierte Monika Schnitzer, die Chefin der Wirtschaftsweisen, kürzlich die Auto-Politik der EU-Kommission.

Diese veröffentlichte jetzt ihren Vorschlag, dass Fahrzeuge mit altbekannten Benzin- und Dieselmotoren auch nach 2035 weiter produziert und angemeldet werden können. Damit verschiebt die EU ihr Ziel, den Ausstoß klimaschädlicher Abgase neuer Autos auf Null zu senken („Verbrenner-Aus“). [….] Damit besteht die Gefahr, dass noch jahrelang ganz normale Verbrenner weiter produziert werden. [….]

(Hannes Koch, 16.12.2025)

Merz, Trump, Reiche, Vance können täglich noch so sehr gegen Windräder und andere erneuerbare Energieträger hetzen. Aber damit ändern sie nicht deren höhere Wirtschaftlichkeit gegenüber fossilen Energien. Merz und Söder setzen gerade ein eindrucksvolles Zeichen dafür, die Wirtschaft in China zu stärken. Zu Lasten Deutschlands.

[….] Politiker wie Markus Söder scheinen Trump sogar beim Ersetzen von Fakten durch gefühlte Wahrheiten nachzueifern. Die erneute Wahl Trumps zum US-Präsidenten schien diese Lesart zu bestätigen: Tatsachen zählen nicht mehr, entscheidend ist, wer auf die richtigen Knöpfe drückt. [….] Die neue »Nationale Sicherheitsstrategie« , die der innerste Kreis um Donald Trump offenbar mehr oder weniger im Alleingang produziert hat, ist nach der Oxford-Definition ein »postfaktisches« Dokument: Sie enthält lauter falsche Tatsachenbehauptungen, die bei Trumps treuesten Wählern aber vermutlich gut ankommen. [….] Noch gravierender ist der Realitätsverlust hinsichtlich der Klimakrise. »Wir weisen die desaströsen ›Klimawandel‹- und ›Netto-null‹-Ideologien zurück«, steht in dem Text. Diese »Ideologien« hätten »Europa sehr geschadet« und würden »unsere Widersacher subventionieren«. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Klimakrise ist real, gefährlich, extrem teuer  und tötet schon jetzt Zehntausende Menschen pro Jahr. Ideologisch ist es, das weiterhin zu leugnen.

Die aktuelle US-Regierung baut also geopolitische Erwägungen auf vor über 50 Jahren von Öllobbyisten erdachter Desinformation  auf. So dreist wäre im Jahr 2025 nicht einmal mehr der Chef von ExxonMobil. [….] In der Uno-Vollversammlung  behauptete Trump dagegen, die Nationen der Welt schadeten sich selbst mit erneuerbaren Energien. Auch das dürfte vor allem Kopfschütteln, heimliches Grinsen und heimliche Verachtung für den schwadronierenden Greis hervorgerufen haben.

Man muss sich immer vor Augen halten, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am globalen Kapazitätswachstum zur Stromerzeugung im Jahr 2022 bei 83 Prozent, 2023 bei 86 Prozent und 2024 bei 92,5 Prozent lag. Es wird demnach fast nichts anderes mehr gebaut, [….]

Auch der Rest der Welt hat längst verstanden, dass die Klimakrise real ist und die Alternativen attraktiv sind. Es gibt gigantische globale Mehrheiten für mehr Klimaschutz. [….] Mit »postfaktischer« Politik kann man vielleicht Wahlen gewinnen, aber man richtet damit eben auch sein Land zugrunde.

[….] Wenn Markus Söder kanadische »Mini-Kernkraftwerke«  erfindet oder Jens Spahn »grünes Öl«  und solarbetriebene Gasheizungen , dann richtet das Schäden an. Nicht zuletzt an der Demokratie selbst. Von »postfaktischer« Politik profitieren nur »postfaktische« Parteien wie die AfD: In der Opposition lügt es sich leicht, denn man muss ja nichts umsetzen. [….]

(Prof. Christian Stöcker, 14.12.2025)

Da es selbst einigen der sagenhaft unterkomplex denkenden rechten Wählern auffällt, wie wenig die Versprechen ihrer anti-grünen, anti-woken Idole wert sind, weil mit Gender- und Veggiewurst-Verboten nicht plötzlich die Wirtschaft boomt und die Verbraucherpreise purzeln, trudeln dafür Bundeskanzler und US-Präsident in den demoskopischen Keller.

Selbst sehr rechte Outlets, wie Döpfners WELT melden finsterste Zahlen.

Da sich das gemeine Volk so massiv abwendet, versuchen die Merz-Fans in den Redaktionen mit Leitartikeln ihren Hoffnungsträger zu pushen.

Für die Misere könne der Fritzekanzler gar nichts, das habe alles die schreckliche Angela Merkel verbockt. Außerdem gäbe es diese gemeinen äußeren Einflüsse, die nicht in der Hand der Bundesregierung lägen.

[….] Der Kanzler ist in den ersten Monaten seiner Amtszeit hart kritisiert worden. [….] Aber eines übersehen die meisten Kanzler-Kritiker: Merz ist ein Kanzler, der die ganze Welt im Blick hat.

Es ist Fakt: Friedrich Merz hält Deutschland – und damit Europa – am Tisch der Macht. Die Hauptstadt war wieder eine Festung. Scharfschützen, Hubschrauber, Straßensperrungen und endlose Kolonnen, die mit Blaulicht durch die Straßen rasen. Im Kanzleramt [….]  wurde Weltpolitik gemacht.

Das ist kein Zufall. In Washington und Moskau hat man genau registriert, welche Nation einen Führungsanspruch nicht nur reklamiert, sondern ihn auch durch Taten unterstreicht. [….] Selbst wenn Merz am Ende mit seiner Vermittlungsrolle scheitern sollte, ist der internationale gestaltende Anspruch, den er für Deutschland erhebt, richtig. [….]

(Jörg Quoos, Chef der FUNKE-Zentralredaktion, 15.12.2025)

[….] Merz muss die wirtschaftspolitischen Trümmer der Ära Angela Merkel beseitigen. Praktisch alle wesentlichen Fehlentscheidungen, für die das Land heute bitter bezahlen muss, datieren aus der Ära seiner prinzipienlosen Vorvorgängerin: die Abhängigkeit von russischer Energie, das Aussetzen der Wehrpflicht, unterlassene Investitionen in Digitalisierung, Bildung, Infrastruktur. Hinzu kommen externe Schocks, für die der Kanzler nichts kann: amerikanische Zölle, Chinas Konjunkturschwäche, Russlands Krieg, der starke Euro, der die Exporte abschwächt.

Merz wird weniger Zeit haben als Merkel, die viel zu lange im Amt war. Aber dass bereits jetzt viele in der Wirtschaft die Geduld mit ihm verlieren, ist unangemessen, unfair und kurzsichtig. Das schadet nicht nur der Regierung, das schadet der Demokratie insgesamt.  [….]

(Der SPIEGEL-Leitartikel von Tim Bartz,12.12.2025, DER SPIEGEL 51/2025)

Es stimmt natürlich; in den 16 Jahren CDU-Herrschaft 2005-2021, wurde all das liegengelassen, was wir nun auszubaden haben. Es stimmt natürlich; die USA wenden sich ab und Putin greift uns an.

Das galt aber alles auch für die Ampel, die darauf immerhin mit richtigen Konzepten reagierte, aber keinerlei Nachsicht von der Journaille erfuhr.

Merz hingegen verdient keine Freundlichkeiten. Während Olaf Scholz erkannte, was jetzt zu tun ist – Digitalisierung, Klimaschutz, Unabhängigkeit von Russland, Fokus auf neue grüne Technologien – aber bei der Umsetzung auf halben Weg stecken blieb, weil Linocchio im Kabinett blockierte und der Sauerländer Simpel die finanziellen Spielräume verweigerte, gibt es für Merz keine Entschuldigung.

Er hat keine Nachsicht dafür verdient, mit zusätzlichen 1.000 geliehenen Milliarden Euro in der Hand, uns so konsequent auf das Abstellgleis der Vergangenheit zu schieben.

Ja, Trumps Zölle, Putins Krieg, Merkels Versäumnisse machen das Regieren für jeden Kanzler schwer bis nahezu unmöglich. Aber das ist keine Entschuldigung dafür, täglich mit Verbal-Tölpeleien diplomatisches Porzellan zu zerschlagen. Das ist keine Entschuldigung dafür, an deutschen Grenzen widerrechtlich zu handeln, die Parolen der AfD nachzuplappern. Das entschuldigt nicht, mit Mütterrente, Pendlerpauschale, Flugbenzinsteuerbefreiung und Gastrosteuersenkung genau die falschen Impulse zu setzen; mit 100 Milliarden Euro den CO2-Ausstoss auch noch zu fördern, auf Gaga-Technologien wie Verbrenner und AKWs zu setzen.

Man kann dem Fritzekanzler keinen Erfolg wünschen, wenn er Deutschland in die diametral falsche Fossil-Richtung führt.