Mittwoch, 22. Oktober 2025

Nazi-Satire

Als ich im Jahr 2007 meinen Blog begann, spielte Social media noch kaum eine Rolle. Ich hatte kein Klugtelefon und fühlte mich bei der Einschätzung der Quellen sicher.

Es gab eine Reihe seriöser Nachrichtenmagazine, wie den SPIEGEL, oder die Süddeutsche Zeitung, die ihre seriösen Ableger im Netz etablierten. Dazu kamen einige engagierte vernünftige Blogger und die ersten trollenden Fascho-Spinner, die ich fasziniert las, weil ich gar nicht glauben konnte, in welch abstruser Gedankenwelt ein Kreuznet-Autor lebte. Kann man wirklich so irre sein, oder steckt ein Satiriker von „the Onion“ oder „der Postillon“ dahinter? Manche Blogger fingen sehr seriös an – Albrecht Müllers Nachdenkseiten und Jens Bergers „Spiegelfechter“ – und glitten irgendwann ins Schwurbelreich ab.

Mit Facebook verbreiteten immer mehr Leute politische Inhalte und wurden aufgrund ihrer geringen Internetkompetenz gern mal zu Nachplapperern von Dummerle-Plattformen: Deutsche Wirtschaftsnachrichten, Netzfrauen, Philosophie Perennis, Tichys Einblick.

Man musste viel aufklären: Setze keine BILD-Links, zitiere nicht aus dem FOCUS, glaube kein Wort von David Berger.

Es wurde aber immer unübersichtlicher, weil die Kommentatoren auf Facebook und Co, durch Chatbot-Armeen manipuliert wurden und gespiegelte Nachrichtenseiten gezielt, täuschend echt klingende Fake-News unter das Volk brachten. Der technische Fortschritt und die Vermögenskonzentration machten es möglich, daß sich einzelne Tech-Milliardäre ihren eigenen Sudelplatz einrichteten. Trumps Truth Social, Musks X und Frank Gotthardts NIUS.

Inzwischen schwurbeln die tausenden rechten Abgeordneten in Deutschland jeder selbst auf allen Plattformen umher, greifen auf unübersichtliche Netze brauner FakeNews-Creators zu. Medienkompetenz ist nicht mehr nur, nicht vorhanden, sondern wird in ihr Gegenteil verkehrt.

Schwurbelt ein sächsischer AfD-Covidiot völlig irrwitzige Bill Gates/Soros-Phantasien vor sich hin und wird auf seriöse offizielle Quellen verwiesen, die den Schwurbelschwall „debunken“, fühlt sich der Schwurbler erst Recht in seinem Wahn bestätigt, weil „die Systemmedien“ alle zur „Lügenpresse“ gehören.

So etwas, wie „der gesunde Menschenverstand“ ist ohnehin eine Fiktion, die ich von niemanden mehr erwarte. Aber viele Millionen AfD-Deutsche sind inzwischen so informativ degeneriert, daß sie gar nicht mehr über offensichtlich unsinnige Dinge stolpern.

Die Endstufe der Hirnzermatschung sehen wir in den USA. Dort wurden 80 Millionen Trumpanzees so in die vollständige Verblödung gesendet, daß sie ohne rot zu werden, die hanebüchensten Unmöglichkeiten glauben.


Obama ist demnach Schuld an den 9/11-Toten, weil er die nationale Sicherheit nicht ernst nahm! (Die Anschläge fanden 2001 statt. Obama kam im Januar 2009 ins Amt). Trump beschuldigte Biden, er habe dem FBI am 06. Januar 2021 befohlen, Hunderte Agenten unter die Kapitolstürmer zu verteilen, um zu Gewalt anzustacheln. Dabei war bekanntlich zu der Zeit Trump selbst US-Präsident und nicht Biden.

Die Trumpisten glauben auch das, was offensichtlich nicht wahr sein kann.

Das Volk von 2025 ist so radikal verdummt, daß sich die Braunfluenzer gar keine Mühe mehr geben müssen. Sie hauen Absurditäten raus, die in der Titanic- oder Postillon-Redaktion als zu unglaubwürdig abgelehnt würden.

Nehmen wir zum Beispiel Hans-Robert Lichtenberg, der während des Weltkrieges 1943 im Pfälzischen Wallhausen geboren wurde.

Er schaffte kaum den Schulabschluss, mogelte sich durch seine Bäckerlehre und betrieb schließlich in der katholischen westdeutschen Provinz mehrere Schwulensaunen, mit denen er so viel Geld verdiente, daß er nach München zog, protzte und dem Titelhändler Hans-Hermann Weyer 300.000 D-Mark anbot, um von der alternden Marie Auguste Prinzessin von Anhalt im Jahr 1980 adoptiert zu werden. Er prellte Weyer um 200.000 DM und setzten sich nach Los Angelas ab, wo er sich „Seine Königliche Hoheit aus Deutschland, Prinz Frédéric von Anhalt, der Herzog von Sachsen“ nannte und in absurden Kaiser Bokassa Fantasie-Uniformen auftrat. 1982 heiratete Lichtenberg die 26 Jahre ältere Zsa Zsa Gabor, adoptierte acht Erwachsene, die ihm insgesamt mindestens zehn Millionen Euro zahlten und die er damit zu Prinzen machte und erbte schließlich Gabors Vermögen.

Richtig bekannt wurde der glühende Rassist und Trumpist Lichtenberg, aber durch seine Trash-TV-Auftritte in Deutschland, bei denen er sämtliche Grenzen des Anstands unterbot. Legendär, wie er bei der Sendung „die Alm“ sogleich sein Gemächt auspackte, um Kader Loth ins Badewasser zu pissen.

Selbst für RTL2-Proleten-Formate ist Lichtenberg ein drastischer Fall von aggressiver Verdummung.

Für die AfD-Schwurbler hingegen gilt Lichtenberg als US-amerikanischer „A-Promi“, der bestens im Weißen Haus vernetzt sei und als Politexperte von Rang angepriesen wird.

Lichtenberg verbreitet seinen Müll über die Faschoplattform MMNews; benannt nach dem rechtsextremen, klimawandelleugnerischen, antisemitischen, covidiotischen Verschwörungstheoretiker Michael Mross.

[….] Frédéric Prinz von Anhalt gilt in USA als A-Promi. Die Ehe mit der Schauspielerin Zsa Zsa Gabor machte ihn weltberühmt und zu einem Freund Trumps. In Berlin sprach er mit Michael Mross von MMNews über Deutschlands Zukunft und sein Verhältnis zu Donald Trump. Und plauderte auch Unterhaltsames zur Familie Trumps aus…

Warum Verdienstadel Sinn macht

Das ebenso unterhaltsame wie politisch kluge Interview mit Frédéric Prinz von Anhalt kommt passend zu einer Debatte, die derzeit die blauen Gemüter beschäftigt: Geburtsadel oder Verdienstadel? Was zählt? Das Blut oder Geist und Wille? Wer kann derzeit unserer Heimat mehr weiterhelfen: Ein blutstechnisch „einwandfreier“ Prinz, der aus speziellen Motiven Mitglied der Merz-Union ist oder einer, der adoptiert ist und seinen großen Namen nützt, um Gutes zu tun und Wichtiges zu sagen?  [….]

(David Berger, 22.10.2025)

So irre muss man erst mal sein: Lichtenberg als „Verdienstadel“ zu loben, weil dieser echter Faschist, Trumpist und Weidel-Fan sei, während der „Blutadel“ der linken Merz-CDU anhinge.

Dienstag, 21. Oktober 2025

Gern gespalten

Johannes Rau war ein großer und unterschätzter Bundespräsident. Sein bekanntes Motto lautete „Versöhnen statt Spalten“ und fehlt heute mehr denn je.

Gilda Sahebis aktuelles Buch heißt „Verbinden, statt spalten.“

[…] Eine Antwort auf die Politik der Polarisierung

Warum uns mehr eint als trennt: In ihrem neuen, hochaktuellen Buch zur Politik der Spaltung und Polarisierung hierzulande räumt die renommierte Journalistin und Autorin Gilda Sahebi mit gängigen Mythen und Fake Facts auf. Wer heute in die deutsche Gesellschaft schaut, könnte denken: Es ist ein Land voller Drama, Gegeneinander und Spaltung. Dass dies so sei, ist eine Erzählung, die politisch generiert und medial verstärkt wird. Gilda Sahebi entlarvt sie als Lüge, als Herrschaftsinstrument autoritärer Kräfte. Das zeigt sie an den einschlägigen Debatten um Sozialleistungen, Migration, Gendern und Wokeness, Krieg und Frieden sowie Corona. Studien zeigen immer wieder: Im eigenen Leben sind Menschen viel öfter zufrieden; sie helfen und unterstützen einander, suchen Verbindung, nicht Hass. Wo geht die Suche nach Verbindung auf der gesellschaftlichen Ebene verloren? Und was kann man tun, um der Erzählung von Spaltung keinen Raum im eigenen Leben zu geben?  [….]

(S. Fischer Verlag)

„Versöhnen“ und „Verbinden“ gehören zum klassischen positiven Konnotationskanon der SPD und ihr nahestehenden Gruppen: Solidarität. Mitgefühl. Gemeinschaft. Zusammen. Soziale Verantwortung. Miteinander. Frieden. Ausgleich.

Das kommt an und daher gelten gemeinschaftliche Großereignisse, wie das Fußball-WM-„Sommermärchen“, Vatertag, Schützenfest, Gottesdienst, ESC, Hafengeburtstag als anzustrebende Idealzustände, in denen das Volk vereint steht.

Lange Zeit eingeübte Demokratiepraxis in den USA und anderen großen Demokratien war es, am Ende das Wahlabends, die harten Auseinandersetzungen des Wahlkampfes zu begraben. Der/die Gewinnerin erklärte feierlich, er/sie werde nun der Ministerpräsident, Kanzler, Präsident aller Franzosen, Deutschen, Amerikaner sein. Auch für all die einstehen, „die mich nicht gewählt haben“.

Von diesem konsensualen Habitus verabschieden sich die Demokratien des Socialmedia-Zeitalters aber zunehmend.

Donald Trump verbreitet offensiv, wie sehr er die eine Hälfte seines eigenen Volkes hasst, lässt das Militär gegen die eigenen Städte aufmarschieren, überschüttet sieben Millionen protestierenden US-Amerikaner per AI mit Scheiße.


Es ist ein nur zu folgerichtiger politischer Kommentar des US-Präsidenten, da seine Partei seit Obamas Tagen intensiv daran arbeitet, das eigene Volk in zwei sich gegenseitig verachtenden Blöcke aufzuspalten. Das gelang mustergültig. Die eine Hälfte der US-Amerikaner spricht nicht mehr mit der anderen. Man lebt in unterschiedlichen Medienwelten und Realitäten.

Erdogan, Orban und auch Merz wenden diese Methodik ebenfalls an, da sich die politischen Kerngefühle der Konservativen - Homophobie, Nationalismus, Misogynie, Xenophobie, Rassismus, Ableismus, Antiziganismus, Antisemitismus – viel leichter verbreiten lassen, weil sie mehr Emotionen auslösen, keine durchgerechneten Konzeptionen verlangen und bevorzugt von den Socialmedia-Algorithmen verbreitet werden.

Es ist leichter, Hass gegen eine Bevölkerungsgruppe anzustacheln, als zur Versöhnung mit ihr zu bewegen.

Ausgrenzung ist leichter, als Integration.

Mit diesem spalterischen Politikansatz gelangt man an die Macht, weil sich Mehrheiten leichter von den lauten und brutalen Tönen anziehen lassen, als von Nachdenklichen und Versöhnlichen.

Der spalterische Politikansatz bringt zwar einen Merz ins Kanzleramt und einen Trump ins Weiße Haus, ist aber brandgefährlich für die von ihnen marginalisierten Minderheiten, die zunehmend Gewalt erfahren.

Der spalterische Politikansatz bringt zwar einen Merz ins Kanzleramt, schadet aber dem Land und der nationalen Wirtschaft insgesamt und wird daher von der linken Seite attackiert.

[…..] Diese Rhetorik spaltet […..] Der Kanzler wiederholt nach der CDU-Präsidiumssitzung seine Äußerungen zum Stadtbild. Dem von ihm beschworenen Deutschland der Einheit nützt das gar nichts. […..] In der Debatte um den richtigen Umgang mit der in Teilen rechtsradikalen AfD gilt eine Erkenntnis schon lange als gesichert: dass es den sogenannten Parteien der Mitte nicht hilft, die AfD in ihrer Rhetorik und in ihren Themen kopieren zu wollen. Auch Friedrich Merz dürfte das wissen. […..]

Trotzdem hat Merz beim selben Auftritt noch einmal nachgetreten, hat seine missglückte Aussage aus der vergangenen Woche, in der er das Stadtbild in Deutschland bemängelte, dem man die neue, rigide Migrationspolitik leider noch nicht ansehe, nicht nur wiederholt; er hat sie bockig verstärkt. […..] Einheit statt Spaltung, fordert der Kanzler. Und sollte bei seiner eigenen Rhetorik beginnen. [….]

(Katharina Riehl, 20.10.2025)

„Spaltung“ wirkt so unsympathisch, daß Rechte umgekehrt auch den Linken vorwerfen, zu spalten.

Natürlich lügt Söder, wie auch Merz lügt, aber die Lüge ist ein gebräuchliches Mittel der Spalter. Die geht ihnen nur allzu leicht über die Lippen.

Spaltung geschieht inzwischen von beiden Seiten. Zugegeben, auch ich verspüre keinerlei Neigung mehr, den AfDlern, CDUlern, GOPern meine Hand zu reichen. Dazu verachte ich sie inzwischen zu sehr.

Bedienen sich als Linke und Rechte der gleichen Methoden?
Nein! Es gibt völlig andere Stoßrichtungen.

So wie Linksextremismus sich gegen die Starken und Unterdrücker wendet, während der Rechtsextremismus die Schwächsten attackiert, gibt es auch unter den normalen Wählern von AfD/FDP/CDU/CSU einerseits und SPD/Grüne/Linke andererseits, eine grundsätzlich andere Motivationen.

Die Rechten sind destruktiv; wir Linken sind konstruktiv.


Die Schweizer Professoren Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey arbeiten das in ihrem aktuelles Buch „Zerstörungslust“, für das sie mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet wurden, glasklar heraus.

[…..] Zerstörungslust

Elemente des demokratischen Faschismus

Donald Trump versprach vor seiner erneuten Wahl, die liberale Demokratie aus den Angeln zu heben. Er wurde nicht trotz, sondern wegen dieses Versprechens gewählt. In ihrem Bestseller Gekränkte Freiheit zeigten Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey, wie Libertarismus und Autoritarismus miteinander verschmelzen könnten. Zwei Jahre später hat die Realität ihre soziologische Diagnose auf bedrückende Weise bestätigt. Nun befassen die Soziolog:innen sich mit den Wähler:innen und Followern von Trump, Musk sowie der AfD.

Woher diese Lust an der Zerstörung? Und warum folgen so viele Bürger:innen den libertären Autoritären in den selbstgewählten Faschismus? Auf der Grundlage umfangreicher empirischer Forschungen, darunter einer Vielzahl ausführlicher Interviews, u. a. mit AfD-Anhängern und Mitgliedern libertärer Vereinigungen, entwickeln Amlinger und Nachtwey eine Erklärung: Im Kern richtet sich diese Revolte gegen die Blockade liberaler Gesellschaften, die ihre Versprechen auf Aufstieg und Emanzipation nicht mehr einlösen. In diesem Sinne geht es Trump, Musk, Weidel und ihren Anhänger:innen, schließen die beiden mit Erich Fromm, um die Zerstörung der Welt als letzten, verzweifelten Versuch, sich davor zu retten, von ihr zermalmt zu werden.  [….]

(Suhrkamp, Insel)

Linke sind eben nicht nur die Kehrseite der rechten Medaille, die mit ähnlichen Methoden ihre jeweiligen Ziele erreichen wollen.

Rechte sind ganz anders, als wir.

[….] SZ: Frau Amlinger, Herr Nachtwey, Ihr neues Buch trägt den Titel „Zerstörungslust“. Sie behaupten, das sei ein wenig beachteter Grund für den Aufstieg rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien. Warum?

Oliver Nachtwey: Unsere Beobachtung ist, dass viele der Anhängerinnen und Anhänger von Donald Trump und der AfD die Institutionen des liberalen Rechtsstaates nicht verändern oder schwächen, sondern beseitigen, also zerstören wollen. Und dies oft mit unverhohlener Lust.

Carolin Amlinger: Es geht uns nicht darum, eine komplett neue Erklärung für den Aufstieg rechter Parteien zu formulieren. Wir haben uns aber gefragt, woher diese Lust kommt, demokratische Institutionen anzugreifen, deren Funktion ja auch darin besteht, die Freiräume und Selbstbestimmung derjenigen zu garantieren, die sie beseitigen wollen. Als ob man das Haus niederbrennen will, in dem man selbst wohnt.

Steckt dahinter aus Ihrer Sicht Boshaftigkeit? Oder ist es eher Verzweiflung?

Nachtwey: Das Wort Verzweiflung würde ich nicht benutzen. Viele Befragte empfinden aber ihr Leben als blockiert. Sie haben das Gefühl, dass sich in der modernen Gesellschaft viele nicht mehr an die überlieferten Spielregeln halten, sie selbst vor lauter Regeln aber keinen Zug mehr machen können. Das erzeugt eine Destruktivität, vergleichbar mit der Wut, mit der jemand nach einem verlorenen Spiel die Figuren vom Tisch schlägt. Dahinter steckt weniger Verzweiflung als vielmehr der Wille, sich aus einer Art sozialen Klaustrophobie zu befreien. Die Personen kommen aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten, aber was sie verbindet, ist das Gefühl der persönlichen und gesellschaftlichen Blockade. Sie fühlen sich sowohl von Liberalen und deren Normen wie auch von Migrantinnen und Migranten geradezu umzingelt.

Amlinger: „Es hat sich alles verschlechtert“, war der Satz, den wir in unseren Interviews am häufigsten hörten. Viele Befragten haben das Vertrauen verloren, ihre sozioökonomische Position durch eigene Leistung verbessern zu können. Stattdessen fühlen sie sich gefangen in einer Gesellschaft, in der Lebens- und Zukunftschancen insbesondere in den unteren sozialen Klassen schwinden. Das stellten wir auch bei Personen fest, die in Wirklichkeit gar nicht vom sozialen Abstieg betroffen waren.

Gewalttätige Demonstrationen, Parolen wie „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ [….] beweisen, dass es das Phänomen der Zerstörungslust auch bei der Linken gibt.

Nachtwey: Absolut. Die anarchistische Zerstörungswut der Linken richtete sich allerdings gegen überlieferte Hierarchien. Die Rechte nimmt eher liberale und egalisierende Normen ins Visier. Dazu kommt ein aus meiner Sicht sadistischer Zug dazu, Schwächere zu demütigen und zu quälen.

Wirklich?

Nachtwey: Ja, denken Sie nur daran, wie die US-Einwanderungspolizei mit Migrantinnen und Migranten umgeht oder mit welch boshafter Freude Trump über das Abschiebegefängnis namens „Alligator Alcatraz“ in den Sümpfen Floridas frohlockt. Das Gefährliche an der rechten Zerstörungslust besteht darin, dass sie auch Teile der bürgerlichen Gesellschaft erfasst. In unseren Interviews haben auch ganz normale, bürgerliche und aufstiegsorientierte Menschen solche Tendenzen gezeigt. [….]

(SZ Interview, 13.10.2025)

Amlinger und Nachtwey sprechen indirekt auch ein Problem an, das ich mit all den wohlgesonnen liberalen Kommentatoren und mahnenden Menschenfreunden habe.

[….]  Die andere Mauer, an der Merz wackelt, ist eine rhetorische. Am Montag bekräftigte er seine Aussagen zum „Problem im Stadtbild“, dem seine Regierung nun mit Abschiebungen begegne. Statt die Debatte einzufangen, hat der Kanzler sich entschieden, weiter zu raunen. Man solle die eigenen Töchter fragen, sagte er: „Alle bestätigen, dass das ein Problem ist, spätestens mit Einbruch der Dunkelheit“. Was „das“ ist, sagt Merz nicht. Über die AfD sagte der Kanzler, sie wolle „spalten und ist nicht an Lösungen interessiert“. Aber der Kanzler spaltet mit.

Merz will dem Eindruck entgegentreten, dass die Union ihre Politik mit der AfD längst besser durchsetzen könnte. Doch dafür müsste Merz einen Weg finden, konservative Positionen zu äußern, ohne dabei das gesellschaftlichem Klima mit rechtem Geraune zu vergiften.  [….]

(Kersten Augustin, 20.10.2025)

Das in hässlicher Regelmäßigkeit aufpoppende abscheuliche rechtsradikale Geraune des Fritzekanzlers, stößt mich ab. Es fällt aber auf so viel fruchtbaren Boden, daß Millionen Deutschen unheilbar damit infiziert sind.

Sie sind fest in ihren kackbraunen Bubbles eingegraben; unerreichbar für Argumente, Richtigstellungen und Quellen.

Sie sind aggressiv und böse.

[….] Amlinger: Wir haben versucht, die individuellen Beweggründe dieser Menschen nachzuvollziehen. Gleichzeitig wollten wir auch sagen: Hier handelt es sich um ein gefährliches soziales Phänomen, das nicht nur einzelne Individuen betrifft, sondern seinen Ursprung in der Gesellschaft hat, die ihre eigenen Versprechen nicht mehr hält.

Sind die Interviewten für Sie alles Faschisten?

Amlinger: Nein, viele der Befragten sind aber auf dem Weg dorthin. Sie haben Einstellungen, die über das gemäßigte rechtskonservative Spektrum hinausgehen, beispielsweise was Rassismus, Antisemitismus oder die Befürwortung von Gewalt zur Lösung politischer Probleme betrifft. Wir sagen keinesfalls, diese Personen seien nicht mehr zurückzuholen. Aber sie sind offensichtlich in eine gefährliche Drift geraten.  [….]

(SZ Interview, 13.10.2025)

Ich will mit diesen Typen nicht versöhnt werden, Herr Rau.

Ich will mit den AfDCSUlern nicht verbunden werden, Frau Sahebi.

Es war sicher falsch, es so weit kommen zu lassen, aber die Millionen faschistischen Kinder sind im Brunnen. Von denen bin ich sehr gern abgespalten und hege keinerlei Wunsch, mit ihnen zu fraternisieren.

Spaltung zwischen mir und den 40% AfD-Wählern in Sachsen-Anhalt?  Zwischen mir und einem Markus-Söder-Bierzelt voller anti-grün skandierender CSUler? Zwischen mir und „Ausländer raus“-grölenden Sylter Luxusjugendlichen mit Rolex und Porsche?

Ja, BITTE! Da gibt es keine Gemeinsamkeiten.

Montag, 20. Oktober 2025

Klima und Sport

Mein Auto, Italiener, Golfgröße, Verbrenner, mit 125 PS für den Stadtverkehr drastisch übermotorisiert, verbraucht über 10 Liter Benzin auf 100 km und sollte nach diesen Rohdaten eigentlich eine Klimapest sein, die man loswerden muss. E-Auto kaufen?

Man muss aber auch eine anderen Perspektive berücksichtigen.

Mein Auto steht fast immer in der Garage, nimmt keinen öffentlichen Raum ein und erzeugt dabei gar kein Kohlendioxid. Ich fahre bloß 1.000 km im Jahr und erzeuge durch meine Einkaufsfahrten in der Stadt weniger CO2, als jeder Hamburger, der in den Urlaub fliegt. Ich heize nicht, esse kein Fleisch, habe weder Kinder, noch Haustiere und saß in diesem Jahrtausend noch nie im Flugzeug. Damit bin ich ökologischer unterwegs, als nahezu jeder Radfahrer Hamburgs.

Mein Auto ist aber nicht nur umweltfreundlich, sondern auch noch extrem billig im Unterhalt, da er 25 Jahre alt ist, um die Jahrtausendwende voll bezahlt wurde, selbstverständlich aufgrund seines nicht vorhandenen Wiederverkaufswertes, keine Vollkasko benötigt. Zudem bin ich seit 1987 unfallfrei in derselben KfZ-Versicherung und fahre durch den maximalen Schadensfreiheitsrabatt zu minimalen Kosten. Uber, Taxi, ÖPNV und Moia wären teurer für mich.

Bei meinen Kenndaten brächte der Umstieg auf ein E-Modell gewaltige Zusatzkosten und eine miserable Klimabilanz: Mein armer Italiener, der in Deutschland als wertlos gilt, aber aufgrund seiner minimalen Km-Leistung, einen sehr hübschen sauberen Motor hat, würde wohl nach Afrika verschifft und in einem sehr armen Land ein zweites Leben als Taxi führen, dort also bei seinem sehr hohen Benzinverbrauch rund um die Uhr Kohlendioxid erzeugen. Ich hingegen müsste ein neues Auto kaufen, dessen Fertigung je nach Klasse und Hersteller, zwischen ungefähr 8 und 11 Tonnen CO2 erzeugt. Der größte Posten dabei ist die Batterie. Die Herstellung meines Autos verursachte hingegen „nur“ fünf Tonnen CO2.

Die deutliche bessere Klimabilanz eines E-Autos gegenüber Benzin- und Dieselmotoren entsteht, weil der größte Kohlendioxid-Posten über die gesamte Lebenszeit eines Autos, der Verbrauch ist. Sofern man Ökostrom „tankt“, amortisiert sich der Produktionsnachteil von E-Autos nach einer Fahrleistung von 40.000 bis 50.000 Kilometern.

Soviel schafft ein Pendler schnell. 

Beim VW Golf tritt der Vorteil erst nach gut 100.000 km ein.

Ich werde aber in meinem gesamten Leben nicht mehr so viel fahren, so daß 10 Tonnen Kohlendioxid für die Herstellung eines E-Autos nicht zu rechtfertigen sind.

Meine Klimabilanz bleibt optimal, so lange mein Auto nicht zusammenbricht.

Die Herstellung und Entsorgung sind die großen CO2-Faktoren, die in der öffentlichen Betrachtung gern vergessen werden.

Ähnlich sieht es beim Hausbau aus. Natürlich ist es notwendig Wohnung zu bauen und die bestehenden Gebäude energetisch zu sanieren, so daß beim Heizen weniger Klimagase entstehen.

Aber die Herstellung von Beton und Zement haben katastrophale Auswirkungen auf das Weltklima.

[…] Die Zement-Herstellung ist einer der emissionsintensivsten Industrieprozesse. Deshalb ist der Klimaschaden, der durch die Verwendung von Zement entsteht, beträchtlich: 2 % der deutschen Treibhausgasemissionen und 8 % der globalen Treibhausgasemissionen werden durch die Zementherstellung verursacht. Verwendet wird Zement für die Herstellung von Beton im Bauwesen. Es ist zu erwarten, dass der Bedarf weltweit wächst, denn die bauphysikalischen Eigenschaften von Beton machen ihn zu einem unverzichtbaren Grundstoff für Infrastrukturausbau und Gebäude. [….]

(WWF)

Aus ökologischer Sicht sollte man also keine neuen Gebäude in Deutschland errichten. Das ist aber aus sozialen und ökonomischen Gründen de facto unmöglich bei dem bestehenden Wohnungsmangel. Eine Umweltpest bleibt es aber dennoch. Insbesondere, wenn man, wie in den USA politisch gewollt, alles dafür tut, die Zementherstellung maximal schmutzig zu belassen.

[….] Hier in Mitchell, Indiana, machen sie das rund um die Uhr, die Maschinen stehen niemals still. An allen sieben Wochentagen wird 24 Stunden lang im Schichtdienst Zement produziert, um Amerika mit immer mehr Beton zu übergießen. Um vierspurige Highways, Brücken und Parkplätze, die bis zum Horizont reichen, zu bauen. Dieser, nun ja, faszinierende Prozess hat allerdings auch einen nicht ganz unerheblichen Nachteil: Es gibt kaum eine klimaschädlichere Industrie als diese. Denn die Verbrennung von Kalkstein, der wesentlichen Zementzutat, setzt Kohlenstoffdioxid in gewaltigen Mengen frei. Etwa acht Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen kommen aus der Zementproduktion. Das ist mehr, als der gesamte Flugverkehr beiträgt. Wäre die Zementindustrie ein Land, läge es im Ranking der schlimmsten Klimasünder hinter China und den USA auf Platz drei.  […]

(SZ, 17.10.2025)

Homo Sapiens richtet sich also durch sein Bevölkerungswachstum und die Wirtschaft zu Grunde.

Schön wäre es, wenn wir wenigstens nicht überflüssig viel bauen, wie zum Beispiel prestigeträchtige Sportstadien, obwohl davon mehr als genug existieren.

Damit komme ich auf die von mir viel gehasste Hamburgische Bewerbung für die Olympischen Spiele. Wir sind schließlich noch im Rennen; neben München, Berlin und Ruhr-City.

Aber der gewonnene Volksentscheid vom 12.10.2025 für intensiveren Klimaschutz in Hamburg, dürfte dieser irren Illusion bald das Licht ausblasen.

Der Zukunftsentscheid verfolgt eine ehrgeizige Zielsetzung bei der Hamburgischen Emissionsverringerung. Der Bau zusätzlicher Wettkampfstätten und Bettenburgen dürfte damit unmöglich werden. Zum Glück.

Die Chancen, Olympische Spiele nach 1972 wieder nach Deutschland zu holen, sind gering, weil wir glücklicherweise viel zu dämlich für eine überzeugenden Werbekampagne sind. Seit München gab es sieben Bewerbungen, die wir alle in den Sand setzten. Zudem wird neuerdings das Volk befragt und dem graut es meistens vor den Kosten.

Wer die Olympischen Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 bekommt, steht natürlich noch nicht fest. Aber wann entscheiden wir uns eigentlich in Deutschland dafür, welche der vier Bewerbungen ins Rennen geht und für welches Jahr?

Nun, dafür ist der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zuständig, der aber aus abgehalfterten Ex-Politikern, deren familiären Anhang und gescheiterten und korrupten Funktionären besteht. Das wird nichts.

[….]  Welche Stadt nach welchen Kriterien zum deutschen Bewerber gekürt werden soll? Wie viel Geld die Bewerbung kosten wird? Wie hoch das Gesamtbudget für Spiele ausfallen soll, die 2036, vielleicht aber auch 2040 oder 2044 hierzulande stattfinden sollen? All das ist nach wie vor offen.

Deutschland und seine Olympiabemühungen – das taugt längst als Stoff für „Wer wird Millionär?“. Selbst viele olympische Rätselfreunde dürften sich schwertun mit der Frage, zum wievielten Mal Deutschland gerade versucht, die Spiele seit München 1972 ins Land zu holen? (Die richtige Antwort lautet: Zum achten Mal.) Oder wie häufig das aktuelle Verfahren, das seit 2022 läuft, seine Regeln geändert hat? (Kaum verlässlich zu erfassen.) [….]  Doch im Dezember 2024 überrumpelte der DOSB die interessierten Städte wie Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Leipzig und München.

Plötzlich wollte man sich nun doch mit einer Region bewerben. Gewisse Äußerungen aus dem IOC würden nahelegen, dass man mit einem Olympiazentrum größere Chancen hätte. Offizielle Dokumente, die das stützen, gab es nicht. Statt weiter gemeinsam eine Deutschlandbewerbung zu erarbeiten, schickte der DOSB die Städte in einen Wettstreit. Das Befremden war groß – und es wuchs noch.

Wollte der DOSB zunächst auf seiner Mitgliederversammlung Ende 2025 einen deutschen Bewerber küren, verschob er diese Kür bald auf den Herbst 2026. Wollte er zunächst ein – noch zu findendes – Gremium einen Bewerber vor dieser Kür im Herbst 2026 vorauswählen lassen, ließ er zuletzt wieder eine mögliche Kampfabstimmung bis in den Herbst 2026 hinein zu. Man wolle so dem Eindruck entgegenwirken, etwas würde im kleinen Kreis ausgeheckt, sagte der neue DOSB-Vorstand Otto Fricke.  Er ließ zugleich offen, ob die DOSB-Mitgliederversammlung für diesen plötzlich wieder längeren Wettstreit nur eine „Bewertungsmatrix“ beschließen wird – oder doch noch ein Gremium ins Spiel kommen könnte, das die Regionen prüft. [….]

(Johannes Knuth, 20.10.2025)

Deutsche Funktionäre sind also wieder einmal völlig unfähig. Es gibt weder ein Auswahlverfahren, noch allgemeine Kriterien, geschweige denn einen Zeitplan. Jeder wurschtelt vor sich hin und beschädigt die anderen, bis am Ende wieder alle blamiert dastehen.

[….] Klar sei nur, dass man nun genau das habe, was man vermeiden wollte, sagte Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote zuletzt der „Sportschau“: „Einen langlaufenden Wettbewerb zwischen vier Regionen.“

[….] Bleibt die Frage, ob eine solch verwinkelte Olympiakampagne am Ende vielleicht doch eher der Konkurrenz die Zeit verschafft, an eigenen Bewerbungen zu basteln, ohne parteiinternen Wahlkampf. Für die Spiele 2036 haben sich längst andere in Position gebracht, allen voran Indien und Katar. Europa wird, wenn überhaupt, wohl frühestens 2040 eine Chance haben, da könnte ein deutscher Bewerber auf gut vorbereitete Kampagnen treffen aus London, Madrid, Budapest, Istanbul. Dann dürfte das IOC sehr flott wieder Sehnsucht bekommen nach den einschlägigen neuen Märkten, in Saudi-Arabien etwa, vielleicht sogar Afrika.  [….]

(Johannes Knuth, 20.10.2025)

Zehn Milliarden Euro haben die Spiele von Paris gekostet. Ich würde sehr gern darauf verzichten, so einen Funktionärs-Kommerzwahn in Hamburg mitzufinanzieren. Die Olympischen Spiele gehören abgeschafft. Und wenn es schon unbedingt sein muss, dann bitte dort austragen, wo die Infrastruktur und Stadien bereits bestehen und keine neuen Milliarden Tonnen Beton verdaddelt werden.

Sonntag, 19. Oktober 2025

Schöne neue Medienwelt

Das gefällt mir nicht. Die neue Medienwelt. Da ich alt und unflexibel bin, nehme ich Informationen am besten auf, wenn ich sie gedruckt auf Papier lese. Natürlich zahle ich für einige E-Paper und könnte die Inhalte der Süddeutschen Zeitung oder des Spiegels auch auf dem Bildschirm lesen, oder hören. Aber ich kann das nicht leiden.

Zeitungen, Zeitungen und etwas TV sind nun einmal mein Ding. Unglücklicherweise versagen ausgerechnet die klassischen US-Medien im Trumpismus kläglich. Die großen Newssender und Zeitungsverlage lassen sich von rechten Milliardären aufkaufen und/oder, noch schlimmer, gehen freiwillig auf Linie, weil sie die Hosen voll haben. Angst vor Repressalien des Trump-Regimes, Angst vor Quoten- und Auflagenverlust, wenn man nicht brav die Hate-Rallys überträgt.

[…] Behinderung der Presse in den USA: Wer so eine Presse hat, kann sich Militärzensur sparen[…] Ja, die geplante De-Facto-Militärzensur ist eine Grenzüberschreitung. Doch zu oft gefallen sich US-Medien in einer „eingebetteten“ Rolle. […] Das richtige Maß an Kontrolle ist absolute Kontrolle. So etwa lautet das Motto, das US-Präsident Donald Trump künftig gegenüber der Presse im Verteidigungsministerium durchsetzen will. Reporter, die Zugang zum Pentagon haben, sollen kein Wort mehr veröffentlichen, das nicht zuvor eine De-facto-Militärzensur durchlaufen hat. […] In Wahrheit berichten die Vertreter der etablierten Medien mit Zugang zum Verteidigungsministerium doch bereits so brav über das US-Militär, wie man sich das als Regierung nur wünschen kann. […] Die sinkende Relevanz und Glaubwürdigkeit etablierter Medien deutet eher auf eine Entwöhnung hin. Viele stellen andere Fragen: Bereitet die Regierung gerade einen Krieg gegen Venezuela vor? Oder: Mit welchen Rüstungsgütern haben die USA Israels Krieg in Gaza befeuert? Schon 2005 zeigte sich die New York Times von ihrer obrigkeitshörigen Seite, als sie eine Geschichte über die massenhafte Spionage des Geheimdienstes NSA zurückhielt, nachdem die Bush-Regierung vage Sicherheitsbedenken geltend gemacht hatte. […]

(Leon Holly, 17.10.2025)

Wie gerne habe ich 20 Jahre lang nachts die CNN-Diskussionspanels gesehen. Aber der Sender, den ich einst so mochte, dessen Mutterkonzern Warner längst in republikanischer Hand ist, existiert nicht mehr. Er ist nur noch ein devotes Abziehbild früherer Unabhängigkeit, lässt tagtäglich MAGA-Vertreter im Studio Lügen ausbreiten.

Mein einziger kleiner Trost besteht im Quotensinkflug der medialen Appeaser. Das will kein Mensch sehen. Die richtigen MAGAs haben schon ihre rechtsradikalen Verschwörungssender FOX, Newsmaxx etc. So verstoßen WaPo und CNN nur die alten Leser/Seher, gewinnen aber keine Neuen. Notgedrungen weiche ich zunehmend auch auf junge  Influencer aus. Naja, „jung“. David Pakman ist 41 Jahre alt und macht seine David Pakman-Show seit 20 Jahren. Ich folge Meidas Touch ebenfalls seit Jahren und am meisten mag ich Brian Tyler Cohen, 36.

Die Jungs sind inzwischen gut vernetzt, bekommen auch Interviews mit Präsidenten und Ministern, führen längere Gespräche mit Analysten und Experten, die echten Mehrwert bringen.

Sie sind nun auch schon alte Hasen. Auf Tiktok rücken eine ganze Reihe junge demokratische Influencer nach, denen ich auf Instagram folge.

Harry Sisson, Adam Mockler, JoJoFromJerz, David Hogg, Waleed Shahid, Dash Dobrofsky, Tim Miller, Luke Beasley, Josh Greene, Harry Shannon und Aaron Parnas haben jeweils sechsstellige, teilweise siebenstellige Followerzahlen.

Daß die US-Opposition gestern rund sieben Millionen Demonstranten physisch auf die Straße brachte, obwohl Magamerika wüst drohte und polemisierte, zeigt den Einfluss der Jung-Politinfluencer.


[…] Es war nicht der erste große Protesttag unter dem Label „No Kings“. Schon im Februar, im April und im Juni hatte es Proteste gegeben. An den Großkundgebungen vom 15. Juni nahmen laut Schätzungen landesweit über fünf Millionen Menschen teil. An diesem Samstag gingen den Organisatoren zufolge landesweit sogar bis zu sieben Millionen Demonstranten auf die Straße.  

Auf die landesweiten „No Kings“-Proteste gegen seine Politik hat US-Präsident Donald Trump mit dem Posten KI-generierter Videos reagiert. Ein von Trump in seinem Online-Sprachrohr Truth Social veröffentlichter Clip stellt Trump als Piloten eines Kampfjets dar, welcher die Aufschrift „King Trump“ trägt. Mit dem Flieger wirft er braunen, an Kot erinnernden Schlamm über Demonstranten ab.Zudem teilte der Präsident einen ebenfalls mit künstlicher Intelligenz erzeugten Clip, den sein Vize JD Vance auf der Plattform Bluesky zuvor veröffentlicht hatte: Darin ist Trump zu sehen, wie er sich selbst mit königlichen Insignien Krone, Mantel und Schwert ausstattet, während Politiker wie die Demokratin Nancy Pelosi niederknien.

Die Organisatoren der Proteste – eine Koalition von Aktivistengruppen und Organisationen wie „Indivisible“ und die „American Civil Liberties Union“ (Aclu) – hatten zuvor zu friedlichen Protesten aufgerufen: Gewaltfreiheit sei das Grundprinzip aller „No Kings“-Veranstaltungen. „Wir werden uns nicht von Chaos, Korruption und Grausamkeit einschüchtern lassen“, schrieben sie auf ihrer Website.  […]

(SZ, 19.10.2025)

Die Tiktoker und Instagramer sind einflussreich genug, um sogar Orange Sauron zu beschäftigen. Der übertraf sich selbst, indem er ein AI-Video postete, in dem er mit Krone auf dem Kopf einen Kampfjet fliegt und gewaltige Mengen Scheiße über das US-Volk abwirft. 

Harry Sisson, 23 Jahre alt, US-Staatsbürger und Ire, der schon in Singapur, Dubai und Dublin gelebt hat, wohnt seit 2016 in New York, studierte Jura und Politologie, und streitet für all die Bosheiten, die Trumpanzees so hassen: Healthcare expansion, climate legislation, gun control, LGBTQ+ rights, immigration, and student loan forgiveness. He has also voiced opposition to state-level library refusals and endorsed continued U.S. support for Ukraine.

Trump scheint von dem Harry Sission so extrem getriggert sein, daß er im Panik-Modus völlig die Fassung verliert.


Die Nummer Drei im Staat, Klemmschwester Mike, wirft sich sofort schleimspurziehend zu Trumps Füßen.

[…] Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sprach beim Sender ABC News von »Marxismus und Sozialismus« und warnte vor einer »gefährlichen Ideologie«.  […] Beim Sender Fox News sprach Trump in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview in diesem Zusammenhang von »unangefochtener Macht«, die ihm zustehe. Noch verzichte er darauf, sagte er, und griff zugleich die Demokraten als »falsche Politiker« an. »Ausschließlich von Demokraten regierte Städte« in den USA seien »unsicher« und ein »Desaster«.

Trumps Regierung nimmt derzeit mehrere demokratisch geführte Städte und Bundesstaaten ins Visier, denen sie außer Kontrolle geratene Kriminalität und mangelnde Kooperation bei den geplanten Massenabschiebungen vorwirft. Kriminalitätsstatistiken stützen diese Vorwürfe nicht. Betroffene Städte und Bundesstaaten wehren sich juristisch, unter anderem gegen die Entsendung der Nationalgarde in ihre Gemeinden. Trump sagte bei Fox News, er erwäge auch einen Einsatz in San Francisco.

Bereits im Vorfeld der Massenproteste am Samstag hatten Johnson und andere Republikaner diese als »Hate America Rally« bezeichnet. Bei einer Pressekonferenz sagte Johnson, er erwarte »Hamas-Unterstützer«, »Antifa-Typen« und »Marxisten in voller Montur«. Trump hatte die lose Antifa-Bewegung kürzlich als »Terrororganisation« eingestuft – ein Schritt, dessen rechtliche Grundlage unklar ist. [….]

(SPON, 19.10.2025)

Samstag, 18. Oktober 2025

Falsche Richtung – Teil II

Die Misere, in der wir uns befinden, ist weitgehend selbstgemacht. Wir, die Bürger, die Wähler, der Souverän der Demokratie, steuern das Land in die falsche Richtung, indem wir falsche Kapitäne auf die Brücke stellen.

Typen, die den Tanker seit Dekaden in die Klippen navigieren.

Helmut Kohls Kupferkabel, statt Helmut Schmidts Glasfaser.

Merkels russisches Gas, statt Schröders Erneuerbare.

Schwarzgelbe Zweiklassenmedizin, statt rotgrüner Bürgerversicherung.

Raserei auf Autobahnen, statt Tempolimit.

Milliardensegen für Superreiche, statt Vermögenssteuer.

Atomkraft, statt Windenergie.

Drei-Kasten-Schulsystem, statt gemeinsamen Lernens.

Reiches Gaskaft, statt Habecks Wärmepumpe.

Söders fetischhaftes Wurstgefresse, statt Vegetarismus.

Sprachliche Gängelung, statt Freiheit.

Merzscher Verbrennerwahn, statt moderner E-Mobilität.

[….] #China baut mehr Solar- & Windkraft in einem Jahr als die EU in 30 Jahren. 25x mehr #Erneuerbare als Kernkraft, 50% aller #EAutos, 80% aller Solarmodule – und wir? Halten an Verbrennerautos & Erdgaskraftwerken fest. Was wollen wir künftig eigentlich noch exportieren?  [….]

(Volker Quaschning, 17.10.2025)

All das sind politische Richtungsentscheidungen, die der Wähler mit klaren Mehrheiten den Kabinettskapitänen aufzwingt. Aber unglücklicherweise entscheiden wir uns in 80% der Fälle für das genau Falsche.

Es kann natürlich keine soziale Gerechtigkeit geben, wenn der Urnenpöbel (bis auf ganz wenige Monate zwischen 1998 und 1999) mindestens eine von beiden Parlamentskammern mit CDUCSUFDP-Blockademehrheiten besetzt.

Die Bürgerversicherung und die Vermögenssteuer stehen seit Jahrzehnten bei Bundestagswahlen im Angebot, aber die Wähler sagen immer mehrheitlich „NEIN“.

Dieser enorme Impuls in die falsche Richtung, wirkt aber nicht nur von Urnenpöbel auf Regierung, sondern auch umgekehrt. Die Röhren kommunizieren.

Wähler hängen mit großen Mehrheiten den Irrglauben von den angeblichen Vorteilen der Kernkraft, EFuels, „sauberen“ Gasheizungen, der grünen Verbotspartei, oder den „teuren, kriminellen Ausländern“ an, weil ihnen die Brückenkapitäne 24/7 genau das eintrichtern. Das bleibt schließlich hängen.

Die CSU schaffte es höchst erfolgreich, die Grünen als DIE Verbotspartei zu brandmarken.

Die einzig wahre Verbotspartei ist die CSU.

(…..) 1.   Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der Sterbehilfe ein.

2.   Die CSU trat vehementer als andere für ein Verbot der Homoehe ein.

3.   Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot ausländischer Parteienkredite ein.

4.   Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot des Cannabis-Rauchens ein.

5.   Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot von DDR-Symbolen ein.

6.   Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot des Genderns ein, setzte so ein Verbot um.

7.   Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten ein.

8.   Die CSU tritt vehementer als andere für Demo-Verbote ein.

9.   Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der Schwangerschaftsunterbrechung ein.

10.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der Drogenkonsumräume ein.

11.Die CSI tritt vehementer als andere für ein Verbot des Doppelpasses ein.

12.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der Strafzinsen ein.

13.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot von Skiurlauben ein.

14.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der NPD ein.

15.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der „Bettel-Mafia“ ein.

16.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der „Killerspiele“ ein.

17.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der sexuellen Aufklärung von Schülern ein.

18.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der „Roten Hilfe“ ein.

19.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot von Pick-Up-Stellen ein.

20.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der Klugtelefone an Schulen ein.

21.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der Leihmutterschaft ein.

22.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Drag-Verbot ein.

23.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der Blasphemie ein.

24.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der Prostitution ein.

25.Der CSU-Generalsekretär Söder trat vehementer als andere für ein Verbot der Verbrennungsmotoren ein.

26.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der „Homo-Adoption“ ein.

27.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der Burka ein.

28.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Tanz-Verbot ein.

29.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der der Wahlberechtigung für 16- und 17-Jährige ein.

30.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot der Begriffe „vegane Currywurst“ oder „vegetarisches Schnitzel“ ein.

31.Die CSU tritt vehementer als andere für ein Verbot des Tempolimits ein.

Markus Söders und seine Partei schreien immer zuerst und am schrillsten nach Verboten.

Die Liste ist sicher nicht vollständig. Was für eine Dreistigkeit von der Verbotspartei schlechthin, anderen des Etikett „Verbotspartei“ anzudichten und sich dabei ausschließlich auf Lügen zu stützen!  (….)

(Impudenz des Jahres 2023, 01.01.2024)

Aber die Verbotspartei sind die Grünen, glauben die allermisten Wähler und straften sie im Februar 2025 entsprechend ab. Die massive rechte Kampagne von CDU, CSU, NIUS, BSW, FDP, FW, BILD, AfD wirkte.

Nicht auszudenken, wie gut Deutschland dastehen könnte, wenn Regierte und Regierung nicht so konsequent in die falsche Richtung drängten. Wenn diese massive Meinungsmachtmaschine für das Richtige einstünde. Für Elektromobilität, Leitungsausbau, Windräder, liberales Migrationsrecht, Generationengerechtigkeit und Toleranz stünde.

Ausländer nehmen uns nichts weg, sie geben uns.

Wir brauchen unbedingt mehr Migration, geben uns aber alle Mühe, abzuschrecken.

Nicht auszudenken, wie viel besser Deutschland dastehen könnte, wenn Regierte und Regierung nicht den Krieg gegen Bürgergeldempfänger führten, seit Jahren gegen die Schwächsten in der Gesellschaft polemisierten, von aberwitzigen Einsparungsmöglichkeiten phantasierten, die nicht existieren.

[…] Das Arbeitsministerium hat einen ersten Entwurf für die Reform des Bürgergelds hin zur Grundsicherung vorgelegt. Kanzler Merz hatte an den Wechsel hohe Sparziele geknüpft. Doch die werden wohl nicht ansatzweise erfüllt.  Aus dem Bürgergeld soll im kommenden Jahr die sogenannte Grundsicherung werden. Das Bundesarbeitsministerium unter Ressortchefin Bärbel Bas hat nun einen ersten Gesetzesentwurf dafür vorgelegt. Darin aufgeführt werden auch die geschätzten Einsparungen, welche die Reform der Sozialleistungen ermöglichen soll. Doch die liegen weit unter der Zielmarke, die Bundeskanzler Friedrich Merz Anfang September gesetzt hatte.

Auch das Arbeitsministerium selbst rechnet laut dem eigenen Entwurf damit, dass die Reform keine "nennenswerten Einsparungen" bringen werde. […] Zunächst einmal klingen die Summen nicht unerheblich: Im kommenden Jahr könnten mit dem Wechsel zur Grundsicherung 86 Millionen Euro eingespart werden, wie aus dem Gesetzesentwurf hervorgeht, der dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt. 2027 werden die erwarteten Einsparungen derzeit auf 69 Millionen Euro geschätzt.

Dem gegenüber stehen aber Gesamtausgaben des Bundes für das Bürgergeld - die lagen im vergangenen Jahr Angaben der Bundesagentur für Arbeit zufolge bei rund 47 Milliarden Euro. Die Einsparungen allein aufgrund der Gesetzesänderungen fallen daher kaum ins Gewicht. Recherchen der Süddeutschen Zeitung zufolge lassen sich noch nicht einmal 0,2 Prozent der Ausgaben für das Bürgergeld durch die Reform herausholen. Und ab dem Jahr 2028 rechnet das Bundesarbeitsministerium sogar mit Mehrausgaben von zehn Millionen Euro, um den Vermittlungsaufwand der Arbeitsagentur zu stemmen, wie die Bild unter Berufung auf den Gesetzesentwurf berichtet. […]

(Tagesschau, 17.10.2025)

Merz, Linnemann, Frei, Spahn und Söder führen den Kampf gegen die Ärmsten aber nicht nur, weil sie sadistische Charakterschweine sind, sondern auch, weil über 80% des Urnenpöbels wesentlich strengere Handhabung des Bürgergeldes will und entsprechend wählte.

Die Ergebnisse sind für die Katz. Wieder einmal. Nur sinnlose Arbeit und Aufregung, um eine Verteuerung und Verschlimmbesserung zu erreichen. Wie fast immer, wenn die CSU sich reinhängt. Mütterrente, Antiausländermaut, Herdprämie, Pendlerpauschale, Genderverbot, Verbrennerverbot-Stopp, Veggiwurst-Vokabelkampf.

Die CDUCSU drängt in die falsche Richtung, der Souverän wählt in die falsche Richtung.


 

Freitag, 17. Oktober 2025

Wenn Putin auf Schilda trifft.

Mein Litauischer Bäcker war eine Woche im Urlaub, in der alten Heimat und erzählte mir heute ganz entgeistert von Drohnen und Drachenzähnen.

Äh? Was hat Pistorius jetzt wieder angestellt?

Drohnen? Da werde ich gleich ganz hellhörig, weil ich mich in letzter Zeit viel mit der Technik beschäftigt habe und bekanntlich sind die technikaffinen, durchdigitalisierten Balten uns Schnarche-Deutschen um Jahre voraus.

Das Thema kennen wir seit spätestens Februar 2022 und der Scholzen Zeitenwende-Rede, als er 100 Milliarden für die Bundesehr locker machte und all die Verteidigungsexperten in den Nachrichtensendungen und Talkshows auftauchten, die dringend anmahnten, nicht mehr auf die Uralt-Kriegsführungstechnik des letzten Jahrtausends zu glotzen – Panzer, Kanonen, Panzerhaubitzen – sondern stattdessen dringend in Drohnen und Cyberwar zu investieren!
Überflüssig zu erwähnen, daß Deutschland dafür viel zu träge, tumb und träumerisch ist. Die Warnungen und Ratschläge, die Expertise und Erkenntnis gibt es – allein, wir setzten natürlich nichts davon um.

(…) Ob es in der Cyberkrieg-Starlink-Welt sinnig ist, in Deutschland Panzer und Kanonen zu entwickeln, die gegebenenfalls in 20 Jahren einsatzbereit sind, weiß ich nicht. Ich bezweifele es.

[….] Das ukrainische Schlachtfeld hat gezeigt, wie ein 25 Millionen Euro teurer Panzer von einer Drohne für 5000 Euro ausgeschaltet werden kann. Im Krieg der Zukunft geht es um autonome Waffensysteme, gestützt auf vernetzte Drohnen, die von künstlicher Intelligenz gesteuert werden. Das kommt uns sogar entgegen. Die Kriegsbegeisterung in Europa ist nicht groß und die demografische Entwicklung negativ. Wir haben nicht viele Soldaten. Wenn wir glaubwürdig abschrecken wollen, müssen wir auf Roboter und unbemannte Technologie setzen. Das verstehen hoffentlich auch die Planer und Beschaffer bei der Bundeswehr.  [….] Wir brauchen wohl eher eine Million Drohnen als 2000 neue Panzer, um die Ostflanke in der Zukunft besser und kostengünstiger zu verteidigen. Es sind vor allem Hightech-Bereiche, in die wir investieren müssen. [….]

(Moritz Schularick, Direktor des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, 05.03.2025)

Das erscheint mir richtig. Allerdings „Hightech“ in Deutschland, wo das Internet noch Neuland, also Zukunftsmusik ist? (….)
(Hofreiterisierung, 05.03.2025)

Es kam erst einmal der Totalausfall Dobrindt ins Amt des Sicherheitsministers.  Putin hat seine wahre Freude and den bajuwarischen Trottellummen, die hierzulande Regierungsverantwortung simulieren.

[…..] Die CSU ist sicherheitspolitisch so auf Migration fixiert, dass sie Gefahren wie Drohnen außeracht lässt. Dieses Unvermögen kann Putin nur freuen. Vor anderthalb Jahren haben Aktivisten der Letzten Generation den Münchner Flughafen mit einer Sitzblockade auf dem Rollfeld blockiert, weil sie auf die Klimakrise aufmerksam machen wollten. Sie konnten sich sicher sein, dass sie damit den Hass des halben Landes auf sich ziehen würden und dass sich die bayerische CSU große Mühe geben würde, den Unmut gegen die „Klimachaoten“ noch zu steigern. Wer hätte gedacht, dass es dieselbe CSU ist, die andere Gefahren für einen sicheren Flugbetrieb am Heimatflughafen völlig unterschätzt hat.

Es ist bekannt, dass die CSU die Migrationspolitik einst als „Mutter aller Probleme“ identifizierte. Für diese Partei sind die Worte Sicherheit und Immigration weiterhin miteinander verknüpft. Da kann es schon mal passieren, dass andere Fragen der Sicherheitspolitik hintenüberfallen.

So wie jetzt. Die Frage, was über die mutmaßliche Drohnensichtung am Münchner Flughafen bekannt, ist schnell beantwortet: nichts. […..] Doch für die CSU, die die Ordnung liebt, ist es ein Armutszeugnis, dass die Sicherheitsbehörden hier so im Nebel stochern müssen. […..]

(Cem-Odos Gueler, 05.10.2025)

Mit den CDUCSU-Deppen sind wir verloren. Diese Leute sprechen lieber darüber, dunkelhäutige Menschen aus dem Stadtbild zu vertreiben und lassen Putin gewähren.

(…..) Die kritische Infrastruktur Deutschlands wird seit Jahren angegriffen. Seit mindestens 2022 gibt es Berichte über Drohnen über Flughäfen und Kasernen.

Dabei wurden fünf Hauptprobleme Deutschlands sichtbar:

1.   Wir wissen nicht, wie viele Drohnen über unseren Köpfen umhersausen, weil wir keine technischen Mittel haben, sie flächendeckend zu detektieren.

2.   Wenn einzelne Drohnen doch mal entdeckt werden, haben wir, im Gegensatz zu anderen Ländern, keine Methode, um harmlose Kinderspielzeuge von Überwachungs- oder gar Kampfdrohnen zu unterscheiden.

3.   Dobrindt und Merz haben verpennt, die Zuständigkeiten zu regeln. Die Ampel hatte dazu ein fertiges Gesetz vorgelegt. Unter CSU-Zuständigkeit beginnt bei einer Drohnensichtung ein Zuständigkeitschaos von mindestens sechs Behörden.

4.   Die Bundeswehr hat keine einzige Kanone, mit der man Drohen abschießen könnte.

5.   Söder und Dobrindt belügen das Volk, indem sie von „Abschuss“ reden. Das ist in dicht besiedelten Gebieten gar nicht möglich, da die herunterfallenden Trümmerteile Menschen verletzten. Dafür braucht es viel ausgefeiltere Techniken.  (….)

(Achtung, Drohnen! 05.10.2025)

Umso interessierter war ich nun also, von den pfiffigen Balten zu hören, die sich durch ihr sowjetische Zeit keine Illusionen über den imperialen Approach des Kreml machen. Die viel flexibler und kompetenter und moderner auf Bedrohungen reagieren.

Wie ist das nun in Litauen? Haben die diesem sagenumwobenen „Drohnenwall“, von dem von der Leyen und Söder träumen? Diese Science Fickton-artige Wunderwaffe, mit der sie sich Bibi-artig unter dem Iron Dome verstecken können?

[….]  Das Problem mit dem Drohnenwall: Die Errichtung ist technisch höchst kompliziert

Die Länder an der Ostflanke der Nato drängen darauf, sich mit einem Drohnenwall gegen feindliche Flugobjekte zu wappnen. Baltische Start-ups stehen in den Startlöchern, doch die EU bremst. Denn so eine Abwehranlage ist teuer – und technisch sehr anspruchsvoll.

Das Vorhaben steht schon länger im Raum, aber lange unter dem Radar der Öffentlichkeit. Doch nachdem am 9. September rund 20 russische Kamikazedrohnen in den polnischen Luftraum eindrangen, haben die Pläne mehr Gewicht bekommen, einen europäischen Drohnenwall an der Ostflanke der Nato zu installieren.

Nur einen Tag nach dem Vorfall in Polen kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer „Rede zur Lage der Union“ kraftvoll an, dass Europa dem Ruf der baltischen Staaten folgen müsse, eine „Drohnenmauer“ zu bauen. [….]

(RND, 10.10.2025)

Ach, das ist ja blöd. Russische Drohnen abzuwehren, ist also doch irgendwie nicht ganz so leicht?

Immerhin die litauischen Kinder lernen schon mal, wie man auf feindliche Drohnen reagiert. Wenn sie mal groß sind.

[….]  Litauische Schüler lernen in dem außerschulischen Kurs, wie man kleine Drohnen fliegt.

Drohnen bauen, programmieren, fliegen: Mit den Kursen will Litauen die Gesellschaft auf künftige russische Bedrohungen vorbereiten. In jüngster Zeit wurden vermehrt Drohnenangriffe auf den europäischen Luftraum gemeldet.

Litauische Kinder lernen in einem Kurs, der an mehreren Standorten in Litauen angeboten wird, wie man Drohnen baut, programmiert und fliegt. Die Initiative ist Teil der Bemühungen des Landes, die Gesellschaft auf künftige Bedrohungen aus Russland vorzubereiten.

Airtech, eine Initiative des litauischen Verteidigungsministeriums, ist ein Programm, das jungen Schülern eine Ausbildung in der Konstruktion von Flugzeugen und Drohnen bietet.

Im Rahmen des Kurses lernen die Kinder in kleinen Gruppen, wie man einen Drohnensimulator mit einem Joystick bedient und wie man eine echte Drohne zusammenbaut und bedient, indem man eine kleine Übungsversion durch das Klassenzimmer fliegt.

Im weiteren Verlauf des Kurses wird den Schülern beigebracht, wie sie die Drohnen durch von der Decke hängende und auf dem Boden positionierte Reifen fliegen können, und sie haben die Möglichkeit, an Drohnenrennen teilzunehmen.

Das Programm soll den Kindern Fertigkeiten vermitteln, die ihnen in ihrem späteren Berufsleben nützlich sein können, und sie für Technik interessieren.

"Die Fähigkeiten, die die Schüler hier erwerben, können ihnen in der Zukunft helfen, zum Beispiel bei der Berufswahl", sagte Kristina Virgayle, die das Programm leitet. "Könnte einer dieser Berufe im Bereich der Verteidigung liegen? Und ich denke, dass die Kinder dadurch Fähigkeiten erwerben, die auch in der Verteidigung eingesetzt werden können."

Airtech ist Teil der Bemühungen der Regierung, die "gesellschaftliche und zivile Bereitschaft" als Reaktion auf künftige russische Bedrohungen zu stärken, so der litauische Vizeminister für nationale Verteidigung, Tomas Godliauskas. Das Programm verschaffe litauischen Kindern einen "technologischen Vorsprung". […]

(Euronews, 17.10.2025)

Bis die Kleinen mit der Schule fertig sind, studiert haben und sich dann überlegen, wie man Star-Wars-artige Drohnenwälle bauen könnte, blickt Vilnius auf die 266 km lange Staatsgrenze zu Russland.

Wenn die Drohnen sich wie brave völkerrechtliche korrekte Drohnen verhalten und aus der Königsberger Gegend kommen, also keine Umwege über die Ostsee, Polen oder Belarus fliegen.

Dafür gibt es viel Geld von der NATO und dem eigenen auf 6%-BIP aufgeblähtem Verteidigungsbudget. Und so kamen letztes Jahr die Drachenzähne ins Spiel. Und Minen. Antidrohnenminen.

[….] Mit Panzersperren und verminten Brücken will sich das Nato-Land gegen den Nachbarn schützen. Zudem will Litauen künftig fünf bis sechs Prozent des BIP in die Verteidigung stecken. [….] Aktuell erwägt das baltische Land die Errichtung weiterer Betonsperren zum Schutz gegen russische Panzer sowie die Möglichkeit verminter Brücken, die Litauen mit der Russischen Föderation verbinden. [….] Wie das litauische Verteidigungsministerium dem Nachrichtensender auf Anfrage mitteilte, arbeite man aktuell daran, die „baltische Verteidigungslinie“ weiter auszubauen. Dabei handelt es sich um eine hundert Kilometer lange Grenze, die mit Panzergräben und Bunkern übersät ist.

Bereits Anfang des vergangenen Jahres hatten die drei baltischen EU- und Nato-Länder Estland, Lettland und Litauen angekündigt, ihre Grenzen zu Russland und Belarus mit der „baltischen Verteidigungslinie“ und Hunderten zusätzlichen Bunkern zu schützen. Der Bau der Anlagen sollte 2025 beginnen. Zunächst wurden laut Medienberichten etwa 55 Millionen Euro dafür eingeplant.

„Das Ziel ist es, abzuschrecken und das Land vom ersten Zentimeter des Territoriums an zu verteidigen, das natürlich auch Nato-Territorium ist“, sagte der lettische Verteidigungsminister Andris Spruds damals nach einem Treffen mit seinen baltischen Amtskollegen in Riga. „Wir stehen alle demselben herausfordernden, aggressiven Land gegenüber und grenzen daran.“

Litauen habe bereits ganze Lagerhallen mit zahlreichen „Drachenzähnen“ gefüllt, heißt es in dem Bericht. Diese zahnförmigen Betonpyramiden gehören weltweit zu den gebräuchlichsten Panzersperren.

Außerdem plane der baltische Staat, seine Brücken zur russischen Exklave Kaliningrad zu verminen, teilte das litauische Verteidigungsministerium mit. [….]

(Tagesspiegel, 25.01.25)

Weil das mit der Cyber- und Drohnenabwehr noch nicht so wirklich klappt, aber man sehr viel Geld unter die Leute bringen kann, wenn man Beton-Tetraeder mit Haltegriffen herstellen lässt, werden die Drachenzähne inzwischen auch mit Vorliebe am Strand verlegt, um die berüchtigten Eissturmdrohnen, die sich ganzjährig über dem Meer aufhalten, abzuwehren.

Ökologischer Irrsinn und optische Folter. Aber wenigstens haben sie Griffe, damit man sie wegtragen kann, wenn man mal mit einem Panzer durch will.

Nicht nur Tragegriffe, sondern man kann daraus auch eine hübsche Kette machen. Praktisch; so kann ein großer Panzer gleich alle auf einmal wegziehen.

2,5 Milliarden Euro kosten die hüfthohen Poller. Zum Glück können Panzer keine Hindernisse überfahren oder haben Kanonen, um diese wegzuschießen.

[….] Die litauischen Streitkräfte haben erste Verträge für den Einkauf von Sperrmaterial unterzeichnet, mit dem eine Verteidigungslinie an der Grenze zu Belarus und Kaliningrad errichtet werden soll. Laut der Mitteilung des litauischen Verteidigungsministeriums sollen für über vier Millionen Euro verschiedene Arten von Sperrvorrichtungen beschafft werden. Genannt werden Drachenzähne (Fahrzeugsperren aus Beton), Spanische Reiter, Metalligel (Tschechenigel) und Straßensperren aus Beton. Erstes Sperrmaterial soll bis Ende des Jahres bei den Streitkräften eintreffen.

[….] Der litauische Verteidigungsminister Laurynas Kasčiūnas sagte: „Die Beschaffung von Mitteln für die Mobilitätshemmung und die Grenzsicherung ist ein wichtiger Schritt zu einer besseren Abschreckung. Die jüngsten Beschaffungen, die dem Verteidigungsministerium unterstellte Agentur für Verteidigungsmaterial durchgeführt hat, werden wichtige technische Befestigungen bereitstellen, um im Falle eines militärischen Angriffs Barrieren und geschützte Stellungen zu errichten.“ [….] Zuletzt gab es Medienberichte, die aus einem Brief Polens, Lettlands, Litauens und Estlands an EU-Ratspräsident Charles Michel zitierten. Demnach sollen die vier Staaten im Rahmen des vergangenen Treffens der EU-Staats- und Regierungschefs am 28. Juni 2024 um finanzielle Unterstützung seitens der EU-Partner für den Bau der Verteidigungsanlagen geworben haben. Laut der Nachrichtenagentur Reuters schätzen EU-Diplomaten die Kosten für eine solche Verteidigungslinie, die etwa 700 Kilometer lang wäre, auf 2,5 Milliarden Euro.  […..]

(ESUT, 02.07.2024)

Schon schick. Hilft sicher enorm gegen Angriffe aus der Luft. Putin zittert schon.

Zigaretten und Schnaps sind übrigens billig in Litauen. Die werden in Belarus en gros eingekauft, an Heliumballons gehängt und driften mit dem Wind allein über die litauische Grenze.

Da hilft auch kein Drachenzahn.

Und ich dachte schon, nur die deutschen Verteidigungs- und Sicherheitspolitiker wären komplett verblödet!

(….) Ein anderer Aspekt unseres enormen deutschen Versagens wurde ebenfalls im gestrigen Presseclub detektiert: Merz und Dobrindt. Wir befinden uns bereits in einem hybriden Krieg, die deutsche kritische Infrastruktur wird massiv angegriffen. Aber die schwarzbraunen Unionsminister verschließen fest die Augen vor der Realität und konzentrieren sich ausschließlich darauf, der AfD den Hintern zu küssen. Und so richtet sich die ganze Aufmerksamkeit des CSU-geführten Bundesinnenministeriums auf die Grenzen zu unserem NATO- und EU-Nachbarn Polen und den EU-Nachbarn Österreich, um mit aberwitzigen personellen Aufwand die Grenzübergänge zu überwachen, falls doch einmal ein Türke oder Albaner, der womöglich schwarz am Hamburger Hafen gefrorene Hühnerteile entladen will, über die Grenze kommt. Das Merzsche Totalversagen ist nicht mehr in Worte zu fassen.  (….)

(Die Einschläge kommen näher – Teil II, 29.09.2025)