Donnerstag, 1. Mai 2025

Impudenz des Monats April 2025

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Markus Söder, 58, kenne ich schon rund 30 Jahre. Er war schon im JU-Alter (von 1995 bis 2003 Landesvorsitzender der JU Bayern) im fernen Hamburg bekannt, was durchaus ungewöhnlich ist. Wer kennt schon die Landeschefs der verschiedenen Partei-Jugendorganisationen in abgelegenen Freistaaten? Ich weiß noch nicht mal aus dem Kopf, wie der Hamburger JuSo-Chef heißt.

Aber Söder kombinierte seine dumpf rechte Borniertheit, abstruse Strauß-Verehrung, seine Art, besonders unangenehm vorlaut zu sein und das abstoßende Äußere („ein Gesicht, das wirklich nur eine Mutter lieben kann“ – Scheibenwischer), zu so einem schrillen Gesamtpaket, daß man sich bis in den hohen Norden gruselte. 



Man ahnte es natürlich; der Typ würde die übliche CSU-Karriere weiter laufen: Generalsekretär, Staatsminister, Ministerpräsident, Parteivorsitzender.

Gleichzeitig konnte man es aber auch nicht fassen, weil Söder charakterlich so extrem verdorben ist. Sein Vorgänger als MP und Parteichef hasst ihn bis heute, wie die Pest und versuchte mit allen Mitteln, den fränkischen Intriganten mit seinen „Schmutzeleien“ zu verhindern.






[…..] Als Seehofer noch Ministerpräsident und Söder sein Finanzminister war, lieferten sich beide einen jahrelangen Machtkampf, der zum Teil auf offener Bühne ausgetragen wurde. 2012 attestierte Seehofer seinem Konkurrenten auf einer Weihnachtsfeier „charakterliche Schwächen“ und einen Hang zu „Schmutzeleien“. 2018 verdrängte ihn Söder schließlich aus dem Amt des Ministerpräsidenten, 2019 übernahm er auch den CSU-Vorsitz. Seehofer zog sich nach der Bundestagswahl 2021 aus der aktiven Politik zurück. [….]

(SZ, 09.03.2025)

Seehofer gerät in Vergessenheit, Markus Söder, der sogar schon Impudenz des Jahres 2023 war, wird hiermit auch zur Impudenz des Monats April 2025 gekürt.





Söder ist für viele Dinge bekannt. Da ist zunächst einmal seine menschenverachtenden Hetze gegen Minderheiten. Das CSU-Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2025 entspricht haargenau dem der AfD von 2021.

Söder lügt wie gedruckt und überzog die Grünen mit derartig viel Lügenhetze, daß sie in Bayern physisch angegriffen werden.

Söder hat eine katastrophale Arbeitsmoral, ist zu faul, um zu Bundesratssitzungen, den C-Ministerpräsidentenrunden oder gar im Bayerischen Landtag zu erscheinen.

Söder wechselt völlig willkürlich seine Meinungen, je nach politischer Opportunität. Er forderte nachdrücklich; teilweise mit Rücktrittsdrohungen; den Ausstieg aus der Kernenergie, ein Verbrennerverbot und die Aufnahme afghanischer Ortskräfte in Deutschland. Nur um ein paar Jahre später, wenn seine ureigenen Forderungen umgesetzt wurden, wie das zeternde Rumpelstilzchen dagegen zu wettern und nun das diametrale Gegenteil zu verlangen. Der Mann ist zutiefst unehrlich und moralisch völlig verkommen.

Den Titel als Blödmann des Monats April bekommt er aber für eine andere Leistung, nämlich seine unfassbare Peinlichkeit als Food- und Reiseblogger, die inzwischen auch größte Fans in der ultrakonservativen Presse erschaudern lässt.

[…..] Söder im Lichterglanz des Märchenkönigs

Diese 60 Millionen Euro an Steuergeldern sind gut angelegt. Das finden zumindest Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und sein Staatskabinett. Da steht es außer Frage, dass der Regierungschef höchstpersönlich zur offiziellen Wiedereröffnung der Venusgrotte in Schloss Linderhof vorbeischaut.

Linderhof – Ohne die übliche Portion Söder-Prätention geht es an diesem Tag natürlich nicht. Schon gar nicht an diesem Ort. Die Venusgrotte zu Schloss Linderhof ist einerseits ein Symbol des Größenwahns und der Verschwendung von König Ludwig II., andererseits ein Beleg, warum der Monarch nach wie vor als Märchenkönig verehrt wird. Er ließ sie für viel Geld errichten, um einen ganz persönlichen Rückzugsort zu haben, an dem er sich wahlweise im Muschelkahn über den künstlichen See fahren ließ oder auf dem Kristallthron zur Ruhe kam.   […..]

(Merkur, 01.05.2025)

[…] Markus Söder veröffentlicht ein Grinse-Selfie von sich und Bundespräsident Steinmeier auf dem Weg zur Beisetzung von Papst Franziskus. Unser Autor schämt sich, von diesen Politikern im Ausland repräsentiert zu werden. [….]

(Die Welt, 28.04.2025)







 […..] Der Kalender schrieb den 26. April, als der heilige Markus vom Himmel hinabfuhr und Rom mit seiner Anwesenheit beglückte. Fünf Bilder seines Antlitzes schenkte er den Menschen von diesem Besuch in der italienischen Hauptstadt und dem Vatikan.  Das unbefleckte Auge mag sich gewundert haben, wer dieser klobrillenbarttragende Mann mit dem außerordentlichen Geltungsdrang ist. Der gemeine deutsche Social-Media-User jedoch wusste sofort: Markus Söder is back, und zwar mit mehr Main-Character-Syndrome than ever. Denn die Reise mit sehr hoher Selfiedichte war nicht etwa ein schöner Italienurlaub des CSU-Chefs und bayerischen Ministerpräsidenten; Anlass war der Trauerakt für Papst Franziskus. […..] Donald Trump fiel zwar mit seinem blauen Anzug auf, da die Kleiderordnung einen schwarzen verlangte. Doch niemand, wirklich niemand löste mit seinem Verhalten so viele Side Eyes aus wie Markus Söder. Und er gehörte noch nicht einmal zur offiziellen deutschen Delegation. Katholik ist er auch nicht. Trotzdem wollte er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, die Beerdigung des Papstes zu seiner Bühne zu machen. […..] Auch als Atheist betete man zu Gott, dass jemand dem Söder das Handy wegnimmt. […..] Bitte, Gott, lass den Söder-Markus ein Social-Media-Training machen, damit er nicht weiter so creepy an der Kameralinse vorbeilächelt  und Hashtags setzt wie ein #Boomer. Denn sind wir mal ehrlich, das nächste Leberkässemmel-Selfie , die pseudonachdenkliche Aus-dem-Fenster-blick-Pose  oder das KI-generierte Indien-Klischee-Bild im Lotossitz  werden kommen.  Um noch einmal die Predigt von Ricarda Lang aufzugreifen: »Das ›C‹ in CSU steht für cringe.« Und das »C« in Markus steht für cool.  [….]

(Charlotte, Lüder, SPON, 28.04.2025)







[….] Auch in der CDU sorgte Söders Post für Verärgerung. „Es ist ja ein beeindruckendes Talent, aus jedem Misthaufen einen Luftkurort zu machen, aber Scham und Pietätsgrenzen gibt es offenbar keine mehr“, schäumte Dennis Radtke, Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA), gegenüber dem Tagesspiegel. Der Europaabgeordnete der Schwesterpartei warf Söder vor, „Politik als reines Event, inklusive Infantilisierung und Banalisierung“ zu inszenieren.

Ihn wundere es nicht, dass „viele Menschen in unserem Land den ganzen Betrieb nicht mehr ernst nehmen können“, sagte Radtke. „Mir fällt es zuweilen selber schwer.“ Auch der frühere NRW-Ministerpräsident Armin Laschet konnte sich einen Seitenhieb auf den „Selfie-Kult“, den er „verstörend“ nannte, nicht verkneifen.  [….]

(Taz, 27.04.2025)





[….]  Markus Söder steht erst still und schweigend da, man hört nur die militärischen Ehren, Uniformierte mit Trommel und Trompete. Er verbeugt sich schließlich. Und dann geht er auf die Knie. Es ist die Geste wie im Dezember 1970 beim Kniefall des deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt. Und es findet an genau derselben Stelle statt: im kalten Wind vor dem Mahnmal für die Helden des jüdischen Ghettos in Warschau, für die Aufständischen gegen die Nazi-Barbarei. Ein vergeblicher Aufstand von jenen Juden, die 1943 noch nicht nach Treblinka deportiert waren. […..] Was steckt hinter Söders außenpolitischer Offensive seit ein paar Jahren, unter anderem auf der Chinesischen Mauer in Peking, vor Pyramiden in Ägypten, in Israel, auf dem Balkan, jetzt in Osteuropa?  [….]

(Johan Osel, 11.12.2024)




[…..] Ihr Narzissmus mag historische Figuren wie Napoleon Bonaparte oder Caesar zum Übermut und letztlich ins Verderben geführt haben. In der Neuzeit scheint der Nutzen der Eitelkeit größer zu sein als die Gefahr. […..] In Deutschland gehört Markus Söder zu den Marktführern in diesem Geschäft. […..]. Der CSU-Vorsitzende hat in seinem eitlen Streben nach Beifall im Bierzelt und Likes im Internet erkannt, dass es besonders effektiv sein kann, das unpolierte Selbst zur Schau zu stellen. Die teure Uhr, die manchmal an seiner Hand zu sehen ist, ist optisch der einzige Hinweis, dass der bayerische Ministerpräsident selbst nicht zur »Leberkäs-Etage« gehört, als deren Mitglied er sich gekonnt inszeniert. Über sein Faible für sackartige Zipper-Jacken unterm Sakko, robuste Schuhe, zu weite Hosen oder den stoppeligen Bart mögen Journalistinnen aus Hamburg spotten – bei weiten Teilen der bayerischen Bevölkerung verschafft Söders ungehobeltes Äußeres ihm ein bodenständiges Image und damit Glaubwürdigkeit. Söders neuestes Lieblingsmotiv, um sich und sein Essen auf Instagram in Szene zu setzen, ist das Selfie beim Biss in eine Kalorienbombe. Vor ein paar Tagen postete er ein Bild, das ihn beim Verspeisen eines Burgers zeigt : das Gesicht verzerrt, ein Auge geschlossen, die Finger inklusive Schmutzrand unterm Nagel in Nahaufnahme. Niemand mag schlechte Bilder von sich? Niemand außer Markus Maniküremuffel Söder! Unvorteilhafter als er kann man sich selbst nicht porträtieren. […..]

(Anna Clauß, 28.03.2025)