Darüber gibt es keine zwei Meinungen: Trumps zweite Amtszeit wird sehr viel schlimmer, als seine Erste, weil er
1.) Mehr denn je durch Rache getrieben ist
2.) Keinerlei Widerspruch mehr in seinem Stab bekommt und
3.) Mit dem Project 2025 diesmal akribisch vorbereitet ist.
Trumps toxischer Einfluss auf die USA, die Wirtschaft, die Welt manifestiert sich bereits mehr als deutlich.
Es ist nur folgerichtig, was jetzt passiert. Wer es wagt, dem Faschismus zu widersprechen, wird wie der kalifornische US-Senator Alex Padilla abgeführt, zu Boden geworfen und in Handschellen gelegt.
Der Mob wird von dem wutschnaubenden Cult-Leader angestachelt, demokratische Politiker zu ermorden.
[….] Mitten in der Nacht zum Samstag fuhr ein Mann bei demokratischen Politikern in Minnesota vor, gekleidet wie ein Polizist. Es heißt, das Auto habe ausgesehen wie ein Streifenwagen. Dann fielen die Schüsse. Der Senator John Hoffman und seine Frau Yvette wurden in ihrem Haus in Champlin bei Minneapolis schwer verletzt, Ärzte kämpfen in einer Klinik um ihr Leben. Die Abgeordnete Melissa Hortman und ihr Mann Mark, die wenige Meilen entfernt in Brookyln Park wohnten, sind tot. Erschossen.
Als mutmaßlicher Täter gilt laut CNN Vance B., 57, er arbeitet demnach für eine Sicherheitsfirma und wurde von der Armee ausgebildet. [….] „Es handelt sich offenbar um einen politisch motivierten Mord“, sagte der Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, der 2024 der Running mate der demokratischen Präsidentschaftskandidatin gewesen war. „Wir alle, in Minnesota und im ganzen Land, müssen uns gegen alle Formen politischer Gewalt stellen.“
Die Attentate geschahen an einem Tag, an dem die Auseinandersetzung um seine zunehmend autoritäre Regierung von Donald Trump auf einen neuen Höhepunkt zusteuerte. In Washington stand die größte amerikanische Militärparade seit Jahrzehnten an, zum 250. Jubiläum der US Army, nicht ganz zufällig auch zum 79. Geburtstag des Oberbefehlshabers. Gleichzeitig wurde in vielen Städten des Landes gegen seinen Amtsmissbrauch demonstriert, Titel „No Kings“, keine Könige.
In Minnesota warnten die Behörden angesichts der Lage vor einer Teilnahme den Protesten, dennoch versammelten sich Tausende Menschen vor dem Kapitol in St. Paul. In dem Fahrzeug des Flüchtigen lagen Zettel mit Aufschrift „No Kings“, jedenfalls zeigt das ein Polizeifoto. Außerdem seien dort ein Manifest und eine Liste mit weiteren Zielen des mutmaßlichen Schützen gefunden worden, die Genannten werden jetzt besonders geschützt. Vor allem für Melissa und Mark Hortman kommt die Warnung zu spät. [….]
Der orange Messias findet alles so großartig, daß er für rund 100 Millionen Dollar eine Militärparade zu seinem heutigen Geburtstag aufmarschieren lässt.
[….] Mehr als 6.000 Soldatinnen und Soldaten, 150 Militärfahrzeuge - einschließlich Panzer - und 50 Flugzeuge und Hubschrauber sollen an der Parade in Washington beteiligt sein. Und der wichtigste Mann im Publikum hat an diesem Tag selbst Geburtstag: Donald Trump wird 79. [….] Was die jetzige Militärparade besonders umstritten macht: Während in Washington Panzer präsentiert werden, sind in Los Angeles Nationalgarde und US-Marines im Einsatz, um Trumps harte Migrations- und Abschiebepolitik zu untermauern. Den Politikwissenschaftler Chris Edelson von der American University macht das einigermaßen fassungslos. "An seinem Geburtstag Panzer im Zentrum von Washington - das wirkt wie aus einem Kinofilm", sagt Edelson im ARD-Interview. Der Politologe ist ein besonders scharfer Kritiker des US-Präsidenten. Aus seiner Sicht will Trump sich zum König machen.
"Er glaubt, Regeln gelten für ihn nicht. Er glaubt, er kann machen was er will", sagt Edelson. "Wenn der Präsident das Militär in Los Angeles einsetzen kann, wo es absolut keinen Grund dafür gibt, dann will er sich in dieser Art der Machtausübung zum Diktator machen, zu einem amerikanischen Putin, Orban, Erdogan, vielleicht einem amerikanischen Xi", erklärt er in Bezug auf die Staats- und Regierungschefs Russlands, Ungarns, der Türkei und Chinas.
In zahlreichen Städten der USA sind für heute Proteste geplant, viele unter dem Motto "No Kings" - "Keine Könige". Trump hat angekündigt, Protestierenden im Umfeld der Militärparade in Washington mit "allergrößter Härte" zu begegnen. [….]
[….] Bundeskanzler Friedrich Merz wirbt nach seinem Besuch bei Donald Trump für einen anderen Umgang mit dem US-Präsidenten. „Hören wir mal auf, mit erhobenem Zeigefinger und gerümpfter Nase über Donald Trump zu reden. Man muss mit ihm reden und nicht über ihn reden“, sagte der CDU-Chef bei einer Unternehmertagung in Berlin. [….]
(Stuttgarter Zeitung, 06.06.2025)
Meines Erachtens haben sich die Institutionen der USA als zu schwach erwiesen. Sie versagen vor unseren Augen. Die Presse ist zum größten Teil ein Trauerspiel, die Opposition ohnmächtig, die Richter eingeschüchtert, oder auf Linie gebracht, die Wirtschaft kuscht und das Volk schweigt aus Angst. Und noch viel schlimmer: Große Teile des Pöbels und die Mehrheit der Parlamentarier jubeln dem Untergang der US-Amerikanischen Demokratie zu. Sie applaudieren dem kriminellen, rassistischen, raffgierigen, permanent lügenden Vergewaltiger dabei, wie er die Verfassung zertrampelt.
Wir müssen also abwarten und hoffen, Trump möge die gesamte US-Wirtschaft so dermaßen in den Abgrund reiten, daß auch die fanatischen Jünger es verstehen.
Etwas Hoffnung kann man aus der sagenhaften Verdummung der Trumpisten schöpfen. Sie sind so unfähig, daß sie noch nicht mal ihr eigenes Drehbuch umsetzen können, wenn sie alle Macht in den Händen halten und nicht mal auf Widerstand treffen.
[….] Die Umsetzung der Pläne aus dem Project 2025 ist massiv beschleunigt worden, aber genau deswegen ist vieles nicht so ordentlich gemacht worden, wie der Leitfaden es selbst fasst. Beispiel Bürokratieabbau: Der ging durch Elon Musk mit DOGE sehr schnell. Umgekehrt sind aber über das letzte Jahr 47.000 Menschen vorrekrutiert worden, um sie – je nach Bedarf – in eine ideologisierte Bürokratie wieder einzuspeisen. Da aber das Edikt zu Sparen plötzlich über der Effizienz stand, sehen wir in vielen Teilen des Apparats absoluten Stillstand, mit den entsprechenden Auswirkungen auf das öffentliche Leben in den USA, von Flugsicherheit, bis Lebensmittelsicherheit, bis zur Veteranenversorgung – mit tiefen Konsequenzen, die sich noch vollständig abzeichnen werden. [….]
Amerika versteht sich als eine sich selbst korrigierende Demokratie. Diesem Verständnis stehen jetzt regressive Energien gegenüber – die im Übrigen nicht wirklich einen vollständig durchdachten Plan haben, wie zum Beispiel diese vermeintliche Reindustrialisierung der USA wirklich aussehen soll, von der die MAGA-Strategen sprechen – mit eingeschränktem Zugriff auf neue Arbeitskräfte aus der ganzen Welt, mit beschnittener wissenschaftlicher Freiheit. [….] Die kognitive Dissonanz zwischen den Zivilrechtlichen Errungenschaften einer Verfassungsordnung und den Bildern einer Militärparade sind kognitiv schwer in Einklang zu bringen. [….]
Wenn 32 Prozent der amerikanischen Bevölkerung in einer Umfrage aus dem letzten Februar angeben, sie würden sich eine starke Staatsführung oder die Staatsführung durch das Militär wünschen, dann sind da gesellschaftlichen Bewegungen im Gange, die von den MAGA-Strategen gut gelesen worden sind und für eine längerfristig angelegte politische Machtergreifung instrumentalisiert werden. [….] Die große Sorge, die viele haben, ist, dass das Wahlsystem in der Fläche bis zur Zwischenwahl 2026 so geschwächt und beeinflusst worden ist, dass es nicht mehr zu einer klassisch funktionalen Wahl kommen wird, was dann wiederum Einfluss darauf hat, wie sich bestimmte Mehrheitsverhältnisse weiter gestalten. [….] Ich mache mir große Sorgen. [….]