Freitag, 18. Juli 2025

Vogel Strauß Umweltpolitik

Angesichts der Pfeifen der heutigen FDP - Dürr, Lindner, Kubicki - mag man es kaum glauben, aber das Thema Umweltschutz wurde in den 1970ern von der FDP entdeckt und als ihr Anliegen in die Bundespolitik eingeführt.

Als sich diese Ideen 1980 in Form der Grünen in den deutschen Parlamenten inkarnierten, war die SPD skeptisch. Die Schwarzgelben hingegen entsetzt. Die Ökopaxe in den Strickpullis triggerten die fetten Konservativen Kohls über alle Maßen. Die damals neu in die Politik eingebrachten Themen, fielen in meine Gymnasial- und Uni-Zeit, so daß mir Waldsterben, Saurer Regen, Dünnsäureverklappung, Abgasgrenzwerte, Ozonschicht/FCKWs, Katalysator in prägender Erinnerung blieben.

Ich saß in Vorlesungen zur Analytischen Chemie und beschäftigte mich auch mit sehr praktischen Fragen, wie beispielsweise der „Probennahme“ in der Umwelt. Darin liegt nämlich eine der größten Fehlerquellen bei der Bestimmung kleinster Schadstoffkonzentrationen. Wir schüttelten oft den Kopf über politische Debatten, wenn es beispielsweise um Schadstoffgrenzwerte in „ppm“ ging. Eine hanebüchene Methode, nur eine maximale Konzentration, statt einer maximalen Stoffmenge zu nennen. So mussten die Industrieschlote nur größer gebaut werden und mehr Luft dazu mischen, um beliebig viel Schadstoffe in die Luft zu blasen. Wie man überhaupt Grenzwerte der Giftigkeit bestimmte, war höchst umstritten.

Charakteristika chemischer Verbindungen sind der Geruch und Geschmack. Wir prüften immer noch Gerüche im Labor. Ich erinnere mich gut an eine Vorlesung im Grundstudium in organischer Chemie, als der Prof in einem riesigen Hörsaal über die Fruchtigkeit von Estern sprach, einen Minikolben mit Erdbeerester dabei hatte, den Stopfen entfernte und ich in maximaler Entfernung, mindestens 20 m weiter auf dem höchsten Rang, sofort den intensivsten Erdbeergeruch roch.

Frühe Chemiker probierten die Substanzen, um etwas Neues nachzuweisen. Das ist nicht etwa verrückt, sondern wissenschaftlich. Insbesondere, wenn noch keine Massenspektrometer oder Gaschromatographen erfunden waren. Dabei stellte man zum Beispiel fest, daß die Laboranten, die immer die Quecksilberverbindungen ablecken, bald darauf starben und schloss daher richtigerweise auf die Giftigkeit derselben.

Derartige Menschenversuche waren in den 1980ern und 1990ern, als ich an der Uni war, natürlich nicht mehr üblich und so mussten beispielsweise Tierversuche herhalten, die aber nur bedingt auf Menschen übertragbar sind. Zudem bekam man es mit organischen Verbindungen zu tun, die derartig toxisch und krebserregend sind, daß man sie quasi nur angucken musste, um zu sterben.

DDT, Dioxin, Seveso 1976, Bhopal 1984 mit 25.000 Toten und 500.000 Verletzten, Sandoz/Basel 1986 waren Wegmarken, an denen wir sehr konkret erfuhren, wie giftig es werden kann.

Ein Professor, bei dem ich Nuklearchemie hörte, echauffierte sich über Grenzwerte von Radioaktivität.

Der Grenzwert für die effektive Dosis zum Schutz von Einzelpersonen der Bevölkerung beträgt 1 Millisievert im Kalenderjahr ( § 80 (1) Strahlenschutzgesetz).“

Was soll sowas bei Alpha- oder Beta-Strahlung, wenn es um karzinogene Wirkung geht? Da reicht ein Ion, um eine Krebszelle entstehen zu lassen, die sich dann, wie es ihr Charakteristikum ist, bösartig vermehrt.

In den 1980ern hörte ich auch zum ersten mal fassungslos, wie amtierende CSU- Minister und Staatssekretäre, den Grünen absprachen, überhaupt ein Thema zu haben. Die angebliche „Umweltverschmutzung“ hätten wir nur den immer mehr verfeinerten Messmethoden zu verdanken. Wer Flüsse zu schmutzig, oder die Luft für zu dreckig befindet, misst nur zu oft oder verwendet zu empfindliche Sensoren.

Unfassbar, aber wahr, diese wissenschafts-antagonistische Sicht wird auch 40 Jahre später noch von CDU und CSU aufgetischt.

Donald Trump fungiert dabei als die ganz große Inspiration. Er schafft Umweltproblematiken und Klimaerwärmung einfach ab, indem alle Menschen, die in staatlichen Behörden oder auch privaten wissenschaftlichen Einrichtungen daran arbeiten, gefeuert werden und der Gebrauch der entsprechende Begriffe öffentlich geächtet wird. Aus den Augen, aus dem Sinn.

[….] Die Republikaner sparen den National Weather Service kaputt, ebenso die Hochwasserprävention. Wo Unwetter bevorstehen und wer sich in Sicherheit bringen muss, wird man wohl vielerorts bald erraten müssen.

[….] Bei dem verheerenden Hochwasser am texanischen Guadalupe River kamen am 4. Juli mindestens 130 Menschen ums Leben. Als der US-Präsident und die First Lady am vergangenen Freitag ins Katastrophengebiet reisten, sagte Donald Trump: „Meine Regierung tut alles, was in ihrer Macht steht, um Texas zu helfen.“ Angesichts dessen, was diese Regierung tatsächlich tut – nämlich den Wetterdienst mutwillig kaputtzusparen, und damit auch das Warnsystem für Extremwetterereignisse –, betrachten viele Amerikaner die Sätze des Präsidenten als blanken Zynismus.

Man wird solche Überschwemmungen auch in Zukunft nicht verhindern können. Aber die Regierung kann etwas dagegen tun, dass sich jedes Hochwasser zu einer tödlichen Katastrophe auswächst. Man kann ein Land auf solche Unwetter vorbereiten und seine Bürger prophylaktisch schützen. Donald Trump tut das Gegenteil.

Als Brian LaMarre vor mehr als 30 Jahren seinen ersten Job beim National Weather Service antrat, in Corpus Christi, Texas, da beschäftigte die Behörde landesweit um die 5500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Heute sind es fast 2000 weniger. Allein seit der Amtsübernahme Trumps im Januar wurden rund 600 Stellen gestrichen, darunter auch die von LaMarre. „Es ist ein Massen-Exodus“, sagt er.

In rund jeder vierten der 122 Wettervorhersage-Stationen der USA ist inzwischen die wichtigste Stelle unbesetzt, nämlich die des „Chef-Meteorologen“. Bei diesen Experten laufen alle relevanten Daten zusammen. Wenn eine größere Unwetterlage heraufzieht, koordinieren sie sich mit den örtlichen Behörden. [….] Die Trump-Regierung will [….] mindestens zehn Labore der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) schließen, einer Forschungsbehörde, dich sich mit den konkreten Auswirkungen der Klimakrise beschäftigt – und mit der Vorhersage von Wirbelstürmen, Hochwasserfluten und Waldbränden. Unter anderem soll eine Dienststelle in Miami dichtgemacht werden, die sogenannte Hurricane Hunters beschäftigt, also Teams von Experten, die im wörtlichen Sinne im Auge des Orkans extrem wichtige Daten sammeln.

Massiv gespart werden soll ferner bei der Hochwasserprävention der United States Geological Survey. Die Behörde sammelt Daten an rund 8000 Staustufen landesweit – um damit Städte und Gemeinden bei der Vorsorge vor tödlichen Überschwemmungen unterstützen zu können. Die Daten aus den Staustufen werden alle 15 Minuten automatisch per Satellitenfunk an den Wetterdienst übermittelt, der sie für seine Hochwasser-Warnungen nutzt. Bislang. Trumps Haushalt sieht vor, der Behörde knapp ein Viertel des Budgets zu streichen. [….] Daran, dass der menschengemachte Klimawandel von den Maga-Bewegten geleugnet wird, hat man sich fast schon gewöhnt. Aber dass nun auch die gute alte Wettervorhersage in den Strudel des rechten Kulturkampfes gerät, das ist relativ neu. Dabei steht außer Frage, dass die USA ein Land der Wetterextreme sind. [….]

(Boris Herrmann, 17.07.2025)

Man hält es instinktiv immer noch für einen Schildbürgerstreich. Aber nein, Trump ist seit neun Jahren bittere politische Realität. Die Amis finden den gut und wählen sowas. Auch nach sechs Monaten seiner zweiten sogenannten „Amtszeit“, hat er zwar keine guten persönlichen Zustimmungswerte, aber die Demokraten profitieren NICHT. Die Mehrheit würde immer noch Republikaner wählen. Amerikaner sind wirklich so dumm! Und ich darf das sagen, da ich bekanntlich selbst die US-amerikanische Staatsbürgerschaft habe.

[….] Das Mauna Loa Observatorium auf Hawaii , bekannt für die Messung von Treibhausgasen und die berühmte Keeling-Kurve, steht vor dem Aus. US-Präsident Donald Trumps Haushaltsentwurf für 2026 sieht die Schließung der Station sowie drei weiterer Standorte vor, die seit Jahrzehnten Messdaten zur Atmosphäre liefern.

Die Forschungsstation Mauna Loa liegt auf dem gleichnamigen Vulkan in Hawaii auf 3.350 Meter Höhe. Weil die Luft an dieser Stelle so frei von menschlichen Einflüssen ist wie nur an wenigen Orten der Welt, ließ Charles David Keeling vor mehr als 60 Jahren dort seine CO₂-Messstation errichten. Im Jahr 1958 begannen die Messungen, die einen stetigen Anstieg des CO2-Gehalts dokumentierten. Daraus entstand die Keeling-Kurve, die den kontinuierlichen Anstieg von Kohlendioxid in der Atmosphäre zeigt und bis heute ein zentrales Werkzeug der Klimaforschung ist.

Neben dem Mauna Loa Observatory wären auch Stationen in Alaska, Amerikanisch-Samoa und am Südpol betroffen. Diese bilden ein globales Netzwerk, das Forschenden hilft, Klimaveränderungen zu analysieren, extreme Wetterereignisse vorherzusagen und die Wirksamkeit klimapolitischer Entscheidungen zu bewerten. [….] Im Jahr 1958, als die Keeling-Kurve begann, lag die CO₂-Konzentration in der Erdatmosphäre bei 313 ppm (parts per million – Teilchen CO₂ pro Millionen Teilchen). Im Jahr 2024 war sie auf 424,61 ppm gestiegen, in diesem Jahr überstieg der monatliche durchschnittliche CO₂-Gehalt am Mauna Loa erstmals die Marke von 430 ppm. [….]

(SPON, 18.07.2025)

CSU und CDU lernen von Trump. Gerade zeigten sie in der Causa Brosius-Gersdorf, wie man effektiv Lügen und hetze einsetzt und damit die nicht genehmen Fakten übertrumpt.

[….] Wenn es um die Klimapolitik in Bayern geht, greifen Opposition und Umweltorganisationen inzwischen zu denkbar harten Worten. Saskia Reinbeck, Klima-Fachfrau bei Greenpeace Bayern, spricht dieser Tage von der „Methode Trump“. Für sie ist inzwischen nicht nur offensichtlich, „dass Ministerpräsident Söder unbedingt den Druck aus dem Klimaschutz rausnehmen will“. Sondern außerdem sei für sie klar geworden, dass er das Ausmaß, das die Klimakrise erreicht hat, gegenüber der Bevölkerung „verschleiern will“. Der Grund von Reinbecks Kritik: Söders Kabinett will im Zuge des Bürokratieabbaus den bayerischen Klimabericht abschaffen.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig urteilt nicht weniger drastisch. „Die Klimakrise spitzt sich zu“, sagt Stümpfig. „Aber die Reaktion der Staatsregierung sind nicht etwa wirksame Klimaschutzmaßnahmen. Sondern die Streichung des Klimaberichts. Das ist unglaublich!“ Es sei noch nicht lange her, da habe Söder versprochen, dass Bayern „das beste und modernste Klimagesetz bekommen werde“, sagt Stümpfig. Die bisherigen Erfolge des Freistaats beim Klimaschutz seien „jedoch mehr als dünn“. Und nun wolle die Staatsregierung auch noch den Klimabericht abschaffen: „Jetzt sollen die Bürger nicht einmal mehr erfahren können, wo Bayern in der Klimakrise steht.“

Die Kritik von Greenpeace und Grünen geht zurück auf den Entwurf des vierten Modernisierungsgesetzes, den das Kabinett Ende Juni beschlossen hat. Es soll überbordende Bürokratie in Bayern abbauen und sieht die Abschaffung vieler Vorgaben und Regularien vor. Dazu zählt das Kabinett offenkundig auch den Klimaschutzbericht, der erst im Zuge der Überarbeitung des bayerischen Klimaschutzgesetzes Ende 2022 eingeführt worden war. Jetzt soll er schon wieder abgeschafft werden. [….]

(Johann Osel, SZ, 17.07.2025)

Dem Urnenpöbel gefällt es.