Montag, 30. Juni 2025

Was macht Prevost eigentlich?

Wie ich ihn denn inzwischen finde, fragte mich meine streng katholische Tante aus New York. Ein US-amerikanischer Papst sei doch schließlich etwas ganz besonderes. Gab es noch nie seit Petrus. Nun ja, so eine große Rolle spielt er nicht in der deutschen Presse. Bergoglio war präsenter. Ratzinger sowieso. Ich folge zwar zahlreichen dunkelkatholischen Social Media-Accounts, wie beispielsweise EWTN, aber da sieht man Prevost lediglich beim gewöhnlichen abpapsten: Singen, beten, segnen. Hier beschäftigt man sich mit seinem merkwürdigen Lächeln, welches man erst als warm und sympathisch deutete, nach einigen Wochen aber für zu unausgeprägt hielt. Er lache auch gar nicht richtig.

„Kann er auch gar nicht“, konterten seine Fans, er leide schließlich gar fürchterliche Schmerzen beim Lachen, weil er einst wie Supermann heldenhaft ein unschuldiges Mädchen vor dem sicheren Verkehrstod rettete und sich dabei einen Kieferbruch zuzog.


Außerdem lässt uns die katholische Nachrichtenagentur wissen, der Papst verspäte sich leider häufig, weil er so ungeheuer viel arbeite und daher einfach zu viele Termine am Tag habe.

„Wir haben hier drüben gar nichts mehr von ihm gehört seit seiner Wahl“ bedauerte meine Tante. Aber das weiß ich schon seit Jahrzehnten. Die Ortskirchen sind weit weg. Was die frommen einfachen Katholiken in den USA treiben, weiß der Vatikan nicht und umgekehrt weiß meine gläubige US-Familie, die mehrmals die Woche in die Kirchen geht und unablässig Bibelstunden abhält, rein gar nichts über den Katechismus, über die Kurie, die Vatikanpolitik oder gar Kirchengeschichte.

Die offizielle katholische Kirche in Deutschland hatte Papst Leo XIV am 08.Mai 2025 und den folgenden Tagen pflichtschuldig gelobt und gepriesen, wartet aber seither ab, wie Prevost sich eingroovt. Bisher kamen für die DBK keine wesentlichen Entscheidungen aus Rom.

Das Kinderfick*n, die Strukturen, die das ermöglichen, geradezu erzwingen; sowie die Lügenprälaten, die Kinderfi**er-Pfaffen schützen und die Opfer drangsalieren, indem sie die Aufklärung behindern; scheinen Prevost nicht weiter zu stören. Diese Themen können ihm nicht neu sein; schließlich ist er seit zweieinhalb Jahren im Vatikan und war genau damit beschäftigt.

Er verhandelte 2023 auf vatikanischer Seite mit den deutschen Bischöfen über den synodalen Weg. Frauenordination, Abschaffung des Pflichtzölibats, Akzeptanz homosexueller Priester? Nicht mit ihm, stellte Kardinal Kieferbruch schon vor Jahren ultimativ fest. Lieber weiter Triebunterdrückung, Misogynie und Heuchelei, um die idealen Brutbedingungen für pädokriminelle Umtriebe im Priesterseminar zu erhalten.

[….] Kardinal Robert Francis Prevost, der an der sich dem Ende zuneigenden Weltsynode zur Synodalität im Vatikan teilnimmt, hat in dieser Woche gesagt, eine "Klerikalisierung der Frauen" würde die Probleme in der katholischen Kirche nicht lösen. Auf einer Synoden-Pressekonferenz am 25. Oktober betonte der amerikanische Kardinal, dass "die apostolische Tradition etwas ist, das sehr klar dargelegt wurde, besonders wenn es um die Frage der Priesterweihe von Frauen geht".

"Etwas, das auch gesagt werden muss, ist, dass die Weihe von Frauen – und es gab einige Frauen, die das interessanterweise gesagt haben: 'Klerikalisierung von Frauen' – nicht unbedingt ein Problem löst, sondern vielleicht ein neues Problem schafft", sagte Prevost vor Journalisten. "Und vielleicht müssen wir ein neues Verständnis oder ein anderes Verständnis von Führung, Macht, Autorität und Dienst – vor allem Dienst – in der Kirche aus den verschiedenen Perspektiven betrachten, die, wenn Sie so wollen, von Frauen und Männern in das Leben der Kirche eingebracht werden können."

Der Kardinal, der als Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für die Bischöfe fungiert, merkte an, dass die Kirche kein Spiegelbild der Gesellschaft sei, sondern "anders sein muss".[….]

(CNA, 27.10.23)

Gute Nachrichten also für den sympathischen Helden-Kardinal Woelki, der sich die lästigen, von seinen Priestern gequälten, vergewaltigten und gefolterten Kinder-Opfer vom Leib halten kann.

[….] Hans-Bernhard U. ließ es wie ein Spiel aussehen: „Wetten, dass du es nicht schaffst, eine ganze Flasche Cointreau auszutrinken?“ Das sagte der damals 28-jährige Pflegevater an einem Abend im Jahr 1979 zu seiner 13-jährigen Pflegetochter. Immer wieder flößte er ihr Alkohol ein, immer wieder sei er danach zu ihr ins Schlafzimmer gekommen, erzählte die heute 58 Jahre alte Frau viele Jahre später.

Hans-Bernhard U. führte ihr den Glaszylinder einer Lampe ein und eine Banane. Er wettete mit ihr: Wenn sie ihn in der Badewanne zehnmal manuell zum Höhepunkt bringe, dann bekomme sie Geld von ihm. Zweimal wurde das Mädchen von U. schwanger, zweimal organisierte U. eine Abtreibung. Doch erst beim zweiten Mal war der Pflegetochter auch bewusst, was da mit ihr geschah. Die erste Abtreibung hatte der Mann ihr noch als gynäkologische Untersuchung verkauft.

Nachzulesen sind viele dieser grausigen Details im Urteil des Landgerichts Köln von Februar 2022. Als Zeugin hatte die langjährige Pflegetochter im Prozess gegen ihren früheren Pflegevater ausgesagt. Nebenklägerinnen waren seine drei Nichten, die U. – neben vielen weiteren Mädchen – ebenfalls missbraucht hatte. 110 Taten sah das Gericht als erwiesen an, es verurteilte ihn wegen des sexuellen Missbrauchs von insgesamt neun Mädchen zu zwölf Jahren Haft.

Hans-Bernhard U. war nicht irgendjemand: Er war katholischer Priester im Erzbistum Köln. [….] Sein unheilvolles Wirken füllte viele Jahre später rund 20 Seiten im Kölner Missbrauchsgutachten, auch der Vatikan beschäftigte sich mit seinem Fall. [….] Strafrechtlich ist das, was U. seiner damaligen Pflegetochter angetan hat, allerdings längst verjährt. Deshalb versucht die heute 58-Jährige nun, auf zivilrechtlichem Wege vom Erzbistum Köln Schmerzensgeld zu erstreiten. Sie fordert 850 000 Euro. Für diesen Dienstag wird vom Landgericht Köln ein Urteil erwartet. [….] Bei der ehemaligen Pflegetochter des Priesters [….] argumentierte die Kirche [….]: Man sehe keine Ansprüche, schließlich habe der Priester die Kinder doch als Privatperson aufgenommen. [….] Die Anwälte der Klägerin berufen sich dabei auf Dokumente aus der Personalakte von U., die nach ihrer Ansicht belegten, dass das Erzbistum sehr wohl in die Entscheidung, Pflegekinder aufzunehmen, eingebunden war. 

 [….] Das Erzbistum Köln nannte die Anzeige „völlig haltlos“. [….] Woelki selbst war zuletzt in ein Meineid-Verfahren verwickelt. Im Prozess um die Berichterstattung der Bild-Zeitung über einen weiteren Missbrauchsfall in Köln und die Frage, wann Woelki davon wusste, hatte der Kardinal in einer eidesstattlichen Versicherung und unter Eid vor Gericht angegeben, er habe erst in der vierten Juni-Woche 2022 von dem Fall erfahren. Dann war aber ein Protokoll aus dem Jahr 2018 aufgetaucht, in dem bereits von dem Täter die Rede war. [….]

(SZ, 30.06.2025)

Prevost interessiert das offenkundig nicht. Lieber geht er auf die Hardcore-Fraktion zu, die entsprechend der Tradition US-amerikanischer Erzkonservativer, Myriaden Kinderfic**r in ihren Reihen schützt.

[….] Wohlhabende US-Konservative deuten an, dass sie bereit sind, die Katholische Kirche vor dem Bankrott zu retten – aber nur, wenn sie sich traditionalistischer ausrichtet.

[….] Papst Leo setzt auf amerikanische Spender zur Sanierung der Vatikan-Finanzen. Der neue amerikanische Papst will eine Liquiditätskrise des Heiligen Stuhls mit Hilfe traditionalistischer US-Katholiken überwinden. Er hofft auf dabei auch auf die MAGA-Bewegung von US-Präsident Donald Trump, die Finanzen des Vatikans nach Jahrzehnten der Skandale und Misswirtschaft zu sanieren. [….] Das Konklave wählte Leo auch wegen seiner amerikanischen Herkunft und erwarteten Fähigkeit, verlorene Spendengelder zurückzugewinnen. Konservative katholische Führer in den USA zeigen sich begeistert von seiner Wahl. „Ich habe mit einigen der größten Spender des Landes gesprochen und sie sind absolut begeistert“, sagte ein anonymer katholischer Führer dem US-Magazin Politico. [….]

Leo sicherte sich über 100 Stimmen im Konklave, auch von Franziskus-Kritikern wie Kardinal Raymond Burke. Seine Bereitschaft, traditionalistischen Prioritäten zu entsprechen, wurde gelobt – etwa durch den Umzug in die ursprüngliche päpstliche Residenz und lateinische Gesänge. [….]

(FR, 30.06.2025)

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