Als ich im Jahr 2007 meinen Blog begann, spielte Social media noch kaum eine Rolle. Ich hatte kein Klugtelefon und fühlte mich bei der Einschätzung der Quellen sicher.
Es gab eine Reihe seriöser Nachrichtenmagazine, wie den SPIEGEL, oder die Süddeutsche Zeitung, die ihre seriösen Ableger im Netz etablierten. Dazu kamen einige engagierte vernünftige Blogger und die ersten trollenden Fascho-Spinner, die ich fasziniert las, weil ich gar nicht glauben konnte, in welch abstruser Gedankenwelt ein Kreuznet-Autor lebte. Kann man wirklich so irre sein, oder steckt ein Satiriker von „the Onion“ oder „der Postillon“ dahinter? Manche Blogger fingen sehr seriös an – Albrecht Müllers Nachdenkseiten und Jens Bergers „Spiegelfechter“ – und glitten irgendwann ins Schwurbelreich ab.
Mit Facebook verbreiteten immer mehr Leute politische Inhalte und wurden aufgrund ihrer geringen Internetkompetenz gern mal zu Nachplapperern von Dummerle-Plattformen: Deutsche Wirtschaftsnachrichten, Netzfrauen, Philosophie Perennis, Tichys Einblick.
Man musste viel aufklären: Setze keine BILD-Links, zitiere nicht aus dem FOCUS, glaube kein Wort von David Berger.
Es wurde aber immer unübersichtlicher, weil die Kommentatoren auf Facebook und Co, durch Chatbot-Armeen manipuliert wurden und gespiegelte Nachrichtenseiten gezielt, täuschend echt klingende Fake-News unter das Volk brachten. Der technische Fortschritt und die Vermögenskonzentration machten es möglich, daß sich einzelne Tech-Milliardäre ihren eigenen Sudelplatz einrichteten. Trumps Truth Social, Musks X und Frank Gotthardts NIUS.
Inzwischen schwurbeln die tausenden rechten Abgeordneten in Deutschland jeder selbst auf allen Plattformen umher, greifen auf unübersichtliche Netze brauner FakeNews-Creators zu. Medienkompetenz ist nicht mehr nur, nicht vorhanden, sondern wird in ihr Gegenteil verkehrt.
Schwurbelt ein sächsischer AfD-Covidiot völlig irrwitzige Bill Gates/Soros-Phantasien vor sich hin und wird auf seriöse offizielle Quellen verwiesen, die den Schwurbelschwall „debunken“, fühlt sich der Schwurbler erst Recht in seinem Wahn bestätigt, weil „die Systemmedien“ alle zur „Lügenpresse“ gehören.
So etwas, wie „der gesunde Menschenverstand“ ist ohnehin eine Fiktion, die ich von niemanden mehr erwarte. Aber viele Millionen AfD-Deutsche sind inzwischen so informativ degeneriert, daß sie gar nicht mehr über offensichtlich unsinnige Dinge stolpern.
Die Endstufe der Hirnzermatschung sehen wir in den USA. Dort wurden 80 Millionen Trumpanzees so in die vollständige Verblödung gesendet, daß sie ohne rot zu werden, die hanebüchensten Unmöglichkeiten glauben.
Obama ist demnach Schuld an den 9/11-Toten, weil er die nationale Sicherheit nicht ernst nahm! (Die Anschläge fanden 2001 statt. Obama kam im Januar 2009 ins Amt). Trump beschuldigte Biden, er habe dem FBI am 06. Januar 2021 befohlen, Hunderte Agenten unter die Kapitolstürmer zu verteilen, um zu Gewalt anzustacheln. Dabei war bekanntlich zu der Zeit Trump selbst US-Präsident und nicht Biden.
Die Trumpisten glauben auch das, was offensichtlich nicht wahr sein kann.
Das Volk von 2025 ist so radikal verdummt, daß sich die Braunfluenzer gar keine Mühe mehr geben müssen. Sie hauen Absurditäten raus, die in der Titanic- oder Postillon-Redaktion als zu unglaubwürdig abgelehnt würden.
Nehmen wir zum Beispiel Hans-Robert Lichtenberg, der während des Weltkrieges 1943 im Pfälzischen Wallhausen geboren wurde.
Er schaffte kaum den Schulabschluss, mogelte sich durch seine Bäckerlehre und betrieb schließlich in der katholischen westdeutschen Provinz mehrere Schwulensaunen, mit denen er so viel Geld verdiente, daß er nach München zog, protzte und dem Titelhändler Hans-Hermann Weyer 300.000 D-Mark anbot, um von der alternden Marie Auguste Prinzessin von Anhalt im Jahr 1980 adoptiert zu werden. Er prellte Weyer um 200.000 DM und setzten sich nach Los Angelas ab, wo er sich „Seine Königliche Hoheit aus Deutschland, Prinz Frédéric von Anhalt, der Herzog von Sachsen“ nannte und in absurden Kaiser Bokassa Fantasie-Uniformen auftrat. 1982 heiratete Lichtenberg die 26 Jahre ältere Zsa Zsa Gabor, adoptierte acht Erwachsene, die ihm insgesamt mindestens zehn Millionen Euro zahlten und die er damit zu Prinzen machte und erbte schließlich Gabors Vermögen.
Richtig bekannt wurde der glühende Rassist und Trumpist Lichtenberg, aber durch seine Trash-TV-Auftritte in Deutschland, bei denen er sämtliche Grenzen des Anstands unterbot. Legendär, wie er bei der Sendung „die Alm“ sogleich sein Gemächt auspackte, um Kader Loth ins Badewasser zu pissen.
Selbst für RTL2-Proleten-Formate ist Lichtenberg ein drastischer Fall von aggressiver Verdummung.
Für die AfD-Schwurbler hingegen gilt Lichtenberg als US-amerikanischer „A-Promi“, der bestens im Weißen Haus vernetzt sei und als Politexperte von Rang angepriesen wird.
Lichtenberg verbreitet seinen Müll über die Faschoplattform MMNews; benannt nach dem rechtsextremen, klimawandelleugnerischen, antisemitischen, covidiotischen Verschwörungstheoretiker Michael Mross.
[….] Frédéric Prinz von Anhalt gilt in USA als A-Promi. Die Ehe mit der Schauspielerin Zsa Zsa Gabor machte ihn weltberühmt und zu einem Freund Trumps. In Berlin sprach er mit Michael Mross von MMNews über Deutschlands Zukunft und sein Verhältnis zu Donald Trump. Und plauderte auch Unterhaltsames zur Familie Trumps aus…
Warum Verdienstadel Sinn macht
Das ebenso unterhaltsame wie politisch kluge Interview mit Frédéric Prinz von Anhalt kommt passend zu einer Debatte, die derzeit die blauen Gemüter beschäftigt: Geburtsadel oder Verdienstadel? Was zählt? Das Blut oder Geist und Wille? Wer kann derzeit unserer Heimat mehr weiterhelfen: Ein blutstechnisch „einwandfreier“ Prinz, der aus speziellen Motiven Mitglied der Merz-Union ist oder einer, der adoptiert ist und seinen großen Namen nützt, um Gutes zu tun und Wichtiges zu sagen? [….]
(David Berger, 22.10.2025)
So irre muss man erst mal sein: Lichtenberg als „Verdienstadel“ zu loben, weil dieser echter Faschist, Trumpist und Weidel-Fan sei, während der „Blutadel“ der linken Merz-CDU anhinge.
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