Samstag, 13. September 2025

Sorge um den Journalismus.

Es ist nur ein Schusswaffentoter von Myriaden im Jahr, Dutzenden am Tag, aber der Mord an Charlie Kirk dominiert weltweit die Medien.

Die Heuchelei der rechten Waffenfans sprengt wieder einmal jede Vorstellungskraft. Bis ins ferne Deutschland blamieren sich Konservative bis auf die Knochen.

Es gibt aber nichts, das dazu nicht schon gesagt worden wäre und so verweise ich lediglich auf Andrew Duffer.

Natürlich steigt die politische Gewalt in den USA rasant an, wenn die US-Regierung und insbesondere der Präsident, immerfort martialisch Hass säen.

Die USA sind kein sicheres Land. Wer dort aufgrund seiner Prominenz, Hautfarbe, sexuellen Orientierung oder politischen Stellungnahmen ins Visier der bis an die Zähne bewaffneten GOPer gerät, sollte den politischen Aktivismus gegen die Trumpanzees aufgeben und lieber das Land verlassen. So weit ist es.

Promis haben es leichter, weil sie reich sind und auch Häuser in Europa besitzen. Greg Louganis, Ellen DeGeneres, Portia di Rossi, Robin Wright, Rosie O’Donnell, Sophie Turner, Eva Longoria, James Cameron, Courtney Love, Gabriel Macht, Richard Gere, Amber Heard haben die USA nach dem zweiten Wahlsieg Trumps verlassen, oder planen es. 


Andere von Trump attackierte Prominente, wie Jimmy Kimmel oder David Pakman, sichern sich ab, aktualisieren weitere Staatsbürgerschaften, treffen finanzielle Vorsorge.

Die Republikaner werten das als Erfolg, sind froh, die „liberals“ los zu sein.

Aber es sind auch schon 1,5 Millionen Latino-Farmarbeiter gegangen. Zuletzt machte eine ganze Flugzeugladung; 316 Südkoreaner, die ein Hyundai-Werk in Georgia aufbauten, Schlagzeilen. Der Konzern wollte Milliarden Dollar in den USA investieren und 8.500 Arbeitsplätze schaffen. Zum Dank jagte Trumps ICE die Koreaner und verhaftete sie.

Der Landwirtschaftssektor der USA liegt schon am Boden. Arbeitslosigkeit und Inflation steigen. Der massenhafte Braindrain muss so lange weitergehen, bis auch die Trumpanzees den ökonomischen Niedergang so stark erleben, daß sie nicht mehr republikanisch wählen. Im Nebeneffekt retten viele nach Europa ausgeflogene US-Amerikaner, die beispielsweise in Berlin oder Hamburg offen queer sein können, womöglich ihr Leben. (Noch. Auch in Deutschland wird es unter der Merz-CDU zunehmend gefährlich.)

Der Trump-Mob wird immer gewalttätiger und das Rechtssystem bricht bereits zusammen.

Wie es soweit kommen konnte, wurden zehntausendfach analysiert und beschrieben.

Wieso die Gegenwehr so schwach ist, wissen wir auch: Eine am Boden liegende demokratische Partei bietet keinen Hoffnungsträger. Die beinahe allmächtigen Tech-Oligarchen versammeln sich im Oval Office, um Trump den Arsch zu küssen. Viele haben schlicht Angst vor der Trump-Regierung. Zu Recht.

Sie müssen unter anderem deswegen Angst haben, weil die Vierte Gewalt sich zu Trumps Wiederwahl ganz freiwillig die Testikel abschnitt und nun nach nordkoreanischen Vorbild, den antidemokratischen Gewaltherrscher im Oval Office bejubelt.


[…..] Zeitungen, Radio- und Fernsehsender zwischen New York und Los Angeles beschönigen und verharmlosen all das, was der Präsident so tut. Und werben munter weiter dafür, ihm den Friedensnobelpreis zu verleihen. Wahrheit ist offenbar das, was ihm gefällt.

Was regen sich eigentlich alle in Europa so wegen Trump auf? Wer amerikanische Medien konsumiert, weiß, dass hier alles läuft wie geschmiert, auch die Wahrheitsbeugung. Damit meine ich nicht nur die offensive Trump-Propaganda der Hofberichterstatter von Fox „Faux“ News, dem meistgesehenen Nachrichtensender der USA, der Donald Trump längst auf dem Weg zum Friedensnobelpreis wähnt. „Friedensnobelpreis-Nominierungen landen in Trumps Pfad wie Rosenblüten,“ dichtete Fox-Kolumnist Deroy Murdock. „Mann, wenn er ihn jetzt nicht kriegt, dann bedeutet der Preis nichts,“ sekundierte Fox-Moderatorin Rachel Campos-Duffy nach Trumps Treffen mit Ukraine-Präsident Wolodimir Selenskij. Fast glaube ich, Trump hat nebenbei auch noch den Nahostkonflikt gelöst, zwischen Loch 8 und 10 auf einem Golfturnier.

Wenn Sie sich wundern, warum 38 Prozent der Amerikaner Trump immer noch gut finden, dann liegt es nicht nur, aber auch an einheimischen Medien. Wer hier liest, Radio hört und fernsieht, bekommt ein ganz anderes Bild vermittelt als durch europäische Medien, die mit Abstand nüchterner berichten. Auch „normale“ Medien spielen brav Megafon. Beispiel: die provozierende Entsendung bewaffneter Nationalgardisten nach Washington, D. C. Google lieferte an allererster Stelle eine beruhigende Antwort direkt vom Verteidigungs-, jetzt Kriegsministerium. „Die Nationalgarde assistiert den Polizeibehörden dabei, D.C. sicher zu machen.“ Unwahrheit per Algorithmus, Fake News im amtlichen Outfit.

Kein Wort davon, dass die Kriminalitätsrate in der Hauptstadt laut FBI auf einem 30-Jahres-Tief liegt, dass Trump ohne Not bewaffnetes Militär auf friedliche Bewohner hetzt und die Nationalgarde für ganz andere Aufgaben trainiert ist, zum Beispiel für Katastrophenschutz. Statt dessen leeren sie in D.C. die Mülleimer.

Die Washington Post, Eigentum von Amazon-Chef Jeff Bezos, weichspülte zur Sache: „Trump erfüllt sich eine Traumrolle: Bürgermeister einer Großstadt.“ Nur, dass Bürgermeister normalerweise nicht über Panzer verfügen.

Die Los Angeles Times hat Trump für die ersten sechs Monate seiner Präsidentschaft ein A ausgestellt – Bestnote! „Wie ein Vollbluthengst beim Kentucky Derby“ renne der Präsident, schwärmt der Schreiber, er schütze „verletzliche, verwirrte Kinder“ vor Geschlechtsumwandlungen, zerbrösle den „modernen Rassismus“ der Diversität, und die Zölle brächten „substanzielle Einkünfte“. Inflation? Diskriminierung? Internationale Blamage? Ach was, Randnotiz. […..]

(Michaela Haas, 13.09.2015)

Unglücklicherweise schwappt dieser vorauseilende Gehorsam gegenüber Rechtsaußen längst auch nach Europa und erfasst die bisher seriösen Medien.

ARD und ZDF, aber leider auch Zeit und SPIEGEL, ergehen sich in exzessivem Euphemismus. 

Es geht nicht um Beißhemmungen: Journalismus muss, anders als Parteien, nicht beißen, sondern nur korrekt beschreiben.

Indem „Tagesschau“ und „Heute“, sowie die mittlerweile unerträglich gewordenen Talkshows, sichtbar darum bemüht, nicht anzuecken und sich bei Rechtsaußen anzubiedernd, das Unentschuldbare sinnentstellend verharmlosen, graben sie unserer Demokratie das Grab.

Das ist umso unverständlicher, als nicht nur anderen Zeitungen, wie taz oder SZ, durchaus die richtigen Worte finden, sondern sogar innerhalb der ARD gewußt wird, wie man es besser macht. Monitor, Panorama, Extra3 oder Presseclub zeigen schließlich guten kritischen Journalismus.

Umso bedauerlicher, daß bei Strobl-TV so viele Programmverantwortliche die braunen Hosen kräftig vollgeschissen haben und Nazis nicht mehr Nazis nennen.

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