Mittwoch, 2. Januar 2019

Washington gelähmt.


Der Präsident will einen Deal.
Natürlich will er das, denn er ist der König der Dealmaker, schrieb die Deal-Bibel „The Art of the Deal“ und basierte seinen Wahlkampf auf Attacken gegen Barack Obama, der so furchtbar schlecht „negotiated“ habe.

Trumps Methode war bisher immer dieselbe, sowohl im Geschäftsleben wie auch als Politiker:
Maximalen Druck ausüben, lügen, drohen bis der Gegner zerquetscht ist.
Die Methode „Bully“.
Eine Methode, die zwar kurzfristig aus seiner Sicht erfolgversprechend wirkt, der aber als ökonomisch-parasitärem Geschäftsmodell Grenzen gesetzt sind.
Trump war nie innovativ, hat nie etwas erschaffen oder produziert, sondern nur anderen etwas weggenommen.
Daher sind die Schlauen unter den Milliardären auch viel reicher als er. Deswegen konnten Bloomberg, Buffet und Gates ihre Firmen kontinuierlich vergrößern, während Trump immer wieder mit Karacho auf die Nase fiel und nur deswegen noch immer reich ist, weil sein Papi ihn immer wieder rauskaufte.
Über eine Milliarde Dollar schoß Fred Trump zu Lebzeiten seinem Sohn Donald zu, weil dieser immer wieder als Geschäftsmann versagte.

In der Politik konnte Trump mit der Methode Bully unter Zuhilfenahme des Rassismus der GOP-Basis alle anderen republikanischen Präsidentschaftsbewerber zermürben. Seine völlige Schamlosigkeit trug ihn bis ins Weiße Haus, in dem er dann wieder einmal bequem von der Arbeit anderer leben konnte. Barack Obama hatte ihm einen stabilen stetigen Aufschwung mit sinkenden Arbeitslosenzahlen hinterlassen. Wie praktisch, #45 konnte 2017 chillen und Golf spielen, während seine Regierung nebenher die ökonomischen Lorbeeren einsammelte.
Das hätte womöglich lange gut gehen können, wenn er sich auf erfahrene republikanische Politiker verlassen hätte, die einigermaßen ideologiefrei irgendwie weitergewurschtelt hätten.
Aber hier kam Trumps Charakter ins Spiel.
Seine tiefe Bösartigkeit, sein eifersüchtiger Hass auf seinen Vorgänger und sein Rassismus brachten ihn dazu peu à peu alles zu zerstören, was irgendwie an Obama erinnerte. Internationale Verbindungen zu zerschlagen, die Umwelt zu verkaufen und den sozialen Zusammenhalt zu torpedieren.
Trump drückte seiner Präsidentschaft also seinen Stempel auf.
Mit Folgen.

[….] Der Dow Jones Industrial ist in einem dünnen Silvester-Handel um 1,1 Prozent auf 23.327 Punkte gestiegen. Die Jahresbilanz ist mit minus 5,6 Prozent allerdings die schlechteste seit 2008. Auf Monatssicht liegt der Abschlag sogar bei 8,6 Prozent. [….] Neben dem Dow verloren auch die anderen großen US-Indizes in den vergangenen zwölf Monaten deutlich. Beim S&P 500 betrug das Minus auf Jahressicht 6,2 Prozent, bei der Nasdaq 3,9 Prozent. Für alle drei Indizes war es der größte jährliche Rückgang in Prozent seit 2008.
Vor allem im Dezember fiel der Rückgang deutlich aus: Nach Punkten sind Dow und S&P 500 zuletzt 1931 in diesem Maße gefallen. [….]
(SPON, 31.12.2018)

Börsen gecrashed und dazu ein hausgemachtes Goverment-shutdown. Nichts, mit dem sich einfach glänzen ließe – selbst für einen so radikalen Lügner wie #45.

Besser wird es nicht, da es ab morgen heißt „Pelosi in the house“.
Die neue Führung im Kongress mag sogar zum Wohle des Volkes zu Kompromissen und Zugeständnissen gegenüber Trump bereit sein, aber ihre Partei ist auf Krawall gebürstet, nachdem der widerliche Prolet den Demokraten nicht nur die Schuld am Shutdown zuschob, sondern sie auch noch für den Tod zwei Kinder an der Mexikanischen Grenze verantwortlich machte.

[…..] Trump gibt Demokraten Schuld an Tod von Migrantenkindern
Erst starb ein siebenjähriges Mädchen im US-Grenzgewahrsam, dann ein achtjähriger Junge. Dass die Kinder nach dem langen Marsch aus Guatemala wohl nicht richtig behandelt wurden, will Präsident Trump nicht gelten lassen. [….]

Nun gönnen ihm die Demokraten nicht mehr das Schwarze unter den Fingernägeln und es zeigt sich einmal mehr:
Trump versteht nicht nur nichts von Wirtschaft und Politik; nein, er ist auch ein ausgesprochen schlechter Verhandler.

Nun steht die Regierung still, nichts bewegt sich mehr, Hunderttausende Angestellte sitzen unbezahlt zu Hause.
Und so schaltet Trump in den Nero-Modus; wenn ich schon untergehe, nehme ich alle mit.
Lieber legt er das ganze Land lahm, als zuzugeben auf dem Holzweg zu sein.
Aus seiner Sicht entspricht das einer gewissen Logik:
Wirtschaft lahmgelegt, Opposition und Presse bis zum Äußersten getrieben und nun bringen sich die Gegenkandidaten für die Präsidentschaftswahl 2020 in Stellung. Da muss er der Basis ein Zuckerli geben, damit sie sich weiter für ihn engagieren.
Und nichts ist an der rechtsradikal-rassistischen Trump-Basis so populär wie die Mauer.
Also will Trump die Mauer, auch wenn alles andere kaputt geht.

[….]  US-Präsident Donald Trump hat mit einer langen Haushaltssperre gedroht. Es könne noch "lange Zeit" dauern, bis in dem Streit eine Lösung gefunden werde, sagte Trump am Mittwoch bei einer Kabinettssitzung im Weißen Haus. Es könne aber auch eine schnelle Einigung geben. Trump bekräftigte seine Forderung nach einer Finanzierung des von ihm geforderten Mauerbaus an der Grenze zu Mexiko: "Die 5,6 Milliarden Dollar sind ein solch kleiner Betrag, und wir reden hier über die nationale Sicherheit", sagte der Präsident. [….] Der "Shutdown" wird auch den neuen US-Kongress beschäftigen, der am Donnerstag zu seiner ersten Sitzung in neuer Konstellation zusammenkommen wird. [….]

Trump wird sich nicht bewegen und die Opposition ist sauer.
Sie wird einen Haushalt vorlegen. Ohne Geld für die Mauer und dann Trump die Schuld für den Shutdown zuschieben, wenn er den Haushalt ablehnt. Das wird womöglich auch funktionieren; schließlich hatte Trump selbst im Oval Office getönt stolz auf den Shutdown zu sein.


"I tell you what, I am proud to shut down the government for border security, Chuck, because the people of this country don't want criminals and people that have lots of problems and drugs pouring into our country. So, I will take the mantle. I will be the one to shut it down. I'm not going to blame you for it. The last time you shut it down it didn't work. I will take the mantle of shutting down and I'm going to shut it down for border security."

Sprachs, um dann doch sofort die Demokraten verantwortlich zu machen.

Was also könnte man tun, um die USA wieder zum Laufen zu bringen?

Wohlmeinende Kommentatoren und die letzten verbliebenen Pragmatiker meinen, es müsse sich jemand „down the Pennsylvania Rd.“ begeben, die Positionen der Kontrahenten bestimmen und einen Deal einfädeln.

Die Demokraten könnten Trump einiges abverhandeln und etwas für die Dreamer erreichen.

Das wäre der Weg, wenn Trump ein geistig normaler Mensch wäre und verhandeln könnte.
Tatsächlich kann man mit ihm aber keine Deals ausloten, da er erstens gezeigt hat, daß er seine Zusagen nie einhält, da er zweitens gar nicht definieren kann was eigentlich die Mauer ist (concrete wall? Steel fence? Hightech line of defence? Steel slat barrier? 14th-century solution?) und drittens seine Meinung dauernd ändert.

Mit so einem kann man nicht verhandeln.
Der Shutdown könnte also andauern.

Dienstag, 1. Januar 2019

Impudenz des Jahres 2018


Und schon wieder einmal zeigt der Kalender einen „01.01“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Jahres zu küren.

Immerhin eine positive Nachricht gibt es aus dem Jahr 2018: Meine Prognose von vor einem Jahr hat sich voll bestätigt.

(….) 2018, das wird vermutlich wieder nichts.
Kriege, Katastrophen, Nichthandeln.
Mit Trump, Erdoğan, Weidel, Gauland, Höcke, Spahn, Duterte, May, Berlusconi, Lindner, Pence, Seehofer, Söder, Palmer, Dobrindt, Scheuer, Kauder, Merkel, Orban, Netanjahu, Kaczyński, Kurz, Morawiecki, Hofer, Strache und Salman wird das garantiert auch nicht besser als das blöde 2017.

Rückblickend und vorausschauend wird aber der Erstgenannte, der 1700-fache Lügner Trump das größte Problem bleiben. (….)

Ach wie süß, 1.700 Lügen. Jetzt ist er schon bei 6.500 Lügen angekommen.

Für 2018 möchte ich vor der eigenen Haustür kehren und küre daher meine eigene Parteichefin Andrea Nahles zur Impudenz des Jahres 2018.

In beachtlicher Stetigkeit führte sie die SPD Monat für Monat mehr in Richtung Einstelligkeit, beeindruckte immer wieder mit ihrer totalen Unkenntnis der Gefühlslage in Volk und Partei.
Kombiniert mit einer sagenhaften Selbstzufriedenheit und Erkenntnisresistenz ist die stramm gläubige Katholikin aus der Pfalz eine würdige Siegerin der Loserparade des ganzen Jahres.

Aber fangen wir mit etwas Positiven an.
Im aktuellen SPIEGEL blickt Markus Feldenkirchen ausführlich auf parteipolitische Jahr der Umbrüche zurück. CDU und SPD mit neuen Vorsitzenden (CSU folgt bald), dramatischer demoskopischer Abstieg der ehemaligen Volksparteien und gleichzeitiger ungeahnter Höhenflug der Grünen.

AKK und Nahles blicken angesichts historischer Tiefststände ihrer Parteien bange in die Zukunft und fragen sich, ob der Trend sich nun wieder umkehrt, da die Groko mutmaßlich in ruhigeres Fahrwasser gerät, oder ob Deutschland dem Beispiel Italiens, Hollands und Frankreichs folgen wird, wo sich die über Dekaden dominierenden Sozial- und Christdemokraten zu Splitterparteien scheintot schrumpften.

Andrea Nahles treibt diese Frage angeblich um, sie macht sich Gedanken. Immerhin. Sie sucht also nicht ausschließlich im Gebet Antworten. Ich konnte es selbst kaum glauben, aber die Partei- und Fraktionsvorsitzende der SPD gab sogar ein zutreffendes Argument zu Protokoll. Der Individualismus der 80er Jahre sei in der Politik angekommen; die Leute dächten nur an ihre eigenen Karrieren. Das halte ich für Politikersprech ohne viel Substanz, aber dann:

[…..] Ver­schär­fend kom­me neu­er­dings hin­zu, was sie die »Klick­kul­tur« nennt. Vie­le Men­schen hät­ten sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren dar­an ge­wöhnt, dass ihre Be­dürf­nis­se un­mit­tel­bar be­frie­digt und aus­ge­führt wür­den. Ein Klick bei Ama­zon oder Za­lan­do, und das ge­wünsch­te Pro­dukt ist tags drauf an der Haus­tür.
»Die Er­war­tungs­hal­tung der Leu­te hat sich ver­än­dert«, sagt Nah­les. Sie be­klagt ei­nen »neu­en Ri­go­ris­mus«, eine »100-Pro­zent-Ge­wiss­heits-Rhe­t­ho­rik«. Auch die­se Men­ta­li­tät wir­ke ge­gen die Volks­par­tei­en: dass im­mer mehr Men­schen ihre Wün­sche und An­sich­ten kom­pro­miss­los um­ge­setzt se­hen woll­ten. [….]
(Der SPIEGEL, 29.12.2018, s.26)

Das allerdings ist wahr; entspricht zumindest meiner Erfahrung; kaum einer hat noch Verständnis für das Bohren dicker Bretter; jeder ist sehr schnell enttäuscht, wenn er nicht genau das bekommt was er will.
Das Wesen einer Koalitionsregierung, die nach Kompromissen ringt und die auf der Prämisse ruht, daß eben keine Partei stark genug ist zu 100% das durchzusetzen, was sie im Wahlprogramm versprach, wird kaum noch verstanden. Auf die notwendigen Konsolidierungsprozesse wird keinerlei Rücksicht genommen, jeder will allein seine Partikularinteressen sofort umgesetzt sehen und schimpft in Bausch und Bogen, wenn „die Politiker“ das nicht leisten.

Läge es allerdings nur daran, ließe sich nicht erklären, weshalb es den Grünen so blendend geht, daß sie auch aus der Regierungsverantwortung (BW, Hessen) bei Wahlen stark zulegen und keineswegs wie die SPD immer nur für Kompromisse abgestraft werden.

Offensichtlich spielen das Führungspersonal, das Charisma und das politische Geschick der Spitzenkandidaten ebenfalls eine große Rolle. So steigt die CDU seit Wochen kräftig in allen Umfragen, weil mit AKK ein neues Gesicht an der Spitze steht – ohne daß sich irgendetwas an der CDU-Programmatik oder der CDU-Regierung geändert hätte.
Mit Habeck ging es steil nach oben für die Grünen, mit Kramp-Karrenbauer geht es aufwärts mit der CDU.
Der umgekehrte Effekt bei Wagenknecht und Nahles. Unter ihrer Führung sacken ihre Parteien weiter ab.
Dabei haben alle Parteien mit der „Klickkultur“ zu leben.
Aber nirgendwo geht es so steil bergab wie bei Nahles.

Einer Vorsitzenden, die zwar 2018 als komplett verkorkst abhakt, aber in ihrer anti-intellektuell-debilen Gläubigkeit Optimismus verströmt.
Sie spürt da was. 2019 werde sich die SPD erholen, die Wähler würden eine stabile Volkspartei wieder mehr schätzen.

[…..] Ist es denk­bar, dass die Bür­ger die Volks­par­tei­en noch ein­mal neu für sich ent­de­cken? Dass sie er­ken­nen, was sie einst an die­sem et­was trä­gen und lang­wei­li­gen Kon­strukt hat­ten? Und dass et­was Neu­es nicht zwangs­läu­fig et­was Bes­se­res ist?
»Ich spü­re ei­nen Dreh in Rich­tung Sta­bi­li­tät«, sagt Nah­les. Sie spielt die­se Dre­hung nun mit den Hän­den in der Luft nach, ganz lang­sam, ganz be­hut­sam, als könn­te gleich wie­der et­was zer­bre­chen. [….]
(Der SPIEGEL, 29.12.2018, s.27)

Hier kommen wir dem Grundproblem der Sozis nahe.
Wenn es eins gibt, auf das man sich verlassen kann, dann ist es die völlige Untauglichkeit des Spürsinns der Nahles.
Das beweist sie seit 30 Jahren in der Top-Politik.
Sie hat eine beeindruckende Fähigkeit nichts zu spüren und mit ihren plumpen Vorstößen, die jedes Gespür vermissen lassen alle anderen vor den Kopf stoßen.

1995 zog sie als Juso-Vorsitzende hochaufgeregt begleitet von einem WDR-Kamerateam in den Mannheimer SPD-Bundesparteitag ein, polterte laut, es gehe nun darum den Rudolf wieder zu wählen.
Dabei brodelte es schon lange in der Partei, man wollte Scharpings Kopf rollen sehen. Es brauchte nur einen mitreißende Rede Lafontaines und weg war der Vorsitzende Rudolf.
Nur Nahles hatte nichts gemerkt.

Zehn Jahre später grätschte sie zum Schlechtesten aller schlechtesten Zeitpunkte – mitten während der hochemotionalen und schwierigen Koalitionsverhandlungen mit Frau Merkel ihrem eigenen Vorsitzenden Müntefering in die Beine.
Tölpelhafter und parteischädigender geht es gar nicht. Gerade hatten wir eine Wahl knapp und das Bundeskanzleramt ganz verloren und brauchten und bedingt einen starkten Verhandlungsführer, um zu retten, was zu retten ist, da beschädigte Nahles den Chef so schwer, daß dieser entnervt hinwarf.

 Keinerlei Gespür für die Seele der Partei entwickelte sie in den vier Jahren als Generalsekretärin, als sie gar nicht bemerkte, welcher Kanzlerkandidat ausgekreißt wurde und dann völlig übertölpelt ohne Wahlkampfstrategie dastand.


Keinerlei Gespür brachte sie für die Peinlichkeit Thilo Sarrazin auf und scheiterte erbärmlich dabei ihn aus der Partei zu werfen.

Keinerlei Gespür kann sie für die säkulare Majorität der Wähler aufbringen, ließ als Generalin den säkularen Arbeitskreis der SPD verbieten.

Keinerlei Gespür für humanistische Anliegen im Allgemeinen. Hardcore Katholikin Nahles bejubelte den Kinderfickerförderer Ratzinger im Bundestag und blamierte sich anschließend mit dem Lob seiner „Naturrechtsposition“, ohne zu verstehen, daß damit aus theologischer Sicht eine scharfe Verdammung von LGBTI und Frauengleichberechtigung gemeint ist.

Keinerlei Gespür für humanistische Anliegen im Allgemeinen. Gegen die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung setzte sich Nahles gegen das Recht auf einen selbstbestimmten Tod, gegen eine verbindliche Patientenverfügung und für die bestialische Kindergenitalverstümmelung ein.

Nach dem 20,5%-Desaster der Bundestagswahl legte Nahles noch mal nach.

Konsequent reitet sie das tote Holzpferd immer wieder gegen die Wand, ist aber jedes Mal so überzeugt davon alles richtig gemacht zu haben, daß sie sich ins heimische Weiler absetzt, nicht für das Willy-Brandt-Haus zu erreichen ist, aber verkündet mit ihrer Ella zu beten.

Sie brachte die neue Bundestagsfraktion gegen sich auf, indem sie schon mal vorab per Order di mufti verkündete, wen die frischen Parlamentarier denn zur Vorsitzenden wählen sollen, statt sich erst mal bei ihnen zu bewerben.

Nach der scharfen Absage an eine neue Groko konnte sie sich nicht vorstellen, daß es jemanden stören könnte nun doch wieder in eine Groko zu gehen.

Die letzte Groko-Personalie, nämlich Parteichef Schulz, der zuvor Dutzendfach geschworen hatte niemals in ein Kabinett Merkel zu gehen, als Außenminister ins Kabinett Merkel zu schicken verkündete sie ebenfalls beiläufig bevor sie sich auf ihren Bauernhof in Rheinland-Pfalz absetzte.
Generalsekretär Klingbeil bekam den zu erwartenden sagenhaften Shitstorm der Basis ab und konnte Nahles nicht erreichen.
Durch Nahles‘ Blödheit stürzte wieder mal ein Parteivorsitzender.

Anschließend wollte sich Nahles per Akklamation zur neuen SPD-Vorsitzenden küren lassen, hatte dabei aber vergessen, daß die Geschäftsordnung das gar nicht zuließ, weil sie keine Stellvertreterin von Schulz war und insbesondere hatte sie – wieder einmal – nicht das geringste Gespür dafür, wie allergisch die Basis mittlerweile auf solche Hinterzimmerdeals reagierte.

Muksch musste sie Olaf Scholz geschäftsführend den Vortritt überlassen, erwartete aber immer noch keinen Widerstand gegen die Personalie in eigener Sache.
Auf dem Parteitag Anfang des Jahres gab sie hochnäsig von sich, jedes  Ergebnis über 75% wäre OK.
Und wieder keinerlei Gespür dafür, wie genervt große Teile der Basis waren. Gegenkandidatin Lange hielt eine außerordentlich schwache Rede; nur deswegen kam Nahles überhaupt noch auf demütigende 66%.

Als Doppelvorsitzende wurde es doppelt schlimm, weil Nahles nun allein den Koalitionsausschuss dominierte.

Es folgte, natürlich, wieder eine ganze Kette von peinlichen Fehlschlägen, die einzig auf das mangelnde Gespür der Nahles zurück zu führen waren.
Dabei geht es nicht um einen hypersensiblen sechsten Sinn, sondern um banalste Zusammenhänge, die ein Grundschüler besser verstehen würde.

Lange wurde mit Scheuer, Schulze und Altmaier über das Dieseldesaster debattiert bis Nahles nach dem Diesel-Koalitionsgipfel vor die Presse trat und einen Durchbruch verkündete.

[…..] Mehrere Stunden haben die Spitzen der Großen Koalition über die Dieselkrise beraten - in der Nacht gab es einen Durchbruch: Mit einem Fünf-Punkte-Papier sollen Fahrverbote in Städten verhindert werden. […..] Auf die Frage, ob die Einigung auch das Angebot der technischen Nachrüstung für ältere Diesel-Pkw vorsehe, sagte Nahles: "Die gibt es, die Einigung." Details dazu sind allerdings noch nicht bekannt. Nahles wurde auch gefragt, ob die Autoindustrie das Konzept mittrage: "Das werden wir sehen." Nahles sprach von einer ausgesprochen komplexen Einigung. [….]

Zwei Monate später wissen wir; das war alles Bullshit. Nichts ist geregelt, Dieselbesitzer werden nicht entschädigt, die Hersteller tanzen der Politik weiter auf der Nase rum und natürlich wird es Fahrverbote geben.

Völlig vertrottelt stolperte Nahles auch in das Thema §219a, brachte wieder einmal nicht das geringste Gespür dafür auf, wie sehr die Parteiseele kochen würde.
Durch die völlige Fehlplanung der SPD endete es mit einer frauenfeindlicheren Regelung als bisher.

[….] Ein Sieg für die Abtreibungsgegner
Der angebliche Kompromiss zum Paragraf 219a ist in Wahrheit ein Rückschlag für betroffene Frauen – und Ärzte. Mit dem Gesetz bleibt auch das Stigma. [….]

Eine ungeliebte Groko ist eine verdammt schwere und undankbare Aufgabe für die Parteichefs.

Aber Nahles vermag es durch ihr mangelndes Gespür unablässig wieder unnötig die Wähler vor den Kopf zu stoßen.

Legendär ihr Vorpreschen in der Personalie Maaßen, als sie öffentlich verkündigte, er werde nicht länger Verfassungsschutzpräsident sein. Aus dem Koalitionsgipfel kam Nahles mit einem glücklichen „Mission accomplished“ und setzte sich ab. CDU-Mann Maaßen befördert, dafür ein SPD-Staatssekretär entlassen. Man muss schon merkbefreit wie Nahles sein, um den unweigerliche folgenden Shitstorm nicht zu antizipieren.

(….) Nahles ist uneinsichtige Wiederholungstäterin.
Immer wieder verzapft sie einen Groß-Unsinn ohne die Folgen zu bedenken, setzt sich dann fröhlich in die Pfalz ab und schaltet das Telefon aus.
Den ganzen Dienstag verbrachte sie zu Hause in  Weiler in der Vordereifel, wo sie auch jeden Sonntag in die Kirche geht und mit ihrer siebenjährigen Tochter betet – und war nicht zu erreichen. Sollte doch Klingbeil mit der Presse sprechen.

Liebe Frau Nahles, nichts gegen Ihr Familienleben, aber als Bundestagsfraktionsvorsitzende einer Regierungspartei und als Bundesparteivorsitzende kann man eben nicht den größten Unsinn verzapfen (Schulz wird Außenminister, Maaßen wird Staatssekretär, SPD-Staatssekretär Adler wird geopfert) und sich anschließend in der tiefsten katholischen Provinz die Decke über den Kopf ziehen.

Natürlich kann und darf man Fehler machen.

Natürlich ist es billiger Populismus, wenn die christliche Kollegin Kathrin Göring-Kirchentag im AfD-Ton twittert: "Wie wäre es mal mit Regieren?"
Das ist eine ganz miese Nummer, denn das fördert die Staatsverdrossenheit und ist ungerecht. Alle sechs SPD-Minister regieren und sind sogar ausgesprochen fleißig. (…..)

Nahles kann aber nicht nur nicht regieren, sie kann auch keine Partei führen.

So gibt die von ihr geführte Bundestagsfraktion löblicherweise eine ausführliche Bilanz heraus, in der jeder schwarz auf weiß nachlesen kann, daß es eben keine Option ist die Groko zu verlassen, weil die SPD-Minister und Parlamentarier tatsächlich Stück für Stück das Leben der Menschen besser machen. Es ist eben nicht egal, ob die SPD mitregiert oder ob CDU/CSU eine irgendwie von FDP oder AfD gestützte Minderheitsregierung mit ausschließlich Ministern des Kalibers Seehofer, Spahns oder von der Leyen bilden.

Nahles lässt die positiven Meldungen ihrer Fraktion allerdings so erbärmlich schlecht und dümmlich verbreiten, daß die Situation nur verschlimmbessert wird.

Die SPD-Memes sind so schlecht gemacht, daß sie nicht nur ausgelacht werden, sondern auf jedes einzelne unweigerlich ein Shitstorm folgt, der sich über die Social-Media-Seiten der Partei ergießt.
Das muss man erst mal schaffen, so tölpelhaft Werbung für sich zu betreiben, daß sie zu Plattformen für SPD-Hasser wird.








Da haben wir sie, die ungerechte Klickkultur.
Offensichtlich verstehen 90 Prozent der Kommentatoren nicht die Zwänge der Politik und erwarten immer den ganz großen Wurf.

Mit einem halben Prozent mehr hier oder 10 Euro mehr da zu prahlen, führt daher nur von 20,5% aus gesehen weiter steil abwärts.
Hier bedarf es entweder einer völlig anderen Politik, die tatsächlich große Reformen mutig anstößt. Aber dafür ist die SPD viel zu schwach und die CDU viel zu ausgelaugt unter ihrer Kanzlerin auf Abruf.

Also müßte wenigstens das was gemacht wird, vernünftig und pfiffig verkauft werden.
Man könnte die Social Media-Auftritte der Partei auch professionell und witzig gestalten.

Aber dafür müßte Frau Nahles ein kleines bißchen Gespür für die Wähler und das Internet aufbringen.
Und hier drehen wir uns im Kreis. Gespür hat sie in keinerlei Hinsicht.
Außer daß sie mit sicherem Griff einen Parteigeneralsekretär übernahm, der mit seinen 40 Jahren als „jugendlich“ gilt und somit automatisch als „medienaffin“ firmiert.
Der Seeheimer Lars Klingbeil, der es offensichtlich genauso wenig kann, wie Nahles. Facebook und Twitter werden von der Parteiführung leider immer noch nicht verstanden.


[….] Trumps Tweets sind nicht im­mer wahr, aber sie sind stets ver­ständ­lich. Um­ge­kehrt ver­hält es sich bei der SPD: Man ahnt eine gute Ab­sicht, den Sinn muss man ra­ten.
Über die Weih­nachts­ta­ge wur­den vom Ac­count des Par­tei­vor­stands drei Tweets ver­öf­fent­licht, die nur als Hil­fe­ruf ge­le­sen wer­den kön­nen. Am 24. De­zem­ber hieß es: »Zu Gans passt be­son­ders gut: Klö­ße, Rot­kohl, Wein – und ein fun­dier­tes Ge­spräch dar­über, wie un­se­re am 1.1.2019 in Kraft tre­ten­den Ge­set­ze das Le­ben der Men­schen ver­bes­sern? Un­ser Re­zept« – dann folg­te ein Link zur Home­page der SPD, falls man noch mehr Text ge­sucht hat. Zu die­sem Tweet gab es ein Foto von Men­schen um ei­nen Bra­ten, aber man konn­te es gar nicht er­ken­nen, denn über dem Bild war gro­ße wei­ße Schrift ge­legt und fol­gen­der Text: »Erst es­sen wir, dann re­den wir über die SPD-Ge­set­ze, die am 1.1.2019 in Kraft tre­ten – und dann ma­chen wir es uns ge­müt­lich!« Von die­ser Art gab es noch zwei wei­te­re Tweets, [….]  
Wo soll man an­fan­gen? Was ist das für ein Durch­ein­an­der? Was ist das für eine hilf­lo­se Ran­schmei­ße an den ima­gi­nä­ren Men­schen da drau­ßen? Es gibt auch kei­ne SPD-Ge­set­ze, nur Ge­set­ze, die der Bun­des­tag mit Mehr­heit ver­ab­schie­det und die für alle gel­ten. Wenn nur Po­pu­lis­ten ver­ständ­lich kom­mu­ni­zie­ren, sind wir in Schwie­rig­kei­ten. [….]
(Nils Mink­mar, SPIEGEL 1/2019, s.99) 


Montag, 31. Dezember 2018

Amerika ist anders


Wenn man aus Deutschland auf die völlig wahnsinnige Politik der US-Administration blickt, denkt man als erstes „Wie ist das bloß möglich?“
In Deutschland wäre so ein Irrsinn nichtdenkbar.
(Man soll nie nie sagen) Dabei werden aber Äpfel und Birnen verglichen.
In Deutschland gibt es schließlich keine direkte Wahl des Regierungschefs und auch das Staatsoberhaupt wird nicht unmittelbar durch das Volk bestimmt.
Das gleiche gilt für den militärischen Oberbefehl.


Durch die direkte Legitimierung ist die Position des Staats- und Regierungschefs in den Vereinigten Staaten ein klassisches Präsidialsystem.
Das Präsidentenamt ist symbolisch enorm aufgeladen. Der Potus trägt eine spezielle Oberkommandierenden-Jacke, führt ein beeindruckendes Wappen. Jeder kennt seinen legendären Dienstwagen, das „beast“, sein Flugzeug, die Air Force One und natürlich seinen beeindruckenden Wohnsitz.
Das ist in Deutschland völlig anders. Es ist geradezu unvorstellbar, daß ein Kanzler im militärischen Kostümen aufträte, kein Mensch würde den Dienstwagen der Kanzlerin erkennen und die Regierungsmaschinen sind ausrangierte Linienflugzeuge, bei denen man immer froh ist, wenn sie wieder landen.
Merkels privater Wohnsitz ist ebenfalls nahezu unbekannt. Man weiß nur, daß sie in einer Wohnung in Berlin Mitte lebt und außerdem eine kleine Datsche in MeckPomm besitzt. Bilder gibt es nicht.

Diese bescheidene Rolle des Kanzlers ist kein Zufall, sondern wurde aufgrund extrem schlechter Erfahrungen mit früheren mächtigen direkt gewählten Staatschefs – Hindenburg, Hitler – von den Vätern der Verfassung so gewünscht.

Der amerikanische Kongress funktioniert ebenfalls völlig anders als Bundestag und Bundesrat.

Laien in Deutschland wissen über die US-Legislative nur wenig:
Das House wird alle zwei Jahre komplett neu gewählt und beschäftigt sich mit Finanzangelegenheiten.
Der Senat wird kleckerweise alle zwei Jahre zu einem Drittel neu gewählt, die Senatoren amtieren sechs Jahre und sind für Personalentscheidungen zuständig.
Im Falle einer Amtsenthebung des Präsidenten spielt der Kongress Gericht:
Das House fungiert als Ankläger und eröffnet das Verfahren, dem Senat kommt die Rolle des Richters zu.
So ein Impeachment benötigt die absolute Mehrheit des House, die in einem de facto Zweiparteiensystem durchaus zusammen zu bekommen ist. Der Senat muss aber mit Zweidrittelmehrheit für die Amtsenthebung stimmen, also mindestens 67 von 100 Stimmen. Das ist eine enorme Hürde.

In zwei Tagen wird sich das neue House konstituieren, nachdem die Demokraten bei den Midterms im November 2018 trotz der gewaltigen Benachteiligung ihrer Partei erstmals seit acht Jahren wieder die Mehrheit stellen.
Die Demokraten brauchen etwa zehn Prozent mehr als die absolute Mehrheit der Stimmen, um zu gewinnen. Die Republikaner sind systematisch bevorzugt, daher stellen sie im Senat eine absolute Mehrheit, obwohl sie in absoluten Stimmen deutlich den Demokraten unterlegen waren.
Die Präsidenten GWB (2000) und Trump (2016) kamen trotz deutlich weniger Stimmen als ihr jeweiliger Gegner ins Amt.
Was nützt nun den Demokraten die Mehrheit im House, wenn damit anders als in Deutschland keinerlei Wechsel in der Regierung verbunden ist?
Zur Erinnerung: Der Bundestag wählt ganz allein den Kanzler.
Das US-House kann weder eine Regierung wählen, noch einen einzigen Minister absetzen.
Dafür ist die Verfassungsmäßige Rolle des potus viel zu stark.

Die mutmaßlich neue Chefin des House, Nancy Pelosi (*1940) verfügt aber durchaus über Daumenschrauben, die #45 ärgern können.

Im Bundestag gibt es ein Präsidium aus derzeit sechs Personen, die sich entsprechend der Mehrheitsverhältnisse bei der Bundestagswahl zusammensetzen:
Dr. Wolfgang Schäuble, CDU/CSU, Dr. Hans-Peter Friedrich, CDU/CSU, Thomas Oppermann, SPD, Wolfgang Kubicki, FDP, Petra Pau, Die Linke, Claudia Roth, Bündnis 90/Die Grünen
Das Präsidium entscheidet über Personalfragen.

Es gibt darüber hinaus einen Ältestenrat, der aus dem Präsidium und weiteren 23 Parlamentariern besteht. Sie legen die Tagesordnung fest, organisieren die Sitzungswochen und können Kommissionen einberufen.

Die wichtige parlamentarische Arbeit wird in den Bundestagsausschüssen gemacht. Sie werden entsprechend der Mehrheitsverhältnisse besetzt, so daß jede im Parlament vertretene Fraktion mindestens einen Ausschussvorsitzenden stellt.
Es gibt derzeit 24 Bundestagsausschüsse, die mit jeweils einem bis drei Dutzend Parlamentariern besetzt sind.
Die AfD ist in jedem einzelnen Ausschuss vertreten und stellt die Vorsitzenden im mächtigen Haushaltsausschuss, dem Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz und im Tourismusausschuss.

In den USA gibt es diese Parität überhaupt nicht. Die Partei, die die Mehrheit stellt, bekommt alle Ausschussvorsitzenden und die bestimmen selbst die Tagesordnung des Parlaments, können also unabhängig von Regierung, Präsident, Senat und Parteien die Agenda durchsetzen.
Dabei kommt dem Sprecher, also mutmaßlich Frau Pelosi eine extrem wichtige Rolle zu, weil die Ausschüsse über die berühmte „Subpoena -Power“ verfügen.
Ein Wort, das Trump immer wieder verwendet, aber in 9 von 10 Fällen falsch schreibt.
Subpoena hat lateinische Wurzeln (sub poena für unter Strafe) und mit Bildung hat es #45 ja nicht so.
Das bedeutet, daß die nun demokratischen Ausschussvorsitzenden unter Strafandrohung die Herausgabe von Akten verlangen und Vorladungen aussprechen können.
Es gibt zwar Möglichkeiten des Vorgeladenen sich juristisch dagegen zu wehren, aber dann liegt es an Mrs. Pelosi diese Vorladungen durchzusetzen und das kann sie.
2008 hatte sich Präsident Bush geweigert vom House vorgeladene Mitarbeiter als Zeugen aussagen zu lassen. Pelosi fackelte nicht lang, hetzte ihre Justiziar Irvin Nathan auf das Weiße Haus und gewann.
Trump sollte also gewarnt sein.
Die verhasste 78-Jährige wird sich kaum einschüchtern lassen, wenn es gilt die Forderungen ihrer Jungs in den Ausschüssen durchzusetzen.

 […..] Drei Männer sollen Trump vor sich hertreiben: Elijah Cummings, Adam Schiff und Jerry Nadler.

    Cummings wird den mächtigen Kontroll-Ausschuss im House leiten. Es ist die Kernaufgabe dieses Ausschusses, die Regierung bis unter die Fingernägel zu hinterfragen. Alle Skandale von Geldverschwendung bis zu Bereicherung landen hier. Und davon hat die Trump einige zu bieten. Mehrere Minister mussten schon wegen ethischen Fehlverhaltens zurücktreten.

    Adam Schiff wird der neue Chef des Geheimdienstausschusses. In seinen Zuständigkeitsbereich fallen die Russlandaffäre und die Frage, ob Trump oder einer seiner Leute mit Russland zusammengearbeitet hat, um die Wahl 2016 zu gewinnen. Im März hatten die Republikaner mit ihrer Mehrheit die Ausschuss-Untersuchung bereits für beendet erklärt. Was einigermaßen verblüffend war. Denn der Sonderermittler des Justizministerium in der Sache, Robert Mueller, hat seinen Bericht bis heute noch gar nicht vorgelegt. Wenn er das demnächst macht, wird dieser ziemlich sicher im Geheimdienstausschuss behandelt. Dafür muss Schiff aber die Untersuchung wohl erst wieder öffnen. Dann könnte er auch dafür sorgen, dass der Bericht oder zumindest Teile des Berichtes öffentlich werden.

    Jerry Nadler wird den Justizausschuss leiten. Er wird versuchen, dafür zu sorgen, dass im Justizministerium, das die Aufsicht über Mueller hat, nichts verschwindet und dass Mueller seine Arbeit machen kann. Er hat schon angekündigt, dass er an die Verantwortlichen eine Reihe von Briefen schicken wird, in denen er sie ausdrücklich auffordert, keine Unterlagen im Schredder landen zu lassen. Nadler wird parallel zu Schiff versuchen, die Ergebnisse der Mueller-Ermittlungen vorgelegt zu bekommen. In der Hinsicht kommt der Druck auf die Trump-Regierung also von zwei Ausschüssen. […..]

Speakerin Pelosi kann keine Gesetze beschließen lassen, weil dazu immer die zweite Kammer zustimmen muss und der US-Senat ist fest in der Hand von Trumps Leuten.

Es wird auch nicht erwartet, daß sie ein Impeachment einleitet, weil die Erfolgsaussichten gering sind und es dafür auch keine Mehrheit in Umfragen gibt.

Aber die kann Trump und seine gesamte Sippschaft, sowieso seine Firmen durch die Mangel drehen.

[….] Die Demokraten haben eine Liste verfasst mit Fragen, die sie untersuchen wollen. 85 Punkte sind darauf. Ganz oben: Trumps Steuererklärungen, die er anders als die meisten Präsidenten der jüngsten Vergangenheit partout nicht veröffentlicht sehen will. Es geht zudem um Trumps Verbindungen zu Russland. Um mögliche Geldflüsse von Russland an die Trump Organization, in der die Geschäfte der Trump-Familie gebündelt sind. Oder auch um die engen geschäftlichen und persönlichen Beziehungen, die Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner zum saudischen Königshaus unterhält. Und was das womöglich mit der moderaten Reaktion der Trump-Regierung auf die Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi zu tun hat. […..]

All diese Fragen stellen die Demokraten schon lange, sie wurden teilweise auch in den House-Committees besprochen, aber die GOP wagte es nie mit Subpoena–Power gegen ihr Idol Trump vorzugehen.

Nancy Pelosi dürfte weniger zimperlich sein.