Montag, 3. Juni 2024

Gibt es doch noch einen Funken Hoffnung für die USA?

Eins ist klar: Trump kann sich noch so grotesk lügend und abscheulich verhalten; es gibt nichts, das seine Anhänger davon abhielte, ihm mit größtem Vergnügen den Arsch zu küssen und nach Möglichkeit in denselben zu kriechen.

Eine gesamte Partei, und zwar ausgerechnet diejenige, die sich als „Law and Order Party“ rühmt, will den US-amerikanischen Rechtsstaat zertrümmern, hisst auf den Kopf gestellte Flaggen, skandiert „Defund the FBI! Defund the Police!“ und ruft kaum verhohlen zu Lynchmorden gegen die Vertreter der amerikanischen Justiz auf.

[…..] Funktioniert die amerikanische Justiz? Kommt immer darauf an, ob sie Donald Trump gerade nützt oder nicht. Mit dieser Taktik zertrümmern die Republikaner derzeit den Rechtsstaat. [….] Es war einmal ein Amerika, da galten die Republikaner als die Partei von Recht und Ordnung. Zwar hielten sich auch ihre führenden Vertreter nicht immer an das Motto Law and Order, Richard Nixon zum Beispiel ließ einst die Demokraten abhören wie einen feindlichen Staat und flog dabei auf. Doch immerhin trat er im Zuge der Watergate-Affäre als US-Präsident dann irgendwann zurück. [….]  Donald Trump [….] bewahrten seine Leute im Kongress während seiner Amtszeit vor einem Impeachment. Und jetzt haben sie, jedenfalls öffentlich, kein Problem damit, dass ihr Spitzenkandidat für die Präsidentschaftswahl 2024 ein verurteilter Straftäter ist.

Trump hält sich für das Opfer einer linken Justiz, gesteuert vom Präsidenten Joe Biden, republikanische Mandatsträger sehen das genauso. Seit bald vier Jahren bereits schwadronieren Trump und seine Verehrer, dass ihm 2020 der Wahlsieg geklaut worden sei. Diese Lüge wird so penetrant wiederholt, dass sie sich in vielen Köpfen der Wählerschaft eingenistet hat. [….] Trump [….]  nennt den Staat unter Biden "faschistisch" und den Richter Juan Merchan "Teufel". Mal abgesehen davon, dass es vielleicht keine so brillante Idee ist, einen Richter, der noch am Strafmaß feilt und einen theoretisch ins Gefängnis schicken könnte, in die Hölle zu verlegen: Trumps Redeschwall folgt einem Muster. Er tut so, als seien dieser Prozess und die übrigen Anklagen von Biden initiiert. Das soll all jene diskreditieren, die Trumps Skandale offenlegen wollen. [….] Vor zwei Privathäusern des Richters Samuel Alito aus diesem Supreme Court wehten in den vergangenen Jahren Flaggen, die sonst Trumps Hardliner vor sich hertragen. Die umgedrehte US-Fahne ist ein Symbol der Wahlleugner. [….]

(Peter Burghardt, 02.06.2024)

In dieser Situation führt Trump in den Präsidentschaftswahlumfragen in allen wichtigen Swingstates und hat daher beste Chance erneut zum US-Präsidenten gewählt zu werden.

Offenkundig haben deutlich mehr als die Hälfte der Amerikaner vollkommen und unwiederbringlich ihren Verstand verloren.

Selbst die Hälfte der US-Senatoren, einst die honorigsten Herren der Nation, die sich eher unparteiisch gaben, entledigte sich dem letzten Rest ihrer Würde und rutscht schleimspurziehend auf den Knien in Richtung des riesigen stinkenden orangen Hinterns.

Alle Maßstäbe sind so vollständig entrückt, daß man keine Hoffnung mehr für die USA haben kann.

[…..] Mann zum 47. Mal absolut sicher, dass Trump jetzt am Ende ist

[…..] Der Mann ist erledigt! Nachdem Ex-US-Präsident Donald Trump gestern in New York im Prozess um die Zahlung von Schweigegeld an Pornodarstellerin Stormy Daniels in allen 34 Anklagepunkten schuldig gesprochen wurde, ist sich Moritz Lohrmann aus Frankfurt absolut sicher, dass Trumps politische Karriere nun ein für alle Mal am Ende ist.

"Ha! Das war's jetzt endgültig für Trump! Der Wahlkampf ist gelaufen, den wählt keiner mehr", schreibt er auf Facebook und verlinkt aktuelle Meldungen zum Urteil der Geschworenen. "Ich mach mir jetzt ein Bier auf."

Zuvor hatte Lohrmann bereits ähnliche Statusupdates gepostet – unter anderem, als sich Trump am 9. Februar 2021 seinem zweiten Amtsenthebungsverfahren stellen musste ("Goodbye, Mr. Trump!"), als Trumps Anhänger am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washington stürmten, um die Zertifizierung von Bidens Wahlsieg zu verhinden ("Trump wird nie wieder was in diesem Land"), als Trump die Wahl am 7. November 2020 gegen Joe Biden verlor ("Der Alptraum ist vorbei!"), als Trump während der Corona-Pandemie fragte, ob man Bleichmittel gegen Corona injizieren könne ("jetzt nimmt ihn keiner mehr ernst"), als Ex-FBI-Chef Michael Comey Trump des Versuchs bezichtigte, Einfluss auf laufende Ermittlungen auszuüben ("das kostet ihn das Amt"), als die Öffentlichkeit erfuhr, dass sich Trumps engster Zirkel vor der Wahl 2016 mit einer Kreml-nahen Anwältin traf, um Schmutz über Hillary Clinton zu sammeln ("das war's jetzt endgültig für Trump"), als Sonderermittler Robert Mueller seine Arbeit begann ("Amtsenthebungsverfahren, wir kommen!"), als Trump erklärte, bei den Neonazi-Protesten in Charlottesville seien "sehr anständige Leute auf beiden Seiten" gewesen ("jetzt ist sein Schicksal besiegelt"), als Trumps außenpolitischer Berater George Papadopoulos sich schuldig bekannte, über seine Verbindungen zur russischen Regierung gelogen zu haben ("die Schlinge zieht sich zu"), als Trump einen Tag nach seiner Amtseinführung die offensichtliche Lüge verbreiten ließ, er habe das größte Publikum aller Zeiten bei einer Vereidigung gehabt ("das lässt sich doch kein Amerikaner gefallen!"). […..]

(dpo, 31.05.2024)

Politisches Versagen, moralisches Versagen, intellektuelles Versagen und das ganz große Medienversagen haben die einst so stolze Nation USA zu Grunde gerichtet.

Wie in einem grotesken Endzeit-B-Movie, hängen die geistigen Amöben an den Lippen eines verurteilten Verbrechers, der phänotypisch als Mischform zwischen Baron Harkonnen und Jabba, the Hutt, existiert, aber mental so unterbelichtet ist, daß man die voll einkickende Demenz gar nicht bemerkt.

Was soll man mit so einer Nation machen, außer Weinen und Klagen?

[…..] Die Menge tobte, johlte, skandierte seinen Namen - so wie das nun mal üblich ist bei Veranstaltungen der Kampfsportserie UFC, wenn die Attraktion des Abends zum Oktagon schreitet. Aus den Boxen ballert "American Badass" von Krawallrocker Kid Rock, und es sagt was aus über einen, wenn er als Einmarschmusik das Lied jenes Musikers wählt, der vor einem Jahr mit einer halbautomatischen Waffe auf Bierdosen geschossen hat, weil die Brauerei ein Gewinnspiel mit Transgender-Influencer Dylan Mulvaney veranstaltet hatte.

Es war jedoch kein Kampfsportler, der in New Jersey in die Arena trat. Es war Donald Trump. Und damit ja kein Zweifel besteht, wer der Star des Abends war: Die drei Gewinner von UFC 302 , die Amerikaner Kevin Holland und Sean Strickland sowie der Russe Islam Makhachev, sprinteten nach ihren Siegen regelrecht aus dem Ring für Fotos mit Trump.

Der Auftritt war eine Antwort auf die brennendste Frage nach dem Schuldspruch der New Yorker Geschworenen am Donnerstag. Trump war in allen 34 Punkten für schuldig erklärt worden, in seinen Bilanzen eine Schweigegeldzahlung an eine Pornodarstellerin vertuscht zu haben, um Einfluss auf den Wahlkampf 2016 zu nehmen. Die Frage, natürlich: Wie geht es weiter? Die Antwort in New Jersey: ganz genauso wie bisher, vielleicht noch ein bisschen krawalliger, mit ein bisschen mehr Jetzt-erst-recht-Trotz. Der Trotz hilft Trump, vor allem finanziell, auch deshalb gilt er auch nach dem Schuldspruch als Favorit. […..] Letztlich war der UFC-Auftritt für Trump nur eine von vielen Wahlkampfveranstaltungen und Spendengalas bis zum 11. Juli. Dann wird das Strafmaß verkündet, eine Haftstrafe gilt als unwahrscheinlich. Fünf Tage davor halten die Risikokapitalgeber David Sacks und Chamath Palihapitiya eine Trump-Spendengala in San Francisco. Das billigste Ticket kostet 50 000, das teuerste 300 000 Dollar, Paare kommen für 500 000 Dollar rein. Am Abend des Urteils gegen sich kam Trump zu einer Gala an der Upper East Side in Manhattan mit einigen Spenden-Schwergewichten wie Blackstone-Chef Steve Schwarzman (der kürzlich angedeutet hatte, Trump doch unterstützen zu wollen), Immobilieninvestor und Trump-Freund Steve Witkoff, Medien-Mogul John Catsimatidis. […..] (Jürgen Schmieder, 03.06.2024)

Oder gibt es womöglich doch noch ein infinitesimal winziges Hoffnungsschimmerchen?

Gibt es etwa 10-15% der Republikaner, denen es doch nicht ganz so gut gefällt, einen Verbrecher als Präsidentschaftskandidaten zu haben?

Einige linksliberale Medien hoffen schon wieder.

[….] Reuters poll: In this survey, 10% of registered Republican voters said they were less likely to vote for Trump now that he’s been found guilty of felonies. Similarly, 25% of registered independent voters said the same thing. The same data also found Biden leading by two points.

Sonntag, 2. Juni 2024

Daß sowas von sowas kommt…

Die zahlreichen Söder- und Merz-Memes von heute sind aussagekräftig genug. 

Es erübrigt sich angesichts der Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland noch viel zu erklären.
Der Klimawandel ist real. Extremwetterereignisse werden immer häufiger.
Wir steuern durch Nichthandeln, bzw sogar das massive Befördern der Erderhitzung durch die CDU/CSU/AFDP, auf Heißzeit-Szenarien, die wir nicht überleben können.

Stefan Rahmstorf (Klima- und Meeresforscher und leitet die Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Seit dem Jahr 2000 ist er zudem Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam) führt bei SPON aus:


[….] Doch unbestritten ist: Starkregen wird durch die Klimaerwärmung häufiger und intensiver. [….]  Erstens belegen das die Messdaten aus den vergangenen Jahrzehnten, für den deutschsprachigen Raum und auch weltweit. Die Ereignisse in jüngster Zeit sind nur Beispiele, wie bei uns das Weihnachtshochwasser 2023 in Norddeutschland oder kürzlich im Saarland. Zweitens haben die Klimaforscher das seit über 30 Jahren so vorhergesagt, denn dahintersteckt einfache Physik. [….] Pro Grad Erwärmung kann Luft 7 Prozent mehr Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf aufnehmen. Das haben schon im 19. Jahrhundert die Physiker Émile Clapeyron und Rudolf Clausius nachgewiesen. Zudem deuten neuere Untersuchungen darauf hin, dass Gewitterregen besonders stark zunehmen – wahrscheinlich, weil bei mehr Wasserdampf auch der Aufwind in der Gewitterzelle stärker wird. Dadurch wird dann mehr feuchte Luft aus der Umgebung in die Gewitterzelle hineingesogen. [….]  Je wärmer Wasserflächen sind, umso mehr Wasser verdunstet. Entsprechend größer wird der Nachschub an feuchtegesättigter Luft. [….] Wir müssen uns gleichzeitig auf eine Zunahme der Dürreereignisse und der Extremniederschläge einstellen, in Deutschland und anderen Regionen der Welt. Die Tage mit leichtem Niederschlag nehmen tendenziell ab. Und wenn dann Regen herunterkommt, dann zunehmend in großen Mengen. [….]  Und wir stehen zurzeit bei knapp eineinhalb Grad Erwärmung. Machen wir uns keine Illusionen: An drei Grad Erhitzung werden wir uns kaum anpassen können. Denn drei Grad würden nicht doppelt so schlimm, sondern viel schlimmer. [….]

(S. Rahmstorf, 02.06.2024)

Wir wissen das alles schon lange, wissen wie unzulänglich unser Handeln ist.

Aber auch im Jahr 2024 hetzen und agitieren CDUCSUAFDPFW gegen Klimaschutz und die Grünen.

Eine ganz breite schwarz-blau-braun-gelbe Koalition der Zukunftsvernichter redet dem Volk mit Unterstützung der rechten Medienhäuser ein, Klimaschutzmaßnahmen wären, wenn nicht ganz überflüssig, so doch mindestens viel zu drastisch von der Ampel ergriffen worden. Besonders unrühmlich dabei der stellvertretende bayerische Ministerpräsident Aiwanger, den die Bajuwaren nach dem Bekanntwerden seiner widerlichen antisemitischen Ausfälle, ein Rekordwiederwahlergebnis bescherten.

[….] Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann formuliert es noch deutlicher: "Für den Verzicht auf Flutpolder im Landkreis der Aiwanger-Lebensgefährtin Tanja Schweiger gibt es zwar dort Applaus. Kommende Hochwasser werden dafür die Keller donauabwärts - etwa in Passau - fluten."

Aiwanger hat diese Kritik bereits in der vergangenen Woche zurückgewiesen. Er gilt schon länger als Gegner der Flutpolder und zweifelt daran, dass die Rückhaltebecken wirksam gegen Hochwasser schützen. Die Kritik der Landräte bezeichnete Aiwanger als "Fake News" - und hat den Konflikt damit erst recht angeschürt. "Eine Ungeheuerlichkeit", sagt Deggendorfs Landrat Christian Bernreiter (CSU).  [….]

(Andreas Glas, 13.11.2018)

Wider besseres Wissens behauptet die Merz-Söder-Weidel-Aiwanger-Lindner-Bande, sie könnte Deutschlands Zukunft ganz ohne lästige Einschränkungen des Lebensstils und ohne Ausgaben für Umwelt/klima-Gedöns organisieren.

[…..] Bayerns Regierung streicht Hochwasserschutz zusammen

CSU und Freie Wähler entscheiden sich gegen bereits geplante Flutpolder an der Donau. Auffälligerweise in Landkreisen, in denen Vertraute von FW-Chef Hubert Aiwanger amtieren. Flussabwärts kommt das gar nicht gut an.

Noch im Mai dieses Jahres reiste der damalige bayerische Umweltminister Marcel Huber durch die Kommunen entlang der Donau, um für nachhaltigen Hochwasserschutz zu werben. „Flutpolder sind unsere Festungen gegen Jahrhundertfluten“, beschwor der CSU-Politiker, wohl wissend um die Vorbehalte der Anwohner gegen den Bau der riesigen Wasserrückhaltebecken. Knapp neun Monate später ist er abgelöst von Thorsten Glauber von den Freien Wählern und drei von zehn geplanten gesteuerten Flutpoldern gehören der Vergangenheit an. Die drei Flutpolder waren Teil eines Gesamtkonzepts, das die Bevölkerung entlang der Donau vor extremem Hochwasser bewahren soll. In Eltheim, Wörthof und Bertoldsheim, wo sie gebaut werden sollten, riefen sie großen Protest hervor. Dort herrscht nun Erleichterung, während sich die Politiker in den anderen Donau-Anrainerkommunen verwundert bis erzürnt die Augen reiben. Sie fragen sich, welche Folgen der Wegfall für den Hochwasserschutz hat und warum sie in ihren Orten noch an den Flutpoldern festhalten und sich dafür von den Gegnern beschimpfen lassen sollen. Landräte und Bürgermeister von CSU und Freien Wählern (FW) schrieben umgehend Brandbriefe an Ministerpräsident Markus Söder. [….]

(Sandra Tjong, 10.12.2028)

Zu allem Übel glaubt der von TikTok und Springer in die komplette Verblödung manövrierte Urnenpöbel, diesen Unsinn auch noch und wählt gerade in den Hochwasser-gefährdeten Gebieten rechts. Wie am 08.10.2023 in Bayern.

Muss man nun Mitleid, mit den in Schwaben Abgesoffenen haben? Sie waren mehr als gewarnt und hatten politische Alternativen.

Muss man nun Mitleid, mit den in Schwaben Abgesoffenen haben? Sie waren mehr als gewarnt und hatten politische Alternativen.

[….] Nach den verheeren Überschwemmungsereignissen im letzten Jahr hat die SPD-Landtagsfraktion Professor Dr. Markus Disse von der TU München (Lehrstuhl für Hydrologie und Flussgebietsmanagement) mit einem Gutachten zum Thema „Wie gehen wir in Zukunft besser mit Sturzfluten und ihren Folgen um?“ beauftragt. Eine Bestandsaufnahme bisheriger Schutzbemühungen und Vorschläge zur besseren Vorsorge sind dringend notwendig. Im Gutachten heißt es: „Im Juli 2021 führten starke und langanhaltende Niederschläge in … Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Sachsen zu Zerstörungen an Infrastrukturen und Gebäuden sowie Verletzten, Vermissten und Toten in bisher unvorstellbarem Ausmaß. Nur fünf Jahre zuvor, am 1. Juni 2016, hatte die Simbach-Sturzflut zu dramatischen Verlusten geführt mit sieben Todesopfern, über 500 vollständig zerstörten Häusern und ca. einer Milliarde Euro Schaden... Jüngere Klimastudien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für beide Extreme zunehmen wird.“

Das Gutachten zieht Lehren aus den Ereignissen und formuliert Empfehlungen für die Bereiche Bauvorsorge, natürlicher Wasserrückhalt sowie Informations- und Verhaltensvorsorge. SPD-Fraktionschef Florian von Brunn fordert aufgrund des Gutachtens eine Überprüfung der Situation und Maßnahmen in Bayern: „Wir brauchen dringend einen umfassenden Hochwasser-Check für Bayern in allen Bereichen! Für die Sicherheit der Menschen in Bayern müssen wir wissen, wo wir stehen. Der Freistaat investiert zwar viel Geld in Hochwasserschutz entlang von Flüssen und Gewässern, aber es gibt auch noch erhebliche Defizite. Die lange angekündigten Sturzflut-Hinweiskarten für Bayern liegen immer noch nicht vor. Außerdem gab es für Sturzflut-Risikomanagement bisher nur für gerade einmal 75 Kommunen Fördermittel – das sind nicht einmal vier Prozent aller Gemeinden, Märkte und Städte in Bayern. Das Gleiche gilt für die Förderung von Wasserrückhalt in den Städten. Die Staatsregierung kürzt sogar die Städtebaumittel in großem Umfang. Umweltminister Glauber hat zwar im Oktober 2020 zum Thema Wasser eine Regierungserklärung abgegeben, aber einziges konkretes Ergebnis ist bisher ein Leitfaden für die Kommunen. Statt dessen streicht er das Geld zusammen – und das nach den Katastrophen-Ereignissen im letzten Jahr!“

Von Brunn fordert, die Empfehlungen von Professor Disse und die Rückmeldungen aus der Praxis schnell umzusetzen: „Es geht um Menschenleben, Infrastruktur und Milliarden Euro an Sachwerten. Deswegen müssen als erstes die Warn- und Meldeketten geprüft werden. Hochwasser- sowie Sturzflut-Szenarien sollen klar an die Bürgerinnen und Bürger vor Ort kommuniziert und zusammen mit den Rettungskräften regelmäßig geübt werden. [….]

(Florian von Brunn, SPD, Mitglied des Bayerischen Landtags, 08.02.2023)

Die SPD bekam bei der nächsten Landtagswahl 8,4%, die Rechten (CSU/FW(AfD) von der Anti-Klimaschutzfront hingegen satte zwei Drittel aller Stimmen.

Ausgerechnet.

Markus Söder, die Impudenz des Jahres 2023, ist der beliebteste Unionspolitiker. Ihn wünschen sich die Wähler als Kanzler.

Schamgefühl kennt der Mann selbstverständlich nicht.

[….]  Wohl aufgrund finanzieller Engpässe hat die Bayerische Landesregierung in den vergangenen Jahren mehrere Hochwasserschutzprojekte im Freistaat vorerst gestoppt oder verschoben. Laut dem Bayerischen Rundfunk (BR) sind davon unter anderem der Landkreis Cham und die Stadt Roding betroffen. Für den Fluss Regen in Cham in der Oberpfalz gab der Hochwassernachrichtendienst (HND) am gestrigen Samstag die Meldestufe 4 aus. [….]  Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist bereits am Samstag gemeinsam mit Landesinnenminister Joachim Hermann (ebenfalls CSU) in das Hochwassergebiet nahe Augsburg gereist. [….]  In dem Landkreis [Pfaffenhofen] war in der Nacht ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben gekommen. [….] Söder nannte den Todesfall einen "Stich ins Herz", wie er auf der Plattform X schreibt. 

 [….] Nutzer auf X kommentierten den Beitrag des Ministerpräsidenten teils anklagend. "Fühlst du dich mitschuldig, Markus?", fragte ein User und teilte einen Artikel zu den bayerischen Sparmaßnahmen beim Hochwasserschutz. "Ändern Sie Ihre Politik, Herr Söder", appellierte ein weiterer Nutzer, während ein anderer forderte, dass der Hochwasserschutz überarbeitet und deutlich verbessert werden müsse. […]

(T-Online.de, 02.06.2024)

Samstag, 1. Juni 2024

Impudenz des Monats Mai 2024

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Ja, der Trump-Prozess von New York, bei dem er schneller als allgemein erwartet in einem „clean swipe“, also einstimmig, in allen 34 Anklagepunkten schuldig gesprochen wurde. Von einer Jury aus 12 Menschen, die von Trumps Anwälten mitausgesucht wurde, unter denen sich zwei Juristen befanden und unter anderem ein Geschworener, der angab, seine Nachrichten ausschließlich über Trumps PR-Schleuder „Truth Social“ zu erhalten.

Wie schnell und eindeutig es letztlich ausging, überraschte mich.

Wie das Trump-Universum reagierte, entsprach hingegen zu 100% meinen Erwartungen: Sie drängeln sich noch mehr, um seinen Hintern zu küssen und überschütten ihn mit Geldspenden, weil sie entweder extrem verblödet und manipuliert sind (wie seine Wähler), oder extrem rückgratlose opportunistische Heuchler (wie seine Parteifreunde) sind. Oder beides.

[….] Wie Groupies liefen republikanische Abgeordnete und Senatoren zuletzt vor dem New Yorker Justizgebäude auf, während ihr Anführer drinnen auf der Anklagebank saß. Teil des Fanklubs war Mike Johnson, im Repräsentantenhaus der Sprecher von Trumps Gnaden. Auch sein Erzfeind aus dem Senat eilt nun zu Hilfe, Mitch McConnell, den Trump "alte Krähe" nennt. "Diese Anklage hätte gar nicht erst erhoben werden dürfen", schreibt er auf X. "Ich erwarte, dass die Verurteilung in der Berufung aufgehoben wird."

An dieser Stelle wäre erstens anzumerken, dass McConnell am Ende von Trumps Amtszeit im Kongress seine Amtsenthebung verhinderte. Andernfalls wäre der Politiker Trump am Ende gewesen. Damals sagte McConnell, dass sich die Justiz kümmern solle - jetzt stimmt er in den Chor jener ein, die den Rechtsspruch für parteiisch halten. Zweitens ist die große Echokammer der Wut dieses X, vormals Twitter, von Elon Musk. Trump würde ihn in seiner künftigen Regierung zu einem Berater machen.

Der Milliardär Musk, auch dies kurz zur Erinnerung, hatte vor einem Jahr mit Ron DeSantis dessen Bewerbung auf den Weg gebracht. DeSantis wurde von Trump penetrant beleidigt und gab dann schnell auf, nachdem er ungefähr 160 Millionen Dollar verpulvert hatte. Jetzt schimpft er in Musks Netzwerk und Trumps Sinne, dies sei "ein linker Staatsanwalt, ein parteiischer Richter und eine Jury, die eine der liberalsten Enklaven Amerikas widerspiegelt - alles in dem Bestreben, Donald Trump zu 'kriegen'".[….] Steinreiche Gönner an der Wall Street und dem Silicon Valley stehen ebenfalls an seiner Seite, im Zuge des 6. Januar 2021 mit dem Sturm aufs Kapitol hatte sich der eine oder andere erst abgewandt. "Dieses Urteil wird weniger als null Auswirkung auf meine Unterstützung haben", berichtete Bloomberg der Banker Omeed Malik, kürzlich Gastgeber einer Spendengala für Trump. Ein anderer Großspender, Andy Sabin, erklärt die Verhandlung gegen Trump laut New York Times zum "Schauprozess". In weniger als 24 Stunden nach der Verurteilung kamen in größeren und kleineren Spenden fast 35 Millionen Dollar für Trump zusammen.

Auch der Hedgefonds-Krösus Bill Ackman und der Magnat Steve Schwarzman öffnen offenbar die Kassen für den Milliardärskollegen Trump, der wegen umfangreicher Nebenkosten derzeit etwas klamm ist. Es scheint solchen Geschäftsleuten egal zu sein, dass ihrem Favoriten sexueller Missbrauch, Diffamierung und zweimal Betrug nachgewiesen wurde oder er wegen Verbrechen wie versuchter Wahlbeeinflussung und Verschwörung angeklagt ist. Sie setzen auf Trumps Sieg und verachten Biden. [….]

(Peter Burghardt, 31.05.2024)

Zu dem Thema sind Myriaden Meinungsartikel erschienen; unnötig einen weiteren hinzuzufügen.

Ich glaube auch nicht an Einfluß auf die Wähler. Die GOPer wird nur noch radikaler werden. Aber ich halte es mit Peter Burghardt: Man kann Trump nicht nicht den Prozess machen, nur weil er Trump ist und sich im „complete nonsense mode“ befindet.

[….] Der Prozess hat Trump entzaubert, manchmal nickte er ein. Sein Wutausbruch zeigt, dass sein Comeback an die Macht ein Rachefeldzug wäre. Konservative Kommentatoren halten das historische Urteil für politisch und riskant. Aber viel gefährlicher wäre ein Präsident Trump, der über dem Gesetz steht.  […..]

(Peter Burghardt, 31.05.2024)

Trump reüssiert aber dennoch, weil er der größte Bullshitter ist und sich Bullshit schneller als seine Widerlegung verbreitet. Nach neun Jahren maximalen Bullshit-Talks, sind die 330 Millionen US-amerikanischen Menschen hoffnungslos im Bullshitsumpf versunken.

Der größte Blödmann des Monats sind aber die gesamten US-Medien!

Unfähig, irgendetwas aus ihren Fehlern, die Trump erst ins Oval Office brachten, zu lernen, wiederholen sie seit 2015 jeden Tag wieder ihre demokratiezerstörenden Fehlleistungen.

Die US-Medien sind die Impudenz des Monats Mai, weil sie auch im Jahr 2024 devot nach Trumps Regeln spielen, ihm ununterbrochen Medienpräsenz und Sendezeit verschaffen. Eifrig und servil übertragen sie nach Einschaltquoten gierend buchstäblich jeden Furz des hochkriminellen Orangen, der es damit erfolgreich schafft, ganz ohne politische Konzepte ins Weiße Haus zu schlittern.

Dank der US-Medien steht nicht Bidens Politik der letzten vier Jahre zur Abstimmung, sondern das verzerrte Schauerbild der Realität, welches Trump verbreitet.

Stoisch und unbelehrbar machen die US-Medien die gleichen Fehler wie in den Wahlkämpfen von 2026 und 2020, indem sie auch bei den abstrusesten und gefährlichen Lügengeschichten Trumps, immer live draufhalten, ihm kostenlose Sendezeit verschaffen und sein Narrativ verbreiten.

Wie würde die politische Landschaft wohl aussehen, wenn zumindest die seriösen Medien nicht 24/7 über Trumps Lügenmärchen berichtet hätten, sondern sich stattdessen ausschließlich mit politisch relevanten Themen, den politischen Konzepten der Parteien und der Parlamentsarbeit beschäftigt hätten?
Wie würde die politische Landschaft wohl aussehen, wenn auch die „political pundits“ außerhalb der großen Zeitungen und Medienhäuser, wie zB Brian Tyler Cohen und David Pakman, nicht jeden Fehltritts Trumps, jede verunglückte Rede, seinen strengen Körpergeruch, seine Flatulenz, seinen winzigen pilzförmigen Penis, seine Inkontinenz und abstruse Schminke ausführlich ausgebreitet hätten, sondern sich weitgehend mit den politischen Inhalten, respektive des völligen Fehlens seriöser politischer GOP-Konzepte, beschäftigt hätten? Wie stünden wir da, wenn wir all die unappetitlichen ekelhaften Details höchstens am Rande mitbekommen hätten und stattdessen die Bilanz der Trump-Präsidentschaft mit der Biden-Bilanz verglichen?

Wie könnte ein Strafgerichtsurteil gegen Trump wirken, wenn nicht alle Medien von links bis rechts unablässig die gebullshitteten Ansichten Trumps zu den Richtern, Staatsanwälten wiedergegeben hätten? Wenn man einfach die Gerichte ihre Arbeit hätte machen lassen und nicht alle zwei Minuten erneut gesendet hätte, wie Trump und seine orangen Arschkriecher Biden, Soros und die kommunistische Verschwörer der demokratischen Partei als angebliche Drahtzieher bepöbeln?
Aber nach wie vor beschreiten CNN und Co den Irrweg der gleichmäßig zu berücksichtigenden beiden Seiten. Geht es um das Thema der Form der Erde, bekommt ein Kugelerde-Vertreter die gleiche Sendezeit, wie ein Flacherdler. Der Moderator bleibt neutral und die Zuschauer können sich aussuchen, was sie glauben. Demnach ist die Erde vermutliche eine Ellipse.

Das ist FALSCH! CNN soll nicht den Mike Johnsons und Ted Cruz‘ und Lindsey Grahams Sendezeit geben, damit die hochgefährliche Lügenmärchen über die New Yorker Justiz verbreiten.

Sogar das Gericht selbst hatte im inzwischen berüchtigtem 15. Stock des Gebäudes eine eingezäunte Trump-Pöbel-Plattform eingerichtet, von der er jeden Prozesstag das Blaue vom Himmel herab log – immer speichelleckend live übertragen.

[….]  Trump genoss sogar seine eigene Version der »White Bronco Chase«: Als er Mar-a-Lago verließ, sein Luxusdomizil in Florida, um sich der New Yorker Justiz zu »stellen«, verfolgten die Helikopter der Networks erst die Autokolonne von roter Ampel zu roter Ampel, dann seinen Jet bei Start und Landung, dann erneut seine Kolonne auf dem Weg vom La Guardia Airport zum Trump Tower an der Fifth Avenue.

Wozu? Die Bilder sagten nichts Neues. Im Gegenteil, sie verstopften einem das Hirn, blockierten wichtigere, doch visuell nicht so reizvolle Informationen, zum Beispiel Trumps gefährliche Drohungen gegen die Beteiligten des Verfahrens und ihre Familien. Die Bilder waren wie süchtig machende Süßigkeiten, die einen tiefen, endlosen Hunger stillen, aber nie sättigen – und einen so dazu treiben, noch mehr zuzugreifen, bis einem schlecht wird, derweil die Biokost liegen bleibt.

»In Amerika wird die Pressefreiheit oft als Freiheit ausgeübt, sich zur selben Zeit an exakt demselben Ort zu versammeln, ohne viel zu tun«, schreibt  Eric Lach anlässlich der Trump-Anklage im »New Yorker« – der mehrere Reporter für das Thema abgestellt hat und am Mittwoch, dem Tag danach, vier Berichte darüber auf seiner Website postete.

Ausgelöst wurde der Rausch, wie so oft, von Trump selbst. Nur Stunden, nachdem er Mitte März fabuliert hatte, dass er drei Tage später verhaftet würde, bezogen die ersten Satellitentrucks Stellung, am Trump Tower in Midtown und am Gericht in Lower Manhattan. Dort markierten sie ihre Positionen auf dem Trottoir mit weißem Klebeband: ABC, CBS, NBC, AP. Andere lauerten am Seiteneingang der Staatsanwaltschaft. Eine kleine Zeitstadt wuchs heran. Das Wort »Indictment Watch« wurde geprägt, Anklagewacht.  […..]

(Marc Pitzke, 05.04.2024)

Freitag, 31. Mai 2024

Auf die biologische Lösung warten.

 Klar, wenn man eine seit 2.000 Jahren bestehende Organisation ist und in Jahrhundertzeiträumen denkt, bietet es sich an, unangenehme Dinge auszusitzen.
Galilei, Bruno, der ganze Geozentrismus – das war schon etwas peinlich, so viele Wissenschaftler wegen der Heliozentrismus-Ketzerei zu verbrennen.

Schön blöd, wenn sich irgendwann die göttliche Gewissheit von der im Zentrum des Universums fixierten Erdenscheibe, um die sich Sonne und Sterne drehen, nicht mehr halten lässt.

Wie stünde man als Unfehlbarer da, wenn man kurz nachdem man die Typen mit der Kugelform-Hypothese alle abgemurxt hat, zugeben müsste, sich geirrt zu haben?
Am Ende wollen die Angehörigen der verbrannten Ketzer noch Schadensersatz oder Schmerzensgeld? So geht es ja nicht, denn das schöne Geld behält die Kirche immer für sich.

Nach 400 Jahren hingegen, ist es egal. Dann weiß eh keiner mehr, wer diese Ketzer und Hexen waren, die man umgebracht hat.
Da kann man auch en passant ein kleines „Sorry“ fallen lassen und wird nicht etwa dafür verachtet, seit dem
17. Februar 1600 auf dem Unrecht der Verbrennung Giordano Brunos beharrt zu haben, sondern dafür gelobt, überhaupt noch zur Einsicht gekommen zu sein.

Bergoglios weltweit sexuell aktive Massenmissbrauchsorganisation verfährt auch heute noch nach diesem Prinzip bei der Kinderfic**rei:

 1.) Keine Ermittlungen gegen verantwortliche Täter wie den seinerzeitigen Erzbischof von München und Freising Joseph Ratzinger, so lange dieser noch lebt. Sonst wäre es zu schmerzlich für den armen Mann, der immer wieder Pädokriminelle auf Kinder hetzte.

2.) Aufklärung und erst Recht Schmerzensgeldverhandlungen verschieben, bis auch die Opfer verstorben sind. Die biologische Lösung ist so schön billig für die katholische Kirche.

Matthias Eggers, 53, Pfarrer in Wolfenbüttel, scheint eine sehr seltsame Type zu sein. Einerseits ist er nur unwesentlich jünger als ich und in 200 km Entfernung von mir aufgewachsen. Er muss also mit fast den gleichen Einflüssen, der Musik, den Diskussionsthemen, Informationsquellen wie ich, aufgewachsen sein und wurde katholischer Priester.

[…..] Am 13.03.1970 habe ich zum ersten Mal das Licht der Welt erblickt. Zusammen mit meinem älteren Bruder und meiner älteren Schwester bin ich in Hildesheim-Himmelsthür aufgewachsen.

Mein Vater und meine Mutter sind mit uns regelmäßig zum Gottesdienst gegangen und haben uns auf diese Weise mit der christlichen Botschaft vertraut gemacht. Ich war gerne Messdiener und habe als Jugendlicher auch Verantwortung als Messdiener-Gruppenleiter übernommen.

Nach meinem Dienst als Sanitäter bei der Bundeswehr bin ich 1990 für ein Jahr als Freiwilliger nach Taizé gegangen und habe dort bei der Organisation der internationalen Jugendtreffen mitgeholfen. Die Gebete und die geistliche Begleitung, die ich dort bei den Brüdern von Taizé erfahren durfte, haben mich sehr geprägt. In diesem Jahr entschloss ich mich auch dazu, Priester werden zu wollen. […..] Seit Sommer 2006 bin ich Pfarrer unserer Pfarrei St. Petrus. […..]

(Pfarrer Matthias Eggers) 

Messdiener, Taizé, Bundeswehr, Pfarrer.

Weiter entfernt könnte der Lebenswegs eines Altersgenossen nicht sein.

Aber Eggers ist sogar noch merkwürdiger. Er findet es im Gegensatz zu seinem Römer Verein, suboptimal, mögliche Entschädigungszahlungen an von Priestern vergewaltigte kleine Jungs, aus Kostengründen zu warten, bis die Opfer tot sind.


[…..] „Es gibt überall viele schöne Worte, aber immer nur so viele Taten, bis die Öffentlichkeit das Interesse verliert“, kritisiert Eggers in dem HAZ-Interview. Das gelte letztlich auch für das Bistum Hildesheim.  […..] Eggers weiß auch, dass vielen Betroffenen die Zeit davonläuft. Im Interview schildert er den Fall eines Mannes, der zu seiner Pfarrei gehörte. Er war im Bernwardshof, einem Kinderheim, missbraucht worden, die Anerkennungszahlung enttäuschend niedrig ausgefallen, die Berufsunfähigkeitsrente reichte kaum, die Gemeinde unterstütze ihn.  Sein Wissen zur Aufarbeitung hätte er gern noch zur Verfügung gestellt, doch er starb bevor nun die aktuelle Studie in Auftrag gegeben wurde, obwohl die Vorwürfe gegen die Einrichtung eigentlich schon seit 2012 bekannt sind. Das ist einer der Gründe, warum Eggers fordert, die Aufklärung schneller und energischer voranzutreiben, sie stärker in den Gemeinden vor Ort zu verankern. […..]

(Nadine Conti, 01.06.2024)

Noch schneller als zwölf Jahre untersuchen und verschieben? Der zuständige Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer is not amused über seinen Pfarrer in St. Petrus.

Nun guckt sich Eggers auch noch ausgerechnet im eigenen Verein um, statt wie für die RKK üblich, mit langen Fingern auf andere zu zeigen, wenn es um die Schuldfrage geht.

[…..]  ·  Der Bischof meiner Kindheit, Heinrich Maria Janssen, hat Kinder augenscheinlich missbraucht und auch vergewaltigt.1 Er hat sich mit Tätern umgeben und alles getan, damit nichts öffentlich wird. Eingegriffen hat er nur in solchen Fällen, in denen etwas öffentlich wurde. Aber auch dann galt seine Fürsorge ausschließlich den Tätern. Es gehört zu den verstörenden Fakten, dass Bischof Heinrich Maria Janssen Wohnungen bzw. Zimmer in mehreren Einrichtungen mit Kindern hatte (z. B. im Kinderheim Henneckenrode, in der Heimstätte Röderhof und im Bildungshaus St. Martin, Germershausen) 2 Es gibt bis heute keine umfassende Aufklärung und Aufarbeitung für diese Orte. Insbesondere zum Bernwardshof, dem Kinderheim in meinem Heimatort Himmelsthür, liegt bis heute keine eigene Untersuchung vor. Die Missbrauchsvorwürfe sind seit 2012 öffentlich bekannt. Der Leiter, Pastor Henke, ist dem Bistum und den Vinzentinerinnen als Missbrauchstäter noch länger bekannt. Die Untersuchung für dieses Heim wurde vielfach öffentlich angekündigt und ist selbst bis heute noch immer nicht beauftragt.

·  Der Bischof meiner Jugend, der mich auch zum Priester geweiht hat, Josef Homeyer, hat das getan, was offensichtlich mehrheitlich alle Bischöfe zu dieser Zeit getan haben. So wie fast alle hat er Täter, wenn etwas öffentlich wurde, versetzt, geschützt und in der Regel nicht aus der Seelsorge genommen. Die Öffentlichkeit wurde angelogen oder über die Verbrechen nicht informiert. 3 Er hat in doppelter Hinsicht sehr schwere Schuld auf sich geladen. Er hat den Tätern durch den Wiedereinsatz zum einen signalisiert, dass sie in ihrer priesterlichen Existenz geschützt sind, und ihnen zum anderen durch den unkontrollierten Einsatz in der Seelsorge neue Übergriffsmöglichkeiten für weitere Verbrechen geschaffen.4

 

·  Bischof Norbert Trelles Zeit ist bis heute nicht offiziell aufgearbeitet. Er versprach Transparenz und proaktives Handeln, ohne wirklich umfassende Taten der Aufdeckung, Aufklärung und Aufarbeitung folgen zu lassen.5 Man hat einfach gewartet, wer sich meldet. Auch in Trelles Zeit haben Täter teilweise den Ort gewechselt und Gemeinden wurden mitunter nicht informiert. Durch die verantwortungslose Nichtaufdeckung, die fehlende proaktive Aufklärung und Aufarbeitung konnten Täter unerkannt bleiben und in den Gemeinden weiter Verbrechen verüben (Siehe Fall Georg Merettig in meiner Pfarrei St. Petrus). Er bagatellisierte sexualisierte Gewalt und führte die Kultur des Fassadenkatholizismus weiter. Das eingeleitete Aufarbeitungsprojekt des IPP Instituts wurde aufgrund von öffentlichem Druck und schließlich erst durch die konkrete Aufforderung des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) Röhrig in Auftrag gegeben.

·  Bischof Heiner Wilmer hat mit seinem bemerkenswerten Versprechen „jeden Stein umdrehen zu wollen… und dafür zu sorgen, dass keine Akten mehr in Schubladen verschwinden“ eine ermutigende verbale Wende eingeleitet. Mehrere Betroffene fühlten sich dadurch ermutigt, sich nun zu melden. Es gab eine Reihe von guten und wichtigen Maßnahmen und zu Beginn viel Grund dafür, anzunehmen, eine „Neue Zeit“ sei angebrochen. Mittlerweile muss man ernüchtert festhalten: Von der Klarheit und dem Schwung des Anfangs sind wenig übrig geblieben. Während bereits der IPP Bericht „Wissen Teilen“ nahezu jede Pfarrei als Tatort identifiziert, sind noch nicht einmal die leitenden Pfarrer, geschweige denn die Gremien vor Ort, über die bisherige Verbrechensgeschichten ihrer Gemeinden informiert worden.6 Desweiteren wird proaktives Vorgehen nicht umfassend gefördert und mitunter nicht unterstützt. Ich habe selbst erfahren: Melder von Missbrauch werden teilweise ignoriert bzw. sogar beschuldigt oder mit der Androhung kirchenrechtlicher Maßnahmen eingeschüchtert. Der Fassadenkatholizismus und die Kultur der Doppelmoral werden mit neuer Raffinesse auf höherem Niveau weitergeführt. Es wird getrickst und geltendes Kirchenrecht bzw. die Rahmenrichtlinien der DBK missachtet.

·  Bereits seit 1995 ist öffentlich, dass mein ehemaliger Schulseelsorger, Pfarrer Christian Straub (Pfarrer des Nachbarortes von Himmelsthür), ebenfalls ein Missbrauchstäter war. Die umfassende Aufklärung und Aufarbeitung auch in diesem Fall lässt bis heute auf sich warten. Fast dreißig Jahre später gab es jetzt im Januar auf Vorschlag der Betroffeneninitiative Hildesheim einen ersten Austausch vor Ort. In den vergangenen Jahren haben Betroffene selber recherchiert und mussten feststellen, dass die von Bischof Josef Homeyer versprochene Auflage des Nicht-Einsatzes in der Pastoral nicht eingehalten worden ist. Weihbischof Bongartz hat gegenüber Betroffenen selbst im Jahr 2016 noch eine Mitschuld des Bistums zurückgewiesen und die Verantwortung für die vielen Verbrechen ausschließlich beim Täter verortet. In den Akten des Bistums gibt es eindeutige Belege, dass Pfarrer Straub schon in seiner Kaplanszeit sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern bzw. Jugendlichen ausgeübt hat.

·  Im Herbst 2020 wurde mir zugetragen, dass der verstorbene Ruhestandsgeistliche, Georg Merettig (ext. Link), eine pädosexuelle Veranlagung hatte. Und sich augenscheinlich bei einem Hoppe-Reiter-Spiel mit einem kleinen Jungen selbst befriedigt hatte. Daraufhin bestand ich auf Einblick in die Personalakte des Priesters, der in meinem Verantwortungsbereich tätig war. Hier fanden sich weitere Hinweise auf die pädosexuelle Veranlagung und auf mögliche Vorkommnisse in der Vergangenheit. Erst aufgrund des proaktiven Vorgehens der Pfarrei leitete das Bistum eine bischöflich beauftragte Untersuchung ein. Der Rosenbusch-Bericht konnte mehrere weitere Fälle in der Vergangenheit bestätigen. Hier zeigte das Bistum auf eindrückliche Weise, was möglich ist, wenn es proaktiv vorgehen würde. Es gibt zu kaum einem anderen Priester eine solch umfassende Untersuchung. Warum eigentlich nicht?

·  Durch meinen Kontakt zu verschiedenen Betroffenen, die außerhalb meiner Pfarrei aufgewachsen sind, teile ich das Wissen um weitere schlimmste unsägliche Verbrechen an Kindern, die vor mehreren Jahrzehnten im damaligen Erzbistum Köln bzw. dem heutigen Bistum Essen stattgefunden haben.7 Die Abgründigkeit dieser Berichte liegt vor allem darin, dass diese Kinder von mehreren Priester missbraucht wurden. Über die Abgründigkeit der vorhandenen ritualisierten Gewalt und Folter und das Ausmaß dieser Verbrechen erfährt die Öffentlichkeit nichts. (Triggerwarnung) Sie tauchen weder anonymisiert in der MHG-Studie auf, noch werden sie in den jeweiligen Bistumsstudien angemessen erwähnt bzw. berücksichtigt. Insbesondere diese Berichte verdeutlichen, dass Priester und Schwestern sich an sadistischen und menschenverachtenden Praktiken beteiligt haben. Liturgische Riten und selbst der Altar als Tatort für Vergewaltigungen und Folter von Kindern werden von Betroffenen, die sich nicht kennen, unabhängig als Tatorte benannt. Mitunter erkennt man in Beschreibungen der Betroffenen liturgisches Insiderwissen. Hier zeigt sich der Kern des Abgrunds. Die Täter:innen empfanden offensichtlich einen Lustgewinn dabei, Kinder gegen ihren Willen und unter unvorstellbaren Schmerzen gefügig zu machen. Der Lustgewinn an Machtausübung gegenüber Wehrlosen und Schutzbedürftigen offenbart eine Kultur der gravierenden Gottlosigkeit im Herzen der Kirche. Die Verweigerung höchster kirchlicher Verantwortungsträger, diesen Teil der eigenen Geschichte selbst offen anzugehen, führt das Versagen und die Kultur der Verantwortungslosigkeit und des Leugnens bis in die Gegenwart weiter. Das Bischöfliche Nichthandeln ist für mich persönlich die größte Belastung meines Lebens und meines Glaubens geworden. Sie handeln nicht, weil sie meinen, die Kirche dadurch zu schützen.   [……]

(Matthias Eggers, 21.08.2023)

As er das las, flog Bischof Wilmer vor Wut die Mitra vom Kopp.

Er bestellte Eggers zu sich ein und gab ihm zwei Woche, um freiwillig zurück zu treten.

[….] In einem offenen Brief wendet sich Wolfenbüttels Bürgermeister Ivica Lukanic an Bischof Heiner Wilmer (Hildesheim). Grund ist die Reaktion des Bischofs auf ein Interview von Pfarrer Matthias Eggers. In diesem kritisierte Eggers, dass der Aufklärung von sexuellen Missbrauchsfällen im Bistum nicht genug Aufmerksamkeit zukommt. Der Bischof hat den Pfarrer nun aufgefordert, sein Amt als Pfarrer in den nächsten 14 Tagen niederzulegen. Wenn er dies nicht mache, drohe ihm ein Amtsenthebungsverfahren. Der Bischof argumentiert, Eggers "habe dem Volk Gottes großen Schaden zugefügt“.  [….]

(Wolfenbüttel, 25.05.2024)

Zu blöd, daß die Säkularisierung so weit fortgeschritten ist.

[….] Inzwischen sind 34 Millionen Bundesbürger, darunter viele junge Menschen, konfessionslos. Scholz ist insofern in bester Gesellschaft. Waren es 1990 noch knapp 58 Millionen Deutsche, die Mitglied einer christlichen Kirche waren, so sind es mittlerweile viele Millionen weniger. Vor drei Jahren ist die Zahl der Kirchenmitglieder erstmals unter die Marke von 50 Prozent der gesamten Bevölkerung gesunken. [….] Die Gründe für die seit Jahren auch jenseits der bekannten Skandale kirchengerontokratisch bis zum Exzess gelebte Unattraktivität der Kirche sind vielschichtig. Es ist aber nicht so, dass die überalterte, überkommene, in Teilen verkommene und für immer mehr Menschen schlicht überflüssige Kirche daran unschuldig wäre.   […..]

(Gerhard Matzig, 16.05.2024)

 Die ungehorsamen Schafe solidarisieren sich mit Eggers und stellen sich gegen Bischof Wilmer.
 

[…..] Der Betroffenenrat Nord, der aus Personen besteht, die direkt oder als Angehörige von sexueller Gewalt durch Priester oder andere Mitarbeiter der katholischen Kirche betroffen sind, stellte sich hinter Eggers. [….] Bistum Hildesheim will sich für schonungslose Aufarbeitung einsetzen, der Bischof 'jeden Stein umdrehen' - und wirft dem Priester, der sich so konsequent wie kein anderer Geweihter im Bistum Hildesheim für die Betroffenen einsetzt, vor, dem Gottesvolk zu schaden!?" Vielmehr sei es so: "Missbrauch, Vertuschung, Täterschutz schaden dem Volk Gottes und der Glaubwürdigkeit der Kirche - Mitgefühl, Engagement und Kritik, mag sie auch scharf sein, nicht!" [….]. "Ich glaube, dass Pfarrer Eggers durch sein mutiges Handeln und seine Bereitschaft, Missstände öffentlich anzusprechen, einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung von Missbrauchsfällen leistet und nicht, wie Sie behaupten, 'dem Volk Gottes großen Schaden zugefügt' hat. Mit Verlaub, dies machen Sie mit Ihrer völlig übertriebenen Reaktion", schrieb der Bürgermeister. Gemeindemitglieder in Wolfenbüttel möchten sich nun mit einer Unterschriftenaktion für den Pfarrer einsetzen.   [….]

(NDR, 27.05.2024)

Rund 1.000 Gemeindemitglieder erschienen zum nächsten Eggers-Gottesdienst, viel mehr als die Kirche fassen konnte, und ließen Wilmers wissen, kollektiv auszutreten, falls er seine Drohung wahrmache, ihren Pfarrer zu feuern.

Leider hat der Hildesheimer Bischof aber nicht das Woelkische Format und scheint einzuknicken.

So sehr fürchtet er den Zorn der Kirchensteuerzahler, daß er nun offenbar gedenkt, dem in Ungnade gefallenen Pfaff doch seine Gemeinde zu lassen.