Donnerstag, 25. Januar 2024

Dieselbe Soße

Alle christlichen Sekten kämpfen für Unwerte.

Nahezu sämtliche moralischen und gesellschaftlichen Fortschritte des Humanismus mußten gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden. Kirchen, die mit weltlicher Macht ausgestattet, Genozide, Massenmorde, Auto-Dafés, Missionierung, Hexenverbrennung, Kreuzzüge, Sklaverei, Inquisition und Pogrome veranstalteten.  [….] Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Rechtsstaat, Frauenemanzipation, Folterverbot, Abschaffung der Sklaverei, Abschaffung der Todesstrafe, Freiheit der Kunst, Abschaffung der Prügelstrafe, Tierrechte, Ächtung von Antisemitismus, Schwulenrechte, Abschaffung des Verbots gemischtrassiger Ehen, Abschaffung des Verbots gemischtkonfessioneller Ehen, Verbot von Vergewaltigungen in der Ehe, etc pp - all das mußte gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden.
Die Kirchen waren dagegen und verschwendeten damit sinnlos über Dekaden ihre Kraft.

Die freundlichen weiblichen Gesichter der EKD-Führung; Göring-Eckardt, Käßmann, Fehrs, oder Kurschus, lassen die Öffentlichkeit immer wieder vergessen, daß sie genau wie Woelki, Mixa oder TVE, einen antisemitischen, antidemokratischen und antihumanistischen Verein bewerben, der nichts weniger als die größte Kriminalgeschichte der Menschheit auf dem Buckel hat, Unfrieden sät und Kindern das Leben zur Hölle macht.

„Rute und Zucht geben Weisheit; aber ein sich selbst überlassener Knabe macht seiner Mutter Schande“

(Sprüche 29,15).

Das beste Beispiel ist die 200.000 Köpfe starke Armee der obdachlosen queeren Jugendlichen in den USA, die von ihren evangelischen Eltern aus dem Haus geprügelt wurden.

[….] Why are increasing numbers of LGBTQ youths unable to remain in their homes?

What’s to blame?  The answers are not the same among all the young people. The cause may be the family’s poverty. Sometimes it is because of their parents’ mental illness or drug addiction. But the reason we hear most frequently is religious rejection — parents whose religious beliefs cause them to reject their LGBTQ children.

A harmful impulse has swept across some segments of American Christianity. In reaction to our society’s growing understanding and acceptance of the diversities of sexual orientation and gender identity, some Christians are seeking to define their religious freedom as the ability to discriminate against LGBTQ people. Laws have passed in Indiana and Arkansas allowing people to deny equal treatment to LGBTQ persons if they cite their religious beliefs. There are efforts afoot to pass similar laws in numerous other states, and there have been reports that the Trump administration is considering similar measures.

When parents are given the message by political and religious leaders that their religious beliefs should result in the rejection of LGBTQ people, it should come as no surprise that more and more of them respond by rejecting their LGBTQ children.

Humans, not statistics. From my vantage point, this is a tragedy. As many as 200,000 homeless LGBTQ youths are struggling to survive on the streets of our country.  [….]

(Carl Siciliano)

Um sich derartig bösartig und feindlich gegenüber seinen eigenen Kindern zu verhalten, braucht es christliche Religion, die in ihrer ganzen Perversität das Leiden an sich verherrlicht und schon Neugeborenen Sünden andichtet, für die sie Strafe verdienten und nur auf Gnade hoffen könnten, während sich die Christen selbst gegenüber ihren Mitmenschen als besonders gnadenlos zeigen. US-Christen sind weit überproportional Trump-Anhänger, Waffenfetischisten, Fans von Todesstrafe und Folter.

Und christlich bedeutet, Kinder zu quälen und prügeln, so wie es Georg Ratzinger über Jahrzehnte bei den Regensburger Domspatzen durchführte.

Die Bibel, immerhin Gottes Wort, auf das geschworen wird; zu dem sich Typen wie Nahles, Merkel und Steinmeiner ausdrücklich bekennen, ist da völlig eindeutig. Eindeutig brutal, abartig, verdammenswert.

„Entziehe dem Knaben nicht die Züchtigung; wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit der Rute, und du errettest seine Seele von dem Scheol.“

(Sprüche 23,13-14, siehe auch 13,24;22:15;20,30).

Es erfordert schon eine besondere evangelische Perfidie, ausgerechnet von den Opfern christlicher Täter „Verzeihen“ zu verlangen.

So wie es die Myriaden deutschen Kinder-Opfer sexueller Gewalt durch Luthers Geistliche erfahren. Denn wer vom Priester vergewaltigt wird, ist doch selbst Schuld, oder?

[….] Betroffene berichteten von einem "evangelischen Modus der Selbstüberhöhung" und einer "Atmosphäre der Geborgenheit und Sicherheit", von einer "imaginierten Idealgemeinschaft", für die eine "Kultur der Konfliktvermeidung" wesentlich sei. Betroffene würden zudem regelmäßig mit dem Wunsch konfrontiert, ihren Tätern vergeben zu müssen. Wenn sie das nicht tun, werden sie ausgeschlossen. "Schuld als prinzipiell nicht auflösbarer Zustand kann offenbar im evangelischen Selbstverständnis nicht ausgehalten werden", schreiben die Forscher in ihrer Studie.

Statt sich Betroffenen ehrlich zuzuwenden, hat die Kirche laut der Studie offensichtlich dann einen Antagonismus aufgemacht von "Ihr gegen uns". Betroffene "werden nicht als der evangelischen Gemeinschaft zugehörige wissende Subjekte anerkannt, sondern als Gruppe markiert, die der Kirche und Diakonie gegenübersteht". Die Deutungshoheit über Tat und mögliche Bestrafung behält stets die Kirche. Nicht die sexuellen Übergriffe werden als Problem gesehen, "sondern das Benennen sexualisierter Gewalt".

Wenn Eltern zum Beispiel in evangelischen Kitas Fälle sexualisierter Gewalt meldeten, wurde ihnen meist nicht geholfen - sondern sie wurden "diffamiert und delegitimiert", schreiben die Forschenden. So wurden entschuldigend biografische oder soziale Aspekte ins Feld geführt, dass das Kind zum Beispiel bei einem alleinerziehenden Elternteil aufwachse.  […..]

(SZ, 25.01.2024)

Willkommen in der perfiden, sadistischen Welt der deutschen evangelischen Kirche!

(……) Bis heute werden die Hunderttausenden Kinder, die in Deutschland bis in die 1980er Jahre in christlichen Heimen grauenvoll gequält, versklavt und ihren Familien entrissen wurden, einfach verdrängt.   Die Kindersexskandale der katholischen Priester überlagern alles. Auch die EKD macht sich einen schlanken Fuß und tut so als ob nichts gewesen wäre.  Dabei ist die Quantität der von weiblichen Christen gefolterten Kinder natürlich größer.

Unglaublich, aber wahr; auch im Jahr 2019, über ein halbes Jahrhundert nach dem Ulrike Meinhof im großen Stil veröffentlichte was in christlichen Kinderheimen vor sich ging und eigenhändig viele dieser malträtierten Jugendlichen befreite, schämen sich kirchliche Stellen nicht diesen massenhaften Missbrauch zu vertuschen. (….)

(Genugtuung, 03.11.2019)

Blamable 14 Jahre nach den Katholiken, befassen sich die Protestanten mit ihrer Missbrauchsgeschichte. Eine aktuelle Studie zeigt nur eine kleine Spitze des Eisbergs, weil sich viele evangelische Bistümer weigerten Akten rauszugeben. Sie treten lieber weiter die Opfer mit Füßen, um die Täter zu schützen. Das ist die EKD 2024.

[….] Das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragte Forscherteam hat am Donnerstag in Hannover die erste große bundesweite Studie - 880 Seiten lang - zu sexuellem Missbrauch in evangelischer Kirche und Diakonie vorgestellt. In dem Dokument wird von mindestens 2225 Betroffenen und 1259 mutmaßlichen Tätern gesprochen, untersucht wurde der Zeitraum seit 1946. Das ist laut den Forschern jedoch nur die "Spitze der Spitze des Eisbergs". Es ist ein Erdbeben heftigster Stärke für die EKD. "Die evangelische Kirche und die Diakonie steht erst am Anfang ihrer Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt", sagt Studienleiter Martin Wazlawik.  […..]

(SZ, 25.01.2024)

Die frommen evangelischen Bischöfinnen, mit denen sich Politiker jeder Couleur so gern schmücken, sind moralisch keinen Deut besser, als die Woelki oder TVE.

Detlev Zander, 60, hat in einem Heim der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal in Baden-Württemberg bereits als Kleinkind schwerste sexuelle, physische und psychische Gewalt erfahren. Als Betroffenensprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) setzt er sich bundesweit für Missbrauchsopfer ein. Er ist Mitglied im EKD-Beteiligungsforum, in dem Betroffene und Kirchenvertreter paritätisch vertreten sind, erklärt im Spiegel:

[…] die hohen Fallzahlen […] muss man angesichts des immensen Dunkelfelds ja noch hochrechnen. Auch, dass die Opfer beim ersten Übergriff im Schnitt gerade mal elf Jahre alt waren, ist schrecklich. Da waren auch kleine Jungen dabei, das ist vor dem Hintergrund, dass die EKD jahrelang nach außen vermittelt hat, in ihren Reihen gebe es vor allem betroffene Frauen und ältere Mädchen, ein völlig anderes Bild. Auch das EKD-Mantra, es habe bundesweit nur 858 bekannte Fälle gegeben, kann man nun ad acta legen. […]

SPIEGEL: Kann man den Bericht überhaupt ernst nehmen? […]

Zander: Das fällt schwer, denn er weist etliche Mängel auf. So wurden zum Beispiel aus der Diakonie nur Fälle bis zum Jahr 1970 aufgenommen. Was danach geschah, bleibt unerwähnt. Man hat vor allem Disziplinarakten konsultiert, aber kaum Personalakten – obwohl doch gerade die viel aussagen über Verdachtsmomente und mögliche Vertuschung. Die Landeskirchen haben das mit Personalmangel begründet – das ist beschämend, das lasse ich als Ausrede nicht gelten. Wenn Bischof oder Bischöfin es mit der Aufklärung ernst meinen, sind sie verpflichtet, in so einem Fall mehr Leute einzustellen. […] Vielleicht hatte man Angst, dass in den Personalakten Dinge stehen, die Rückschlüsse darauf zulassen, wer wann was gewusst hat und wie lange es gedauert hat, bis Schritte unternommen wurden. Gut möglich, dass man Vertreter der Institution schützen wollte. Mich als Betroffenen hat diese Herangehensweise sehr geärgert. Ich frage mich auch, wer eigentlich kontrolliert hat, ob die Landeskirchen vollständige und korrekte Angaben gemacht haben. […] Vertuschung wird in der Studie gar nicht thematisiert. Kein Verantwortlicher wird mit Namen genannt. Wer waren denn die Bischöfe zum Tatzeitpunkt? Stellt irgendwer sein Amt zur Verfügung? Es sind die Betroffenen, die gerade die Verantwortung übernehmen und im Beteiligungsforum versuchen, Reformen anzuschieben. […] […]

(Zander Interview, 25.01.2024)

Wer immer noch Mitglied einer christlichen Kirche ist, macht sich mitschuldig!

Mittwoch, 24. Januar 2024

Römische Bestrafung

Vatikanstadt, dieser Sehnsuchtsort für die Klemmschwestern der Welt: Frauenfrei, die Männer tragen bunte Kleider, sind zu mindestens 2/3 schwul und chronisch untervögelt. Es gibt eine über Jahrhunderte etablierte Callboyszene rund um die vatikanischen Mauern. Außerdem Prälaten, die Männer jedes erdenklichen Körperbaus offerieren und direkt in die kurialen Gemächer schicken.

(…..) Zuweilen hat man den Eindruck, der ganze Petersdom sei wie zu früheren Jahrhunderten üblich ohnehin eine einzige Callboy-Börse - ähnlich den Republikaner in den USA, deren Spitzenvertreter massiv gegen die same-sex-marriage vorgehen und gleichzeitig dermaßen viele Gay-sex-Skandale produzieren, daß man sie satt "Grand old party" nur noch "Gay old party" nennt.
"Tutti perversi?" fragt das italienische politische Wochenmagazin "Panorama" angesichts des vatikanischen Stricherrings, der im März 2010 aufflog. Chinedu Thomas Ehiem, der vatikanische Chorsänger, organisiert für die Herren in den Soutanen neben den gesanglichen auch andere orale Freuden.
Pfaffen lieben es oral. Ehiem vermittelt Callboys.


"Im Vergleich zu dem bin ich bloß normal ausgestattet, er hat einen unglaublichen Körper. Ab zehn Uhr hat er Zeit, er ist ein Freund von mir und tut, was ich ihm sage." Solche Mitschnitte aus Telefonaten, aus sehr delikaten Telefonaten, haben dem Vatikan einen deftigen Skandal um Sex und Prostitution beschert.


Angehende Priester wurden ebenfalls von dem Vatikanischen Chorsänger als Lustknaben an den höheren Klerus vermittelt:


Und Ehiem ist äußerst rührig: "Ich habe da einen aus Neapel, einen Kubaner, einen Deutschen, gerade aus Deutschland eingetroffen, zwei Schwarze, einen Fußballer, einen Tänzer der RAI", heißt es laut der Tageszeitung "Libero" in einem Mitschnitt. Einmal wird der Kuppler konkret und bietet einen Prostituierten an, "zwei Meter groß, 97 Kilogramm schwer, 33 Jahre alt." Auch Priester-Seminaristen sollen zu den jungen Männern gehört haben, die Ehiem an Balducci weiterreichte; in einem Gespräch jedenfalls kommt die Frage auf, wann denn der Jüngling "wieder im Seminar" sein müsse.

(SPON 2010)

Als Zuhälter für schwule sexuelle Dienstleistungen im Vatikan fungierte hauptsächlich Angelo Balducci; "Gentiluomini di Sua Santità" ("Ehrenmänner Seiner Heiligkeit") des Papstes und Präsident des Obersten Rates für Öffentliche Arbeiten. Die "Gentiluomini di Sua Santità" hatte Papst Paul VI. im Jahr 1968 statt des früheren Hofstaates eingesetzt. Um einer der 147 "Ehrenmänner Seiner Heiligkeit" zu werden, muß man ganz besondere Verdienste gegenüber dem Heiligen Stuhl erworben haben - eine Voraussetzung, die Baldulucci offensichtlich erfüllte.
Sexuelle Dienstleistungen durch junge hübsche Männer sind im Staat der Zölibatären heiß begehrt.
Sich die Stricher selbst in einer der vielen Schwulenbars rund um den Vatikan aufzugreifen, ist erstens umständlich, zweitens zeitaufreibend, drittens indiskret und viertens mitunter auch gefährlich, wie das Schicksal des adeligen Herrn Luzi beweist. Auch Luzi, a Roman nobleman, war einer der "Ehrenmänner Seiner Heiligkeit"; ein Kollege Angelo Balduccis.


[….]
Grim Face of Gay Life: A Papal Aide Is Killed […..] The Vatican yearbook notes that Mr. Sini Luzi began service as a Gentleman of His Holiness in April 1989, and today national newspapers published photographs of him, a smiling, bespectacled man, with Pope John Paul II, or standing in the Vatican clad in the black cutaway and decorations of his office.

(NYT,  John Tagliabue, Jan. 8, 1998)


Der Kammerherr des Papstes, Enrico Sini Luzi, ist 1998 in einer Vatikanwohnung bei schwulen SM-Spielchen umgekommen.
Der in den römischen Schwulenbars stadtbekannte Papst-Freund hatte sich einen Stricher aufgegabelt und wurde dann in Reizwäsche mit einem Kerzenleuchter erschlagen gefunden – der Videorekorder mit den Homopornos lief noch. (….)

(Die Kirche und der Sex, 21.11.2010)

Die moderne Zeit bringt aber drei strategische Probleme für die weltweit 400.000 Geistlichen und ihre Fürsten im Vatikan.

1.) Je mehr Schwulsein gesellschaftlich akzeptiert wird, desto weniger fühlen sich junge homosexuelle Männer, die keine Frau heiraten wollen, genötigt zwecks Vertuschung ins Priesterseminar zu gehen. Der Priesternachwuchs bleibt daher in den westlichen Demokratien zunehmend aus.

2.) Im Zeitalter des Internets und des Klugtelefons lässt sich schwuler käuflicher Sex schlechter verheimlichen. Jeder Stricher verfügt immer über die Mittel, seine Freier zu erpressen.

3.) Erhebliche Teile der westlichen Öffentlichkeit sind für die pädosexuelle Gewalt durch katholische Geistliche sensibilisiert. Messdiener oder Priesteramtskandidaten zum Sex zu nötigen, führt daher mit höherer Wahrscheinlichkeit dazu, daß die Opfer sich beschweren und Anzeige erstatten.

Zu allem Unglück für die Vergewaltiger und Kinderfi**er in den Soutanen, können sie sich weniger auf die Diskretion Bergoglios verlassen. Die beiden Vorgängerpäpste hatten sich noch kompromisslos an die Seite der Täter gestellt.

Zwar schützt Franz immer noch seine höherrangigen Kleriker, aber unterhalb des Bischofsrangs kam es 2019 sogar schon zu einem Prozess im Vatikan selbst.

[…..] Vatikan verklagt zwei Priester wegen Missbrauchs im Vatikan

Der Kirchenanwalt des Vatikantribunals hat Anklage gegen zwei Priester wegen sexuellen Missbrauchs minderjähriger Knaben im Vatikan erhoben. […..] Die Vorfälle im Knabenseminar St. Pius X. sollen sich in den Jahren vor 2012 ereignet haben, hieß es. Die Anklage gegen Gabriele Martinelli lautet auf Missbrauch, jene gegen den damaligen Rektor Enrico Radice auf Beihilfe zum Missbrauch. Nach einschlägigen Presseberichten hatte das Vatikantribunal im November 2017 Ermittlungen eingeleitet, teilte der Pressesaal weiter mit. Diese führten nun zur Anklageerhebung.

Die gemeldeten Vorgänge fanden in einem Zeitraum statt, in dem die Rechtslage eine Klage nur dann zugelassen hätte, wenn die betroffene Person selbst sie innerhalb eines Jahres nach dem Vorfall erhebt, wie die Vatikannote ausführte. Papst Franziskus habe allerdings am vergangenen 29. Juli eine Verfügung erlassen, die diese Beschränkung aufhob.

Enrico Radice war 2002 bis 2014 Rektor der Institution gewesen. Bereits 2013 war der Vatikan dem Verdacht nachgegangen, im Knabenseminar sei es zu Missbrauch an Jungen gekommen. Damals waren keine Anhaltspunkte dafür gefunden worden. Gabriele Martinelli ist nach Angaben der Zeitung der italienischen Bischöfe, Avvenire, 28 Jahre alt und wurde 2017 für die Diözese Como zum Priester geweiht. Er sei selbst Alumne des Knabenseminars gewesen und werde beschuldigt, mehrere jüngere Zöglinge missbraucht zu haben. […]

(Vatican News, 17.09.2019)

Pater Gabriele Martinelli schien nach zwei Jahren aber davon zu kommen. Das bißchen Kindermissbrauch und Seminaristen vergewaltigen, reichte nicht zu einer Verurteilung.

[….]  Ein Gericht im Vatikan hat am Mittwoch zwei Priester von Missbrauchsvorwürfen im Priesterseminar Pius X. freigesprochen: Der 29 Jahre alte Priester Gabriele Martinelli sowie der ehemalige Rektor der Schule, der 72-jährige Pater Enrico Radice wurden beide für "nicht schuldig" befunden, auch wenn es zu sexuellen Handlungen gekommen ist.

Das Urteil ist der Abschluss eines über ein Jahr langen Prozess wegen angeblichen Missbrauchs im dem Seminar und Wohnheim in der Vatikanstadt für etwa ein Dutzend Jungen im Alter von 12 bis 18 Jahren, die bei päpstlichen Messen und anderen Liturgien im Petersdom als Ministranten dienen und das Priesteramt in Erwägung ziehen. Der Vatikan gab im Mai bekannt, dass Papst Franziskus beschlossen hat, das Priesterseminar ab September außerhalb des Vatikanstaates zu verlegen.

Bei den letzten Anhörungen am 15. und 16. Juli hatte die Staatsanwaltschaft des Vatikans die Richter aufgefordert, Martinelli zu acht Jahren Gefängnis zu verurteilen, wobei die Strafe auf vier Jahre herabgesetzt werden kann, und Radice zu vier Jahren Gefängnis zu verurteilen.

Gerichtspräsident Giuseppe Pignatone verkündete das Urteil am 6. Oktober. Das Gericht entschied, dass der Priester Martinelli nicht für Verbrechen bestraft werden kann […]

(CNA, 07.10.2021)

Roma Locuta, causa finita? Die Rechtsbeiständin des Opfers, Rechtsanwältin Laura Sgró ging 2021 in Berufung und erreichte gestern tatsächlich die Sensation. Auch wenn das Urteil weit unter den ursprünglich geforderten acht Jahren Haft zurückbleibt.

[….] «Heute hat das Berufungsgericht das Urteil erster Instanz gekippt und Gabriele Martinelli, ehemaliger Schüler des Priesterseminars Pio X, zu 2 Jahren und 6 Monaten verurteilt», erklärt der Anwalt Laura Sgrò, der das Opfer in dem Missbrauchsprozess verteidigt, der heute im Vatikan verhandelt wurde. Laut dem Urteil, das von der Ansa eingesehen wurde, hat das Berufungsgericht des Vatikans Martinelli «der Korruption von Minderjährigen schuldig» befunden.

«Für uns ist dies ein historisches Urteil», sagt Sgrò. «Nach so vielen Jahren wurden nicht nur die Tatsachen anerkannt, sondern offensichtlich auch das Leiden und die endlich erhaltene Gerechtigkeit meines Mandanten».  [….]

(Il Messagero, 23.01.2024)

Natürlich ist es lächerlich, wenn der Vatikan bei hunderttausenden Kindersexopfern nach einem Vierteljahrhundert weltweiter Schlagzeilen, nun das einzige und erste mal einen Täter selbst verurteilt. Martinelli scheint keine kuriale Protektion genossen zu haben.

[….]  Es handelt sich um die erste Verurteilung im Vatikan wegen sexueller Vergehen, berichteten italienische Medien. Der ursprüngliche Prozess, der vor vier Jahren begann, war der erste im Vatikan wegen sexuellen Missbrauchs auf vatikanischem Gebiet. Der Priester Gabriele Martinelli wurde vor Gericht gestellt, weil er eine Person, die nur als L.G. bekannt ist, über einen längeren Zeitraum von 2007 bis 2012 zu sexuellen Handlungen gezwungen haben soll, während beide am Priesterseminar St. Pius X. eingeschrieben waren.

Martinelli wurde auch der Bestechung eines Minderjährigen für schuldig befunden und zu einer Geldstrafe von 1.000 Euro (1.083 US-Dollar) verurteilt, die sich auf Vorfälle in den Jahren 2008-2009 bezieht. […..] Die Vorwürfe basierten unter anderem auf Aussagen eines ehemaligen polnischen Ministranten. Dieser hatte berichtet, in dem Vorseminar im Vatikan von dem Seminaristen missbraucht worden zu sein. Dieser habe auch einen weiteren Ministranten missbraucht. Dieser war 13 Jahre alt, als er erstmals missbraucht wurde. Der Pole hatte auch berichtet, dass er seinem spirituellen Pater über die Vorfälle erzählt habe. Es seien jedoch keine Maßnahmen ergriffen worden, außer, dass der Ministrant aus dem Vorseminar entfernt wurde.  [….]

(ORF, 24.01.2024)

Dienstag, 23. Januar 2024

Trans-Sündenböcke

Für Parteien, die mit faschistischen Narrativen um Wählerstimmen werben, sind in Ermangelung von Problemlösungskonzepten, Sündenböcke essentiell.

Trump macht es vor. Die absurdesten Widersprüche und Peinlichkeiten lassen sich damit übertünchen, dieselben Leute zu hassen. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit als Basis der Politik.

[….] "Es gibt zu viele Ausländer in Deutschland" - auch im Erhebungsjahr 2014 sind noch rund 37 Prozent der Deutschen dieser Ansicht. Solche und ähnliche Aussagen, die Ablehnung, Abwertung und Ausgrenzung ausdrücken, lassen sich mit dem Sammelbegriff der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit beschreiben. Wenn Menschen aufgrund ihrer zugewiesenen Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe als irgendwie ‘anders’, ‘fremd’ oder ‘unnormal’ markiert werden, dann wird aus ‘ungleich’ sehr leicht auch ein ‚ungleichwertig‘. Damit ist die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auch ein Kernelement rechtsextremer Einstellungen, die sich dort u.a. in Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus, aber auch in Sexismus und Homophobie ausdrücken. […] Als Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bezeichnen wir abwertende und ausgrenzende Einstellungen gegenüber Menschen aufgrund ihrer zugewiesenen Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe. Eine in diesem Sinne menschenfeindliche Haltung kann sich auch in ausgrenzender oder sogar gewalttätiger Handlung zeigen oder Einfluss auf die Gestaltung von diskriminierenden Regeln und Prozessen in Institutionen und den Aufbau von diskriminierenden Strukturen haben.

Nicht alle Formen von Ausgrenzung einzelner Personen müssen ein Ausdruck von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sein, zum Beispiel Mobbing aufgrund von Armut und nicht jede Form von Ungleichheit – so schlimm dies für die Betroffenen auch ist. Sie sind es aber dann, wenn sie von einer Ideologie der Ungleichwertigkeit unterfüttert und angetrieben sind und die Abwertung und Ausgrenzung sich nicht individuell begründen, sondern sich gegen Menschen aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Zugehörigkeit zu einer Gruppe richten. Umgekehrt kann hinter abwertenden, ausgrenzenden oder gewalttätigen Phänomenen, die sich auf den ersten Blick gegen einzelne Individuen richten, auch Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit verbergen. Das kann zum Beispiel der Fall bei häuslicher Gewalt gegen Frauen sein, bei der sexistische Rollenvorstellungen eine Rolle spielen können, oder bei der Entscheidung im Stadtrat, gegen eine Strukturfördermaßnahme für einen armen Stadtteil mit überwiegend migrantischer Bevölkerung zu stimmen, bei der ggf. auch Rassismus handlungsleitend ist. [….]

(bpb, 20.10.2015)

Indem andere erniedrigt werden, fühlen sich die Rechten um so größer.

[….] Es gibt in der Union in dieser Hinsicht eine düstere Tradition (»Kinder statt Inder«, Roland Kochs Kampagnen gegen Jugendliche mit Migrationshintergrund). Und heute? Man denke an Friedrich Merz’ Gerede von den »kleinen Paschas«; von Flüchtlingen, die Deutschen angeblich die Zahnarzttermine wegnehmen; an Markus Söders Gerede vom »Asyltourismus«. Es war in dieser Kolumne schon mehrere Male zu lesen, aber es ist zu wichtig, um es hier wegzulassen: Es ist empirisch vielfach nachgewiesen , dass die Übernahme populistischer Positionen nur den Populisten nützt: Anpassungsstrategien verringern die Unterstützung für Rechtsradikale nicht  […..]

(Prof Christian Stöcker, 21.01.2024)

Komplexe Antworten auf komplexe Fragen sind im sind im Zeitalter der homogenen Socialmedia-Meinungsblasen nicht mehr erwünscht.

Umso wichtiger wird für rechte und unseriöse Parteien daher, das Pseudo-Problem-Handling, indem auf Schwächere eingedroschen wird, die man gemeinsam ausgrenzt und hasst. Das wiederum erzeugt bei dem gemeinen Trump/AfD/FPÖ/CSU/FW-Anhänger ein wohliges Gefühl.

Da säuft es sich im Bierzelt gleich viel fröhlicher, wenn man den Banknachbarn an seiner Seite weiß: Der kann Schwule, Schwarze und Emanzen auch nicht leiden; Prost und hoch die Tassen!

Nicht jeder Schwule ist geoutet, aber sie sind inzwischen gesellschaftlich so sichtbar, daß die allermeisten Menschen Nicht-Heteros kennen, die sie mögen. Da kann man mit Schwulenhass auch schon mal unangenehm auffallen.  Friedrich Merz mit seiner Sozialisierung im letzten Jahrtausend lehnt die „Ehe für alle“ ab, stimmte gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe. Schwule kann er immer noch nicht ausstehen, stößt aber im dritten Jahrzehnt des neuen Millenniums an Grenzen, wenn er seine Homophobie durch Verquickung mit Pädophilie ausdrückt.

In Russland und Osteuropa reicht Schwulenhass, um Wähler zu begeistern. Zunehmend schwenken aber die ganz Rechten des Westens – AfD, GOP, CSU auf Transhass um, da transidentische Menschen seltener und daher für den deutschen Michl auf der Straße noch ungewöhnlicher sind.

Die Vorstellung von einer bösartigen Dragqueen, die eine 10. Klasse einer Realschule besucht, woraufhin sich scharenweise die Söhne der frommen konservativen Eltern ihren Penis abschneiden und fortan als Mädchen leben wollen, gruselt so schön. Das hat zwar mit der Realität rein gar nichts zu tun, generiert aber so viel Aufwallung, daß Ron DeSantis damit einen US-Präsidentschaftsbewerbung befüllen kann.

[….] In mehreren EU-Staaten wie Tschechien müssen sich trans Personen noch immer sterilisieren lassen, bevor sie ihr Geschlecht ändern können. [….] Die Probleme, sagt Alexandra Tomanová, fingen drei Tage nach der Operation an. Natürlich, gewisse Schmerzen sind normal, wenn einem die Hoden entfernt werden. Aber diese? "Wie der stärkste Tritt zwischen die Beine, den man sich vorstellen kann. Und das für Stunden", sagt die 23-Jährige. Zugleich habe sie, trotz all der Schmerzen, Erleichterung gespürt. "Jetzt ist es geschafft, meine legale Transition ist beendet. Ein unglaubliches Gefühl."

Wenn man Tomanová in ihrer Heimatstadt Pilsen im Westen Tschechiens trifft, schwarzes Kleid, lange rotblonde Haare, lackierte Fingernägel, würde man nicht denken, dass sie vor nicht allzu langer Zeit noch einen männlichen Vornamen trug. Die Übersetzerin ist transgender und lebt mittlerweile als Frau. In Tschechien müssen trans Personen dafür eine besonders hohe Hürde überwinden. Um auf Ausweisdokumenten sein Geschlecht ändern zu können, ist es nötig, sich zuvor einer Sterilisierung zu unterziehen, also unfruchtbar zu werden.

Für die Betroffenen ist das ein völlig unnötiger Eingriff, dennoch hält sich diese Praxis laut der Organisation "Transgender Europe" neben Tschechien noch in drei weiteren EU-Staaten: in der benachbarten Slowakei, in Rumänien und Lettland. Auch die meisten anderen europäischen Länder schrieben trans Personen lange eine Sterilisierung vor, um das Geschlecht ändern zu können. Erst 2011 kippte das Bundesverfassungsgericht eine entsprechende Regel in Deutschland. 2017 urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass eine solche Behandlung das Recht auf Privatsphäre von Betroffenen verletze - in der Folge schafften beispielsweise Frankreich und im vergangenen Jahr Finnland die Zwangsbehandlung ab. Ein Bericht der Vereinten Nationen hatte vorgeschriebene Sterilisationen bereits vor zehn Jahren als eine Form von Folter eingestuft. [….] 2018 hatte die damalige tschechische Regierung einen Anlauf unternommen, den Zwang zur Sterilisierung abzuschaffen, doch das Innenministerium stoppte die Reform. 2022 hatte das Verfassungsgericht den Operationszwang wieder bestätigt. [….] In der benachbarten Slowakei wurden Zwangssterilisierungen bei trans Personen im vergangenen Jahr abgeschafft - bis die neue Regierung des Linkspopulisten Robert Fico die Reform im Dezember wieder kippte. Und in Russland erklärte das oberste Gericht die "internationale LGBTQ+-Bewegung" zu einer "extremistischen Organisation", was schwule, lesbische und trans Personen neuer Diskriminierung aussetzen könnte. [….]

(SZ, 23.01.2024)

Die konservativ-politische Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit geht also einher mit einer gehörigen Portion Sadismus.

Eine Schwangerschaftsunterbrechung soll in diesem Sinne auch lieber durch eine blutige und schmerzhafte Ausschabung, als vergleichsweise schonend mit RU486 durchgeführt werden. Trans-Menschen sollen leiden, Migranten besonders kärglich untergebracht werden. Das erfreut das Herz eines konservativen Christen.

Montag, 22. Januar 2024

Blamables aus Bayern – Teil II

Wie schafft man es, die Nazis davon abzuhalten, nach 91 Jahren erneut die Demokratie niederzuringen, um ein totalitäres Regime zu errichten und Deutschland zu ruinieren?

Unklar. Aber wir wissen immerhin, was nicht nur nicht funktioniert, sondern ganz im Gegenteil, die Nazis immer stärker macht: Die Anbiederung und Umarmung durch Friedrich Merz.

Es ist nach einer Dekade AfD nicht mehr lustig, wenn Lindner und die C-Politiker eifrig die braunen Wähler in Schutz nehmen und darauf pochen, die Nazis „inhaltlich zu stellen“. Wenn das auch nur ansatzweise möglich wäre, fragt man sich, wieso die entsprechenden Parteien, dieses tolle Rezept noch nie verwendet haben und lieber tumb zusehen, wie die Weidelianer immer mehr zulegen.

Natürlich kann und muss man in Politmagazinen, seriösen Zeitungen, Talks die AfD-Lügen sezieren; ihre Heuchelei und Menschenfeindlichkeit entlarven, nachweisen wie dreist sie bei der NSDAP klauen.  Aber zu glauben, im Lichte dieser Erkenntnis, würde der gemeine HAUT-AB-Brüll-Sachse denken „Oh Schreck, die sind rechtsextrem? Also dann wähle ich nicht mehr AfD, sondern schwenke zur CDU um“, war schon zur Bundestagswahl 2017 sträflich naiv. Heute wissen wir sicher, daß so ein Einsichts-Prozess nicht existiert. Indem die AfD-Themen hysterisch von allen anderen Parteien hyperventiliert werden und die C-Chefs dem braunen Urnenpöbel bestätigen, berechtigte Anliegen zu haben, verfestigt sich das faschistoide Wählerpotential.

[….] Die AfD hat die simulierte Zweiteilung der politischen Landschaft schon sehr früh mit zwei Begriffen markiert: »Altparteien« und »linksgrün«. Das heißt: wir gegen die. Daran, dass die Phrase »linksgrün« längst auch aus FDP und CDU/CSU gelegentlich zu hören ist, kann man den Erfolg dieser populistischen Vereinfachung ablesen. Teile von Union und FDP glauben nach wie vor an die Existenz eines »bürgerlichen Lagers«, zu dem sie selbst sich zählen.

Doch wer soll diesem »bürgerlichen Lager« gegenüberstehen? Die Arbeiterklasse? Und zu welchem Lager gehören die Wählerinnen und Wähler der AfD? Auch die tatsächliche Zusammensetzung der Wählerschaft von Grünen, SPD und Linken führt diese Zweiteilung ad absurdum: All diese Parteien haben selbstverständlich viele »bürgerliche« Wählerinnen und Wähler. Einfache Dichotomien sind in einer komplexen Welt immer falsch.

Maßnahme eins zur Verkleinerung der AfD lautet daher: Alle demokratischen Parteien müssen sich irreführenden Vereinfachungen und Zweiteilungen konsequent widersetzen. […..] Setzten sich die Rechtsextremen mit ihren rassistischen und völkischen Ideen durch, bräche dieses Land zusammen. Rassismus ist keine begründbare Position, er ist emotional und irrational. Ein »arisches« Deutschland gab es nie, kann und wird es nie geben.

Maßnahme zwei lautet daher: Alle demokratischen Parteien müssen rassistische, also irrationale Positionen und Argumente stets als solche brandmarken und sie selbst meiden.

Es gibt in der Union in dieser Hinsicht eine düstere Tradition (»Kinder statt Inder«, Roland Kochs Kampagnen gegen Jugendliche mit Migrationshintergrund). Und heute? Man denke an Friedrich Merz’ Gerede von den »kleinen Paschas«; von Flüchtlingen, die Deutschen angeblich die Zahnarzttermine wegnehmen; an Markus Söders Gerede vom »Asyltourismus«. Es war in dieser Kolumne schon mehrere Male zu lesen, aber es ist zu wichtig, um es hier wegzulassen: Es ist empirisch vielfach nachgewiesen , dass die Übernahme populistischer Positionen nur den Populisten nützt: Anpassungsstrategien verringern die Unterstützung für Rechtsradikale nicht .

Was dagegen hilft, ist ein »cordon sanitaire« , wie das in der Fachliteratur öfter zu lesen ist, was in etwa dem deutschen Begriff der »Brandmauer« entspricht. Friedrich Merz, Markus Söder und andere, die in der Union (und Teilen der FDP) im Moment das Wort führen, wollen das augenscheinlich nicht wahrhaben. Merz behauptete diese Woche, die Ampelkoalition führe eine »Kampagne« gegen Bauern, Rechtsradikale hätten an den Traktorprotesten gar nicht teilgenommen. Das ist nachweislich  falsch, und das muss Merz auch klar sein. Das ist der Sound und der Stil der AfD. […..]

(Prof Christian Stöcker, 21.01.2024)

Es ist zum Verzweifeln, wenn man die stoische Erkenntnis-Unfähigkeit der Söderisten und Merzianer mitansieht. Mit geradezu Trumpscher Borniertheit, trommeln sie eifrig weiter für das Falsche, setzen ihre ganze Energie dafür ein, die Demokraten zu schwächen und die Faschisten zu stärken.



Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob Merz bewußt die AfD stärkt, weil er genauso rechtsradikal denkt, oder ob er einfach zu dumm ist, zu begreifen, wie er fortwährend die Nazis bewirbt. Beides sind keine schönen Szenarien.

Einige unverbesserliche Optimisten des linksliberalen Lagers, schöpfen aus den weit über einer Million Demonstranten gegen Rechts in den letzten Tagen, die Hoffnung auf eine Umkehr bei den AfDophilen C-Parteien.

Heute scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein. Söder und sein antisemitischer Vize-MP, präsentieren soeben den Plan, rassistische AfD-Mitglieder zu bayerischen Verfassungsrichtern zu machen. So agiert die bayerische Staatsregierung kaum 24 Stunden nachdem 350.000 Münchner gegen Rechts aufstanden.

Antisemit Aiwanger mag die Demokraten ohnehin nicht.

[….] Während sich Söder klar gegen die AfD-Politik positioniert, lässt es Aiwanger an einem solchen Bekenntnis fehlen. [….] Wegen seiner Haltung zu den deutschlandweiten Demonstrationen gegen die AfD muss Vizeministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) teils heftige Kritik einstecken. "Ich halte das für unmöglich, wie er sich positioniert", sagte der frühere CSU-Parteichef Theo Waigel am Montag der Süddeutschen Zeitung. Der Hintergrund: Aiwanger hatte sich wiederholt vom breiten gesellschaftlichen Protest distanziert - und gesagt, dass dieser "vielfach von Linksextremisten unterwandert" sei. Für Waigel ist das "ziemlich übel". Er ist der Meinung, dass Aiwanger "den dunklen Kräften geradezu Auftrieb gibt, indem er die Wirklichkeit leugnet und zu den Dingen, die im Moment in der AfD stattfinden, keine klaren Worte bezieht".[….] [….] Neben Söder gibt es aber weitere hochrangige CSU-Mitglieder, die allzu konkrete Äußerungen über Aiwanger scheuen. Erst kürzlich hatte ein Kabinettsmitglied zahlreiche Aussagen - und mehrere Fragen - zu Aiwanger nachträglich aus einem Interview mit der SZ gestrichen. [….]

(Andreas Glas, 22.01.2024)

Die moralische Fehlprägung Söders, der wieder einmal nicht die Kraft, oder den Willen findet, dem rechtsradikalen Antisemiten an seinem Kabinettstisch Einhalt zu gebieten, wirkt nach dem enormen Statement seiner Bevölkerung gegen den Faschismus noch erbärmlicher.

[….]  Die Demos am Wochenende boten ein beeindruckendes Bild, Vertreter aller demokratischen Parteien lobten das Engagement. Nur FW-Chef Aiwanger spottet und vermeidet eine Abgrenzung nach rechts außen. Wer ihn gewähren lässt, gefährdet seine eigene Glaubwürdigkeit. [….]

(Katja Auer, 22.01.2024)

Der bayerische Ministerpräsident schweigt zu Hubsis rechtem Raunen. Es passt schließlich so gut zu den CSUlern, die pawlowsch gegen das Volk pöbeln, wenn es liberale Tendenzen zeigt. Söders CSU-Justizminister Eisenreich kann angesichts der Bilder von den Großdemonstrationen in Bayerns Städten nicht an sich halten und muss gleich den Faschisten zu Hilfe eilen.

[….] Zugleich kritisierte Münchens CSU-Chef, der bayerische Justizminister Georg Eisenreich, die Organisatoren - vor allem die Klimabewegung Fridays for Future. Mehr als 200 Organisationen und Gruppen hatten zu der Demonstration gegen die AfD am Sonntag aufgerufen. [….] Zugleich kritisiert Eisenreich das Motto der Demonstration: "Gemeinsam gegen Rechts". Dieses halte er "in seiner kalkulierten Unbestimmtheit für falsch". [….] Während er, so Eisenreich, beim Kampf gegen Demokratiefeinde einen "Konsens der Demokraten" erkenne, gebe es diesen nicht in der Zuwanderungs- und Flüchtlingspolitik. Er hoffe, dass die Rednerinnen und Redner auf der Demo "der Versuchung widerstehen, den Konsens beim Kampf gegen Rechtsextremismus für die Forderung nach einer linken Zuwanderungs- und Flüchtlingspolitik zu nutzen".

Explizit kritisierte Eisenreich die Klimabewegung Fridays für Future. Er frage sich, ob diese "ein legitimer Organisator einer solchen Demonstration gegen Extremismus" sei. Seine Haltung begründet der Münchner CSU-Chef damit, dass sich der deutsche Zweig der Bewegung nur "halbherzig" von "unsäglichen Äußerungen" Greta Thunbergs zu Israel distanziert habe. [….] (SZ, 22.01.2024)

So bekommen wir die AfD selbstverständlich nicht geschrumpft, wenn sich ihre christdemokratisch/sozialen Freunde im Zweifelsfall immer auf die Seite der Faschisten und gegen die Demokratie stellen.

 [….] Äußerungen von Georg Eisenreich zur Demo [sind] irritierend und unklug. Die AfD dürfte sich freuen, dass Eisenreich jene zu spalten versucht, die sich gegen die Rechtsaußenpartei engagieren.

Wo all die Gruppen und Vereine zuletzt waren, fragt Eisenreich, als es darum ging, Solidarität mit Israel auszudrücken. Dass vergleichsweise wenige Menschen in München für Jüdinnen und Juden auf die Straße gehen, ist traurig. Dies aber just den Gruppen zum Vorwurf zu machen, die jetzt gegen die Menschenfeindlichkeit der AfD mobilisieren, ist befremdlich. Wo waren und sind denn all die der CSU nahestehenden Menschen beim Protest gegen Antisemitismus? Ginge nur ein kleiner Teil von ihnen auf die Straße, es wäre ein leuchtendes Zeichen.

Ebenso fragwürdig ist Eisenreichs Verbalattacke auf Fridays for Future. Er spricht der Münchner Gruppe der Klimabewegung die Legitimation ab, die Demo gegen die AfD zu organisieren. Ja, Greta Thunbergs Äußerungen zum Nahost-Konflikt sind zu kritisieren, und ja, man darf aufgrund der deutschen Geschichte vom hiesigen Fridays-for-Future-Zweig Distanzierung verlangen. Allein, genau das ist geschehen.

Wenn Eisenreich bei den Klimaaktivisten eine angeblich "halbherzige" Distanzierung von Antisemitismus problematisiert, muss man unweigerlich an Hubert Aiwanger denken. Wie war das mit dessen verharmlosendem Umgang mit dem in seiner Schultasche gefundenen menschenverachtenden Flugblatt? Die CSU hat sich davon abgegrenzt. Ist diese Distanzierung in Eisenreichs Logik auch "halbherzig"? Seine Partei koaliert weiter mit den Freien Wählern, deren Chef Aiwanger ist weiter Minister.

Der Justizminister und Münchner CSU-Chef sollte nicht mit zweierlei Maß messen. Und er sollte nicht eine maßgebliche Gruppe der demokratisch engagierten Münchner Jugend in die Nähe von Antisemitismus schieben.

 […]

(Bernd Kastner, 22.01.2024)

Sonntag, 21. Januar 2024

Kann man die Union wieder einfangen?

Selbstverständlich freue ich mich auch über die sensationell gut besuchten Demos gegen Rechts.

[….] Das ist der beste Grund für eine Absage!

In München haben sich 150.000 bis 250.000 Menschen versammelt, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Kurz nach Beginn wurde die Demo wegen zu großem Andrang abgebrochen.

In Hamburg wurden 2.000 Teilnehmende angemeldet. Am Ende wurden es aber 80.000 bis 100.000 Menschen. Die Zahl der Demonstrierenden habe immer mehr zugenommen. Auf Anraten der Polizei sei die Demo anschließend beendet worden.  [….]

(Katapult, 21.01.2024)

Die Faschisten haben erkennbar Mühe, diese Zahlen mit ihrem eigenen Spin zu versehen; faseln von einem „letzten Aufbäumen der Linken“, orakeln über üppig gezahltes „Demogeld“, oder bezeichnen die Demobilder als „KI-generiert“.

[…..]  Deutschland strömt gerade auf die Straßen. Hunderttausende besuchen gerade mehrere dutzende Demonstrationen: Alle gegen die faschistische AfD. In zig Städten gibt es Zehntausende, gar hunderttausende Menschen, die ihren Protest gegen die AfD äußern. Das stört die rechtsextreme AfD und die radikalisierten AfD-Fans natürlich gehörig. Macht es ihr Märchen vom „Volk“ doch so gehörig kaputt. Deren Lösung wie schon bei Corona: Einfach alles leugnen! Hier ein Faktencheck der größten Coping-Versuche der extremen Rechten beim Anblick der Menschenmassen gegen Rechts.  [….]

(Thomas Laschyk, Philip Kreißel | Jan 20, 2024 | Faktencheck)

Da wurde jemand kalt erwischt.

Ob diese starke Mobilisierung der Antifaschisten – und nichts mobilisiert mehr als Mobilisierung, die Leute springen auf den fahrenden Zug auf – eine demoskopische Wirkung bei der AfD erzielen, bezweifele ich.

Wer AfD wählt, ist der Realität so sehr entrückt und charakterlich so verdorben, daß er von Fakten nicht mehr erreicht wird.

Meine minimale Hoffnung bezieht sich aber auf CDU, CSU, FDP, Sozis und Grüne im Parlament, deren einzige „Strategie gegen Rechts“ bisher daran bestand, die AfD-Wähler zu umgarnen und ihre Forderungen nachzuplappern.

Es ist alles wie immer. Die Politik fragt sich lieber: wie können wir die Nazis beruhigen? Anstatt zu fragen, wie wir sie bekämpfen können. Von dem Terror der 1990er und der folgenden Begrenzung des Asylrechts bis zur aktuellen Situation. So wird das nix mit dem Nie Wieder.

Zitat @SawsanChebli 18. Jan.

  Mich machen die Talkshows seit dem Geheimplan Deportation fertig. Es wird vor allem von Abschiebung, Begrenzung, Grenzkontrollen und Drittstaatenlösungen gesprochen statt darüber, wie wir Betroffenen ihre Angst nehmen, was wir tun können, damit sie sich in 🇩🇪 sicher fühlen.

(Max Czollek, 18.01.2024)

Ganz besonders unangenehm fällt der CSU-Generalsekretär Huber auf, der eine ganze Flut rechtspopulistischer Lügen gen Ampel lenkt.

Deutschland finanziert grüne Kühlschränke in Kolumbien, ÖPNV in Lateinamerika, Fahrradwege in Peru, gendersensitive Dorfentwicklung in Bangladesch und den Schutz bäuerlicher Kultur in China. 

Die #Ampel verteilt Geld in aller Welt, aber für unsere hart arbeitenden Bäuerinnen und #Bauern ist angeblich kein Geld da? Das geht so nicht! Die #Belastungen der Ampel müssen vollständig zurückgenommen werden.

(@MartinHuberCSU, 16.01.2024)

[……] Jetzt allerdings sieht es so aus, als habe Huber seiner Partei einen Bärendienst erwiesen. Auf der Plattform X brachte Huber mal wieder seinen Unmut über die Politik der Grünen zum Ausdruck. Diesmal am Beispiel der Entwicklungshilfe Deutschlands und der damit verbundenen Ausgaben. „Deutschland finanziert grüne Kühlschränke in Kolumbien, ÖPNV in Lateinamerika, Fahrradwege in Peru, gendersensitive Dorfentwicklung in Bangladesch und den Schutz bäuerlicher Kultur in China“, schrieb der CSU-Mann am 16. Januar in einem Beitrag auf der früher als Twitter bekannten Plattform.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten – Hubers Beitrag wurde genüsslich seziert. Das Projekt „Grüne Kühlschränke“ zum Beispiel wurde im Jahr 2019 in Kooperation mit der Europäische Union (EU) auf den Weg gebracht. Der Aufbau eines Fahrradwegnetzes im Metropolbereich Lima (Peru) startete im November 2021, und die „gendersenistive Dorfentwicklung“ im Juni 2020. Dies alles trugen die Kommentatoren auf X zusammen – mit entsprechenden Belegen.

Alle von Huber aufgeführten Punkte kann man natürlich der Ampel-Koalition vorhalten. Es trifft aber nicht wirklich den Kern der Sache. Denn zuständig für das Entwicklungsministerium des Bundes in diesem Zeitraum war ein Parteifreund Hubers. Gerd Müller wurde bereits im Dezember 2013 als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in das dritte Kabinett der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel berufen. Der CSU-Politiker blieb dort in der Verantwortung, bis ihn Svenja Schulze von der SPD im Dezember 2021 ablöste. Federführend für die genannten Projekte war also die CSU.  [….]

(FR, 19.01.2024)

Wie sollen die demokratischen Parteien zusammenhalten, wenn der stärkste Block von ihnen, die CDUCSU, so ungeniert lügt, hetzt, rechtspopulistische Narrative verbreitet und sich auch personell mit Nazis vernetzt?

Daß zumindest Teile der CDU durchaus in völkischen, rassistischen Mustern denken, zeigen die christdemokratischen Schnittmengen mit Nazis und AfD bei der Wannseekonferenz 2.0, die unsäglichen Äußerungen des CDU-Alterspräsidenten Wansner im Berliner Abgeordnetenhauses, die Verbindungen des Berliner CDU-Abgeordneten Robbin Juhnke zur ultrarechten Schülerverbindung Iuvenis Gothia, oder die widerlichen braunen Versammlungen rund um den CDU-Exsenator Peter Kurth.

Ja, es ist gut, positiv überraschend, geradezu überwältigend, so viele Menschen gegen Rechts demonstrieren zu sehen.

Aber wie sollen wir, die Linksgrünversifften, die Demokraten, die Antifaschisten, die Guten, jemals die Deutungshoheit zurückgewinnen, wenn die AfDler unerreichbar in ihren braunen Info-Blasen verschanzt hocken und der Berliner Politik/Presse-Betrieb so einseitig für rechtskonservative Pläne lobbyiert?

[….] Die wütenden Bauern erfahren eine Solidarität, von der Linke nur träumen können. Um die Sache geht es dabei nur am Rande.

[….] Was Solidaritätsbekundungen angeht, können sich die deutschen Bauern dieser Tage kaum beklagen. [….] Ortsumgehung Bassum: Das Hupkonzert entgegenkommender Lkws wird lauter als die Demo selbst. Es sind fast zehn in Reihe, Trucker Uwe hat neben dem Nummernschild mit seinem Namen einen „Für Euch“-Zettel in die Scheibe gelegt. Station Twistringen: Ein kleiner Junge rennt von der Tankstelle an die Straße, um Schokolade auf einen der Trecker zu reichen. Beim Sportplatz am Ortsausgang applaudieren zehn Männer in Outdoorkleidung, die dafür sogar ihren Bollerwagen beiseiteschieben. [….]  Was ist dran an Subventionskürzungen in der Landwirtschaft, das Klimaaktivist:innen nicht haben?

Für Protestforscher Felix Anderl von der Uni Marburg liegt es unter anderem an der Nähe von Landwirt:innen und Bevölkerung. Als Versorger bringen Bauern das regionale Essen auf Tisch. Das verstehe die Bevölkerung und nehme sie deshalb ernst. [….] Das „Wir“, für das die Bauern hupen (und behupt werden), ist also ein schwammiges, das gar nichts Konkretes fordert, das keine agrarsystemischen Fragen stellt, sondern erst mal ein zutiefst verärgertes. Projektionsfläche für den eigenen Frust[….] Das weiß sich auch die Opposition zunutze zu machen, falls sie nicht ohnehin längst mitträumt. Auf X (Twitter) ließ Friedrich Merz sein Team schon Mitte Dezember posten: „Landwirte produzieren unsere Lebensmittel, landwirtschaftlich genutzte Flächen prägen unser Landschaftsbild.“ Wen der CDU-Chef mit seinem „uns“ meint, hat er immer wieder deutlich gemacht: Deutsche, die ein verloren geglaubtes Deutschland wollen. [….] Vor den buhenden Bauern am Brandenburger Tor schiebt Finanzminister Lindner (FDP) die Schuld für Misere denen in die Schuhe, die für „das Nichtstun bezahlt werden“.

Der Finanzminister sehnt sich nach einem freien Markt, dem seine eigene Regierung zu viel Einhalt böte. „Geradezu ironisch“, sagt Anderl. „Das Hauptproblem der Landwirtschaft ist doch der freie Markt.“ [….]

(taz, 21.01.2024)

Samstag, 20. Januar 2024

Deutschland den Reichen!

In Hamburg von einer deutschen Mutter in eine deutsche Familie geboren, die seit Jahrhunderten ansässig ist, reichte nicht.

Über ein halbes Jahrhundert konnte ich von der deutschen Staatsbürgerschaft nur träumen, weil das Ius Sanguinis, Hitlers Blutrecht, mit Zähnen und Klauen von den C-Parteien verteidigt wurde. Schlimmer noch; relevant war zum Zeitpunkt meiner Geburt nur das männliche, väterliche Blut. Das Mutterblut hingegen juristisch wertlos. Und so blieb ich über 50 Jahre Ausländer im eigenen Land.

Endlich, 80 Jahre zu spät, wacht Deutschland dank der Ampel auf, schwenkt um zum IUS SOLI.

[….] Der Rechtsstaat verabschiedet sich damit - wenn auch verspätet - vom ius sanguinis, dem Recht des Blutes. Dieses leitet volle Zugehörigkeit zum Staatswesen von der Biologie ab und bemüht seit der Weimarer Republik den Begriff deutscher Volkszugehörigkeit. Er ist, vorsichtig ausgedrückt, problematisch.

Denn Volkszugehörigkeit behauptet eine naturgegebene, quasi mit Ewigkeitswert ausgestattete Abgrenzung "Deutschstämmiger" von "Fremdstämmigen". Im Nationalsozialismus wurde daraus völkischer Rassenwahn. Und trotz des Neuanfangs von 1945 gelangte der Begriff noch in Artikel 116 des Grundgesetzes. Die Wirklichkeit allerdings ist längst vorbeigezogen an rein ethnisch begründbarer Nationalität. Zum Wohl des Landes. Die Union mag leise greinen in diesen Tagen. Es gilt jetzt das ius soli, das Geburtsortprinzip, wer hier geboren ist, erhält automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft.   [….]

(Constanze von Bullion, 19.01.2024)

Wie lange müssen wir noch beobachten wie sich Menschen mit ihrem Volksreinheitswahn ruinieren?

Die Erfahrung zeigt, daß mannigfache kulturelle Einflüsse dem Wohl aller dienen, weil man weniger engstirnig denkt und das Beste aus vielen Welten adaptieren kann.

Ich halte es mit Peters Ustinov:

"Ich bin ethnisch sehr schmutzig und sehr stolz darauf."

Es ist nicht nur unsinnig, sondern falsch und sehr destruktiv, wenn konservative Politiker behaupten Kinder aus multinationalen Ehen müssten sich zu irgendwas entscheiden.

[…..] Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) will eine doppelte Staatsbürgerschaft grundsätzlich nicht erlauben. Er sprach sich damit gegen Überlegungen in der SPD aus, den Doppelpass dauerhaft zuzulassen. […..] Unions-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach ging noch einen Schritt weiter: "Wir wollen zurück zum alten Staatsangehörigkeitsrecht von vor 1999, weil es eben keine doppelte Loyalitäten bei der Staatsangehörigkeit geben kann", sagte er. […..]

(Tagesspiegel, 10.07.2008)

Was für ein unglaublicher Schwachsinn, den Bosbach da von sich gab! Ich fühle keine Loyalität zu einer Nation, wüßte auch nicht wozu das gut sein sollte oder wer mich dazu zwingen könnte.

Daß zumindest Teile der CDU durchaus noch in völkischen, rassistischen Mustern denken, zeigen die christdemokratischen Schnittmengen mit Nazis und AfD bei der Wannseekonferenz 2.0, die unsäglichen Äußerungen des CDU-Alterspräsidenten Wansner im Berliner Abgeordnetenhauses, die Verbindungen des Berliner CDU-Abgeordneten Robbin Juhnke zur ultrarechten Schülerverbindung Iuvenis Gothia, oder die widerlichen braunen Versammlungen rund um den CDU-Exsenator Peter Kurth.

Diese völkischen Blutrecht-Ansichten der CDU sind populär in Deutschland; die meisten wollen es so. Diese aggressive Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft führte (nicht nur) bei mir zu einer Trotzreaktion.

(….) Ich bin stolz ein Nichtdeutscher zu sein, liegt es mir auf der Zunge zu sagen, aber ich bin grundsätzlich nicht stolz auf Dinge, die dem reinen Zufall unterliegen. Ich bin auch Rechtshänder, Rotgrün-Verwechsler und kann die Zunge rollen und komme ob dieser angeborenen genauso wenig in Wallungen des Stolzes, wie bei meinem Trumpmerica-Pass.

In einer globalisierten Welt, in der jeder mit jedem durch das Internet vernetzt ist, Kriege um national-egoismierte Fleckchen (Krim, Taiwan, Jemen) zu führen, ist erbärmlich.

Ich stelle mir ein grünhäutiges Tentakelwesen von Alpha Centauri vor, welches in Luhansk/Луганськ landet und versucht zu begreifen, was eigentlich der Unterschied zwischen Ukrainern und Russen sein mag, die da gerade mit gewaltigem Aufwand versuchen, sich gegenseitig abzumurxen.

Nationalitäten sind nichts, das man feiern sollte.

Nationalfeiertage sind ein Anachronismus.

Ich würde gern die Abschaffung der Nationalfeiertage feiern.  (…)

(Post-Nationalismus, 03.10.2022)

Es erscheint mir geradezu amoralisch, aus dem bloßen Zufall des Geburtsort oder des Bluts, mit dem man geboren wurde, endgültige Privilegien gegenüber den Menschen mit weniger Glück bei der Geburtslotterie abzuleiten. Mein Credo lautet: Alle Grenzen auf.

Die zu geringe Migration nach Deutschland verursacht jetzt schon schweren ökonomischen Schaden. Wir brauchen viel mehr Ausländer.

Nicht nur, ist es moralisch und durch internationales Recht verpflichtend, Migranten in Deutschland auf zunehmen. Es ist auch ökonomisch dringend notwendig.

Zudem sind wir als europäische Industrienation einer der Hauptmitverursacher der Migrationsgründe. WIR fischen die Meere vor Afrikas Küsten leer, WIR ruinieren durch unsere protektionistischen Landwirtschaftssubventionen die Geschäfte afrikanischer Farmer, WIR beliefern die Krisenherde dieser Welt mit Waffen. WIR sind die Verursacher der Erderhitzung. WIR leisten nicht genug Wirtschaftshilfe. WIR lassen die Welthungerhilfe sträflich unterfinanziert. WIR verschließend die Augen vor den Kriegen, die wir mitverursacht haben.

Durch die unseligen Hepatisgelben in der Ampel, folgt das nun neue, immerhin verbesserte Staatsbürgerschaftsrecht, aus ökonomischer, finanzieller Sicht vernünftigen Gründen. Humanität hat da keinen Platz. Für die Lindneristen gilt: Wer nicht arbeiten kann und nicht zu unserem Reichtum beitragen kann, hat hier nichts zu suchen. Kategorien wie Mitleid oder Fürsorge, haben in diesem Denken keinen Platz.

[….] Eine Schande aber ist das erbarmungslose Leistungsprinzip, das die FDP dem Gesetz eingepflanzt hat. Denn es grenzt alle aus, die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigener Kraft erwirtschaften können und staatliche Unterstützung brauchen, dafür aber keine Verantwortung tragen. Wer etwa das Pech hatte, vom Baugerüst zu fallen, wer ein Kind mit Behinderung geboren hat oder chronisch krank ist und deshalb nicht in Vollzeit arbeiten kann, hatte bisher das Recht einzubürgern, trotz Sozialleistungen. Damit ist nun Schluss.

Menschen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit können sich künftig nur noch als Härtefall für den deutschen Pass bewerben, eine mühsame Prozedur mit ungewissem Ausgang. Von der Schnelleinbürgerung nach drei Jahren bei besonderem Engagement sind sie ganz ausgeschlossen. Richtige Deutsche sind eben gesunde Kerle, das ist die Botschaft.  [….]

(Constanze von Bullion, 19.01.2024)

In der FDP-Logik sollte man auch seine senilen Eltern, wie einst bei den Inuit, auf einer Eisscholle aussetzen und zum Verhungern abtreiben lassen. Die bringen ja nichts mehr. Wie wäre es mit Witwenverbrennung? Oder, schon etwas humaner, wie es im moderneren Indien der Fall ist: Wenn Mutter nicht mehr arbeiten kann, bekommt sie einen Tritt in den Hintern, wird aus dem Haus gejagt und kann als Bettlerin zusehen, wie sie zurechtkommt. Dem FDP-liberalen Leistungsgedanken entspricht auch eine ökonomische Maßnahme, die man beispielsweise im bitterarmen zentralindischen Distrikt Kalaburagi im Bundesstaat Karnataka, kennt. Wenn ein Familienvater mit seiner kleinen Landwirtschaft die Familie nicht mehr ernähren kann, sperrt er die Kinder in eine kleine Bambushütte, zündet diese an, um anschließend befreit von der Last zu stopfender Mäuler, mit seiner Frau in der nächsten Stadt als Tagelöhner neu anzufangen.

Freitag, 19. Januar 2024

In Sturmhaube vor dem Kreuz.

So eine sommerliche Radtour, romantisch zu zweit, ist doch eine wunderbare Sache.

Dachte sich der Mittsechziger Alfons H. und trat motiviert in die Pedale.

Da kann man die Seele baumeln lassen, sich die frische Luft um den Kopf blasen lassen, ein paar Tage ausspannen, den 15-Jährigen Messdiener vergewaltigen, einfach das Leben genießen.

Und so unternahm der katholische Priester im niederbayerischen Regen 2022 gleich mehrere dieser längeren Drahtesel-Touren mit seinem Pädosex-Opfer. Ist ja auch viel billiger als ein Bumsbomber nach Thailand.

Alfons H. stammt aus Köln und erinnert damit natürlich an einen anderen berühmten NRW-H, der als Kinderf**kerpriester nach Bayern versetzt wurde und dort sofort wieder straffällig wurde; Pater H. aus Essen, der 1980 zu Erzbischof Ratzi geschickt wurde und vom späteren Papst weiteren Kinder-Opfern zugeführt wurde.

Auch der erst 2010 von Heldenkardinal Woelki zum Priester geweihte H., war lange als pädosexueller Kaplan bekannt, der Messdiener befummelte und vor ihnen masturbierte. Er sollte sich Kindern nicht nähern, eigentlich, wurde aber in Bayern und NRW von seinen Vorgesetzen beschützt, um weiter kleine Jungs molestieren zu können.

 [….] Dabei war das Ansehen des Kaplans in seiner Gemeinde schon länger ramponiert. Jungs berichteten ihren Eltern, der Pfarrer habe vor ihnen masturbiert.

Alfons H. redete sich raus, er habe sich bloß mit Salbe das Knie eingerieben. Bei einem Lagerfeuer verschwand er mit zwei Jungs – angeblich, um sie nach Hause zu fahren. Erst am 18. Januar 2023 entpflichtete Kardinal Rainer Maria Woelki den Problem-Pfarrer, verbannte ihn ins Kloster Maria Laach. Am 27. April erließ er einen Verwaltungsbefehl mit einem Aufenthaltsverbot für seine Gemeinde und ein Betretungsverbot für alle „Orte zur Betreuung, Erziehung und Beherbergung von Jugendlichen“.

Dass er unter Alkoholeinfluss seinen Ministranten zu nah auf die Pelle rückte, wollte Priester H. aber bis zur An­klage nicht wahr haben.

In einem Brief an seinen Vorge­setzten schrieb er am 3. Januar 2022, ein halbes Jahr vor dem Missbrauch im Dop­pelbett: „Mir sind die Anwei­sungen des Kardinals stets bewusst. Die Kontakte gehören aber in mein Privatleben, das doch auch einem Priester zusteht.“ [….]

(Jörg Völkerling, 19.01.2014)

Der Kirche kann man natürlich rein gar nichts vorwerfen, da es sich um rein private Priester/Messdiener-Fickfehler handelte. Wir kennen das ja von der Wannseekonferenz 2.0, an der die AfD gar nicht teilnahm, weil die Vertreter der AfD, wie zum Beispiel Ulrich Siegmund, AfD-Fraktionsvorsitzender Sachsen-Anhalt, nicht für die AfD, sondern als Privatperson anwesend war.

Halb so wild also auch für Hochwürden H., dessen Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde.

[….] Wegen fünf sexueller Übergriffe auf einen 15-jährigen Messdiener ist ein Kölner Diözesanpriester am Freitag vom Landgericht Deggendorf verurteilt worden. Der 66-Jährige erhielt eine Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren. [….] Zu den Taten war es nach Gerichtsangaben bei zwei mehrtägigen Radtouren im Sommer 2022 gekommen. Eine davon hatte demnach durch den Landkreis Regen in Niederbayern geführt, eine andere von Mainz über Straßburg nach Konstanz.  Den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen sah die Erste Jugendkammer des Landgerichts laut Mitteilung nicht als erfüllt an. Der Angeklagte habe die Radtouren mit dem Geschädigten nicht in seiner Funktion als Priester, sondern privat unternommen, hieß es zur Begründung.  [….]

(Domradio, 19.01.2024)

Justitia ist nicht nur blind, sondern leidet bedauerlicherweise auch immer noch an Beißhemmungen, wenn es um Kinderfic**r in Soutane geht, die im Gerichtssaal schwer abfrömmeln.

[….] Der 66 Jahre alte Angeklagte trat zum Prozessauftakt dunkel gekleidet und komplett vermummt in den Gerichtssaal. Mit wie zum Gebet gefalteten Händen stand er vor Beginn der Verhandlung minutenlang neben seinem Anwalt - vor dem Kreuz, das regulär in bayerischen Gerichtssälen hängt. Er trug eine Art Sturmhaube, die das Gesicht verfüllte, dazu eine große Sonnenbrille.  [….]

(SZ, 19.01.2024)

Man kennt sich aus, am Landgericht Deggendorf. 2018 wurde dort zuletzt ein Priester wegen schweren Kindesmissbrauchs zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.