Montag, 18. September 2023

Verkehrswende klappt nicht

Heute muss ich noch mal was über mein Auto sagen. Über 20 Jahre alt, Golf-Klasse, Verbrenner, schlecht eingestellt, verbraucht aberwitzig viel Benzin auf 100 km. 

2012 dachte ich mal daran, ihn in Zahlung zu geben, weil ich annahm, für ein unter zehn Jahre altes scheckheftgepflegtes Garagenauto könnte mir der Händler noch ein schönes Sümmchen zahlen, wenn ich ein Nagelneues kaufe.

Erstaunlich; vor gerade mal elf Jahren, mitten in der schwarzgelben Chaos-Regierung Merkel/Westerwave, spielten andere Antriebstechniken noch gar keine Rolle. Man entschied sich zwischen Benziner und Diesel, konnte weiterhin zwischen Schaltgetriebe und Automatik wählen.

In der damaligen Welt waren Dieselfahrzeuge wegen des verbilligten Treibstoffs, aber höheren Anschaffungskosten, nur etwas für Vielfahrer – also irrelevant für mich. Automatik war nur für Geronten, Konservative und Spießer; ebenfalls irrelevant für meine Bedürfnisse.

2022, 19 Jahre alt

Wichtig waren mir nur zwei Aspekte; a) bekomme ich für „den Alten“ noch einen Haufen Geld und b), gibt es ein neues Modell, das ich unbedingt haben will, so daß ich dafür tiefer in die Tasche greifen würde?

Die Antworten lauteten „nein und nein“. 600 Euro wurden mir für mein Auto angeboten, aber nur, wenn ich dort einen Neuwagen kaufte. Tatsächlich lieh ich auch zwei Autos für jeweils 48 Stunden aus. Das größere Modell hatte ein Doppelkupplungsgetriebe und war für meine Ansprüche bereits zu kompliziert.

2022, 19 Jahre alt

Das kleinere Modell gefiel mir optisch besser, war mir aber zu klein.

Die Neupreise lagen 2012 zwischen 25.000 und 33.000 Euro. Man nenne mich geizig, aber selbst wenn ich so viel Geld bar auf dem Girokonto liegen gehabt hätte, wäre mir ein Auto, das ich doch nur zum Einkaufen brauche, nicht so eine Summe wert gewesen.

Mit der Entscheidung, das alte Auto einfach zu behalten, konnten alle ganz gut leben. Ich war noch so naiv zu glauben, der Vertragshändler wäre vielleicht enttäuscht, nun doch keine 30.000 Euro von mir zu bekommen. Aber inzwischen weiß ich, daß die mit dem Neuwagenverkauf in der Preisklasse ohnehin fast nichts verdienen und das Geld über Wartung, Ersatzteilhandel und Reparaturen reinkommt. Umso besser also, wenn ich eine alte Karre behielte. „Gute Entscheidung, dann fahren Sie Ihren Wagen doch zu Ende“ rief mir der Neuwagenberater zu und ward nie mehr gesehen.

Ältere und klapprigere Autos haben viele Vorteile. Man steigt von der teuren Vollkasko auf die billigere Teilkasko um; die Scheckheftpflege, die jedes Jahr ein vierstelliges Sümmchen kostete, kann man sich sparen; die Einbruchs- und Diebstahl-Gefahr sinkt rapide und nachdem erst mal ein paar Beulen und Kratzer das Chassis zieren, muss man sich auch nicht mehr um weitere Bumserchen sorgen. Das Auto ist ohnehin wertlos.

2022, 19 Jahre alt

Die Welt hat sich politisch allerdings erneut geändert.

Putin vergewaltigt die Ukraine mit den entsprechenden Konsequenzen für die Benzinpreise. Der Klimaschutz pressiert viel mehr, wir müssen alte Verbrenner-Gewohnheiten ablegen. Hinzu kommen nun technische Alternativen für den PKW-Antrieb: Ein Wasserstoff-Auto kommt natürlich nicht in Frage, aber es gibt Hybrid- und Elektroantriebe. Schließlich gibt es durchaus politischen Druck, vom privaten Verbrenner-Auto abzulassen, um auf Fahrrad und ÖPNV umzusteigen.

Ich möchte mich auch gern klimaneutral bewegen und fühle mich latent stigmatisiert, mit einem Benzin-getriebenen Fahrzeug unterwegs zu sein.

2022, 19 Jahre alt
 

Das muss ich aber nicht sein, da mein Carbon-Fingerprint in Relation zu anderen Deutschen minimal ist: Ich verreise nie, ich esse kein Fleisch, ich heize nicht und, der größte Faktor: Ich habe weder Haustiere, noch Kinder. Ein mittelgroßer Hund sorgt für so viel CO2-Ausstoß im Jahr wie ein VW Golf; Kinder sind noch viel schlimmer.

Ja, mein Auto verbraucht mit 12 Litern sehr viel Benzin pro 100 km. Aber das ist eine Quotient-Angabe. Bei einer Fahrleistung von rund 1.000 km im Jahr fällt das kaum ins Gewicht.

Es wäre geradezu klimatisch kontraproduktiv, mein Verbrenner-Auto abzuschaffen, da es fast immer klimaneutral in der Garage steht. Wer auch immer der nächste Besitzer wäre, würde viel mehr fahren. Womöglich würde das Auto sogar als Taxi nach Afrika verschifft und dann rund um die Uhr bei 12l/100km fahren. Die absolute Klimapest.

Um das zu verhindern, müsste ich ihn verschrotten lassen. Aber das wäre klimatisch betrachtet, ebenfalls Irrsinn, weil damit 2 Tonnen Elektro-, Kunststoff- und Metall-Schrott anfielen. Der Energieverbrauch, um ein neues Elektroauto herzustellen; wieder zwei Tonnen Blech, Gummi und Elektronik – plus seltene Erden; überstiege bei Weitem den Carbon-Footprint meines gegenwärtigen Fahrverhaltens.

Meinen viel Benzin saufenden Verbrenner gegen ein Elektroauto zu tauschen, wäre also nicht nur aberwitzig teuer, sondern auch klimaschädlich.

2022, 19 Jahre alt

Man kann also offenbar nicht grundsätzlich eine Technik fördern und eine andere verdammen, ohne die individuellen Umstände zu betrachten.

Fahrverbote und Kaufprämien halte ich daher alle für untaugliche Maßnahmen. 65 Milliarden Euro Subventionen gibt Porsche-Mann Lindner jedes Jahr für die Förderung des Verbrauchs fossiler Energieträger aus. Zum Beispiel in Form des berüchtigten Dienstwagenprivilegs und der Kilometerpauschale.

Das muss alles wegfallen. Stattdessen sollten die 65 Milliarden Euro in kostenlosen ÖPNV und Bahnausbau gesteckt werden.

Die Lenkungswirkung auf das bundesdeutsche Individualfahrverhalten sollte ausschließlich über den Benzinpreis erfolgen. Alle KfZ-Steuern und Kaufprämien streichen, dafür muss der Liter Benzin 10 Euro kosten und der ÖPNV kostenlos sein.

Extremwenig-Fahrer können dann ihren alten Benziner behalten.

Die gegenwärtige Anti-Autopolitik der Grünen in Hamburg – durchexerziert vom fanatischen Rad-Senator Tjarks - setzt hingegen auf eine Fülle von Maßnahmen, die pauschal Autofahren lästig machen soll – egal ob es sich um Verbrenner-Vielfahrer, Verbrenner-Fastgarnicht-Fahrer (wie mich), oder E-Auto-Fahrer handelt.

Wegfall von Fahrspuren, Tempo 30-Zonen, Anwohnerparken, horrende Parkgebühren, Baustellenchaos und Parkplatzvernichtung; das Tjarsksche Kaleidoskop der AfD-Förderung, ist weder konsequent, noch effektiv oder sozial.


[…..] Trotz aller Bemühungen um eine Verkehrswende gibt es in Deutschland immer mehr Autos. Den Rekordwert von 583 Pkw je 1000 Einwohner zählte das Statistische Bundesamt im Jahr 2022. In den vergangenen zehn Jahren sei die Pkw-Dichte durchgehend gestiegen, teilte die Wiesbadener Behörde am Dienstag mit – einzige Ausnahme: Berlin. Wurden in der Bundeshauptstadt 2012 noch 342 Autos je 1000 Einwohner gezählt, waren es im vergangenen Jahr 338. In Hamburg dagegen stieg die Zahl von 2012 von 426 um 13 Pkw je 1000 Einwohner.

Zum Stichtag 1. Januar 2023 waren hierzulande nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes 48,8 Millionen Personenkraftwagen zugelassen und damit so viele wie nie zuvor. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Privathaushalte besaßen den Berechnungen zufolge im vergangenen Jahr mindestens ein Auto. Der Trend geht zum Zweit- oder Drittwagen: Der Anteil der Haushalte mit zwei Pkw erhöhte sich in dem Zehn-Jahres-Zeitraum von 24,5 auf 27 Prozent, der Anteil der Haushalte mit drei und mehr Pkw stieg von 4,1 auf 6,2 Prozent. [….]

(MoPo, dpa, 05.09.2023)

Angesichts dieser Zahlen, müßte ein Grüner, der sich wie Verkehrssenator Anjes Tjarks, so extrem der Verdrängung der Autofahrer zu Gunsten des Fahrrades verschieben hat, Asche auf sein Haupt streuen und zurücktreten.

PS: 19 Jahre lang habe ich nie ein Fotos meines Autos gemacht. Dann habe ich ihn, das erste und bisher einzige mal, polieren lassen. Üblicherweise kommt er nur alle zwei Jahre einmal in die Waschanlage.

Sonntag, 17. September 2023

Wasserstofftechnologieoffenheit.

CDU, CSU, AfD, FDP, FW und Springer sind gegen Wärmepumpen.

Sie haben zwar einen überragenden Wirkungsgrad und werden daher seit vielen Jahren überall in Europa eingebaut, aber in Deutschland sind die Grünen dafür. Also sind die rechten alten Herren grundsätzlich dagegen.

[….] CSU-Chef Markus Söder sagte, dass der Einbau einer Wärmepumpe bis zu 300 000 Euro kosten könnte. Wo er diese Zahl herhat, sagte er nicht. Der FDP-Abgeordnete Frank Schäffler bezeichnete das Heizungsgesetz als „Atombombe“ für Deutschland, ein Parteikollege sprach von einer „Wärmepumpen-Ideologie“. Und jetzt? Ist der Absatz von Wärmepumpen eingebrochen. Kein Wunder, wenn ständig von Technologieoffenheit die Rede ist und eine besonders effiziente Technologie wie die Wärmepumpe in die „woke, grüne Spinnerecke“ gestellt wird.  [….]

(Jan Schmidbauer, 31. August 2023)

Wer sich an den Chemie-Unterricht in der Schule erinnert, wird vermutlich gleich in den ersten Stunden von seinem Lehrer die Knallgasreaktion vorgeführt bekommen haben.

Sie ist pädagogisch naheliegend, weil es um im mehrfachen Sinne „elementare Dinge“ geht und mit einem ordentlichen Rumms für die chemisch noch ahnungslosen Schüler Eindruck macht.

Die Kinder sehen erst einmal nichts. Elementarer Wasserstoff ist ein farbloses Gas. Dann ein kleiner Funke, ein gewaltiger Knall und man erkennt ein paar wie aus dem Nichts entstandene Wassertropfen.

2H2 + O2 à 2H2O. Zwei gasförmige Wasserstoffmoleküle schnappen sich ein gasförmiges Sauerstoffmolekül aus der Luft und alle drei zusammen bilden zwei flüssige Wasser-Moleküle. So simpel ist das.

Für das was man als Schüler als einfache Buchstabenkombination mit klarem Ergebnis betrachtet, entwickelt man spätestens als Chemie-Student ein anderes Gefühl. In Wahrheit handelt es sich um eine nicht triviale Kettenreaktion. Man betrachtet das Gleichgewicht. Die Reaktion verläuft tatsächlich in beide Richtungen und es gibt Nebenreaktionen. Chemiker empfinden Chemie aber insbesondere als Jonglieren mit energetischen Zuständen.

Die Reaktion ist offensichtlich „exotherm“. Das zeigt der Knall. Es wird also Energie frei. Die Elektronen der Gasmoleküle befinden sich auf einem viel höheren Energiezustand, als in der gebundenen Form im Wasser-Molekül.

Die Enthalpie (vereinfacht gesagt, die Energie pro Stoffmenge) ändert sich erheblich, weil Energie frei wird, wenn die Elektronen auf ein niedrigeres Niveau absinken. Chemiker denken viel in Enthalpien, berechnen sie immer. Bei der Knallgasreaktion werden ΔrH0 = -571,6 kJ/mol frei.

An dieser Stelle wird es politisch. Für diese rund 570 Kilojoule interessiert sich nämlich ein bekannter Weingut-Besitzer namens Volker Wissing.

Als Jurist und Hepatitisgelber denkt er offenbar, eine unendliche und saubere Energiequelle gefunden zu haben.

Genau sieht es auch Hobby-Nazi Hubsi Aiwanger, der in seinem Wasserstoff-BMW umher fährt und im Wasserstoff die Geheimwaffe gegen die klimabewegten Grünen gefunden zu haben glaubt.

[….] Die Deutschen können Wasserstoffautos kaufen, diese Autos werden auch gefördert. Sie werden aber nicht gekauft. 198 Wasserstoff-Pkws wurden dieses Jahr bisher in Deutschland zugelassen, 362 534 Elektroautos. Und sogar der Ölkonzern BP, der Milliarden mit Wasserstoff verdienen will, geht davon aus, dass das so bleibt. In seinem „Energy Outlook“ hat er prognostiziert, wie viel Prozent der weltweiten Pkws bis 2035 mit Wasserstoff fahren werden: null. [….]

(Jan Schmidbauer, 31. August 2023)

Warum will keiner so ein Auto, wenn es doch laut Hubsi und Volker so einfach ist?

Man entnimmt einfach ein paar farblose und giftige Gase aus der Luft, erhält mit einem Knall sehr viel Energie frei Haus und dabei entstehen keinerlei Abfallprodukte außer reinem gesunden Wasser!

Flugs ernannte sich Wissing selbst zum „Mr. Wasserstoff“ und hält damit offenkundig alle umständlichen Investitionen in Klimaschutz – Wärmepumpen, Photovoltaik, Windkraftanlagen – für überflüssig. Man setze einfach „technologieoffen“ auf Wasserstoff und schon werde alles gut. Insbesondere für seine Freunde.

[….]  Ein hochrangiger Staatsbeamter im Verkehrsministerium soll Recherchen des Handelsblatts zufolge Fördergelder in Höhe von mehreren Millionen für Freunde gesichert haben.

Konkret geht es in den Vorwürfen um einen Beamten, der intern den Spitznamen „Mr. Wasserstoff“ tragen soll (Name der Redaktion bekannt). Er ist Abteilungsleiter im Verkehrsministerium und pflege demnach enge Freundschaften zum Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellenverbands (DWV) und zu einem bayerischen Unternehmer. Sowohl der Verband als auch die Gesellschaften des Unternehmers hätten den Recherchen zufolge insgesamt rund 28 Millionen Euro an Fördergeldern aus dem „Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“ erhalten.

„Mr. Wasserstoff“ hat bisher nicht auf die Vorwürfe reagiert. Das Bundesverkehrsministerium sieht keinen Interessenkonflikt. Es gebe aktuell keine Erkenntnisse darüber, dass ein Abteilungsleiter Einfluss auf die Vergabe öffentlicher Mittel genommen habe, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag in Berlin. Es werde aber, wie das bei Compliance-Vorwürfen generell der Fall sei, allen Hinweisen nachgegangen.

Der Unternehmer, der einst bei BMW gearbeitet hat und dessen Gesellschaften alleine 26 Millionen Euro an Fördergeldern erhalten haben sollen, sagte dem Handelsblatt, dass er keine Auskunft über „persönlichen Bekanntschaften und Freundschaften“ geben würde. Neben den 26 Millionen für seine Gesellschaften leitet dieser Unternehmer noch den Bau eines neuen Wasserstoffzentrums, wofür weitere 72 Millionen Euro an Fördergelder geflossen sein sollen. [….]

(FR, 06.09.2023)

Es gibt allerdings einen Grund dafür, daß studierte Chemiker „Chemie“ unterrichten und nicht Juristen oder FDP-Mitglieder.

Volker Wissing fehlt offenkundig jede Fachkenntnis. Er muss natürlich kein Chemiker sein, aber es wäre doch ganz schön, wenn er nicht so beratungsresistent wäre, damit er ein paar thermodynamische Fakten zu Kenntnis nähme.

Die bei der Knallgasreaktion gewonnene Energie entsteht nicht aus dem Nichts. Die Gesamtenergie bleibt immer erhalten. Sie war also vorher schon da und steckte, vereinfacht gesagt, im höher schwingenden molekularen Wasserstoff H2.

Das ist die Crux. Woher will Wissing den vielen Wasserstoff nehmen?

Ein Chemiker kennt unendlich viele Reaktionen, bei denen Wasserstoff gewonnen wird. Im industriellen Maßstab erfolgt die Gewinnung aus fossilen Kohlenwasserstoffen (also Erdgas, Erdöl oder Kohle), so daß dieser sogenannte „graue H2“ für den Klimaschutz untauglich ist, weil dabei zwangläufig auch immer CO2 entsteht.

Um das Weltklima nicht weiter anzuheizen, eignet sich nur der sogenannte „grüne Wasserstoff“, der durch Elektrolyse von Wasser gewonnen wird. Das ist, simpel ausgedrückt, die umgekehrte Knallgasreaktion, bei der man aus zwei Wassermolekülen wieder ein Sauerstoff- und zwei Wasserstoffmoleküle macht. Für Volker Wissing klingt das gut. Der Chemiker erinnert sich allerdings an die Bildungsenthalpie und weiß, daß man bei der Elektrolyse die ganze Energie, die man bei der Knallgasreaktion gewinnt, wieder reinstecken muss, um die Elektronen der Gase wieder auf das höhere Niveau zu puschen.

Zu allem Übel gibt es da auch noch die Physiker, die jetzt den unangenehmen Begriff „Wirkungsgrad“ einwerfen.

Es ist technisch unmöglich immer mit derselben Energiemenge Knallgasreaktionen und Elektrolyse hin und her zu betreiben (sonst wäre das der perfekte Energiespeicher; eine Batterie), weil immer Energie verloren geht (Nebenreaktionen, chemische Gleichgewichte). Außerdem muss der H2 unter großem Energieaufwand verflüssigt werden, um ihn beispielsweise in einem Auto oder einer Heizung einzusetzen. Mit der Gewinnung durch Elektrolyse beginnen die Probleme erst.

[….] Anschließend müssen die Wasserstoffmoleküle auf einen Druck von bis zu 700 Bar komprimiert werden, damit genug in den Tank passt.

Wenn der Wasserstoff dann im Auto ist, wird er mithilfe einer Brennstoffzelle noch einmal umgewandelt, in Strom. [….] Um es kurz zu machen: Man verbraucht große Mengen Strom, um Wasserstoff zu gewinnen, verbraucht weitere Energie, um ihn zu komprimieren. Und danach wandelt man ihn wieder um, nur um das zu bekommen, womit ein Elektroauto rumfährt: Strom.

Der große Vorteil ist, dass so ein Wasserstoff-Auto keine schweren Batterien braucht und in wenigen Minuten vollgetankt werden kann. Der große Nachteil ist, dass sehr viel Energie verloren geht, bis so ein Auto mal fährt. Der Energieaufwand sei zwei- bis dreimal so hoch wie bei einem Elektroauto, sagt Prof. Volker Quaschning. Noch ineffizienter seien die E-Fuels, mit denen die FDP den Verbrenner am Leben halten will. Faktor fünf. Mindestens.

Entsprechend irre und gefährlich findet Quaschning, wie die Autonation Deutschland sich gerade verheddert in Debatten um E-Fuels und Wasserstoff, während der Markt schon anders entschieden hat. [….] Gilt übrigens auch für Heizungen. Der Energieaufwand für eine Wasserstoffheizung sei etwa fünfmal so groß wie für eine Wärmepumpe, sagt er. Das sind so die Sachen, die ihm durch den Kopf gehen, wenn er das Wort Technologieoffenheit hört. „Man kann es auch mit technologischer Ahnungslosigkeit übersetzen.“ [….]

(Jan Schmidbauer, 31. August 2023)

In einer ferneren Zukunft wird es vielleicht gelingen, Wasserstoff in großem Maßstab mit reiner Sonnenenergie zu elektrolysieren. Wenn man sich die energieverschwendenden Umwandlungen in Strom, Speicherungssysteme und die Komprimierung spart, könnte dieser grüne Wasserstoff industriell verwendet werden. Möglicherweise wäre das auch eine sinnvolle Energiequelle für bestimmte sehr energieintensive Techniken, wie zB Langstreckenflüge. Für die Massen, private PKWs und Heizungen wird H2 lange Zeit nur ein Wissing/Aiwangerisches Hirngespinst bleiben, um die Grünen zu attackieren und das Weltklima zu ruinieren.

[….] Florian Bieberbach [….] der Stadtwerke-Chef [in München hat] ein Interesse daran hat, dass in Zukunft mit Wasserstoff geheizt wird. Auch sein Unternehmen betreibt ja ein Gasnetz, durch das theoretisch mal Wasserstoff strömen könnte. Aber Florian Bieberbach sagt: „Wir kommen immer wieder zu dem Schluss, dass Wasserstoff nur für einen sehr kleinen Teil sinnvoll sein wird.“ Fünf Prozent, maximal.

Auch der Praktiker beruft sich dabei auf die Wissenschaft, auf viele Studien. Eine davon ist 300 Seiten lang, heißt „Klimaneutrale Wärme München 2035“, und was da drinsteht, spricht überhaupt nicht gegen Wasserstoff, aber gegen den Einsatz von Wasserstoff in Heizungen. Weil grüner Wasserstoff selbst 2040 noch sehr knapp bleiben wird zum Beispiel. Sehr teuer. Und weil bei der Erzeugung viel Energie verloren geht.

Dass Wasserstoff nicht nur das häufigste Molekül im Universum ist, sondern auch das kleinste und durch alle Ritzen kriecht, ist übrigens nicht das Problem, sagt er. Die Leitungen umzurüsten, das würden sie hinkriegen. „Das Problem ist das Kostenthema.“

Ist oft beschrieben worden, dass Wärmepumpen nicht billig sind. Aber was die Effizienz angeht, sind sie kaum zu schlagen. Aus einer Kilowattstunde Strom macht die Wärmepumpe drei bis vier Kilowattstunden Wärme, weil sie zusätzliche Energie aufnehmen kann, zum Beispiel aus der Umgebungsluft. „Das ist ja gerade der Witz der Wärmepumpe“, sagt Bieberbach. [….]

 (Jan Schmidbauer, 31. August 2023)

Samstag, 16. September 2023

Die Vollproleten

Trump, der meistlügende Politiker aller Zeiten, behauptet von sich selbst, Christ zu sein.

Überprüfen läßt sich das nicht. Sicher ist aber, daß er sein gesamtes erwachsenes Leben lang mit Wonne nahezu täglich jede christliche Todsünde begeht.

Sie sind unglaublich prüde, wehren sich gegen jegliche Sexualaufklärung, nehmen ihren Töchtern den Schwur ab, als Jungfrau in die Ehe zu gehen („Promise Keepers“), reagieren hysterisch auf jede Form von Nacktheit oder Queerness, verlangen die Anbringung der Zehn Gebote in Schulen, präferieren Homeschooling streng nach der Bibel und die wählen Trump: Das sind die US-amerikanischen Evangelikalen.

Sie sind für internationale Verhältnisse sehr konservativ, wehren sich gegen jegliche Sexualaufklärung, finden Messdiener sexy, hassen den praktizierenden Katholiken Joe Biden, den seit 100 Jahren frommsten US-Präsidenten, reagieren hysterisch auf jede Form von Nacktheit oder Queerness, verlangen die Anbringung der Zehn Gebote in Schulen, präferieren Homeschooling streng nach der Bibel und die wählen Trump: Das sind die US-amerikanischen katholischen Bischöfe.

Für diese auf den ersten Blick paradoxe politische Vorliebe der US-amerikanischen Christen gibt es mehrere Erklärungen:

·        Sie sind sehr ungebildet, halten Jesus für einen erzkonservativen Waffenfetischisten.

·        Sie hassen dieselben Leute, die Trump hasst.

·        Sie werden von erzkonservativen Televangelists und Radiohosts systematisch verdummt und gegen Demokraten aufgehetzt.

·        Sie sind, wie alle Religioten, extreme Heuchler.

Während Aldultery (Ehebruch) beim politischen Gegner als Totschlagargument gegen ihn verwendet wird, kann das gleiche Verhalten bei den eigenen Leuten durch behauptete Reue und göttliche Vergebung, sogar Sympathien wecken.

 [….] An anti-LGBT Republican politician who was allegedly caught having sex with a man in his office is facing more than 30 accusations of sexual misconduct. 

Wes Goodman, a state legislator for Ohio, has already been forced to resign after a witness to the reported extramarital affair told the Ohio House Chief of Staff. [….]

(Independent, 22.11.2017)

Und dann die Anti-gay-Aktivisten.

In der Praxis halten sich die stramm rechten Prediger und US-Politiker nicht immer so ganz an diese Linie. Rechter Sex eben.
Da gab es den Abgeordneten Mark Foley, der männlichen Pagen schlüpfrige Pimmel-E-Mails sandte, Bob Allen, republikanischer Abgeordneter in Florida, der bei der Bitte nach Oralsex versehentlich an einen Polizisten geriet und James Guckert alias Jeff Gannon, der einen "Begleit-Service" für Männer betrieb und vom Weißen Haus einen Presseausweis bekam, weil er immer so nette Fragen an George W. Bush stellte. Glenn Murphy Jr., der Vorsitzende der GOP-Jugendorganisation Young Republicans, trat von allen Ämtern zurück, nachdem er einen 22-jährigen Mann sexuell genötigt hatte. (…..) "Als die Nachricht von Senator Craig die Runde machte, forderten manche Republikaner seinen Rücktritt — andere wollten seine Telefonummer haben", spottete der Late-Night-Talker Dave Letterman.  Der einzige Republikaner, der wenigstens bloß gegenüber Frauen anzüglich wird, ist Arnold Schwarzenegger.
Auch da ist es an der Tagesordnung, daß diejenigen, die am lautesten die Homoperversion verdammen und durch die same-sex-marriage den Untergang des Abendlandes eingeleitet sehen, sofort nach Abschalten der Kameras ihre schwulen Callboys anrufen, um mit ihnen Koks-Sex-Orgien zu veranstalten (Ted Haggard) oder wie Senator Craig auf Flughafentoiletten andere Männer molestieren.
(….)(Hypokrit 20.12.2011)


[….] 17 Antigay Leaders Exposed as Gay or Bi

Not every antigay crackpot is actually gay, but there's no shortage of those who actually are — especially in the Republican Party. Here is a list hypocrites who just couldn't practice what they preached. [….]

(Advocate, 21.11.2017)

So sind sie, die frommen Christen – sie stehen fest an der Seite der GOP – der GRAND OLD PERVERTS.

Wo aber so viel Toleranz gegenüber Sexualstraftätern und moralischen Heuchlern besteht, werden niederträchtigste Charaktere und schlimmste Proleten magisch angezogen.

Da ist zum Beispiel die seit 2019 amtierenden ultrakonservative Gouverneurin von South Dakota; Kristi Noem, 51.

Als Vertreterin der ultra-ultrakonservativen Teaparty steht die mit Bryon Noem verheiratete Mutter zweier Töchter sogar in der GOP von 2023 weit rechts außen.

[….] Die Gouverneurin von South Dakota äußerte sich, wie viele ihrer Parteikollegen, über LGBTQ-Themen und Universitäten. Ihrer Auffassung nach würden „Liberale Ideologien, die Universitäten vergiften“. In den USA herrscht praktisch zu allen Themen ein Kulturkampf zwischen Konservativen und Progressiven. „In den Universitäten in diesem Land lernen Studenten, wie wichtig Diversität und Gerechtigkeit sind, sie bekommen Safe Spaces, anstelle davon Meinungsverschiedenheiten und Unannehmlichkeiten, die sie in der echten Welt erfahren werden, zu tolerieren,“ meint Noem, wie NBC berichtet. Die Konservative möchte eine Hotline an Universitäten einrichten, bei der Beschwerden über den Umgang vor Ort eingereicht werden können. Das Ziel lautet Noem zufolge „unsere Institutionen haftbar zu machen und sicherzustellen, dass wir alle wissen, was an unseren staatlichen Universitäten passiert.“  […..]

(FR, 27.05.2023)

Da ist zum Beispiel der ultrakonservative Trump-Stratege Corey Lewandowski, 49, überzeugter Katholik, der mit seiner frommen Frau Alison vier Kinder hat.

Beide, Noem und Lewandowski sind ungeheuer fromm, treu und moralisch.

 

Beide, Noem und Lewandowski sind ungeheuer fromm, treu und moralisch – und betrügen seit Jahren ihre jeweiligen Ehepartner miteinander.

[….]  Governor Kristi Noem, “God-Fearing” Family Woman, and Corey Lewandowski, Trump Creep, Reportedly Had “Yearslong” Affair. It’s always the ones who insist that marriage is “a special, God-given union between one man and one woman” that forget how to count.  [….]

(Kenzie Bryant, September 15, 2023)

Besonders fromm und prüde agiert auch das Brüllaffenpaar MTG und Boebert.





Beide sind frommer als fromm, fordern tagein, tagaus die Einhaltung der christlichen Werte ein, behaupten faktenwidrig, die Bibel stünde über der US-Verfassung.

Beide sind für unzählige Bumsereien mit anderen Männern bekannt, haben kürzlich die Scheidung eingereicht.

Boebert, die so viel Wert auf christliches Verhalten legt, eifert ihrem Idol Trump nach, indem sie möglichst jede christliche Todsünde einmal täglich begeht.

[….] Lauren Boebert, Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses, hat nach einem Musicalbesuch um Entschuldigung gebeten. Sie veröffentliche eine Einlassung, in der sie erklärte, ihre Handlungen seien nicht darauf ausgerichtet gewesen, Schaden anzurichten, »tatsächlich haben sie das aber.« Es tue ihr »wirklich leid«.

Laut »Denver Post « beschwerte sich eine Schwangere im Sitz hinter der Politikerin, da Boebert mehrfach an einer E-Zigarette gezogen habe. Außerdem habe sie laut gesungen, mit dem Handy gefilmt und getanzt.

Boebert und ihr Wahlkampfmanager dementierten laut »New York Times « und dem Sender ABC , dass sie eine E-Zigaratte gedampft habe. CNN berichtet , sie habe angegeben, der Dampf sei von Rauchmaschinen im Saal ausgegangen. »Ich bekenne mich schuldig, zu laut gelacht und gesungen zu haben«, schrieb sie scherzhaft bei X, vormals Twitter.

Allerdings wurde nun Videomaterial öffentlich, das den Abend zeigt. Boebert dampft mehrfach, außerdem ist zu sehen, wie ihr Begleiter ihre Brüste berührt und sie ihm in den Schritt fasst. Sie tanzt in ihrem Stuhl; als das Licht ausgeht, ist der Blitz ihres Handys mehrfach zu sehen.  [….]

(SPON, 16.09.2023)

Während eines Kindermusicals beherzt dem Sitznachbarn in den Schritt zu greifen, während der ihren Busen drückt, sind wohl diese „Family Values“, von denen sie immer spricht.