Mittwoch, 9. August 2023

Rechtsextreme. Faschisten. Nazis.

 Schon mein ganzes erwachsenes Leben, gebe ich mir größte Mühe, auf religiöse Floskeln wie „Oh Mein Gott“ oder „Herr Je“ zu verzichten. Ich will nicht sprachlich an der Bibel kleben.

Der zweite Konnotationsbereich, den ich in meiner Metaphorik stets vermeide, ist der NS-Bereich. Ich mache niemals Witze über Hitler oder Juden, stelle keine Nazi-Vergleiche an, sage nicht „bis zur Vergasung“, unterlasse alles, das den Mord an sechs Millionen Juden, die Zerstörung Europas und den Tod von 60 Millionen Kriegsopfern, verharmlosen würde.

Natürlich wirkt meine rhetorische Vorsicht altmodisch und wird in Vergessenheit geraten. Das kann ich nicht ändern und würde mich auch genauso abgestoßen fühlen, wenn ich der einzige Mensch der Welt wäre, der „Er ist wieder da“-Buchtitel abstoßend findet und Nina Queer für ihren lapidaren Satz „dann bin ich eben die Hitler-Transe“ zutiefst verachtet.

Rechtsextrem und rechtsradikal sind scharfe Worte, die genügend Schockpotential bergen. Noch entsetzlicher war es, als Frauke Petry im Jahr 2016 damit an die Presse ging, den Begriff „völkisch“ positiv besetzen zu wollen. Der Begriff ist für mein Empfinden noch näher an der NS-Ideologie als „rechtsextrem“, weil ich mit ihm noch wesentlich stärker das Grundübel „Rassismus“ assoziiere. Das klingt nach Rassenkunde und Vermessung von Kopfformen, um „Arier“ zu ermitteln.

Die nach „Völkisch“ nächste Eskalationsstufe erklimmt man mit „Faschismus/faschistisch“. Natürlich denken und handeln glatzköpfige Straßen-Mörderbanden, die Asylunterkünfte in Brand setzen und Dunkelhäutige jagen „faschistisch“. Aber ihr parlamentarischer Arm versuchte in der Regel, sich einen bürgerlichen Anstrich zu geben, ordentlich gekleidet zu sein, wenn die Presse anwesend war, nicht allzu offensichtliche physiognomische Ähnlichkeiten mit Hitler oder Himmler zu feiern. Man will nicht mit SA-ähnlich gekleideten Schlägern zusammen gesehen werden, weil „faschistisch“ als Makel gilt. man riskiert anderenfalls, nicht gewählt zu werden.

Umso schockierender, daß Landolf Ladig/Bernd Höcke, sich sprachlich so ungeniert bei Goebbels und Hitler bedient, daß selbst AfD-Anhänger Zitate aus Höcke-Büchern nicht mehr von Hitlers „Mein Kampf“ unterscheiden können.

[….] Björn Höcke darf als "Faschist" bezeichnet werden

Proteste "gegen den Faschisten Höcke" wollte die Stadtverwaltung Eisenach verbieten lassen. Doch die Richter gaben den Höcke-Gegnern recht: Ihr Werturteil fuße auf einer überprüfbaren Tatsachengrundlage. [….]

(SPOPN, 28.09.2019)

Das ist also auch schon vier Jahre her. Man könnte meinen, die Spitze der Fahnenstange sei erreicht, wenn im parlamentarischen Nachkriegsdeutschland, ein Volksvertreter gerichtlich bestätigt als „Faschist“ gebrandmarkt werden darf.

Diese Vokabel galt mir lange Zeit als die ultimative Verurteilung. Das Ende einer politischen Karriere. Wer wählt im 21. Jahrhundert schon einen ausgewiesenen Faschisten?

Nun, bedauerlicherweise tun Millionen Menschen in Deutschland genau das. Insbesondere für Ossis ist es gar kein Ausschlußkriterium, einen Faschisten auf dem Wahlzettel zu haben. Im Gegenteil. Die AfD ist in mehreren DDR-Bundesländern stärkste Kraft. Außerdem pendelte sie sich nach „rechtsextrem“ und „völkisch“ im Jahr 2019 nicht etwa bei „faschistisch“ ein, sondern radikalisierte sich kontinuierlich weiter.

Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) verwendete bald darauf den Begriff „Neonazi“ im Zusammenhang mit der AfD.

Ich schreibe erst seit einigen Wochen erst und regelmäßig das Wort „Faschist“ aus, wenn ich die AfD thematisiere. Aber diese Bestien schämen sich nicht, radikalisieren sich immer mehr und werden genau dafür vom Urnenpöbel bejubelt. Da wird jede sprachliche Deskription schnell zu schwach.

Wie soll man da mithalten, wenn man diese braune Gefahr angemessen beschreiben will?


[….] Ortstermin am Infostand bei Zwickau: Nicht mal die AfD ist den Menschen hier radikal genug [….] Bei der Kreistagswahl vor vier Jahren hat die AfD hier 23,4 Prozent erreicht, eine Stimme weniger  als die CDU. Bei der Bundestagswahl gewann der AfD-Kandidat das Direktmandat. Und an diesem Mittwoch fahren immer wieder Leute in Autos und Lkw vorbei, hupen und strecken den Daumen aus dem Fenster. Die AfD finden viele hier spitze. [….] [….] Eine Frau hält an. [….]  »Überall müssten Sie sein, überall!« [….] Die Frau heißt Karin Gerber, ist 72 Jahre alt und kommt von hier. »Die AfD macht das, was ich auch gerne hätte«, sagt sie später. »Ich will Deutschland wieder. Deutschland mit deutschen Menschen.« Sie wird rassistisch, setzt Muslime mit Tieren gleich, wertet sie aufgrund ihrer Religion ab. Bekannte würden eine Wohnung suchen, sagt sie, »und die Flüchtlinge kriegen eine«.[….] Ein weißer Pick-up-Truck hält. Ein Mann in grüner Latzhose steigt aus und eine Frau. [….] »Einen schönen guten Tag«, sagt sie. »Ich wollt mich mal informieren.« Sie schaut auf die Prospekte auf dem Tisch. »Kommt denn die Frau Weidel mal hier nach Sachsen?«, will sie wissen. Der Mann fragt: Wieso arbeitet der AfD-Landesverband lieber mit dem linken Gesockse zusammen als mit den ›Freien Sachsen‹?« Die »Freien Sachsen« sind eine neonationalistische Kleinstpartei, die den »Säxit« fordert, den Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik. Sabine Kallweit vom AfD-Stand sagt, die AfD und die »Freien Sachsen« – das passe nicht. »Und jetzt will die AfD mit dieser scheiß CDU zusammenarbeiten?«, schiebt der Mann hinterher. [….]

(Levin Kubeth, SPON, 09.08.2023)

Was ist das sonst, wenn nicht, „brauner Bodensatz“?

[….] Nach der Wahl des ersten AfD-Landrats in Deutschland hat der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, seine Einschätzung verteidigt, dass es in der Bundesrepublik „ungefähr 20 Prozent braunen Bodensatz“ gebe. „Die Aussage ist zugegeben provokant und pointiert, aber so war sie auch gemeint“, sagte Kramer der F.A.Z. Er habe damit auch gegen ihn gerichteten Anfeindungen durch die AfD in den Wochen des Wahlkampfs etwas entgegensetzen wollen. Das bedeute nicht, dass er ein Fünftel der Deutschen für Neonazis halte, aber Chauvinismus, Antisemitismus sowie autoritäre Einstellungen nähmen in der Bundesrepublik zu. Er verwies unter anderem auf die Leipziger Autoritarismus-Studie vom vergangenen Jahr, wonach sich rechtsextremistische Milieus in Deutschland verfestigen.

„Jenseits der klassischen Definition für Rechtsextremismus ist ein größerer Teil der Bevölkerung als wir denken auf problematischen Wegen unterwegs“, sagte Kramer. „Mir geht es darum, einen Trend zu beschreiben.“ [….]

(FAZ, 29.06.2023)

Und schon eskaliert die AfD weiter nach rechts.

Bernd Höcke hat eindeutig Oberwasser, fühlt sich vom menschenverachtend denkenden Urnenpöbel ermutigt.

[….] Höcke sorgt mit Äußerungen zu Schülern mit Behinderungen für Entsetzen. Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke fordert, dass Kinder mit Behinderungen nicht mehr an Regelschulen unterrichtet werden.. [….] In dem am Mittwochvormittag live gestreamten Gespräch  zählte Höcke dann auf, was seiner Meinung nach die »Belastungsfaktoren« seien, die man »vom Bildungssystem wegnehmen müsse«. Er [….]  sprach von Kindern mit Behinderungen. Denn laut Höcke ist Inklusion eines der »Ideologieprojekte«, von dem man das Bildungssystem »befreien« müsse. Solche Projekte würden »unsere Schüler nicht weiterbringen« und »nicht leistungsfähiger machen«. Sie führten nicht dazu, »dass wir aus unseren Kindern und Jugendlichen die Fachkräfte der Zukunft machen«.

[….] »Wir sind entsetzt über die Auslassungen von Herrn Höcke im MDR-Sommerinterview zum Thema Inklusion«, sagt Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der gemeinnützigen Bundesvereinigung Lebenshilfe. »Dieses Recht infrage zu stellen, erachten wir als Tabubruch und schlicht als Skandal. Angesichts dieser menschenfeindlichen Haltung können wir nur ahnen, wie Herr Höcke mit Menschen mit [….] Zudem behauptet Höcke, dass die Kultusministerkonferenz »und andere Gremien« versuchen würden, die verschiedenen Bildungspolitiken der Länder »in gewisser Weise auch gleichzuschalten«. Der Begriff Gleichschaltung wurde von den Nationalsozialisten verwendet und bedeutete, dass sich die meisten Organisationen im Staat, also Parteien, Verbände, Vereine und die Medien auf die politischen Ziele der Nationalsozialisten hin ausrichten mussten.

Als er über das föderale Prinzip spricht, nutzt Höcke zudem einen Begriff, der zeigt, wie er tickt und wen er so liest: Er spricht vom »agonalen Prinzip«. Der Begriff wurde von einem Kulturhistoriker aus dem 19. Jahrhundert geprägt – der als Antidemokrat und Antisemit bekannt ist. [……]

(SPON, 09.08.2023)

In einer Demokratie, in der nicht große Teile der Wählerschaft völlig verdorben sind, wäre so etwas nicht möglich.

Da steht Deutschlands bekanntester Faschist, Neonazi, brauner Bodensatz an der Parteispitze und wird von den Thüringern mit klarem Abstand auf Platz 1 gesetzt.

[….] Am Rostocker Fischereihafen haben Unbekannte ein Hakenkreuz in eine Rasenfläche gemäht, in Schwerin wurde das verfassungsfeindliche Symbol sogar auf die „Bank der Menschenrechte“ aufgemalt. [….] Das Hakenkreuz habe eine Größe von knapp 30 mal 30 Metern gehabt, gab die Polizei am Mittwoch bekannt. In Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt Schwerin sei auf die „Bank der Menschenrechte“ im Plattenpark ein 10 mal 15 Zentimeter großes Hakenkreuz gemalt worden – mit weißer Farbe. Auf der Bank ist den Angaben zufolge Artikel 1 des Grundgesetzes abgebildet.  [….]

(MoPo, 09.08.2023)

Gute Nacht, Deutschland.

Dienstag, 8. August 2023

Zukunft verhindern.

Eine alte Schulfreundin war dieses Jahr, ökologisch bewußt, trotz unseres fortgeschrittenen Alters, jenseits der Halbjahrhundertgrenze, mit dem Fahrrad im Urlaub! Es war, naja, so mittel.

(….) Mit der Bahn von Hamburg bis nach Rostock, das Rad mit im Gepäck, sind wir gleich am ersten Tag bis Kühlungsborn geradelt. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Gollwitz auf der Insel Poel, am dritten Tag ging es dann weiter nach Wismar. Dort sind wir zwei Tage geblieben, haben uns die Stadt angesehen und es gut gehen lassen. (….) Weiter ging es dann nach Boltenhagen, der letzte Stopp innerhalb des Gebietes der ehemaligen DDR erfolgte dann in Groß Schwansee. Am letzten Tag der Radtour ging direkt durch bis zum Timmendorfer Strand. (….)  Ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass es an der Ostsee so hügelig ist - und ich mit meiner Drei-Gangschaltung, das war ein Spaß. Ich bin aber froh, dass mein gut zwanzig Jahre alter Drahtesel die Tour überstanden hat.

Das Essen war während der Tour meistens schlecht und es fehlten echt die Fachkräfte. Letzte Bestellung vor 20:00 Uhr. Danach war nichts mehr zu bekommen. Selbst ein Getränk war nicht mehr möglich, da um 21:00 Uhr geschlossen wurde. Das finde ich echt krass  (…)

Zum Glück bin ich weder an Reisen interessiert, noch sportlich.

Der menschengemachte Klimawandel und die menschengewollte Blockierung des Klimaschutzes, machen die klassischen deutschen Urlaubstraumziele am Mittelmeer zunehmend unattraktiv. Wer will schon bei 40-50°C im Schatten nach Griechenland, Italien, Spanien oder die Türkei? Des einen Leid, des anderen Freud – es könnte die große Chance der norddeutschen Küstenländer und damit insbesondere des sonst so strukturschwachen Mecklenburg-Vorpommerns sein.

Aber, zu schade, Ossis. Service, Gastfreundschaft und Willkommenskultur gehören nun mal dazu, wenn sich zahlende Touristen wohlfühlen sollen.

Der Fachkräftemangel ist jetzt schon dramatisch, wirkt sich massiv negativ auf die Ökonomie aus, aber er wird noch viel schlimmer werden.

[….] Fachkräftemangel: Gewerkschaften warnen vor »Personalkollaps« im öffentlichen Dienst [….]

Laut Angaben des Beamtenbundes sind aktuell rund 360.000 Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt. Bis 2030 gehen demnach etwa 1,3 Millionen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in den Ruhestand.  [….]

(SPON, 08.08.2023)

Außer rechtpopulistischen Ideologen, gibt es niemanden in Deutschland, der nicht massive jährliche Zuwanderung von etwa einer halben Million Menschen für notwendig erachtet, um einen dramatischen ökonomischen Niedergang zu bremsen.

Schon dieser erste Schritt, nämlich zuzugeben, daß der politische „Grenzen zu/Ausländer abwehren“-Kurs grundfalsch ist, wird von CDU und CSU nicht mitgegangen. Merz und Söder hängen sich lieber völlig verantwortungslos ideologisch an die faschistische AfD.

Aber selbst wenn, ganz abgesehen von humanistischen Überzeugungen, aus rein wirtschaftlichen Erwägungen, endlich Einigkeit herrschte, die Grenzen für alle zu öffnen, wäre noch kaum etwas gewonnen.

Der deutsche Michl sitzt nämlich auf derart hohen Ross, zu glauben, jeder Arbeitswillige der Welt wünsche sich nichts sehnlicher, als nach Deutschland zu kommen. Das ist aber schon lange nicht mehr so. Deutschland konkurriert mit ebenfalls unter Fachkräftemangel leidenden Industrieländern, die den Vorteil einer wesentlich leichter zu lernenden Sprache – insbesondere englisch – bieten.

Das dritte und womöglich größte Problem Deutschlands ist aber die Unfreundlichkeit der Menschen und Behörden. Die dringend benötigten Migranten fühlen sich hier einfach nicht wohl.

Viel zu viele Deutsche betrachten Nicht-Deutsche in ihrer Nachbarschaft mit Missgunst und Hass.

 Die AfD-Erfolge machen Deutschland häßlich und unattraktiv.

Natürlich will man nicht in das Land, aus dem Bilder ungepflegter, sich mit „HAU AB! HAU AB!“ heiser brüllenden Sachsen kommen.

Natürlich will man nicht in das Land, in dem ein ehemalige Merkel-Minister, ohne irgendwelche Konsequenzen in seiner Partei, Migranten mit Ungeziefer vergleicht.

Natürlich will man nicht in das Land, in dem selbst Grüne Landesregierungen die Fachkräfte aus dem Ausland so menschenverachtend behandeln, daß sie nicht mehr bleiben wollen.

(…..) Aber wenn man schon absolut unfähig ist, Menschen in Deutschland für so einen extrem wichtigen Beruf zu gewinnen und mit großem Aufwand Fachkräfte aus anderen Teilen der Welt aus ihrem Umfeld reißen muss, um sie für uns arbeiten zu lassen, werden diese dann auch noch so katastrophal behandelt; müssen sich trotz des festen Arbeitsverhältnisses, bei dem sie dringend gebraucht werden, immer wieder vor den Behörden erniedrigen lassen, warten und  abweisen lassen.

Das betreiben sie über Wochen. Oft vergeblich. Bis sie manchmal sogar frustriert ausreisen, weil das Bundesland Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart sie so niederträchtig behandeln. Dabei brauchen die Stuttgarter die Pfleger aus dem Ausland. Und nicht umgekehrt.


[…..] Krämer hatte schon junge Pflegerinnen am Telefon, die weinten, weil sie an der Tür der Ausländerbehörde abgewiesen wurden. Einmal hätten Kolleginnen für eine Mitarbeiterin, die nicht arbeiten durfte, Spenden gesammelt. Eine Pflegerin sei zurück in die Heimat gereist, weil sie den Druck in Deutschland nicht ausgehalten habe, die ständige Unsicherheit.

Der Stadtsprecher schreibt: "Die Stadt ist sich der negativen Konsequenzen bewusst und arbeitet mit Hochdruck an der Verbesserung der Situation, z. B. durch entsprechende Marketingkampagnen zur Personalgewinnung oder auch des vorübergehenden Einsatzes von externen und internen Unterstützungskräften."   […..]

(Max Ferstl, 27.07.2023)  (….)

(Stuttgart, 27.07.2023)

Die Faschisten, deren Nicht-Agenda von Friedrich Merz kopiert wird, lehnen bekanntlich jede Migration nach Deutschland ab und fordern stattdessen fleißiges Vögeln nach dem alten Seehofer-Söder-Familienmodel „Wir haben ein ganz klares Familienbild. Das ist Mutter, Vater, Frau“!

Selbstverständlich ist der Rüttgers-Gedächtnis-Vorstoß der AfD – Kinder statt Inder – reiner Rechtsradikalismus, der in der Praxis völlig untauglich ist. Selbst kollektives Massenvögeln würde erst in 20 bis 25 Jahren zusätzliche potentielle Arbeitskräfte schaffen. Die allerdings kaum den betroffenen Branchen helfen würden.

Deutschen wollen nämlich nicht in der Pflege, als Klempner, oder der Gastronomie arbeiten.

Faschisten-Chef Chrupalla macht sich aber zusätzlich lächerlich, indem er unfreiwillig einen Zusammenhang zwischen AfD-Stärke und Geburtenrate aufmerksam macht. Je mehr AfD, desto weniger Geburten

Zwar vermehren sich einige Top-Faschisten wie die Karnickel; Krah hat acht Kinder von verschiedenen Frauen; Frauke Petry immerhin sechs Blagen von verschiedenen Männern; aber bei den AfD-Wählern sieht es ganz anders aus.
Sie leiden womöglich nicht nur kollektiv am „Small-Penis-Syndrome“, SPS, weswegen sie so hysterisch auf dunkelhäutige Männer reagieren, sondern vermutlich auch an Impotenz. 

Nein, klar, das war jetzt ein blöder Witz unter der Gürtellinie. In Wahrheit will offenbar einfach nur niemand mit ihnen schlafen. Das wiederum, ist nicht nur verständlich, sondern spricht auch für den doch noch vorhandenen Geschmack der Ossis-Frauen.

Montag, 7. August 2023

Bleibt wie es war

Bevor Ratzi mit 78 Jahren Papst wurde, war er schon sehr lange sehr mächtig.

1982 wurde er Kardinalpräfekt der Kongregation für die Glaubenslehre und blieb 23 Jahre oberster Glaubenswächter der 1,3 Milliarden Katholiken. Außerdem stieg er auch in der formalen Hierarchie zum Dekan des Kardinalskollegiums auf und war damit offiziell der Mächtigste der Purpurträger.

Der größte Machtfaktor war aber ein zunächst meistens auf Weltreisen abwesender und schließlich schwer kranker Papst Woytila, der sich überhaupt nicht für die Kurie interessierte und alle Entscheidungen seinem Glaubenspräfekten überließ.

Ratzi konnte die Weltkirche also schon seit den frühen 1980ern nach seinen erzkonservativen Pädotäter-freundlichen Vorstellungen prägen.

 Unzufrieden und undankbar war er aber trotzdem, weil er ob seiner recht abstoßenden Persönlichkeit von niemanden gemocht wurde und außerdem auch immer nur ein rotes oder schwarzer Kleid tragen durfte, während er in Wahrheit auf die ganz pompösen güldenen CSD-Traumroben stand. Aber nicht nur, daß er sich selbst nicht wie bei Ru Pauls Dragrace aufbrezeln konnte, schmerzte ihn. Es empörte die Katholische Nummer Zwei auch, daß sein irdischer Chef so schrecklich hetero war und gar keine Freude an Gold- und Juwelen-besetzten Prunkkleidchen empfand. Der nur sieben Jahre ältere Karol Józef Wojtyła verzichtete demonstrativ auf jeden Pomp und galt dennoch als sehr charismatisch, hatte ständig Gäste aus allen Teilen der Welt zum gemeinsamen Essen und benahm sich dabei, wie ein ganz normaler Priester. Afrikaner, Inuit, Japaner oder Kreolen, zu allem Übel auch noch Juden, Buddhisten und Muslime – jeder durfte ihm offen sein Herz ausschütten. Und dafür liebten sie ihn. Wie das an Ratzi genagt haben musste! Da war dieser Papst vor seiner Nase, mit dem er rein theologisch auf der gleichen ultrakonservativen Wellen schwang, der aber so sehr die Prachtentfaltung vernachlässigte, sich unpäpstlich mit gewöhnlichen Plebs abgab und dennoch so verehrt wurde.

Am Schlimmsten waren die 1986 von Wojtyła erfundenen „Weltjugendtage“, zu denen bis zu vier Millionen junge Menschen erschienen, um dem ollen Polen im schlichten Weiß, ganz ohne eingestickte Perlen und Diamanten zuzujubeln. Eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen Ratzi öffentlich seine Contenance verlor, indem er seine ganze Eifersucht, seinen Neid und seine Missgunst zeigte, indem er 2000 laut gegen seinen Chef ätzte: „Die brauchen wir nicht, diese Jugendlichen“, ließ der Glaubenspräfekt wissen - angesichts einer Vielzahl gebrauchter Kondome, die auf einer Wiese beim Weltjungendtag hinterlassen wurden. Pfui, womöglich waren beim Sex auch noch Frauen involviert – das konnte Ratzi, der sich immer nur mit Geschlechtsverkehr zwischen Priestern und kleinen Jungs beschäftigt hatte, ohnehin nicht leiden.

Nachdem Wojtyła am 02.04.2005 endlich die Hühner gesattelt hatte, ging Ratzi aus dem Konklave am 18. und 19. April 2005 wenig überraschend als Sieger hervor. Kunststück; er selbst hatte 23 Jahren in der Kurie die Fäden gezogen, fast alle wahlberechtigten Kardinäle verdankten ihm ihr Amt. Zudem sprach sein fortgeschrittenes Alter für ihn. Noch mal wollte niemand ein 27-Jahre Rekord-Pontifikat. Nur der antisemitische Unfehlbarkeits-Ferretti (Papst Pio Nono von 1846 bis 1878) hatte noch länger regiert. Das will aber keiner in der Kurie, denn schließlich trachtet jeder danach, selbst Papst zu werden. So herrscht schon mal ganz miese Stimmung, wenn gesunde Typen wie Ferretti mit 54 Jahren oder Wojtyła mit 58 Jahren auf den Thron springen und die Tiara aufstülpen.

Der letzte im Amt, der mutmaßlich von seinen Brüdern umgebracht wurde, war 1978 Albino Luciani im Alter von 65 Jahren. Aber solche Aktionen erfordern natürliche das blitzartige Verschwindenlassen der Leiche ohne Obduktion und das wird heutzutage mit der garstigen Presse auch immer schwieriger. Also lieber gleiche einen greisen Wackelkopp zum Chef machen. Am besten mit nur einem Lungenflügel, wie Bergoglio.

Als Ratzi selbst den Thron bestieg, war natürlich Schluß mit der Bescheidenheit. Endlich. Er gab Millionen Euro für edelsteinbesetzte und golddurchwirkte Kostüme aus, zog rote Prada-Slipper an, ließ Hermelin-besetzte Hütchen anfertigen.

Seine Kritik an den Weltjugendtagen vergaß er auch ganz schnell; schließlich stand kurz nach seiner Machtergreifung der Weltjugendtag in Köln an. Das war geniales Timing. Deutschland war noch im Rausch über den ersten deutschen Papst nach einem halben Jahrtausend; der alte Ratzi war noch „der Neue“ und viele Durchschnittskatholiken hatten keine Ahnung, was für ein fieser Charakter er ist.

Da er beim XX. Giornata mondiale della gioventù Colonia nun selbst bejubelt wurde, fand Ratzi die Aktion auf einmal ganz toll und konnte sich auch nicht weiter an dem Attentat, das am ersten Tag auf Frère Roger am 16. August 2005 in Taizé verübt wurde, stören.

Weltjugendtage sind bis heute reine PR-Shows zu RKK-Werbezwecken, bei denen es darum geht, Nachwuchs zu rekrutieren und nicht etwa darum, das Richtige zu tun.

Das hält Kinderfi**erfreund Bergoglio ganz genauso und ärgert sich über renitente Portugiesen, die ihm die Stimmung verderben.

[…..] Der Besuch des Papstes und der Weltjugendtag führten in Lissabon auch zu zahlreichen Protesten. Zum einen wurde gegen die hohen Kosten protestiert, die der portugiesische Staat für die katholische Massenveranstaltung aufbringt. Zum anderen wurde an Missbrauchsfälle erinnert, für die katholische Priester verantwortlich sind.  [….]

(SPON, 07.08.2023)

Dabei zeigen gerade das Beispiel Portugal und die Anwesenheit des Pontifex Maximus, wie die katholische Kirche des Jahres 2023 mit dem massenhaften sexuellen Übergriffen durch Geistliche auf kleine Jungs umzugehen gedenkt:

Das Leid der Opfer verdrängen, die Aufklärung nach Kräften verhindern und ausschließlich das Wohl der Kirche im Auge haben.

Täterschutz vor Opferschutz; immer die Arme weit ausgebreitet für pädosexuell und sadistisch Veranlagte, um ihnen in den Priesterseminaren Raum zur freien Entfaltung zu geben. Demut und das Verhindern zukünftiger Taten will Bergoglio gar nicht erst anfangen. Einen Gottesdienst für die Betroffenen sexueller Gewalt durch Priester, ließ Bergoglio absagen.

[….] Beim Weltjugendtag trifft sich Papst Franziskus zwar mit Betroffenen, doch dabei bleibt es auch. Offensichtlich stört das Thema. [….] Dafür ließ ein Satz des Papstes aus einer Ansprache vor Kirchenvertretern aufhorchen: Die Skandale hätten das Antlitz der Kirche entstellt, sagte Franziskus, deshalb müsse sie sich nun in Demut läutern und dabei den "Schmerzensschreien der Opfer" zuhören. Da ist sie wieder, die eigentümliche Prioritätensetzung, die schon Benedikt XVI. vertreten hat: Worum geht es denn in erster Linie bei der Aufklärung sexueller Gewalt - um das Antlitz der Institution Kirche? Oder um Gerechtigkeit für die Opfer? Ohne Letzteres ist das Erste nur Fassadenmalerei.

Den Opfern solle die Kirche zuhören, hat Franziskus gefordert. Doch gerade die portugiesischen Bischöfe haben in diesem Jahr gezeigt, dass sie daran nicht interessiert sind. Der Untersuchungsbericht einer Expertenkommission unter Leitung des renommierten Kinderpsychiaters Pedro Strecht wurde im März zwar dankend angenommen. Gefolgt ist daraus bislang nichts.

Mehr noch: Die Bischöfe haben erklärt, keine Geldentschädigungen zahlen zu wollen. [….]  

(Annette Zoch, 04.08.2023)


 

Sonntag, 6. August 2023

Opfer pflastern ihren Weg

 Also, das muss ich schon zugeben; die Zerstörungskraft der Sahra Sarrazin ist beeindruckend.

(….) Sahra Sarrazins Querfront-Kurs wird immer kompromissloser. Waren es vor Jahren vereinzelte völkische und queerfeindliche Floskeln, die sie von ihrem zweiten Ehemann übernahm, deckt sie inzwischen zuverlässig den gesamten Aluhut-Kosmos ab. Völkisch, national, homophob, antisemitisch, covidiotisch und putinesk.  (….)

(Linker Exodus, 12.09.2022)

 Wie so eine Art Kardinal Woelki der Linken, schafft sie es fast im Alleingang, ihre Partei zu entvölkern und an der Wahlurne in die Bedeutungslosigkeit zu drücken.

(….) Die rationalen Anhänger der Linken verzweifeln, weil ihre eigentlich bevorzugte Partei dadurch kontinuierlich unwählbar bleibt. Ob dieses massiven Wagenknecht-Querfront-Problems, blieb die Linke bei der Bundestagswahl 2021 unter der 5%-Hürde und stürzte bei den folgenden Landtagswahlen sogar auf das „sonstige-Niveau“ ab.

(…) Aber nachdem die Linke nach der Bundestagswahl (4,9%), weitere dreimal bei Landtagswahl für ihre elende Schwurbelei und Unfähigkeit, sich von der Querfront zu trennen, schwer abgestraft wurde – 27.03. im Saarland 2,6%, 08.05. Schleswig-Holstein 1,7%, 15.05. NRW 2,1% - und bundesweit klar unter 5% entlangkrebst, demonstriert sie weiterhin ihre völlige Politikunfähigkeit. Geradezu erbärmlich, wie sich die einst so stolze Partei von ihrer völkischen AfD-Freundin Sahra Sarrazin und dem doppelten Partei-Zerstörer Lafontaine zerhacken lässt.  (…)

(Wie lange noch, Linke?, 15.06.2022)

Durch Wagenknechts sagenhafte Arschloch-Qualitäten – sie klebt hartnäckig auf dem Bundestagssitz ihrer verhassten Partei fest, schwänzt aber fast alle Parlamentssitzungen und stieg zu einer der Top-Nebenverdienst-Volksvertreterinnen auf – atomisiert sie aber nicht nur eine Partei, sondern hinterlässt auch auf der menschlichen Ebene Leichen.

Nicht nur die Politikerin vertritt abstoßende Ansichten, sondern auch der Mensch Sahra Wagenknecht scheint charakterlich völlig verdorben zu sein. Man kann sich nicht auf sie verlassen, niemand will mehr mit ihr zusammenarbeiten.

Wenig überraschend, denn ihrem Egoismus opfert sie, wie eine klassische Soziopathin, die Karrieren jedes Parteifreundes, ohne mit der Wimper zu zucken. Stoisch kassiert Sahra Sarrazin trotz Arbeitsverweigerung weiter ihre Diäten, während ihren seriösen Parteifreunden nichts anderes übrig bleibt, als ihre Parteibücher zu schreddern, oder sich ganz aus der Politik zu verabschieden.

(….) Es passt ins Bild, Hamburg ist bei Weitem nicht der einzige Landesverband in Auflösung. Saarland, Rheinland-Pfalz, NRW und Hessen sind bereits kollabiert.

Wie ich gestern ausführlich darlegte, bleibt für seriöse Mitglieder gar keine andere Wahl. Sie müssen die Wissler-Ernst-Wagenknecht-Partei verlassen.

Die Bundesvorsitzende Hennig-Wellsow warf hin, die Rheinland-Pfälzische Landeschefin Melanie Wery-Sims folgte, trat sogar ganz aus. Den gleichen Schritt ging der Kollege aus NRW.

[….] Ein Beispiel dafür ist der langjährige nordrhein-westfälische Landesvorsitzende Knud Vöcking. 28 Jahre war er Mitglied erst der PDS, dann der Linkspartei. Unmittelbar nach der Wagenknecht-Rede hat er seinen Austritt erklärt. „Meine Geduld ist zu Ende“, schreibt Vöcking in seiner Austrittserklärung.  [….]

(Pascal Beucker, 11.09.2022)

Auch der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Ulrich Schneider trat gestern aus. Heute legte Thérèse Fiedler, Fraktionsvorsitzende der Linken in Hamburg-Altona alle Ämter nieder. Der viel größere Paukenschlag war aber der über alle Parteigrenzen hinweg Achtung genießende Finanz-Guru Fabio de Masi, den ich seit Jahren bei jeder Gelegenheit lobe.

[….] »Ich habe soeben gegenüber dem Landesverband Hamburg der Partei meinen Austritt aus der Partei erklärt«, teilte De Masi auf Twitter mit. [….] In seiner Zeit als Bundestags- und davor als Europaabgeordneter galt De Masi als Finanzexperte bei den Linken. »Ich möchte nicht mehr in Verantwortung für das eklatante Versagen der maßgeblichen Akteure in dieser Partei in Verantwortung genommen werden, die eine große Mehrheit der Bevölkerung im Stich lassen, die eine Partei brauchen, die sich für soziale Gerechtigkeit und Diplomatie überzeugend engagiert«, schrieb De Masi weiter. Er habe versucht, seinen Teil dazu zu leisten, sei aber dabei gescheitert. [….] (SPIEGEL, 13.09.2022)

Es geht nicht anders, „nur raus da“ lautet das Motto der Rudimentär-Linken. Welch ein Drama um eine eigentlich so wichtige Partei in Deutschland, die als einzige konsequent für die nicht Privilegierten eintrat.

Die Wagenknechte der Partei streben nun aber einen Zusammenschluss mit den Nazis zu einem Querfront-Amalgam an, ohne von den beiden Parteivorsitzenden oder den beiden Fraktionsvorsitzenden aufgehalten zu werden.

[….] Die drei Linken-Landespolitikerinnen aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt König-Preuss, Nagel und Quade konstatieren: „Die Grenze des Erträglichen ist mit Blick auf das Gebaren von Sahra Wagenknecht und ihrer Getreuen schon lange erreicht.“ Konkret zählen sie Äußerungen gegen die Aufnahme von Geflüchteten, gegen die europäische Integration, gegen Coronaschutzmaßnahmen oder gegen Bündnispartner:innen aus den antirassistischen, Klima- oder Queerbewegungen auf. Auch beklagen sie Wagenknechts Glorifizierung einer Querfrontdemonstration in der tschechischen Hauptstadt Prag Anfang September. Dort hatte die – seit 2021 nicht mehr im Parlament vertretene – Kommunistische Partei gemeinsam mit rechtsextremen Parteien- und Organisationen sowohl gegen hohe Energiepreise und Sanktionen gegen Russland als auch gegen Corona-Impfungen, die Aufnahme von Flüchtlingen und die EU demonstriert. Wagenknecht sieht diese Demo als Vorbild für Deutschland an, wie sie in einem am Donnerstag auf ihrem Youtube-Kanal veröffentlichten Video bekundet hat. [….]

(Pascal Beucker, 11.09.2022)

Sagenhaft, welches Zerstörungspotential das Partei-TNT-Paar Wagenknecht-Lafontaine entfalten kann.    (…)

(Linker Exodus – Teil II, 13.09.2022)

Heute ließ die völkische Schwurblerin den nächsten Parteipromi über die Klinge springen. Bemerkenswert ist aber, wie eiskalt Wagenknecht auch ihre wenigen ausdrücklichen Verbündeten opfert. Ganz wie bei dem von ihr stets gelobten Donald Trump, versteht sie Loyalität immer als Einbahnstraße.

[….] Linken-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali zieht sich wegen des Umgangs ihrer Partei mit Sahra Wagenknecht von ihrem Amt zurück. »Ich habe mich entschieden, bei der kommenden Vorstandswahl nicht mehr für den Fraktionsvorsitz der Linken im Bundestag zu kandidieren«, heißt es in einer Erklärung Mohamed Alis. »Diese Entscheidung hat politische Gründe.« Den letzten Ausschlag habe die Distanzierung der Parteispitze von Wagenknecht Anfang Juni gegeben.  […..]

(SPON, 06.08.2023)

Ein Jammer, daß auch der von mir seit drei Jahrzehnten hochgeschätzte hochintelligente Gregor Gysi offensichtlich nicht mehr klar denken kann und das völkisch-faschistische radikal menschenfeindliche Geschwurbel ausdrücklich in der Partei behalten möchte.

[….] »Ist die Linke noch zu retten?«, heißt der Titel der Veranstaltung. Es geht darum, was geschieht, wenn Sahra Wagenknecht ihre Ankündigungen wahrmacht und eine eigene Partei gründet. Gysi wird deutlich. Er sei strikt dagegen, dass Wagenknecht das mache. Er sei aber auch strikt dagegen, dass man sie loswerden wolle. »Ich finde, zur Breite unserer Partei gehört selbstverständlich auch Sahra Wagenknecht.«   [….]

(DER SPIEGEL 31/2023, 29.07.2023)

So viele Jahre wünschte ich mir, Gysi würde eines Tages Bundesminister werden und der deutschen Politik durch seine unkonventionelle Denkweise neue Impulse verschaffen. Aber scheinbar sind auch bei ihm zu viele Synapsen durchgebrannt.

Samstag, 5. August 2023

Demokratie-Crash

Freundlicherweise griff Christian Ehring in der letzten Extra3-Sendung noch mal ausführlich meine Themen auf, denen ich mich in den letzten Wochen hauptsächlich widmete.

Da ist die katastrophale Performance der C-Parteien, die offensichtlich systematisch und leider erfolgreich daran arbeiten, die Faschisten groß zu machen.

Der Lügner Merz ist eine Schande der Politik.

Noch elender, als der gegenwärtige Faschisten-freundliche Kurs der deutschen Konservativen ist allerdings der Gesamttrend, der immer mehr zeigt, in welcher Hinsicht Autokratien der umständlichen Demokratie überlegen sind.

Die Menschen im Social-Media-Zeitalter des Jahres 2023 bevorzugen eben nicht automatisch Freiheit über Diktatur, Rechtssicherheit über Willkür, Freie Presse statt Propaganda, Berücksichtigung der Schwachen statt Durchmarsch der Starken. Sie lassen sich lieber belügen, statt reinen Wein eingeschenkt zu bekommen.

Der freie Mensch der Gegenwart – nur 45 Prozent der Menschheit leben in Demokratien – schließt sich freiwillig der diktatorischen Mehrheit an, indem er für einen starken Führer stimmt, der verbunden mit einer antihumanistisch orientierten und minderheitenfeindlichen Religion, die Säulen der Demokratie einreißt: Pressefreiheit, Gewaltenteilung, unabhängige Justiz, freie Wahlen.

Polen, Ungarn, Russland und die Türkei haben den Weg in die Diktatur nicht nur beschritten, sondern  im Falle Russlands auch weitgehend abgeschlossen.

Die vier genannten Staaten gelten nicht als klassische Demokratien. Sie hatten wenig Zeit demokratische Strukturen zu etablieren.

Umso erschreckender sind die Beispiele USA und Israel, die immer als Demokratien existierten und sich ebenfalls, wie die Weimarer Republik 1933 durch freie Wahlen für demokratieverachtende Kriminelle entscheiden.

[….] Denn die rechts-religiöse Koalition hat in der Knesset die Änderung eines Grundgesetzes durchgedrückt, das einer Aushebelung der Gewaltenteilung gleichkommt. Dem Obersten Gericht wird damit die Möglichkeit genommen, gegen "unangemessene" Entscheidungen der Regierung vorzugehen. Damit wird eine Kontrollinstanz in Israel ausgeschaltet.  [….] Anlass zur Sorge muss auch geben, dass sich Netanjahu in Interviews mit US-Medien nicht festlegt, ob er sich an ein Urteil des Obersten Gerichts halten würde. Seine Warnung, es könne zu einer Art Spirale führen, falls sich das Gericht nicht an eine Entscheidung des Parlaments halten sollte, lässt vermuten: Netanjahu zieht seinen Plan zur Entmachtung der Justiz weiter durch - koste es, was es wolle. [….]

(Alexandra Föderl-Schmid, 01.08.2023)

Während die Industriebosse in großen autokratischen Nationen, wegen der eingeschränkten oder abgeschafften Individualrechte die Diktatur bevorzugen – superreiche Unternehmer sind auch die Hauptspender der US-Republikaner - gibt es im kleinen Israel allerdings eine kuriose Sondersituation. Die wirtschaftliche Stärke des Landes resultiert nicht aus klassischer Schwerindustrie, sondern eher auf hochinnovativen Gentech-Firmen und Software-Startups, die weltweit führend sind. Eine Klientel, die auf Diversität und Freiheit aufbaut, sich also von Netanjahus erwünschter Diktatur fürchtet.

[….] Liora Katzenstein ist ein Urgestein der israelischen Hightech-Szene: [….]  "Wir haben hier schon vieles erlebt: Krisen und Kriege - aber nichts hat der Wirtschaft so geschadet wie das Vorhaben der Regierung." Die Folgen seien schon jetzt absehbar, sagt sie. "In Israel gibt es in den vergangenen Monaten einen stillen und konstanten Braindrain."

Seit Monaten gehen Tausende Menschen in Israel auf die Straßen, um gegen die Justizreform der rechtsnationalen Regierung unter Benjamin Netanjahu zu demonstrieren. [….] Viele der Protestierenden sind entsetzt, was aus der einzigen Demokratie im Nahen Osten zu werden droht. [….] Eine wesentliche Gruppe derjenigen, die Widerstand leisten, sind gerade jene Menschen, auf die Israel in den letzten Jahren besonders stolz war, die Gründer und Tech-Entwickler, welche die "Start-up-Nation" Israel ausmachen.  [….] In einer Studie des Branchenverbandes "Start Up Nation Central" gaben acht Prozent der Unternehmen in Israel an, dass sie bereits mit der Verlegung ihres Hauptsitzes begonnen haben. 29 Prozent bekunden die Absicht, dies in naher Zukunft zu tun. 20 Prozent der Investoren sagen, dass die Unternehmen in ihren Portfolios mit der Verlagerung ihres Hauptsitzes begonnen haben. Viele Unternehmen hätten bereits ihre Anlagen und Reserven aus den israelischen Banken abgezogen und an anderen Orten angelegt. [….]

(Sina-Maria Schweikle, 02.08.2023)

In den USA ernennen republikanischen Präsidenten schon seit 30 Jahren rechte Ideologen zu obersten Richtern. Der Supreme Court wird von fanatischen Trumpisten kontrolliert.

[….] US-Bundesrichter ohne moralischen Kompass [….] In den USA tobt die Debatte um Ethikregeln für den Obersten Gerichtshof. Besonders im Visier: Bundesrichter Clarence Thomas, der sich von Gönnern gerne beschenken lässt. [….] Die Liste der Vorwürfe ist lang: Jahrelang ließ sich Thomas vom superreichen Immobilienmagnaten Harlan Crow auf teure Reisen mit Crows Privatjets und seiner Superyacht einladen, ohne dies - wie es gesetzlich vorgeschrieben ist - zu melden. [….]  Crow bezahlte offenbar auch zwei Jahre lang die Schulgebühren in Höhe von 6.000 Dollar pro Monat für den Großneffen von Clarence Thomas, dessen Vormund der Richter ist. [….] Als fragwürdig gelten auch die Aktivitäten von Clarence Thomas' Ehefrau Ginni. Sie ist eine rechtskonservative Aktivistin, die sich in Lobbygruppen engagiert, die teilweise an Verfahren vor dem Obersten Gericht beteiligt waren. Darüber hinaus war Ginni Thomas eine treibende Kraft beim Versuch, die Präsidentschaftswahl 2020 für ungültig zu erklären; sie nahm vor dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 an der Kundgebung des abgewählten Präsidenten Donald Trump teil.  [….]

(ZDF, 30.07.2023)

Verfassungsfeinde im obersten Verfassungsgericht? Das passt zu einem Land, in dem ein amtierender Präsident einen blutigen Putsch versuchte, Das Parlament stürmen ließ, sich über Strafverfolgungsbehörden lustig macht, Justiz und Polizei beschimpft und den Justizminister/Generalstaatsanwalt der USA für seinen persönlichen Anwalt hält, der dafür sorgen soll, daß er außerhalb der Gesetze agieren kann.

Der wegen seiner vielfachen Verbrechen auf Bundes- und Staatenebene angeklagte Trump – siehe Trumps Sünden, Amerikas Tragödie – schwor als Präsident, die Verfassung zu schützen, tut aber das Gegenteil, indem er Verfassungsorgane ungeniert bedroht.

[….]  Staatsanwaltschaft bittet um Schutzverfügung nach Post von Trump.

Der ehemalige Präsident muss sich gerade vor Gericht verantworten. In einem Post in seinem sozialen Netzwerk »Truth Social« droht er anscheinend deswegen bereits mit Rache. [….]

(SPON, 05.08.2023)

[….] "Wenn Sie mich verfolgen, verfolge ich Euch", so drohte Ex-US-Präsident Trump nach der Verlesung der jüngsten Anklage gegen ihn. Sonderermittler Smith sieht darin einen Einschüchterungsversuch gegen Geschworene und Zeugen - und verlangt Konsequenzen.

Nach seinem Gerichtstermin in Washington hat eine Äußerung in sozialen Medien dem früheren US-Präsidenten Donald Trump neuen juristischen Ärger eingebracht. "Wenn ihr mich verfolgt, dann werde ich Euch verfolgen", schrieb der Republikaner auf der von ihm mitgegründeten Online-Plattform Truth Social einen Tag nach der Verlesung der Anklage gegen ihn in der US-Hauptstadt.

Nach Auffassung von Sonderermittler Jack Smith richtet sich Trumps Äußerung gegen Zeugen, Richter und Anwälte, die an dem Strafverfahren rund um versuchten Wahlbetrug und den Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 gegen Trump beteiligt sind. Smith zufolge ist Trumps Äußerung ein Beleg dafür, dass man sich nicht darauf verlassen kann, dass Trump vertrauliche Informationen, die ihm im Laufe des Verfahrens zugänglich gemacht werden, geheim halten wird.

In einem bei Gericht eingereichten Antrag des Sonderermittlers hieß es, es bestehe die Gefahr, dass Trump Beweismaterial, mit dem er konfrontiert werde, verwende, um Zeugen einzuschüchtern oder ihnen zu drohen. Smith bat das Gericht deswegen darum, Trump und seinen Anwälten rasch Grenzen für den Umgang mit sensiblen Informationen aufzuzeigen. Die zuständige Richterin Tanya Chutkan ordnete an, dass Trump sich bis Montagnachmittag zu Smiths Position äußern muss.  [….]

(Tagesschau, 05.08.2023)

Natürlich säße jeder andere Angeklagte, der sich so verhält, im Knast.

Trump aber nicht, weil er den Rechtsstaat bereits ausgehebelt hat.

Eine gesamte Partei verteidigt diesen Verfassungsfeind, den Schlächter der US-Demokratie.

75 Millionen haben ihn zuletzt gewählt und stehen fester denn je zu ihm.