Montag, 4. April 2022

Putins Helfer

Gestern hatte ich auf Russlands Unterstützung in Afrika, dem Nahen Osten und Asien hingewiesen. Nach Butscha sollte man meinen, die Putin-Fans in der deutschen Öffentlichkeit und der Medienlandschaft wären inzwischen ziemlich still. Das stimmt bedingt.

Das Linke Betonkopflager, beispielsweise Wagenknecht und Lafontaine, ist ziemlich abgetaucht; weist nicht mehr daraufhin, daß NATO und USA noch schlimmer wären. (Warum eigentlich nicht? GWB hat mit seinen völkerrechtswidrigen Angriffskriegen immer noch deutlich mehr Unschuldige auf dem Gewissen als Putin, viele US-amerikanische Kriegsverbrechen sind dokumentiert.) Aber Whataboutism fliegt einem um die Ohren, wenn die Gräuel-Bilder gerade noch so frisch sind, weil Whataboutism nur ablenken kann und nicht des einen Verbrechen mit den Untaten anderer rechtfertigen kann.

Gar nicht verwunderlich sind die Volten aus dem rechtsextremen Verschwörungstheoretiker-Lager. Nazi-Blogger David Berger übernimmt für seine PP-Plattform beispielsweise die Lügen der Covidioten-Hetzsammelseite „Unser Mitteleuropa“. Demnach sei das „Massaker von Butscha nur ein Fakenews-Märchen“. Zitiert wird unter anderem der rechtsextreme ehemalige NPD-Aktivist Carsten Jahn vom „Team Heimat“, der „Beweise“ dafür gefunden haben will, es handelte sich um eine „False-Flag-Aktion“ der berüchtigten Ukrainischen Asow-Neonazis.

Genau das hatte ich aus dieser Ecke erwartet. Wer derartig moralisch verkommen ist, ergötzt sich generell an Massakern, saugt begierig propagandistischen Honig aus Tod und Terror. Werden Massaker von den eigenen Leuten angerichtet, dichtet man es flugs in eine False-Flag-Story um. Das kennen wir von den rechtsextremen Trump-Parlamentariern, die den blutigen Putschversuch vom 06.01.2021 im US-Kapitol planten und dann bei schlechter Presse verkündeten, die Trump-Flaggen und QAnon-Schilder wären von verkleideten Antifa-Aktivisten getragen worden.

Kein Wunder also, daß deutsche Hetzblogger die Methode gleich adaptieren.

Viel gefährlicher sind natürlich die Verstrickungen von US-Toppolitikerin in die Insurrection. Hunderte gewählte Parlamentarier, aber zum Beispiel auch Ginni Thomas, die Ehefrau des ultrarechten Supreme-Court-Richters Clarence Thomas, waren Treiber des Sturms auf die US-Demokratie. 

Wenn David Berger für sich allein in seinem dunklen SM-Keller zwischen Hitler-Büsten und Meth-Pfeifen sitzend, Hassphantasien verbreitete und es nur die üblichen Spinner läsen, müsste man sich wenig Sorgen machen.

Aber diese braunen Medien dringen in die Parlamente vor.  Die AfD übernimmt gern die Putin-freundlichen Lügen, weil sie Russland als eins der letzten Refugien der weißen, christlichen, heterosexuellen, männlichen Macht betrachtet. Aufgrund mannigfacher Komplexe fürchten sich die „Kleinschniedelesken Männchen“ vor Diversität, gleichberechtigten Frauen und Queeren. Sie saugen begierig Desinformationen auf.

Die AfD-Parlamentarier sind begeistert.

[….] "Der russische Staat und staatsnahe Unternehmen, Oligarchen investierten sehr viel Zeit darin, Kontakte zu rechtsextremen und verschwörungsideologischen Milieus im Westen zu unterhalten."

(Julia Smirnova, Analystin ISD Germany)

Auch zu Gunnar Lindemann? Bei der Veranstaltung in Brandenburg ist er an Elsässers Seite. Für die AfD sitzt er im Berliner Abgeordnetenhaus. In seiner Freizeit vertritt er Putins Interessen.  Lindemann bereiste die Krim, Lugansk, Donezk, seit die Gebiete faktisch unter russischer Kontrolle stehen. Bei seinen Besuchen forderte der AfD-Politiker die Anerkennung der selbsternannten Volksrepubliken im Osten des Landes. Die Ukraine setzte ihn auf ihre Sanktionsliste. Vor Publikum verteidigte Lindemann im März mal wieder Russland.

  "Russland betreibt extra die Angriffe so, dass sie versuchen, die Zivilbevölkerung zu schützen."

(Gunnar Lindemann (AfD), Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlin)

Das ist gelogen – die Wahrheit sieht so aus.  Bilder wie diese aus Mariupol haben Russlands Ruf ruiniert. Leute wie er wollen das kaschieren: Gunnar Lindemann.  Er greift eine Erzählung auf, die auch im verschwörungsideologischen Milieu weit verbreitet ist. Putin selbst nutzte sie, um die Invasion zu rechtfertigen:

"Mittlerweile kommen natürlich immer mehr Details raus, worüber die westliche Presse versucht zu schweigen. Wir erinnern uns zum Beispiel: Am Anfang des Krieges schon hat Russland gesagt, es gibt Biolabore, Biowaffenlabore in der Ukraine mit der USA zusammen."

(Gunnar Lindemann (AfD), Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlin) [….]

(Kontraste, 31.03.2022)

Der Bundestagsabgeordnete Eugen Schmidt, 46, macht ungeniert Propaganda für Putin im Parlament.

Es geht aber noch schlimmer. Ungarns Regierungschef Viktor Orbán, der katholische, antisemitischen Diktator von Ursula von der Leyens Gnaden.

Der Mann aus der konservativen EU-Parteienfamilie verhalf der EU-Kommissionspräsidentin mit den entscheidenden Stimmen ins Amt und im Gegenzug hält sich die stärkste Frau Europas devot zurück, wenn in Ungarn Pressefreiheit und richterliche Unabhängigkeit abgeschafft werden.

Von der Leyen ist geiler auf die konservativen Stimmen Polens und Ungarns, als die deutsche Chemieindustrie auf russisches Erdgas. Sie stört sich nicht nur nicht daran, daß Ungarn sich als größtes Fan-Land Russlands inszeniert, sondern verhindert auch Abmahnungen gen Budapest. Umso intimer schmust Orbán mit Putin.

[….] Wladimir Putin galt als Vorbild von Ungarns Regierungschef Viktor Orbán. Was sich mit dem Ukraine-Krieg als fatal erwies, sagt György Dalos. Der Historiker schätzt die Lage in Ungarn vor der Wahl am Sonntag ein.

t-online: Herr Dalos, Ungarns Regierungschef Viktor Orbán machte aus seiner Verehrung für Wladimir Putin keinen Hehl, nun führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Schadet Orbáns Vorgeschichte mit Russlands Präsidenten ihm nun im Wahlkampf?

György Dalos: Viktor Orbáns Flirt mit Wladimir Putin war keine besonders kluge Idee – das ist eine Tatsache. [….] Seine ganze Politik des letzten Jahrzehnts war ein großer Fehler: Ungarn ist ein kleines Land, mit einer derartigen Schaukelstuhlpolitik zwischen den großen Mächten wie der Europäischen Union und Russland war die Gefahr groß, zwischen die Fronten zu geraten. [….] Mein Land ist in dieser Hinsicht extrem von der Europäischen Union abhängig, weswegen Orbáns antieuropäische Politik umso sinnloser erscheint. [….] Wir sind geradezu eine Demokratie ohne Demokraten – wenn ich es auf diese Formel bringen darf. Das Verfassungsgericht, das Parlament und die Behörden, alles wird von Orbán kontrolliert. [….]

(Marc von Lüpke, 03.04.2022)

Es kam wie es kommen musste: Putin-Fanboy Orbán, der sämtliche Medien kontrolliert und alle Wahlgesetze zu seinen Gunsten manipulierte, gewann die gestrige Parlamentswahl haushoch.

Die Frau, die als erste einschreiten sollte, wenn ein EU-Land alle demokratischen Prinzipien abschafft, sich zu einer antisemitischen xenophoben und Putin-anhimmelnden Diktatur aufschwingt, dabei von der EU finanziert wird, schweigt so laut, daß es weh tut: Kein Wort von der Leyens zur „Wahl“ in Ungarn.

Putin-freundliche Naziblogger und AfD-Abgeordnete sind peinlich und schädlich.

Aber viel gefährlicher ist Ursula von der Leyens Appeasement.

Die Personalie von der Leyen, der die SPD aus gutem Grunde nie zustimmte, obwohl damit der mächtigste Posten der EU an eine Deutsche ging, bleibt womöglich die giftigste Hinterlassenschaft der völlig verfehlten 16 Jahre CDU-Kanzlerschaft in Deutschland 2005-2021. Die stellvertretende EU-Parlamentsvorsitzende Katarina Barley (SPD) ist entsetzt.

[….] Barley: Das Versagen der EU beim Schutz ihrer demokratischen Grundwerte wird damit zementiert. Orbán ist ein Antieuropäer, jemand, der Wladimir Putin als seinen Verbündeten betrachtet. Er hat während dieses Wahlkampfes in den staatlichen Sendern antiukrainische Propaganda rauf und runter laufen lassen. Orbán wird eine weitere europäische Integration immer wieder behindern. Für Ungarn bedeutet sein Sieg, dass die demokratischen Standards künftig noch weiter abgebaut werden. [….] Die Schuld liegt bei Orbán, aber die EU hat ihn zu lange gewähren lassen. Orbán hat zum Beispiel die ungarischen Minderheiten in den Nachbarstaaten sehr großzügig versorgt und ihnen dann ein vereinfachtes Wahlrecht eingeräumt. Dafür hat er auch europäisches Geld genutzt – das stimmt. Das Schlimmste ist, dass die EU seinem Treiben seit zwölf Jahren zusieht und nichts unternimmt. Sie hat zugeschaut, wie Scheibchen für Scheibchen die Demokratie in Ungarn abgeschafft wurde. Es hat 700 Änderungen des Wahlrechts gegeben, die natürlich alle zum Nutzen von Orbán waren. [….]

SPIEGEL: Seit über einem Jahr hätte die EU-Kommission mit dem Rechtsstaatsmechanismus ein Mittel in der Hand, gegen solche Praktiken vorzugehen. Sie hat es bisher nicht genutzt.

Barley: Das war ein kolossaler Fehler der EU-Kommission. [….]Solange Orbán Mitglied der konservativen Parteienfamilie war, hat man einfach freundlich zugeschaut und ihm auf die Schulter geklopft. Jetzt können wir die Uhr nicht zurückdrehen. Ich würde mir auch wünschen, dass die deutsche Wirtschaft ihren Kurs ändert. Ein Grund, warum Orbán diese Wahl so hoch gewonnen hat, ist auch, dass man in Ungarn sehr gut leben kann. Das hat damit zu tun, dass die deutsche Wirtschaft von seinen autokratischen Methoden profitiert und ihn dadurch stützt. [….]

SPIEGEL: Von seinen Kolleginnen und Kollegen in den Mitgliedstaaten ist Orbán bislang geschont worden. Haben Sie die Hoffnung, dass sich das jetzt ändert?

Barley: Wir sehen ja dort eher einen Nachahmereffekt. Einige Staaten beobachten ganz genau, wie einfach man mit autokratischem Gebaren davonkommt. Deswegen macht die polnische Regierung mit dem Abbau des Rechtsstaats weiter. Deshalb eifert der slowenische Ministerpräsident Janez Janša seinem Vorbild Orbán nach. [….]

(SPON; 04.04.2022)

Sonntag, 3. April 2022

Danke, Olaf Scholz

Wladimir Klitschko stellt klar, für ihn sei Wladimir Putin „klar krank“.

Damit folgt Wladimir seinem Bruder Vitali, der schon 2014 zur Krim-Krise festhielt „Putin ist krank!“

Wladimir Kaminer sagt im ZEIT-Podcast über Wladimir Putin, er könne den Satz "Putin ist verrückt" nicht mehr hören.

Der in Moskau lehrende Ökonom Vla­dis­lav Ino­zem­tsev untersucht, wie Putin verrückt werden konnte.

[…]  Vor dem Krieg waren die meisten Exper­ten, dar­un­ter auch ich, der Ansicht, dass Putin die Ukraine nicht angrei­fen wird, ent­we­der weil er nicht über die not­wen­di­gen stra­te­gi­schen Kräfte verfügt, um das gesamte Land zu beset­zen, oder weil eine mög­li­che mili­tä­ri­sche Nie­der­lage seine Macht zu Hause gefähr­det. Der Beginn der rus­si­schen Offen­sive hat viele Men­schen zu der Annahme ver­an­lasst, dass Putin wahn­sin­nig gewor­den ist und den Sinn für die Rea­li­tät ver­lo­ren hat. Die dama­lige Bun­des­kanz­le­rin Angela Merkel erklärte bereits 2014, dass der rus­si­sche Staats­chef „in einer anderen Welt“ lebt.  Wie konnte das pas­sie­ren? Ich würde dafür drei Haupt­fak­to­ren nennen.  Putin als Opfer seiner eigenen Propaganda[…]  Putin hat sich im Westen getäuscht. […]  Die Put­in­sche Macht­ver­ti­kale funk­tio­niert nicht mehr. […]  

 (Vla­dis­lav Ino­zem­tsev, 20.0.2022)

Der berühmte britische Historiker Ian Kershaw hält die Frage nach Putins Geisteszustand für nicht entscheidend. Denn wäre er es, wären wir im Westen offenkundig auch verrückt, indem wir seit vielen Jahren tumb alle Zeichen ignorieren.

[…..] Es ist nicht so, dass der Westen keine Warnsignale erhalten hätte, wie brutal Putins Regime auf eine vermeintliche Bedrohung reagiert, wie paranoid sein Blick auf die Nato ist und wie er über die Hinwendung der Ukraine zur EU und zur Nato denkt. Fügt man noch die Annahme des Kremls hinzu, dass Russland von westlichen Sanktionen nichts zu befürchten habe, ist der Hintergrund der Invasion so gut wie vollständig.   [….] Zwischen 2004 und 2014 hatte sich die bloße Existenz einer unabhängigen Ukraine in Putins Gedanken immer mehr zu einer Obsession entwickelt. Und seit 2014 waren die Beziehungen der Ukraine zur Nato und zur EU eher enger geworden. Da der Westen die Coronapandemie immer noch nicht ganz hinter sich gelassen und im Debakel in Afghanistan seine Schwäche offenbart hatte, muss Putin geglaubt haben, dass er keine bessere Gelegenheit bekommen würde, das Ukraineproblem relativ unbeschadet zu lösen.  Keiner der vom Putin-Regime gegebenen Hinweise auf eine Gefahr für den Weltfrieden ließ den Westen von seinen engen Wirtschaftsbeziehungen zu Russland abrücken. Europäische Länder – insbesondere Deutschland – haben zugelassen, dass sie von russischem Gas abhängig wurden. Unterdessen kauften russische Oligarchen derart viele Immobilien in London, dass die Stadt den Spitznamen Londongrad erhielt. Sie ist so etwas wie die Geldwaschanlage der unvorstellbar reichen russischen Elite, die zum Teil Putin nahesteht. Russisches Geld floss in die Kasse der Konservativen Partei und in den Besitz von Zeitungen und führenden englischen Fußballklubs. […..]

(Ian Kershaw, 13.0.2022)

Ich sage nach wie vor, daß Ferndiagnosen über Putins Geisteszustand unseriös sind und kann nicht beantworten, wie rational der Kreml-Herrscher denkt.

Unglücklicherweise sind unter den Herrschern von Groß- und Supermächten immer mal wieder Verrückte. Der mächtigste Mann der Welt vom Januar 2017 bis Januar 2021 ist definitiv geisteskrank. Im Fall Trump gibt es genug Belege.

In Deutschland, das in seiner Geschichte von vielen echten Spinnern (Otto I., Ludwig II., Wilhelm II., Hitler) regiert wurde, glauben offenbar viele Menschen, ein Irrer wäre automatisch auch als Führer illegitim. Gaddafi, Saddam, Kim Jong-Un, Putin – alle irre? Trump, Johnson? Vielleicht sind die alle geisteskrank, aber sie sind/waren die legitimen Regierungschefs, mit denen wir umgehen müssen, weil wir uns nun einmal nicht aussuchen können, wer in einem anderen Land regiert.

 Mich irritiert aber sehr, daß die bellizistische Fraktion Deutschlands, die Putin für „völlig durchgeknallt“ hält und nun wie der ebenfalls offensichtlich dem Wahnsinn anheimgefallene Ukrainische Botschafter Melnyk „all in“ gehen wollen, um am liebsten mit der NATO die russischen Truppen aus der Ukraine vertreiben wollen, so sicher sind, der eben noch als „krank und durchgeknallt“ eingestufte Putin, würde vollkommen rational auf militärischen Druck reagieren. Gegenüber genügend NATO-Feuerkraft würde er sich wie ein Gentleman zurückziehen und keineswegs zu „kranken und durchgeknallten“ Methoden wie A-, B- oder C-Waffen greifen.

Ich kenne Putin nicht persönlich und weiß nicht, ob er „irre“ ist. Aber wäre er es, handelte er so irrational, daß ihm die Folgen seiner Taten nicht interessierten, haben wir alle schon verloren.

Denn dann sind alle Sanktionen, alle wirtschaftliche Maßnahmen und alle Waffenlieferungen zum Scheitern verurteilt, weil man einen Irren, der über tausende Atomsprengköpfe gebietet, nicht aufhalten kann. Eine Niederlage der russischen Truppen in der Ukraine, würde dann unweigerlich in einen Weltkrieg münden.

Ich hoffe also, daß Putin nicht „irre“ und nicht „krank“ ist.

Gegen diese Theorie spricht seine durchaus raffinierte Vorbereitung. Dem wirtschaftlich angeblich so schwachen Russland ist etwas gelungen, von dem USA und EU nur träumen können: es manövrierte China eiskalt aus.

[….]  Die chinesische Führung hat seit Kriegsbeginn klargestellt, dass sie sich nicht von Russland abwenden wird. Druck erscheint daher in der Tat wenig erfolgversprechend.  […..]  China stehe vor einem nicht aufzulösenden Dilemma, sagt der frühere Spitzendiplomat Bilahari Kausikan aus Singapur. Um sich auf seinen Hauptgegner USA konzentrieren zu können, würde eigentlich naheliegen, dass Peking die Beziehungen zu den Europäern zu retten versuche. Doch die Position gegenüber Russland verhindere das. »China hat keine guten Optionen«, schreibt Kausikan.  In diese Situation hat sich die Führung selbst gebracht. Beim Besuch Putins in Peking am 4. Februar verabschiedeten er und Xi Jinping eine gemeinsame Erklärung, die als Gründungsdokument einer autoritären Entente verstanden werden kann. Beide Länder wenden sich darin gegen US-geführte Militärbündnisse in ihrer Nachbarschaft. Die Analystin Yun Sun vom US-Thinktank Stimson Center vermutet, dass Putin den Chinesen damit ausmanövriert habe: Wegen der gemeinsamen Erklärung könne China sich jetzt nicht von Russland abwenden. […..]

(DER SPIEGEL Nr.14, 02.04.2022, s.30f.)

Russland ist auch keineswegs so isoliert, wie es USA und EU gern hätten. Auch die Atom-Macht Indien stellt sich nicht gegen Russland. Hinzukommen 30 (von Putin erfolgreich umgarnte) afrikanische Staaten und zahlreiche Nahost-Monarchien. Die wirtschaftlich mächtigen Asean-Staaten verurteilen zwar offiziell gemeinsam mit dem Westen den Ukraine-Krieg, aber Japan, Indonesien, Südkorea und Co beteiligen sich nicht an Sanktionen gegen Russland.

[….] Die Golfstaaten, von den Energiesorgen des Westens wie beschwingt, halten Europa und den USA in der Ukrainekrise eine doppelte Moral vor. »Ich sehe hier absolut keinen Unterschied zwischen George W. Bushs Invasion im Irak 2003 und Putins Invasion in der Ukraine«, sagt der saudi-arabische Politologe Mansour Almarzoqi. »Riad ist nicht Teil dieses Konflikts und will nicht Teil dieses Konflikts werden.«  Auch wenn sie seit jener Sicherheitsrats-Entscheidung Ende Februar mit dem Westen gestimmt haben – als Brüder im Geiste sollten Europas und Amerikas Politiker die Herrscher am Golf nicht missverstehen. Putin genießt in der arabischen Welt durchaus Sympathien. Und die USA werden noch immer von vielen in der Region als Feind betrachtet, wegen der Invasionen im Irak und in Afghanistan, des Drohnenkriegs und der Ereignisse im Foltergefängnis Abu Ghraib. In konservativen Kreisen steht Putin mit seiner Verachtung für Genderpolitik und Schwulenehe auch für die Ablehnung von Individualismus, Säkularismus und Lebensformen, die aus dieser Sicht für den vermeintlichen Werteverfall des Westens verantwortlich sind.  Und wie in Indien und Südafrika investiert Russland auch im arabischen Raum gezielt in die sozialen Medien und hat damit Erfolg. Was im von Kriegen und Bürgerkriegen heimgesuchten Nahen Osten grundsätzlich gut funktioniert, sind Debatten, die vom Leid der Menschen in der Ukraine ablenken, indem gefragt wird: Aber was ist mit dem Jemen? Was mit Palästina? Das Gefühl, dass weiße und europäische Menschenleben mehr zählen als arabische, ist in der Region nicht zu Unrecht weitverbreitet.   Es grassieren aber auch Fake News und Verschwörungstheorien. Vor allem verfängt russische Propaganda in Kreisen, die sich ohnehin als Teil des antiamerikanischen Lagers verstehen. Das sind allen voran Iran und dessen Verbündete: die Hisbollah im Libanon, die Huthi-Miliz im Jemen und das syrische Regime, das direkt von Moskau unterstützt wird. So sieht man in Damaskus oder in den Vororten Beiruts, wo die Hisbollah stark ist, inzwischen auch Putin-Porträts neben jenen des Hisbollah-Anführers Nasrallah oder des syrischen Präsidenten Assad.  [….]

(DER SPIEGEL Nr.14, 02.04.2022, s. 83)

Diese geopolitischen Vorbereitungen sprechen für eine gar nicht irre, sondern rationale geostrategische Planung Putins.

Das sieht nach einem Mann aus, der nicht blindlings losschlägt, sondern genau kalkuliert.

Aber dann sind da wiederum die Bilder von heute aus Butscha. Die russische Armee zieht sich aus der Kiewer Gegend zurück und hinterlässt Berge von ermordeten Zivilisten.

[….]"21.57 Uhr: Russland will angesichts des Vorwurfs von Kriegsverbrechen im ukrainischen Butscha für Montag eine Sitzung des Uno-Sicherheitsrats einberufen. Das schreibt der Vertreter Russlands bei den Uno, Dmitri Polanski, auf der Plattform Telegram. Bei der Sitzung solle über die »Provokation von ukrainischen Radikalen« diskutiert werden."  [….]

(SPIEGEL Live-Ticker, 03.04.2022)


Das kann Putin nur schwer schaden und wird die letzten Zweifler in Europa mobilisieren.

Wer jetzt noch gegen Waffenlieferungen, auch schwere Waffen für die Ukraine positioniert, erleidet gerade schwer Shitstorms.

In dieser Situation sehe ich schwarz und zwar dunkelschwarz.

Es könnte allerdings auch noch schwärzer, nämlich vantablack sein, wenn der aggressive Dampfplauderer Friedrich Merz oder der unstete Markus Söder oder der intellektuell hoffnungslos überforderte Armin Laschet Bundeskanzler wären.

Ich bin froh, mit Olaf Scholz einen Kanzler zu haben, dem seine extreme Rationalität nicht abzusprechen ist, der nicht aus der Hüfte schießend irgendetwas anordnet, das er nicht vorher gründlich durchdacht hat, der sich nicht vom irren Melnyk treiben lässt. 


 

Samstag, 2. April 2022

Die Hepatitisgelben und ihre Liebe zur Autolobby

Das war schon etwas suboptimal, wie hartnäckig der deutsche Urnenpöbel 16 Jahren lang in Inkarnation der Beharrungskraft ins Kanzleramt wählte, die mit stoischer Geduld Maßnahmen Umsteuerung auf erneuerbare Energien blockierte, jedes Mal sofort in Brüssel intervenierte, wenn Reglungen gegen deutsche spritschluckende PS-Monster geplant wurden.

Nun benötigen wir 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas im Jahr und stehen ohne Lieferungen aus Russland vor dem ökonomischen Kollaps.

Unheimlich schlau war es auch von Merkels Wirtschaftsminister drei der fünf größten deutschen Raffinerien in die Hände des russischen Staates zu geben.

Ein Treppenwitz der Geschichte, daß ausgerechnet ein Grüner Nachfolger nun auf Betteltour durch die noch menschenrechtsantagonistischeren Golfmonarchien tourte, um bei ihnen Ersatzgas zu besorgen.

Ausgerechnet bei den Despoten in Katar einzukaufen, ist der nächste Treppenwitz der Geschichte, denn die Frauen und Schwulen in Katar können nur davon träumen, so viele Rechte wie in Russland zu genießen.

Außerdem ist Katar ein glühender Unterstützer des Saudischen Angriffskrieges auf den Jemen. Dort starben bisher 370.000 Menschen, Millionen droht der Hungertot.

Robert Habeck muss man allerdings einiges zu Gute halten: Er hat die Miesere nicht angerichtet und er sagt ehrlich, wie schlecht die Entscheidung ist, aber außer seiner Sicht derzeit aus Mangel an Alternativen notwendig und immerhin etwas weniger schlecht, als Putins Gas zu kaufen.

Es ist ja wahr: Wir brauchen immer noch sehr viel Erdgas, also eine ökologisch sehr schlechte Energiequelle. Russisches Gas per Pipeline (Nordstream 2) ist von dieser ökologisch miserablen Methode immerhin noch die am wenigsten Miserable. Alternative Lieferanten sind ökologisch noch schlimmer.

Diese extreme deutsche Erdgas-Abhängigkeit, die uns 16 Jahre CDU-Regierung hinterlassen hat, ist so hanebüchen, daß der aktuelle deutsche Vizekanzler beim Umschichten der Bezugsquellen nur sehr kurzfristige „Lösungen“ anbietet.

Der einzige echte Ausweg ist und bleibt, weniger Gas zu importieren.

Das geht, indem wir ohne die auf der Bremse stehende CDU/CSU mit höchstem Tempo die erneuerbaren Energien ausbauen. Dafür müssen natürlich die Putin-freundlichen Windkraft-Verhinderungsregelungen in Bayern fallen.

Gleichzeitig ist jeder einzelne von uns angehalten, auf Gas und Öl basierende Produkte zu meiden. Die Einsparmöglichkeiten von Privatleuten (heizen, Autofahren, Reisen, Fleischkonsum) werden jeden Tag in der Presse durchdekliniert. Die größten Ressourcenfresser – Kinder und Haustiere – gehören aber zu den großen deutschen Tabus und werden nicht als die Umweltpest bezeichnet, die sie sind.

Es gibt tatsächlich aber auch Maßnahmen, die von eben auf jetzt den Verbrauch fossiler Brennstoffe in Deutschland reduzieren würden. Das Beste: Diese Maßnahmen kosten nichts und sind ohne komplizierte Gesetzespakete umsetzbar.  Tempolimits, autofreie Sonntage oder Verbot innerdeutscher Flüge.

Jede auch nur halbwegs rationale Regierung würde diese Anordnungen als erstes erlassen.

[….] Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup sagte: "Es kann nicht sein, dass in der fünften Kriegswoche das Gewohnheitsrecht von Autobahnrasern für die FDP noch immer wichtiger ist als der einfachste und schnellste Schritt weg von russischem Öl." Deutschland dürfe sich nicht länger von der FDP in "fossile Geiselhaft" nehmen lassen. Ein Tempolimit sei sofort umzusetzen und schränke niemanden unverhältnismäßig ein. Das Umweltbundesamt (UBA) hatte vor drei Wochen verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen, um deutlich sparsamer mit Energie umzugehen. Private Haushalte könnten die Heizung etwas runter drehen, einen wassersparenden Duschkopf einbauen - und weniger und vor allem langsamer mit dem Auto fahren. Verringerten die Autofahrer die Geschwindigkeit auf Autobahnen auf maximal 100 Kilometer pro Stunde und auf 80 km/h auf Straßen außerorts, spare das rund 2,1 Milliarden Liter fossilen Kraftstoff ein - selbst wenn man davon ausgehe, dass sich nicht alle daran halten und Einzelne schneller unterwegs sind. Das spare immerhin sofort rund 3,8 Prozent des im Verkehrssektor verbrauchten Kraftstoffs.  [….]

(dpa, 31.03.2022)

Unglücklicherweise kann man nur zwei der drei Ampelparteien als „vernünftig“ bezeichnen. Die FDP hingegen wird von irrationalen ideologischen Verrenkungen getrieben und nimmt dafür wie auch bei ihrem destruktiven Covidioten-Kurs gern Tote in Kauf.

[….] Die Bundesregierung hat Maßnahmen zum Energiesparen beschlossen. Ein Tempolimit ist - wieder einmal - nicht dabei. Die FDP blockiert. Und das, obwohl das Tempolimit einfach umsetzbar und gut fürs Klima wäre. Es könnte auch die Abhängigkeit von russischen Öl-Importen reduzieren.  […..]

(Monitor, 25.0.2022)

Dem passionierten Porschefahrer und vor toxischer Männlichkeit strotzendem Christian Lindner sind rationale Maßnahmen so zuwider, daß er noch nicht einmal drüber sprechen will.

[….] Lindner will nicht über Tempolimits und Fleischkonsum diskutieren! Steigende Preise und knappe Ressourcen haben Debatten über einen nachhaltigeren Konsum angeheizt. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will sich nicht daran beteiligen – und verspricht stattdessen neue Hilfen für Unternehmen.  [….]

(Spon, 02.04.2022)

Immerhin ist der Finanzminister darin konsequent, immer nur für das Wohl der Wohlhabenden zu sorgen.

Außerdem kann er sich auf seinen Assistenten Volker Wissing verlassen.

Der Verkehrsminister erläutert dieses Wochenende in einer Interviewkaskade, wieso das Tempolimit auf Autobahnen gar nicht kommen könnte, selbst wenn die FDP sich nicht mehr sperrte: Wir haben gar nicht genügend Verkehrsschilder!

[….] Wissing: [Das Tempolimit] ist eine Maßnahme, die äußerst umstritten ist und die auch sehr stark spaltet. Es bringt nichts, das immer wieder zu diskutieren. Das treibt einen Keil in die Gesellschaft.

MOPO: Wir haben gar nicht den Eindruck, dass ein Tempolimit die Gesellschaft so extrem fordern würde. Ist es im Vergleich nicht eher ein mildes Mittel mit klarer Einsparwirkung?

Wissing: Ich halte nichts davon, es vorübergehend einzuführen. Das ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Man müsste entsprechende Schilder aufstellen, wenn man das für drei Monate macht, und dann wieder abbauen. So viele Schilder haben wir gar nicht auf Lager.  […]

(Mopo, 02.04.2022)

Nein, das erschien nicht am 01.April! Um jede Widerrede gleich zu kontern, präsentiert der Hepatitisgelbe gleich eine Nachfolgeargument:
Wenn wir die Tempolimit-Schilder, die wir gar nicht haben, doch an den Autobahnen aufstellten und dann nach drei Monaten die Tempolimits wieder aufheben, haben wir furchtbar viele Schilder umsonst hergestellt – und das wäre dann ja auch wieder Ressourcenverschwendung!

Impudenz des Monats März 2022

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Auch in Hamburg sieht man jetzt öfter Autos mit einem „UA“-Kennzeichen und hört Ukrainisch im Supermarkt.  Wir sind noch ganz in der Anfangsphase. Wie im Spätsommer 2015 oder im November 1989, als Deutschland Verständnis für die Fluchtursachen hatte und die Syrer/Afghanen/Ossis mit Willkommenspaketen empfing, bevor den Teutonen wieder einfiel, daß sie eigentlich xenophob veranlagt sind und keine Fremden im Land haben wollen.

Ukrainer haben aber den Doppelvorteil, weiß und christlich zu sein; die Ossis waren ja ziemlich durchsäkularisiert und die Flüchtlinge von 2015/16 überwiegend mit dunklerem Teint gesegnet, als der von Kalkweiß bis Schweinchenrosa changierende Merkelbürger.  Deswegen gibt es nun erneut große Hilfsbereitschaft. Viele in Deutschland ankommende Ukrainer bekommen schnell private Wohnungen vermittelt.

Für die auf Lesbos gestrandeten Kriegsflüchtlinge, die dort seit Jahren in elenden Verhältnissen vegetieren müssen, ohne daß ihnen eine einzige Wohnung in Deutschland angeboten wird, dürfte nun endgültig klar sein, welches das ausschlaggebende Kriterium für europäische Asylpolitik ist: Rassismus.

Die Dunklen wollen wir nicht.

[….] Die Hilfe für die Vertriebenen aus der Ukraine zeigt, was Europa kann. Darüber wundern sich vor allem die Flüchtlinge, die seit Jahren auf Lesbos festsitzen.   […..]

(Boris Herrmann, SZ, 31.0.2022)

Einige Organisation halten sich in dieser Flüchtlingskrise bemerkenswert zurück, öffnen nicht ihre Billionen-schweren Geldschränke, stellen keine Wohnungen zur Verfügung: Die Kirchen.

Die deutsche Ober-Evangelin Annette Kurschus kann sich noch nicht mal dazu durchringen, einen der perversesten und sadistischen Kriegstreiber, nämlich Patriarch Kyrill I. zu verurteilen. Ist doch der „Papst“ der 150 Millionen russisch-orthodoxen Christen der offizielle Partner der EKD.

Daher küre ich die christlichen Kirchen zur Impudenz des Monats März 2022.

Wie unter christlicher Ägide mit Flüchtlingen verfahren wird, zeigt sich insbesondere im katholischen Polen, welches von der streng katholischen PiS-Partei regiert wird.

[…..] An der polnischen Grenze sterben Menschen auf der Flucht - an Erschöpfung, Kälte, Hunger, Durst. Wer sich durch die sumpfigen Urwälder von Belarus nach Polen kämpft, ist dem falschen Versprechen des Diktators Alexander Lukaschenko aufgesessen, dass über Minsk ein vergleichsweise sicherer Weg in die EU führt - die Menschen aus dem Irak, Jemen, Syrien oder Afghanistan sowie vielen afrikanischen Ländern hoffen, in Europa ein besseres Leben führen zu können. Stattdessen erwartet sie oft die Brutalität der polnischen Grenzbeamten.  Diese Tragödie geht nicht allein auf Kosten der nationalpopulistischen polnischen PiS-Regierung. Mit ihrem Gerede von einer "hybriden Attacke" durch den belarussischen Diktator gab die EU der stramm rechten Regierung in Warschau den willkommenen Vorwand, mit aller Härte gegen Flüchtlinge aus dem Nahen und Mittleren Osten sowie Afrika vorzugehen. Die Grenzschützer behandeln die Frauen und Männer, Kinder und Alten wie Angreifer und Staatsfeinde, die brutal abgewehrt werden müssen - und drängt viele von ihnen in illegalen Pushbacks auf die belarussische Seite.  Es sind ein paar Dutzend täglich, die kommen, im Vergleich zu den Hunderttausenden an der ukrainischen Grenze. Der Gegensatz könnte krasser nicht sein. Die polnische Regierung unterscheidet klar in Freund und Feind. […..]

(Viktoria Großmann, SZ, 02.04.2022)

In Deutschland halten sich die Kirchen bei der Finanzierung der Flüchtlingshilfen weiterhin vornehm zurück, wollen nicht auf die russischen Kriegshetzer in Soutanen eingehen.

Aber die deutsche katholische Kirche, eine der größten Immobilienbesitzerinnen, tritt schon einmal prophylaktisch in Erscheinung. Wohnungen günstig an Flüchtlinge vermieten? Niemals! Da baut die berüchtigte „Aachener Grundvermögen“ schon mal vor.  Sie möchte am liebsten nur mit Millionären zu tun haben und errichtet Brandmauern zum armen Plebs.

(…..)  Die „Aachener Grundvermögen“ kaufte die 186 Hafencity-Wohnungen. Die Firma ist eine 100%ige Tochter der „Aachener Siedlungs und Wohnungsgesellschaft“, die wiederum unter anderem den Erzbistümern Köln und Paderborn gehört.

[….] TERRAGON AG: Verkauf von VILVIF Hamburg an Aachener Grundvermögen.  Leuchtturmprojekt im Überseequartier der HafenCity per Forward-Deal veräußert! Aktuell in Umsetzung befindliches Projektvolumen bei insgesamt rund 0,8 Mrd. €! VILVIF Ahrensburg bereits vorzeitig an den Investor übergeben

- Im Rahmen eines Forward-Deals hat die TERRAGON AG, führende Projektentwicklerin im Marktsegment Service-Wohnen für Senioren, gemeinsam mit ihrem Joint Venture Partner Garbe Immobilien-Projekte die Projektentwicklung "VILVIF Hamburg" an die Aachener Grundvermögen Kapitalverwaltungsgesellschaft verkauft. Nach Marktinformation ist es die bisher größte Einzeltransaktion für Service-Wohnen in Deutschland.  [….]

(DGAP, 31.12.2021)

800 Millionen Euro – bei diesen Preisen mag Otto Normalverbraucher etwas überfordert sein. Für Rainer Kardinal Woelki kommt das Projekt gerade passend. Sein Milliarden-schweres Erzbistum schwimmt im Geld und da er sich erfolgreich dagegen wehrt, Entschädigungen an die von seinen Priestern sexuelle missbrauchten Opfer zu zahlen, bleibt auch genügend Kapital für Luxusimmobilien übrig.

[….] Die GmbH Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft (ASW) ist im Besitz der Erzbistümer Köln und Paderborn und der Bistümer Trier, Münster und Aachen. Das Stammkapital beträgt 37 Mio. Euro. Dem Erzbistum Köln gehören 41,5 Prozent des Grundkapitals. [….]

(Wikipedia)  (….)

(Wer sich Immobilien noch leisten kann, 08.02.2022)

Nach der gelungenen kirchlichen Vertreibung nicht-vermögender Mieter aus der Hamburger Hafencity, kommen die milliardenschweren Bischöfe aber auch in ihren weniger exklusiven Locations jedem Appell an Solidarität mit Flüchtlingen zuvor.

Die Katholiken besitzen unter anderem im Hamburger Arbeiterstadtteil Hammerbrook Neubauprojekt „Sonninpark“ 248 geförderte Wohnungen. Sozialhilfeempfänger wollen die Katholiban aber nicht als Mieter.

 [….]  „Bitte beachten Sie, dass wir Mieter bevorzugen, die ihren Lebensunterhalt eigenständig bestreiten“: Eine Hamburger Maklerfirma sollte im Auftrag eines Aachener Immobilienunternehmens in Hammerbrook Wohnungen vergeben. Aber nicht jeder Mieter war scheinbar willkommen. Und das, obwohl es sich beim Vermieter um ein kirchliches Unternehmen handelt! Mehrere Mails gingen hin und her, irgendwann wurde der Ton dann immer genervter: „Die Anzahl der Empfänger irgendwelcher Leistungen in der letzten Woche war hoch. Bitte achten Sie darauf, dass wir keine Leistungsempfänger erhalten.“ Im Klartext: Arme Leute nicht willkommen!  [….] Was sagt der Makler zu so einer unchristlichen Wortwahl? Der will seinen Namen nicht veröffentlicht wissen, äußert im Gespräch mit der Mopo aber Unverständnis: „Es kann doch nicht sein, dass ausgerechnet ein Vermieter mit kirchlichem Hintergrund unsere Mitarbeiter darauf hinweist, dass sie gefälligst keinen Leistungsempfänger vorschlagen sollen. Die Kirche ist doch selbst Leistungsempfänger. [….]

(Mopo, 01.04.2022)

Doch, unbekannter Makler, das kann nicht nur sein, sondern war schon immer oberstes Prinzip der Kirche: Nehmen ist seliger denn geben.

Glauben Sie etwa, die Kirchen wäre der größte und reichste Immobilienbesitzer der Welt geworden, wenn sie freundlich immer die Ärmsten bei sich hätten wohnen lassen?

Ländereien

Die Kirche - der größte Grundbesitzer der westlichen Welt

Einige Beispiele:

    Deutschland: Mit 8,25 Milliarden qm größter privater Grundbesitzer 34) S.208 (entspricht gut der Hälfte des Bundeslandes Schleswig-Holstein 34) S.208 oder der Größe von Bremen, Hamburg, Berlin und München zusammen)

    Italien: über 500.000 ha Ackerland

    Spanien: ca. 20 % aller Felder

    Portugal: ca. 20 % aller Felder

    Argentinien: ca. 20 % aller Felder

    England: ca. 100.000 ha

    USA: über 1.100.000 ha Ackerland;

Weiden und Wälder sind nicht mitgerechnet. 26) S. 429

Städte / Immobilien

Der Vatikan ist »größter Immobilienbesitzer«

    Man kann in Bezug auf die immensen Besitztümer des Vatikans nicht mehr nur von Immobilien sprechen, sondern eher von Städten oder Stadtteilen.

    Rom z. B. ist bereits zu 1/4 in den Händen des Vatikans, recherchierte Paolo Ojetti in der Zeitschrift L’ Europeo am 7.1.1977. Sein Artikel war wie ein Telefonbuch zu lesen. Seitenweise listete er Tausende von Palästen auf, die z. T. den 325 katholischen Nonnen- und 87 Mönchsorden gehören. 5)

    Der Journalist Ojetti recherchierte auch in der italienischen Stadt Verona. Er druckte einen Stadtplan ab, auf dem ungefähr die Hälfte der Häuser schwarz markiert waren = Eigentum der katholischen Kirche. Er wies darauf hin, dass die Besitzverhältnisse in anderen Städten ähnlich sein dürften.

(Freie-Christen)

Nicht nur in Italien ist die Katholische Kirche der größte Grundbesitzer. Auch in Spanien.  Sie gibt diese erschlichenen Ländereien aber nicht nur nicht zurück, sondern hat sich durch ihren immensen politischen Einfluß auch fast überall von der Grundsteuerpflicht befreien können.  Während also Griechenland, Portugal, Spanien und Italien über explodierende Schulden stöhnen und sich täglich neue Milliarden leihen müssen, stehen die Kirchen als steinreiche Staatsschmarotzer am Rand und zahlen keine Steuern. (….)

(Erspar mir dein Mitgefühl, 29.05.2012)

Wenn man nicht nur so reich geworden ist, sondern immer noch reicher werden will, kann man keine Rücksicht auf die Habenichtse nehmen.

Flüchtlingskrisen sind also insofern gefährlich für die Kirchen, weil sie aufgefordert werden könnten, ihren immensen Immobilienbestand, zu nutzen, um Nächstenliebe gegenüber Bedürftigen walten zu lassen. Und genau das hassen die Oberchristen. Selber fressen, macht fett. Schon 2015 wanden sie sich erfolgreich aus der Solidarität.

Die Armen und Vertriebenen sollen nach Meinung der deutschen Top-Kleriker einen Tritt in den Hintern bekommen und schnell abgeschoben werden. Beharrlich weigert sich der größte Immobilienbesitzer Deutschlands auch nur ein einziges leerstehendes Kloster für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.  In Sachsen mischt sich sogar der Pfarrer vor Ort in Großröhrsdorf ein, als ein Unternehmer eine große Halle als Unterkunft anbietet. Der Pfaff protestiert und will keine Asylanten in seinem Umfeld.   So auch Sachsens Bischof Bohl, der sich nicht etwa dem Abschaum in den Weg schützend vor Flüchtlingsheime stellt, sondern die Positionen von PEGIDA und AfD nachplappert.

[….] Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche plädiert für eine harte Linie in der Flüchtlingspolitik. Asylverfahren von Balkanflüchtlingen müssen für Jochen Bohl dringend verkürzt und beschleunigt werden. Probleme in Montenegro, Serbien oder Bosnien-Herzegowina könnten nicht dadurch gelöst werden, dass ihre Bewohner nach Deutschland kommen. »Das ist einfach undenkbar«, sagte der Bischof der dpa.   [….]  Für Zuwanderer, die nach Deutschland kämen, weil sie keine Zukunft sehen, sei das Asylrecht nicht vorgesehen.  Bohl befürwortet, in Verfahren von Balkanflüchtlingen das Konzept der sicheren Herkunftsstaaten anzuwenden. »Wenn man weiß, dass in einem Land (...) keine systematische politische Verfolgung stattfindet, können die Anträge auch in verkürzten Verfahren behandelt werden.« Angezeigt seien auch rasche Abschiebungen. Es könne »nicht so sein, dass jeder, dem es gelingt, deutschen Boden zu betreten, auch das Recht hat, hier dauerhaft zu bleiben.« Indirekt deutete Bohl sogar Verständnis für Mobilisierungen gegen Flüchtlingsunterkünfte an: Es führe »bei vielen Menschen zu einem gewissen Verdruss«, dass »offenkundige Probleme sehr schwer und mühselig geregelt werden und es nicht zeitnah zu einer Lösung kommt.«

(ND 25.07.2015)

Die Kombination aus „Sachsen“ und „Kirche“ ist eben genauso übel, wie man es erwarten konnte.

(Der Christ des Tages VXXXIII 27.07.2015)

Donnerstag, 31. März 2022

Verlässlichkeit im Trumpismus.

Nachdem meine Eltern regelrecht physisch unter der Präsidentschaft George W. Bushs litten und sich dann so erleichtert und stolz fühlten, weil 2008 das Pendel mit der Wahl Barack Obamas umschlug, bin ich rein politisch betrachtet froh, daß sie beide lange vor der 2015ner Kandidatur Trumps abreisten und die Wahl-Shitshow, nicht mehr erlebten. Let alone die vierjährige galaxitäre Peinlichkeit der Präsidentschaft von IQ45.

Das Jahr der Trump-Kandidatur war schon unfassbar erbärmlich, aber die meisten Beobachter wurden noch nicht vollständig in ihrem Innersten erschüttert, weil man, auch ich, sich sicher war, daß er natürlich nicht gewählt werden könne. Die Amerikaner ergötzten sich an der Trump-Show, fühlten sich gut unterhalten, gruselten sich fasziniert an dieser grotesken Type. Aber sie würden letztendlich ja nicht so irre sein, den lügenden Titten-Juror zum mächtigsten Mann der Welt zu machen und ihm die Nuclear Codes zu übergeben.

Diese angenehme (und naive) Gewissheit „das wird schon nicht passieren“, verschwand erst in der Wahlnacht 2016.

Inzwischen verschwanden so einige subjektive Gewissheiten.

Üblicherweise empfinden es Kinder als absolute Gewissheit, daß ihre Eltern immer für sie da sind. Das ist rein subjektiv. Objektiv ist das Gegenteil gewiss: Die Eltern werden eines Tages nicht mehr da sein. Und dennoch sind die meisten Menschen schwer getroffen, wenn ihre Eltern plötzlich nicht mehr da sind. Selbst wenn sie hochbetagt sind und lange krank waren.

Weltpolitisch betrachtet wurden in den letzten paar Jahren allerdings derartig viele sicher geglaubte Gewissheiten abgeräumt, daß unsere gesamte Vorstellungswelt volatil geworden ist.

Die Amis wählen Trump und nicht die hochqualifizierte Clinton.

Die Briten stimmen für den Austritt aus der EU.

Eine Pandemie mit vielen Millionen Todesopfern legt weltweit das soziale Leben still.

Die Deutschen tätigen Hamsterkäufe.

Krieg in Europa; Russland greift die Ukraine an.

Merkel ist nicht mehr Kanzlerin.

Die SPD gewinnt Wahlen.

Mit einer Grünen Regierungsbeteiligung geht es auf Gas-Einkaufstour in den Scharia-Staaten am Golf und die Bundeswehr wird aufgerüstet, wie noch nie.

Was könnte uns jetzt überhaupt noch überraschen?
Eine Päpstin? Frieden zwischen der Hamas und Israel? Landung Außerirdischer?

Ewige Gewissheiten werden rar und kostbar, man sehnt sich nach ihnen. Eine dieser seltenen Gewissheiten liefert ausgerechnet Donald Trump. Niemand schließt seine erneute Präsidentschaftskandidatur oder gar einen Wahlsieg im November 2024 aus. Aber auf eins kann man sich verlassen: Der Mann ist so sagenhaft verblödet, daß jede seiner geschäftlichen Unternehmungen gegen die Wand gefahren wird.

Allein sechs Mal ging er mit Casinos Bankrott. Dabei gelten diese als Gelddruckmaschinen. Donald Trump ritt das Trump Taj Mahal (1991), Trump Plaza Hotel and Casino (1992), Plaza Hotel (1992), Trump Castle Hotel and Casino (1992), Trump Hotels and Casino Resorts (2004) und die Trump Entertainment Resorts (2009) in die Pleite.

Trumps Firmen überleben nur, wenn ihn reiche Gönner (wie sein Vater) ständig Geld dazu schießen oder wenn er kriminelle Methoden anwendet.

1. Trump Airlines

2. Trump beverages

3. Trump: The Game

4. Trump casinos

5. Trump magazine

6. Trump Mortgage

7. Trump Steaks

8. Trump’s travel site

9. Trump’s comms company

10. Trump Tower Tampa

11. Trump University

12. Trump Vodka und

13. Lost future earnings from calling Mexicans rapists

gelten als die bekanntesten Business-Pleiten des selbsternannten Business-Moguls.

Schön zu sehen, daß Trump mit seiner letzten Großnkündigung; er wolle mit seinem eigenen Social-Media-Netzwerk „Truth Social“ Twitter und Facebook vom Platz fegen, seinem inversem Midas-Prinzip treu blieb und auch hier auf eine gewaltige Pleite zusteuert.

Dieses „Trump-Twitter“ existiert nun seit ein paar Wochen – ist aber so scheiße und so unbeliebt, daß noch nicht mal er selbst den Mist benutzt.

 [….]  Mit seiner App "Truth Social" wollte Donald Trump einen virtuellen Raum für patriotische Amerikaner schaffen - und damit Twitter Konkurrenz machen. Und jetzt? Meidet er sie selbst. [….]  Vielleicht darf bei Truth Social aber auch deswegen niemand rein, weil es drinnen nichts zu sehen gibt? Vielleicht ist das Projekt kaum mehr als eine leere Hülle, auf der das Etikett "Trump" klebt, um Investoren das Geld aus der Tasche zu ziehen? Truth Social wäre dafür nicht das erste Beispiel - Donald Trump hat schon mit Trump-Steaks, seiner Fluglinie Trump Shuttle oder der Trump University Schiffbrüche erlitten. Die vier Jahre, in denen er Präsident der USA war, kann man getrost auch dazuzählen. Die Versprechen waren natürlich gigantisch, wie immer bei Trump. Nachdem er von Facebook und Twitter gesperrt worden war, weil er seine Anhänger am 6. Januar 2021 zum Sturm auf das Kapitol aufgestachelt hatte, sann Trump auf Rache. [….]  Truth Social werde Twitter wegfegen, kündigte Trump an. Bisher ist es bei großen Worten geblieben. Truth Social ist nicht besonders originell, sondern im Wesentlichen eine Twitter-Kopie, bei der die Kurznachrichten nicht "Tweets", sondern "Truths" heißen [….]  Seit dem Start von Truth Social vor fünf Wochen hat er dort nur eine einzige "Truth" verschickt, bestehend aus zwei mickrigen Sätzen: "Macht euch bereit!", schrieb er. "Euer Lieblingspräsident ist bald da!" Nach jetzigem Stand war das eine Lüge. [….]

(Hubert Wetzel, 31.03.2022)

Mittwoch, 30. März 2022

Die Hepatitisgelben und die Liebe zum Virus.

Die Stiko sagt nicht so klar, ob und wann jemand wie ich (unter 60, doppelt geimpft, Omikron-genesen) eine Auffrischungsimpfung („Booster“) braucht.

In dem Pflegeheim, das ich regelmäßig besuche, sind aber alle Bewohner und das Personal schon vierfach geimpft; da wollte ich nicht nachstehen und auf Nummer sicher gehen.

Also ergoogelte ich gestern einen Termin und war schon heute, um 16.30 Uhr dran.

Das ging zackig und zentral in der Impfambulanz der Uniklinik.

Schnell tauchte der Impfmann auf, ein junger Sportarzt, netter Typ, der gar nicht nach Stiko-Empfehlungen fragte. „2 Biontech + 1 Omikron haben Sie?“, da passe doch Moderna gut dazu. Mutmaßlich vertrüge ich das auch besser, da der Moderna-Booster nur die halbe Dosis sei.

Nebenan kam dann eine Studentin, die mich piekste und erzählte, ich wäre DER LETZTE. Der Letzte überhaupt. Also nicht nur heute der letzte Termin, sondern die Impfambulanz schließt heute endgültig, weil es in der Hamburger Innenstadt GAR KEINE NACHFRAGE MEHR nach Auffrischungsimpfungen gibt.

Da kommt einfach niemand mehr, der sich impfen lassen will.

Wir lockern ja jetzt.

Ich kann das immer noch nicht glauben. 300.000 Neuinfektionen jeden Tag in Deutschland, 100 bis 300 Tote jeden Tag, 130.000 Covid-Tote bisher in Deutschland.

Jeden Tag so viele Tote, wie bei einem Flugzeugsabsturz.

Man stelle sich vor, zwei Jahre lang würde jeden Tag ein voll besetzter Passagierjet in Deutschland vom Himmel krachen.

Meine Phantasie reicht aus, um mir auszumalen, daß man nach 600 Tagen die einzelnen Crashs gar nicht mehr wahrnähme.

Aber würde man es auch bejubeln, wenn die FDP-Minister daraus folgernd verlangten, nun auch die Flugsicherheit, Waffenkontrollen am Airport, die bisher vorgeschriebenen akribischen Wartungen  und die Fluglotsen, abzuschaffen?
Diese ganzen Kontrollen am Flughafen sind ja schließlich ungeheuer lästig, kosten die armen Fluggesellschaften Geld und widersprechen der freiheitlichen Entscheidung mit Risiko zu fliegen. Sind solche Maßnahmen nicht ein Zeichen von gescheiterter Planwirtschaft, die den mündigen Bürger gängeln?
Nun ist ein gewisser pathologischer Wahnsinn bei FDP-Rumpelstilzchen wie Wolfgang Kubicki natürlich zu erwarten. Ich verstehe sogar, daß Olaf Scholz während eines heißen Krieges in Europa, bei dem das größte Land, das Zweitgrößte überfallen hat, den Kopf zu voll hat, um sich mit einer platzenden Ampel abärgern zu können, so daß er der FDP mehr nachgibt als nötig.

Aber der Wahnsinn ist weit über das FDP-Lager hinausgeschwappt. Schon im Februar 2022 erzählte mir die Leiterin eines Hamburger Pflegeheims vor Ort, wie erleichtert sie darüber wäre, Corona endlich los zu sein und die Bewohnern wieder alle Freiheiten zu geben.

Als ich verschämt einwarf, daß Corona nicht nur nicht vorbei wäre, sondern sich schneller denn je ausbreite, atmete sie entnervt einmal tief, rollte mit den Augen und befand „ja, aber das ist ja jetzt harmlos wie ein grippaler Effekt.“

Selbst als ich nachsetzte, indem ich auf meine eigenen Erfahrungen mit einem Impfdurchbruch aus dem Dezember 2021 verwies, brachte sie das keineswegs aus dem Konzept. „Dann sind Sie wohl auch generell extrem empfindlich!“

Die öffentliche Meinung hat sich gedreht.

Wurden vor einem halben Jahr noch die umsichtigen Landeschefs von der schreibenden Zunft verteidigt, unterstellte die Hamburger Morgenpost nun dem habilitierten Mediziner und Hamburger Bürgermeister Tschentscher, er mache krumme Dinger, wenn er die armen Hamburger weiterhin zum Maskentragen verdonnere.

[….] Tschentschers fragwürdiger Trick mit der Maskenpflicht

Der Senat will, dass wir weiter Maske tragen. Und auch Zugang nach 2G plus und 3G soll weiter eine Option bleiben. Möglich macht das ein Trick: Hamburg, das Bundesland mit der niedrigsten Inzidenz, soll zum „Corona-Hotspot“ erklärt werden, so kann die Maskenpflicht in Innenräumen bleiben. Dieses Vorgehen ist in Teilen fragwürdig.  [….]

(MOPO, Mathis Neuburger 23.03.2022)

Nein, Neuburger, das ist weder ein Trick, noch fragwürdig, sondern entspricht der dringenden Empfehlung des Bundesgesundheitsministers Lauterbach, der ausdrücklich an die Bundesländer appelliert „Nutzen Sie die Hostspotregelung!“

[….]  Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bemühte sich am Montag um Aufklärung. Laut seinem Ministerium sind vier Punkte mitentscheidend für eine drohende sich ausbreitende Infektionslage, wobei nicht alle gleichzeitig erfüllt sein müssen:

    Die Absage von planbaren Eingriffen in Krankenhäusern

    Die Verlegung von Patienten und Patientinnen

    Eine gefährdete Notfallversorgung

    Die Unterschreitung von Personal-Untergrenzen in der Pflege

Lauterbach riet den Landesregierungen jetzt ausdrücklich, davon Gebrauch zu machen. Zu den Plänen in Hamburg sagte er: "Ich glaube, die Begründung, die in Hamburg jetzt vorgelegt wird, ist eine gute Begründung." Bisher haben nur die Hansestadt und Mecklenburg-Vorpommern konkret angekündigt, von der Hotspot-Regelung Gebrauch zu machen. Bayern etwa will die Möglichkeit nicht nutzen und alle Maßnahmen fallen lassen - bei einer deutlich höheren Inzidenz.  [….]

(NDR, 30.03.2022)

Wenn schon eine bundeseinheitliche Meinung wegen der fanatischen FDP-Minister nicht möglich ist, halte ich Lauterbachs Linie für die zweitbeste Lösung. Seine vier Kriterien sind überzeugend.

[….]  Die Hamburger Bürgerschaft hat am Mittwoch einen Antrag von SPD und Grünen beschlossen, der Hamburg zum Hotspot macht. Damit bleiben die bisherige Maskenpflicht und die 2G-Plus-Regel in Clubs bis Ende April bestehen. Die Abstimmung wurde auf Antrag der AfD hin namentlich durchgeführt. 78 Abgeordnete stimmten mit „Ja“, 19 Abgeordnete mit „Nein“. Enthaltungen gab es keine. FDP und AfD haben bereits vorher Klagen angekündigt gegen die weiteren Infektionsschutzmaßnahmen angekündigt. „Wir sind zuversichtlich, dass diese Regelung vor Gerichten standhalten wird“, sagte Grünen-Fraktionschefin Jenny Jasberg am Mittwoch im Rathaus. [….]

(Mopo, 30.03.2022)

Der Irrsinn insbesondere der FDP ist aber so weit fortgeschritten, daß sie sich in Hamburg erneut mit ihrem strategischen Partner AfD zusammentut.

Da sie offenbar dringend noch mehr Covid-Tote als bisher produzieren wollen, gehen AFDP gemeinsam gegen den Tschentscher-Senat vor.

[….] Nach der FDP hat auch die AfD in Hamburg eine Klage gegen die geplante Corona-Hotspot-Regelung in der Stadt angekündigt. Eine weitere Verlängerung der Maskenpflicht und anderer Eindämmungsmaßnahmen mit einer drohenden Überlastung der Krankenhäuser zu begründen, sei falsch, da Hamburg eine der bundesweit niedrigsten Inzidenzen und eine stabile Situation in den Kliniken aufweise, sagte Landesvize Krzysztof Walczak am Dienstag. "Die Krankenhauskapazitäten in Hamburg werden nicht zusammenbrechen, nur weil Kinder außerhalb des Sitzplatzes ihre Masken abnehmen oder man beim Einkaufen im Supermarkt wieder anderen Menschen ins Gesicht schauen kann."  Sollte die Bürgerschaft, wie von Rot-Grün geplant, Hamburg am Mittwoch zum Corona-Hotspot erklären, werde der AfD-Landesvorstand Feststellungsklage vor dem Verwaltungsgericht Hamburg erheben. "Die Gerichte müssen diese illegale Knallhart-Politik Hamburgs stoppen", forderte Walczak. Zuvor hatte bereits der Hamburger FDP-Landesvorsitzende Michael Kruse eine Klage gegen eine Hotspotregelung, mit der die Corona-Maßnahmen über den 2. April hinaus verlängert werden sollen, angekündigt.  [….]

(dpa, 29.03.2022)

No Hope For The Human Race.

Offensichtlich sind nicht nur Spaziergänger, Covidioten und Schwurbler total verblödet, sondern gleich mehrere Parteien mit ihnen.

Ich halte mich an meinen allgemeinen Rat:

Menschen vermeiden, wann immer es geht und die FFP2-Maske stets aufbehalten.