Montag, 22. März 2021

Selbst Schuld

Als ich vor ein paar Tagen Blumen kaufte, war die Inhaberin halb verzweifelt. ‚Komm rein, komm rein, wir dürfen noch‘.

Sie befürchtete natürlich, ihren Laden erneut ganz schließen zu müssen, nachdem Hamburg mehr als drei Tage eine 100+Inzidenz aufwies.

‚Wir sind alle so vorsichtig, woher kommen denn bloß immer noch die Ansteckungen? Wer treibt die Inzidenz denn jetzt noch hoch?‘

In ihrem Blumenladen, in dem alle Kunden FFP2-Masken tragen und die Behörden genau Auflagen machen, fällt es wirklich schwer das zu verstehen.

Im Gegensatz zu ihr, war ich hingegen ziemlich viel im Auto unterwegs und konnte sowohl im Stadtpark, als auch an der Außenalster und in Eppendorf beobachten, wie überall diese eindrücklichen dunkelblau-weißen Aufsteller angebracht sind, die seit dem 24.02.2021 auf erweiterte Maskenpflicht hinweisen

Klar, die …

„Verordnung zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 in der Freien und Hansestadt Hamburg (Hamburgische SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung - HmbSARS-CoV-2-EindämmungsVO) (gültig vom 20. bis 28. März 2021)“

…drückt es maximal kompliziert aus. Aber dafür gibt es schließlich an den betroffenen Arealen unübersehbare Hinweisschilder.

Nach meiner subjektiven Beobachtung halten sich bei dem gegenwärtigen sonnigem Wetter, etwa 20% der Eppendorfer Passanten an die Maskenpflicht, 5% der Spaziergänge an Alster und im gerammelt vollem Stadtpark, sowie 0% der Jogger und Fahrradfahrer, die keuchend ihre Sars-CoV2-Wolken hinter sich herziehen.

Am heutigen Montag lag die Inzidenz in Hamburg bei 114, morgen wird sie bei 115,2 liegen.

Wieso die Zahlen so stark steigen ist wenig rätselhaft. Ja, die über 80-Jährigen sind geimpft oder bleiben zu Hause. Die meisten Pflegeheimbewohner sind geimpft. Insgesamt wurden in Hamburg 173.735 Erstimpfungen und 79.430 Zweitimpfungen durchgeführt.

Aber die haben sich auch vorher nicht im Stadtpark gedrängelt.

Es sind die „ist-mir-doch-alles-egal“-Hedonisten der Teen- und Twen-Generation, die das Pandemiegeschehen befeuern.

In Hamburg gehen inzwischen über 80% der Neuinfektionen auf die hochinfektiöse britische B.1.1.7-Variante zurück.

Von allen Hamburger Corona-Infizierten, gehören mit 10.500 Fällen die meisten zu den 20-29-Jährigen.   Es folgen die 30-39-Jährigen mit 9.800 Fällen.

Meine Gruppe der geburtenstarken Jahrgänge, die 50-59-Jährigen verhält sich deutlich disziplinierter, kommt auf 7.600 Fälle.

Das RKI schlüsselt die Corona-Infektionen in Deutschland nach Altersgruppen auf. Für die Kalenderwoche 10 (2021) sieht man klar, daß es die Jüngeren sind, die uns die hohen Inzidenzen bescheren.

Der für mich unangenehmste Aspekt des Corona-Themas ist, daß alles so erwartet kommt. Alles geschieht genau wie prognostiziert für den Fall, daß man nicht die entsprechenden Maßnahmen ergreift.

Sehenden Auges schlittern wir eine fiese dritte Welle, in der die Intensivbetten knapp werden und Triage droht.

Schuld sind neben der Disziplinlosigkeit der Jungen, die mutwillige Verbreitung des Virus durch die Covidioten-Fraktion und die zauderig-zögerlichen Ministerpräsidenten, für die exemplarisch Laschet und Günther stehen. In Norddeutschland steuern wir auf einen Belegungsrekord zu.

In den meisten westdeutschen Bundesländern sind nur noch 13-15% der Intensivbetten frei.

Mitte März 2021 werden schon wieder rund 3.500 Covid-Patienten auf Intensivstationen künstlich beatmet. Das sind mehr als im ersten Lockdown April/Mai 2020, als die Leute noch diszipliniert waren.

Es sind nicht mehr die Hochbetagten, die die meisten Kapazitäten beanspruchen; sie sind geimpft oder sterben schnell, so grausam das klingt.

Die meisten Covind19-Patienten in den Krankenhäusern sind inzwischen unter 50 Jahre alt.

Tumb setzten Armin Laschet und Co weiter darauf die Schulen und Kitas zu öffnen, obwohl sie seit einem Jahr verschlampten, Belüftungsmaschinen und Schnelltests zu besorgen.

[….] Der Blick in Nachbarländer indes zeigt: Das Öffnen der Schulen ist ganz offenbar mit erheblichen Risiken verbunden. Der belgische Premierminister Alexander De Croo zog die geplanten Öffnungsschritte vergangenen Freitag in einer denkwürdigen Pressekonferenz zurück. Der Grund: Fast die Hälfte der Covid-Kranken in den Kliniken sei mittlerweile unter 48 Jahre alt. Und hätte sich hauptsächlich bei den eigenen Kindern angesteckt. Ähnlich sieht es in Österreich aus: Die Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen liegt in Wien und dem Burgenland etwa bei 500. Seit den Schulöffnungen Anfang Februar stieg auch die Landes-Inzidenz dramatisch. [….]

(Mopo, 22.03.2021)

Das derzeitige Corona-Chaos der debakulierenden C-Ministerpräsidenten ist gefährlicher denn je.

Die Beispiele Südafrika und die apokalyptische Lage in Brasilien zeigen, daß die Hoffnung auf die warmen Sommertemperaturen blanker Unsinn ist, wenn die Mutanten übernehmen. Wieso glauben die Laschets nun, Inzidenzen und R-Werte wären zu vernachlässigende Kriterien, über die man sich auch nach Belieben hinwegsetzen könne?

[….] Inzidenz 100, 200, wer bietet mehr? Was soll schon noch Schlimmes passieren, so das Kalkül, wenn demnächst alle Alten geimpft sind?

Folgendes wird passieren: Mit voller Wucht wird die dritte Welle die Mitte der Gesellschaft treffen – die 50- bis 80-Jährigen, die zu jung sind für die Impfung und zu alt für leichtere Krankheitsverläufe. Allein von den 50- bis 60-Jährigen gehört jeder Zweite zur Risikogruppe, hat Bluthochdruck, starkes Übergewicht oder Diabetes. Mediziner warnen davor, dass im Mai zwischen 12.000 und 25.000 Coronapatienten auf den Intensivstationen um ihr Leben kämpfen müssten, im Januar waren es maximal 6000. Jeder zweite Beatmungspatient wird sterben. Von den Überlebenden wird fast jeder Dritte unter den Langzeitfolgen (»Long Covid«) zu leiden haben. Die britische Variante breitet sich besonders in Kitas und Schulen aus und führt selbst bei Kindern häufiger zu schweren Verläufen. Und schließlich: Je mehr Menschen sich anstecken, desto wahrscheinlicher entstehen weitere gefährliche Mutationen. [….] Viele Menschen sind müde vom nicht enden wollenden Shutdown – das Virus ist es nicht. Mit einem Virus kann man keine Waffenruhe schließen. Niemand käme im Krieg auf die Idee, auf die Flucht in den Bunker zu verzichten, weil er müde ist von den fallenden Bomben. Die bittere Wahrheit lautet: Wir müssen nicht lernen, mit dem Virus zu leben, sondern uns weiter vor ihm schützen – auch wenn das bedeutet, notfalls noch ein paar Wochen oder Monate im Bunker auszuharren, weil die Abwehrmittel auf sich warten lassen. […..]

(Olaf Stampf, SPIEGEL-Leitartikel, 20.03.2021)

Ich sehe schwarz, und zwar dunkelschwarz!

Sonntag, 21. März 2021

Wer sich was leisten kann

Wir unterliegen in Deutschland alle denselben Gesetzen, aber selbstverständlich gelten nicht für alle die gleichen moralischen Ansprüche.

So gelten in vielen Teilen der Gesellschaft pädosexuelle Handlungen als höchst verwerflich. „Kinderficker“ gilt als eins der schlimmsten Schimpfworte überhaupt; angeblich sollen dafür Verurteilte sogar in der Knasthierarchie an unterster Stufe stehen.

Es gibt aber Ausnahmen. Bei katholischen Geistlichen wird nicht nur die sexuelle Handlung kleiner Jungs an sich toleriert, sondern die Organisation, die solche Taten myriadenfach organisiert, fördert und schützt, wird vom deutschen Staat mit vielen Milliarden Euro gefördert, als gemeinnützig anerkannt und von Strafverfolgung ausgenommen.

Aber auch die Menschen ohne Soutane werden nicht alle moralisch gleich bewertet. Ich behaupte, das ist auch nicht in jedem Fall notwendig.

Im künstlerischen Bereich gelten für Ausnahmetalente auch Ausnahmeregeln.

Wer so besonders singen, malen oder schreiben kann, daß er viele andere damit erfreut, darf auch unhöflich sein.

Natürlich gibt es hier keine scharfen Regeln und keine Gerechtigkeit.

Viele Nazi-Künstler wurden wie Juristen, Polizisten oder Ärzte nach 1945 vollkommen ungeniert weiter beschäftigt, machten Karriere.

Die Lieblingskünstler Hitlers wurden unterschiedlich behandelt. Regisseur Veit Harlan wurde völlig freigesprochen, arbeitete einfach weiter in seinem Metier. Bildhauer Arno Breker galt als „Mitläufer“, erhielt nach 1945 wenige staatliche Aufträge, wurde dafür aber international gefeiert und konnte sich vor Großaufträgen kaum retten; er starb zufrieden und glücklich 1991 im Alter von 101 Jahren. Leni Riefenstahl (1902-2003) hingegen, die nach meiner bescheidenen Meinung ein Jahrhunderttalent ist und die Film- und Foto-Kunst wie niemand anders beeinflusste, konnte nie wieder einen Film machen, wurde Jahrzehnte als Kassengift gemieden. Erst im biblischen Alter, als nachfolgende Generationen sie vergessen hatten, gab es einige Ausstellungen.

Ich sage nicht, daß Riefenstahl so unschuldig war, wie sie immer behauptete. Ich diagnostiziere nur ein Missverhältnis im Vergleich zu anderen Nazi-Stars, die wie Harlan-Ehefrau Kristina Söderbaum („Reichswasserleiche“) oder Burgtheater-Star Paula Wessely (1907-2000), die im NS-Propagandafilm „Heimkehr“ von 1941 besonders abscheuliche Hetze betrieb. Sie setzten einfach ihre Karrieren fort, wurden gefeiert.

Eine Karriere in Kunst und Kirche ist also möglich, auch wenn man die schlimmsten überhaupt denkbaren Verfehlungen – Nationalsozialismus und Kindervergewaltigung – begangen hat.    Im Fall „Kirche“ sogar beides.

Wenn es sich aber um lässlichere Sünden handelt, wird bei Personen mit besonderen Meriten darüber hinweg gesehen.

Ein brillante Herzchirurgin, ein begnadeter Designer, ein unverzichtbarer Diplomat, eine außergewöhnliche Journalistin kann sich unangenehme private Angewohnheiten leisten, die man nicht jedem Angestellten durchgehen ließe.

Tatsächlich gelten im politischen Bereich andere ethische Regeln. Ich meide den veralteten Begriff „Vorbildfunktion“; dafür ist das Gesamtimage der Toppolitiker viel zu angeschlagen.

Aber Politiker arbeiten nun mal nicht wie ein Bildhauer oder Imbissbetreiber auf eigene Rechnung, sondern werden von der Allgemeinheit als „Volksvertreter“ bezahlt.

Sie sollten sich darüber bewußt sein, daß nicht alles, das legal ist für sie auch legitim ist.

Es gibt natürlich vorbildlich transparente Abgeordnete, die wie einst Peter Conradi und Freimut Duve immer ihre Steuererklärungen veröffentlichen oder wie Karl Lauterbach jede einzelne Lobbyistenanfrage veröffentlichen, so daß gar nicht bestochen werden können.

Jens Spahn ist in vieler Hinsicht das diametrale Gegenteil Lauterbachs.

Ihm fehlt jegliches Fachwissen, aber dafür ist er stets der Erste, der die Hand aufhält und seinen privaten finanziellen Vorteil sucht.

Das Pampern reicher Lobbyisten zu Ungunsten des Steuerzahlers ist seine erste Natur.

(…..) Minister Scheuer verursachte durch seine persönliche Doofheit 540 Millionen Euro Verlust für den Steuerzahler.

Da kann Spahn nur lachen; allein mit seinen gegen alle Widerstände durchgedrückten FFP-Apothekendeals drückte er uns zwei Milliarden Mehrkosten auf.

[…..] Es war kein schönes Jahr für den Apotheker Simon Krivec aus der Ruhrgebietsstadt Moers. Erst die Pandemie und dann wurden auch noch die Erkältungsmittel zu Ladenhütern. Doch Mitte Dezember wendete sich das Blatt. Da bekam Krivec plötzlich 120 000 Euro überwiesen. Das Geld stammte von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und sollte Krivec - so wie alle Apotheker im Land - ermuntern, in seinen drei Filialen kostenlose FFP2-Masken an Covid-Risikopatienten zu verteilen. Bloß: Krivec brauchte das viele Geld dafür überhaupt nicht.   "Wir haben Masken gekauft für einen Einkaufspreis zwischen sechzig und siebzig Cent", sagt er. Der Bund rechnete dagegen mit sechs Euro pro Maske. Das sei "ein gutes Zubrot" gewesen, sagt Krivec. Man könnte es auch so formulieren wie der Berliner Pharmazeut Detlef Glaß: "Wir haben uns dumm und dämlich verdient", sagt er.  Die Verteilung von Schutzmasken wird die Steuerzahler letztlich mehr als zwei Milliarden Euro kosten. [……]

(SZ, 17.03.2021)

Das Gesundheitsministerium wußte genau, was der Wahnsinn kostet, aber die Beamten versuchten vergeblich den Apotheken-Großlobbyisten Spahn davon abzuhalten.

[…..] Bereits Anfang November warnte das Fachreferat demnach den Minister vor "gravierenden Finanzwirkungen" und wies daraufhin, dass viele Anspruchsberechtigte "durchaus in der Lage sind",  die Masken "selber zu finanzieren". Acht weitere Referate zeichneten das klare Votum ausweislich der Unterlagen mit: "Verzicht auf die Verordnungsfähigkeit von FFP2-Schutzmasken". Doch mit grünem Stift notierte Spahn handschriftlich auf die Vorlage: "Nein, bitte um kurzfristige Erarbeitung eines ÄA". Das Kürzel steht für "Änderungsantrag". Und das Wort "kurzfristig" hatte Spahn extra unterstrichen. […..]

(Tagesschau, 17.03.2021)

Wann reicht es endlich? Kann Angela Merkel nicht verdammt noch mal Jens Spahn endlich in Rente schicken? Viele Medien, die SPD und die überwältigende Mehrheit der Bundesbürger wünscht sich Spahns Ablösung. (……)

(Wir wollen Karl, 18.03.2021)

Es vergeht kein Tag, an dem nicht neue Ungeheuerlichkeiten über den Superreichen in seiner 4,2-Millionen Villa in Dahlem bekannt werden.

Während hunderte Unternehmer nach Spahns umstrittenen Open-House-Verfahren daran verzweifelten, ihre importierten Masken loszuwerden, weil sie niemand im Gesundheitsministerium erreichen konnten und/oder nie bezahlt wurden; hatte ein Mann gar keine Probleme Steuerzahler-Geld vom Gesundheitsminister zu bekommen: Daniel Funke. Burda-Lobbyist und rein zufällig Jens Spahns Ehemann.

[…..]   Das Bundesgesundheitsministerium von Jens Spahn (CDU) hat im vergangenen Jahr FFP2-Schutzmasken von der Burda GmbH gekauft. Das geht aus Unterlagen hervor, die das Ministerium an den Bundestag schickte und die dem SPIEGEL vorliegen. Der Masken-Deal könnte Interessenkonflikte bergen, weil der Ehemann von Minister Spahn, Daniel Funke, als Lobbyist und Büroleiter der Burda-Repräsentanz in Berlin arbeitet.   Das Bundesgesundheitsministerium hat dem Gesundheitsausschuss am Donnerstag eine umfangreiche Liste mit Firmen zukommen lassen, mit denen das Haus Verträge über die Lieferung von Schutzmasken geschlossen hat. Dort taucht die Burda GmbH auf. Sie hat laut der Aufstellung 570.000 FFP2-Masken an Spahns Ministerium geliefert. […..] Das Maskengeschäft ist in der Aufstellung als »Direktbeschaffung« ausgewiesen, das heißt, sie ist ohne vorherige Ausschreibung direkt zwischen Spahns Ministerium und der Firma vereinbart worden. Damit ist der Deal auch nicht als Teil des sogenannten Open-House-Beschaffungsverfahrens zustande gekommen, einer Art vereinfachtem Vergabeverfahren, bei dem sich das Ministerium in den Monaten März und April verpflichtete, von jedem Anbieter Masken abzunehmen, der bestimmte Kriterien erfüllte. [….]

(SPON, 21.03.2021)

Insgesamt versenkte Spahn neben den zwei Milliarden Euro für die Apothekenmasken noch weitere 4,6 Milliarden Euro durch dubiose Anschaffungen seines Ministeriums.

[…..] Das Bundesgesundheitsministerium hat im vergangenen Jahr Aufträge im Wert von rund 4,6 Milliarden Euro ohne Ausschreibung an externe Unternehmen vergeben. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des Linken-Fraktionschefs Dietmar Bartsch hervor, die WELT AM SONNTAG vorab vorliegt.  Demnach vergab das Haus von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) 210 Aufträge ohne Ausschreibung – den weit überwiegenden Teil aller von Bundesministerien auf diese Weise vergebenen Aufträge. [….]

(Annette Dowideit, 21.03.2021)

Damit ist Jens Spahns Fass so sehr übergelaufen, daß Merkel ihn sogar dann rauswerfen müsste, wenn er der beste und fähigste Minister der Welt wäre.

Das Maß ist voll. Der Schaden für die Politik insgesamt, für die demokratische Kultur, ist so gewaltig, daß der Mann untragbar ist, egal wie unverzichtbar er in seinem Job wäre.

 Genug ist genug.

Hinzu kommt aber, daß Spahn nicht nur persönlich und moralisch untragbar ist – die Raffgier und Amoralität ist CDU-Immanent und ansteckend – sondern zudem auch noch als Fachminister ein Totalausfall ist.

Selbst als hochanständiger ehrlicher Mann, müsste er gefeuert werden, weil er seinen Job nicht kann und dem deutschen Volk gewaltigen Schaden zufügt.

[….] Prävention: Trotz bekannter Gefährdungspotenziale und einschlägiger Stresstests wurde staatlicherseits darauf verzichtet, im Krisenfall dringend benötigtes Material einzulagern. »Privat vor Staat« war lange Zeit die Devise eines sich fröhlich deregulierenden Landes, das Vorsorge nicht länger nötig zu haben glaubte.
Masken: Anfangs unisono als nutzlos abgetan von Politik und Wissenschaft, waren die Lager leer, als sich diese Bewertung schließlich um 180 Grad drehte.
Impfstoff: Auf deutschem Boden zuerst produktreif, wurde die Bestellung und Beschaffung im europäischen Konzert nicht energisch genug vorangetrieben, aus Geiz und mangelnder Weitsicht vergeigt.
Schnelltests: Vom Gesundheitsminister versprochen, vom Corona-Kabinett kassiert, bis heute nicht flächendeckend verteilt, wodurch ein zusätzliches Mittel für mehr Sicherheit und gefahrlosere Öffnungen hierzulande fehlt.
Impfkampagne: Sie schien gut zu beginnen, die Länderfürsten führten schon im Advent durch umgewidmete Messehallen und ließen das Ausland staunen. Organisieren, ja, das können die Deutschen – aber seither funktioniert nichts, wie es soll, nicht die Terminvergabe für Impflinge, nicht die Verteilung, nicht die digitale Bestandsverwaltung. Es drängt sich der Schluss auf, dass in Deutschland die Kultur staatlichen Handelns, die das Gemeinwohl auch weit über den Tag hinaus im Blick behält, verfallen ist.
[….]

(DER SPIEGEL, 20.03.2021, „Was zu vergeigen war“, s.9)

Es reicht. Es reicht in jeder Hinsicht.

Von Spahn ist nichts zu erwarten, aber Laschet und Merkel müssen endlich den Schleudersitz auslösen.

Samstag, 20. März 2021

Krasse Kölner Kardinäle

Die Berichterstattung zum Kölner Missbrauchsskandal langweilt mich.

Die Fakten werden seit Jahrzehnten gemäß des „täglich grüßt das Murmeltier“-Prinzips wiederholt: Katholische Geistliche quälen, schlagen, missbrauchen, vergewaltigen, demütigen, misshandeln Kinder (vornehmlich kleine Jungs). Ihre vorgesetzten Generalvikare, Bischöfe, Kardinäle und Päpste setzen ihre ganze Energie dafür ein, die Täter zu schützen, die Kindersex-Strukturen zu erhalten, gegen aufklärungswillige Medien und Opfer-Anwälte vorzugehen, zu vertuschen.

Die deutsche Politik und Justiz guckt kollektiv weg, ermutigt damit indirekt die Kinderquäler, weiter zu vergewaltigen.

Politik und Justiz überlassen es der Täterin der zehntausendfachen Kindervergewaltigung selbst zu entscheiden, ob sie dazu irgendetwas veröffentlichen möchte und womöglich Konsequenzen zu ziehen. Die Täterorganisation setzt dazu natürlich nur sehr kirchenaffine und den Tätern verpflichtete Juristen ein, die sorgsam darauf achten der Organisation RKK nicht zu schaden. Im Jahr 2002 entstand erstmals die ganze große weltweite Medienöffentlichkeit für das Thema „massenhafter Kindesmissbrauch durch Priester“. Es entzündete sich an USA-Kardinal Law, ein gewisser Deutscher namens Joseph Ratzinger, wurde als derjenige identifiziert, der weltweit verfügt hatte niemals den Behörden zu melden, wenn Pfaffen Pennäler penetrierten. Bei Drohung mit der schwersten Kirchenstrafe, der Exkommunikation wiesen Ratzinger und Woytila allen Bischöfen an, zu schweigen, den Opfern nicht zu helfen, die Täter zu beschützen.

Zum Dank wurde Ratzi Papst und Woytila heiliggesprochen.

Auch im Jahr 2021 guckt der Vatikan systematisch weg, schweigt.

 Von 2002 bis 2010 hagelte es weltweit Berichte aus Bistümern mit jeweils hunderten, manchmal tausenden Fällen sexuell missbrauchter Kinder. Die Anzahl der „NUR“ geschlagenen und psychisch gequälten Kinder liegt um den Faktor 10 höher. Allein in Deutschland betrifft es mindestens 800.000 in kirchlichen Heimen misshandelte Kinder nach 1950. Sie können schon gar nicht auf Hilfe zählen.

Acht Jahre nach Boston und Kardinal Law, wurde das, was in vielen Politmagazinen, Zeitschriften, Zeitungen und Blogs seit Jahrzehnten öffentlich beschrieben wurde, aber es nie zu Topmeldungen brachte, durch den Fall Canisius endlich in die Schlagzeilen promoviert.

Von 2010 bis 2021 geschah, wenig überraschend, nichts.

Die katholischen Bundesminister überließen es weiterhin den Kindesmissbrauchern selbst, ob sie irgendetwas unternehmen wollten. Sie wollten natürlich nicht. Inzwischen gibt es dafür den Begriff #Hängemattenbischof.


Die geballte Phalanx der Religioten in der Toppolitik – also die gesamte CDUCSU, ein Großteil der FDP, aber auch relevante Teile der RRG-Parteien; Winfried Kretschmann, Kathrin Göring-Kirchentag, Thierse, Nahles, Griese, Ramelow – wollen die Missbrauchsopfer nicht schützen.

Immer wieder die gleichen öden Reaktionen aber auch in der Presse.

Irgendjemand gräbt irgendeinen Katholiken aus, der erklärt, nun aber aus der Kirche auszutreten.

[…..] Der Soester Ladenbetreiber Dirk Vogelsang ist frustriert und empört – und hat angekündigt, nach langem Nachdenken nun die katholische Kirche zu verlassen. […..]

(Soester Anzeiger, 20.03.2021)

Nach 20 Jahren in breiter, weltweiter öffentlicher Kirchenmissbrauchs-Diskussion, erkennen geniale Publizisten, daß womöglich auch deutsche Kardinäle etwas wußten.

[….] „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ habe Kardinal Rainer Maria Woelki in seiner Zeit als Kölner Weihbischof Kenntnis über Vorwürfe zu sexueller Gewalt gehabt, sagte der Kirchenrechtler Bernhard Anuth im Dlf. […..]

(Deutschlandfunk, 19.03.2021)

Sogar den größten Kirchenfreunden schwant nach zwei Dekaden etwas Erstaunliches, man könne nicht mehr an der These festhalten, daß niemand etwas wußte.

[….] Das Gutachten entlarvt die Lüge von Kardinal Meisner, der 2010 in gespieltem Entsetzen behauptet hatte, erst jetzt von den schlimmen Taten zu erfahren - und in Wahrheit eine persönliche Handakte mit dem schönen Titel "Brüder im Nebel" führte. Es lässt die Darstellung des Generalvikars Feldhoff bröckeln, dass Meisner alles an sich gezogen habe: Er hatte lange den einzigen Zugang zum "Giftschrank" mit den Akten der Täter. […..]

(Matthias Drobinski, 18.03.2021)

Donnerschlach, nach 20 Jahren im Rampenlicht, erkennt auch der katholische kirchenfreundliche SZ-Mann Drobinski etwas:

[…..] "Nichts geahnt? Das ist nicht mehr möglich" [….]

(SZ, 18.03.2021)

Das größte Ärgernis dieses Skandals ist aber wieder einmal der grundsätzliche Tenor der Berichterstattung. Von taz bis FAZ schwingt immer Sorge und Mitleid um die Kirche mit, es wird betrübt von den vielen Austritten berichtet, der Bedeutungsverlust der Kirche beklagt, die Zukunft der RKK in grauen Farben gemalt.

Als dramatische Konsequenz werden die Amtsverzichte von zwei Weih- und einem Erzbischof angesehen.

Dabei sind Schwaderlapp, Heße und Puff nicht etwa im Gefängnis oder haben finanzielle Einbußen zu fürchten; im Gegenteil, ihr fünfstelliges Monatsgehalt vom Staat bleibt ihnen lebenslang. Sie haben ja auch nur mit dafür gesorgt massenhaft Kinder schwerste psychische, körperliche und sexuelle Gewalt anzutun. Also nicht so etwas Schlimmes wie Schwarzfahren.

Das zweitgrößte Ärgernis sind für mich all die liberalen und konfessionsfreien Stimmen, die sich diese Bischofsrücktritte herbei sehnen, sich über Demissionen freuen, sich endlich liberalere und homofreundlichere Oberhirten wünschen.

Das ist aber das letzte, das ich möchte. Ich freue mich über möglichst unsympathische Typen an der Spitze, weil ich natürlich nicht der Kirche helfen möchte ihr Image zu korrigieren und ihre Mitgliederzahl zu stabilisieren, sondern ich hoffe auf möglichst viele Austritte.

[….] Verehrter Kardinal, Euro Eminenz, Rainer, diese Forderungen will ich hiermit empört und entsetzt zurück weisen!
Lassen Sie sich nicht beugen, hören Sie nicht auf die irrlichternden Konfessionsfreien, die sich eine weiblich-liberale scheinkatholische Welt wünschen, in der die ehernen römisch-katholischen Werte nur noch auf dem Papier existieren.

Bleiben Sie stark, geben Sie nichts auf die weltlichen Ansinnen, die von Frauenpriestertum, Schwulenehe und Abschaffung des Zölibats reden.

In Ihren 36 Jahren als Priester haben Sie sich nie verbiegen lassen. Eure Eminenz zogen eine klare Linie zwischen sexuell übergriffigen Priestern und ihren minderjährigen Opfern, Sie schützten die Ihrigen vor Polizei, Staatsanwaltschaft und finanziellen Schadensansprüchen der Opfer.

Klar, unnachgiebig und konsequent zeigen sie Haltung gegenüber der lästigen Kanzlei Westpfahl, Spilker, Wastl aus München, deren Ergebnisse bei Veröffentlichung so ein schlechtes Licht auf die Heilige Kirche werfen könnte.

Indem Sie über Wochen und Monate die Gläubigen Ihrer Kirchenprovinz durch eisernes Schweigen in die Verzweiflung trieben, drastisch gegen aufmüpfige Geistliche vorgingen, haben Sie dem Anliegen des Atheismus einen unschätzbaren Dienst erwiesen.

Wir Humanisten, Säkularen und Atheisten sind so schwach organisiert, daß unsere Interessenvertreter von IBKA, gbs, bfG oder HU in den klassischen Medien so gut wie gar nicht stattfinden. Sie werden nur alle paar Jahre einmal in Talkshows geladen und verkaufen ihre Bücher in homöopathischen Auflagen, während jedes deutsche Massenmedium über christlich engagierte Journalisten verfügt, die im Sinne der Kirche berichten.

Ihre Kirchenvertreter sitzen in Ethikräten und Rundfunkkommissionen, sie betreiben soziale Einrichtungen und werden auf Kosten des Steuerzahlers ausgebildet. Wir sind weniger als finanzielle Zwerge gegenüber der katholischen Finanzpower. Jedes deutsche Bistum verfügt über Milliarden, wir Humanisten müssen um Briefmarken betteln, dürfen noch nicht einmal einen Arbeitskreis in der SPD bilden.

Umso dankbarer sind wir für die freundliche und solidarische Unterstützung führender Kirchenvertreter.

Seit Jahrzehnten erwärmen sich Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle für unsere Sache des Kirchenaustritts und geben sich viel Mühe die zahlenden Mitglieder zu vertreiben.

An dieser Stelle möchte ich Ihre heldenhaften Brüder im Amte Dyba, Krenn, Mixa, Müller, Meisner, Ratzinger, Groer, Haas, Overbeck und den völlig zu Unrecht vergessenen großen Bischof Tebartz-van Elst loben. [….]

(Offener Brief an meinen Helden, 04.02.2021)

Dieser Linie bleibe ich seit 15 Jahren öffentlich treu; je unangenehmer und abstoßender die Kirchenfürsten, desto besser.

Erzbischof Heße war ein großes Glück für Hamburg. In nur fünf Jahren schaffte er es, das positive Image seines Vorgängers Erzbischof Thissen ins diametrale Gegenteil zu verkehren und alle Hamburger Katholiken gegen sich aufzubringen.

Daher wünsche ich mir von Herzen, Papst Franz möge seinen angebotenen Rücktritt nicht annehmen, damit er sein Werk der Säkularisierung Hamburgs weiter führen kann.

Die Heßes und Woelkis und Meisner zeigen nur ehrlich auch welcher Ideologie ihr Verein fußt.

[…..] Dass Kleriker zu Missbrauchstätern wurden und werden, liegt vielleicht sogar in der inneren Logik der Kirche begründet. Um das zu verstehen, hilft ein Blick ins Kirchenrecht: Kirchenrechtlich wird sexueller Missbrauch bis heute rein vom Priester her gedacht. Kirchenrechtlich gesehen verstößt ein Priester, der sich an einem Kind, Jugendlichen oder Erwachsenen vergeht, gegen das sechste Gebot: "Du sollst nicht ehebrechen." Und weil der zölibatär lebende Priester mit der katholischen Kirche verheiratet ist, betrügt er lediglich die Kirche. Die Opfer kommen als Geschädigte nicht vor, sie sind gar nicht da.  Aus diesem Grund haben Betroffene von sexuellem Missbrauch in kirchenrechtlichen Verfahren gegen Täter bis heute keinerlei Rechte. Sie können keine Akten einsehen, sie können nicht als Nebenkläger auftreten, sie sind nur Zeugen. Die katholische Kirche könnte etwas dagegen tun, sagt zum Beispiel die Theologin Doris Reisinger: Sie könnte ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung in ihren Rechtsnormen verankern; im weltlichen Bereich ist dies etwas völlig Selbstverständliches. Doch wenn sie das täte, müsste sie den Gläubigen auch zugestehen, über ihr Schlafzimmer selbst zu entscheiden. Hier liegt der Knackpunkt: katholische Kirche und Selbstbestimmung des Menschen - das geht offenbar nicht zusammen. […..]

(Annette Zoch, 19.03.2021)

Freitag, 19. März 2021

Geschlechtsidentität.

Vielleicht sind es einfach nur meine zufälligen Lebensumstände, daß ich nie mit männerbündnerischen Strukturen in Kontakt kam.

Meine Großväter waren schon lange vor meiner Geburt gestorben, meinen Vater sah ich nur sonntags; ihm genügte allerdings seine Kreativität als Künstler, um mit uns zu spielen. Seine eigenen Kindheitserfahrungen in der katholischen Kirche und Jungmann-Erfahrungen bei der US-Army hatten dazu geführt, daß er beide Organisationen zutiefst verachtete. Uniformität, Regeln, Hierarchien, Gehorsam waren wirklich keine Kategorien, in denen er dachte.

Heute fremdele ich mit dem Erziehungs-Zauberbegriff „male bonding“, das angeblich so wichtig für Jungs sein soll.

Das kann doch nur essentiell sein, wenn man davon ausgeht, daß Väter etwas qualitativ vollkommen anderes als Mütter bieten. Was sollte das sein, außer überkommenen Geschlechterklischees?

In Werbeclips gibt es gerne mit romantischer Tränenverdrücker-Musik untermalte Szenen, wie Papa dem eben pubertierende Sohn das Rasieren beibringt, mit ihm Fußball spielt. Die Fahrrad-Stützräder abmontiert oder den ersten Krawattenknoten bindet.

Ich halte das alles für pathetisch überladenen Popanz. In der Pubertät wacht man nicht über Nacht mit einem Vollbart auf; die Gesichtsbehaarung kommt langsam, so daß man automatisch lernen kann damit umzugehen. Das ist doch keine Raketenwissenschaft. Haar wächst, abschneiden, fertig.

Ich glaube, es war der Gärtner, der irgendwann meine Stützräder abschraubte. Offenbar hatte er dabei aber beobachtet, daß ich zuvor ohnehin nicht mehr mit vollem Gewicht nach links oder rechts driftete. Ohne die Räder schob er mich noch einmal kräftig an, damit ich Schwung bekam, fertig. Es ist nur Radfahren. Das kann jeder.

Fußball ist ohnehin ein Proletensport, den ich verachte und Krawattenknoten brauche ich bis heute nicht.

Daß ich ein Junge und kein Mädchen wie meine damalige beste Freundin aus dem Nachbarhaus war, musste auch nicht groß erklärt werden. Es waren liberalere Zeiten, es gab einen Teich und einen See, in dem wir als Kleinkinder nackt schwammen. Ich erinnere mich beim besten Willen nicht an besonderes Interesse an anderen Genitalien, aber daß es einen anatomischen Unterschied gab, war offensichtlich.

Als Pubertierender war ich kein Messdiener, kein Pfadfinder, sang in keinem Knabenchor, gehörte zu keinem Sportverein.

 Die einzige wirkliche Male-Only-Situation gab es im Sportunterricht 5. bis 10. Klasse.   Da ich mindestens ein Jahr jünger als die anderen war; die beliebtesten Klassenkameraden waren eher zwei oder drei Jahre älter; konnte ich bei den allgemeinen Pubertätsprahlereien nicht richtig mithalten. Die Älteren protzten wöchentlich mit erstem Bartflaum, übertrafen sich gegenseitig mit der Zahl ihrer Haare am Sack. Unser Klassensprecher verdankte fast alle männlichen Wahlstimmen der ungeheuerlichen Aussage während einer Klassenreise, er habe schon sechsundsechzig Haare da unten. Das war einerseits enorm, wenn man selbst mit der Lupe kontrollierte, ob man seine eigene Zahl nicht von zwei auf vier erhöhen könnte, aber andererseits schwante mir schon, daß der Typ seinen Altersvorteil ausspielte.   Ich müsste nur zweimal sitzenbleiben und könnte in der Sackhaar-Olympiade der Jungen-Umkleide in die Medaillenränge vorstoßen.

(Wie bestimmt man eigentlich im Jahr 2021 das Beliebtheitsranking in Unterstufen-Jungen-Umkleiden; nachdem nun die radikale Körperhaarlosigkeit Mode ist?)

Nach der Pubes-Zählungen wurden die Mädchen-Erfolgsgeschichten zu dem Thema der Sportumkleide. Küssen, Knutschen, Necking, Petting, Verkehr – wer hatte schon was gemacht und wie oft und wie lange?

Wer am meisten vorweisen konnte, stieg in der Umkleide-Hierarchie weit auf.

Das Thema war, a posteriori betrachtet, wenigstens insofern interessant, da ich glücklicherweise in der Zeit vor Internet und Klugtelefon aufwuchs.

Wir hatten alle noch nie einen Porno gesehen, machten unsere ersten sexuellen Erfahrungen selbst.

Aber dennoch war ich mit 12, 13 Jahren schlau genug, um den Mitschülern, die von ihren ausschweifenden sexuellen Erfahrungen berichteten, nicht zu glauben.

Später, als ich auch etwas zu erzählen gehabt hätte, war ich im Gegensatz zu vielen älteren Mitschülern reif genug, um das eben nicht in der Umkleide allgemein zu besprechen.

Ich war froh, als ab der elften Klasse, in die ich im Alter von 15 Jahren kam, die Sportgeschlechtertrennung aufhörte.

Den Sportunterricht hasste und verachtete ich zwar noch viel mehr, weil ich inzwischen Revoluzzer war und grundsätzlich die Notenvergabe aufgrund körperlicher Fähigkeiten ablehnte, aber die Jungs-Sex-Prahlerei aus der Umkleide vermisste ich nicht.

Nach der Schule musste ich als US-Amerikaner nicht zur Bundeswehr oder dem Zivildienst, es gibt in Hamburg keine Schützenvereine und schon gar nicht zog es mich jemals in Segelvereine, die damals immer noch keine Frauen aufnahmen.

Für den erzkatholischen heiligen CSU-Gral Männerverein Tuntenhausen (KMVT), den 1945 vom Alois Hundhammer gegründeten ultrakonservativen Verein, habe ich nur Verachtung übrig.

Unter welchen Störungen leiden diese Cis-Heteros, daß sie neben ihrem Katholizismus, der ohnehin schon Frauen als so minderwertig erachtet, daß sie noch nicht mal das minderste geistliche Amt annehmen können, einen noch exklusiveren frauenfreien Club benötigen?

Fehlt mir irgendwas; bin ich fehlentwickelt?
Ich kann mir keine Situation vorstellen, die mich dazu triebe, mein Heil in 100% männlicher Umgebung zu suchen.
   Wieso reagieren Männer bis heute dermaßen hysterisch, wenn Frauen in bisherige Men-only-Berufe wie Bundeswehr, Schiffskapitän oder DAX-Chefetage vordringen?

Geschlechtsexklusivität ist sicherlich ein Vorteil, wenn es sich um Lesben oder Schwule handelt, die gezielt Kopulationen anbahnen.

Dafür kann ich zur Not Verständnis aufbringen; Lesben-Abschleppschuppen oder schwule Dark Rooms.    Aber wenn man nicht nach homosexueller Triebabfuhr strebt, macht es doch keinen Sinn, eine Hälfte der Gesellschaft auszuschließen.

Es gibt allerdings kulturelle, meist religiöse Zwänge, welche die heterosexuelle Triebbefriedigung erschweren, so daß männliche Homosexualität zu einem Ventil werden kann.

(….) Das ist eigentlich gar nicht merkwürdig, daß Männerbünde – freiwillige und unfreiwillige – mit unterdrückter Homosexualität erfüllt sind.

Freiwillige Frauenfreiheit wie in Priesterseminaren, bei den US-Boyscouts oder dem Vatikan haben a priori einen überproportional hohen Schwulen-Anteil, weil sie für die Männer besonders attraktiv sind, die kein Interesse an Frauen haben.

Dieses Argument entfällt beispielsweise bei deutschen Protestanten, weil dort auch und gerade Frauen Geistliche werden. Dementsprechend gibt es unter evangelischen Pastoren ganz durchschnittlich viele Schwule, während sie bei den Katholiken extrem geballt auftreten.

In andere männerbündnerische Verhältnisse begibt man sich nicht unbedingt freiwillig; oder zumindest nicht explizit wegen der Abwesenheit von Frauen:
Gefängnis, Wehrdienst, Jungsinternate, Sportvereine, Armee, Messdiener.

Auch hier kommt es zu überdurchschnittlich viele homosexuellen Handlungen.

Ursache dafür ist aber nicht der grundsätzlich höhere Schwulenanteil, sondern die Kombination aus bei fast allen Menschen vorhandener partieller Bisexualität und dem Mangel an heterosexuellen Gelegenheiten.

Es gibt sogar Begriffe dafür wie „knastschwul“. Damit ist eine Art Generalentschuldigung für rein heterosexuelle Männer gemeint, die wegen der Alternativlosigkeit mit anderen Männern kopulieren.

Die homophilien Schwingungen altehrwürdiger Bildungsanstalten wie englischen Eliteschulen sind legendär und seit Jahrhunderten Gegenstand der Literatur.

Dafür stehen beispielsweise Robert Musils „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von 1906 oder das 1981 von Julian Mitchell verfasste Theaterstück „Another Country“, welches im Jahre 1984 kongenial von Marek Kanievska mit Rupert Everett und Colin Firth verfilmt wurde. Hier wird das Eton College der 1930er Jahre in seiner ganzen Pracht ausgebreitet.

Evelyn Waugh schildert in seinem Jahrhundertroman „Wiedersehen mit Brideshead“ von 1944 genauso erotische Schwingungen zwischen den Hauptpersonen im England der 1920er wie dem 1913 geschriebenen und 1971 posthum veröffentlichten E.M. Forster-Roman „Maurice“, der im viktorianischen Cambridge spielt.

Ob so viele derartige Romanzen unter Männern überhaupt stattgefunden hätten, wenn sie während ihrer Pubertät nicht strikt von Mädchen abgeschirmt gewesen wären und in Schlafsäle mit vielen anderen hormonüberfluteten Jungs gestopft worden wären, wage ich zu bezweifeln.

Offensichtlich sind sie diejenigen Mächtigen, die so sehr darauf dringen keine Frauen in ihre Institutionen zu lassen durchaus darüber bewußt damit den perfekten Nährboden für nächtliches Necking unter Nackten zu schaffen. (…..)

(Wenn Frauen fehlen, 20.09.2020)

Tatsächlich kann ich aufgrund meiner bisherigen Lebensumstände, die frei von jeden Männerbünden waren, keine derartigen Erfahrungen beisteuern und nur ganz nüchtern feststellen, als rein zufällig als weißer Cis-Mann Geborener, nicht den geringsten Antrieb zu verspüren mich einer frauenfreien Umgebung anzuschließen.

Ich möchte nicht mit Männern jagen gehen, nach dem Fußball „grab’em by the pu**y“-boytalk machen und fühle mich nicht wohl in einer zufälligen Feierabend-Männerrunde, in der alle mehr oder weniger scherzhaft über ihre Ehefrauen klagen. Dieses Al Bundy-Syndrom der Lang-Verheirateten ist lächerlich.

Ich verstehe auch nicht den scheinbar ganz natürlich eintretenden Hang zur Vulgarität und Aufschneiderei, wenn Männer unter sich sind.

Typische Männer, die Männerdinge machen, interessieren mich nicht.

Selbst wenn ich selbst eine männliche Episode habe – zum Beispiel verwandele ich mich bedauerlicherweise im Baumarkt in einen Klischeemann und verspüre einen extremen inneren Drang, mir Werkzeuge, Schrauben und Nägel zu kaufen – finde ich mich selbst dabei lächerlich.

Da ich zufällig ein Mann bin, habe ich zwar wenig, aber doch etwas Einblick in reine Männerwelten.   Es bleibt die Frage, ob reine Frauenwelten die Besseren sind.

Im Gegensatz zu unnützen freiwilligen Männerbünden, gibt es durchaus sinnvolle Frauenbünde dort, wo sie bisher drastisch minderrepräsentiert waren, oder wo Frauen gefährdet sind, Opfer zu sein.    Frauenhäuser sind natürlich notwendig.    Frauen sind gezwungen mehr zu netzwerken, weil sie einen religiös bedingten 2.000-jährigen Rückstand aufholen müssen.

Ich mutmaße aber weiterhin, daß frau sich nicht auf Frauensolidarität verlassen sollte, sondern auch von ihren Geschlechtsgenossinnen gnadenlos gemobbt werden kann.

Und ich nehme an, daß ich nicht nur ein merkwürdiger Mann bin, sondern als Frau ähnlich merkwürdig wäre.    Ich war noch nie Frau und kann mich mutmaßlich nicht in alles hineindenken, aber Frauenliteratur à la Hera Lindh und Gaby Kaufmann ist grauenvoll, Frauen-TV wie Heidi Klumps Modelshow ist abartig und die Frauenzeitschriften von Das Goldene Blatt bis Frau im Spiegel sind das Unterste des Unteren.

Ich mutmaße weiterhin, daß viele Frauen mir in den Punkten zustimmen. Wieso sollte es überhaupt eine leichtere und intellektuell verzwergte Literatur-Form extra für Frauen geben?

Die unendlichen Weiten der Medienwelt klärten mich just via VOX darüber auf, wie sich die moderne Frau in Berlin-Mitte entspannt und sich ihres Frauseins bewußt wird.

Der Megatrend seit 2019 lautet „Yoni-Steaming“.   Dabei wird die eigene Vulva mit einer Kräutermischung bedampft.   Natürlich ist das keine neue Erfindung, sondern wie alle Esoterik-Trends aus Asien, in diesem Fall Indien, adaptiert.

[….] Zuerst machen wir eine kurze Meditation zum erden und ankommen. Dann erkläre ich nochmal den Ablauf und du hast die Möglichkeit dir Gedanken zu machen, was deine Intention für diesen Steam sein kann (falls du das nicht schon getan hast). Jede bekommt einen speziellen Yoni Steam Hocker und wir stellen den heißen Kräutersud darunter und sorgen dafür, dass die Temperatur angenehm ist. Sobald alles fertig vorbereitet ist, setzt du dich mit deinem Handtuch und einem langen Rock über das Loch vom Hocker. Dann leite ich den Yoni Steam mit geführter Meditation, Visualisierungen und Atemübungen an. Nach dem Steam gibt es noch mal eine Entspannung im liegen.  [….] Die Yoni Steam Zeremonie dauert ungefähr zwei Stunden. Es gibt maximal sechs Teilnehmerinnen. Du musst zu keinem Zeitpunkt nackt vor den anderen Teilnehmerinnen sein (wir tragen einen langen Rock). Mit meiner Anleitung macht jede das Ritual ganz für sich. [….]

(Mahina-Leipzig)

Man kann beispielsweise im Berliner Waxing-Geschäft „Honigseele“ für günstige 490 Euro ein Schoßgesundheitspaket erwerben.

[…..] Für Deine Schoßgesundheit biete ich Dir folgendes Paket an: 490 €

    4 Yonisteamingsessions inkl. Massage, Wert 360 Euro

    eingehende Beratung/Anamnese und abgestimmte Kräuterrezepturen, Wert 90 Euro

    8 Yonisteaming Heilkräutersets für zu Hause, Wert 40 Euro

    daily-stress-release Videoanleitung inkl. Audioversion, Wert 50 Euro

    Yonisteaming at home Videoanleitung, Wert 50 Euro

Yonisteaming Einzelsession basic

45€ 30 min

Ein Yonisteaming mit kurzer Anamnese zum Ausprobieren oder als Folgebehandlung.

Yonisteaming Einzelsession grande

90€ 70 min

Ein Yonisteaming mit ausführlicher Anamnese und anschließender Heilbehandlung. […..]

(Honigseele Heilwissen)

Mitten im Laden, vor der Theke, setzt frau sich also auf einen IKEA-Hocker, dem vorher die Sitzfläche entfernt wurde.

Sie ist dabei unten ohne wie Oskar Matzeraths berühmte Kaschubische Oma aus Günther Grass‘ Blechtrommel, die unter ihren vielen Röcken einen glühenden Ziegel verbarg, um sich den Hintern warm zu halten. Und gelegentlich desertierende Soldaten darunter zu verstecken, die zum Dank…., aber das ist eine andere Geschichte.

Der moderne Berlinerin sitzt also nur notdürftig durch halbdurchsichtige Vorhänge im Schaufenster von der Außenwelt getrennt, breitbeinig auf dem halben IKEA-Hocker; man schiebt ihr einen Topf mit heißem Wasser und ein paar Kamillenteebeuteln unter die Röcke, spricht ein paar bedeutungsschwangere OMs, um sich dann coram publico die Vagina ätherisch ölen zu lassen.

Da das so etwas albern klingt, sagt man natürlich nicht „Scheide“ sondern auf Sanskrit „Yoni“, kombiniert mit dem englischen Wort für Dampf.

Nein, das würde ich als Frau nicht machen.  Da bin ich sicher.

Zumal ich eben entdeckt habe, daß es auch das männliche Gegenstück, das LINGAM-Steaming im esoterischen Angebot gibt.

Das gemeinsame Kräuterliche Bedampfen des Penis.

Machen das vielleicht die konservativen CSUler in Tuntenhausen?

Donnerstag, 18. März 2021

Wir wollen Karl

Was kann eigentlich Jens Spahn?“ titelte der STERN letzte Woche.

[…..] Jens Spahn: Das Gesicht des Desasters

Jens Spahn hat alles, was künftige Kanzler brauchen: Talent, Ehrgeiz, Härte. Doch jetzt verkörpert der Gesundheitsminister wie kein anderer die umstrittene Corona-Politik der Regierung. Was kann er wirklich? […..]

(Tilman Gerwien, 10.03.2021)

Nun, das Clickbaiting funktionierte zumindest bei mir; ich kaufte das Heft, fragte mich, ob die einst so großen Rechercheure beim Gruner&Jahr-Flaggschiff Neues hervorzaubern würde.

Gerwien lieferte leider nicht; malte die enormen Anforderungen seines Amtes aus, betone wie sehr sich Spahn dennoch in den Job gedrängt hatte und hob hervor, daß der „erst“ 40-Jährige allerdings schon seit 25 Jahren intensiv und fleißig konservative Netzwerke in der CDU knüpft. In dem Vierteljahrhundert verfilzte sich Spahn so sehr in den Partie-Machtstrukturen, daß selbst Merkel, die ihn wirklich nicht mag, im Jahr 2018 nicht mehr an ihm vorbei kam, ihn zum Minister machen musste.

Der STERN beschreibt zutreffen, wie der Gesundheitsminister seit 2018 bei all seinen Themen vorprescht, um sich ins Gespräch zu bringen, daß aber meistens nur Staub aufgewirbelt und nichts bewirkt wird.

Sein „Pflegepersonalstärkungsgesetz“ begleitete er mit der Gründung einer eigenen Agentur zur Anwerbung von Pflegefachkräften aus dem Ausland.

Nach drei Jahren weist die Spahn-Agentur 28 (!) erfolgreiche Vermittlungen auf.

Sein Umbau der Notfallversorgung wurde gestoppt, das Terminserviceprogramm ist für Patienten nutzlos, die Organspende musste Annalena Baerbock für ihn lösen, die „elektronische Patientenakte“ scheitert am Datenschutz.

Weggelassen wird Spahns private Raffgier, seine sagenhafte Anstandslosigkeit.

Da sind andere Medien viel weiter und legen den Finger in die Wunde, wehren sich gegen Spahns Einschüchterungsversuche.

 […..] Ausdauernd ging der Minister gegen Berichte über seinen millionenteuren Immobilienkauf vor. Doch der Druck, Transparenz zu schaffen, wurde immer größer.   Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will künftig offenbar nicht mehr gegen Medien vorgehen, die über den Kaufpreis seiner Villa in Berlin-Dahlem berichten.   Spahn hatte gerichtliche Verfügungen erwirkt, unter anderem gegen den Tagesspiegel, denen zufolge die Kaufsumme von 4,125 Millionen Euro öffentlich nicht genannt werden dürfe. […..]

(Tagesspiegel, 18.03.2021)

Spahns dramatisches Missmanagement kostet Leben.

Und es kostet aber auch Geld.

Minister Scheuer verursachte durch seine persönliche Doofheit 540 Millionen Euro Verlust für den Steuerzahler.

Da kann Spahn nur lachen; allein mit seinen gegen alle Widerstände durchgedrückten FFP-Apothekendeals drückte er uns zwei Milliarden Mehrkosten auf.

[…..] Es war kein schönes Jahr für den Apotheker Simon Krivec aus der Ruhrgebietsstadt Moers. Erst die Pandemie und dann wurden auch noch die Erkältungsmittel zu Ladenhütern. Doch Mitte Dezember wendete sich das Blatt. Da bekam Krivec plötzlich 120 000 Euro überwiesen. Das Geld stammte von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und sollte Krivec - so wie alle Apotheker im Land - ermuntern, in seinen drei Filialen kostenlose FFP2-Masken an Covid-Risikopatienten zu verteilen. Bloß: Krivec brauchte das viele Geld dafür überhaupt nicht.   "Wir haben Masken gekauft für einen Einkaufspreis zwischen sechzig und siebzig Cent", sagt er. Der Bund rechnete dagegen mit sechs Euro pro Maske. Das sei "ein gutes Zubrot" gewesen, sagt Krivec. Man könnte es auch so formulieren wie der Berliner Pharmazeut Detlef Glaß: "Wir haben uns dumm und dämlich verdient", sagt er.  Die Verteilung von Schutzmasken wird die Steuerzahler letztlich mehr als zwei Milliarden Euro kosten. [……]

(SZ, 17.03.2021)

Das Gesundheitsministerium wußte genau, was der Wahnsinn kostet, aber die Beamten versuchten vergeblich den Apotheken-Großlobbyisten Spahn davon abzuhalten.

[…..] Bereits Anfang November warnte das Fachreferat demnach den Minister vor "gravierenden Finanzwirkungen" und wies daraufhin, dass viele Anspruchsberechtigte "durchaus in der Lage sind",  die Masken "selber zu finanzieren". Acht weitere Referate zeichneten das klare Votum ausweislich der Unterlagen mit: "Verzicht auf die Verordnungsfähigkeit von FFP2-Schutzmasken". Doch mit grünem Stift notierte Spahn handschriftlich auf die Vorlage: "Nein, bitte um kurzfristige Erarbeitung eines ÄA". Das Kürzel steht für "Änderungsantrag". Und das Wort "kurzfristig" hatte Spahn extra unterstrichen. […..]

(Tagesschau, 17.03.2021)

Wann reicht es endlich? Kann Angela Merkel nicht verdammt noch mal Jens Spahn endlich in Rente schicken? Viele Medien, die SPD und die überwältigende Mehrheit der Bundesbürger wünscht sich Spahns Ablösung.

Merkel ist es Wurscht, Laschet fürchtet selbst im Strudel unterzugehen, wenn es zu Kabinettsumbildungen käme und Söder weiß, daß seine beiden Megaschwachstellen Seehofer und Scheuer dann auch fällig wären.

Und so traut sich der CSU-Chef, dem gerade ein korrupter Parlamentarier (Nüßlein, Sauter, Zech,..) nach dem nächsten von der Fahne geht, nicht auf den Tisch zu hauen.

[….] Forderungen nach Ablösung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wegen des Impf- und Testdebakels wies Söder zurück - ohne diesem allerdings volle Rückendeckung zu geben. "Das würde jetzt nicht helfen, weil in der Kürze der Zeit kann keiner mit dem Erfahrungswert von Jens Spahn da auch einsteigen. Es hat jetzt keinen Sinn zu wechseln, sondern wir müssen einfach besser werden. Die Kommunikation muss klarer werden", sagte er. […..]

(NTV, 15.03.2021)

Selten lag Herr Söder so dermaßen falsch. Das Gegenteil ist der Fall, fast jeder wäre besser als Jens Spahn in diesem Job, aber insbesondere steht mit Prof. Karl Lauterbach ein geradezu idealtypischer Experte bereit, der politisch, fachlich, medizinisch, medial perfekt als Gesundheitsminister geeignet ist.

Lauterbach muss übernehmen.

Schließlich ist da noch der zentrale Minister Spahn, der im Vergleich mit seinem langjährigen SPD-Pendant Lauterbach mit grotesker Fehlplanung und Ahnungslosigkeit auffällt.

(……) Wäre Angela Merkel eine wirklich verantwortungsvolle Kanzlerin, hätte sie Spahn längst mit einem kräftigen Tritt gefeuert und stattdessen Karl Lauterbach zum Bundesgesundheitsminister gemacht.      Aber wir leisten uns lieber Pfeifen an den Schaltstellen und haben dafür ein paar Tausend Tote mehr.     Der heute angesetzte Dezember-Lockdown ist so überraschend wie das Amen in der Kirche, nachdem sich all die C-Politiker ein halbes Jahr öffentlich spreizten. (……)

(Immer noch nicht begriffen, 13.12.2020)

#WirWollenKarl trendet es auf Twitter.

Es muss endlich DER Fachmann schlechthin den Job übernehmen, an dem Spahn so entsetzlich scheitert.

[…..]  Anfang der Woche tauchte nun bei Twitter die Frage an die Gemeinde auf: „Wollen wir nicht #WirWollenKarl oder #Karl4Gesundheitsminister trenden lassen?“ Seitdem ist die Welle losgerollt. Das sei eine richtig gute Idee, schrieb ein User. „Der Mann ist kompetent und rackert sich seit Monaten ab.“ Ein anderer meinte: „So einen interessierten Epidemiologen brauchen wir jetzt als Gesundheitsminister! Er ist der einzige, dem ich noch glaube und vertraue.“ Lauterbach sage stets, was Sache sei. Mehrere Tausend Posts sind inzwischen zusammengekommen – nicht alle, aber viele pro Lauterbach.   Zugleich fand auch ein anderer Hashtag jede Menge Zustimmung: #spahnruecktritt. Erst recht, seit es den neuen Vorwurf gibt, die Apotheken hätten an der Verteilaktion von FFP2-Masken an besonders gefährdete Gruppen dank des Gesundheitsministeriums massiv verdient. Lauterbach selbst hat sich mit Kritik am verantwortlichen Minister immer sehr zurückgehalten. Weil er wohl weiß, wie hart der Job im Gesundheitsressort ist. […..]

(Saarbrücker Zeitung, 18.03.2021)

Die Chancen, daß es so kommt sind verschwindend gering.   Dazu verhandelt sie SPD-Parteiführung viel zu schlecht.   Dafür sitzt der total verängstigten Unionsführung zu sehr Friedrich Merz im Rücken, der Jogi Löws und Peter Altmaiers Job haben will.    Merz ist Spahns und Scheuers politischer Klon, Genauso unfähig und noch viel weniger erfahren. Lauterbach hingegen ist einfach nur gut.   Leider leben wir in keiner Meritokratie.

[….] Der Mann ist kompetent und denkt konstruktiv, wo andere einen pandemischen Kippschalter zwischen Öffnen und Schließen eingebaut zu haben scheinen. Oder eben eine Chance wittern, beim Wettlauf mit Corona noch ein Geldgerinnsel aufs eigene Konto wandern zu lassen. "Visionen statt Provisionen", wenn man so will.   Eine interessante Wandlung, wo der Mann noch vor einem Jahr mehr verlacht oder verhasst wurde. Geht man nach dem berühmten Zitat "Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du", ist Lauterbach jetzt sowas wie der Gandhi aus Düren. Wenngleich Gandhi gegen den salzlosen Asketen natürlich ein geradezu maßloser Hedonist war.  Dass die SPD diesen Mann nicht viel enger an sich bindet und mit ihm wirbt, verwundert wenig bei einer Partei, deren Führung sich lieber öffentlich für Parteimitglieder schämt und einen Kanzlerkandidaten aufstellt, den sie vorher noch verhindern wollten. [….]

(M. Beisenherz, 18.03.2021)

Mittwoch, 17. März 2021

Ein Gescheiterter aus Würzburg – Teil II

Wie Hitler, wie der Nationalsozialismus vollständig von Deutschland Besitz ergreifen konnte, welche Rolle dabei der christliche und insbesondere Lutherische Antisemitismus spielte, wie Weimar und die Kriegstreiber-Kaiser der Hohenzollern auf den Zweiten Weltkrieg hinarbeiteten, Was der Versailler Vertrag damit zu tun hatte, wie deutsche Eliten, Wirtschaftsbosse, Adel, Klerus und insbesondere die Wehrmacht die Jahrhundertverbrechen erst ermöglichten, wird immer noch erforscht.

Es ist ein komplexes Thema. Vergleiche zu anderen faschistischen Diktaturen des frühen 20. Jahrhundert müssen gezogen werden.

Wieso versagten die demokratischen Kräfte, weshalb ließ sich die Linke auseinander dividieren, welche Rolle spielte die Person Hitler? Hätte es tatsächlich keinen WK-II gegeben, wenn ein mittelbegabter Herr Schickelgruber vor gut 100 Jahren in der Wiener Kunsthochschule angenommen worden wäre und als Maler seinen Lebensunterhalt verdient hätte?

Wieso wurden die Bahnstrecken in die Konzentrationslager nie bombardiert? Was hätten Papst und Vatikan verhindern können, wenn sie nicht geschwiegen und für Hitler gebetet hätten, sondern  alle Katholiken ultimativ durch Androhung der Exkommunikation zum Ende des Mordens aufgerufen hätten? Diejenigen, die Auschwitz befreiten, die sich Hitler entgegen stellen, also die Angehörigen der Roten Armee ließ der Papst exkommunizieren.

Wie führte die NS-Finanz- und Sozialpolitik zu so großer Zufriedenheit der Deutschen? Welche Rolle spielten die enorm erfolgreiche Goebbels-Propaganda, die deutschen Kinofilme, Wochenschauen und Radioansprachen, das Genie der Leni Riefenstahl?

Immer noch werden neue Quellen zugänglich gemacht, tauchen neue Archivfunde auf.

Aber es gibt auch einige Gewissheiten.   So haben sich die verbliebenen demokratischen Mächte, die USA, England und Frankreich viel zu lange beschwatzen lassen, knickten vor Hitler ein, nahmen seine Weltmachtgelüste nicht ernst genug.

Das Münchner Abkommen vom 29. September 1938, als Neville Chamberlain, Édouard Daladier und Benito Mussolini im Führerbau in München zustimmten Hitler weite Teile der Tschechoslowakei und die sudetendeutschen Gebiete bekäme, ohne daß die Tschechoslowakei und die Sowjetunion gefragt wurden.   Er habe den Frieden bewahrt, ließ sich der britische Premier anschließend feiern. Deutschland sei nun eingehegt und zufrieden.   Die artige internationale Bewunderung für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, die Vatikanische Adelung der Hitler-Regierung durch das Reichskonkordat von Reichskonkordat vom 20. Juli 1933 waren allesamt grausame Fehleinschätzungen.

Für Hitler-Deutschland galt, das lässt sich a posteriori sicher sagen: Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.

Die Deutschen waren nicht fähig Hitler zu stoppen. Die Allermeisten kämpften noch verbittert weiter, als schon lange alles in Trümmern lag und keine Aussicht mehr auf den propagierten „Endsieg“ bestand.  Sie bewunderten seinen Erfolge und hegten eine groteske Vorliebe für alles Uniformierte.

Damit komme ich auch den vielfach gescheiterten David Berger zurück.

Mit seinen eher liberalen Eltern verbindet ihn nichts, dafür adorierte er umso mehr seine erzkatholische Großmutter († mit 100 Jahren) und ihren Wehrmachtsflieger-Gatten, den er nie kennenlernte.

Als die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen 2017 plante gegen altes Wehrmachts- und Nazi-Gedankengut in der Bundeswehr vorzugehen, flippte der Berliner PP-Blogger vollkommen aus, verfasste einen verstörend psychotischen „offenen Brief“ zur Ehrenrettung deutscher Weltkriegssoldaten.



Beim Geschichtsrevisionismus ist Berger seinem Idol Alexander Gauland ganz nah.

[….] Gauland hatte im Juni beim Bundeskongress der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative im thüringischen Seebach erklärt: „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte.“ Der Satz fiel nach einem Bekenntnis Gaulands zur Verantwortung der Deutschen für den Nationalsozialismus mit Millionen ermordeten Juden und Millionen Kriegstoten. [….]

(Tagesspiegel, 13.11.2018)

In frappierender Verkehrung von Ursache und Wirkung setzt Berger auch im März 2021 zu einem großen Lamento über die Zerstörung von Opas Heimatstadt Würzburg durch britische Bomber 1945 an.    Noch 76 Jahre später weint er gar bitterlich um seinen Wehrmachts-Opa, wütet in bajuwarischer Ausprägung des sonst nur für Dresdens Pegida typischen Opferkults.   Auch dort hat man in dem Briten „Bomber-Harris“ den eigentlichen und einzigen Schuldigen an der Bombardierung der Heimat gefunden.

Wieso taten sie das? Wie konnte das nur passieren?

Herr Dr. Dr. Berger scheint da einige Bildungslücken zu haben, die er in den letzten 53 Jahren noch nicht füllen konnte.

Ja, wie sind die Briten bloß auf die Idee gekommen damals?

Könnte es vielleicht etwas damit zu tun gehabt haben, daß Deutschland die Welt mit Krieg überzogen hatte und damit 60 Million Menschen tötete?

Daß Deutschland damit anfing systematisch durch Bombenangriffe die Zivilbevölkerung  Europas zu töten? Daß Deutschland jeden fünften Polen ermordete? Daß Deutschland den gesamten Kontinent zerstörte? Daß Deutschland 25 Millionen Sowjetbürger tötete? Daß Deutschland sechs Millionen Juden tötete und plante insgesamt elf Millionen Juden Europas zu töten?   Könnte es etwas damit zu tun haben, daß Deutschland, auch als der Krieg offenbar verloren war, fanatisch immer weiter killte? Daß Deutschland sich freiwillig hinter Hitlers Nero-Befehl stellte? Daß insbesondere die Berger-Bayern - München, Hauptstadt der Bewegung, Nürnberg - Reichsparteitagsstadt – die wichtigste Stütze des Nazi-Regimes waren?

Könnte es vielleicht etwas mit Ursache und Wirkung zu tun gehabt haben?

[…..] Zum 76. Mal jährt sich heute der Bombenangriff auf Würzburg im Jahr 1945. Der Krieg war für die Deutschen längst verloren, [Tja, dann hätte Opa Berger mal aufhören sollen für Deutschland zu morden] als britische Bomber eine der schönsten Städte Deutschlands [bei weniger schönen Städten hingegen darf man die Zivilbevölkerung schon eher töten?] am 16. März 1945 innerhalb von 20 Minuten in ein Trümmerfeld verwandelten. Für die Überlebenden ein Trauma, das auch noch mich als Nachgeborenen zutiefst prägte. [Im Gegensatz zu den Ponyhof-Polen und Romantik-Russen – die waren alle fröhlich und haben nichts Schlimmes erlebt?]  […..] Aus der heiteren mainfränkischen Metropole war das „Grab am Main“ geworden. […..] Die in der Altstadt eng aneinander gebauten Häuser, häufig mit Holz und Lehm konstruierte Fachwerkbauten, entzündeten sich rasend schnell, was von den Briten auch so intendiert war. [Pfui, wie gemein von den Briten! Bomber, die bombardieren? Wo gibt es denn sowas? Bergers Luftwaffen-Opa hingegen warf bloß Rosen und Grußkarten aus seinem Flugzeug ab!]  […..] Und noch heute bewegt es mich, wenn ich daran denke, wie mir meine Großmutter von jenem Augenblick  erzählte: ich sehe sie als junge Frau vor mir, deren Mann seit Monaten vermisst ist, das Kind stillend, wie die Tränen auf ihren Sohn an ihrer Burst tropfen. [Der Berger-Papa an der Oma-BURST – außerhalb Würzburgs setzt man Kinder hingegen nach der Geburt im Wald aus?]   […..][…..] Und doch sehe ich immer dieses Bild meiner Großmutter vor mir, wenn heute linksgrüne  Aktivisten, [Genau! Haben nicht die Linksgrünversifften in Wahrheit damals die deutschen Städte bombardiert??? Hatten da nicht Claudia Roth und George Soros ihre Hände im Spiel??] die auch in Würzburg vermehrt ihren Terror verbreiten, erneut einen Bomber Harris für Dresden wünschen und ein hasserfülltes „Do it again“ hinausschreien:  Welche neurotische Niedertracht, welcher grausame Selbsthass gegen die eigenen Vorfahren, gegen die Heimat, die einem jene Geborgenheit gegeben hat, in der wir ohne Krieg und in Wohlstand aufwachsen konnten?   […..] Der Kampf, den ich auf PP sowohl gegen den braunen wie den roten Faschismus, für Rechtsstaat und Demokratie auf der Basis des Menschenbildes des jüdisch-christlichen Abendlandes führe, hat hier eine seiner biographischen Wurzeln. […..]

(David Berger auf PP, 16.03.2021)

Genau, PP kämpft gegen Faschismus! Und die Linksgrünen sind für den Zweiten Weltkrieg verantwortlich.

Und Jorge Bergoglio ist ein atheistischer Sozialist, der den Dalai Lama geheiratet hat.