Freitag, 6. März 2020

CDU driftet immer weiter ab


Schimpfen können ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen.
Interessanterweise beherrschen ausgerechnet die größten Schimpfer ihr Metier oft überhaupt nicht, sondern beschränken sich auf eine simple Kombination aus Koprolalie und Echolalie.
Genauso funktionieren auch die Pöbeleien des antidemokratischen Rassisten Donald Trump.
„Antifa! Antifa!“ ätzt er beispielsweise und beweist mit der falschen Betonung, daß er sogar zu blöd ist zu begreifen was er selbst verbal flatulenzt.

Besondere Häme trifft oft eher den Pöbler als den Adressaten, weil sie dessen Beschränktheit offenbart.
So sind zwei der meist verbreiteten Schimpfworte – „Wichser“ und „schwul“ – nur von geistig sehr Minderbemittelten negativ konnotiert.
Masturbation und Homosexualität sind in Wahrheit weit verbreitet, gesund und völlig normal.

Das betrifft auch den Begriff „Antifa“.
Unter Demokraten sollte Einigkeit bestehen, daß Faschismus die gefährlichste und verachtenswerteste Ideologie überhaupt ist.
Antifaschismus ist geradezu der Gründungskonsens beider deutscher Staaten nach 1945. Es musste erst gründlich entnazifiert werden.
Faschisten mussten ihrer Gesinnung abschwören.
Wie sollte es auch ausgerechnet in Deutschland anders sein, nachdem der Faschismus mehr als einen Kontinent vollkommen zerstörte, den Holocaust beging und darüber hinaus 55 Millionen weitere Kriegstote verursachte?
„Wehret den Anfängen“ und „Nie wieder!“ sind die einigenden Kernüberzeugungen aller deutschen Parteien.

Wer kein Antifaschist ist, muss sich sehr ernste Fragen bezüglich seiner Verfassungstreue gefallen lassen.
Folgerichtig werden Antifa-Aktivisten üblicherweise von Nazis, AfD-Flügelmännern und David Berger attackiert.
Es ist eine Ehre für alle Antifaschisten; wer den Zorn des zutiefst verlogenen und bösartigen PiPi-Bloggers auf sich zieht, macht offensichtlich alles goldrichtig.

Aber dann gibt es auch noch CDU-Gliederungen, deren politischer Kompass schon lange völlig kaputt ist.
Werte-Union, JU und ostdeutsche Landesverbände, die sich einen verbalen Überbietungswettbewerb mit völkischen AfDler liefern, davon faseln das „Soziale mit dem Nationalen zu versöhnen“ – so die stellvertretenden CDU-Fraktionschefs Ulrich Thomas und Lars-Jörn Zimmer in Sachsen-Anhalt – nähern sich immer wieder den völkischen Stichwortgebern für den tödlichen Rechtsterrorismus an.

[….] Die sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann hatte bereits 2016 verlangt, die Union dürfe sich "nicht für immer und ewig" gegen Bündnisse mit der AfD aussprechen. Ähnlich hatte sich im September 2018 der Chef der sächsischen CDU-Landtagsfraktion, Christian Hartmann, geäußert. Erst nach heftiger Kritik - unter anderem von Kramp-Karrenbauer - ruderte er zurück. [….]

Der weit nach Rechtsaußen abgedriftete CDU-Landesverband Hamburg, der sich vor zwei Wochen bei den Landtagswahlen seine 11-Prozent-Quittung abholte, schwärmt für Friedrich Merz, ist auf vielen Ebenen mit völkischen Burschenschaften verquickt und überlegt ernsthaft den Rechtsrechtsrechtsaußen MdB Christoph Ploß zum neuen Parteichef zu machen.
In unmittelbarer geographischer Nähe, dem zu Schleswig-Holstein gehörenden „Hamburger Speckgürtel“ Pinneberg verlangt die CDU gar die Schließung des Antifa-Cafés im Geschwister-Scholl-Haus – passenderweise einen Tag nachdem Sophie Scholls Schwester Elisabeth Hartnagel 100-jährig in München gestorben ist.

[…..] Das endgültige Aus für das Antifa-Café in Pinneberg? Die CDU will sämtliche politischen Veranstaltungen in Jugendeinrichtungen verbieten. Das würde allerdings nicht nur das Café betreffen.
Die Antifaschistische Initiative Kreis Pinneberg ruft nun dazu auf, am Dienstag den 10. März Solidarität zu bekunden. Um 17.30 Uhr findet die Kundgebung am Rathaus Pinneberg statt. Es wird versucht zu verhindern, dass durch einen Beschluss der Pinneberger Ratsversammlung offene Jugendarbeit in städtischen Jugendeinrichtungen verboten wird. Ein solches Verbot würde nicht nur das Antifa-Café im Geschwister-Scholl-Haus treffen. Auch andere, wie beispielsweise die Fridays-for-Future-Gruppe aus dem Kreis Pinneberg, dürften sich dann dort in Zukunft nicht mehr versammeln. […..]

Was ist bloß los mit der CDU?
Nur vier Wochen, nachdem sie sich in Erfurt wie eine läufige Hündin der braunen Bulldogge Bernd anboten und gleich drei Köpfe rollten (AKK, Mohring, Hirte) die nächste Nazi-Anbiederei?

[…..] Die Parteien“, so steht es im Grundgesetz, Artikel 21, „wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“ Dass Parteien und ihre Funktionär*innen diese Rolle schon mal damit verwechseln, einzig sie seien beauftragt mit dieser „politischen Willensbildung“, diesen Vorwurf nähren Vorgänge wie das, was die CDU im schleswig-holsteinischen Pinneberg sich da gerade ausgedacht hat. „Politische Veranstaltungen“ zu untersagen, weil man es kann? Und das am Ende noch als Reaktion­ auf die Kränkungserfahrung, die dem christdemokratischen Nachwuchs dort bereitet wurde, im bösen Antifa-Haus in der Bahnhofstraße? Geht's noch? […..]

Donnerstag, 5. März 2020

Bischofsleid


Katholischer Bischof zu sein ist eine feine Sache.
Man kann immer bequeme Klamotten tragen, reist durch die Welt, steigt nur in Luxushotels ab, wird von allen Menschen ehrfürchtig „Eminenz“ oder „Exzellenz“ genannt, von Regierenden hofiert, wohnt in prächtigen Villen, fliegt Erster Klasse, ist weltweit vernetzt, hat Zugang zu allen Talkshows oder Zeitungen, wenn man mal seinen Senf dazu geben will, ist privat versichert, hat immer ein kleines Heer willfähriger Diener um sich herum, muss nie selbst kochen oder putzen, hat bis ins allerhöchste Alter weitere Aufstiegschancen, ist nahezu immun vor Gericht und kommt nach dem Tod garantiert in den Himmel.

Es ist aber nicht alles nur positiv.
Trotz ihres quasi göttlichen Standes müssen sie sich nach der schnöden Beamtenbesoldungstabelle B (für höhere Beamte); B1-B11 (7.000 bis 15.000 Euro monatlich) bezahlen lassen. Sie steigen aber erst ab B8 ein in die schnöde weltliche Gesellschaft.

B8 bekommen etwa die Bürgermeister von Bremen oder Magdeburg.
B9 stehen Staatssekretären in den Bundesministerien, dem Verfassungsschutzpräsidenten, Botschaftern, Gerichtspräsidenten, Direktoren der Bundesbank, dem BKA- und BND-Chef, allen Generalleutnants, Vizeadmiralen, Generaloberstabsärzten und Admiraloberstabsärzten der Bundeswehr und dem Chef des Bundesrechnungshofes zu.
B10 erhalten Ministerialdirektoren, der Chef der Rentenversicherung sowie Generäle und Admiräle der Bundeswehr, sowie die meisten Behördenchefs (BAMF, Bundeswehrbeschaffungsamt, Bundesversicherungsamt, etc)

Ein Bischof bekommt B8, ein Erzbischof oder Kardinal erhält mindestens B9

Nach der aktuellen Besoldungstabelle sind das monatlich für
B8 11.373,67 EUR, B9 12.051,37 EUR, B10 14.197,53 und B11 14.749,49 EUR

Ein Domdekan muss von B2 (8.176,63 EUR) leben, ein Generalvikar darbt mit B3 (8.658,13 EUR).
Bei den Bischöfen, Erzbischöfen und Kardinälen kommen aber Zuschläge aus Rom hinzu, so daß Letztere leicht auf 15.000,00 EURO monatlich kommen.
Brutto oder netto muss man in diesem Fall nicht fragen, da die Gottesmänner fast völlig von Steuern und Abgaben befreit sind.

Schwierigkeiten entstehen für die Topklerikalen aber bei den Ausgaben. Denn wie soll man 180.000,00 EURO steuerfrei im Jahr eigentlich ausgeben, wenn man kaum Unkosten hat?
Altbischof Kamphaus, der Vorgänger des legendären Limburger Bischofs Tebartz-van-Elst beklagte diesen Umstand bitterlich. Er wohne steuerfrei, ihm werde eine Dienstlimousine samt Fahrer gestellt, Reiseunkosten übernehme das Bistum und zum Essen werde er immer eingeladen.
Kamphaus kaufte sich einen VW Golf, den er selbst fuhr, zog in eine Kammer des Priesterseminars und ließ eine tamilische Flüchtlingsfamilie im Bischofspalast wohnen.
Aber wer glaubt, mit TVE wäre endlich wieder ein Weg gefunden worden Geld loszuwerden, irrt.
TVE ließ sich zwar seine legendäre neue Bischofswohnung mindestens 31 Millionen Euro kosten, aber natürlich gab er dazu nicht sein eigenes Geld aus, sondern schöpfte aus den unendlichen und stets gut gefüllten Taschen des Bischöflichen Stuhls.
Ja, was macht man eigentlich, wenn man 12.000,- oder 15.000,- netto im Monat bekommt und niemand irgendwas vom Girokonto abbuchen will?
Man ist automatisch privat krankenversichert, muss seine Hausangestellten nicht selbst bezahlen, lebt mietfrei (auch wenn es eine gewaltiges Rokoko-Palais und eine weitere Zehnmillionen-Villa in Rom sind, so wie im Falle von Kardinal Marx), muss keinen Cent für private Rentenversicherungen sparen, Limousine, Fahrer und Köchin werden gestellt und selbst wenn man nicht schwul ist und heimlich ein paar Kinder zeugt, übernimmt das Bistum die Alimente.
Wie verprasst man also das Geld, wenn alles, das zum luxuriösen Leben gehört – von prächtiger Garderobe bis zum edlen Speisen – gar nicht bezahlt werden muß? Wenn statt „Koks und Nutten“ der Bischöfliche Weinkeller und jede Menge knackiger Priesterseminaristen kostenfrei zur Verfügung stehen?

Vielleicht gibt es auf diese Frage gar keine richtige Antwort. Vielleicht sind Bischöfe schlicht und ergreifen Money-Hoarder?
Vielleicht braucht es auch so ein Geldsammler-Personal, wenn es um eine Organisation geht, die mit perfidesten Methoden eine dreistellige Milliardensumme zusammengerafft hat? Man staunt immer wieder, wenn man beispielsweise bei Carsten Frerk über das sagenhafte Kirchenvermögen nachliest.
Zuletzt wies Matthias Krause für den „Humanistischen Pressedienst“ (hpd) nach, wie einfach es für die deutsche katholische Kirche wäre Milliardensummen als Entschädigung an die Myriaden Menschen zu zahlen, die sie als Kinder gefoltert und sexuell missbraucht hatten.

[….] Kirche könnte Milliardenentschädigung an Missbrauchsopfer leicht verkraften
[….] Derzeit treffen sich die katholischen Bischöfe Deutschlands in Mainz auf ihrer Frühjahrsvollversammlung. Dort wird unter anderem um das weitere Vorgehen bei der Entschädigung von Missbrauchsopfern diskutiert.
Nach ihrer Frühjahrs-Vollversammlung 2019 beauftragten die deutschen Bischöfe eine unabhängige Arbeitsgruppe, neue Grundsätze für das Verfahren für "Anerkennungszahlungen" an Missbrauchsopfer zu erarbeiten. Zur Herbst-Vollversammlung 2019 wurden zwei Vorschläge präsentiert:
Entweder eine pauschale Zahlung von 300.000 Euro pro Opfer oder gestaffelte Zahlungen von 40.000 bis 400.000 Euro. Legt man die Zahl der Opfer aus der MHG-Studie (3.677; S. 5) zugrunde, ergibt sich ein Entschädigungsvolumen von rund einer Milliarde Euro. Natürlich ruderten die deutschen Bischöfe seitdem mit voller Kraft zurück, wie diverse Medienartikel zeigen.
Eine entscheidende Frage ist natürlich, ob sich die Bistümer Entschädigungen in der Größenordnung von einer Milliarde überhaupt leisten können. Die Antwort ist ein klares "Ja", wie eine Analyse der Jahresabschlüsse aller Bistümer zeigt. [….]


 Selbst wenn die Bischöfe solche Entschädigungen nicht locker aus ihren Überschüssen abgreifen könnten, müssten sie bekanntlich persönlich keine Einbußen befürchten, denn ihre B-Beamtenbesoldung zahlen wird allgemeinen Steuerzahler völlig unabhängig davon, ob wir Mitglieder der Kirche sind.

Allein, selbst wenn es nicht um ihr eigenes Geld geht: Bedürftigen und Opfern mögen katholische Bischöfe nichts geben.
Sie handeln nach dem Motto „selber fressen macht fett!“.

Für Menschen, deren Leben sie zerstört haben, weil sie als Kind von Priestern vergewaltigt oder Sadisten wie Papst-Bruder Georg Ratzinger jeden Tag grün und blau geschlagen wurden, sollen maximal 50.000 Euro gezahlt werden. Ein Drittel eines Bischofs-Jahresgehaltes. Vier Monate Bischofslohn. Aber 5.000 Euro reichen auch. 14 Tage Bischofsgehalt.
Das muss genug sein.

[….] Missbrauchsopfer kritisieren Schmerzensgeldbeträge
[….] Opfervertreter halten die Beträge für zu gering, ihre Kritik: Die Kirche "klebt offenbar am Geld".
[….] Mit Wut und Enttäuschung haben Vertreter von Missbrauchsopfern auf das Schmerzensgeldkonzept der katholischen Kirche reagiert. "Die Kirche in Deutschland ist nicht bereit, für ihre Verbrechen die Verantwortung zu übernehmen und ihren Opfern eine Entschädigung anzubieten", sagte Matthias Katsch, Sprecher der Initiative "Eckiger Tisch". "Was für eine verpasste Chance", schrieb er in einer Mitteilung.
Zuvor hatte die Deutsche Bischofskonferenz mitgeteilt, Opfern von sexuellem Missbrauch keine Entschädigungszahlungen zu leisten, sondern Schmerzensgeld zu zahlen. Das Konzept sieht ein zentrales und unabhängiges Gremium vor, das in Anlehnung an das Niveau gerichtlicher Schmerzensgeldentscheidungen die Höhe von "Anerkennungszahlungen" festsetzt. Diese erstrecken sich in entsprechenden Tabellen von etwa 5000 bis 50.000 Euro. [….] Opfervertreter Katsch forderte nun Katholiken indirekt zum Kirchenaustritt auf. Die jetzige Entscheidung der Bischofskonferenz müsse auch Konsequenzen für Katholikinnen und Katholiken haben, sagte er. "Wollen Sie auch weiterhin eine Kirchenstruktur unterstützen mit ihren Beiträgen, die so offensichtlich am Geld klebt und ihre Opfer missachtet? Wollen Sie auch weiterhin für das moralische Versagen Ihrer Hirten in Mithaftung genommen werden?", fragte Katsch.
An den Staat gerichtet, fragte er: "Wollen wir einer solchen Institution auch weiterhin Kinder und Jugendliche anvertrauen?" Der "Eckige Tisch" werde sich das Schmerzensgeldkonzept nun sorgfältig anschauen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden. [….]

Natürlich klebt die Kirche am Geld. Weil sie es können.
Die Parteien, die Parlamentarier, die Bundesregierung lassen sie.
Im Gegensatz zu anderen Nationen dürfen hier Vergewaltiger und Körperverletzer selbst entscheiden ob und wie viel Strafe sie zu bezahlen bereit sind.
Die frommen Bundestagsabgeordneten legen die Hände in den Schoß, zeigen den Zehntausenden Opfern den Mittelfinger und sorgen dafür, daß die Opfer fleißig weiter B8 bis B11 an die Bischöfe zahlen.

Mittwoch, 4. März 2020

Konservative im Vakuum


Die CDU ist übrigens nicht führungslos. Annegret Kramp-Karrenbauer ist die Bundesvorsitzende, Paul Ziemiak der Generalsekretär. Ihnen stehen außerdem die fünf Stellvertreter Volker Bouffier, Silvia Breher, Julia Klöckner, Armin Laschet und Thomas Strobl zur Seite.


Nach einem Monat, der die deutsche Innenpolitik so durchgeschüttelt hat, daß es AKKs Kopf kostete und auch den Thüringer CDU-Frations- und Parteichef Mohring ins Aus schoss, gibt es in dieser letzten verbliebenen deutschen Volkspartei niemanden, der irgendeine Strategie ausbrüten konnte, wie man sich bei einer neuen MP-Wahl in Erfurt verhalten könnte.
Was für ein sagenhaftes Gesamtparteiversagen, das auch nicht besser wird, nur weil die Kemmerich-AFDP noch verantwortungsloser durch Erfurt debakuliert.

[….] Da ist eine CDU, die nicht abstimmen durfte, wie sie wollte. Weil die Bundespartei zwar sagt, was alles nicht geht, aber nie Vorschläge gemacht hat, was gehen soll. Jetzt hat die CDU Ramelow nicht gewählt, aber auch nicht verhindert. Die innerparteiliche Gretchenfrage ist damit nur aufgeschoben. Womöglich muss der neue Parteichef bereits nächstes Jahr nach der Wahl in Sachsen-Anhalt die Frage beantworten: Wenn es gegen Linke und AfD keine Mehrheit gibt, entscheidet sich die CDU dann für ein kleineres Übel oder für Unregierbarkeit?
Da ist die FDP, die heute die Arbeit verweigert hat. Sie hat gar nicht mit gestimmt, nicht einmal im dritten Wahlgang, als ein Nein möglich war. Klarer kann man gar nicht zeigen, wie überflüssig man ist. […..]

Wie lange muss man eigentlich CDUlern mit einem Hufeisen auf den Kopf schlagen bis sie tatsächlich nicht mehr entscheiden können wer das kleinere Übel ist, wenn auf der einen Seite ein überzeugter, praktizierender Christ mit klassisch sozialdemokratischer Agenda und sehr ordentlicher wirtschaftspolitischen Bilanz als Ministerpräsident steht und sich andererseits ein völkisch hetzender Rassist und Faschist steht, der immer wieder aus Hitlers „Mein Kampf“ zitiert?

[…..] Vor dem Wahltag hatten die Fraktionen multiple Szenarien durchgespielt. Die FDP kündigte an, die eigenen Stimmen ungültig zu machen. Man wolle nicht in Verdacht geraten, Ramelow oder Höcke zu wählen, hieß es. So als gebe es keinen Unterschied zwischen Thüringens beliebtestem Politiker und einem gerichtlich verbrieften Faschisten. Auch der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban, hatte den Thüringer Parteikollegen den Boykott der Wahl nahegelegt. Mario Voigt, Fraktionschef in Erfurt, wies den Ratschlag aus Berlin strikt zurück. Abgeordnete seien nicht gewählt, "um sich aus der Verantwortung zu stehlen". […..]

Die Bundes-CDU findet auch immer noch keine Sprachregelung zu ihrem einstign Superstar Hans-Georg Maaßen, für den sich Bundesinnenminister Seehofer so begeisterte, daß er darüber fast die Groko platzen ließ.
CDU-Mitglied Maaßen, der völlig ungeniert seine Partei in Koalitionen mit den Faschisten und Rechtsradikalen treiben will, forderte erneut Ungeheuerliches:
Die Thüringer CDU solle den Nazi Bernd Höcke zum Ministerpräsidenten wählen.


Die Bundes-CDU hat dazu keine Meinung.

Dienstag, 3. März 2020

Drobbi ist traurig

Als im Jahr 2015 eine überparteiliche Koalition aus Sadisten in dem womöglich ruchlosesten Akt seit der Nazizeit einen Anschlag auf den Humanismus verübte, triumphierten die Kirchen.
Sie hatten sich, wieder einmal, Gewalt über die intimsten und essentiellsten Angelegenheiten des Individuums verschafft.
Nämlich über das Leben an sich.
Ganz in der Tradition der 2016 von Papst Bergoglio heiliggesprochenen „Hexe von Kalkutta“, die sich am Leid der Sterbenden ergötzte und ihnen Schmerzlinderung verweigerte, zwang eine Mehrheit der Bundestagsabgeordneten ihre bestialische Weltsicht auch der Mehrheit der Bevölkerung auf, die eine fundamental andere Sicht auf ihr eigenes Leben hat; die Möglichkeit haben möchte selbstbestimmt zu sterben und dabei nicht nur nicht im Stich gelassen werden will, sondern Hilfe haben möchte. Hilfe, die ihnen die meisten Bundestagsabgeordneten nicht nur verwehrten, sondern sogar unter Strafe stellte.

Letzte Woche stellte das Bundesverfassungsgericht diesen gewaltigen moralischen Skandal ab.
Es drehte aber nicht das Kräfteverhältnis zwischen Religiösen und Nicht-Religiösen um, indem es etwa diesmal den Gläubigen die Sicht der Ungläubigen aufgezwungen hätte. Nein, es lässt natürlich den Christen alle Freiheiten, die sie vorher hatten, sie müssen nichts aufgeben, nichts ändern und können mit ihren Leben verfahren wie bisher. Es werden lediglich die Humanisten davon befreit sich auch diesen Vorstellungen einer primitiven Hirtenkultur zu unterwerfen.
Ein guter und richtiger Schritt von Voßkuhles Jungs.
Aber auch ein unvermeidbarer Schritt der Richter, da in den vergangenen 2.000 Jahren das Christentum ausschließlich auf der falschen Seite stand. Alle Menschenrechte mussten gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden. Frauenwahlrecht, Kinderarbeit, Sklaverei, Homosexualität, Gleichberechtigung, Leibeigenschaft, Recht der ersten Nacht, Verbot gemischtrassiger Ehen, Verbot gemischt konfessioneller Ehen, Folter, Prügelstrafe, Vergewaltigung in der Ehe, Glaubensfreiheit, Kinderehen, Kolonialismus, Untertanengeist, Bildungsfeindlichkeit, Pressefreiheit. Immer vertraten die Christen die unmenschlichste Position.
Sie segneten Waffen, verlangten Kreuzzüge, ließen weltweit foltern und morden. Inquisition, Hexenverbrennung, Auto Dafés.
Auch im Jahr 2020 sind es die organisierten Christen, die in den USA vehement für Militär, Waffenbesitz, Trump, Folter, Rassismus und gegen Feminismus, Homorechte, Umweltschutz oder Tierrechte agitieren.

Eine Organisation, die nach 2.000 Jahren eine derartig negative Leistungsbilanz aufweist, mehr Kriege als jede andere Ideologie anzettelte, mehr Menschen als Hitler umbrachte, gegenwärtig weltweit damit beeindruckt Myriaden Kinder sexuell missbraucht zu haben und deren Vergewaltiger schützt, hätte allen Grund dankbar zu sein, vom Verfassungsgericht nicht verboten worden zu sein. Sie behalten all ihre Privilegien, lassen sich mit Milliarden Euro auch von atheistischen Steuerzahlern finanzieren.
Demut und Reue wäre angezeigt.

Allerdings nicht bei Matthias Drobinski, dem notorisch larmoyanten Kirchenredakteur der Süddeutschen Zeitung.
Er verfällt in das typische Muster all seiner Artikel: Ein einziges Aufseufzen über den Machtverlust der Kirchen, die sich nun infinitesimal umorientieren müssten, um ihre Ideologie auch weiterhin maximal durchzusetzen.

[…..] Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Sterbehilfe hat in der vergangenen Woche in aller Schärfe gezeigt: Die Positionen und ethischen Maximen der christlichen Kirchen haben jene selbstverständliche Wirkkraft verloren, die sie in der Bundesrepublik über Jahrzehnte hinweg hatten, im Guten wie im Schlechten. Es waren allen voran die Kirchen, die sich für ein Verbot von Sterbehilfevereinen einsetzten und dafür, dass der assistierte Suizid nur in Grenzfällen möglich ist; eine große Mehrheit im Bundestag hat 2015 ein Gesetz beschlossen, das dem Rechnung trägt. […..] Es werden verschiedene Sterbehilfevereine ihre Arbeit aufnehmen. Der Gesetzgeber wird versuchen, dazu strenge Regeln aufzustellen, die Vereine werden dies im Zweifel bekämpfen, im Rücken die Maxime des Verfassungsgerichts: Der freie Wille zum Tod steht über allem. […..] Trotzdem hat sich etwas verschoben. Das Verfassungsgericht macht letztlich mit umgekehrten Vorzeichen das, was die Kirchen lange taten: Es erklärt die Grauzonen für inexistent, die den meisten, ja fast allen Todeswünschen zu eigen sind. Für die Kirchen war der Selbstmord eine Todsünde, die, ohne Zweifel, direkt in die Hölle führte. […..] Es gab Kirchenvertreter, die gegen jegliche Freigabe der Sterbehilfe einwandten: Es müssen leider am Ende des Lebens einige leiden, damit die Gesellschaft insgesamt nicht auf die schiefe Bahn gerät. […..] Die Zeit dürfte vorbei sein, in der sich die Urteile des Bundesverfassungsgerichts selbstverständlich in der Nähe der kirchlichen und christlichen Normvorstellungen bewegten. Den Christen weht da der raue Wind der beginnenden Minderheitensituation entgegen. Das ist aber auch eine Chance: Sie können sich mit der Kraft ihrer eigenen Überzeugungen und des eigenen Beispiels der Debatte stellen. […..] Und sie können dem mit Respekt begegnen, der sich für den Tod entscheidet. Als Akt der Nächstenliebe. […..]

Wie kommt Drobinski auf die Idee, es wäre sinnvoll die Kirchen in ethischen Belangen nach 2.000 Jahren des Totalversagens überhaupt noch zu fragen?
(Shout out an den großartigen Matthias Krause für den Gedanken.)

(…..) Eins der größten Rätsel des deutschen Journalismus wird für mich immer die Frage sein, wieso sich die an sich hochvernünftigen SZ-Chefredakteure Heribert Prantl, Kurt Kister und Wolfgang Krach immer noch den frommen Katholiken Matthias Drobinski, 52, als Redakteur halten.

Nicht nur, daß es ohnehin völlig absurd ist einen hochbefangenen Kirchenfuzzi über Kirchenthemen schreiben zu lassen, so ist Drobinski auch noch von einer schweren Echolalie befallen und schreibt in seinem stets larmoyanten Ton auch immer wieder das Gleiche:

Hach, wie traurig, die Kirche verliert Mitglieder und die Pfaffen sind frustriert. Dabei ist Franzl doch so super. Menno! Es kann aber nicht nur am Zölibat meiner heißgeliebten katholischen Kirche liegen, weil die Protestanten mindestens genauso schrumpfen. (Ätschibätsch)
Die Ursachen für das Wegsterben des kirchlichen Lebens sind also irgendwie ganz kompliziert. Das ist eine große Aufgabe für die Bischöfe und alles ist ganz furchtbar traurig, weil die Kirche doch so wichtig ist!

Die SZ verfügt über einige der besten Edelfedern Deutschlands – was wäre es für eine Wonne, wenn man auch zu kirchlichen Themen Spitzenjournalismus aus München bekäme. (…..)

So ist das eben mit Religioten. Sie leiden an einer schweren Inselverarmung und sind rationalen Argumenten nicht zugänglich.

Montag, 2. März 2020

Gerontenschlacht


Joe Biden mag ich. Bernie Sanders Leidenschaft und Engagement beeindrucken mich. Elisabeth Warren ist hochintelligent und auf alles vorbereitet.
Michael Bloomberg ist ein gewitzter Typ, der mit seinen 62 Milliarden Dollar in der Tasche den steinreichen GOP-Großspendern Paroli bieten kann.

Da könnte man doch auf den ersten Blick ganz froh sein über die demokratischen Bewerber, die morgen zum legendären „Super-Tuesday“ antreten, um eine wichtige Vorentscheidung um die Präsidentschaftskandidatur zu treffen.

Und was ist eigentlich mit den anderen 20, 30 oder 40 Dem-Kandidaten? Das war doch so eine herrlich bunte Truppe; wenn auch ob der schieren Masse sehr unübersichtlich. Man darf nicht vergessen, daß sich der Durchschnittsami überhaupt nicht für Politik interessiert und im Vorwahlgeplänkel erst mal die Typen kennenlernen muss, die seit Jahrzehnten an vorderster Stelle als Volksvertreter agieren.
Aber von „unheimlich viele Neue“ schlug das Pendel urplötzlich in „eine Handvoll Opis“ um. Auf einmal ging es ganz schnell. Innerhalb der letzten 24 Stunden warfen Pete Buttigieg und (meine heimliche Favoritin) Amy Klobuchar hin.

Außer den vier eingangs Genannten ist nur noch Tulsi Gabbard, 38 im Rennen.
Aber die praktizierende Vaishnava im Brahma-Madhva-Gaudiya-Sampradaya und Russland affine Hawaiianerin ist so irre, daß sie nicht die geringste Chance hat und bald aufgeben wird.

Bleiben also die vier Plus-Siebziger:
Biden * 20. November 1942 (Alter 77 Jahre)
Bloomberg * 14. Februar 1942 (Alter 78 Jahre)
Sanders * 8. September 1941 (Alter 78 Jahre),
Warren * 22. Juni 1949 (Alter 70 Jahre)

Ich mag ältere Menschen.
Aber der nächste US-Präsident wird erst im Januar 2021 vereidigt und soll bis Januar 2025, womöglich bis 2029 amtieren.
Dann gehen die drei Herren hart auf die 90 zu!

Damit kein Missverständnis aufkommt: Selbstverständlich ist mir jeder demokratischen Kandidat Lichtjahre lieber als Donald Trump, * 14. Juni 1946 (Alter 73 Jahre), der von allen eindeutig der Senilste ist und klare kognitive Einschränkungen aufweist.


Aber wie soll man sich glaubwürdig als dynamische Alternative zu dem geriatrischen Wrack empfehlen, wenn man selbst noch fünf Jahre mehr auf der Uhr hat?
Mann der Zukunft mit fast 80? Sind das die modernen Politiker, die ins Zeitalter der Cyberwars führen?







 Aber das sind Vergleiche der „popular votes“, also der absoluten Stimmen.
Hillary Clinton hatte vor vier Jahren in solchen Umfragen auch immer geführt. Die Umfragen waren sogar richtig. Tatsächlich bekam Clinton fast drei Millionen Stimmen mehr als Trump.

Bekanntlich wurde sie aber dennoch nicht Präsidentin, weil die USA sich ein anachronistisches und haarsträubend ungerechtes Wahlsystem leisten, das die Republikaner so grotesk bevorzugt, daß Trump Berechnungen von Wahlforschern zu Folge, sogar mit zehn Millionen Stimmen weniger als Biden/Sanders/Warren/Bloomberg als Präsident wieder gewählt werden könnte.

Damit der demokratische Kandidat sicher gewinnt, wird ein sehr hoher „voter turnout“ (Wahlbeteiligung) benötigt, so daß er absolut gesehen mindestens 10% mehr Stimmen als die Republikaner bekommt.

2016 funktionierte das nicht, weil wie üblich die Generation der unter 30-Jährigen zu desinteressiert, träge und phlegmatisch war, um wählen zu gehen.
Ihnen waren Trump UND Clinton zu alt, um ihren Hintern ins Wahllokal zu schleppen.

Wie soll das besser werden, wenn die Demokraten dieses Jahr statt mit einer 69-Jährigen mit einem 79-Jährigen antreten?

Es zeugt wieder einmal von schweren politischen Systemversagen in den USA, daß weder ein offen krimineller Präsident, noch die Zerstörung der Gewaltenteilung und schon gar nicht die drastische Verfassungsfeindlichkeit einer ganzen Partei zu einem erfolgreichen Impeachment führte.
Die Demokraten setzen nun noch einen drauf, indem sie sich als unfähig zeigen die Egoismen der Parteigeronten zu unterbinden und nicht in der Lage sind einen jüngeren, konsensfähigen Kandidaten zu präsentieren.

Die USA sind doomed.

Viele deuten den Rückzug Klobuchars und Buttigiegs bereits als Zeichen von Disziplin. Damit wollten die beiden moderaten Kandidaten Biden stärken und Sanders verhindern, weil niemand Sanders tatsächlich zutraut zu gewinnen.
Bidens mit 48% überraschend deutlicher Primary-Sieg von South Carolina scheint ein deutliches Zeichen für seinen Durchmarsch zu sein.

[….] Noch in der Wahlnacht versuchte Biden, der zum moderaten Flügel der Partei gehört, das Rennen um die demokratische Nominierung als Zweikampf zwischen ihm und dem selbsterklärten Sozialisten Bernie Sanders darzustellen. Sanders hat nach seinen Siegen in New Hampshire und Nevada derzeit die meisten Delegierten. Er liegt auch in den Umfragen in vielen Bundesstaaten des Super Tuesday an erster Stelle, darunter in Kalifornien, das mit Abstand am meisten Delegierte zu vergeben hat. Zudem hat Sanders mehr Geld in seiner Wahlkampfkasse. Die demokratischen Wähler müssten sich jetzt entscheiden, sagte Biden am Samstagabend: "Die meisten Amerikaner wollen nicht das Versprechen auf eine Revolution, sie wollen Resultate." Er sei der Garant dafür, dass die Demokraten Donald Trump besiegen könnten.
Dieser Ansicht sind nach dem Resultat von South Carolina auch viele Vertreter des demokratischen Establishments. Ex-Parteichef Terry McAuliffe rief die anderen Präsidentschaftskandidaten mehr oder weniger direkt auf, ihren Wahlkampf einzustellen und sich hinter Biden zu stellen, wenn sie eine Nominierung von Sanders noch verhindern wollten. […..]

Trump wird sich freuen, wenn der für seine wirren Reden berüchtigte Biden antritt.
Schon jetzt ziehen ausgerechnet Trumps nepotistische Blagen durch die Talkshows und prangern Hunter Biden an.
Es ist grotesk.
Es könnte für den orangen Wahnsinnigen reichen.