Dienstag, 23. Juli 2019

Gottes Ungerechtigkeit


Einfältige Menschen sind religiös, weil sie vor der Größe der Welt und des Universums kapitulieren. Sie ertragen den Gedanken nicht, selbst nur ein irrelevanter Krümel mit mikroskopischer Lebensspanne zu sein.
Religionen sind gewissermaßen ein Massenanfall von Dunning-Kruger. Die Gläubigen sind zu doof, um ihre eigene Doofheit zu erkennen, wähnen sich daher als „Krone der Schöpfung“, als Lieblinge eines allmächtigen und allwissenden Schöpfergottes.
Natürlich können diese nach Gottes Ebenbild Erschaffenen keinesfalls ihre eigene Kurzlebigkeit und Endlichkeit erkennen.
Was ist schon ein Menschenleben von 70 oder 80 Jahren im Vergleich zu 4,5 Milliarden Jahren Erdgeschichte?
Also verfallen sie allesamt dem größenwahnsinnigen Irrsinn nicht etwa wieder in Moleküle und Atome und Quarks zerlegt zu werden, wie sie alle schon beim Urknall entstanden sind, sondern glauben hartnäckig daran immer weiter zu leben. Indem beispielsweise ihre Seelen gleich nach dem Absterben der körperlichen Hülle in den Himmel hinaufsausen, um dort von Petrus eine neue Wohnung zugewiesen zu bekommen.
Und noch verrückter, sie meinen durch Geldspenden oder die Häufigkeit wie oft sie ihren Schniedelwutz benutzen beeinflussen zu können, ob Petrus ihren dereinst am Himmelstor das Souterrain oder das Penthouse zuweist.

Samsara nennen es die Hindus, die auch nicht etwa endgültig sterben, sondern sogar als alles Mögliche wiedergeboren werden können.

[….] Träger der Persönlichkeit des Verstorbenen ist der „Jiva“, der unsichtbare, feinstoffliche Leib. Dieser „Jiva“ besteht nach dem Tod des Körpers fort und umhüllt den „Atman“, die ewige, unveränderliche sowie unvergängliche Seele.
Ausschlaggebend ist das eigene Verhalten
Nach der Vorstellung von Samsara hat jeder Mensch und jedes Tier schon unzählige Male vor dem jetzigen Leben gelebt – und alle werden nach dem Tod des Körpers noch viele Male wiedergeboren werden. Auf welcher Stufe, ob in ein schönes oder elendes Leben hinein, mit guten oder schlechten körperlichen und geistigen Voraussetzungen, hängt vom „Karma“ des Lebewesens ab, den Resultaten aus allen vorherigen Leben. […..]
(ORF)

Lebt man als Unberührbarer in der untersten Kaste, muss den ganzen Tag Scheiße schaufeln, während man beliebig von Angehörigen der Brahmanenkaste  und den anderen Varnas vergewaltigt oder geschlagen werden kann, muss das schon seine Ordnung haben.
Schließlich wäre man ja nicht als Paria geboren worden, wenn man nicht im vorherigen Leben Mist gebaut hätte. Außerdem hätte es viel schlimmer kommen können und man wäre bloß als Grottenolm geboren worden. Sollte man ein besonders fieser Grottenolm sein, kann es noch weiter bergab gehen und man wird nachdem man von einer Kobra gefressen wurde, als Moos oder Stinkmorchel reinkarniert.

Punabbhava nennt sich die genauso bizarre ewige Wiedergeburt im Buddhismus.

[….]    Je nach Art des vorherrschenden Störgefühls werden wir nach dem Tod in einem der sechs Daseinsbereiche wiedergeboren:
1. Stolz führt zu einer Wiedergeburt im Bereich der Götter. Diesen geht es gut; sie leben sehr lange und haben nur ein Problem: die Vergänglichkeit. Irgendwann ist ihr angenehmer Zustand vorbei, nämlich dann, wenn ihr gutes Karma verbraucht ist.
2. Eifersucht führt in den Bereich der Halbgötter. Diesen geht es auch relativ gut, aber sie sind immer eifersüchtig auf das, was die Götter haben, und sie versuchen, diesen ihre Reichtümer abzujagen.
3. Begierde führt zur Wiedergeburt als Mensch. Menschen haben ein gemischtes Karma. Sie erleben die Leiden von Geburt, Krankheit, Alter und Tod, haben aber auch je nach Karma Überschuss und Mitgefühl.
4. Dummheit führt zu einer Wiedergeburt als Tier. Tiere fressen andere Tiere oder werden von ihnen gefressen.
5. Geiz führt in den Bereich der Hungergeister. Diese Wesen leiden unsäglich. Sie erleben sich mit einem riesigen Bauch und einem winzigen und dünnen Hals, so dass sie nichts essen und trinken können.
6. Zorn schließlich führt zu einer Wiedergeburt in Paranoiawelten bzw. im Bereich der Höllenwesen. Diese Wesen leiden noch stärker. Sie erleben, wie sie gekocht werden oder erfrieren, und dies in einem fort. […..]

Das Gute an Religionen ist, daß sie so gar nicht albern wirken.


Der Christengott hingegen greift direkt ein, weil alles nur nach seinem unergründlichen Plan läuft. Plan ist Plan, wenn auch unergründlich.
Die Bibel formuliert jede Menge Sünden, für die man anschließend bestraft wird, aber auch schon während des Lebens lenkt Gott das Schicksal.

(….) Nichts geschieht ohne Gottes Willen, alles ist vorbestimmt.
Gott sieht alles und stets geschieht alles nach seinem Plan.

Wenn aber ohnehin schon alles feststeht, wozu soll man dann beten?
Das würde bedeuten, daß Jesus bestechlich ist.
Wenn ein dreijähriger Junge an Leukämie leidet, oder ein dreijähriges Mädchen sich mit Mukoviszidose quält, weiß Gott das offenbar, weil auch das nach seinem Willen geschieht.
Da er allmächtig ist, könnte er zweifellos das Kleinkind von den Schmerzen befreien und gesund machen.
Nach katholischer Auffassung muss man aber für das Kind beten.
Gebete spielen dabei offensichtlich eine quantitative Rolle.
Wenn nur die Eltern beten, reicht Gott das nicht. Ein paar Hundert Gebete der Eltern bringen ihn nicht dazu einzuschreiten.
Für solche Fälle gibt es Gebetsaufrufe. Wirkt eine ganze Gemeinde mit, können Myriaden Gebete für so ein krankes Kind zusammen kommen.
Reicht auch das nicht, kann beispielsweise der Papst vor einem Millionenpublikum für bestimmte Gebetsanliegen aufrufen. Die Masse macht’s offenbar. Läßt sich Gott nicht von 1.000 Gebeten dazu überreden ein Kind zu heilen, tun es vielleicht 10 Millionen Gebete.
Ginge es bei Gebeten nicht um Quantität, sondern nur um Qualität, würde das Kirchenoberhaupt ja nicht öffentlich zu Massengebeten aufrufen.
Andererseits nützen auch Massengebete, selbst wenn sie in richtig großen Massen kommen, weil beispielsweise Weihnachten ist und gleich eine Milliarde Katholiken für Frieden in Syrien beten, nichts.
Es verhungern schließlich weiterhin jeden Tag 10.000 bis 20.000 Kinder auf der Welt elendig an Hunger.
Scheinbar lässt sich Gott doch nicht durch Gebete bestechen.
Warum sollte er auch, wenn er ohnehin schon alles geplant und festgelegt hat?
Überhaupt neigt Gott nicht dazu im Diesseits einzugreifen. (….)

Während Gott also einige schon von Geburt an grauenvoll leiden und hungern lässt, werden andere bei  guter Gesundheit und im großen Reichtum 100 Jahre alt.
Offenbar also Gottes Lieblinge.

Einer davon ist zweifellos Georg Ratzinger, der viele Jahrzehnte ausschweifend seinen Neigungen nachgehen konnte – sich als großer Musiker eines weltberühmten Chors feiern zu lassen und gleichzeitig seinem ausgeprägten Sadismus zu frönen, indem er über Dekaden kleine Kinder grün und blau prügelte.

[….] Domspatzen-Ermittler zählt 547 Opfer von Missbrauch und Gewalt
Bei den Regensburger Domspatzen sind über Jahrzehnte mehr als 500 Kinder Opfer von Gewalt, Misshandlung und sexuellem Missbrauch geworden. Diese Zahl nennt Sonderermittler Ulrich Weber in seinem lange erwarteten Abschlussbericht. Es gibt aber immer noch eine Dunkelziffer. [….]

"Der Schutz der Institution hat im Vordergrund gestanden. Opferschicksale sind ignoriert, Beschuldigte teilweise geschützt worden."
(RA U. Weber, 18.07.2017)

  […..] Es handelt sich um einen der größten Missbrauchsskandale der katholischen Kirche in Deutschland [….]  Demnach wurden 500 Kinder Opfer körperlicher Gewalt, 67 Kinder zusätzlich auch Opfer sexueller Gewalt.
Da einige Kinder körperliche und sexuelle Gewalt erlitten, liege die Gesamtzahl der Fälle höher als die Zahl der Opfer, sagte der von Bistum und Chor mit der Klärung des Skandals beauftragte Rechtsanwalt Ulrich Weber. Die Kinder hatten die Zeit bei den Regensburger Domspatzen demnach später unter anderem als "Gefängnis, Hölle und Konzentrationslager" oder als schlimmste Zeit ihres Lebens bezeichnet.
In einem Zwischenbericht Anfang 2016 war noch von 231 misshandelten Kindern die Rede gewesen. [….] Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatte sich 2016 bei den Opfern entschuldigt: "Ich kann es nicht ungeschehen machen und die Opfer nur um Vergebung bitten", sagte er. Voderholzers Vorgänger, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, war wiederholt vorgeworfen worden, die Aufklärung behindert zu haben. Nach Bekanntwerden des Skandals hatte er gesagt, der Missbrauch durch Priester sei von Medien aufgebauscht worden. [….]

Einer der Hauptverantwortlichen, Georg Ratzinger, 93, der sadistische Leiter der Domspatzen (Domkapellmeister von 1964-1994) schmort nicht etwa im Gefängnis, sondern erfreut sich höchster Ehren.

Ratzinger erhielt 1981 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1983 den Bayerischen Verdienstorden, 1989 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 1994 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1994 die Albertus-Magnus-Medaille der Stadt Regensburg, 2005 die Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und 2009 das Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik.

Ein würdiger hochgeehrter Kinderquäler.

Ob der ältere Papstbruder womöglich selbst sexuell übergriffig wurde, ist nicht bekannt.
Vielfach berichtet wurde aber von seiner ausgesprochen sadistischen Ader.
Er geriet in regelrechte Prügelorgien, warf mit Stühlen nach zehnjährigen Schülern. Ratzinger prügelte so von Sinnen auf seine Schüler ein, daß ihm vor Wut das Gebiss rausflog und durchs Klassenzimmer geschleudert wurde.

 Auch Chorchef Georg Ratzinger, der Bruder von Papst Benedikt XVI., wurde von ehemaligen Domspatzen als "extrem cholerisch und jähzornig" erlebt. So habe Ratzinger noch Ende der achtziger Jahre bei Chorproben erzürnt Stühle in die Männerstimmen hineingeworfen. Einmal habe sich der Domkapellherr so erregt, dass ihm sogar das Gebiss herausgefallen sei. Der 86-jährige Ratzinger wollte sich dazu nicht äußern.

Offenbar will man aber in Regensburg mit aller Macht die Verantwortung der Ratzingers vertuschen und zu Lebzeiten des Papstes und seines Bruders nicht mehr in die Verlegenheit kommen einen Pontifex-Maximus-Bruder anklagen zu  müssen. (….)

Mit der Protektion durch den „Bücher-Ratz“ lässt es sich der „Orgel-Ratz“ im Vatikan gutgehen.

[…..] 2010 erhielt er in Rom den „Ehrenpreis der Fondazione Pro Musica e Arte Sacra“, die höchste Auszeichnung, die von der römischen Stiftung für geistliche Kunst und Musik vergeben wird.
Am 15. Januar 2014 beging Georg Ratzinger seinen 90. Geburtstag im Vatikan. Ihm zu Ehren wurde in Anwesenheit seines Bruders, Papst em. Benedikt XVI., ein privat organisiertes Konzert gegeben, Michael Hesemann sprach eine Laudatio. […..]

Ein wirklich sympathisches Kerlchen, das sich auch unter Papst Franz ganz sicher vor juristischen Folgen fühlen darf. Sind ja nur einige hundert Kinder, die für ihr Leben schwer gekennzeichnet wurden.

[…..] Jetzt gerät der Papst-Bruder Georg Ratzinger weiter in den Fokus. Der ehemalige Domkapellmeister soll nicht nur von den sexuellen Übergriffen gewusst haben, sondern ein „Sadist und Gewalttäter“ gewesen sein.
Einer, der es wissen muss, ist Alexander Probst (55). Er war von 1968 bis 1971 bei den Domspatzen, wurde Opfer eines Präfekten. „Er hat seine Hand in meine Schlafanzughose gesteckt. Er hat immer mein Zipferl in die Hand genommen, immer“, sagte der Oberpfälzer unserer Zeitung.
Als der Vater von Probst das erfuhr, stellte er Georg Ratzinger zur Rede und nahm seinen Sohn von der Schule. Ratzinger hätte reagieren können – und somit vielen Kindern ähnliches ersparen können. Doch nichts geschah.
[….] Der Bruder des emeritierten Papstes sei ein „Lügenmaul“, sagt Probst. Er sei selbst gewalttätig gewesen. Probst: „Er schmiss ständig mit Zeug um sich – vom Klavier-Stuhl, dem Metronom bis hin zu Bibeln. Er war absolut jähzornig.“
Einmal sei Ratzinger auf ihn zugestürmt. Als er sich vor der Faust wegduckte, habe der Domkapellmeister einen anderen Jungen getroffen. „Der hat ihm so eine gebrettert, dass er umgefallen ist.“ Dann habe Ratzinger Probst an den Haaren gepackt, so dass ihm ein ganzes Büschel nachher fehlte. „Ratzinger ist ein Sadist, ein Gewalttäter, klipp und klar.“
[….] Das Bistum war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Höllische Zustände und himmlisches Schweigen?  [….]

Der Kinderfickerfreund Gerhard Ludwig Müller tat es aus Neigung und/oder Berechnung, als er Georg Ratzinger vehement vor jeder Strafverfolgung schützte, die Aufarbeitung in seinem Bistum Regensburg vollständig blockierte und immer wieder perfide gegen die Opfer austeilte.
Es sollte sich für ihn lohnen, denn Gottes Stellvertreter auf Erden, der zufällig auch Georg Ratzingers kleiner Bruder ist, belohnte Müller, indem er ihn zum drittmächtigsten Mann der 1,3 Milliarden Katholiken machte – zum Präfekt der Glaubenskongregation und Kurienerzbischof.
Ratzingers Nachfolger Bergoglio fand es super und erhob Müller auch noch zum Kardinal.

Am meisten kann sich aber Georg Ratzinger freuen, der ganz offensichtlich von Gott geliebt wird. Inzwischen ist er 95, erfreut sich bester Gesundheit und kann als Papstbruder in für Katholiken paradiesischen Zuständen leben – in einem Vatikanischen Palast mit exklusiven Zugang zu den Vatikangärten. Vollpension mit diplomatischer Immunität und ohne Auslieferungsabkommen.

Was für ein schöner Lebensabend für einen chronischen Kinderquäler.
Gott muss ihn lieben.
Die kleinen Jungs, die Ratzinger einst ins Koma prügelte und die massenhaft an seiner Schule vergewaltigt wurden, findet Gott offenbar nicht so doll.
Denn die betteln immer noch vergeblich um Anerkennung, während sich die Ratz-Bros im Vatikan über die neuen Enthüllungen kaputtlachen.

[…..] Undurchsichtige Strukturen und unklare Verantwortlichkeiten haben die früheren Fälle von Missbrauch und Gewalt bei den Regensburger Domspatzen in Deutschland begünstigt. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Studien im Auftrag des Bistums Regensburg. […..]
Untersucht wurden die Jahre zwischen 1945 und 1995, aus historischer und aus sozialwissenschaftlicher Sicht. Der Historiker Bernhard Löffler von der Universität Regensburg sprach von einem System des Schweigens. […..] Besonders schlimm war die Gewalt in der Vorschule mit Schülern der dritten und vierten Klasse. Das Ausmaß der psychischen Grausamkeiten und Übergriffe, die zum Teil auch sexualisiert waren, wurde erst 2010 bekannt. […..] Die Macher der Studie wiesen Äußerungen des emeritierten Papsts Benedikt XVI. zurück, der den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche mit der 68er-Bewegung erklärt hatte. Die Gewalt bei den Domspatzen sei „deutlich überwiegend“ mit Ausnahme eines Einzelfalls nicht Folge der 68er-Pädagogik, sagte Bernhard Löffler. […..] Der emeritierte deutsche Papst hatte im Frühjahr in einem Aufsatz die 68er-Bewegung angegriffen und ihr etwa zugeschrieben, Pädophilie erlaubt zu haben. Der Aufsatz sorgte in Deutschland für große Empörung.
[…..] Die Regensburger Domspatzen standen lange unter der Verantwortung von Benedikts Bruder Georg Ratzinger. Löffler sagte, Ratzinger habe für „Jähzorn, überzogene Strenge einschließlich harter Körperstrafen und psychischer Demütigungen“ gestanden. […..]

Während Müller, Ratzinger und Ratzinger unbehelligt im Luxus schwelgen, sollten die Opfer ihrer Taten doch froh sein in Katholien geboren zu sein.
In Indien würde sie nun womöglich als Dattel, Maulwurf oder Sumpfdotterblume ihr Dasein fristen – deren Götter sind noch wesentlich strenger.

Herr Meister


Ende 1986 hatte meine Mutter ihren Gärtner im Haus, der sich sehr über mich wunderte.

Ich war damals politisch sehr aktiv und wähnte mich in einer besonders apokalyptischen Woche.
In dem Jahr war Tschernobyl explodiert, man traute sich nicht Fenster zu öffnen oder Pilze zu essen. Hamburg hatte das erste mal SMOG-Alarm ausgelöst, ich kämpfte in einer Bürgerinitiative mit Unterstützung der Zeitschrift „Trendwende“ gegen die Volkszählung 1987, die George Orwell in den Schatten stellen sollte und nun sprach im Fernsehen der charismatische Willy Brandt von „Bhopal am Rhein“!
Die amerikanische Union Carbide hatte sich in Indien niedergelassen, um dort billiger und ohne die lästigen Schutzmaßnahmen Pestizide zu produzieren. 1984 traten einige Tonnen hochgiftiger Chlorverbindungen aus. Bis zu 25.000 Menschen starben sofort; weitere 500.000 wurden durch direkten Kontakt mit der Gaswolke verletzt und leiden bis heute unter den Folgen. Myriaden Menschen erblindeten und Ungezählte litten unter Hirnschäden, Lähmungen, Lungenödemen, Herz-, Magen-, Nieren-, Leberleiden und Unfruchtbarkeit. Babys wurde fehlgebildet geboren und die Dow Chemical, die 1994 die Union Carbide Corporation aufkaufte, weigert sich bis heute die verseuchten Böden zu sanieren. Produktionen in Billiglohnländern lohnt sich also wirklich.
Nur zwei Jahre später also rückte so eine Chemiekatastrophe ganz nah an uns heran. „Bhopal am Rhein“. Gemeint war damit die Baseler Sandoz-Katastrophe.
Am 01.11.1986 brannte eine gigantische Chemikalienlagerhalle ab. Riesige Mengen kontaminierten Löschwasser gelangten in den Rhein, darunter auch Herbizide des Nachbarunternehmens Ciba-Geigy; wie zum Beispiel 400 kg Atrazin.
Der gesamte Rhein färbte sich blutrot.

[…..] Die Giftwelle schob sich rheinabwärts: Sie löschte den gesamten Aalbestand auf einer Strecke von mehr als 400 Kilometern aus, tötete zahlreiche andere Fische und Lebewesen. Bilder von tausenden verendeten Aalen, die aus dem Rhein geborgen wurden, gingen um die Welt. Die Trinkwasserentnahme aus Deutschlands "Schicksalsfluss" wurde bis in die Niederlande für fast drei Wochen eingestellt. Es war eine der größten Umwelthavarien und löste damals, im Jahr der Tschernobyl-Katastrophe, viele Ängste aus. […..]

Als Herr Meister, der Gärtner aus dem kleinen Vorgarten in unser Wohnzimmer trat, starren wir gerade auf weihnachtliche Bilder aus Rotterdam.

Inzwischen war die toxische Flut aus der Schweiz im Rhein-Maas-Delta angekommen, alle Fische starben, trieben stinkend an der Oberfläche und die Niederländer mühten sich ab die Kadaver abzuschöpfen.

[…..] Wenigstens 30 bis 40 Tonnen hochgiftiger Substanzen sickerten ins Flußwasser, wie viele es wirklich waren, wird sich nie rekonstruieren lassen. Rund 1200 Tonnen Chemikalien, darunter 900 Tonnen hochgiftiger Verbindungen, waren in der niedergebrannten Lagerhalle gestapelt - genug, um die Bevölkerung von ganz Europa umzubringen.
Mit 3,7 Stundenkilometer Fließgeschwindigkeit wanderte die 70 Kilometer lange Giftschleppe flußabwärts. Am sechsten Tag erreichte sie Bonn. Anfang letzter Woche diffundierten die Giftpartikel vor der niederländischen Rheinmündung in die Nordsee. Vorläufige Schadensbilanz für den Oberrhein: 150000 tote Aale, "riesige Mengen von toten Zandern, Barben und Barschen (Fischereisachverständiger Hartmut Kickhäfer), Vernichtung aller Wasserflöhe, das Absterben der Fliegenlarven zu 80 Prozent, der Wasserschnecken "in erheblichem Umfang" - Störung des ökologischen Gleichgewichts in diesem Flußabschnitt auf lange Zeit. […..]

Herr Meister hatte seine ganz eigene Meinung dazu: „Das gönne ich den Holländern!“
Wir mussten uns wohl verhört haben, starrten ihn ungläubig an.
Aber Herr Meister war überzeugt im Recht zu sein und präsentierte uns vollkommen unironisch seine Erklärung.
Seit 30 Jahren äßen seine Frau und er zu Weihnachten eine deutsche Gans. Dieses Jahr hätten sie erstmals eine Gans aus Holland gekauft und das Biest wäre ja dermaßen zäh gewesen!

In den folgenden Dekaden verwendete ich diese Begebenheit oft als Metapher für das Urteilsvermögen der Deutschen.
Herr Meister hatte das Wahlrecht und wählte. Ich kann das bis heute nicht.

Wenn CDU-CSU-SPD-Politiker ihren Anspruch als Volkspartei formulieren, betonen sie ein Gesamtangebot zu machen, nicht nur Partikularinteressen zu vertreten.

[…..] Die Volksparteien sind derzeit nicht in der Lage, der Gesellschaft Debatten aufzudrängen, eine Agenda zu setzen. Wenn aber die großen Parteien keine Debatte über das Wesentliche in einer Gesellschaft führen, also etwa über Wohlstandsverteilung, über Daseinsvorsorge und Ähnliches, dann machen andere ihre Themen stark. Das ist mancherorts – glücklicherweise – das sehr präsente Thema Klimaschutz, andernorts sind es Fragen von Migration und Sicherheit. In urba­nen Milieus Fragen des Lebensstils und der Offenheit. Das geht zu unseren Lasten, dabei hängt es eng mit unseren traditionellen Themen zusammen.
  Eine Regierungspartei ist in einem Widerspruch gefangen. Sie kann nicht wie die Grünen den Zeitgeist aufgreifen und neue politische Forderungen stellen, ohne sofort damit konfrontiert zu werden, was sie selbst zu dieser Entwicklung beigetragen hat. Uns werden Gesetze und Entwicklungen der vergangenen Jahre entgegengehalten, in denen wir mit in der Regierung saßen. […..]
(Kevin Kühnert, SZ-Magazin, 19.07.2019)

[……] Es scheint derzeit einen Trend zu geben, Parteien zu wählen, die sich für ein Thema engagieren. Mit den Grünen wird das Thema Klimaschutz verbunden. Das Vollsortiment, das die Volksparteien anbieten, scheint bei Jungwählern nicht mehr attraktiv zu sein. Das ist ein Problem – nicht nur für die Volksparteien, sondern auch für die Gesellschaft.
[…..]Demokratie ist dann gut, wenn man nicht nur das Spartenprogramm fährt, sondern das Vollprogramm wie Union und SPD. […..]
(Philipp Amthor, SZ-Magazin, 19.07.2019)

Was die beiden drögen Zukunftshoffnungen ihrer Parteien dort sagen wollen erscheint mir auf bizarre Weise falsch und richtig zugleich.

Einthemenparteien halte ich auch für sehr problematisch.
Schließlich hängt alles mit allem zusammen und gerade Volksvertreter sollten daher Allrounder sein, die das Gesamtbild überschauen, Kompromisse machen können und anerkennen, daß andere auch berechtigte Interessen haben.
Idealerweise werden die Allround-Politiker mit einem Vertrauensvorschuss ausgestattet, dem sie sich würdig erweisen.
Aber wie soll das funktionieren, wenn so viele Wähler wie Herr Meister denken?

Es muss doch nur ein afghanisch-stämmiger Taxifahrer mal einen schlechten Tag haben, sich verfahren und schon wettert sein Fahrgast gegen „die“ Ausländer, wählt das nächste mal AfD.

Der kleine Ärger im Alltag, das Geschehen auf dem eigenen Tellerrand, weit unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der „großen Politik“ prägt oft mehr das politische Handeln als alle wohlüberlegten Zukunftspläne der großen Parteien.

Ausgefeilte Steuer- und Rente-Konzepte sind möglicherweise irrelevant, wenn sich ein Wähler jeden Tag über miserable kommunale Verkehrsplanung ärgert, weil eine Baustelle vor der Tür ist.
Ich höre in Hamburg heute noch in das Geschimpfe über „die verdammte Verkehrspolitik von Herrn Scholz“ – auch wenn ich schon ein Dutzend mal erklärt habe, daß der gute Mann schon seit März 2018 nicht mehr Hamburger Bürgermeister ist und auch schon vorher garantiert nicht persönlich bestimmte wo, wann welche Baustelle eingerichtet wird, weil das Sache der Bezirksregierungen ist.

Als R2G-Fan muss ich leider sagen, daß die verkehrspolitischen Vorstellung der Grünen in meinem Bezirk Hamburg-Mitte (Fläche: 142,2 km², Einwohner: 302.667) zuverlässig solche enormen Schnapsideen sind, daß selbst ich – und ich fasse es nicht das zu schreiben – gelegentlich Verständnis dafür habe nun mal die CDU zu wählen.
Zuverlässig wird jede einigermaßen funktionierende Kreuzung und Durchgangsstraße so umgebaut, daß alle Verkehrsteilnehmer maximal verärgert sind.
Monatelang werden Wohnstraßen gesperrt, um am Ende mit weniger Bäumen, aber trotzdem auch weniger Platz wieder eröffnet zu werden.

In meiner Straße wurden letztes Jahr abwechselnd alle 20 Meter links und rechts Schikanen eingebaut, die zu Einspurigkeit und Staus führen. Statt des zuvor ruhig und reibungslos funktionierenden Verkehrs, haben wir nun Hubkonzerte.
Gegenwärtig wird die Parallelstraße mit ähnlichen Schikanen und drastischen Fahrbahnverengungen versehen. Während der Bauarbeiten wird der Verkehr durch meine Straße umgeleitet, die daraufhin so total verstopfte, daß alle Schikanen und Verkehrsinseln aus dem letzten Jahr wieder abgebaut wurden.

Die Sendung Extra3 berichtet regelmäßig in der Rubrik „der reale Irrsinn“ über derartige Bezirkspossen.




Ich befürchte, die “große Politik” unterschätzt wie sehr sich die Herr Meisters über so etwas ärgern.

Die wichtigste Verkehrsader meiner Umgebung ist die Sierichstraße.

[…..]  In den 1950er Jahren stießen Pläne, die vielbefahrene Straße zu verbreitern, nicht nur bei den Anwohnern auf Widerstand; ihr hätten auch die Eichen geopfert werden müssen, die den Straßenzug auf der gesamten Länge säumen. Der spätere Leitende Baudirektor Werner Hoffmann schlug als Alternative „eine in amerikanischen Großstädten geübte Praxis“ vor. „Hier machte man bei wesentlich dichterem Verkehr gute Erfahrungen mit einer wechselnden Verkehrsführung – morgens hin und abends her – im gleichen Straßenzug jeweils als Einbahnstraße entsprechend dem Verkehrserfordernis.“
Nach einem halbjährigen Probelauf wechselt die Fahrtrichtung auf der Sierichstraße als einer der wenigen Straßen in Europa seither tageszeitabhängig, was zweimal täglich erfolgt. Die Straße wird täglich von 4 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags zur unechten Einbahnstraße stadteinwärts. Von 12 Uhr mittags bis 4 Uhr morgens darf auf ihr nur stadtauswärts gefahren werden. Die Verkehrsregelung passt sich damit den Kfz-Verkehrsströmen und der Lastrichtung des Berufsverkehrs an. Aufgrund dieser Einzigartigkeit gilt die Sierichstraße als „Hamburgs bekannteste Einbahnstraße“. [….]
(Wiki)

Jeder Bewohner des Bezirks weiß wie dringend notwendig dieser Richtungswechsel ist, weil die Sierichstraße zur Rushhour die einzig verfügbare Verkehrsachse dieser Richtung ist.

Die Grünen wollen das nun unbedingt abschaffen und den Verkehr zum absoluten Stillstand bringen.

Das ist eine kleine, kommunale Entscheidung, die bundes- und weltpolitisch selbstverständlich gar keine Rolle spielt, aber ich prophezeie, daß so ein Irrsinn Stimmen kostet und womöglich zu entscheidenden Verschiebungen um Bundestagswahldistrikt führt.
Wenn erstmals ein CDUler direkt gewählt wird, liegt das an solchen Petitessen.
Denn viele Wähler heißen Meister.

Sonntag, 21. Juli 2019

Eine Kommissionspräsidentin im Dienste der PIS-Partei.


Wenn es um ihr eigenes Wohl, ihre Karriere geht, kennt Ursula von der Leyen keine Gnade.
Als die Tochter des früheren Niedersächsischen Ministerpräsidenten Albrecht Landessozialministerin wurde, profilierte sie sich als eiskalte Konservative, die bei den Schwächsten anfing. 2004 ließ sie das Landesblindengeld streichen.

[….] Gabriel warf der Landesregierung dagegen vor, ihre Politik richte sich "gegen Kinder, Behinderte und Kommunen". Von der Leyen versuche, "eine Gruppe von Behinderten gegen die anderen" auszuspielen. Dies sei "erbarmungslos". Am Dienstag hatte der SPD-Politiker von der Leyen vorgeworfen, sie bastele lieber an ihrer eigenen Karriere, als die Interessen der sozial Schwächsten zu wahren. Niedersachsen will als erstes Bundesland weitgehend das Blindengeld streichen. [….]

Ein sehr weitsichtiger Moment des damaligen niedersächsischen SPD-Fraktionsvorsitzenden Gabriel, der zehn Jahre später mit der so Attackierten zusammen im Bundeskabinett sitzen sollte und sie dort als „Foto-Uschi“ erlebte, die ihren Job als Verteidigungsministerin im Wesentlichen dafür nutzte, um mit Kamerateams gute Bilder von sich selbst zu erzeugen.

Neben ihrer großen Begeisterung für sich selbst, setzt sich von der Leyen aber auch noch für das Christentum ein – und zwar das Radikale.
Sie selbst gehört einer radikalen evangelikalen Freikirche an, in der schon ihr Vater als Ministerpräsident aktiv war.

[…..] Ein gelegentlicher Auftritt am "äußerst rechten Rand" des Christentums kann die bibeltreuen Christen bei der nächsten Wahl gewogen stimmen, die restliche Bevölkerung wird diesen Ausflug zu den Fundamentalisten nicht bemerken, so scheint das Kalkül. [….] Auch vor Küngeleien mit Vereinigungen wie dem Arbeitskreis Christlicher Publizisten (ACP), der schon 1991 vom Spiegel als "Gemengsel freikirchlicher Eiferer, das gern Politiker vor seinen missionarischen Karren spannt", bezeichnet wurde, wird da nicht zurückgeschreckt. [….]  Unionspolitiker wie Volker Kauder oder Ursula von der Leyen lassen sich vom ACP einspannen. Bei letzterer gehört eine gewisse Nähe zum ACP schon geradewegs zur Familientradition. Von der Leyen und Co nehmen dabei bewusst in Kauf, dass sie die religiöse Rechte aufwerten und in ihren Vorstellungen bestärken.
Seinen letzten Auftritt im Zusammenhang mit dem ACP absolvierte Christian Wulff am 19. Mai im Bibelzentrum Bad Gandersheim. Laut seinem Sprecher ging es Wulff vor allem darum, an der Ehrung seines Freundes Ernst Albrecht teilzunehmen [….] Die Ehrung des CDU-Mannes Albrecht kommt nicht von ungefähr, seit Jahrzehnten ist der ehemalige Ministerpräsident und Vater von Arbeitsministerin von der Leyen ein gern gesehener Gast bei den "christlichen Publizisten". […..]

Diese Evangelikalen, die sich auch für das Recht Kinder zu schlagen und die Heilung von Homosexuellen einsetzen, betrachtet von der Leyen keineswegs als Privatsache. Auch als Bundesministerin förderte sie die homophoben Extremisten auf dem Festival „Christival“ mit EUR 250.000,- Steuergeld, damit dort über „Wege aus den homosexuellen Empfindungen“ diskutiert werden konnte.

[…..] Ihre Anhänger wettern gegen Homosexuelle und predigen ein ekstatisches Glaubensverständnis: Evangelikale Gruppen, organisiert nach amerikanischem Vorbild, haben sich auch in Deutschland ausgebreitet. Nun suchen sie Einfluss auf die Politik.
Ein Hauch von Kulturkampf liegt über der Hansestadt Bremen. Zehntausende Christen haben sich angesagt, sie wollen ein Fest feiern, sie wollen beten und singen; Morgenandachten stehen auf dem Programm, Gottesdienste, Live-Konzerte. "Christival" nennt sich das Event. Am kommenden Mittwoch soll es beginnen, Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist Schirmherrin, ihr Haus gab einen Zuschuss von 250 000 Euro.
Doch so kirchentagsharmlos wie sie selbst finden nicht alle den geplanten Jugendkongress. Christival, das sei "finsteres Mittelalter", warnt der Bremer Grünen-Fraktionsvize Klaus Möhle. Sogar Pfarrer wie Bernd Klingbeil-Jahr von der Bremer Friedensgemeinde machen mobil gegen die Organisatoren. "Fundamentalistische Missionsarbeit" wirft der Pastor ihnen vor, eine "schwarzweiße, allzu schlichte Geisteshaltung". […..]

Von der Leyen  schritt vehement gegen humanistische Ansätze ein.

(…..) Unwillkürlich muß man an das humanistische Schmidt-Salomon-Kinderbuch von 2007 Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel denken, dessen bloße Existenz die fromme Familienministerin von der Leyen aufheulen ließ.
Wenn eine atheistische Organisation das Ferkel-Buch an Schulanfänger verteilte, würden die Kirchen und Parteien die Aktion sofort verbieten lassen.
Ich sehe schon vor meinem geistigen Auge die frommen Katholiken Wolfgang Thierse und Annette Schavan durch die Talkshows ziehen und mit bebender Stimme MSS verdammen.

Die Familienministerin, die auch schon im Duo mit Bischöfin Käßmann dazu aufforderte, daß Elter mit ihren Kindern mehr beten sollten, übernahm jüngst die Schirmherrschaft für den ultrarechten christlichen Kongress "Christival 2008" in Bremen.
Die gebärfreudige Familienministerin, die doch tatsächlich einen Weg gefunden hat den PREKÄREN Kindern noch mehr Chancen zu nehmen, indem sie ihr Rückgrad beim Pförtner abgab und der ewig gestrigen CSU auf dem Weg zur Herdprämie folgte.

Wie illiberal sie tatsächlich denkt, kann man besonders gut daran erkennen, daß ihr Ministerium gerade dabei ist ein harmloses Kinderbuch indizieren zu lassen, das nicht in ihr fundamentalchristliches Weltbild passt.
Willkommen im Mittelalter.
Es handelt sich um folgendes Buch, das ich allen dringend zu kaufen empfehle - vielleicht geht es bald nicht mehr. (…)
Ich habe mir das natürlich sofort bei Erscheinen gekauft und schon zu Weihnachten verschenkt. Ein wirklich absolut nettes und harmloses Büchlein, das lediglich in Frage stellt, ob man überhaupt als Kind eine religiöse Indoktrinierung braucht und auf spielerische Weise die Kinder zu Selbstbewusstsein und kritischen Hinterfragen animieren könnte.
Die offizielle Website fasst zusammen:

Das kleine Ferkel und der kleine Igel hatten immer geglaubt,
es könnte ihnen gar nicht besser gehen. Doch dann
entdeckten sie ein Plakat, auf dem geschrieben stand:
„Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!“ Also machten
sie sich auf den Weg, um Gott zu suchen…
Ein Heidenspaß für Groß und Klein.
Geeignet für alle, die sich nichts vormachen lassen…

Pädagogisch ein unbezweifelbar wertvolles Kinderbuch.
So urteilte der renommierte Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Dr. Peter Riedesser, Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das Buch sei „als Gegengift zu religiöser Indoktrination von Kindern pädagogisch besonders wertvoll".
Ursula von der Leyens Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sieht die Sache jedoch völlig anders: Das Ministerium beantragte die Indizierung des Kinderbuchs als jugendgefährdende Schrift. Nach Angaben der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wird die mündliche Verhandlung Anfang März stattfinden. Der Verlag und die Autoren wehren sich entschieden gegen die Vorwürfe des Ministeriums und sprechen von politischer Zensur: Der Indizierungsantrag sei ein durchsichtiger Versuch, Religionskritik aus den Kinderstuben zu verbannen. Man werde diesen „Anschlag auf die Meinungsfreiheit" nicht hinnehmen, heißt es. Folgt auf den Karikaturenstreit nun ein Kinderbuchstreit?

Der Autor des Buches ist völlig fassungslos:

Die Argumentation des Ministeriums sei über weite Strecken derart grotesk, dass er am Anfang gedacht habe, es handle sich um einen „dummen Scherz", erklärt Schmidt-Salomon: „So wird uns vom Ministerium doch allen Ernstes vorgeworfen, dass während der Sintflut Omas, Babys und Meerschweinchen ertrinken! Ja, um alles in der Welt, haben diese Leute denn noch nie die Bibel gelesen?! Wenn dies ein Grund sein sollte, um ein Buch zu verbieten, so müsste man doch zuerst einmal die Bibel auf den Index der jugendgefährdenden Schriften stellen! Unser Buch hebt diese biblischen Ungeheuerlichkeiten doch auf humorvolle Weise auf! Es sagt den Kindern augenzwinkernd: Nur keine Sorge, ihr braucht wirklich keine Angst zu haben! Diese Geschichte vom biblischen Rachegott, der Omas, Babys und kleine Meerschweinchen ertränkt, ist frei erfunden!"

Gunnar Schedel, der Leiter des Alibri Verlags, in dem das Kinderbuch erschienen ist, spricht von einem „Anschlag auf die Meinungsfreiheit":

Den Indizierungsantrag aus dem Haus von der Leyen sieht er im Zusammenhang mit dem Bestreben konservativer Politiker, der Religion bei der Kindererziehung wieder mehr Gewicht zu verleihen: „Offenbar stört unser ‘Ferkelbuch' die Pläne des Familienministeriums zur christlichen Werteerziehung", meint der Verleger. Mit ihren Bemühungen, Kinder gegenüber nicht-religiösen Sichtweisen abzuschotten, stehe Ministerin von der Leyen freilich nicht alleine. „Ich erinnere nur an den Aufruf Edmund Stoibers, die Kinderbücher des ‘falschen Propheten' Janosch aus deutschen Kinderzimmern zu verbannen", sagt Schedel.

In den folgenden sechs Jahren hat sich nichts geändert. (…..)

Es ist nur folgerichtig, daß von der Leyen sich Dank ihrer Selbstdarstellungsbemühungen und mit der Hilfe radikal homophober Christenparteien zur EU-Kommissionspräsidentin aufschwang – auf Vorschlag der rechtsextremen und weitgehend autokratischen Regierungen in Polen und Ungarn.

Sie amtiert von Gnaden Viktor Orbáns zutiefst homophober, antisemitischer und rechtsextremer Fidesz und Kaczyńskis ultrakatholischen schwulenhassenden Prawo i Sprawiedliwość (PiS).
Ihre Kampagne war organisiert von der Agentur des xenophoben Ex-BILD-Chefs Kai Diekmann.

Kann man noch tiefer sinken?

[…..] Ursula von der Leyen setzt darauf, mit den Stimmen der Europagegner gewählt zu werden. [….] Sie zeigt keine klare Kante gegen rechts, sagt nicht, dass sie europäisches Recht konsequent durchsetzen will. Oder, dass sie gegen den Verfall der Grundrechte in Staaten wie Ungarn, Malta, Rumänien oder Polen entschlossen entgegentreten will. Stattdessen versucht sie, genau diesen Ländern zu gefallen.   So wie es derzeit aussieht, geht das nur, wenn die Rechten sie mitwählen. Von der Leyen muss sich selbst überlegen, ob sie unter diesen Bedingungen überhaupt antreten will. Ihr Ruf an der Spitze der EU-Kommission wäre damit für die Zukunft belastet. Von der Leyen wäre die erste Kommissionschefin ohne pro-europäische Mehrheit. Das wäre ein katastrophales Signal.  Bei jedem Gesetz, das sie einbringt, würde spekuliert, ob es nur mit Hilfe der Rechten fliegen könnte - auch bei den Budgetentwürfen. Sie wäre auch die Präsidentin der Europafeinde. Bisher wurde jeder Kommissionspräsident von einer überwältigenden Mehrheit der Pro-Europäer mitgetragen. Eine Situation wie diese gab es noch nie. […..]
(Sven Giegold, Grünen-Spitzenkandidat bei der Europawahl)

Orbán und Kaczyński hoben von der Leyen natürlich nicht nur aus Herzensgüte auf den Schild.
Sie wußten um ihre evangelikalen Verbindungen und erwarten natürlich Gegenleistungen.

[…..] Die Rechnung kommt noch [….]  Es sieht so aus, als habe die Deutsche ihren Posten auch der Unterstützung des Lagers der Europaskeptiker aus Polen und Ungarn zu verdanken.
Es ist fraglich, ob die Bundesregierung nun weiter darauf drängen wird, die Vergabe von EU-Fördergeldern an den Zustand der Rechtsstaatlichkeit in den Mitgliedsländern zu koppeln. [….]
[So manche] Partei [brüstet] sich damit, dass von der Leyen nur ihretwegen Nachfolgerin von Jean-Claude Juncker wird. Da wäre etwa die rechtsnationale PiS, deren 26 Abgeordnete nach eigenen Angaben für von der Leyen votierten. Auch Italiens Regierungspartei Cinque Stelle bekennt sich zur Unterstützung der Deutschen. Nimmt man noch die 13 Parlamentarier der ungarischen Fidesz dazu, die derzeit von der Mitgliedschaft in der Europäischen Volkspartei (EVP) suspendiert ist, könnte von der Leyen ausgerechnet von Kräften gewählt worden sein, die stets auf Brüssel schimpfen.
Das ist vor allem deshalb relevant, weil von der Leyen nach ihrer Wahl gesagt hat, dass es gelungen sei, eine "proeuropäische Mehrheit" zu formen. Doch wenn sie damit jene Mehrheit meint, die sie nun offenbar gewählt hat, liegt sie falsch. Denn Fidesz und PiS hatten zuletzt eher einen Feldzug gegen die europäische Demokratie gestartet. Beide Parteien regieren alleine, beide Parteien sind der Grund dafür, dass gegen ihre Länder Strafverfahren nach Artikel 7 des EU-Vertrags laufen. In beiden Ländern ist die Rechtsstaatlichkeit in Gefahr.
Insofern stellt sich die Frage, welchen Preis von der Leyen für die Unterstützung dieser Parteien zahlen muss. Wird sie künftig nachsichtiger mit Polen und Ungarn umgehen? [….]

Die Rechnung kam sogar recht schnell.
Im von Fidesz und PiS aufgeheizten Klima müssen LGBTI in ihren Ländern wieder um ihr Leben fürchten, können sich zudem immer weniger auf den Rechtsstaat verlassen. Weil in Ungarn und Polen sowohl Medien als auch Justiz zunehmend gleichgeschaltet werden.
Natürlich ermutigt das radikale Christen und Politextremisten.

[….]  Nach Ausschreitungen bei einer Regenbogenparade in der ostpolnischen Stadt Bialystok sind 25 Menschen vorübergehend festgenommen worden. Hooligans und extrem rechte Aktivisten hätten die Teilnehmer eines Marsches für Gleichberechtigung von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen (LGBT) attackiert und versucht, den Umzug zu blockieren, berichtete die Agentur PAP unter Berufung auf das Warschauer Innenministerium.
Demnach hatten Randalierer die Teilnehmer des Marsches am Samstag unter anderem mit Steinen, Eiern und Böllern beworfen. […..]

Seit vielen Jahren lässt sich Brüssel von den osteuropäischen Autokraten auf der Nase herumtanzen, wird ganz still, wenn es um die Verteidigung der europäischen Werte dieser Wertegemeinschaft geht.

Und was sagt die neue EU-Kommissionschefin von der Leyen? Stellt sie sich endlich mal vor die Attackierten? Fordert sie von Warschau die Einhaltung der Menschenrechte ein? Verhängt sie endlich EU-Strafen?

Im Gegenteil, sie verteidigt Orbán und Kaczyński.

[….]"In den mittel- und osteuropäischen Ländern herrscht bei vielen das Gefühl, nicht voll akzeptiert zu sein. Wenn wir die Debatten so scharf führen, wie wir sie führen, trägt das auch dazu bei, dass Länder und Völker glauben, sie seien im Ganzen gemeint, wenn einzelne Defizite kritisiert werden", sagte sie.
In Polen ist aus Sicht der EU-Kommission die Unabhängigkeit der Justiz gefährdet, Ungarn attestierte das Europäische Parlament Einschränkungen der Demokratie. "Wir alle müssen lernen, dass volle Rechtsstaatlichkeit immer unser Ziel ist, aber keiner ist perfekt", sagte von der Leyen. Finanzielle Sanktionen kämen nur als das "allerallerletzte Mittel nach vielen Stufen, die vorher kommen" infrage. […..]

Verständnis für die Rechtsradikalen. Das ist also von der Leyens erste große Bitte.
Den Juden, den unterdrückten Journalisten, den drangsalierten Richtern, den Schwulen und Lesben kann es egal sein, ob die neue EU-Chefin aus ihrer eigenen evangelikalen Überzeugung für Orbán und Co wirbt, oder ob sie bloß käuflich ist und nun den Preis für ihre Wahl zahlt.
Sie werden auf jeden Fall im Stich gelassen.