Samstag, 13. April 2019

Wenn konservative Geistliche nicht konservativ genug sind.


Klerikale Hierarchien und göttliche Autorität sind eine prima Sache für obrigkeitshörige Konservative.
Faschistoide Regime wie Francos Spanien, Hitlers Deutschland, Tisos Slowakei oder Mussolinis Italien haben daher immer gern den Segen der katholischen Kirche in Anspruch genommen, sich zusammen mit dem höchsten Klerus gezeigt, um ihre höhere Rechtfertigung zu demonstrieren.


Heute lassen sich Top-Klerikale immer noch genauso gern für menschenfeindliche Autokraten einspannen.
Der russische Patriarch Kyrill ist der wichtigste Unterstützer Putins, die amerikanischen Evangelikalen stehen fest zu ihrem rassistischen Trump.
Die Katholische Kirche ist die eifrigste Unterstützerin der antisemitischen, xenophoben Orban-Regierung und des Assad-Killer-Regimes.
Robert Mugabe, Massenmörder, Terrorherrscher und von 1987 bis 2017 Präsident von Simbabwe, ist so ein übler Verbrecher, daß er aus dem Commonwealth ausgeschlossen wurde und in ganze Europa mit Einreiseverbot belegt wurde.

(….) Mugabe, Hitler, Franco, Mussolini, Eichmann, Kaltenbrunner, Pater Murphy, Pater Macial – diesen an sich guten Menschen war das päpstliche Wohlwollen stets sicher. Ihnen half die RKK auch der irdischen Justiz zu entkommen.

Beauftragt von Pius XII organisierte Giovanni Batista Montini (später Papst Paul VI) die Flucht von Nazi-Schlächtern nach Argentinien.
Eichmann schlüpfte unter dem Schutzmantel des Vatikans nach Südamerika.

Als der Organisator des Holocaust 1960 von Israelis aus Buenos Aires entführt wurde, protestierte der argentinische Kardinal und Leiter der Katholischen Aktion, Antonio Caggiano:

"Es ist unsere Christenpflicht, ihm zu verzeihen, was er getan hat."

6 Millionen Menschen umbringen ist also aus katholischer Sicht nicht nur theoretisch verzeihbar, sondern es ist sogar ChristenPFLICHT so eine Petitesse zu verzeihen.

Anders als Hitler und die Nazis, verdammte Pius XII Hitlers Gegner mehr als deutlich. Beispielsweise in der Enzyklika „Divini Redemptoris“ (am 19. März 1937 veröffentlicht).

Die "acta apostolicae sedis", die Gesetzessammlung des Heiligen Stuhls vom Juni 1949 machte die Exkommunikation der Kommunisten und ihrer Anhänger aktenkundig und offiziell.

Die Weisung des Vatikans lautet: Kein Katholik kann Mitglied einer kommunistischen Partei sein oder sie begünstigen. Kein Katholik darf Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften veröffentlichen, lesen oder verbreiten, in denen die kommunistische Doktrin verkündet wird. Jeder Katholik, der die materialistische und antichristliche Lehre des Kommunismus verkündet, sie verteidigt oder gar verbreitet, verfällt als Abtrünniger des katholischen Glaubens der Exkommunikation.
(DER SPIEGEL)

Der unfehlbare Papst definiert „kommunistische Erzsünder“ als Intellektuelle und KP-Propagandisten, die automatisch exkommuniziert sind.

Mitglieder der katholischen Kirche blieben hingegen Adolf Hitler, Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, Rudolf Hoess, Julius Streicher, Fritz Thyssen, Klaus Barbie, Leon Degrelle, Emil Hacha, Ante Pavelic, Konrad Henlein, Pierre Laval, Franco, Mussolini, oder Josef Tiso.

Das ist die Realität der Heiligen Römisch-katholischen Kirche.
Die Befreier von Ausschwitz, die Rote Armee, wurden verdammt und exkommuniziert, aber der Lagerkommandant Rudolf Hoess, sowie der Megasadist Josef Mengele blieben Mitglieder der RKK.

Nach 1945 half der Vatikan den Massenmördern des Jüdischen Volkes der Justiz zu entkommen.

Adolf Eichmann, Alois Brunner, Dr. Josef Mengele, Franz Stangl (Kommandant der Vernichtungslager Sobibór und Treblinka), Gustav Wagner (Stangls Assistent), Klaus Barbie, Edward Roschmann („Der Schlächter von Riga“) und Aribert Heim (KZ Mauthausen) sind einige der Männer, die auf Veranlassung des Papstes durch Bischof Hudal mit Vatikanischen Papieren ausgestattet vor der alliierten Justiz nach Südamerika flüchteten.

Die überlebenden Juden, die sich nach Israel retten konnten, schätzte der Vatikan weit weniger.

Es dauerte bis 1993 - fast ein halbes Jahrhundert - bis sich der Vatikan dazu herab ließ auch nur diplomatische Beziehungen zu Jerusalem aufzunehmen. (….)

Sich mit dem Segen der Stellvertreter Gottes zu schmücken sichert die Herrschaft eines Diktators optimal ab.
Falls irgendeinem Untertanen Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Herrschers kommen sollten, wenn dieser zu brutal vorgeht, beweist ihm der grinsend daneben stehende Papst oder Bischof, daß alles seine Ordnung hat.

Schließlich kann sich niemand gegen die Kirche und ihre höchsten Würdenträger positionieren. Damit würde man Gott selbst das Misstrauen ausdrücken. Päpste sind schließlich unfehlbar. Und so trommelt der xenophobe Hassblogger Berger auch immer wieder für seine „Catholica“.
Er sieht sich als idealen Katholiken und leitet daher auch Unterstützung für sein extremistisches Weltbild vom Göttlichen ab.
Ich habe immer wieder erlebt, wie arglose Menschen, die David Berger nicht kennen, Teile seiner Aussagen teilen und verbreiten und Kritik an ihm mit dem Hinweis abwehren, er sei schließlich Theologe, war gar Professor im Vatikan. So einer könne ja kein Nazi sein.

Lustig wird es, wenn ranghohe und höchste Geistliche mal etwas propagieren, das den Rechtskonservativen nicht passt.
110%ige radikale ultrakonservative Katholiken wie Rick Santorum, Steve Bannon oder Newt Gingrich, die jede Diskussion mit Verweis auf ihre christliche Überzeugung abblocken, sind ideologisch auf einmal sehr flexibel, wenn Franziskus für Flüchtlinge oder gegen die Todesstrafe predigt.

Berger und sein amoralischer Klon Matussek vollziehen die gleiche Wende an ihrem geliebten Katholizismus, dessen Kernmerkmal das Papsttum und der Primat des Vatikans sind.

Der NPD-Freund Matussek spricht dem Papst das Papstsein ab:

  […..] „Franziskus spricht von Auflösung von Nationen und Ethnien als habe er sich in ein Redemanuskript von Claudia Roth verirrt“ und schließt daraus:
„Wenn der Pontifex Maximus sein Amt mit dem des Weltenlenkers verwechselt, ist er fehl auf dem Posten. Kennt er nicht die Antwort Jesu vor Pilatus: ‚Mein Reich ist nicht von dieser Welt.’“ […..]

Da mag der Urinduscher selbst natürlich nicht zurückstehen und attestiert dem Pontifex Maximus sogar „Unzurechnungsfähigkeit.

[….] Fußkuss vor südsudanesischen Warlords: Wie zurechnungsfähig ist Papst Franziskus noch?
Was Papst Franziskus zu dem Kniefall vor südsudanesischen Politikern angetrieben hat, weiß keiner so genau. Er vermutlich auch nicht, außer dass er das vielleicht einmal in irgendeinem lustigen Film („Ein Papst zum Knutschen“ oder so ähnlich) so gesehen hat – oder einfach ähnliche (nur eben etwas masochistischere) Gefühle entwickelte wie dereinst Macron bei seinem Besuch in St. Martin. [….]

Wenn es nicht so erbärmlich geheuchelt und verlogen wäre, könnte man herzlich lachen: Radikale Vorkämpfer für den Katholizismus, der sich durch seine Papsttreue definiert, werden dem Papst untreu.

Ähnlich ergeht es der Papstfreundin Liane Bednarz, ebenfalls aus dem erzkonservativen Lager – wenn auch nicht so extremistisch wie Berger.

Wer wie Liane Bednarz ins Visier des rechtsradikalen Pipi-Bloggers aus Schöneberg gerät, kann einem leidtun. Aber nur ein bißchen, denn sobald ein hoher katholischer Kleriker etwas äußert, das nicht in ihr stramm rechtes Weltbild passt, wendet auch sie sich empört ab.

Der Berliner Bischof Heiner Koch lobte gestern die von Bednarz leidenschaftlich verachtete Grete Thunberg.

 […..] Sie ist für viele junge Menschen ein neues Vorbild: Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Jetzt geht der katholische Erzbischof Heiner Koch aus Berlin noch weiter - er vergleicht sie mit Jesus.
Der Bischof erklärte in einem Radiointerview mit RBB, dass ihn die Freitagsdemos ein wenig an die Szene aus dem Neuen Testament erinnert, die den Einzug von Jesus in Jerusalem schildert.
Doch er will Greta Thunberg nicht als neuen weiblichen Messias feiern, sondern sieht sie als neues Vorbild für unsere Gesellschaft. „Ich möchte jedoch daran erinnern, dass unsere Gesellschaft und auch unsere Kirche von Zeit zu Zeit echte Propheten braucht, die auf Missstände und Fehlentwicklungen hinweisen und Lösungswege vorschlagen.“ [….]

Die erzkonservative Kolumnistin vergisst sofort ihre sonst so hochgehaltenen Prinzipien von der überlegenen christlichen Moral. Wo sie sonst Gehorsam verlangt, wird sie selbst garstig und ungehorsam. Ein Bischof, der sich positiv über eine dieser linksgrünversifften Ökos äußert?
Das verträgt sie nicht, tut es Matussek und Berger gleich, vollzieht eine 180°-Argumentationswende und ist nun gegen den RKK-Fürsten.

[…..] Darunter geht es offenbar nicht. Schade. Und pure Zivilreligion. Zur Erinnerung: Im Christentum geht es um Sünde, Tod und Erlösung. Das […..], was Koch hier aus der nicht einmal als Christin auftretenden Greta macht, grenzt, pardon, an Häresie. Greta als „Prophetin“. Langsam wird es sektenhaft.
 „Jesu Einzug in Jerusalem sei für viele „eine Art Triumphzug für einen Volkshelden“ gewesen. Manche hätten in ihm einen „Propheten, einen nationalen Retter“ gesehen. Ihm gehe es nicht darum, Greta Thunberg mit dem Vergleich zu einem weiblichen Messias zu machen, sagte Koch und ergänzte: „Ich möchte jedoch daran erinnern, dass unsere Gesellschaft und auch unsere Kirche von Zeit zu Zeit echte Propheten braucht, die auf Missstände und Fehlentwicklungen hinweisen und Lösungswege vorschlagen.“ [….]

Freitag, 12. April 2019

Täter unschuldig!

Um eine verängstige und ungebildete Menschenmasse in Schach zu halten, eignet sich die Christen-Ideologie wirklich gut.
Man verspricht nicht nur etwas, das niemand überprüfen kann – nämlich das Paradies, sondern verbaut auch noch die einzige Alternative, indem man die Maximalstrafe androht: Ewige Höllenqual. 

Eine brutale Strategie, um sich Hörigkeit und Unterwürfigkeit zu sichern.
Dabei erscheint mir besonders perfide Gottes „Allmacht“ und die entsetzlichen Grausamkeiten, die täglich passieren, zu entkoppeln, indem der „Teufel“ als allzeit bereiter Sündenbock erfunden wurde.
Das ist so praktisch; für alles das unter den Augen der Kirchen schief geht, gibt es a priori einen schwarzen Peter, der die Geistlichkeit aus jeder Verantwortung entlässt.
Und falls irgendjemand es doch wagen sollte aufzumucken, indem er die Gerechtigkeit in Zweifel stellt, stehen erprobte Floskeln parat, wie „das gehört zu Gottes Plan!“, „ich kann nie tiefer Fallen als in Gottes Arme“, „das ist eine Prüfung!“, oder „Gottes Wege sind unergründlich“.
Damit bindet man diejenigen, denen das Schicksal besonders grausam mitspielte und die also offensichtlich von den Heilsversprechungen der Kirchen getäuscht wurden, sogar noch enger an die eigene Ideologie. Versteht man nämlich das Geschehen nicht, sucht vergeblich nach Sinn oder steht vor offenkundigen Tragödien, zeigt das nur wie klein und unbedeutend man im Vergleich zu dem Allwissenden ist.
Die Pfaffen predigen Armut, propagieren Enthaltsamkeit („Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr…“), um die Gläubigen umso leichter von ihrer Habe zu trennen und selbst Besitztümer an sich zu raffen.
Falls es jemand wagen sollte zwischen dem Gebot der Armut und den prunkvollen Edelstein-besetzen Roben, den Hermelinmänteln und den Purpur-Kleidern einen Widerspruch zu erkennen, wird ihm entgegengeschleudert, daß die Millionen-teuren Prunkgewänder, die Edelstein-kreuze, Gold-Kelche und Marmor-Altäre gar nicht der persönlichen Freude des Träger dienten, sondern die Herrlichkeit Gottes ausdrückten.
Um Ausreden sind Religiöse nie verlegen.


Die Kleriker reinzuwaschen, ihnen Gottes Vergebung zuzusprechen, ist Kerngeschäft der Religioten.
Alles Böse wird kurzerhand zum „Außerkirchlichen“ erklärt.
Päpste frönen einer äußerst radikalen Wir-sind-besser-als-Ihr-Strategie.
Extra Ecclesiam Nulla Salus (Kein Heil außerhalb der RKK) schleuderte Ratzi noch als Präfekt der Glaubenskongregation allen anderen christlichen Sekten und sonstigen Religionen entgegen: Ihr seid keine Kirche, ihr kommt alle, alle in die Hölle, wenn ihr euch nicht uns anschließt, unseren Befehlen gehorcht und uns euer Geld überweist. Ratzinger – Alptraum der Menschheit, aber auch einer der effektivsten Helfer des Atheismus.

(…..) Der Holocaustleugner-freundliche Schwulenhasser, der Frauen
partout nicht die gleichen Rechte geben will, Päderasten beschützt, der in Afrika erklärte „Kondome verschlimmern das AIDS-Problem“ und damit tausendfach Tod brachte und wieder die Karfreitagsfürbitte gegen die Juden einführte, hat keine Dankbarkeit verdient!

Derjenige, der TATSÄCHLICH für das Fortführen des myriadenfachen Kindesmissbrauchs verantwortlich war, nämlich jener Mann, der ein Vierteljahrhundert als oberster Glaubenswächter wirkte, aktiv alle Kinderfickerfälle an sich zog, strengstes Schweigen befahl und die Bischöfe anwies die Päderasten in ihren Reihen gewähren zu lassen, zweifelt kein bißchen an seiner Rolle. 

Aus Gründen absoluter Geheimhaltung zog in der Tat die verschwiegene vatikanische Glaubenskongregation alle wichtigen Fälle von Sexualvergehen von Klerikern an sich und so kamen die Fälle in den Jahren 1981 bis 2005 auf den Tisch ihres Präfekten Kardinal Ratzinger. Dieser sandte noch am 18. Mai 2001 ein feierliches Schreiben über die schweren Vergehen ("Epistula de delictis gravioribus") an alle Bischöfe der Welt, in welchem die Missbrauchsfälle unter die "päpstliche Geheimhaltung" ("secretum Pontificium") gestellt wurden, deren Verletzung unter Kirchenstrafe steht.
(
Küng)

Reue Fehlanzeige.

Bei Benedikt geht es […] um Folgendes: Er war verantwortlich als Chef der Glaubenskongregation für die Fälle von Missbrauch in der Kirche. Also, er war für deren Aufklärung, beziehungsweise eben für deren Vertuschung.
  Und wenn man sagt, man will jemandem vergeben, dann muss man sagen, nach der katholischen Lehre muss da sein: A, Schuldeingeständnis, B, echte Reue, dann kann C, Vergebung folgen. Aber der Papst selbst, obwohl er sich mit Missbrauchsopfern trifft, obwohl er hier und da Dinge sagt, wie schrecklich das alles sei - er hat nicht seine eigene Schuld eingestanden.
Er zeigt keine Reue, im Gegenteil, er sagt, man sieht ja, wie diese schlimme weltliche Gesellschaft, diese schlimme sexuelle Enthemmung auch die Kirche affiziert, und darum muss sich erst recht mein Kampf gegen die - wie er es nennt - Antikultur des Todes fortsetzen. Das heißt, er zieht genau die falschen Schlussfolgerungen. Er sieht so zusagen - er guckt weiterhin auf den Span in unserem Auge, statt den Balken im eigenen zu erkennen.

Ratzinger ist ein mitleidsloser Elitärer, der seit vierzig Jahren gegen Humanismus und Menschenrechte kämpft.

Als von Amts wegen Unfehlbarer hat der rechtsradikale Geront im Schwuchtelkleid selbstverständlich auch eine Erklärung für das Hunderttausendfache Kinderficken seiner Priester.
Benedikt XVI. beantwortet damit eine Frage, die gar nicht mehr gestellt wird, weil jeder längst die Antwort kennt.
Wir wissen warum es extrem überproportional viele katholische Geistliche sind, die Kinder sexuell missbrauchen:

1.   Ratzingers Schwulenbann aus den Priesterseminaren
2.   Ratzingers Sexualmoral
3.   Ratzingers Misogynie
4.   Ratzingers Verbot des Frauenpriestertums und natürlich auch
5.   Ratzingers Befehl weltweit alle Missbrauchsfälle unter Androhung schwerster Kirchenstrafen zu vertuschen!

Wir müssen nicht mehr darüber rätseln was sexuell Frustrierte in die Priesterseminare der RKK zieht.
Wir brauchen keine Erklärung mehr von der 92-Jährigen Ehefrau Georg Gänsweins.

Dennoch bekommen wir sie.

[….] Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat die sexuelle Revolution der Zeit um 1968 und die Säkularisierung der westlichen Gesellschaft für den sexuellen Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche mitverantwortlich gemacht. Benedikt führt diese Taten in einem jetzt veröffentlichten Aufsatz vor allem auf außerkirchliche Entwicklungen zurück. [….] "Wieso konnte Pädophilie ein solches Ausmaß erreichen? Im letzten liegt der Grund in der Abwesenheit Gottes." Eine Welt ohne Gott sei eine Welt ohne Moral: "Es gibt dann keine Maßstäbe des Guten oder des Bösen." Von Machtstrukturen in der Kirche ist in dem Papier nicht die Rede.
"Zu der Physiognomie der 68er Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde", schrieb Benedikt [….] Unabhängig davon hätte sich zeitgleich "ein Zusammenbruch der katholischen Moraltheologie ereignet, der die Kirche wehrlos gegenüber den Vorgängen in der Gesellschaft machte". [….]

Kann man sich nicht ausdenken!

Jeder anderen Trümmertranse des Jahrgangs 1927 würde man so einen Unsinn ob des fortgeschrittenen Alters verzeihen, aber dieses bösartige Exemplar wurde vom Heiligen Geist als Papst auserkoren und redete vor 20 oder 50 Jahren, als es noch nicht senil war, ganz genauso.

[….] Was der abgedankte Papst [….]  in die Welt gesetzt hat, ist ein Dokument der Verleumdung und der Heuchelei.
[….] Gleich der erste Satz seines Pamphlets ist dann ­programmatisch: „Die Sache beginnt mit der vom Staat verordneten und getragenen Einführung der Kinder und der Jugend in das Wesen der Sexualität.“
Also mit 1968 – und nicht mit einer katholischen Präpotenz in Fragen der Sexualität und der sexualisierten Gewalt, die sich über Jahrhunderte in weiten Teilen des ­Erdballs straflos ausleben durfte.
 „Die Sache“ beginnt nach Ratzinger da, wo Machtmissbrauch und Heuchelei endlich wirkmächtig thematisiert werden. [….] Nach diesem Einstieg beschreibt Ratzinger in erschütternd zu lesenden Anekdoten den Schock, den eine öffentlich gezeigte und gelebte Sexualität im Zuge der Liberalisierung von 1968 unter den katholischen Dunkelmännern auslöste: „In der Tat wurde in Flugzeugen kein Sexfilm mehr zugelassen, weil in der kleinen Gemeinschaft der Passagiere Gewalttätigkeit ausbrach. Weil die Auswüchse im Bereich der Kleidung ebenfalls Aggression hervorriefen, haben auch Schulleiter versucht, eine Schulkleidung einzuführen, die ein Klima des Lernens ermöglichen sollte.“ [….] Dazu kommt dann die alte Mär der „Pädophilie“, die im Zuge von ’68 als „erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde“, eben „diese völlige sexuelle Freiheit, die keine Normen mehr zuließ“. Die allmächtige katholische Kirche – sie ist bei Ratzinger von ein paar versprengten, pädophilen Verbrechern am Rande des in den 1960er Jahren einsetzenden großen Emanzipationsprozesses der Menschheit in den Abgrund gestürzt worden. Das Ergebnis ist der Missbrauch, sind „homosexuelle Klubs“ in Priesterseminaren. Natürlich.
[….] Ratzinger geht es nicht um Liebe, nicht um das Ende des Missbrauchs, sondern um die Wiedereinsetzung von totalitärer katholischer Herrschaft. [….] In seiner Hinterfotzigkeit will Ratzinger dabei nicht einmal seine Freude darüber verbergen, dass einer seiner intellektuellen Widersacher, Franz Böckle, an Krebs verstarb, bevor er ihm in einer theologischen Frage ausführlich widersprechen konnte: „Der gütige Gott hat ihm die Ausführung dieses Entschlusses erspart.“ [….]
Es reicht nicht so einem Pädophilen-Beschützer öffentlich zu widersprechen, wie es glücklicherweise die meisten seriösen Journalisten tun, sondern seiner gemeingefährlichen Organisation muss als allererster Schritt sofort die Gemeinnützigkeit werden.

[….] Die Äußerungen des früheren Papstes Benedikt XVI. zum Thema sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche hält Christiane Florin für kleinlich, peinlich und gefährlich. „Der Mann, den seine Fans als Denker feiern, ignoriert offensiv, was Missbrauchsstudien zeigen.“ Damit werde Kirchenpolitik gemacht.  [….]

Politiker wie Nahles und Klingbeil, Altmaier und Kramp-Karrenbauer, die so eine Ideologie offen unterstützen und aktiv dafür sorgen dieser Profi-Kinderfickerorganisation Milliarden zuzuschanzen, müssen vom Wähler geächtet werden.

[…..][….] Am Anfang stand demnach eine Dame um die 60, "die Gesundheitsministerin Frau Strobel" (Ratzinger). Die SPD-Frau ließ einen Film produzieren, "in dem zum Zweck der Aufklärung alles, was bisher nicht öffentlich gezeigt werden durfte, einschließlich des Geschlechtsverkehrs, nun vorgeführt wurde". Und, man hätte es ja wissen müssen: "Was zunächst nur für die Aufklärung junger Menschen gedacht war, ist danach wie selbstverständlich als allgemeine Möglichkeit angenommen worden."
Ein weiteres Beispiel des emeritierten Papstes: Am Karfreitag 1970 in Regensburg habe er auf allen Plakatsäulen eine Werbung sehen müssen, die "zwei völlig nackte Personen im Großformat in enger Umarmung vorstellte".
In den Schulen hätten "Auswüchse im Bereich der Kleidung ebenfalls Aggression" hervorgerufen. Und "zu der Physiognomie der 68er Revolution gehörte, daß nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde".[….] Allerdings stimmt es nicht, dass Pädophilie fortan "als erlaubt und angemessen diagnostiziert wurde". Als etwa die nordrhein-westfälischen Grünen 1985 die Legalisierung von "einvernehmlichem Sex" Erwachsener mit Minderjährigen in einem Arbeitspapier forderten, wurden sie von den Wählern dafür abgestraft: Sie kamen nicht in den Landtag. [….]
Noch etwas hat der pensionierte Papst offenbar vergessen: Kindesmissbrauch war schon lange vor dem Aufruhr der Achtundsechziger verbreitet. Nicht zuletzt in der Kirche. [….]

Richtig, Fräulein Ratzinger ist übel, aber man soll nicht vergessen, daß sie nur eine Vertreterin einer insgesamt verdorbenen Ideologie der Starken wider die Schwachen ist. 
Das kann man in seinem eigenen Wort, der Bibel, der Guten Nachricht, zweifelsfrei nachlesen.

 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.
(Mat 13,41)

18Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, 19 so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes 20und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold. 21So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, daß er sterbe, und du sollst so das Böse aus deiner Mitte wegtun, daß ganz Israel aufhorche und sich fürchte.
(5 Mose, 21)

 Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
(Mat 10,34)

Kommt, versammelt euch zu dem großen Mahl Gottes und eßt das Fleisch der Könige und der Hauptleute und das Fleisch der Starken und der Pferde und derer, die darauf sitzen, und das Fleisch aller Freien und Sklaven, der Kleinen und der Großen!
(Joh 19,17)

So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder (...) erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nächsten.
(2 Mose 32,27)

Wenn jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.
(Lukas 14,26)

Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, daß ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürgt sie vor mir!
(Lukas 19,27)

63So wie der Herr seine Freude daran hatte, auch Gutes zu tun und euch zahlreich zu machen, so wird der Herr seine Freude daran haben, euch auszutilgen und euch zu vernichten.
(5 Mose 28) 
 
In der Bibel preist Jesus auch die Sklaverei.
Linkshänder wurden verbrannt, weil sie die Teufelshand benutzten. Wollte die Kirche so.
Ungläubige, Juden, Muslime wurden von der Kirche massakriert.
Gemischtrassige und gemischt konfessionelle Ehen verboten.
Die Kirche pries Kinderarbeit und predigte fast 2000 Jahre ihrer Geschichte, daß man Kinder regelmäßig verprügeln muß.
Die Kirche jagte Jugendlichen Angst ein, wenn es um Masturbation ging.
Kirchen verboten das Bankenwesen und Zinsen.  

Die Kirche hat Menschen gefoltert und ermordet, weil sie sich für den Heliozentrismus stark machten.
Kirchen haben arabische Zahlen wegen der "teuflischen Null" untersagt.

Sich im 21. Jahrhundert auf Bibel, Gott und Kirche und Heiliges zu beziehen, ist ganz ganz ganz ganz ganz ganz ganz schlecht.

Der Typ entstammt einer altertümlichen primitiven Hirtenkultur, die keine Menschenrechte kannte und fleißig vor sich hin mordete.
Bischöfe und niedere Religioten, die sich heute noch auf die Bibel beziehen, sollte man nicht ernst nehmen. (….)

Donnerstag, 11. April 2019

Der junge Wilde sieht alt aus.


Dieser junge Wilde galt immer als Person mit ganz viel Zukunft in der CDU.
Aus einer Arbeiterfamilie stammend arbeitete sich der konservative Katholik hoch, machte Abitur, studierte, wurde Jurist, lebt „unkonventionell als Junggeselle“, spricht neben Deutsch fließend Englisch, Französisch und Niederländisch.
Er stammt aus einem Mini-Landesverband, so daß er auch Landesebene keine Konkurrenz hat und gehörte schon in den 1990ern zur legendären „Pizza-Connection“, die noch während der Rotgrünen Bundesregierung austüftelte, wie CDU und Grüne dereinst in ein politisches Bett steigen könnten.
Andere CDU-Mitglieder waren Hermann Gröhe, Armin Laschet, Norbert Röttgen, Ronald Pofalla, Eckart von Klaeden, Julia Klöckner und Kristina Schröder, die wohl nicht zufällig später alle Minister oder Ministerpräsidenten wurden.
Für die Grünen flirteten Matthias Berninger, Cem Özdemir, Volker Beck, Andrea Fischer, Oswald Metzger, Rezzo Schlauch, Katrin Göring-Eckardt und Anja Hajduk mit den Konservativen.
Merkel gefällt so ein Parteisoldat, der ungehindert von ideologischen Festlegungen alles mitmacht.
Der Mann wird nicht vom lästigen Privatleben abgelenkt, ist für alles einsetzbar, kann seine eigenen Ambitionen zügeln und ist 110% loyal und verschwiegen gegenüber der Parteichefin.
Kein Wunder, daß Peter Altmaier im Eiltempo die Karriereleiter im Schatten der Kanzlerin emporraste: Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramt, Bundesumweltminister, interimsweise auch Bundesfinanzminister und schließlich Bundesminister für Wirtschaft und Energie.

Während dieser Dauerkarriere ist durchaus Zeit vergangen und da der gute Mann in zwei Monaten 61 Jahre alt wird, kann man ihn auch nicht mehr zu den „Jungen“ in der CDU/CSU-Fraktion zählen, wenn der 26-Jährige Philipp Amthor als neuer Star-Abgeordneter der CDU durch die Medien zieht und der 38-Jährige Minister Spahn täglich Aufmerksamkeit generiert.
Altmaier müsste für den letzten Karriereschritt, das Bundeskanzleramt, dringend durchstarten. Er ist nur vier Jahre jünger als Merkel und muss zugreifen, wenn sie demnächst in Rente geht.
Dafür sollte er im CDU-Kernressort Wirtschaft brillieren, die verloren gegangene Bedeutung des Amtes aus der Ehrhardt- und Schiller-Zeit zurückholen.
So könnte er innerhalb der Partei doppelt Punkte machen, weil Christdemokraten immer noch schmollen, dafür das Finanzressort abgegeben zu haben.

Der Plan wäre gut. Nur scheitert Altmaier grandios an der Umsetzung, hat es vermocht Links und Rechts, Wirtschaft und Gewerkschaften gegen sich aufzubringen und sogar die Kanzlerin, deren treuester Diener er ist, macht sich öffentlich über ihn lustig, weil er es nicht schafft seine Staatssekretärsposten zu besetzen.

Als Wirtschaftsminister klebt dem Saarländer das Pech wie Scheiße am Schuh.
Noch nicht mal der bereits eine Dekade während Daueraufschwung hält.
Im Januar hatte die Bundesregierung noch mit einem Prozent Wirtschaftswachstum 2019 gerechnet. Nun halbiert der Minister die Prognose auf 0,5 Prozent.
Als der zuständige damalige Bundesinnenminister de Maizière total an der Flüchtlingsintegration scheiterte und nur noch seine Unfähigkeit demonstrierte, entzog ihm Merkel die Zuständigkeit und übertrug diesen ureigenen Innenminister-Bereich an Altmaier.
Nun ergeht es ihm umgekehrt selbst so. Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie ist so offensichtlich außerstande die Energiewende zu managen, daß Vizekanzler Scholz den ganzen Bereich Energie kurzerhand an sich zog.
Mehr kann man den amtierenden Minister kaum demütigen.
Scholz ist zwar an der Parteibasis unbeliebt und wird mutmaßlich ebenfalls nie Kanzler werden, aber er kann es sich leisten den Energieminister niederzuwalzen, weil ihm niemand seine Kompetenz bestreitet. Kaum ein Journalist schwärmt von Scholz, aber niemand würde seine Intelligenz, seinen Fleiß und seine Fähigkeiten negieren.
Altmaier hat hingegen gar keine Freunde mehr, weil er unerklärlicherweise rein gar nichts aus seinem Job macht.

[….] Es ist ein regelrechter "Shitstorm", der gerade über Peter Altmaier hinwegfegt. Und es ist eine Mischung aus Enttäuschung, Fundamentalkritik am Kurs des Wirtschaftsministers und politischen Machtkämpfen.
Hinter den Kulissen ist die Unzufriedenheit über den CDU-Politiker seit längerem groß. Nun bricht die Kritik öffentlich aus. [….]

Diese Woche verließ der CDU-Spitzenbeamte Jörg Semmler (46) das Wirtschaftsministerium, der treue Adlatus, der dem Minister auch schon in den beiden vorherigen Ministerjobs gedient hatte.
Niemand wunderte sich; es hieß nur noch „die Ratten verlassen das sinkende Schiff“. Altmaier spielt in den Zukunftsüberlegungen der CDU keine Rolle mehr; seine Landsfrau AKK ignoriert ihn.

[….] Am Wochenende verpassten die Familienunternehmer (BMW, Miele, Oetker) dem Wirtschaftsminister eine Breitseite. Der Verband hat Altmaier zu seiner 70-Jahr-Feier Anfang Mai nicht eingeladen.
Und zwar mit voller Absicht: „Altmaier hat das Wirtschaftsministerium beschädigt“, sagte Verbandspräsident Reinhold von Eben-Worlée [….]. Die CDU enttäusche ihre bisherigen Unterstützer.
In der Union dürften bei diesen Worten die Alarmglocken schrillen. Die Familienunternehmer sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – und sie sind treue Unionsspender. Riesengroß waren die Hoffnungen der Firmenchefs, als die CDU erstmals nach Jahrzehnten [….]  wieder das Wirtschaftsministerium an sich riss. Altmaier sah sich als legitimer Enkel von Ludwig Erhard, dem früheren Kanzler und Vater des Wirtschaftswunders. Doch seitdem ist bei Altmaier eingetreten, was bereits in seiner Zeit als Umweltminister (2012–2013) zu beobachten war: große Worte, eher wenig dahinter. [….]

Die liberalere Süddeutsche Zeitung tutet in dasselbe Horn; Altmaier zeige keinen Einsatz.

[….] Die Kritik an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier wird immer lauter. Gleich mehrere Wirtschaftsverbände stellten sich zuletzt offen gegen den CDU-Politiker. Und in der Tat: Altmaier agiert nicht gerade glücklich, sondern macht einiges falsch, er sorgt in der Wirtschaft für Frust statt für Zuversicht. Das ist verhängnisvoll, gerade wenn ein wirtschaftlicher Abschwung mit unvorhersehbaren Folgen droht.
Statt der Wirtschaft in diesen schwierigen Zeiten demonstrativ den Rücken zu stärken, zieht er Ärger und - berechtigte - Kritik des Mittelstands auf sich. Das ist fatal: Denn die starke deutsche mittelständische Wirtschaft ist es, die den Wohlstand hierzulande sichert. Hier entstehen die Arbeitsplätze, hier gibt es Innovationen, hier wird weltweit exportiert. Es ist nicht gut, wenn gerade diese Unternehmen mangelnde Unterstützung und nicht eingehaltene Versprechen anmahnen. Altmaier müsste vielmehr genau diese Unternehmen unterstützen, er sollte ihre Wettbewerbsfähigkeit mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln fördern. [….]

Sogar die stockkonservative WELT schließt sich auf den konservativen Wirtschaftsminister ein. Altmaiers „Performance schade der Union“, die Kritik an ihm sei berechtigt.

Der SPIEGEL sieht Altmaier sogar schon als armen Gemobbten.

 [….] Thomas Enders, der an diesem Mittwoch als langjähriger Airbus-Chef abtritt [….]  ist bei Weitem nicht der Einzige, der den wirtschaftspolitischen Ideen von Altmaier widerspricht. Für seine Positionen erntet der Minister derzeit in einer Weise Kritik von Unternehmensvertretern wie es Vertreter der traditionell wirtschaftsfreundlichen CDU nicht gewohnt sind. Mittlerweile geht es dabei nicht mehr nur um Sachfragen. Zunehmend richten sich die Einwände auch gegen Altmaier als Person, der fast schon wie ein Mobbingopfer der Wirtschaftsbosse wirkt.
"Der Wirtschaftsminister hat kein Konzept - weder für die Energiewende noch für die Wirtschaft insgesamt", sagt Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. "Der Minister muss entschieden mehr tun, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu stärken", sagt Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). [….] Das Industriepapier ist nicht die erste Idee, mit der Altmaier für Stirnrunzeln sorgt. So erklärte er kurz nach seinem Amtsantritt im SPIEGEL, die deutsche Wirtschaft könne noch 20 Jahre lang ein Wachstum von zwei bis 2,5 Prozent erzielen. Das widerspricht allerdings der gängigen Erfahrung mit Konjunkturzyklen. [….] Nicht von Erfolg gekrönt waren bislang auch Altmaiers stete Rufe nach einer kompletten Abschaffung des Solidaritätszuschlags oder einer Unternehmensteuerreform. [….] "Ich werde mit den Beteiligten reden und auf sie zugehen", sagte er dem SPIEGEL auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Das Treffen wurde bereits von der FFF-Ikone Greta Thunberg aufgemischt. Doch Altmaier wirkte nicht sonderlich beeindruckt.
Einen Tag später stand der Wirtschaftsminister in Berlin dann vor einer Schar von Jugendlichen, die ihn nicht zu Wort kommen ließen und aufforderten, zurück an die Arbeit zu gehen. Der sonst so joviale Altmaier verlor schließlich die Fassung und blaffte einen Mitarbeiter an. "Das war 'ne Scheißidee!", sagte er. Eine Einschätzung, zu der Altmaier auch mit Blick auf sein Industriekonzept noch kommen könnte. [….]

Der Wirtschaftsminister hat es vermocht seine eigene Partei dazu zu bringen kollektiv nach einem anderen Wirtschaftsminister zu rufen. Merz soll es richten.
Springer und Funke trommeln ungeniert für den steinreichen Lobbyisten, der es in seiner eigenen Politlaufbahn stets zielsicher vermochte völlig falsch zu liegen.
Der arme alte Altmaier soll nun durch eine Älteren, den 63-Jähirgen Merz ersetzt werden?
Jetzt tut mir Altmaier leid.

(…..) Merz, der auch im Herbst 2018 noch genau so einen Unsinn von sich gibt wie vor 15 Jahren, ist gedanklich seit seiner großen Zeit in der Bundespolitik einfach stehengeblieben.


[….] Jetzt sind Experten gefragt. Merz könnte Bundeskanzler werden. Ein Sprecher von Innensenator Andreas Geisel (SPD) wollte „nicht alles kommentieren“, was auf Regionalkonferenzen der CDU gesagt wird. Tom Schreiber (SPD), Fachmann seiner Fraktion im Abgeordnetenhaus für Polizeithemen, sagt: „Es ist immer problematisch, wenn der Merz im Dezember ausbricht. Der Vorschlag zeugt davon, dass Merz null Ahnung davon hat. Das kann man unter Klamauk verbuchen.“ [….]

Er sieht die Wirtschafts- und Sozialpolitik noch genauso durch die radikal neoliberale Brille wie vor 20 Jahren:
Sozialausgaben radikal kürzen, alle Regulierungen abschaffen, Steuerrecht ausmisten und massiv von unten nach oben umverteilen, damit die Unternehmer investieren.

So steht es auch in seinen Prä-Finanzkrise-Büchern „Mut zur Zukunft. Wie Deutschland wieder an die Spitze kommt“ (2002), „Nur wer sich ändert, wird bestehen. Vom Ende der Wohlstandsillusion“ (2004), „Mehr Kapitalismus wagen – Wege zu einer gerechten Gesellschaft“ (2008), in denen er Düsteres prognostizierte.

[…] Die Diagnose, die Merz in dem Buch [Vom Ende der Wohlstandsillusion] macht […]: Deutschland erlebe einen "historischen Niedergang"; die "Position der Exporteure auf den Weltmärkten verschlechtert sich ständig"; der Staat steckt in der "Schuldenfalle"; der Sozialstaat belohnt Faulheit; die "Überregulierung" des Arbeitsmarkts ist "schlicht eine Katastrophe", ebenso wie das böse Tarif- und Verbändekartell; die Lohnfindung ist "verkrustet"; dazu kommt, dass die Unternehmen ohnehin keinen einstellen, weil der Kündigungsschutz zu streng ist; unser Steuersystem ist schlechter als das von Gambia und Uganda; und überhaupt arbeiten wir zu kurz, und die Eliten verstehen nicht den Zusammenhang zwischen Leistung und Lohn; und die Gutmenschen haben uns zu bequem werden lassen.
Was es braucht, schien für Merz ebenso klar: die Deutschen müssen (fast) alle irgendwie verzichten. Und "länger arbeiten". Und flexibler. Und im Normalfall ohne Wohltaten vom Staat auskommen. Und ihre Rente am Kapitalmarkt gefälligst selbst verdienen. Für über 50-Jährige sollte es am besten gar keinen Kündigungsschutz mehr geben. Die Leute müssen ihren "Konsum beschränken" (damit - angeblich dann - mehr Geld für die Unternehmen übrig bleibt). Abgesehen davon braucht es weniger teure Beamte. Und weil "die Marktwirtschaft ihre Überlegenheit längst bewiesen hat", muss natürlich irgendwie (fast) alles den Märkten überlassen werden. [….]

Es gibt zwei Probleme an dieser hanebüchenen, einseitigen Sichtweise.

Zum einen hält Merz an diesen Rezepten und Prognosen bis heute fest und zeigt damit Starrsinn und Realitätsblindheit.
Zum anderen haben sich alle seine düsteren Unkenrufe als völlig falsch erwiesen. Nichts trat davon ein, obwohl Angela Merkel in 13 Jahren das Gegenteil einer Reformerin war und keine der radikalen Merz-Forderungen umsetze.
Hätte Merz Recht behalten, wäre Deutschland inzwischen untergegangen.

[….] Wenige Monate nach Merz' düsterem Gequassel über den angeblich so heillos verkrusteten Arbeitsmarkt begann die Arbeitslosigkeit in Deutschland zu fallen - bis heute fast ohne Unterbrechung. Und trotz des angeblich so furchtbaren Kündigungsschutzes haben deutsche Unternehmen mehr als fünf Millionen zusätzliche Stellen geschaffen.
All das, ohne dass sich in der kurzen Zeit noch viel geändert hätte, im Merz'schen Sinn. Kein radikal vereinfachtes Steuersystem. Keine Bierdeckelsteuerberechnung. Bis heute nicht. Im Gegenteil: im Frühjahr 2005 kündigte Gerhard Schröder Neuwahlen an, womit monatelang eigentlich nichts mehr groß entschieden wurde; und im Herbst - vor genau 13 Jahren - kam mit Angela Merkel die Kanzlerin, die das Nicht-groß-Reformieren zum Markenzeichen gemacht hat.
[….] Ein Teil der Forderungen, die Ultras wie Merz damals stellten, klingen mittlerweile bizarr, wo klargeworden ist, dass auch ohne Merz' Träume schon viel zu viel öffentliche Gelder gekürzt wurden - und jetzt überall die Infrastruktur kippt. Ziemlich gaga klingt im Nachhinein auch der damalige Befund, dass deutsche Exporteure angeblich immer weniger wettbewerbsfähig wurden (weil wir zu teuer und zu faul sind); dafür haben deutsche Exporteure zu viel Gutes zu bieten. In Wirklichkeit gab es schon zu der Zeit, als Merz sein Buch schrieb, einen historisch einmaligen Exportaufschwung.
Und wir haben in der Zeit, wenn überhaupt, zu wenig konsumiert, nicht zu viel, wie es Merz damals fehldiagnostizierte: sonst hätte Deutschland nicht seit Jahren jetzt dieses brisant gefährliche Ungleichgewicht zwischen Export und Import, das die nächste Krise auslösen könnte - und Donald Trump jetzt Vorwände für Wirtschaftskriegsspiele liefert. Ziemlich viel ökonomischer Unsinn. [….]

Das ist also das Wirtschaftssuperhirn, dem die CDUler nun begeistert nachlaufen?

Zehn Jahre Politik gingen an Friedrich Merz spurlos vorbei. Er klammert immer noch an seinen altbackenen und längst von der Realität widerlegten Rezepte und ist zudem auch noch polittaktisch so unfähig, daß er simple und vorhersehbare Attacken nicht parieren kann.
Rechte Publizisten wie Jan Fleischhauer geben sich große Mühe ihr einstiges Idol hochzuschreiben und AKK zu verhindern. (……)