Freitag, 12. April 2019

Täter unschuldig!

Um eine verängstige und ungebildete Menschenmasse in Schach zu halten, eignet sich die Christen-Ideologie wirklich gut.
Man verspricht nicht nur etwas, das niemand überprüfen kann – nämlich das Paradies, sondern verbaut auch noch die einzige Alternative, indem man die Maximalstrafe androht: Ewige Höllenqual. 

Eine brutale Strategie, um sich Hörigkeit und Unterwürfigkeit zu sichern.
Dabei erscheint mir besonders perfide Gottes „Allmacht“ und die entsetzlichen Grausamkeiten, die täglich passieren, zu entkoppeln, indem der „Teufel“ als allzeit bereiter Sündenbock erfunden wurde.
Das ist so praktisch; für alles das unter den Augen der Kirchen schief geht, gibt es a priori einen schwarzen Peter, der die Geistlichkeit aus jeder Verantwortung entlässt.
Und falls irgendjemand es doch wagen sollte aufzumucken, indem er die Gerechtigkeit in Zweifel stellt, stehen erprobte Floskeln parat, wie „das gehört zu Gottes Plan!“, „ich kann nie tiefer Fallen als in Gottes Arme“, „das ist eine Prüfung!“, oder „Gottes Wege sind unergründlich“.
Damit bindet man diejenigen, denen das Schicksal besonders grausam mitspielte und die also offensichtlich von den Heilsversprechungen der Kirchen getäuscht wurden, sogar noch enger an die eigene Ideologie. Versteht man nämlich das Geschehen nicht, sucht vergeblich nach Sinn oder steht vor offenkundigen Tragödien, zeigt das nur wie klein und unbedeutend man im Vergleich zu dem Allwissenden ist.
Die Pfaffen predigen Armut, propagieren Enthaltsamkeit („Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr…“), um die Gläubigen umso leichter von ihrer Habe zu trennen und selbst Besitztümer an sich zu raffen.
Falls es jemand wagen sollte zwischen dem Gebot der Armut und den prunkvollen Edelstein-besetzen Roben, den Hermelinmänteln und den Purpur-Kleidern einen Widerspruch zu erkennen, wird ihm entgegengeschleudert, daß die Millionen-teuren Prunkgewänder, die Edelstein-kreuze, Gold-Kelche und Marmor-Altäre gar nicht der persönlichen Freude des Träger dienten, sondern die Herrlichkeit Gottes ausdrückten.
Um Ausreden sind Religiöse nie verlegen.


Die Kleriker reinzuwaschen, ihnen Gottes Vergebung zuzusprechen, ist Kerngeschäft der Religioten.
Alles Böse wird kurzerhand zum „Außerkirchlichen“ erklärt.
Päpste frönen einer äußerst radikalen Wir-sind-besser-als-Ihr-Strategie.
Extra Ecclesiam Nulla Salus (Kein Heil außerhalb der RKK) schleuderte Ratzi noch als Präfekt der Glaubenskongregation allen anderen christlichen Sekten und sonstigen Religionen entgegen: Ihr seid keine Kirche, ihr kommt alle, alle in die Hölle, wenn ihr euch nicht uns anschließt, unseren Befehlen gehorcht und uns euer Geld überweist. Ratzinger – Alptraum der Menschheit, aber auch einer der effektivsten Helfer des Atheismus.

(…..) Der Holocaustleugner-freundliche Schwulenhasser, der Frauen
partout nicht die gleichen Rechte geben will, Päderasten beschützt, der in Afrika erklärte „Kondome verschlimmern das AIDS-Problem“ und damit tausendfach Tod brachte und wieder die Karfreitagsfürbitte gegen die Juden einführte, hat keine Dankbarkeit verdient!

Derjenige, der TATSÄCHLICH für das Fortführen des myriadenfachen Kindesmissbrauchs verantwortlich war, nämlich jener Mann, der ein Vierteljahrhundert als oberster Glaubenswächter wirkte, aktiv alle Kinderfickerfälle an sich zog, strengstes Schweigen befahl und die Bischöfe anwies die Päderasten in ihren Reihen gewähren zu lassen, zweifelt kein bißchen an seiner Rolle. 

Aus Gründen absoluter Geheimhaltung zog in der Tat die verschwiegene vatikanische Glaubenskongregation alle wichtigen Fälle von Sexualvergehen von Klerikern an sich und so kamen die Fälle in den Jahren 1981 bis 2005 auf den Tisch ihres Präfekten Kardinal Ratzinger. Dieser sandte noch am 18. Mai 2001 ein feierliches Schreiben über die schweren Vergehen ("Epistula de delictis gravioribus") an alle Bischöfe der Welt, in welchem die Missbrauchsfälle unter die "päpstliche Geheimhaltung" ("secretum Pontificium") gestellt wurden, deren Verletzung unter Kirchenstrafe steht.
(
Küng)

Reue Fehlanzeige.

Bei Benedikt geht es […] um Folgendes: Er war verantwortlich als Chef der Glaubenskongregation für die Fälle von Missbrauch in der Kirche. Also, er war für deren Aufklärung, beziehungsweise eben für deren Vertuschung.
  Und wenn man sagt, man will jemandem vergeben, dann muss man sagen, nach der katholischen Lehre muss da sein: A, Schuldeingeständnis, B, echte Reue, dann kann C, Vergebung folgen. Aber der Papst selbst, obwohl er sich mit Missbrauchsopfern trifft, obwohl er hier und da Dinge sagt, wie schrecklich das alles sei - er hat nicht seine eigene Schuld eingestanden.
Er zeigt keine Reue, im Gegenteil, er sagt, man sieht ja, wie diese schlimme weltliche Gesellschaft, diese schlimme sexuelle Enthemmung auch die Kirche affiziert, und darum muss sich erst recht mein Kampf gegen die - wie er es nennt - Antikultur des Todes fortsetzen. Das heißt, er zieht genau die falschen Schlussfolgerungen. Er sieht so zusagen - er guckt weiterhin auf den Span in unserem Auge, statt den Balken im eigenen zu erkennen.

Ratzinger ist ein mitleidsloser Elitärer, der seit vierzig Jahren gegen Humanismus und Menschenrechte kämpft.

Als von Amts wegen Unfehlbarer hat der rechtsradikale Geront im Schwuchtelkleid selbstverständlich auch eine Erklärung für das Hunderttausendfache Kinderficken seiner Priester.
Benedikt XVI. beantwortet damit eine Frage, die gar nicht mehr gestellt wird, weil jeder längst die Antwort kennt.
Wir wissen warum es extrem überproportional viele katholische Geistliche sind, die Kinder sexuell missbrauchen:

1.   Ratzingers Schwulenbann aus den Priesterseminaren
2.   Ratzingers Sexualmoral
3.   Ratzingers Misogynie
4.   Ratzingers Verbot des Frauenpriestertums und natürlich auch
5.   Ratzingers Befehl weltweit alle Missbrauchsfälle unter Androhung schwerster Kirchenstrafen zu vertuschen!

Wir müssen nicht mehr darüber rätseln was sexuell Frustrierte in die Priesterseminare der RKK zieht.
Wir brauchen keine Erklärung mehr von der 92-Jährigen Ehefrau Georg Gänsweins.

Dennoch bekommen wir sie.

[….] Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat die sexuelle Revolution der Zeit um 1968 und die Säkularisierung der westlichen Gesellschaft für den sexuellen Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche mitverantwortlich gemacht. Benedikt führt diese Taten in einem jetzt veröffentlichten Aufsatz vor allem auf außerkirchliche Entwicklungen zurück. [….] "Wieso konnte Pädophilie ein solches Ausmaß erreichen? Im letzten liegt der Grund in der Abwesenheit Gottes." Eine Welt ohne Gott sei eine Welt ohne Moral: "Es gibt dann keine Maßstäbe des Guten oder des Bösen." Von Machtstrukturen in der Kirche ist in dem Papier nicht die Rede.
"Zu der Physiognomie der 68er Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde", schrieb Benedikt [….] Unabhängig davon hätte sich zeitgleich "ein Zusammenbruch der katholischen Moraltheologie ereignet, der die Kirche wehrlos gegenüber den Vorgängen in der Gesellschaft machte". [….]

Kann man sich nicht ausdenken!

Jeder anderen Trümmertranse des Jahrgangs 1927 würde man so einen Unsinn ob des fortgeschrittenen Alters verzeihen, aber dieses bösartige Exemplar wurde vom Heiligen Geist als Papst auserkoren und redete vor 20 oder 50 Jahren, als es noch nicht senil war, ganz genauso.

[….] Was der abgedankte Papst [….]  in die Welt gesetzt hat, ist ein Dokument der Verleumdung und der Heuchelei.
[….] Gleich der erste Satz seines Pamphlets ist dann ­programmatisch: „Die Sache beginnt mit der vom Staat verordneten und getragenen Einführung der Kinder und der Jugend in das Wesen der Sexualität.“
Also mit 1968 – und nicht mit einer katholischen Präpotenz in Fragen der Sexualität und der sexualisierten Gewalt, die sich über Jahrhunderte in weiten Teilen des ­Erdballs straflos ausleben durfte.
 „Die Sache“ beginnt nach Ratzinger da, wo Machtmissbrauch und Heuchelei endlich wirkmächtig thematisiert werden. [….] Nach diesem Einstieg beschreibt Ratzinger in erschütternd zu lesenden Anekdoten den Schock, den eine öffentlich gezeigte und gelebte Sexualität im Zuge der Liberalisierung von 1968 unter den katholischen Dunkelmännern auslöste: „In der Tat wurde in Flugzeugen kein Sexfilm mehr zugelassen, weil in der kleinen Gemeinschaft der Passagiere Gewalttätigkeit ausbrach. Weil die Auswüchse im Bereich der Kleidung ebenfalls Aggression hervorriefen, haben auch Schulleiter versucht, eine Schulkleidung einzuführen, die ein Klima des Lernens ermöglichen sollte.“ [….] Dazu kommt dann die alte Mär der „Pädophilie“, die im Zuge von ’68 als „erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde“, eben „diese völlige sexuelle Freiheit, die keine Normen mehr zuließ“. Die allmächtige katholische Kirche – sie ist bei Ratzinger von ein paar versprengten, pädophilen Verbrechern am Rande des in den 1960er Jahren einsetzenden großen Emanzipationsprozesses der Menschheit in den Abgrund gestürzt worden. Das Ergebnis ist der Missbrauch, sind „homosexuelle Klubs“ in Priesterseminaren. Natürlich.
[….] Ratzinger geht es nicht um Liebe, nicht um das Ende des Missbrauchs, sondern um die Wiedereinsetzung von totalitärer katholischer Herrschaft. [….] In seiner Hinterfotzigkeit will Ratzinger dabei nicht einmal seine Freude darüber verbergen, dass einer seiner intellektuellen Widersacher, Franz Böckle, an Krebs verstarb, bevor er ihm in einer theologischen Frage ausführlich widersprechen konnte: „Der gütige Gott hat ihm die Ausführung dieses Entschlusses erspart.“ [….]
Es reicht nicht so einem Pädophilen-Beschützer öffentlich zu widersprechen, wie es glücklicherweise die meisten seriösen Journalisten tun, sondern seiner gemeingefährlichen Organisation muss als allererster Schritt sofort die Gemeinnützigkeit werden.

[….] Die Äußerungen des früheren Papstes Benedikt XVI. zum Thema sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche hält Christiane Florin für kleinlich, peinlich und gefährlich. „Der Mann, den seine Fans als Denker feiern, ignoriert offensiv, was Missbrauchsstudien zeigen.“ Damit werde Kirchenpolitik gemacht.  [….]

Politiker wie Nahles und Klingbeil, Altmaier und Kramp-Karrenbauer, die so eine Ideologie offen unterstützen und aktiv dafür sorgen dieser Profi-Kinderfickerorganisation Milliarden zuzuschanzen, müssen vom Wähler geächtet werden.

[…..][….] Am Anfang stand demnach eine Dame um die 60, "die Gesundheitsministerin Frau Strobel" (Ratzinger). Die SPD-Frau ließ einen Film produzieren, "in dem zum Zweck der Aufklärung alles, was bisher nicht öffentlich gezeigt werden durfte, einschließlich des Geschlechtsverkehrs, nun vorgeführt wurde". Und, man hätte es ja wissen müssen: "Was zunächst nur für die Aufklärung junger Menschen gedacht war, ist danach wie selbstverständlich als allgemeine Möglichkeit angenommen worden."
Ein weiteres Beispiel des emeritierten Papstes: Am Karfreitag 1970 in Regensburg habe er auf allen Plakatsäulen eine Werbung sehen müssen, die "zwei völlig nackte Personen im Großformat in enger Umarmung vorstellte".
In den Schulen hätten "Auswüchse im Bereich der Kleidung ebenfalls Aggression" hervorgerufen. Und "zu der Physiognomie der 68er Revolution gehörte, daß nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde".[….] Allerdings stimmt es nicht, dass Pädophilie fortan "als erlaubt und angemessen diagnostiziert wurde". Als etwa die nordrhein-westfälischen Grünen 1985 die Legalisierung von "einvernehmlichem Sex" Erwachsener mit Minderjährigen in einem Arbeitspapier forderten, wurden sie von den Wählern dafür abgestraft: Sie kamen nicht in den Landtag. [….]
Noch etwas hat der pensionierte Papst offenbar vergessen: Kindesmissbrauch war schon lange vor dem Aufruhr der Achtundsechziger verbreitet. Nicht zuletzt in der Kirche. [….]

Richtig, Fräulein Ratzinger ist übel, aber man soll nicht vergessen, daß sie nur eine Vertreterin einer insgesamt verdorbenen Ideologie der Starken wider die Schwachen ist. 
Das kann man in seinem eigenen Wort, der Bibel, der Guten Nachricht, zweifelsfrei nachlesen.

 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.
(Mat 13,41)

18Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, 19 so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes 20und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold. 21So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, daß er sterbe, und du sollst so das Böse aus deiner Mitte wegtun, daß ganz Israel aufhorche und sich fürchte.
(5 Mose, 21)

 Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
(Mat 10,34)

Kommt, versammelt euch zu dem großen Mahl Gottes und eßt das Fleisch der Könige und der Hauptleute und das Fleisch der Starken und der Pferde und derer, die darauf sitzen, und das Fleisch aller Freien und Sklaven, der Kleinen und der Großen!
(Joh 19,17)

So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder (...) erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nächsten.
(2 Mose 32,27)

Wenn jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.
(Lukas 14,26)

Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, daß ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürgt sie vor mir!
(Lukas 19,27)

63So wie der Herr seine Freude daran hatte, auch Gutes zu tun und euch zahlreich zu machen, so wird der Herr seine Freude daran haben, euch auszutilgen und euch zu vernichten.
(5 Mose 28) 
 
In der Bibel preist Jesus auch die Sklaverei.
Linkshänder wurden verbrannt, weil sie die Teufelshand benutzten. Wollte die Kirche so.
Ungläubige, Juden, Muslime wurden von der Kirche massakriert.
Gemischtrassige und gemischt konfessionelle Ehen verboten.
Die Kirche pries Kinderarbeit und predigte fast 2000 Jahre ihrer Geschichte, daß man Kinder regelmäßig verprügeln muß.
Die Kirche jagte Jugendlichen Angst ein, wenn es um Masturbation ging.
Kirchen verboten das Bankenwesen und Zinsen.  

Die Kirche hat Menschen gefoltert und ermordet, weil sie sich für den Heliozentrismus stark machten.
Kirchen haben arabische Zahlen wegen der "teuflischen Null" untersagt.

Sich im 21. Jahrhundert auf Bibel, Gott und Kirche und Heiliges zu beziehen, ist ganz ganz ganz ganz ganz ganz ganz schlecht.

Der Typ entstammt einer altertümlichen primitiven Hirtenkultur, die keine Menschenrechte kannte und fleißig vor sich hin mordete.
Bischöfe und niedere Religioten, die sich heute noch auf die Bibel beziehen, sollte man nicht ernst nehmen. (….)

Donnerstag, 11. April 2019

Der junge Wilde sieht alt aus.


Dieser junge Wilde galt immer als Person mit ganz viel Zukunft in der CDU.
Aus einer Arbeiterfamilie stammend arbeitete sich der konservative Katholik hoch, machte Abitur, studierte, wurde Jurist, lebt „unkonventionell als Junggeselle“, spricht neben Deutsch fließend Englisch, Französisch und Niederländisch.
Er stammt aus einem Mini-Landesverband, so daß er auch Landesebene keine Konkurrenz hat und gehörte schon in den 1990ern zur legendären „Pizza-Connection“, die noch während der Rotgrünen Bundesregierung austüftelte, wie CDU und Grüne dereinst in ein politisches Bett steigen könnten.
Andere CDU-Mitglieder waren Hermann Gröhe, Armin Laschet, Norbert Röttgen, Ronald Pofalla, Eckart von Klaeden, Julia Klöckner und Kristina Schröder, die wohl nicht zufällig später alle Minister oder Ministerpräsidenten wurden.
Für die Grünen flirteten Matthias Berninger, Cem Özdemir, Volker Beck, Andrea Fischer, Oswald Metzger, Rezzo Schlauch, Katrin Göring-Eckardt und Anja Hajduk mit den Konservativen.
Merkel gefällt so ein Parteisoldat, der ungehindert von ideologischen Festlegungen alles mitmacht.
Der Mann wird nicht vom lästigen Privatleben abgelenkt, ist für alles einsetzbar, kann seine eigenen Ambitionen zügeln und ist 110% loyal und verschwiegen gegenüber der Parteichefin.
Kein Wunder, daß Peter Altmaier im Eiltempo die Karriereleiter im Schatten der Kanzlerin emporraste: Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramt, Bundesumweltminister, interimsweise auch Bundesfinanzminister und schließlich Bundesminister für Wirtschaft und Energie.

Während dieser Dauerkarriere ist durchaus Zeit vergangen und da der gute Mann in zwei Monaten 61 Jahre alt wird, kann man ihn auch nicht mehr zu den „Jungen“ in der CDU/CSU-Fraktion zählen, wenn der 26-Jährige Philipp Amthor als neuer Star-Abgeordneter der CDU durch die Medien zieht und der 38-Jährige Minister Spahn täglich Aufmerksamkeit generiert.
Altmaier müsste für den letzten Karriereschritt, das Bundeskanzleramt, dringend durchstarten. Er ist nur vier Jahre jünger als Merkel und muss zugreifen, wenn sie demnächst in Rente geht.
Dafür sollte er im CDU-Kernressort Wirtschaft brillieren, die verloren gegangene Bedeutung des Amtes aus der Ehrhardt- und Schiller-Zeit zurückholen.
So könnte er innerhalb der Partei doppelt Punkte machen, weil Christdemokraten immer noch schmollen, dafür das Finanzressort abgegeben zu haben.

Der Plan wäre gut. Nur scheitert Altmaier grandios an der Umsetzung, hat es vermocht Links und Rechts, Wirtschaft und Gewerkschaften gegen sich aufzubringen und sogar die Kanzlerin, deren treuester Diener er ist, macht sich öffentlich über ihn lustig, weil er es nicht schafft seine Staatssekretärsposten zu besetzen.

Als Wirtschaftsminister klebt dem Saarländer das Pech wie Scheiße am Schuh.
Noch nicht mal der bereits eine Dekade während Daueraufschwung hält.
Im Januar hatte die Bundesregierung noch mit einem Prozent Wirtschaftswachstum 2019 gerechnet. Nun halbiert der Minister die Prognose auf 0,5 Prozent.
Als der zuständige damalige Bundesinnenminister de Maizière total an der Flüchtlingsintegration scheiterte und nur noch seine Unfähigkeit demonstrierte, entzog ihm Merkel die Zuständigkeit und übertrug diesen ureigenen Innenminister-Bereich an Altmaier.
Nun ergeht es ihm umgekehrt selbst so. Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie ist so offensichtlich außerstande die Energiewende zu managen, daß Vizekanzler Scholz den ganzen Bereich Energie kurzerhand an sich zog.
Mehr kann man den amtierenden Minister kaum demütigen.
Scholz ist zwar an der Parteibasis unbeliebt und wird mutmaßlich ebenfalls nie Kanzler werden, aber er kann es sich leisten den Energieminister niederzuwalzen, weil ihm niemand seine Kompetenz bestreitet. Kaum ein Journalist schwärmt von Scholz, aber niemand würde seine Intelligenz, seinen Fleiß und seine Fähigkeiten negieren.
Altmaier hat hingegen gar keine Freunde mehr, weil er unerklärlicherweise rein gar nichts aus seinem Job macht.

[….] Es ist ein regelrechter "Shitstorm", der gerade über Peter Altmaier hinwegfegt. Und es ist eine Mischung aus Enttäuschung, Fundamentalkritik am Kurs des Wirtschaftsministers und politischen Machtkämpfen.
Hinter den Kulissen ist die Unzufriedenheit über den CDU-Politiker seit längerem groß. Nun bricht die Kritik öffentlich aus. [….]

Diese Woche verließ der CDU-Spitzenbeamte Jörg Semmler (46) das Wirtschaftsministerium, der treue Adlatus, der dem Minister auch schon in den beiden vorherigen Ministerjobs gedient hatte.
Niemand wunderte sich; es hieß nur noch „die Ratten verlassen das sinkende Schiff“. Altmaier spielt in den Zukunftsüberlegungen der CDU keine Rolle mehr; seine Landsfrau AKK ignoriert ihn.

[….] Am Wochenende verpassten die Familienunternehmer (BMW, Miele, Oetker) dem Wirtschaftsminister eine Breitseite. Der Verband hat Altmaier zu seiner 70-Jahr-Feier Anfang Mai nicht eingeladen.
Und zwar mit voller Absicht: „Altmaier hat das Wirtschaftsministerium beschädigt“, sagte Verbandspräsident Reinhold von Eben-Worlée [….]. Die CDU enttäusche ihre bisherigen Unterstützer.
In der Union dürften bei diesen Worten die Alarmglocken schrillen. Die Familienunternehmer sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – und sie sind treue Unionsspender. Riesengroß waren die Hoffnungen der Firmenchefs, als die CDU erstmals nach Jahrzehnten [….]  wieder das Wirtschaftsministerium an sich riss. Altmaier sah sich als legitimer Enkel von Ludwig Erhard, dem früheren Kanzler und Vater des Wirtschaftswunders. Doch seitdem ist bei Altmaier eingetreten, was bereits in seiner Zeit als Umweltminister (2012–2013) zu beobachten war: große Worte, eher wenig dahinter. [….]

Die liberalere Süddeutsche Zeitung tutet in dasselbe Horn; Altmaier zeige keinen Einsatz.

[….] Die Kritik an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier wird immer lauter. Gleich mehrere Wirtschaftsverbände stellten sich zuletzt offen gegen den CDU-Politiker. Und in der Tat: Altmaier agiert nicht gerade glücklich, sondern macht einiges falsch, er sorgt in der Wirtschaft für Frust statt für Zuversicht. Das ist verhängnisvoll, gerade wenn ein wirtschaftlicher Abschwung mit unvorhersehbaren Folgen droht.
Statt der Wirtschaft in diesen schwierigen Zeiten demonstrativ den Rücken zu stärken, zieht er Ärger und - berechtigte - Kritik des Mittelstands auf sich. Das ist fatal: Denn die starke deutsche mittelständische Wirtschaft ist es, die den Wohlstand hierzulande sichert. Hier entstehen die Arbeitsplätze, hier gibt es Innovationen, hier wird weltweit exportiert. Es ist nicht gut, wenn gerade diese Unternehmen mangelnde Unterstützung und nicht eingehaltene Versprechen anmahnen. Altmaier müsste vielmehr genau diese Unternehmen unterstützen, er sollte ihre Wettbewerbsfähigkeit mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln fördern. [….]

Sogar die stockkonservative WELT schließt sich auf den konservativen Wirtschaftsminister ein. Altmaiers „Performance schade der Union“, die Kritik an ihm sei berechtigt.

Der SPIEGEL sieht Altmaier sogar schon als armen Gemobbten.

 [….] Thomas Enders, der an diesem Mittwoch als langjähriger Airbus-Chef abtritt [….]  ist bei Weitem nicht der Einzige, der den wirtschaftspolitischen Ideen von Altmaier widerspricht. Für seine Positionen erntet der Minister derzeit in einer Weise Kritik von Unternehmensvertretern wie es Vertreter der traditionell wirtschaftsfreundlichen CDU nicht gewohnt sind. Mittlerweile geht es dabei nicht mehr nur um Sachfragen. Zunehmend richten sich die Einwände auch gegen Altmaier als Person, der fast schon wie ein Mobbingopfer der Wirtschaftsbosse wirkt.
"Der Wirtschaftsminister hat kein Konzept - weder für die Energiewende noch für die Wirtschaft insgesamt", sagt Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. "Der Minister muss entschieden mehr tun, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu stärken", sagt Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). [….] Das Industriepapier ist nicht die erste Idee, mit der Altmaier für Stirnrunzeln sorgt. So erklärte er kurz nach seinem Amtsantritt im SPIEGEL, die deutsche Wirtschaft könne noch 20 Jahre lang ein Wachstum von zwei bis 2,5 Prozent erzielen. Das widerspricht allerdings der gängigen Erfahrung mit Konjunkturzyklen. [….] Nicht von Erfolg gekrönt waren bislang auch Altmaiers stete Rufe nach einer kompletten Abschaffung des Solidaritätszuschlags oder einer Unternehmensteuerreform. [….] "Ich werde mit den Beteiligten reden und auf sie zugehen", sagte er dem SPIEGEL auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Das Treffen wurde bereits von der FFF-Ikone Greta Thunberg aufgemischt. Doch Altmaier wirkte nicht sonderlich beeindruckt.
Einen Tag später stand der Wirtschaftsminister in Berlin dann vor einer Schar von Jugendlichen, die ihn nicht zu Wort kommen ließen und aufforderten, zurück an die Arbeit zu gehen. Der sonst so joviale Altmaier verlor schließlich die Fassung und blaffte einen Mitarbeiter an. "Das war 'ne Scheißidee!", sagte er. Eine Einschätzung, zu der Altmaier auch mit Blick auf sein Industriekonzept noch kommen könnte. [….]

Der Wirtschaftsminister hat es vermocht seine eigene Partei dazu zu bringen kollektiv nach einem anderen Wirtschaftsminister zu rufen. Merz soll es richten.
Springer und Funke trommeln ungeniert für den steinreichen Lobbyisten, der es in seiner eigenen Politlaufbahn stets zielsicher vermochte völlig falsch zu liegen.
Der arme alte Altmaier soll nun durch eine Älteren, den 63-Jähirgen Merz ersetzt werden?
Jetzt tut mir Altmaier leid.

(…..) Merz, der auch im Herbst 2018 noch genau so einen Unsinn von sich gibt wie vor 15 Jahren, ist gedanklich seit seiner großen Zeit in der Bundespolitik einfach stehengeblieben.


[….] Jetzt sind Experten gefragt. Merz könnte Bundeskanzler werden. Ein Sprecher von Innensenator Andreas Geisel (SPD) wollte „nicht alles kommentieren“, was auf Regionalkonferenzen der CDU gesagt wird. Tom Schreiber (SPD), Fachmann seiner Fraktion im Abgeordnetenhaus für Polizeithemen, sagt: „Es ist immer problematisch, wenn der Merz im Dezember ausbricht. Der Vorschlag zeugt davon, dass Merz null Ahnung davon hat. Das kann man unter Klamauk verbuchen.“ [….]

Er sieht die Wirtschafts- und Sozialpolitik noch genauso durch die radikal neoliberale Brille wie vor 20 Jahren:
Sozialausgaben radikal kürzen, alle Regulierungen abschaffen, Steuerrecht ausmisten und massiv von unten nach oben umverteilen, damit die Unternehmer investieren.

So steht es auch in seinen Prä-Finanzkrise-Büchern „Mut zur Zukunft. Wie Deutschland wieder an die Spitze kommt“ (2002), „Nur wer sich ändert, wird bestehen. Vom Ende der Wohlstandsillusion“ (2004), „Mehr Kapitalismus wagen – Wege zu einer gerechten Gesellschaft“ (2008), in denen er Düsteres prognostizierte.

[…] Die Diagnose, die Merz in dem Buch [Vom Ende der Wohlstandsillusion] macht […]: Deutschland erlebe einen "historischen Niedergang"; die "Position der Exporteure auf den Weltmärkten verschlechtert sich ständig"; der Staat steckt in der "Schuldenfalle"; der Sozialstaat belohnt Faulheit; die "Überregulierung" des Arbeitsmarkts ist "schlicht eine Katastrophe", ebenso wie das böse Tarif- und Verbändekartell; die Lohnfindung ist "verkrustet"; dazu kommt, dass die Unternehmen ohnehin keinen einstellen, weil der Kündigungsschutz zu streng ist; unser Steuersystem ist schlechter als das von Gambia und Uganda; und überhaupt arbeiten wir zu kurz, und die Eliten verstehen nicht den Zusammenhang zwischen Leistung und Lohn; und die Gutmenschen haben uns zu bequem werden lassen.
Was es braucht, schien für Merz ebenso klar: die Deutschen müssen (fast) alle irgendwie verzichten. Und "länger arbeiten". Und flexibler. Und im Normalfall ohne Wohltaten vom Staat auskommen. Und ihre Rente am Kapitalmarkt gefälligst selbst verdienen. Für über 50-Jährige sollte es am besten gar keinen Kündigungsschutz mehr geben. Die Leute müssen ihren "Konsum beschränken" (damit - angeblich dann - mehr Geld für die Unternehmen übrig bleibt). Abgesehen davon braucht es weniger teure Beamte. Und weil "die Marktwirtschaft ihre Überlegenheit längst bewiesen hat", muss natürlich irgendwie (fast) alles den Märkten überlassen werden. [….]

Es gibt zwei Probleme an dieser hanebüchenen, einseitigen Sichtweise.

Zum einen hält Merz an diesen Rezepten und Prognosen bis heute fest und zeigt damit Starrsinn und Realitätsblindheit.
Zum anderen haben sich alle seine düsteren Unkenrufe als völlig falsch erwiesen. Nichts trat davon ein, obwohl Angela Merkel in 13 Jahren das Gegenteil einer Reformerin war und keine der radikalen Merz-Forderungen umsetze.
Hätte Merz Recht behalten, wäre Deutschland inzwischen untergegangen.

[….] Wenige Monate nach Merz' düsterem Gequassel über den angeblich so heillos verkrusteten Arbeitsmarkt begann die Arbeitslosigkeit in Deutschland zu fallen - bis heute fast ohne Unterbrechung. Und trotz des angeblich so furchtbaren Kündigungsschutzes haben deutsche Unternehmen mehr als fünf Millionen zusätzliche Stellen geschaffen.
All das, ohne dass sich in der kurzen Zeit noch viel geändert hätte, im Merz'schen Sinn. Kein radikal vereinfachtes Steuersystem. Keine Bierdeckelsteuerberechnung. Bis heute nicht. Im Gegenteil: im Frühjahr 2005 kündigte Gerhard Schröder Neuwahlen an, womit monatelang eigentlich nichts mehr groß entschieden wurde; und im Herbst - vor genau 13 Jahren - kam mit Angela Merkel die Kanzlerin, die das Nicht-groß-Reformieren zum Markenzeichen gemacht hat.
[….] Ein Teil der Forderungen, die Ultras wie Merz damals stellten, klingen mittlerweile bizarr, wo klargeworden ist, dass auch ohne Merz' Träume schon viel zu viel öffentliche Gelder gekürzt wurden - und jetzt überall die Infrastruktur kippt. Ziemlich gaga klingt im Nachhinein auch der damalige Befund, dass deutsche Exporteure angeblich immer weniger wettbewerbsfähig wurden (weil wir zu teuer und zu faul sind); dafür haben deutsche Exporteure zu viel Gutes zu bieten. In Wirklichkeit gab es schon zu der Zeit, als Merz sein Buch schrieb, einen historisch einmaligen Exportaufschwung.
Und wir haben in der Zeit, wenn überhaupt, zu wenig konsumiert, nicht zu viel, wie es Merz damals fehldiagnostizierte: sonst hätte Deutschland nicht seit Jahren jetzt dieses brisant gefährliche Ungleichgewicht zwischen Export und Import, das die nächste Krise auslösen könnte - und Donald Trump jetzt Vorwände für Wirtschaftskriegsspiele liefert. Ziemlich viel ökonomischer Unsinn. [….]

Das ist also das Wirtschaftssuperhirn, dem die CDUler nun begeistert nachlaufen?

Zehn Jahre Politik gingen an Friedrich Merz spurlos vorbei. Er klammert immer noch an seinen altbackenen und längst von der Realität widerlegten Rezepte und ist zudem auch noch polittaktisch so unfähig, daß er simple und vorhersehbare Attacken nicht parieren kann.
Rechte Publizisten wie Jan Fleischhauer geben sich große Mühe ihr einstiges Idol hochzuschreiben und AKK zu verhindern. (……)

Mittwoch, 10. April 2019

Planlosigkeit als Plan.


Vielleicht war das ja der geheime Plan der konservativen, aber nicht völlig Johnson-Rees-Mogg-Wahnsinnigen: Wir machen Britannien zur Schrödinger-Katze. Wir treten aus der Europäischen Union aus und bleiben gleichzeitig Vollmitglied.
Tatsächlich wird inzwischen fast vergessen, daß das Vereinigte Königreich reguläres Mitglied der EU ist, alle EU-Regelungen umsetzt und von allen EU-Gesetzen und Verträgen profitiert.
Währenddessen bleibt die Inselregierung aber de facto von allen wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen. Wenn wir von „die EU“ reden, meinen wir ganz selbstverständlich „die EU der 27“, also alle EU-Staaten minus England.
Alle wichtigen Weichenstellungen für die Zukunft treffen die Regierungschefs ohne Frau May.


Es wird inzwischen von höchstrangigen Ratsmitgliedern wie Merkel ventiliert, London könne auch noch bis Ende 2020 Mitglied bleiben, um der Premierministerin mehr Zeit zu geben einen Austrittsvertrag ratifiziert zu bekommen.
Man staunt, fast drei Jahre nach dem Leave-Votum des Volkes, nach fast drei Jahren der Paralyse des Londoner Unterhauses, nach mehr als einer halben Legislatur der völligen Untätigkeit soll also weiter abwarten die Lösung sein?

Die Antwort auf Frau Mays Bitte nach mehr Zeit, die gegenwärtig in Brüssel diskutiert wird kenne ich nicht.


Die besten Chancen einen chaotischen No-Deal zu verhindern sehen Merkel und
EU-Ratspräsident Donald Tusk in einer möglichst langen Frist, also einer Verschiebung des Austrittstermins um möglicherweise ein ganzes Jahr. Man habe schließlich erlebt wie unfähig das britische Parlament sei unter Zeitdruck Entscheidungen zu treffen.

[…..] Unsere Erfahrung und die tiefe Spaltung innerhalb des Unterhauses geben uns wenig Grund zur Annahme, dass der Ratifizierungsprozess bis Ende Juni abgeschlossen werden kann", schrieb Tusk am Dienstag in seiner Einladung an Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre EU-Kollegen zum Brexit-Gipfel an diesem Mittwoch in Brüssel.


[…..] Tusk sagte […..], die vergangenen Monate gäben wenig Anlass zur Hoffnung, dass es bis dahin eine Einigung im britischen Parlament geben werde. Eine kurze Brexit-Verschiebung berge das Risiko immer neuer Sondergipfel und immer neuer Fristen. "Deshalb glaube ich, dass wir über eine alternative, längere Fristverlängerung diskutieren sollten." Dann könne auch Großbritannien noch einmal über seine Strategie nachdenken. […..]

Kurz und Macron argumentieren genau umgekehrt.
Geduld und lange Fristen führten nur zu einer Verfestigung der jeweiligen Position der zerstrittenen Insulaner.
Nur unter enormen Zeitdruck hätten sich Labour und die Tories endlich zusammengesetzt.


[…..] "Ergebnisse bekommt man aus Großbritannien nur unter Druck", sagt ein EU-Diplomat. Im Falle einer langen Verlängerungen aber wäre der No-Deal-Brexit erst einmal vom Tisch - "und die Gespräche zwischen Tories und der Labour-Partei wären tot". Der drohende Chaos-Brexit sei der einzige Grund für Labour-Chef Jeremy Corbyn, überhaupt mit May zu verhandeln. Ohne diese Gefahr hätten weder die regierenden britischen Konservativen noch die Opposition noch einen Anreiz, dem Austrittsabkommen mit der EU zuzustimmen. Stattdessen könnte es dann zu Neuwahlen kommen - die womöglich einen Brexit-Hardliner wie Boris Johnson zum Premierminister machen. […..]

  
Beide, sich gegenseitig ausschließenden Argumentationslinien sind für sich genommenen schlüssig.
Ich neige allerdings mehr zur Wien-Paris-Lesart.
Ein langer Aufschub birgt zudem die Gefahr, daß London die Brüsseler Politikfähigkeit talibanisiert.
Schon in den letzten 10 Jahren litt die Runde der EU-Regierungschefs unter der Quertreiberei und musste wegen des Prinzips der Einstimmigkeit ständig Rücksichten auf die Bremser von der Themse nehmen.
Möglicherweise wäre die EU heute nicht in so einer Krise, wenn die Ratsentscheidungen der letzten Dekade nicht so quälend umständlich und mutlos gewesen wären.


Mays Parteifreund Rees-Mogg, Multimillionär, Dunkelkatholik, Klimawandelleugner und Homohasser, droht schon damit die EU bei einer weiter bestehenden Mitgliedschaft seines Landes von innen zu zerstören.

[…..] Jacob Rees-Mogg, einer der härtesten Hardliner, droht bereits: Wenn das so kommt, dann müsse man das schwierigstmögliche Mitglied sein.
Die Europäische Union verhalte sich ja keineswegs kooperativ, findet Rees-Mogg, denn sie versuche mit dem Backstop die Einheit des Landes auseinanderzubrechen. Deshalb sei auch Großbritannien nicht zur Kooperation verpflichtet. "Wenn der neue mehrjährige Haushaltsplan auf den Tisch kommt und wir immer noch dabei sind, dann ist das eine nur alle sieben Jahre wiederkehrende Möglichkeit, unser Veto einzulegen. Auch die Pläne von Herrn Macron für ein engeres Zusammenwachsen der EU könnten wir stoppen." [….]


Offenbar fürchten sich die „EU der 27“ tatsächlich vor diesen Drohungen und überlegt die Zustimmung zu einer Brexit-Fristverlängerung mit Klauseln zu verquicken, die England zu einem gewissen Wohlverhalten verpflichten.
Die meisten juristischen Einschätzungen halten das allerdings für undurchführbar. Es gibt keine Mitgliedschaft zweiter Klasse und wie soll man eigentlich genau messen, ob ein Land eine EU-Entscheidung aus ehrlicher Überzeugung oder aus einem destruktiven Impuls heraus erschwert?

Die konservativen Regierungschefs Merkel und Kurz, die sich in der Frage der Brexit-Verschiebung entgegenstehen, haben allerdings in einem anderen Aspekt allerdings gemeinsame Interessen. Sie möchten bei der Europawahl den CSU-Mann Weber als EVP-Spitzenkandidaten zum Juncker-Nachfolger machen.
Die Chancen stehen ob der notorischen schwachen S&D Fraktion gut – solange die Briten außen vor bleiben.
Sollte London nun allerdings doch bei der Europawahl teilnehmen – und das wird gegenwärtig vorbereitet – rechnet man aufgrund der Tory-Schwäche und des Mehrheitswahlrechtes mit einem Labour-Durchmarsch, der die sozialistische Fraktion in Brüssel erheblich stärken könnte.
Gut möglich, daß Merkel sich einen Aufschub bis Ende 2020 und eine Wahlniederlage Webers eher vorstellen kann, weil sie in zwei Jahren mutmaßlich als Rentnerin den ganzen Zirkus von außen anguckt und sich nicht erneut mit May ärgern muss.
Die jüngeren Regierungschefs wie Kurz oder Macron, die vorhaben noch länger zu amtieren, möchten der britisch-gordischen Knoten lieber jetzt zerschlagen.

Es bleibt also kompliziert.

  
Als Urnenpöbel-Skeptiker lehne ich die Ergebnisse der meisten Plebiszite bekanntlich ab: Brexit, Trump, das türkische Verfassungsreferendum, oder auch die gestrige Wiederwahl Netanjahus.
Ich halte die englische Entscheidung Europa den Rücken zu kehren für einen Jahrhundertfehler, den es noch bitter bereuen wird und für den wir alle zahlen müssen.
Der Souverän war zu doof und zu borniert, um die Entscheidung zu fällen, die David Cameron aus Feigheit im Jahr 2013 ankündigte.
Auch ein neues Referendum könnte die gespaltene Nation nicht einen.
Sie müssen genauso wie Trumpmerica erst schmerzhaft ihre Lektion lernen.

(…..) Man sollte Trump und den Brexit nicht abwenden bevor Trumpmerica und die Brexiteers ihre Lektion gelernt haben.

Die vielen Millionen Menschen sind dümmer und amoralischer als alle Hunde Spaniens und Deutschlands zusammen.
Sie müssen wirklich mit voller Kraft ihren Kopf in die von ihnen selbst geschissene Scheiße gerammt bekommen.
Anders lernen sie es nicht.
Wer so heftig in sein Haus kackt, muss auf die harte Tour erzogen werden.

Die Evangelikalen, Hillbillies, Rednecks und sonstigen Trump-Rassisten müssen am eigenen Leib erleben wohin seine isolationistische Hasspolitik führt.
Sie brauchen eine tiefe Wirtschaftskrise, Jobverlust und böse Krankheiten ohne Obamacare.
Sie brauchen durch Trumps environment-feindliche Politik ausgelöste Umweltkatastrophen vor ihrer Haustür und durch von Trump ermächtigte raffgierige Banker herbeigeführte Obdachlosigkeit.



Nur so begreifen sie, daß Trumpismus in die Krise führt und daß man so einen nicht wieder wählen darf.

Und so leid es mir für alle normalen Briten tut – auch ihre Europa-hassenden Landsleute brauchen diese Lektion. Sie müssen einen katastrophalen Wirtschaftszusammenbruch mit Lebensmittelknappheit und geplatzter Immobilienblase erleben. Sie müssen deutlich spüren wie sehr sie auf die anderthalb Millionen in England arbeitenden Europäer anderer Länder angewiesen sind.
Erst wenn jeder das bitter erfahren hat und GB am Boden liegt, sollen sie wieder angekrochen kommen und ein neues EU-Beitrittsgesuch stellen.
Farage und Johnson werden dann nicht noch mal ihr Maul aufreißen. (…..)


Also bitte keine Fristverlängerung mehr, keine Zugeständnisse, sondern gebt den Forderungen der Ultras Rees-Mogg, Johnson, Farage nach: Brutaler No-Deal-Brexit jetzt.
Leseempfehlung:
Andreas Edmüller fasst alles sehr schön in einem Essay seines Philosophie-Blogs zusammen:

[….] Die Hauptargumente der Brexit-Kampagne sind heute im Grunde als Lügen, groteske Verzerrungen bzw. Erfindungen entlarvt.4) Nur: Wer das wissen wollte, hatte schon vor dem Referendum sehr leicht die Gelegenheit, sich die nötigen Fakten und Daten zu beschaffen und in Gegen-Argumente umzuformen. Und: Obwohl die Argumente offensichtlich entkräftet sind, will immer noch annähernd die Hälfte der Briten den Brexit. Für mich als Argumentationsprofi heißt das: Rational betrachtet hat der Brexit mit den Argumenten seiner Befürworter bzw. deren nüchterner Bewertung nicht viel zu tun.
Wir müssen also im Arationalen nach einer Antwort suchen. Das ist wie bei der Religion: Die zum Teil katastrophalen Denkfehler diverser Gottesbeweisversuche sind mittlerweile allgemein bekannt und Inhalt von Proseminaren zum Thema – trotzdem beeindruckt das Gläubige nicht. Sie wiederholen einfach ihre „Beweise“ und ignorieren deren Schwachstellen. Oder sie verzichten gleich darauf, die Existenz Gottes mit schnöden rationalen Mitteln beweisen zu wollen. Man glaubt und will einfach glauben. Wer braucht da schon Argumente …


So ähnlich ist das mit dem Wunsch nach dem Brexit: Argumente greifen nicht, man braucht auch keine, man weiß einfach, dass das der rechte Weg ist. […..] Bleibt das UK nun doch aus irgendeinem Grund in der EU, dann sehe ich die große Gefahr, dass der dadurch sich garantiert verschärfende Kampf der Brexiteers auf andere Länder bzw. die EU übergreifen wird. Sie werden keine Ruhe geben und alles tun, um die EU wie bisher von innen heraus zu schwächen und zu bekämpfen. Gleiches gilt für diverse sanftere Lösungen: Sie werden auch darin eine perfide Versklavung der Briten sehen und dagegen ins Feld ziehen. Verschärft wird diese Befürchtung noch durch einen recht einflussreichen Verbündeten, den sie in diesem Kampf gegen die EU haben: Trump und die USA. [….]