Montag, 11. März 2019

Selber fressen macht fett.


Peterspfennig, Kollekte, Kirchensteuer, Miserior, Caritas, Spendenaufrufe – Geld zu sammeln ist für Kirchen nicht etwa nur zur „zweiten Natur“ geworden, sondern schon seit Jahrhunderten ERSTE Natur der Kirchen.
Insbesondere in den USA und Deutschland quellen die christlichen Kassen über; im katholischen Frankreich kommen Bischöfe mit einem Bruchteil des Gehaltes aus.
 In Pennsylvania, dem Geburtsstaat meines Vaters werden inzwischen Garagen neben den Kirchen selbst so riesig wie Kirchen, weil die Gemeinden trotz der Milliarden-Entschädigungen für die durch Pfaffen missbrauchten Kinder derartig viel Geld übrig haben, daß sie sich einen bizarren Wettkampf liefern die Gebäude der Nachbargemeinde zu übertreffen.

Nichts könnte entfernter von angeblich christlichen Werten wie Bescheidenheit oder Armut liegen.

Joel Osteens (*1963) neocharismatische Lakewood Church in Houston, Texas bringt es wöchentlich auf 52.000 Gottesdienstbesucher, denen er hochprofessionell Geld abknüpft zur Ehre Jesu.

[…..] Royalties from Osteen’s book sales, radio show, public speaking fees, and church collection reportedly generate $55 million per year. He and his wife, co-pastor Victoria Osteen, live with their two kids in a $10.5 million mansion in the Houston suburbs. Osteen’s net worth is reported as $40 million. [….]

 40 Millionen Dollar sind eine vorsichtige Schätzung, andere Quellen gehen von deutlich höheren Einkünften aus – genau wird man es  nie wissen; schließlich sind Kirchen generell steuerbefreit in den USA.
 Damit spielt Osteen zwar noch nicht in der Liga der Prediger Pat Robertson (100 Mio) oder Kenneth Copeland (300 Mio), aber auch der Mann aus Houston besteht auf von den Gläubigen finanzierte Luxuslimousinen und Privatjets.


Die Ansprüche der Gottesmänner treiben nicht nur im Vatikan bizarre Blüten. Man muss sich schon was einfallen lassen, um derartige Summen zu verprassen.

Osteen besitzt nicht nur eine Millionenvilla, sondern auch anderen Dinge, die der Armut verpflichteten Prediger wichtig sind, wie beispielsweise einen Ferrari.


[….] Joel Osteen, who has a reported net worth of more than $50 million, no longer accepts the $200,000 salary to which he's entitled as senior pastor of Lakewood Church. Instead, he earns his money from lucrative speaking engagements across the U.S. and sales from his 14 books[….] The preacher with the megawatt smile also takes in an estimated $43 million a year in collections at his church [….]
Osteen also spoke about his wealth [….]
"I'm not asking for money on television. I don't try to be slick, I just try to be sincere. I just try to be who we are. You know it's a battle we have to fight. ... We just feel that this is God's blessings. We're big givers. We live what we preach. [….] "

Das wichtigste Gebot Osteens ist: “Alles Geld für Osteen”, keinesfalls darf die schöne Kohle an ärmere Menschen verschwendet werden. Klopfen Bedürftige an, werden die Türen blitzschnell verbarrikadiert.

[….] In August 2017, after receiving criticism for not helping Hurricane Harvey victims, Osteen opened his 16,800-seat Houston megachurch to evacuees. [….]

Man muss schon Prioritäten setzen. Man wird nicht fett, wenn man seine Mahlzeit anderen gibt.

Auch die Tornado-Opfer (23 Tote) dieses Monats in Alabama bekommen das was ihnen am meisten hilft: Von Trump signierte Bibeln.

[….] President Donald Trump signs Bibles at an Alabama church that is serving as a disaster relief area for people affected by a string of deadly tornadoes that ripped through the state last weekend. […..]

Mehrere Dutzend Mega-Churches in Alabama hielten es wie Osteen in Texas; sie verschlossen ihre Türen und gaben den Tornado-Opfern keinen Cent.


Anders als die Megachurches verhielt sich der Poarch Band of Creek Indians, an Native American tribe und sagte spontan zu die teuren Beerdigungskosten zu übernehmen.

[….] But their loved ones won't have to worry, at least, about the costs of the funerals. A Native American tribe says it will cover the funeral and burial expenses for all the victims of Sunday's tornadoes.
The Poarch Band of Creek Indians tribe will be making a $184,000 donation to cover the costs, Lee County coroner Bill Harris confirms to CNN. […..]

Schnell die Türen fest verschließen, wenn das Elend anklopft, ist aber selbstverständlich auch eine beliebte Handlungsvorschrift bei deutschen Christen.

In Hamburg ist es der Erzbischof Heße selbst, der Schülern die Tür vor der Nase zuknallt, ihre Schulen schließt, weil er die Grundstücke lieber profitabel verticken will. Bis ihn der rotgrüne Senat stoppte.

(…..) Und nun ist das Erzbistum not amused. Ganz offensichtlich wollte es mit den von der CDU auf Kosten der Hamburger Bürger geschenkten Filetgrundstücken ordentlich die Kassen klingeln lassen, statt sie weiterhin gemeinwohlorientiert zu nutzen.
Zu blöd, daß zwischenzeitlich die Farben des Landesregierung wechselten und der SPD-Bürgermeister Tschentscher das finanzielle Wohl der Multimilliarden-Organisation RKK nicht als vorrangig vor den Interessen der Hamburger Bürger betrachtet, so wie es Heße mutmaßlich erwartete.
So hat der Erzbischof also nicht nur die Schulen, die immerhin auch eine Einnahmequelle waren, geschlossen und weite Teile der Katholikenschaft Hamburgs gegen sich aufgebracht, sondern  sein eigentlicher Plan, sich damit finanziell gesundzustoßen, ist nun ebenfalls Makulatur. (….)


Die Türen vor den Bedürftigen zu verschließen kann man aber auch ganz wörtlich verstehen.
Natürlich öffnen die Kirchen NICHT ihre geheizten Räume, wenn bei Minusgraden draußen Obdachlose erfrieren.

[….] Die Eiseskälte in Deutschland wird für obdachlose Menschen zur tödlichen Bedrohung: Bereits zehn von ihnen sind in diesem Winter nach Recherchen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe auf der Straße gestorben. Dazu komme ein weiterer Verdachtsfall, sagte Geschäftsführerin Werena Rosenke. Obdachlose seien unter anderem in Berlin, Hamburg, Köln und Düsseldorf erfroren. [….]

Während die meisten deutschen Kirchen einfach nur ihre Türen abschließen, wenn draußen Menschen buchstäblich vor Kälte sterben, gehen einige Gemeinden noch weiter und vertreiben aktiv das Elend.

Der Pastor der Heilig-Geist-Kirche in München sorgt mit baulichen Anti-Obdachlosen-Maßnahmen dafür, daß keiner der Habenichtse unter dem Vorsprung des Haupttors schlafen kann.

So geht christliche Nächstenliebe! Selig sind die Armen, aber mögen sie arm bleiben, damit die Kirchen ihr Geld mehren.

[….]  Seit Kurzem hindert ein großes Blech am Haupttor der Heilig-Geist-Kirche Obdachlose daran, vor dem Gotteshaus zu übernachten. Dies hat jedoch nichts mit fehlender Nächstenliebe zu tun, [Nein, gar nicht! –T.] sondern hat gute Gründe, erklärt Pfarrer Rainer Maria Schießler.
[….] Aber: Weil Heilig-Geist nicht zur Fußgängerzone gehört, wo Betteln verboten ist, wird die Kirche intensiv von Bettlern aufgesucht. Eine Gruppe von Obdachlosen schläft schon seit Jahren, so erzählt es Schießler, vor dem Haupttor seiner Kirche. Wenn’s warm ist, ist dieses Tor für alle Menschen geöffnet, doch zwischen November und März ist es aus heizungstechnischen Gründen geschlossen. Menschen, die kein Zuhause haben, campieren dann vor der Kirche, die sie vor Wind und – durch einen Vorsprung – auch vor Regen schützt. "Das Problem ist, dass der Platz zu einem Lager ausgebaut wurde", sagt Schießler. [….] Schießler fürchtet, dass die campierenden und urinierenden Bettler mehr Camper und andere anziehen, die sich dann ebenfalls um seine Kirche herum erleichtern.
[….] Der Eingang der Talseite ist schon seit einiger Zeit mit einem Gitter vor Campern geschützt. "Aber ich wollte kein zweites Gitter, sonst schauen wir ja aus wie ein Gefängnis." [….]


Sonntag, 10. März 2019

Hinsetzen – Teil V


Der Begriff „Schäbigkeit“ erfährt im politischen Sinne durch Sahra Wagenknecht eine ganz neue Dimension.
Es ist schon grundsätzlich schäbig aus niederen egoistischen Motiven eine linke, der internationalen Solidarität verpflichtete Partei kontinuierlich durch nationalistisches und xenophobes Blinken nach rechts zu verschieben.

Es ist besonders schäbig dabei auch noch in Kauf zu nehmen, die einzig linke Partei zu zerschlagen, indem man als Bundestagsfraktionsvorsitzende  gleichzeitig eine Konkurrenz-Organisation gründet.

Noch schäbiger ist es aber als #Aufstehen-Chefin noch nicht mal ein Risiko eingehen zu wollen, indem sie in beiden „Parteien“ weiter führende Rollen einnimmt, so daß sie immer auf der sicheren Seite steht, falls  „Aufstehen“ oder „die Linke“ dabei auf der Strecke bleiben.


Auch symbolisch betrat die Bewohnerin einer Millionen-Villa im Saarland neue Größenordnungen der Schäbigkeit, indem sie sich dezidiert an homophobe, gewalttätige und antisemitische Kräfte der „Gelbwesten“ anknüpfte.

Gerade gestern gab es in Köln einen Versuch der rechtsextremen, verschwörungstheoretischen identitären Ausländerhasser um den Pipi-Blogger David Berger mit Gelbwesten Hetze gegen Schwache zu betreiben. Wagenknechts Gesellschaft.

Einziger Lichtblick in dieser schäbigen Angelegenheit ist der mangelnde Erfolg der plumpen rechtspopulistischen Hetze zum Zwecke des Wagenknecht-Ego-Boostings. #Aufstehen dümpelt traurig dahin und wird keineswegs zu der schlagkräftigen Liste Wagenknecht, die sich die Querfrontlerin erhoffte.

Sie zog nun die Reißleine und erklärte ausgerechnet in der sehr konservativen F.A.S. vom toten Pferd abzusteigen.

[……] Die hat während ihrer Abwesenheit viel Spott einstecken müssen. Zwei Monate lang pausierte Sahra Wagenknecht krankheitshalber, die Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag und Gründerin der Bewegung „Aufstehen“. […..]

Für jeden, der auch nur ein bißchen mit linken Positionen außerhalb des Parteienspektrums sympathisiert, ist das ein positives Signal, da die rechtslastige Frauke-Petry-Freundin alle wohlmeinenden Unterstützer abschreckte.
Kaum einer könnte ungeeigneter als linke Integrationsfigur sein als die egomane Lafontaine-Ehefrau.

[….] immer wieder wie Verständnis für rassistische Reflexe. [….] Dass man "natürlich" mit Pegida reden müsse, sagte Wagenknecht schon 2015. Schließlich gebe es "eine Reihe von Leuten, die da hingehen, weil sie die herrschende Politik ablehnen, weil sie empört sind über prekäre Jobs und miese Renten". Später sprach Wagenknecht mit Bezug auf Flüchtlinge von "Kapazitätsgrenzen", nannte das Asyl- ein "Gastrecht". Es gab nicht wenige, die sie da beim Schmieden einer Querfront zwischen einer populistischen Rechten und einer ebenso populistischen Linken wähnten.
[….] Wer das Innere einer Nation in den Mittelpunkt seines Denkens stellt und Verständnis für all jene Pegida-Klatscher zeigt, die erklärten Hass gegen Linke mindestens tolerieren und decken, ist als linke Integrationsfigur vollkommen ungeeignet. [….]

Aber auch im Rückzug beweist Wagenknecht erneut eine besondere Qualität der Schäbigkeit, indem sie Ausreden findet und als Kapitänen des sinkenden Schiffs zuerst sich selbst rettet.
So bereitet sie dem Ansehen linker Politik einen schweren Schlag, fördert den Hass auf Politiker. Schande über Wagenknecht, die Schäbige!

 [….] Sahra Wagenknecht will nicht mehr. Nun, da sich mit der Bewegung „Aufstehen“ keine Publicity mehr generieren lässt, kein großes Interview, kein Talkshow-Auftritt, nun, da also die Mühen der Ebene drohen, zieht sich die prominente Linke aus den Führungsgremien zurück. Das was von Anfang an auch ein Egoprojekt war, um Wagenknechts Macht in der Linkspartei auszubauen, taugt als solches nicht mehr – also darf die Basis übernehmen. Wie durchschaubar, wie aussagekräftig und wie traurig.
[….] Wagenknechts Rolle schadete von Anfang an den berechtigten Anliegen der „Aufstehen“-Leute. [….] Hoffte sie auf Rückenwind für ihren auf den Nationalstaat fokussierten Ansatz, der Migration stark einschränken will? [….] Sie tat mit hämischen Angriffen auf SPD und Grüne viel dafür, dass Rot-Rot-Grün im Bund bis heute keine echte Perspektive ist. [….]


 Doch die Nonchalance, mit der sich Wagenknecht jetzt vom Acker macht, ist schlimmer. [….] Was dazu passt, ist Wagenknechts groteske Informationspolitik. Der Arbeitsausschuss der Bewegung habe von Wagenknechts Rückzug erst aus der Presse erfahren, hieß es am Sonntag bei Aufstehen. Wagenknecht spricht also mit einer konservativen Sonntagszeitung über ihre Motive – ohne es für nötig zu halten, ihre MitstreiterInnen vorab zu informieren. Die Aufstehen-Strategen, die sich ehrenamtlich engagieren, müssen sich fühlen wie Hanswürste.
So, liebe Frau Wagenknecht, schürt man Politikverdrossenheit. [….]

Samstag, 9. März 2019

Das Kulturgut

Da gab es also eine Kita in Hamburg, die nicht mehr wünschte die kleinen Racker zum Fasching in Indianerkostümen zu sehen.

Eine hervorragende Steilvorlage für die ganz große Shitstorm-Show. Die Hamburger Boulevardmedien druckten seitenweise empörte Leserbriefe und beide Vorsitzenden der C-Parteien ritten das Thema gründlich bei ihren Aschermittwochs-Grölereien.

[…] Die Halle jubelt, auch als sich Söder gegen Schüler-Demos gegen den Klimawandel zur Schulzeit wendet und sagt: „Demos bitte am Freitagnachmittag oder Samstag früh“. Oder als er die Diskussion um Indianer-Kostüme in Hamburg aufs Korn nimmt: „Wenn die Welt wüsste, über welchen Quatsch wir streiten, hätte die Welt keine Angst und keinen Respekt vor uns. Wir müssen wieder vernünftig werden.“ [….]

100 Jahre Karneval und nun wollen die Linksgrünversifften in ihrem Verbotswahn die Kostüme bannen.
Dabei hatte natürlich keine Partei und kein Parlament irgendetwas gefordert, sondern lediglich eine private Kita einen dezenten Hinweis gegeben.

[…..] Dabei hatte sich die Leitung der Einrichtung im Stadtteil Ottensen für vorurteilsfreie Kostüme eingesetzt. Schon vor Jahren veröffentliche die Kita eine Broschüre, in der auf ein vorurteilsbewusstes Fasching aufmerksam gemacht wurde.
„Wir achten im Kitaalltag sehr auf eine kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewusste Erziehung“ und das solle sich auch an Faschingstagen nicht ändern, hieß es. [….]

Aber welche Rolle spielen schon Fakten, wenn konservative Großsprecher eine Chance sehen sich auf Kosten von Minderheiten vor einer johlenden Menge zu profilieren?


[…..] Eine Woche nach ihrem verunglückten Scherz über Toiletten für Transgender und Berliner Macchiato-Trinker hatte sie am politischen Aschermittwoch die Gelegenheit, sich zu entschuldigen. In Demmin, Mecklenburg-Vorpommern, tat Kramp-Karrenbauer aber nichts dergleichen. Vielmehr kritisierte sie ihre Kritiker: "Manchmal muss man auch genau hinschauen, bevor man sich über irgendwas künstlich aufregt." Und: "Heute habe ich das Gefühl, wir sind das verkrampfteste Volk, das überhaupt auf der Welt herumläuft, das kann doch so nicht weitergehen." Silvester-Böller, Fleischessen, Veganismus, Diesel-Fahren, Indianer-Kostüme beim Kita-Fasching – Kramp-Karrenbauer ließ keine der identitätspolitisch aufgeladenen Themen für ihre Gegenoffensive aus. Double down nennt man das im Englischen. 

Politisch fällt die ganze Fastnachtsepisode wohl eher in die Kategorie Geplänkel. Vor dem Narrengericht in Stockach hatte Kramp-Karrenbauer gewitzelt: Die dritte Toilette sei für Männer, die nicht wüssten, ob sie beim Pinkeln sitzen oder stehen sollten. […..]

Einmal, es war gleich in der ersten Klasse meiner Grundschullaufbahn, war ich auch als Indianer verkleidet. Und zwar nicht freiwillig.
Zur Einweihung einer neuen Aula mussten sich alle Jungs auf der Bühne in einen Kreis setzen, bekamen eine Feder ins Haar gebunden und mussten diese Karl-May-Laute machen; uns die Hand vor den Mund schlagen und Uhuhuhu jaulen.
Dazu tanzten die mit Mutters Rouge bemalten Mädchen, ebenfalls mit alter Taubenfeder im Haar um uns herum und sangen „Weh ja heia Weheheja waheia!“
Ich fand es so entsetzlich und diese grausigen fünf Minuten brannten sich derart in mein Hirn, daß ich mich auch ein halbes Jahrhundert später noch mitschäme.
Damals gab es vermutlich noch gar nicht den Begriff „Sozialphobie“, aber so stelle ich es mir vor agoraphobe Panikattacken-Trigger vor: Gegen den Willen in blamabler Exposition auf eine Bühne ausgeleuchtet werden vor einem großen dichtgedrängten Publikum.


In den folgenden Jahren gab es weitere Faschingsfeste der Schule. In der Zweiten Klasse wurde ich mit einer Paillettenweste meiner Mutter als Zauberer ausstaffiert und ab der dritten Klasse gelang es mir erfolgreich mich um diese Demütigungen zu drücken. Dank trickreicher Ausreden  musste ich nie wieder in Verkleidung zu organisiertem Lustig-Sein erscheinen.
Mit ca 16 Jahren war ich mal auf einer New-Wave-Black&White-Party, aber nur weil ich die (sehr viel ältere) Gastgeberin toll fand und ohnehin nur schwarze Klamotten besaß. Ich mußte mich also nicht verkleiden, galt aber als perfekt dem Partymotto angepasst.
Anschließend waren Toga-Partys „in“, bei denen man de facto nackt erschien und sich ein weißes Bettlaken um den Leib wickelte. Als Varianten existierten noch „Caribbean-Night“ oder „70er“ für die beliebten Motto-Parys. Unnötig zu erwähnen, daß die alle ohne mich stattfanden.

Die Saarländerin Kramp-Karrenbauer betrachtet Karneval offensichtlich als „Kulturgut“, welches es gegen die übertriebene political Correctness der Verbots-affinen Berliner Grünen zu verteidigen gelte.
Dabei ist deutscher Karneval keineswegs Kulturgut, sondern eindeutig Kulturschlecht.
Als Fernsehzuschauer erlebt man viel Brutales, aber nichts ist derartig schlecht wie Übertragungen von Mainzer Faschingsumzügen, „Köln wie es singt und lacht“ oder gar Saarländischen noch gruseligeren Abarten.


Statt armen Flüchtlingen und Asylanten diese Ausgeburten der Humorhölle als deutsche Kultur aufzuzwingen, sollte man lieber endlich die Gelegenheit nutzen sich von dem teutonischen Alptraum zu verabschieden.

Heil Hitler und Alaaf“ lautete das Motto des Kölner Karnevals in der NS-Zeit.


Die Karnevalisten stehen in einer erbärmlichen Tradition.

Wir sollten und endlich von dem Mist trennen.
Man muss es nicht verbieten, schließlich gibt es überall Peinliches in Deutschland. Sollen sich doch ein paar Rheinische Deppen blamieren damit.
Aber wir könnten uns wenigstens ein bißchen dafür schämen und versuchen dieses internationale Debakel etwas weniger hoch zu hängen.
Jahrzehntelang wurden in Zoos und Zirkussen Menschenrassen und Behinderte zur allgemeinen Belustigung ausgestellt. War auch Tradition.
Machen wir aber nicht mehr.
Wir stecken auch keine Schwulen mehr in den Knast, nehmen unverheirateten Frauen nicht die Kinder weg und verbrennen keinen Hexen mehr.
Der evolutionäre Humanismus bedeutet auch eine gewisse Weiterentwicklung; wir müssen und nicht an jede historische Schrecklichkeit klammern; zumal wir laufend Neue entdecken (Halloween, Selfi-Wahn, Schlagermove, Motorradgottesdienst), die dann zukünftige hoffentlich weiser gewordene Generationen mühsam wieder abschaffen müssen.


Unnötig zu erwähnen, daß die katholische SPD-Parteichefin auch beim Fasching an Peinlichkeit unübertroffen ist.


Ja, vor Jahrzehnten hat man sich nichts dabei gedacht Schwarze “Neger” zu nennen, Schwule zu verdreschen, Abfall auf die Straße zu werfen, Frauen auf den Po zu hauen, sie als „Schätzchen“ anzureden oder auch ethnische Minderheiten beim Fasching lächerlich zu machen.
Das war alles Kulturgut.

Aber nur weil wir damals nicht böswillig blackfacing betrieben, ist das heute nicht genauso möglich.
Früher waren wir dumm und ignorant. Heute, immerhin ein kleiner Fortschritt, hören wenigstens einige auch mal Intersexuellen, Native Americans oder Schwarzen zu.

Intersexuelle finden es gar nicht witzig was AKK so raushaut -  im Gegensatz zu der bierseligen CSU-Meute in Söderstan.


Nur weil Söder, AKK und große Teile der veröffentlichten Meinung nichts dabei empfinden Indianer nachzumachen, bedeutet es nicht, daß die Betroffenen nicht darunter leiden. Nachfahren amerikanischer Ureinwohner fühlen sich diskriminiert.
Wir haben es vorher nur ignoriert, was sie dazu denken

[….] Die sind fassungslos. Schockiert, in welche Richtung die aktuelle Debatte geht. Warum? Weil ein Großteil der Bürger das Kostüm-Verbot eben nicht nachvollziehen kann. „Diese Verkleidungen sind verletzend. Es ist traurig, dass so wenige das verstehen“, sagt Carmen Kwasny zur MOPO. Sie ist die Vorsitzenden des Vereins „Native American Association of Germany“, [….] „Ganz besonders schlimm ist dies für Kinder und Jugendliche indianischer Abstammung, die hier in Deutschland leben und in pädagogischen Einrichtungen im Rahmen von ‚Indianerprojekten‘ und zur Faschingszeit auf offener Straße damit konfrontiert werden“, so Kwasny. Native-Gäste aus den USA und Kanada würden nach wie vor mit lautem „Indianergeheul“ begrüßt. „Das ist geschmacklos und peinlich.“ Kein Native American würde sich mit der Hand auf den Mund schlagen, dabei einen Schrei ausstoßen. Das sogenannte „Lulu“ – ein Trällern, wird von Frauen mit Hilfe der Zunge im Mund erzeugt - ist vielmehr Teil eines Ehrentanzes.
[….] „Mit Hilfe des Internets und der sozialen Netzwerke werden Informationen innerhalb kürzester Zeit weltweit verbreitet und so erfahren Native Americans in den USA und Kanada auch, wie ihre verschiedenen Nationen hierzulande dargestellt werden und es wird ständig von Native-Seite aus Kritik daran geäußert“, so Kwasny. Auch die aktuelle Debatte ist längst in den USA angekommen, sorgt dort für Bestürzung. Native-Teenager in einer amerikanischen Middleschool haben sich gegenüber der Organisation über die „Rücksichtlosigkeit und Respektlosigkeit“ beschwert.
„Wir haben das Gefühl, dass man sich mit den Kostümen über uns lustig macht“, soll ein junger Native laut Kwasny gesagt haben. Native Americans tragen keine Kostüme, es sind traditionelle Kleidungen. Die Adler-Federn würde man nur dann erhalten, wenn man besondere Taten vollbracht habe. [….] Inzwischen äußern sich auch immer mehr Indianer in den sozialen Netzwerken. Der Hamburger Steven Whitfield, nach eigenen Angaben gebürtiger Chickasaw Native American, bittet, künftig auf Indianer-Kostüme zu verzichten: „Macht das nicht“ [….]

Natürlich wird PC oft übertrieben, aber so weit wie in den USA sind wir noch lange nicht. Und der Karneval ist wirklich keine Tradition, auf die man stolz sein könnte. Es lohnt sich nicht sie zu erhalten. Im Gegenteil. Weg damit.