Donnerstag, 23. August 2018

Hinter Trump


Die letzten Tage verliefen für den Mann, der im Wahlkampf immer wieder “I hire the best peoplefor this administration tönte und dessen best people nun reihenweise entlassen, angeklagt oder verhaftet sind.


Vorgestern wurde sein Wahlkampfmanager Paul Manafort wegen Betrugs schuldig gesprochen und sein ehemaliger Anwalt Michael Cohen legte ein Geständnis ab.
Beide werden vermutlich viele Jahre im Gefängnis verbringen


Während Trump die Mueller-Untersuchungen immer hysterischer als Hexenjagd diffamiert, beweist dieser das diametrale Gegenteil.


[…..] Seit 15 Monaten gräbt Mueller im Umfeld Trumps, und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Trumps ehemaliger Sicherheitsberater und ein außenpolitischer Berater haben sich schuldig bekannt, die Behörden über ihre Kontakte zu russischen Offiziellen belogen zu haben. Dutzende russische Firmen, Offiziere und sonstige Individuen hat Mueller wegen Wahlbeeinflussung angeklagt. Nun kommen die spektakulären Fälle Manafort und Cohen dazu. […..]


Unnötig, die politischen und juristischen Probleme Trumps an dieser Stelle nachzuerzählen, da ohnehin die gesamte Weltpresse 24 Stunden pro Tag darüber berichtet.

Nach seinem jüngsten Auftritt bei FOX kann niemand mehr bestreiten, daß Trump vollkommen geistesgestört ist und sofort in eine Irrenanstalt weggesperrt werden muss.

[….] "Wenn ich je des Amtes enthoben werden sollte, würde der Markt zusammenbrechen. Ich denke, alle wären dann sehr arm" [….]



Es ist sinnlos den US-Präsidenten verbal zu attackieren, weil sein zutiefst verstörender psychopathischer Wahnsinn jeden Tag coram publico offengelegt wird.


Glücklicherweise ist der Mann über 70 und seine Restlebensspanne somit überschaubar.
Dramatischer ist die verbrannte Erde hinter ihm, der völlige moralische Bankrott weiter Teile der US-Bevölkerung, Politiker und Medien.

[……] In einer gesunden Demokratie hätte eine Delegation führender Vertreter der Mehrheitspartei im US-Parlament gestern um eine Dringlichkeitssitzung im Weißen Haus gebeten. Um den Amtsinhaber zum Rücktritt aufzufordern und im Falle der Verweigerung die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens anzukündigen. Aber Amerikas Demokratie ist nicht wirklich gesund. Sie kränkelt an vielen Stellen. Ein Indiz: Die Partei, die einst den Demokraten Bill Clinton aus dem Amt drangsalieren wollte, weil er Sex mit einer Praktikantin geleugnet hatte, drückt bei Trump beide Augen zu. […..]




Orwells Zukunftsversion war euphemistisch verglichen mit dem bizarren Spin, den Trumps Lautsprecher Sarah und Rudy täglich von sich geben.
Die Realität ist nicht die Realität wird nun ernsthaft behauptet, so wie es schon vor anderthalb Jahren Trumps Managerin Conway erklärt hatte, als sie „alternative Fakten“ für die Wirklichkeit lieferte.


August 2018

Abermillionen Amis leben in dieser völlig realitätsentkoppelten Hassblase, Multimilliarden-Medienkonzerne bedienen diese Matrix.



[…..] Wer sich in Amerika auf dem Fernsehsender Fox News über die Ereignisse des spektakulären Dienstags informierte, der musste den Eindruck gewinnen, es habe sich um einen Tag wie jeden anderen gehandelt. Nichts sonderlich Wichtiges los gerade. Ein Typ, der mal kurz für den Präsidenten gearbeitet hat, ist wegen ein paar Finanzdelikten schuldig gesprochen worden. Ach, und ein ehemaliger Anwalt des Präsidenten hat sich schuldig bekannt, da ging es ebenfalls um Geld. Mit Donald Trump, so die Lesart von Fox News, einem Propaganda-Kanal im Gewand eines Nachrichtensenders, hat das alles nichts zu tun. Dabei hat das alles natürlich sehr viel mit ihm zu tun. [….]




Mittwoch, 22. August 2018

Berliner Ekeligkeiten



Die Unterschiede zwischen der im Dezember 2012 gestorbenen katholischen Traditionalisten Website Kreuznet und ihrer heutigen Entsprechung Philosophia Perennis (PP, Pipi, Phobosophie Phimosis, Phimoseblog) bestehen in der konkreten politischen Einflussnahme und im Humor.

Die unverkennbar Süddeutsch/Österreichisch/Schweizerischen Kreuznet-Macher blieben im Verborgenen. Bis heute weiß man nicht wie viele Autoren es gab und wer sie waren. Sicher ist aber, daß sie allesamt einer tiefen Faszination für den homosexuellen Analverkehr frönten und über eine groteske Form des Humors verfügten. Immer neue und abstrusere pseudo-vereinfachte Beschimpfungen ließen sie sich einfallen. Ob es ihre Absicht war, oder nicht; zumindest unfreiwillig zogen sie damit auch ein Publikum an, das der Wortschöpfungs-Komik frönte. Einige Kreuznet-Neologismen sind bis heute unvergessen: Gomorrhisten = Homoperverse = Kotstecher (Schwule), Urinduscher (David Berger), Bundestagsschwuchtel (Volker Beck), Blut- und Homopartei (CDU), Gummi-Isolatoren (Kondome), Brechreiz-Turnübungen (schwuler Sex).

Ein homo-gestörter Kölner Religionslehrer dreht vor antikirchlichen Revolvermagazinen durch. […] Der in den Sodomismus abgestürzte Ex-Thomist David Berger trägt seine Homo-Seuchenhaut weiterhin zum Markt.
In der morgigen Ausgabe des antikatholischen Kirchenkampf-Magazins ‘Spiegel’ wird der Homo-Gestörte seine widernatürlichen Phantasien auf die Kirche projizieren.
[…] Der Gomorrhist – der im Erzbistum Köln als Religionslehrer wütet – sagt erneut, daß er mit einem anderen Widernatürlichen homosexuelle Brechreiz-Turnübungen durchführt.
(Kreuznet 21.11.10)

Der alte Mann ist vor dem Druck zusammengeklappt.
[…] Dafür wird Benedikt XVI. als Kondom-Papst in die Geschichte eingehen. Papst Benedikt XVI. hat den „ausnahmsweisen“ Gebrauch von Gummi-Isolatoren für männliche Geschlechtsorgane gerechtfertigt.
Damit hat er in der dekadenten Konzilskirche einen bisher unvorstellbaren Dammbruch provoziert.
Die vom Papst mit viel Wenn und Aber legitimierten Kondome werden für die Masturbation zu zweit verwendet. Dabei wird der menschliche Geschlechtsakt simuliert. Seine törichten Thesen äußerte der Heilige Vater in dem Interviewbuch „Licht der Welt“ mit dem Münchner Publizisten Peter Seewald (56).
(Kreuznet 20.11.10)

David Berger, zunächst als Traditionalist vom rechten vatikanischen Flügel geistiger Verbündeter Kreuznets, fiel in Ungnade, als er sich outete, kollaborierte mit Liberalen, um Kreuznet zu Fall zu bringen, nur um anschließend kontinuierlich wieder nach rechtsaußen zu wandern und schließlich mit dem Pipi-Blog selbst eine vielgeklickte Plattform zu gründen, die sogar noch rechtsradikaler und abscheulicher gegen Minderheiten, LGBTI-Aktivisten und alle Parteien links der AfD hetzt. Der Urinduscher ist der legitime Nachfolger Kreuznets, bedient wie seine Vorgänger monatlich ein Millionenpublikum faschistoider Verschwörungstheoretiker.

Genau wie damals bei Kreuznet, gibt es täglich auch bei PP rund fünf neue „Artikel“, bei denen Berger Medienmeldungen aufgreift und dazu vor Hass triefende Hetze liefert. Immer offener sympathisiert er mit Gewalt.


Am Wochenende trat er in Cottbus gemeinsam mit PEGIDA-Rechtsaußen Siegfried Däbritz auf, der als bester Freund Lutz Bachmanns zu dessen Hochzeit eine "Heißwachs-Arschritzen-Enthaarung für Lutz" organisierte.


(….) Dräbitz ist immer noch in Sachsen aktiv und war der Einpeitscher der Menge, die angesichts der Seenotrettungsaktionen im Mittelmeer „ABSAUFEN! ABSAUFEN! ABSAUFEN!“ skandierte. (….)

Nicht nur das, der Urinduscher heizte auch selbst der rechtsradikalen Meute ein, die zu seiner Rede begeistert „Volksverräter! Volksverräter! Lügenpresse! Lügenpresse!“ skandierte.

Hier werden die Unterschiede zu Kreuznet (KN) deutlich:

Berger ist absolut humorlos, ist vollkommen unfähig zu lachen oder auch nur einen Funken von Selbstironie zu entwickeln.

Berger ist hochgradig egoman, kann es ähnlich wie Trump kaum unterlassen sich selbst zu loben, Bilder von seinem Muskelkörper zu verbreiten und in einem geradezu psychotischen Name-Dropping damit zu prahlen wen er in der rechtsradikalen Szene kennt und dies mit Selfis zu demonstrieren.

Berger ist realpolitisch aktiv, vernetzt sich mit Weidel, Storch, Steinbach, Gauland, macht exzessiv Wahlwerbung für die AfD und bringt sein persönliches Gewicht für einen rechten Umsturz in die politische Agenda ein.

An dieser Stelle folgt die ewige Frage „Wieso beschäftigst du dich mit diesen Typen, warum liest du das überhaupt?“

Für beide, PP und KN, gilt das Tote-Qualle-Am-Strand-Prinzip:
Sieht man eine tote und verwesende Qualle am Strand, weiß man schon im Abstand von 20 Metern, daß sie ekelig ist, wird aber von einer innerlichen Kraft dahingezogen, um sich das genauer anzusehen und mit einem Stock drin herumzustochern.

Für beide, PP und KN, fühle ich eine gewisse moralische Verpflichtung mich den zögernden Sympathisanten entgegenzuwerfen.
Die vielen fanatischen Anhänger des Urinduschers sind natürlich genauso wenig mit Argumenten zu überzeugen, wie die rasenden Trumpfans, die gestern bei seiner Rally in Charleston, West Virginia angesichts der dramatischen Entwicklungen um Cohen und Manafort ernsthaft grölten „LOCK HER UP! LOCK HER UP!“, also Hillary Clinton als Hauptproblem ansahen nach anderthalb Jahren Trump-Präsidentschaft. Diesem menschlichen Abschaum sind längst alle Synapsen durchgeschmort. Denen ist nicht mehr zu helfen.
Aber was ist mit den stillen Mitlesern von PP und all den unbedarften Typen, die beispielsweise als engagierte Atheisten auf Facebook PP-Links teilen, weil sie dies für seriöse Informationen über „den Islam“ halten?
Da muß man öffentlich widersprechen, um wenigstens ein paar Schwankende daran zu erinnern, daß nicht jeder so denkt, daß es ein Leben außerhalb der Berger-AfD-Pegida-Blase gibt.

Nur für KN galt der satirische Aspekt. Es war hochkomisch zu lesen, was sich die Homohasser jeden Tag für neue Formulierungen einfallen ließen.

Nur für PP gilt die reale Gewaltgefahr.

Obschon sich Berger offiziell als Israelfreund inszeniert – ganz offensichtlich aus Opposition zu den zutiefst verhassten Muslimen – streut er aktiv antisemitische Vorurteile, indem er immer wieder von der Deep-State-artigen Einflussnahme von Juden wie Annetta Kahane und George Soros orakelt und diese als mächtige Strippenzieher im Hintergrund verteufelt.
Das ist nicht nur eine exakte Wiederauflage der NSdAP-Hetze, sondern das hat auch Folgen.

Insbesondere in Bergers Wohnort und Hauptwirkungskreis Berlin steigen die antisemitischen Straftaten an.


Ganz anders als vom perfide lügenden Pipi-Chef behauptet, geht der deutsche Judenhass eben nicht hauptsächlich von muslimischen Zuwanderern aus, sondern wird weit überwiegend von deutschen Rechtsradikalen aus Bergers bevorzugtem Millieu begangen.

[….] Die Landkarte des Antisemitismus zeigt Schwerpunkte. Vor allem einen: Berlin. Die deutsche Hauptstadt ist auch die Hauptstadt der Judenfeindlichkeit. Noch immer – auch mehr als 70 Jahre nachdem die Nationalsozialisten hier den Massenmord an den Juden geplant hatten.
[….][….]  Laut Polizei verüben in rund 90 Prozent der Fälle rechtsextremistisch motivierte Täter die Angriffe. „Antisemitismus ist in Deutschland noch immer ein Kern der rechtsextremen Szene“, sagt Bundesbeauftragter Klein. „Ich nehme in Deutschland eine größere Aggressivität gegen Juden wahr und eine sinkende Hemmschwelle, Juden verbal oder körperlich anzugreifen.“ [….]

Bemerkenswerterweise ist der Judenhass genau wie der gewalttätige Hass auf Migranten dort besonders ausgeprägt, wo es am wenigsten Juden und Muslime gibt: In den östlichen Bundesländern.
Und in Berlin, wo der Berger umgeht und Hass sät.

[….] Seit 2010 gab es bundesweit 11.786 antisemitische Straftaten in Deutschland, davon 327 Gewaltdelikte. [….] Besonders häufig kommt es in Berlin kommt zu antisemitischen Ausfällen. Seit 2010 gab es hier insgesamt 1.649 antisemitische Delikte – das sind 14 Prozent aller entsprechenden Straftaten in Deutschland. Die Zahl der Taten ist damit, in Relation zur Einwohnerzahl, mehr als dreimal so hoch wie im Bundesdurchschnitt. [….] Aber nicht nur in Berlin, auch in Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt ereignen sich antisemitische Delikte deutlich häufiger. Mit 24 bis 30 Vorfällen je 100.000 Einwohnern ist die Zahl entsprechender Straftaten ungefähr doppelt so hoch wie im Bundesschnitt. [….]

Dienstag, 21. August 2018

Ein Land erledigt.


Griechenland ist den EU-Rettungsschirm los.
Das Durchatmen der Regierung in Athen ist nur zu gut zu verstehen.
Endlich Schluß mit der demütigenden Behandlung durch die anderen Euro-Länder.

 [….] Für seine Ansprache hat sich Tsipras einen symbolischen Ort ausgesucht: die Insel Ithaka im Westen des Landes. Hier endete das monumentale Epos der Odyssee - der Irrfahrt des Odysseus. Und so spricht auch der griechische Regierungschef von einer Odyssee seines Landes seit 2010, die jetzt zu Ende geht:
    "Griechinnen und Griechen, heute ist ein Tag der Erlösung. Es ist aber auch der Beginn einer neuen Ära. Dabei werden wir nicht den Fehler machen, zu vergessen, was wir aus den Sparprogrammen gelernt haben. Wir werden nie die Ursachen vergessen und diejenigen, die unser Land in die Notlage geführt haben."
Tsipras trägt ein weißes Hemd, im Hintergrund das strahlend blaue Ionische Meer und die Bucht, in die Odysseus nach dem Trojanischen Krieg heimkehrte - so schildert es der antike Dichter Homer. Immer wieder bedient sich Tsipras auch in seiner Ansprache der griechischen Mythologie. Alle Fernsehsender des Landes übertragen die Rede. [….]

Die Know-Nothings von der AfD haben inzwischen vergessen, daß sie sich einst als Anti-Euro-Partei gründeten und die armen Schlucker in Europas Süden aus der gemeinsamen Währung drängen wollten.
Mit den Heimatvertriebenen haben sie Opfer gefunden, die in der Skala des Elends noch weit unter den Griechen stehen und auf die es sich effektiver eindreschen lässt.

Aber die Austeritäts-Gläubigen in Brüssel klopfen sich schon mal auf die Schultern. Rechne man alles zusammen wären innerhalb von acht Jahren 260 Milliarden Euro „Hilfe“ aus Europa nach Griechenland geflossen.
Nun sei das Land saniert und könne wieder auf eigenen Füßen stehen – allerdings verlangen Troika und Juncker von der griechischen Regierung eine Haushaltspolitik, die jährlich ein Etat-Plus von 3,5% ausmacht.

Soweit die von Deutschland und insbesondere Schäuble geprägte EU-Sicht auf das nun so erfolgreich abgeschlossene Kapitel „Griechenlandrettung“.

Um die acht Jahre a posteriori so rosig zu sehen, muss man allerdings mehrere Schichten griechische Tomaten auf den Augen haben und weite Teile der Realität ausblenden.

[…] Griechenland-Rettung: Ein trauriges Stück EU-Geschichte geht weiter
„In Brüssel feiert man sich heute, weil Griechenland aus dem ESM-Programm aussteigt und an die Finanzmärkte zurückkehrt. Für die Griechen ändert sich wenig, die Rezessions- und Verarmungspolitik ist auf Jahrzehnte festgeschrieben“, sagte Alexander Ulrich, Obmann der Fraktion DIE LINKE im Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestages. Ulrich weiter:
„Unter der beschlossenen verstärkten Kontrolle muss Griechenland weiter kürzen, sobald die unrealistisch hoch angesetzten Konsolidierungsziele verfehlt werden – unter strikter Überwachung von EU-Kommission und mit den finanziellen Waffen der EZB im Nacken. Man nennt es nicht 4. Programm, um den Imageschaden zu vermeiden. Doch für die Menschen in Griechenland ist es genau das.
Wirtschaftskommissar Moscovici hat Recht, wenn er die Rettungspolitik gegenüber Athen und die mangelnde Legitimation der Eurogruppe kritisiert. Dass in der EU die Menschen eines Landes über Jahre hinweg derart ausgepresst werden, um die Forderungen von Banken zu bedienen, die sich verzockt haben, ist ein Skandal.“ […..]

Fast die gesamten 260 Milliarden Euro waren aber nicht etwa ein großzügiges Geschenk, sondern sind Kredite, die Griechenland mit horrenden Zinsen über eine lange Laufzeit zurückzahlen muss.
Ein sehr gutes Geschäft für Geberländer wie Deutschland, die auf dem Kapitalmarkt sonst keine so hohen garantierten Zinsen bekommen.

(….) Was im deutschen Polit-Sprech als großzügig und solidarische „Griechenlandhilfe“ vermarktet wird, ist in Wahrheit das Gegenteil, nämlich Ausbeutung.
Umverteilung vom armen Griechenland ins reiche Deutschland.

[….]  Deutschland gilt als Zahlmeister Europas. An der Rettung Griechenlands hat die Bundesrepublik allerdings ganz gut verdient. Die
Die Griechenland-Krise hat Deutschland einen ordentlichen Gewinn beschert. Seit dem Jahr 2010 hat die Bundesrepublik insgesamt rund 2,9 Milliarden Euro an Zinsen erhalten. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor.
Der Regierungsantwort zufolge gab es seit 2010 vor allem Gewinne aus Ankäufen griechischer Staatsanleihen im Zuge des "Securities Market Programme" (SMP) der Europäischen Zentralbank (EZB), die bei der Bundesbank anfielen und dem Bundeshaushalt überwiesen wurden. Auch die Bundesbank kaufte in großer Zahl die Staatspapiere. [….]

Aber wen interessieren schon Fakten, wenn Teile der Regierung auf radikalem rechtspopulistischem Kurs sind? (….)
(Aus den Augen, aus dem Sinn, auf der Tagesordnung, 13.07.2018)

Westeuropäische Banken, insbesondere Deutsche und Französische verdienen nun wieder an Griechenland, ziehen von den Griechen mühsam erwirtschaftete Zinsen aus dem Land ab.
Sie verdienen also an den nach Athen transferierten Milliarden, die wem noch mal zu Gute kamen? Ach ja:

[…..]   Da wurde mittels Kreditausfallversicherungen auf den Kursverfall griechischer Anleihen gewettet. Die Prämien stiegen. Mit ihnen stiegen die Anleihezinsen: "Bereits im Mai 2010 waren sie für Griechenland unbezahlbar." Weil nun aber, gegründet auf "neoliberale" Annahmen, das strukturelle Defizit hochgerechnet wurde, habe Griechenland büßen müssen. Die ersten zwei Tranchen der Milliardenkredite gingen nur an die Gläubiger, darunter prominent deutsche und französische Banken. […..] 

Wie ist es möglich ein Land, das wesentlich zum Wirtschaftsboom der Export-Nation Deutschland beitrug, doppelt auszupressen?
Das erklärt der Wirtschaftsprofessor Stephan Schulmeister in seinem Buch "Der Weg zur Prosperität" (Ecowin Verlag, 2018): Durch eine Fülle neoliberaler Annahmen wurde Griechenland als strukturell defizitär heruntergerechnet.
Was nicht in die Realität der Schäubles dieser Welt passte, wurde passend gemacht.
Indem griechische Arbeitslose, die nach den von Schäuble aufgezwungenen neoliberalen Brutal-Maßnahmen immer noch arbeitslos waren, zur „strukturellen Arbeitslosigkeit“ gerechnet wurden, waren sie selbst Schuld und die Troika behielt Recht.

[…..]  […..] Für nachgerade perfide hält [Prof Schulmeister], wie bei der EU-Kommission mit Arbeitslosenstatistiken umgegangen werde: Es wird unterschieden zwischen "strukturell" Arbeitslosen und echten Arbeitslosen. Strukturell arbeitslos sind alle, die nicht arbeiten können oder "freiwillig" arbeitslos sind (landläufig nennt man das "faul"). Schulmeister legt dar, wie die Zahl der strukturell Arbeitslosen aufgebläht werde: "Als Teil des Konzeptes wird angenommen, dass flexible Arbeitsmärkte jeden durch ,Schocks' verursachten Anstieg der Arbeitslosigkeit rasch korrigieren." Daraus folge: "Wenn die Arbeitslosigkeit hoch bleibt oder weiter steigt, dann muss sie strukturell bedingt sein."
Also: Der arbeitslose Friseur und die arbeitslose Klempnerin gelten ganz schnell als arbeitsunwillig. […..]

Deutschland ist wesentlich am enormen griechischen Defizit mitschuldig, indem es den konservativen Tsipras-Vorgänger-Regierungen hunderte Panzer andrehte und sich bis heute beharrlich weigert die von den deutschen Nazis erpressten Milliarden zurückzuzahlen.

(…..)  Die Griechen sparen bekanntlich dermaßen, daß es quietscht. 
Große Teile Athens mutieren zu Slums, Nierenpatienten können sich ihre Dialyse nicht mehr leisten und Hunger wird wieder alltäglich.
Es trifft, wie immer im Kapitalismus, diejenigen, die nichts dafür können.

Deutschland ist der große Profiteur der Schande von Griechenland.
 Dort wird das einfache Volk ausgepresst nachdem die griechische Regierung Deutschen Rüstungsfirmen Milliarden-Aufträge erteilt hatte, hunderte Panzer kaufte, U-Boote bestellte. 
Deutsche Anleger freuen sich über die Dividenden, die ihnen griechische Staatsanleihen bringen. Deutsche Banken, als die griechischen Kreditgeber verdienen üppig am Hellas-Desaster. 
Ganz Griechenland fungierte als Absatzmarkt für deutsche Waren, die mit hartem Euro bezahlt wurden. (….) (…………………)

[…..] Athen kauft nicht nur Schiffe, U-Boote und Flugzeuge, sondern baut auch die größte Panzerarmee in der Europäischen Union auf. 1612 Kampfpanzer meldete die griechische Regierung Anfang Juli dem Waffenregister der Vereinten Nationen.
Gut 1000 davon sind deutsche Leopard-1- und Leopard-2-Panzer. Die haben sich die Griechen weit über zwei Milliarden Euro kosten lassen. […..]  Nach der Jahrtausendwende will Athen seine Armee gut und teuer modernisieren. Im März 2003 bestellt es beim Münchener Panzerbauer KMW 170 neue Leopard-2-Panzer. 30 Panzer werden in Deutschland gebaut, 140 in Lizenz beim Staatsbetrieb Hellenische Verteidigungssysteme (HDS) in Griechenland. Gesamtauftragswert: 1,72 Milliarden Euro.
2005 wird sich Athen auch mit der Bundesregierung über den Kauf von 330 gebrauchten Leopard-1 und -2 einig, die die Bundeswehr aussortiert. [….]

(….) Stichwort Reparationen Griechenland. Stand 2017, 72 Jahre nach Kriegsende: Immer noch weigert sich die deutsche Bundesregierung das Geld, welches die deutsche Wehrmacht 1944 geraubt hatte zurück zu zahlen.

Prof. Hagen Fleischer, Historiker, Universität Athen:
„Es war eindeutig die blutigste Besatzung von allen nicht-slawischen Ländern. Weit über 30.000 exekutierte Zivilisten, darunter auch viele Frauen und Kinder. Systematisch zerstörte Infrastruktur und Wirtschaft. Plünderorgien, vom Raubbau in den Bergwerken, die für die deutsche Seite interessant war, bis hin zum Abtransport von Olivenöl und von Lebensmitteln. Und daraus resultierten die mindestens 100.000 Hungertoten vom ersten Besatzungswinter.“ 

Die deutschen Besatzer pressten dem ausgeplünderten Land zudem Millionen-Kredite ab. Jeden Monat musste die griechische Nationalbank eine so genannte Zwangsanleihe aufbringen.

Prof. Hagen Fleischer, Historiker, Universität Athen:
„Damit wurden dann vor allem solche Kosten und Ausgaben der Wehrmacht gedeckt, die nicht unter die normalen Besatzungskosten in einem Krieg fallen. Das waren dann die Kosten für die Kriegsführung im östlichen Mittelmeer. Selbst Rommels Nordafrikafeldzug wurde zum Teil von den Griechen mitfinanziert.“

Bemerkenswert ist: Noch kurz vor Kriegsende hatten die Nazis mit der Rückzahlung der Zwangsanleihe begonnen, wie aus Dokumenten hervorgeht, die Hagen Fleischer entdeckt hat. Eine von Nazi-Deutschland selbst berechnete und anerkannte Restschuld von 476 Millionen Reichsmark blieb aber offen.

Heute entspricht das rund 10 Milliarden Euro. Geld, das griechische Regierungen schon seit Jahrzehnten zurückverlangen.

Deutschland bekleckerte sich wahrlich nicht mit Ruhm in der „Eurokrise“.
Berlin verdiente gut, ja, aber es zerstörte das immanent wichtige Vertrauen in Europa. Vertrauen, daß Merkel 2015 fehlte, als sie Hilfe bei der Verteilung der Flüchtlinge anmahnte.

Die Bundesregierung versagt aber insbesondere dabei ihren eigenen Bürgern zu erklären wie enorm wichtig die europäischen Absatzmärkte für Deutschland sind. Nun sogar noch viel mehr nachdem England aus der EU austritt und Trump Handelskriege anzettelt.
Prosperierenden Staaten im Süden Europas sind im ureigenen Interesse Deutschlands – und zwar von Portugal im Westen bis zur Türkei im Osten.
Die europapolitisch stets abwesende Merkel hat es leider immer noch nicht begriffen und kann sich nicht aufraffen Macron kräftig bei seinem proeuropäaischen Kurs zu unterstützen. Möglicherweise ihr schwerster politischer Fehler überhaupt. Dafür bezahlen wir vielleicht noch Generationen, wenn die EU von Rechtsextremen zerschossen wird.

 [….] Weite Teile Südeuropas haben sich noch immer nicht von den Euro-Turbulenzen der Nullerjahre erholt. Eine Generation junger, arbeitsloser Europäer hat Angst, abgehängt zu bleiben. Weil die EU ihr Wohlstandsversprechen nicht mehr einlösen kann, suchen viele nach Schuldigen und machen die deutsche Sparpolitik für ihre Lage verantwortlich. [….] In Deutschland wiederum hat sich ein gefährliches Narrativ breitgemacht: Die anderen wollen nur unser Geld. Es gibt das ungute Gefühl, dass es immer wieder "die fleißigen Deutschen" sind, die "den faulen Südeuropäern" ihre Schuldenmacherei finanzieren. [….]
Die Bundeskanzlerin muss auf die Sorgen und Nöte der Südeuropäer eingehen, wenn sie nicht dauerhaft mit den Le Pens, Salvinis und anderen Antieuropäern zu tun haben will. Um es klar zu sagen: Deutschland muss bereit sein, mehr zu geben. Diese Einsicht ist nicht nur ein Gebot politischer Schwerkraft, es ist auch ökonomisch sinnvoll. Die Bundesrepublik hat vom Euro so sehr profitiert wie kaum ein anderes Land. Es liegt also im deutschen Interesse, die Währungsunion zu stärken und vor der nächsten Krise zu bewahren. [….]