Samstag, 7. Juli 2018

Migrationen


Immerhin einen Konsens gibt es wohl bei dem leidigen Thema Einwanderung.
So wie es Ende der 1950er, in den 1960ern und Anfang der 1970er gehandhabt wurde, also möglichst viele billige Arbeitskräfte für miese Jobs in der deutschen Industrie anzuheuern und zu glauben man müsse sich um gar nichts weiter kümmern, funktioniert es nicht.

Wer hätte das auch ahnen können? Da kam doch tatsächlich auch echte Menschen aus Italien und der Türkei. Das waren gar keine primitiven Roboter, die man nach Belieben ein- und absetzen konnte.
In den Jahrzehnten, die sie an deutschen Werkbänken, in deutschen Kohlegruben oder in deutschen Großküchen „schafften“, hatten sie neben ihrer Nettoarbeitszeit auch noch private Leben. Donnerschlach!
Offenbar hatten Politiker aller Parteien, Kirchen und Firmenbosse angenommen, so ein Anatolier verfalle nach neun Stunden am Fließband in Starre, könnte bedürfnislos in einem Schrank abgestellt werden bis zum nächsten Morgen.
Wer hätte gedacht, daß diese Typen auch Frauen haben, Kinder bekommen, irgendwas essen, irgendwo wohnen wollen und womöglich sogar mal krank oder gar alt werden? Da ist so ein ungelernter Arbeiter gerade mal 40 Jahre in Deutschland und dann stellt man erstaunt fest, daß der schon Wurzeln geschlagen hat und möglicherweise gar nicht mehr in die Osttürkei zurück will, nur weil der Rest seiner Familie auch in Deutschland lebt. Also sowas!

In den 1990er Jahren, als der endlose Kohl, von 1990 bis 1998 mit einer Bundesministerin namens Angela Merkel zusammen regierte, wurde mit anderen Augen auf Migranten geblickt.
Sie waren nun endlich keine bloßen billigen Arbeitskräfte ohne Rechte und Bedürfnisse mehr, sondern etwas viel besseres: CDU-Stimmvieh.
Kohl, Merkel und die CSU schickten Staatssekretär Waffenschmidt in die ehemaligen Sowjetrepubliken, um im großen Stil Einwanderer anzuwerben.
Integrationsprobleme gab es nicht, da sie am ersten Tag in Deutschland einfach den deutschen Pass erhielten und damit das Thema erledigt war. (Ich habe nach einem halben Jahrhundert immer noch keinen deutschen Pass!)

[…..] Zwischen 1950 und 2016 wanderten mehr als viereinhalb Millionen Menschen im Rahmen des (Spät-)Aussiedlerzuzugs nach Deutschland ein (4.529.758) – davon zweieinhalb Millionen seit 1990. Im Mikrozensus 2016 gaben 3,2 Millionen zugewanderte Deutsche (einschließlich zeitgleich eingereister Ehegatten und Kinder) an, mit dem Aussiedler- bzw. Spätaussiedlerstatus nach Deutschland eingereist zu sein. Die meisten (Spät-)Aussiedler kommen aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion (2016: 1,5 Mio.) – darunter vor allem aus Kasachstan (582.000) und aus Russland (580.000). Daneben sind Polen (642.000) und Rumänien (223.000) wichtige Herkunftsländer. [….]

Allein im Jahr 1990 holte Kohl 400.000 sogenannte „Spätaussiedler“ nach Deutschland und machte sie sofort zu Deutschen.
Insbesondere vor den Bundestagswahlen 1994 und 1998 ließen Kohl, Merkel und Weigel die Werbetrommeln schlagen.

[….] Im Vorfeld der Bundestagswahl 1994 wurden die Russlanddeutschen vom damaligen Aussiedlerbeauftragten Horst Waffenschmidt (CDU) gezielt angeworben, in die Bundesrepublik zu ziehen; eine parteipolitisch und wahlkampfstrategisch motivierte Maßnahme, die selbst von der Schwesterpartei CSU intern kritisiert wurde, laborierte man doch paradoxerweise gleichzeitig an einer Einschränkung des Asylrechts. [….]

[….] Mit einer gezielten Werbekampagne unter Hunderttausenden Aussiedlern, vor allem unter Rußland-Deutschen, will die CDU zusätzliche Stimmen gewinnen. Der CDU/CSU-Bundestagsfraktion präsentierte der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Horst Waffenschmidt, am vergangenen Dienstag eine Hochglanz-Broschüre mit "Informationen für Aussiedler" auf deutsch und russisch ("Wir sind an Ihrer Seite"). Darin verspricht die CDU den "lieben Landsleuten", sie werde dafür sorgen, "daß auch weiter Aussiedler zu uns kommen dürfen" und daß das "Tor nach Deutschland offen bleibt". [….]

Daß diese Millionen Menschen zum großen Teil kaum deutsch konnten, daß sie auch irgendwo wohnen und arbeiten mussten, interessierte keinen in der CDU/CSU/FDP-Bundesregierung bis 1998.

Gerd Schröder, der Vielgescholtene, begann die rotgrüne Bundesregierung mit einer Vielzahl richtiger und notwendiger Vorhaben.
Dazu gehörte von Anfang an die Entrümpelung des anachronistischen deutschen Blutrechts, das durch ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht ersetzt werden sollte. Außerdem setzte der Bundeskanzler die CDU-Politikerin Süßmuth ein, um mit vielen Experten ein sinnvolles Einwanderungsgesetz zu konstruieren.
Es entstand eine Vorlage, die von nahezu allen Seiten Lob erhielt. Arbeitgeber, Kirchen, Gewerkschaften, Juristen, Migrationsexperten, SPD, Grüne und Journalisten unterstützten den Plan.
Das Ergebnis ist bekannt. Die neue CDU-Generalsekretärin Angela Merkel trat gemeinsam mit Roland Koch im Januar 1999 die „Wo kann man hier gegen Ausländer unterschreiben“-Unterschriftenkampagne los und machte so massiv xenophobe Stimmung, daß das rotgrüne Hessen an die CDU fiel.
Das Zeitfenster war zu. Seitdem hatten rot und grün nie wieder eine Mehrheit im Bundesrat und Bundestag gleichzeitig. Seit nun fast 20 Jahren blockieren CDU und CSU ein modernes Staatsbürgerschafts- und Einwanderungsrecht.
Aber dafür engagieren sich die C-Parteien intensiv dafür möglichst viele Menschen in Not im Mittelmeer zu töten. Allein im Juni 2017 krepierten 629 auf See, während Deutsche alles dafür tun, Seenotrettungshelfer zu kriminalisieren.

Groteskerweise wird aber der Arbeitskräftemangel in Deutschland gerade jetzt, während alle Parteien massiv daran arbeiten jede Grenze zu schließen so gravierend, daß ausgerechnet der fremdenfeindliche Hardcore-Minister Spahn einen Weg finden muss viele neue Arbeiter (in der Altenpflege) nach Deutschland zu holen.


@BMG_Bund pic.twitter.com/wHlUooVF0g
— Jens Spahn (@jensspahn) 7. Juli 2018

Nach Jahrzehnten ist der Erkenntnisgewinn beim ultrakonservativen Spahn immer noch nicht messbar.

Altenpfleger und Krankenschwestern aus Osteuropa sind für ihn immer noch keine menschlichen Wesen mit Rechten, sondern reine Manövriermasse, die man als Billigarbeiter für die Scheiße einsetzen kann, die kein Deutscher machen will.

Deutschland scheint sich darauf geeinigt zu haben, nur noch den reinzulassen „der uns nützt!“.
Also flexible, bedürfnislos, gut ausgebildete Arbeitsmigranten ohne Familie, die man auch jederzeit mit einem Arschtritt zurück schicken kann, wenn man sie nicht mehr braucht.

Dabei ist der „Braindrain“ für südeuropäische Länder auch eine ökonomische Katastrophe. Wenn spanische Ingenieure und griechische Ärzte in Deutschland arbeiten, ersparen sich die Chefs im Norden deren Ausbildungskosten.
Die armen Länder des Südens müssen also die teure universitäre Ausbildung bezahlen und werden dann doppelt gestraft und ausgenutzt, weil ihnen anschließend die qualifizierten Kräfte fehlen.

Was es für ein menschliches und soziales Leid bedeutet nach Spahns Gutdünken Osteuropäerinnen zur Versorgung deutscher Geronten einzusetzen, spielt erst Recht keine Rolle.
Sie werden schlecht bezahlt, bekommen keine Sicherheiten und werden von der CHRISTENPARTEI CDU auch noch genötigt ihre Familien auseinanderzureißen.

[…..]  Deutschland will noch mehr Pflegekräfte aus Südosteuropa holen. Meist Frauen. Was macht das mit den Männern?
[…..] Mit seiner Familie lebt Tomšić in Štitar, einem 2000-Seelen-Dorf in Kroatien. Er ist Vater von drei Kindern. Es gibt kaum Arbeit in dieser ländlichen Region. Mit dem Holz, das er im Wald fällt, verdient der 50-Jährige nichts, es sind Gefälligkeiten unter Dorfbewohnern. Hauptverdiener der Familie ist seine Frau Maria. Im 800 Kilometer entfernten Innsbruck arbeitet sie als Pflegekraft. Für vier Wochen lebt sie bei einer alten Dame, die sie pflegt, dann steigt sie wieder in den Zug nach Hause. Drei Wochen ist sie dort, dann muss sie wieder los. So geht es seit vier Jahren. Der kroatische EU-Beitritt hat es möglich gemacht.
Die Europäische Union ist für die Menschen hier im Landesinneren abstrakt, was sie von ihr mitkriegen, sind nur die Folgen. Das alte Problem Arbeitslosigkeit vermischt sich mit dem neuen Problem Abwanderung. Die Jugend verlässt die Heimat ganz, die Älteren werden zu Pendlern. Meistens sind es die Frauen, die gehen, um in Österreich oder Deutschland alte Menschen zu pflegen. So wie Maria.
Geht es nach den Plänen von Jens Spahn, sollen in Zukunft noch mehr Pflegekräfte aus Südosteuropa nach Deutschland kommen, und zwar nicht nur aus der EU, sondern auch aus Kosovo und Albanien. Dort gebe es, so der Bundesgesundheitsminister, ein hohes Potenzial an jungen Fachkräften.
Zurück bleiben die älteren Männer. So wie Zdravko. Und jede Menge leere Häuser. Seine Schwägerin arbeitet bei der Kommune. Sie sagt: Jedes zweite Haus im Dorf steht mittlerweile leer. Läuft sie durch das Dorf, zeigt sie mit dem Finger auf die Häuser, bei denen der Rollladen für immer unten bleibt. "Österreich. Deutschland. Deutschland. Schweiz." Ihr Zeigefinger wippt in der Luft, während sie auf die Fassaden deutet. "Eigentümer verstorben. Deutschland. Deutschland." Štitar ist ein Geisterdorf. […..] Während Maria weg ist, muss Tomšić den Haushalt übernehmen. Er hat gelernt zu kochen, zu waschen, zu bügeln - nur an das Einkaufen kann er sich nicht gewöhnen. […..][…..]

Freitag, 6. Juli 2018

Bayern Teil II


Meine Tante fuhr ihr halbes Leben lang jeden Sommer für sechs Wochen „auf die Elmau“.
Da war es natürlich noch nicht das Superluxus-Spa von heute, wo sich Obama und Merkel trafen, sondern ein eher liberales Flecken, in dem viele internationale Gäste zusammen kamen, Tanztherapie begingen, Lesungen hörten und Künsten aller Art frönten.


Immer ab Hamburg mit dem Autozug. Ihren Golf packte sie bis unters Dach voll mit ihrem halben Hausstand. Um 18.00 Uhr einsteigen Hamburg-Altona, ordentlich Barbiturate eingeworfen, (das gute alte Vesparax gab es damals noch) und dann nach 12 Stunden Komaschlaf ausgeruht in München vom Zug rollen und dann weiter nach Süden. Richtung Walchensee.
Als sie deutlich über 80 war, begann sie sich ein bißchen vor München zu fürchten, weil sie sich da immer verfuhr. Aber die alte Gewohnheit mit dem Autozug wollte sie nicht aufgeben, also ließ sie sich vom Zugschaffner ein Taxi rufen. Der Taxifahrer musste dann ihren Golf vom Zug hinunterrollen und anschließend in seinem Taxi (mit ca Tempo 40 km/h) vor ihr herfahren. Durch München, raus aus München. Richtung Klais bis sie sich wieder zu Recht fand.
Erst drei Wochen in dem Schlosshotel Kultur und philosophische Lesungen und den Rest der Zeit diverse Freunde, die sie über die Jahrzehnte dort kennengelernt hatte, an den Seen besuchen. Walchensee, Starnberger See, Ammersee.
Handys gab es natürlich noch nicht, aber sie rief mich aus ihrem Hotelzimmer oder von unseren Verwandten aus an, bei denen sie abschließend immer noch ein paar Tage wohnte.
Dann schwärmte sie wie schön es da wäre und ich murmelte mürrisch dazu „bäh Bayern. Wie kann man nur so begeistert von Bayern sein?“
Darauf entgegnete sie immer „Bayern ist hier so schön, weil es so wenig Bayern gibt“.
1987 habe ich meine Tante einmal zum Ende ihrer Tour abgepasst und traf sie am Ammersee für ein paar Tage, um dann gemeinsam mit ihr zurück nach Hamburg zu fahren.

Wenn man Bayern nur durch Vorurteile und FJS kennt, muss man natürlich einiges revidieren.
Es stimmt, diese Seen sind landschaftlich wirklich großartig.
Es stimmt, da leben erstaunlich viele Norddeutsche, man hört viel hochdeutsch.
Es stimmt, in München findet man sich als fremder Autofahrer nicht zu Recht. (Navis gab es ja noch nicht!) Passend zur politischen Linie, darf man in der gesamten Innenstadt offensichtlich immer nur rechts abbiegen.
Es stimmt, wenn man oben im Kloster Andechs in der prallen Nachmittagssonne bei dünner Luft zwei Maß von dem dunklen Andechs-Bier trinkt, ist man hacke.
Aber die richtigen bayerischen Bayern, diese oberbayerischen Typen, also die Ureinwohner mit gegerbten Gesichtern und diesem grausamen Rotwelsch, das sie sprechen, sind wirklich eigenartig.
Ich erinnere mich noch, daß ich in einer Souvenirbude irgendeinen religiösen Kitsch (für meine Sammlung!) kaufen wollte und auf ganzer Linie scheiterte mich mit dem Verkäufer zu verständigen.
Erst mein zu Hilfe eilender 10-Jähriger Großneffe, den ich als Übersetzer dazu holte, konnte den Kauf für mich abschließen.
Die spinnen, die Bayern.
Auf dem Rückweg konnte ich doch nicht mit meiner Tante zusammenfahren, weil der Autozug viel langsamer war und dementsprechend früher abfuhr. Ich hatte noch ein paar Stunden in München, bevor ich abfahren mußte (um gleichzeitig in HH zu sein). Irgendwer lud uns zum Essen ein, ich erinnere die genaue Personenkonstellation nicht mehr, auch nicht mehr die Art des Lokals.
Ganz genau weiß ich aber noch, daß eine Bekannte aus Hamburg anschließend bemerkte, das sei ja nun sehr deftig gewesen und den Ober nach einem Underberg fragte.
So eine Frechheit war dem offensichtlich noch nie passiert. Und das auch noch von Saupreißen.
Das Gesicht sehe ich noch vor mir, den Mund zu seinem stummen Entsetzenschrei geöffnet, dann mühsam den Drang uns zu schlagen unterdrückend, drehte es sich wortlos um und entschwand.
Ich konnte nur mutmaßen was in der Küche passierte; vermutlich wird sein Chef ihn dran erinnert haben, daß wir Gäste waren, denen man höflich begegnen müsse.
Nach endlosen 15, 20 Minuten kam er fahlen Gesichtes wieder und flüsterte, „so etwas haben wir ned – aber ich kann einen Fernet Branca anbieten.“

Ach so ist das in Bayern. Kann man ja als Hamburger nicht wissen: Underberg bähbäh, Fernet gut.

Das sind diese kulturellen Eigenheiten.
Zu der Zeit erlebte ich auch, daß Amerikaner fast in Ohnmacht fielen, als ich das Wort „shit“ aussprach, obwohl die in jedem Satz dreimal „fuck“ und „fucking“ einbauten.
Dank der sozialen Medien nivelliert sich der Sprachgebrauch.
Aber vor 30 Jahren war es in Deutschland schon noch extrem derb laut „fick“ oder „ficken“ auszusprechen. „Scheiße“ war aber schon völlig geläufig.

Andere Länder, andere Sitten.
Sollen die Bayern doch trinken was sie wollen und in ihrer eigenartigen unverständlichen angeblichen Sprache kommunizieren.

Blöd ist nur, daß ihrer verqueren Hirne dazu führen seit 700 Jahren ununterbrochen mit riesigen Mehrheiten die CSU zu wählen.
Je mehr Skandale die Partei produziert, umso besser gefällt es den Bayern offensichtlich.

Nach der unfassbaren Dauerblamage der CSU-Politiker der letzten Wochen, finden die Bayern nun mehr Gefallen an ihnen?

[…..] CSU legt trotz Regierungskrise in der Wählergunst zu
Wegen der Asylpolitik hat die CSU beinahe den Bruch von Bundesregierung und Unionsparteien provoziert. In Bayern hat dies der Partei von Ministerpräsident Markus Söder laut einer Umfrage aber nicht geschadet. [….]


Was ist bloß los mit denen?
 
13% AfD + 43% CSU = 56% Rechtsradikale Wähler in Bayern.

So wie Crazy Horst sich benimmt, könnte er die CSU doch wieder auf über 50% pushen:

[….] Horst Seehofer eröffnet einen zweiten Streit mit Kanzlerin Merkel: In einem Brief an die EU-Kommission rechnet der CSU-Innenminister mit der europäischen Brexit-Strategie ab. In Brüssel ist die Irritation groß. […]


[….] Seehofer droht mit Neuauflage des Asylstreits
Mit Ach und Krach hat die Union den Asylstreit beigelegt. Wie lange hält der Frieden? Im SPIEGEL droht CSU-Chef Seehofer: Besteht der Kompromiss den Praxistest nicht, ginge es "wieder von vorne los". [….]



[….]  Das Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten ("Robert-Koch-Institut") warnt vor Reisen nach Bayern: Große Teile der dort lebenden Bevölkerung seien an chronischem Stupidal-Syndrom, Populismusflechte und Hetzpilz erkrankt.
Wegen der Ansteckungsgefahr müsse man besonders anfällige Menschen mit schwach ausgebildetem Wertesystem und mangelnder Herzensbildung von einer Reise nach Bayern derzeit abraten. [….]



Donnerstag, 5. Juli 2018

Trumps Erkenntnis


Friedrich Wilhelm I. (* 14. August 1688 in Berlin; † 31. Mai 1740 in Potsdam), der „Soldatenkönig“, ist heute noch berühmt für die unglaubliche Aufrüstung Preußens und seine „Langen Kerls“.
Er selbst führte aber keinen einzigen Krieg, weil ihm seine schmucken Soldaten dafür viel zu schade waren. Immerhin hatte er 12 Millionen Goldtaler für eine europaweite Suchaktion nach Männern über 1,88m Körpergröße für sein Potsdamer Regiment ausgegeben. Es dauerte Jahrzehnte die alle zu finden.
Keinesfalls sollte man die totschießen, da sie unersetzlich waren.
Der Staatshaushalt wurde ohnehin von den Kosten ruiniert.

Heutzutage ist das ganz anders. Soldaten gibt es wie Sand am Meer und Geld kann man sich unbegrenzt leihen oder nachdrucken.
Trillionen Dollar stehen die USA bei anderen Nationen in der Kreide und ein gewaltiger militärisch-industrieller Komplex schreit nach dem Verbrauch von Munition und Kriegsgerät. Denn nur mit verschossenen Patronen lässt sich Geld verdienen. Nicht abgefeuerte Waffen nützen den Rüstungskonzernen nichts.
Da sich die Waffen fortwährend weiterentwickeln, immer perfider und tödlicher werden, haben auch die Offiziere selbst ein großes Interesse daran ihre Bomben, Raketen und Mienen einzusetzen. Denn nur dann gibt es Neue und Schönere.

Wenn man die mit Abstand größte, teuerste und schlagkräftigste Armee der ganzen Welt und aller Zeiten befehligen kann, juckt es offensichtlich die Oberbefehlshaber auch in den Fingern mal auf den Knopf zu drücken.

Die USA begingen im zweiten Weltkrieg zweifellos grausame Kriegsverbrechen.
Dennoch bezweifelt niemand, daß der amerikanische Kriegseintritt notwendig war und auch den Feinden letztendlich nutze, weil sie nicht nur von Hitler und seinen Verbündeten befreit wurden, sondern weil die amerikanische Regierung unterstützt von einer hochengagierten amerikanischen Bevölkerung Geduld, konstruktive Hilfe und enorme Großzügigkeit demonstrierte (Marshall-Plan, Care-Pakete, Berliner Luftbrücke).

Mit dem Kriegsglück der Amerikaner war es aber nach dem V-J Day, Victory in the Pacific Day am 15.08.1945, also gute drei Monate nach dem VE-Day erst mal vorbei.
Alle folgenden amerikanischen Invasionen, Bombardierungen, Einmärsche endeten mit militärischen Niederlagen oder zumindest zivilisatorischen Katastrophen.
Und niemand kann den USA absprechen es versucht zu haben.
Sie griffen dutzendfach andere Nationen an.

Korea (Korean War)
Vietnam (Vietnam War)
Guatemala (CIA overthrows of their government and funds dictator's armies)
Iran (CIA overthrows elected Prime Minister)
Cuba (Bay of Pigs)
Brazil (CIA helps overthrow the government and funds opposition groups)
Chile (CIA funds opposition then overthrows the government)
Grenada (Overthrow their government)
Nicaragua (Helps install a military junta)
Libya
Panama (Attempt to capture Gen. Manuel Noriega)
Honduras (Helps install a military junta)
Colombia (Funds and trains death squads)
Iraq (Desert Storm)
Iraq (Retaliation for alleged assassination plot)
Somali
Sudan, Afghanistan (Retaliation for terrorist attacks in embassies)
Serbia (Kosovo War)
Afghanistan (Response to 9/11)
Iraq (Bush's policy of war against WMD-developing states)
Iran (Stuxxnet - Cyber Warfare)
Pakistan, Yemen, Somalia, Afghanistan, Iraq (Drone Attacks)
Libya, Syria (No-fly zone and drone attacks)


Nicht nur, daß die militärischen und politischen Ziele dieser Invasionen nie erreicht wurden, zu allem Übel wurde Amerika mit jedem Krieg unbeliebter, von mehr Menschen gehasst.

Außerdem ist das Internet- und Klugtelefon-Zeitalter angebrochen, so daß sich Abu Graib und Baghram nicht mehr verheimlichen lassen.
Krieg bringt schlechte PR und daher lautet die amerikanische Devise seit einiger Zeit „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“.
Drohnenangriffe, Raketenhagel, MOAB-Abwurf, Marschflugkörper – man setzt also eine maximale Zerstörungskraft ein bei gleichzeitig fast ausgeschlossenen Verlusten.
Amerikanische Soldaten werden nicht mehr „auf dem Feld“ erschossen, weil sie gar nicht da sind, sondern auf einem anderen Kontinent einen Joystick bedienen.

Interessanterweise wird der Begriff „feige“ immer noch für Attentäter benutzt, die in der Regel selbst im Kugelhagel sterben oder von Explosionen in ihre Moleküle zerlegt werden, während die Amerikaner, die eben nicht ihr Leben riskieren, die überhaupt nicht ihr körperliches Wohl riskieren, weil sie weit entfernt an einem Bildschirm sitzen, nie als „feige“ betrachtet werden.

Donald Trump, der fünfmal mit einem Attest wegen eines Fersensporns um den Vietnamkrieg herumkam, hält sich auch nicht nur nicht für feige, sondern sogar für besonders mutig.
Bei einem „school-shooting“ würde er sogar unbewaffnet dazwischen gehen, verkündete er seiner begeisterten Basis.
So ein Teufelskerl.


Trump ist so ein brillanter Historiker, daß er auch als einziger erkannt hat wie es sich mit den vergangenen Militärschlägen verhielt.
Das waren alles großartige Erfolge und daher möchte er gerne in Venezuela einmarschieren lassen.

[…..]  US-Präsident Donald Trump soll wiederholt vorgeschlagen haben, in Venezuela einzumarschieren. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP. Von seinen Beratern habe er sich nicht davon abbringen lassen. Sinngemäß soll er gesagt haben: "Why can't the U.S. just simply invade?"
[…..] Laut AP soll Trump im August des vergangenen Jahres zum ersten Mal während eines Meetings im Oval Office mit der Idee einer Invasion gespielt haben, als es um Sanktionen gegen Venezuela ging. Er habe zur Verblüffung aller Anwesenden die Frage gestellt, ob die USA wegen der Unruhen nicht dort einmarschieren könnten.
[…..] Nach dieser ersten Äußerung sollen Trumps Berater ihm abwechselnd erklärt haben, dass Militärschläge auch missglücken könnten. Die mühevoll erkämpften Beziehungen zu anderen lateinamerikanischen Regierungen stünden auf dem Spiel.
Trump jedoch ließ sich von seiner Idee offenbar nicht abbringen und verwies auf zurückliegende Fälle, bei denen militärisches Eingreifen erfolgreich gewesen sei. […..] Auch nach dem ersten Gespräch im Oval Office nahm Trump von seiner Idee nicht Abstand und erwähnte sie mehrere Male: Wenig später sprach er auch öffentlich in einer Rede von einer "militärischen Option", um den venezolanischen Präsidenten Maduro zu stürzen. [….]

Ein großartiger Stratege, diese Donald Trump.
Venezuela, drei Mal so groß wie Deutschland, 32 Millionen Einwohner, könnte man doch an einem Wochenende besiegen und besetzen.
Anschließend würde die Bevölkerung jubeln und Trump mit Blumen empfangen.

Ja, das stimmt.