Sonntag, 7. Januar 2018

Ein Zuschauer.


Regierungen müssen Presseabteilungen und Pressesprecher haben, weil das Fulltime-Jobs sind. Myriaden Journalisten aus aller Welt müssen über das Regierungshandeln unterrichtet werden. Eine sehr zeitraubende Angelegenheit, da man einerseits mit allen Medien und allen Berichterstattungen vertraut sein muss, andererseits aber auch immer beim Regierungschef sein und jedes Detail der Regierungsarbeit kennen muss.
Vom ZDF-Beau Seibert ist überliefert, daß er seinen Traumjob bei seiner heißgeliebten Angela Merkel stark unterschätzte und alsbald aschfahl mit tiefen Augenringen  wirkte, weil seine Chefin so wenig schläft und so lange Arbeitstage absolviert.
Dennoch gilt ihr Verhältnis heute als sehr gesund, Seibert weiß genau wie er in Merkels Sinne wolkig lange redet ohne viel zu sagen.
Er macht seine Sache also insofern gut, daß Merkel sich auf ihn verlässt und ihm freie Hand gibt. Er entlastet sie, indem sie sich nicht darum sorgen muss, was er sagt.
Barack Obamas Pressesprecher Josh Earnest ist einer der vielen WH-staffer, die noch heute in höchsten Tönen von ihrem Chef sprechen, weil Obama stets extrem gut informiert war und seinen Mitarbeitern viel zutraute.
Dementsprechend viel Vertrauen genoss Earnest auch beim press chorps, da alle wußten Obama stünde voll hinter ihm und man könne sich auf seine Aussagen verlassen.
Während Obama arbeitete, tat Earnest seinen Job eigenverantwortlich.
Umso rührender und überraschender die Szene an seinem letzten Arbeitstag, als Obama persönlich im WH-Pressesaal erschien, um ein paar lobende Worte für ihn zu finden. Schließlich war es Earnests Job für Obama zu sprechen und somit immer dann zu reden, wenn Obama nicht dabei ist und zuhört.

In Washington läuft es jetzt alles etwas anders. Earnests Nachfolger Spicer, Scaramucci und Sanders sind eher Witzfiguren, denen von großen Teilen der White House Correspondents' Association so ziemlich gar nichts geglaubt wird, nachdem sie eine Fülle von Fehlinformationen und Beleidigungen ausbreiteten.
Ihnen muss allerdings auch nicht geglaubt werden, denn Glaubwürdigkeit bei den Medienvertretern würde bedeuten immer die Wahrheit zu sagen und das wiederum schließt aus Vertrauen des einzig relevanten Zuschauers zu erlangen; Donald Trump!


In seiner psychotischen Manie stets im Mittelpunkt des Interesses zu stehen und gelobt zu werden, sieht sich Trump jede PK persönlich in voller Länge an – das ist leicht möglich, da er ohnehin kaum arbeitet und gut sechs Stunden pro Tag TV glotzt – und bewertet die Arbeit seines Sprechers ausschließlich danach wie gut es dem gelingt ihn selbst zu loben.

Spicer bekam nach jedem Auftritt Feedback von Trump. Gern öffentlich über Twitter.
Sein Job hing davon ab, daß Trump mit den Lobpreisungen zufrieden war und nicht etwa davon, daß die gesamte Weltpresse schon nach seinem ersten Auftritt wußte wie sehr Spicer log - "this was the largest audience to ever witness an inauguration, period!"

Es geht so weiter. Viele der engsten Trump-Mitarbeiter sind inzwischen gefeuert oder warfen selbst entnervt das Handtuch, aber die, die noch da sind reden ihm besessen nach dem Mund – auch wenn es noch so absurd ist und noch so offensichtlich den Fakten widerspricht.

Während Trump und seine Speichellecker versuchen Michael Wolffs Buch zu diskreditieren, erreichen sie das Gegenteil, beweisen wie richtig dessen Analysen sind.


Ein Lehrbuchbeispiel von unverschämter Pöbelei und Lügerei, die nur dem Zwecke dient dem einen Zuschauer, nämlich Trump, zu gefallen, lieferte heute sein verbliebener rechtsradikaler Hauptberater Miller.

(….) Da ist Senior Advisor to the President of the United States Stephen Miller (*1985), der für mich mustergültig illustriert, wieso ich keine Kinder haben möchte.
Er stammt aus einer liberalen gebildeten jüdischen Familie, ging im prosperierenden Multikulti-Sonnenstaat Kalifornien zur Highschool und aufs College, sollte also eigentlich auch ein linksliberaler Kopf werden.
Stattdessen radikalisierte er sich auf dem College stramm nach rechts, agitierte wie besessen gegen Schwule und Einwanderer, diente der völlig durchgeknallten homophoben Faschistin und Verschwörungstheoretikerin Michelle Bachmann als Sprecher und arbeitete für den KKK-Freund Jeff Sessions. (….)

Heute erschien er beim CNN-Star Jake Tapper in seiner Sonntagssendung „State Of The Union“.
Ihn erwarteten eine Menge Fragen zu seinem Chef, da in Wolffs Buch eine Fülle von Zitaten enger Trump-Mitarbeiter auftauchen, die unisono der Meinung sind, Trump habe nicht alle Tassen im Schrank und sei geistig retardiert.
Eine eigentlich nicht zu lösende Aufgabe, da die Indizien für Trumps Verblödung überwältigend sind.

[…..] Im Oval Office sitzt ein „Schwachkopf, ein Idiot“ – da sind sich nach Informationen des „Fire and Fury“-Autors Michael Wolff alle Trump-Mitarbeiter im Weißen Haus einig. [….]

Miller tat das aus seiner Sicht einzig Richtige: Er versuchte gar nicht erst inhaltlich auf die Fragen einzugehen, wich allen konkreten Themen aus und feuerte statt dessen einen Schwall Beleidigungen und Unterstellungen ab.


Die Zuschauer Tappers, die Antworten erwarteten, wurden also bitter enttäuscht.
Aber da hätte Miller ohnehin nicht gewinnen können.
Wie immer sah sich aber Trump den Auftritt live im TV an und bestätigte direkt nach der Sendung das, was Tapper mehrfach Miller konstatierte – er spreche nur für seinen einen Zuschauer – Trump.
Indem er untertänig und schleimspurziehend Trump immer wieder als „Genie“ bezeichnete, bringe er diesen dazu ihn zu loben.
Und genau das geschah auch prompt.

[….] CNN bricht Interview mit Trumps Chef-Berater ab
[….] Wieder und wieder setzt Miller an, zu erklären, warum sein Boss tatsächlich ein Genie sei. Als solches hatte sich Donald Trump am Samstag in einem Tweet selbst bezeichnet. [….] Miller, der dem äußerst rechten Rand der Trump-Administration zugerechnet wird, ist nun in die CNN-Sendung "State of the Union" gekommen, um seinen obersten Dienstherren zu verteidigen. [….]  Selfmade-Milliardär, Revoluzzer des Reality-TV und nun auch noch Präsident, "ein Phänomen, das niemand, auch nicht CNN, hat kommen sehen" und so weiter. Mit der Einschätzung als Genie liege Trump also "genau richtig".
An dieser Stelle kann sich Tapper dann offenbar nicht mehr zügeln und giftet: "Ich bin mir sicher, dass er zuschaut und glücklich ist, dass Sie das gesagt haben." Er unterstellt Miller also, mit seiner Lobhudelei vor allem beim Präsidenten selbst punkten zu wollen. [….] Mit seiner Einschätzung, dass es Miller wohl vor allem auf die Gunst des Präsidenten abgesehen hatte, scheint Tapper nicht falsch gelegen zu haben. Kurz nach der Ausstrahlung des Katastrophen-Interviews meldete sich Trump per Twitter zu Wort: "Jake Tapper von Fake News CNN ist gerade zerstört worden von Stephen Miller aus der Trump-Regierung. Schaut euch den Hass und die Unfairness dieses CNN-Lakaien an." [….]


Samstag, 6. Januar 2018

Kann man sich nicht ausdenken - Teil III



Ehrlich; Spaß macht mir das wirklich nicht.
Wie gern würde ich mich mal nicht mit der größten menschlichen Katastrophe beschäftigen, aber mein Präsident lässt mir keine Wahl.

Da schalte ich heute Nachmittag unschuldig mal kurz den Fernseher ein und sehe gleich eine LIVE-Übertragung einer Trump-PK in Camp David.
Fassungslos höre ich zu wie er mal wieder ausschließlich von weißen alten Männern umringt Dinge sagt wie „Everything I’ve done is 100% propper“ und Muellers Untersuchungen wären "very, very bad for our country. It's making our country look foolish and this is a country that I don't want looking foolish, and it's not going to look foolish as long as I'm here."

Luft. Luft. Man reiche mir den Sauerstoff.

Aber im anschließenden großen CNN-Panel erklärten alle anwesenden Politexperten bei dieser Photo-Op habe Trump eine gute Figur gemacht, wäre nicht aus der Rolle gefallen. Ihm sei es gelungen konzentriert und seriös aufzutreten.
OK, Brain Stelter wies kurz daraufhin, der Präsident habe mal wieder heftig gelogen, als er beispielsweise behauptete seine Ratings wären durch die Decke gegangen, oder daß es keinerlei Hinweise auf „russian collusion“ in seinem Team gäbe, daß vielmehr „Hillary“ diejenige wäre, die mit Russland unter einer Decke stecke, aber geschenkt. Das ist eben Trump. Wenn er einfach nur rumlügt wie gedruckt, ohne dabei direkt eine internationale Krise auszulösen, ist es schon ein seriöses, präsidentielles Auftreten.
Das CNN-panel hat damit sogar Recht; zumindest wenn man den Auftritt mit seinen hochpsychiotischen Tweets einige Stunden zuvor vergleicht.


"In meinem Leben haben mich stets meine beiden stärksten Eigenschaften ausgezeichnet: meine mentale Stabilität und die Tatsache, dass ich richtig schlau bin."
"Ich habe mich vom SEHR erfolgreichen Geschäftsmann, zum Top-TV-Star zum Präsidenten der USA (im ersten Anlauf) entwickelt. Ich denke, das zeigt nicht nur, dass ich clever bin, sondern ein Genie. Und ein mental gefestigtes Genie obendrein."

Michael Wolff, der Autor von “Fire and Fury” kann sein Glück gar nicht fassen.
Der Präsident selbst tut in seiner hoffnungslosen Verblödung alles dafür, um das Buch zu einem Verkaufsschlager zu machen.

[….]  Michael Wolff says his explosive book about President Trump is accurate, despite the White House's attacks. And he appreciates all the free promotion from the president.
"Where do I send the box of chocolates?" Wolff asked playfully in his first interview about the book, "Fire and Fury," which became the country's hottest book in the last two days.
"Today" show host Savannah Guthrie asked: "You think he's helping you sell books?"
"Absolutely," Wolff said, and "he's helping me prove the point of the book." [….]

In seinem blinden Wahn die Menschen daran zu hindern es zu lesen, erreicht er natürlich genau das Gegenteil, macht es zum heißesten Scheiß.
Trumps ureigene primitive Kindergartensprache tut ihr übriges; too bad.


Nach Minuten war die erste Auflage komplett ausverkauft. Das selbsternannte Business-Genie Trump beweist wieder einmal von Business nicht den geringsten Schimmer zu haben.
Aber wen wundert das? Immerhin schaffte es Trump auch mit Kasino-Lizenzen, die allgemein als Erlaubnis zum Gelddrucken gelten, mehrfach Pleite zu gehen.

Auch die allergrößten Trump-Fans, die mit ihm arbeiten wollen, merken nach kurzer Zeit, daß der ungebildete Debile mit Leseschwäche ein sagenhafter Idiot ist.



Trump begreift noch nicht einmal die elementarsten Dinge des Marketings – und das soll angeblich sein Fachgebiet sein.

Statt „Fire und Fury“ zu ignorieren und ihm damit nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, stößt der entlarvte „Fucking Idiot“ den Rest der Welt mit der Nase drauf.

Wolff mag nicht der seriöseste Journalist sein, aber insbesondere nach Trumps heutigen Reaktionen ist man gewillt zu glauben, daß 100% seiner engsten Mitarbeiter ihn für zutiefst unfähig halten und wie ein spoiled child behandeln.


[….] "Fire und Fury", das spektakuläre Enthüllungsbuch über Donald Trump, ist einen Tag nach seiner Veröffentlichung der heißeste US-Bestseller des noch jungen Jahres. Bei Kramerbooks in Washington war es binnen 20 Minuten ausverkauft. [….]
Bannon war eine der gesprächigsten Quellen, aus denen Reporter Michael Wolff die 336-Seiten-Seifenoper strickte, angesiedelt irgendwo zwischen Bauernschwank und Endzeitthriller. [….] das erschreckende Porträt einer US-Regierung ein, deren Inkompetenz kaum zu überbieten ist - voller Narren und Intriganten von derart überforderter Dämlichkeit, dass sich die Frage stellt, wieso sie alle nicht schon hinter Gittern sitzen. Allen voran Donald Trump, der einem fast leidtut, wäre er nicht der mächtigste Mann der Welt. [….]
Wolff, der sich in der New Yorker Society gut auskennt, nennt Trump deren "Witzfigur". Er werde als "dumm" verlacht von den anderen Milliardären, die ihn nie als einen der ihren akzeptiert hätten. "Er wusste nichts", so Wolff. "Was er wusste, schien er eine Stunde zuvor gelernt zu haben." Als Geschäftsmann habe er nicht mal eine Bilanz entziffern können. Er wiederhole sich dauernd, sei mit Schmeicheleien "einfach an- und auszuknipsen" und am meisten beeinflussbar vom letzten Gesprächspartner. Er lese nichts außer "Schlagzeilen und Artikel über sich selbst oder zumindest Schlagzeilen von Artikeln über sich selbst" und sei "eine Figur von stotternder, gefährlicher Unsicherheit".
[….] Schon bei den ersten Briefings im Oval Office habe sich gezeigt, dass Trump völlig unfähig - und unwillig - sei, "Informationen von Dritten aufzunehmen". Er lehne schriftliche Papiere ab, weshalb ihn manche für einen Legastheniker hielten. Gesetze langweilten ihn. Auch könne er sich an die meisten Dinge, die er mal gesagt habe, schnell nicht mehr erinnern - etwa an Wahlkampfversprechen. "Es war ein Understatement, zu behaupten, dass er nichts - absolut nichts - über die intellektuellen Grundlagen des Jobs wusste", schreibt Wolff unter Berufung auf Trumps Stab.
[….] Trumps Tochter Ivanka, sei eine "selbstzufriedene, abgelenkte, ganz normale Gesellschaftstante". Sie habe mittlerweile Ambitionen, die erste US-Präsidentin zu werden. Der "Redenschreiber" und rechtskonservative Ideologe Stephen Miller sei "unfähig, Sätze zu konstruieren". Überfordert von der Aufgabe, den manischen Präsidenten zu managen, halte der Stab schlechte Nachrichten von Trump fern und versuche, "Situationen zu schaffen, in denen er sich wohl fühlte, wie eine Art Blase, um ihn von einer böswilligen Welt abzuschotten". [….]

Freitag, 5. Januar 2018

Das Volk entmachten



Natürlich sind auch viele Profi-Politiker sagenhaft verblödet.
Manfred Weber (45), seit 14 Jahren Mitglied des Europäischen Parlament und gegenwärtig sogar Fraktionsvorsitzender der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europäischen Parlament, ließ sich bei den heutigen Orban-Festspielen zu einer ungeheuerlichen Entgleisung verleiten.
Es ist schon Tradition der CSU zu ihrer Frühjahrstagung in Banz/Seeon den rechtsradikalen Antisemiten aus Ungarn zu laden.
Der stellvertretende CSU-Vorsitzende Weber scheint sich dabei nationalsozialistisch eingegroovt zu haben.

 […..] "Im Jahr 2018 ist das zentrale europäische Thema die finale Lösung der Flüchtlingsfrage." Diesen Satz hat CSU-Spitzenpolitiker Manfred Weber bei der CSU-Klausurtagung in Seeon gesagt. Das Zitat wurde vom Bayerischen Rundfunk veröffentlicht, den O-Ton hören Sie hier. Webers Formulierung erinnert deutlich an die NS-Zeit und die sogenannte "Endlösung der Judenfrage". [….]

Menschen sind eben dumm; es erfordert viel Bildung und Erfahrung nicht jeden gedanklichen Furz wie ein Trump ungefiltert auszuscheiden.
Wenn man sich lange und intensiv mit Politik beschäftigt, begreift man allmählich die Komplexität der Dinge und die Notwendigkeit die Konsequenzen des eigenen Handelns abzuwägen.
Trotz jahrelangen Trainings passieren immer noch kapitale Fehler – siehe Weber.
Man mag sich gar nichts ausdenken was solche Typen von sich gaben, bevor sie Profipolitiker waren und in der Öffentlichkeit standen.

Ich erinnere an den Berliner CDU-Bundestagsabgeordneten Frank Steffel, der seine CDU als Landtagswahlspitzenkandidat im Jahr 2001 sicher in die Opposition führte, nachdem seine früheren O-Töne publik wurden.

(….) Frank Steffel, Jahrgang 1966, ist ein wandelndes Klischee.
Keiner verkörpert den Westberliner kleinbürgerlichen Spießer-Klüngel besser als der CDU-Vielfach-Funktionär, der schon mit 16 in die Partei Diepgens und Landowskys eintrat.

Von Papi erbte er eine Teppichverleger-Firma und fühlte sich allein dadurch seinen Mitbürgern überlegen.
Linke, Migranten, Künstler - kurzum die ganze Berliner alternative Szene hasste er schon immer wie die Pest und drückte dies auch in seiner eigenen Sprache aus:

Die Süddeutschen Zeitung vom 23. August 2001 berichtete als Erste darüber, er habe in seiner Zeit bei der Jungen Union Schwarze „Bimbos“ und Türken „Kanaken“ genannt.
Behinderte waren für ihn „Mongos“ und eine Lehrerin, die diese Ausdrücke bemängelte, bezeichnete Jung-Steffel als „Kommunistenschlampe“.

Die Kritik an seinen Manieren konnte er nicht verstehen und erklärte Michel Friedman:

„Einem Jugendlichen rutscht sowas schon mal raus!“

Im Intrigantengestrüpp der Berliner CDU hangelte er sich 2001 zum Bürgermeisterkandidat empor und forderte Klaus Wowereit heraus.

Am 24.09.2017 wurde Steffel mit dem berlinweit besten CDU-Ergebnis von 36,8 Prozent erneut direkt in den Bundestag gewählt.

Immerhin, nach acht Jahren im Bundestag spricht selbst Steffel nicht mehr von „Mongos“ und „Kanaken“, wenn von Behinderten oder Flüchtlingen die Rede ist.
Das ist funktionierende repräsentative Demokratie. Diejenigen im Volk, die es nicht stört so zu reden, die privat vermutlich noch Schlimmeres von sich geben, haben in Steffel ihren Volksvertreter, den sie als ihr Sprachrohr in das deutsche Parlament schicken können.
Im Bundestag, wo sie wichtigen Entscheidungen getroffen werden, geht es dann aber seriöser und gemäßigter zu, weil auch ein Frank Steffel (inzwischen) gelernt hat, daß nicht der erste Pöbelgedanke im Kopf zum Erfolg führt, daß man kommunizieren muss und daß politische Entscheidungen Umsicht erfordern.

Leider wählt das Volk seiner immanenten Debilität entsprechend auch debile Volksverhetzer von der AfD.
Dadurch sitzen die AfD-Politiker Jens Maier (bezeichnet Noah Becker via Twitter als "Halbneger") und Trixi Storch (bezeichnet Flüchtlinge als „barbarische, muslimische, gruppenvergewaltigenden Männerhorden“) nun auch im Bundestag, aber das passiert eben bei unserem allgemeinen, gleichen Wahlrecht.
Menschen sind dumm und viele Menschen generieren Schwarmdummheit.
Der Brexit, Erdogans Ermächtigungsreferendum oder die Wahl Trumps sind die Ergebnisse direkter Volksabstimmungen.

Es wäre besser das Wahlsystem so zu modifizieren, daß Idioten und Hassfanatiker weniger gewichtet werden.
Dafür habe ich bereits einige Modelle vorgeschlagen, die immerhin zu etwas mehr Steffels statt Störchen führen würden.

Die massive Volksverdummung würde etwas abgemildert, wenn die wichtigsten Entscheidungen von professionellen Vertretern getroffen würden.
Also bitte keine Direktwahl des Bundespräsidenten in Deutschland.
Und bitte lasst den Bundestag über grundlegende Dinge wie den Ausstieg aus der EU entscheiden.
Nieder mit der Diktatur der Inkompetenz.

Glücklicherweise sind inzwischen die deutschen Piraten ob ihrer eigenen Idiotie aus allen Parlamenten geflogen und spielen keine politische Rolle mehr.
Ihre grundsätzliche Wahnidee möglichst oft die Unqualifiziertesten von allen, nämlich das Wahlvolk pur entscheiden zu lassen, programmiert das Staatsscheitern vor.

So sehr ich Andrea Nahles und Martin Schulz für unqualifiziert halte; es wäre besser wenn die Profipolitiker in der SPD-Parteigremien über Grundsatzfragen wie GroKo III entschieden und nicht die tumbe Basis befragt werden müsste.
Letzteres kostet unnötig Zeit, verlangt die Sondierungsgespräche eher zum destruktiven Schaulaufen zur Basis-Umpuschelung, statt lösungsorientiert zu machen.

Nach 29 seit 2007 in Hamburg gestarteten Volksinitiativen dämmert es auch Roten und Grünen, daß diese Form der willkürlich-direkten Demokratie reduziert werden muss.
Volk entscheidet nämlich gern irgendeinen extrem teuren Unsinn, ohne die Folgen und die Kosten abzuschätzen.
Das Stuttgarter Volk entschied direkt den unterirdischen Bahnhof bauen zu lassen. Nun können die Landespolitiker zusehen, woher sie die sechs, acht oder zehn Milliarden nehmen, um das Gaga-Projekt zu finanzieren.
Die Hamburger wollten die Netze zurückkaufen und im Gegensatz zur fast gesamten Bürgerschaft auch das elitäre Dreiklassen-Schulsystem beibehalten, welches Arme in Restschulen verurteilt, so daß sie nie eine Chance auf dem Berufsmarkt bekommen.
Gegenwärtig droht eine Volksinitiative mit einem KITA-Volksentscheid, der die Stadt jährlich 350 Millionen Euro kosten würde.
Natürlich trauen sich aktive Politiker nicht wie ein Blogger ohne Verantwortung zu sagen „Das Volk ist doof – bitte keine Volksabstimmungen mehr!“, aber verklausuliert denken CDU, SPD und Grüne genau in die Richtung, indem sie anregen, daß Volksinitiativen seriöse Finanzierungsvorschläge liefern müssen.

Die Fraktionschefs Andreas Dressel (SPD) und Anjes Tjarks (Grüne) haben inzwischen dreimal so intensiv mit den Betreibern einer Volksinitiative verhandelt, daß sie den eigentlichen Volksentscheid verhindern konnten.
Glücklicherweise verhindern konnten.

Weil polarisierende Themen zu tiefen gesellschaftlichen Gräben führen können. Vielleicht hätten Menschen in der Diskussion um den Volksentscheid die Inklusion wieder komplett in Frage gestellt. Noch offensichtlicher ist es bei der Initiative, die große Flüchtlings-Unterkünfte verhindern wollte. Da war es wichtig, die Menschen, die sich bei diesem Thema Sorgen machen, nicht zu verlieren, sondern sie wieder in den demokratischen Diskurs zu integrieren. Der Kompromiss war gut für den sozialen Frieden. Ein Beleg: Hamburg war bei der Bundestagswahl das Land mit der geringsten Quote an AfD-Wählern.

Aber die Kita-Initiative hat Forderungen aufgestellt, die sich am Ende auf 350 Millionen Euro jährlich summieren. Da ist wirklich eine Grenze überschritten und der Haushaltsvorbehalt greift. Es geht um die Frage, wie viel eine Volksinitiative eigentlich kosten darf. Wir haben 2019 die Schuldenbremse – wir dürfen dann keine neuen Schulden mehr machen. Da kann es nicht sein, dass der Volksgesetzgeber immer weitere Ausgaben fordert und nicht sagt, wo das Geld herkommen soll.
(Anjes Tjarks, 04.01.2018)

Jetzt steht in der Volksgesetzgebung nur, dass ein Finanzierungsvorschlag gemacht werden soll. Es wäre redlicher zu sagen, dass die Initiative einen echten Finanzierungsvorschlag machen muss. Über eine solche Pflicht für Initiativen sollte man diskutieren. Das heißt Butter bei die Fische: Die Initiative muss konkret sagen, wo das Geld weggenommen werden soll. So müssen wir Politiker den Haushalt ja auch planen. Über diesen Gedanken wollen wir mit den Fraktionen und „Mehr Demokratie“ diskutieren.

Nur weil das Volk bei direkter Befragung gelegentlich auch einem blinden Huhn gleich mal eine Entscheidung trifft, die mir gefällt – zB das NEIN zu Olympischen Spielen in Hamburg – heißt das nicht, daß weise entschieden wurde, sondern daß ein Ressentiment-Konglomerat zufällig zu einem richtigen Ergebnis führte.

Donnerstag, 4. Januar 2018

Die Size-Queen

Das waren noch Zeiten, als Trump mit 16 anderen GOPern auf öffentlichen Bühnen rumpolterte.
Das könne ja nicht mehr lange dauern bis er aufgeben müsse.
Aber er rückte bloß immer mehr in die Bühnenmitte. Während links und rechts die Typen mit den kleinsten Portemonnaies und Umfragewerten herausgeschleudert wurden.
Ich wurde erst allmählich nervös, weil ich mir so sicher war, daß Trump nicht nominiert werden könne. Und selbst wenn; das wäre umso besser, denn bei der general election hätte er natürlich keine Chance gegen Sanders oder Clinton, würde die GOP also an den Boden blamiert zurücklassen.
Fast schon wünschte ich mir eine Trump-Nominierung, da Marco Rubio oder gar der gruselig-rechtsextreme Fanatiker Ted Cruz womöglich eine kleine, aber reale Chance gehabt hätten gegen Clinton zu gewinnen.

 Aber dann brach im März 2016 der legendäre Penis-Streit auf offener Bühne los. Nur notdürftig die Handgrößen-Metapher nutzend, duellierten sich der US-Senator aus Florida und der Hobbygolfer mit der orangenen Perücke um ihre Schwanzgröße, unterstellten sich wechselseitig untenrum zu kurz gekommen zu sein.
Da warf ich mich das erste Mal erschöpft auf den Boden, konnte es nicht fassen wie tief die angeblich konservativ-christlichen Republikaner gesunken waren.
Das niedrigste Niveau war erreicht, obwohl schon die Verwendung der Vokabel „Niveau“ völlig absurd war.
Unter dem hysterischen Jubelkreischen seiner aufgegeilten Fans prahlte Donald nun mit der Größe seiner Hände, also seiner Hosennudel.


Nun gab es nur noch zwei Möglichkeiten.
Entweder Trump zöge sich beschämt für immer aus der Öffentlichkeit zurück, oder das RNC müsste die Notbremse ziehen, also Rubio und Trump aus dem Rennen nehmen.
Was käme sonst als nächstes? Ließen die GOPer nun öffentlich ihre Hosen runter und hielten ihre republikanischen Phalli in die Kameras?
Bekanntlich kam es anders und 62 Millionen amerikanische Wähler stimmten am Ende für den Noodle-bragger.


Das ewige Faszinosum Penislänge werde ich nie verstehen.
In vielen archaischen Kulturen gelten riesige Phalli als Fruchtbarkeitssymbole.
OK, aber erstens ist die menschliche Fruchtbarkeit ein Fluch und zweitens hängt die tatsächliche Fruchtbarkeit eines Mannes in keiner Weise mit der Schwanzgröße zusammen.

Mit etwas Phantasie kann ich mir ausmalen wieso sexuell aktive Schwule sich für die Nudelgröße ihrer Partner interessieren.
Aber wieso ist das eigentlich auch für heterosexuelle Männer so ungeheuer wichtig, daß sie immer wieder öffentlich mit ihren Maßen angeben?
Wie kann man überhaupt für die Größe eines Körperteils Stolz empfinden, wenn man diese doch ohnehin nicht beeinflussen kann?
Im Gegensatz zu einem Bizeps oder Pectorialis kann man den Penis nicht durch Training in der Muckibude vergrößern und im Gegensatz zu weiblichen Brüsten läßt sich auch chirurgisch so gut wie nichts erreichen.
Warum also der Stolz auf eine Größe, die man gar nicht beeinflussen kann?
Noch unverständlicher wird die Angelegenheit, wenn man bedenkt, daß aufgrund unserer westlichen Kleidung die Penisgröße ohnehin fast nie zu sehen ist.
Da haben es Frauen viel schwerer, die erheblich mehr Mühe aufwenden müssen, wenn sie durch Oberbekleidung die Dimensionen ihrer Busen kaschieren wollen.

 So wie Trumps evangelikale Anhänger interessieren sich die meisten Religionen geradezu manisch für Penisse.
Schon der liebe Gott äußert sich in der Genesis dazu und verlangt von seinen Fans ihren neugeborenen Söhnen erst mal ein Stück vom Penis abzuschneiden
Juden und Muslime machen bis heute ein riesiges Theater, wenn es jemand wagt den Gedanken der körperlichen Unversehrtheit aller Kinder ins Spiel zu bringen.
Katholischen Lustgreisen im Kleid erscheint das männliche Genital aber ebenso als stetes Zentrum ihrer Gedanken.
Was darf man damit machen? Darf man eine Latexhaut drüber ziehen? Funktioniert die Erektion vorschriftsgemäß? Ist der Dödel auch groß genug?

(…..) Das weiß doch jedes Kind, daß Penis und Hoden zum Denken unerlässlich sind - Frauen sind schließlich geistig minderwertig und daher ist es unbedingt notwendig insbesondere bei geistigen Führern sicher zu gehen, daß auch wirklich ein Penis da ist.

Um sich diesbezüglich keines Risikos auszusetzen, führten die Katholiken bei der Papstwahl ein ausgefeiltes Penisprüfverfahren ein; den Kotstuhl!

„Der nach unten hin offene Sedes stercoraria. Auf dem Möbel mit dem irreführenden Namen mußten die neugewählten Päpste Platz nehmen und sich dann vom jüngsten Mitglied des Kardinal-Kollegiums unter die Soutane greifen lassen - um sicherzustellen, daß es sich bei dem zukünftigen Pontifex wirklich um einen Mann handelte. Fand der Gottesmann, wonach er suchte, sprach er die Worte: „Habet testes“ (er hat Hoden).Worauf die Kardinäle antworteten: „Deo gratias“ (dem Herrn sei Dank).
Dabei wäre der skurrile Greiftest - den die katholische Kirche wider besseres Wissen und alle Beweise heute leugnet - bei den meisten Päpsten überflüssig gewesen. Denn fast alle hatten schon vor ihrer Wahl bewiesen, daß sie Testes-Träger waren.“

(Der Spiegel 11/97)

"Das Weib ist ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht nach seinem Ebenbilde geschaffen wurde. Es entspricht der natürlichen Ordnung, daß die Frauen den Männern dienen."
(Kirchenvater Augustinus, hl., 354-430)

Anderen Sekten, wie zum Beispiel den orthodoxen Christen, reicht noch nicht einmal die Tatsache überhaupt über männliche Genitalien zu verfügen - nein, sie müssen auch noch ausreichend groß sein - sonst ist’s Essig mit der Priesterlaufbahn.
Es kann dazu führen, daß armen kleinpimmeligen Menschen a priori der Weg zum Theologiestudium verwehrt bleibt.
So geschehen im Juli 1996 in Bukarest, als mehreren Männern das Kirchenstudium verwehrt blieb. Die Schule begründete die Ablehnung wie folgt:
Die Penisse der Kandidaten wären einfach zu klein und „in einer Pfarrersfamilie darf es nicht zu Scheidungen oder sonstigen Unannehmlichkeiten kommen“.

Klar - was könnte auch sonst ausschlaggebend sein für das Funktionieren einer Ehe außer der Penisgröße des Ehemannes!
Recht haben sie, die Rumänen!

Unter einer gewissen Mindestpenisgröße dürfte überhaupt nicht erlaubt sein zu heiraten.

Außerdem ist auf eine volle Funktionstüchtigkeit zu achten.

Als vorbildlich kann in dieser Hinsicht Bischof Lorenzo Chiarinelli in Viterbo angesehen werden:
Daß ein Paar sich liebt, zusammen leben möchte ohne laufend GV zu praktizieren, ist für Bischof Lorenzo Chiarinelli in Viterbo nicht nur NICHT vorstellbar, sondern sogar verwerflich.
Einem standesamtlich verheirateten Paar verweigerte der Bischof den kirchlichen Segen, da der Ehemann durch einen Unfall gelähmt und zeugungsunfähig geworden war:

"Kein Bischof, kein Priester kann eine Hochzeit zelebrieren,
wenn er weiß, dass eine Impotenz vorliegt".

Kirchliche Trauung nur mit Erektion!

Das Hauptaugenmerk der Oberkatholen in den bunten Kleidchen liegt dabei mal wieder auf dem Penis, von dem sie geradezu besessen sind. (…..)
(Vorstehende Probleme der EKD-Ratsvorsitzenden, 14.11.2009)

Penisse werden also nicht nur als Körperteil rein zufälliger Größe mit definierten Funktionen bei Sexualität und Ausscheidungsvorgängen betrachtet, sondern immer wieder symbolisch aufgeladen, so daß die Dimensionierung des Dödels als Metapher für so ziemlich jedes Problem herhält.
Kaum ein Journalist, der bei Trumps und Uns Prahlerei über ihre (zugegebenermaßen tatsächlich Phallus-förmigen) Atomraketen auf eine psychologische Schwanzvergleich-Deutung verzichtet.

Eine psychologische Störung beim US-Präsidenten zu vermuten ist allerdings mehr als gerechtfertigt; schon allein, weil hunderte renommierte Psychiater ebenfalls zu dem Schluss kommen.

(….) Das ist in der Tat außerordentlich beunruhigend was die 27 Experten über Trump zusammentragen.

[….] Das Ver­hal­ten des Tä­ters zei­ge cha­rak­te­ris­ti­sche Merk­ma­le ei­nes So­zi­o­pa­then, ur­teilt der Gut­ach­ter und Psych­ia­ter Lan­ce Do­des. Es hand­le sich da­bei um „eine der schwer­wie­gends­ten al­ler see­li­schen Stö­run­gen“. So­zi­o­pa­then lit­ten un­ter ei­nem „De­fekt in der grund­le­gen­den Na­tur ih­res Mensch­seins“. Ihre ty­pi­schen Ei­gen­schaf­ten: „Sa­dis­tisch, mit­leid­los, grau­sam, ab­wer­tend, un­mo­ra­lisch, pri­mi­tiv, kalt­schnäu­zig, räu­be­risch, schi­ka­nie­rend, ent­mensch­li­chend.“
Do­des lässt kei­nen Zwei­fel dar­an, dass er von ei­nem ge­fähr­li­chen Mons­trum spricht. Doch ge­meint ist nicht etwa der At­ten­tä­ter von Las Ve­gas. Nein, die Rede ist vom am­tie­ren­den Prä­si­den­ten der Ver­ei­nig­ten Staa­ten.
Do­des' Ex­per­ti­se ist Teil ei­nes Buchs, in dem 27 Fach­leu­te – teils sehr nam­haf­te Psych­ia­ter und Psy­cho­lo­gen – ihr Ur­teil über Do­nald Trump ab­ge­ben(*). Der Band ist aus ei­ner Kon­fe­renz her­vor­ge­gan­gen, die un­ter dem Mot­to „Duty to Warn“ (Pflicht zu war­nen) an der Uni Yale statt­fand.
Ent­stan­den ist ein un­heim­li­ches See­len­pan­ora­ma. Trump wer­den ein „hy­per­ma­ni­sches Tem­pe­ra­ment“, eine „wahn­haf­te Los­lö­sung von der Wirk­lich­keit“ und „pa­ra­no­ide Hy­per­emp­find­lich­keit“ at­tes­tiert. Die Au­to­ren un­ter­stel­len ihm nicht nur „Ge­dan­ken­lo­sig­keit“, „Leicht­sinn“ und „Selbst­ver­herr­li­chung“, son­dern auch „Frau­en­hass“, „Bos­haf­tig­keit“ und „Be­wun­de­rung für Ge­walt­herr­scher“. So­gar vor Ver­glei­chen mit Adolf Hit­ler schre­cken die Fach­leu­te nicht zu­rück.
Den Le­ser hin­ter­lässt das Buch fas­sungs­los: Wird das mäch­tigs­te Land der Welt wirk­lich von ei­nem Ver­rück­ten re­giert? Ei­nem Grö­ßen­wahn­sin­ni­gen, der nicht recht weiß, was er tut? [….]
(DER SPIEGEL, 21.10.2017, s.112)

Die Diagnosen decken sich zum Teil mit denen, die ich letzte Woche zusammentrug.

[….] Leo­nard Glass hofft, der Be­geis­te­rung der Trump-An­hän­ger mit sei­ner Ex­per­ti­se et­was ent­ge­gen­set­zen zu kön­nen: „Die Leu­te glau­ben, Do­nald Trump sei ein rich­ti­ger Kerl“, sagt er. „Sie den­ken: Der hat Mumm, der hat Geld, der lässt sich von nie­man­dem was sa­gen.“ Des­halb sei es wich­tig, den Men­schen zu er­klä­ren, dass all das auf­ge­bla­se­ne Ge­prah­le ver­mut­lich nur Aus­druck ei­ner Ich-Schwä­che sei. Wer es nö­tig habe, sich selbst so maß­los zu prei­sen, dem mang­le es an Selbst­wert­ge­fühl. [….]
(DER SPIEGEL, 21.10.2017, s.114f.)

Das ist wenig überraschend, da Trump durch seine stark eingeschränkte Intelligenz und mangelnde Bildung gar nicht in der Lage ist seine gravierenden Charakterdefizite zu verbergen.

Neben vielen Persönlichkeitsstörungen ist Trump also auch noch mit einem schweren Minderwertigkeitskomplex und radikaler Egomanie geschlagen.
Er erträgt es nicht kritisiert zu werden, will immer im Mittelpunkt stehen und kann, auch bedingt durch seine sehr eingeschränkte Intelligenz und Aufmerksamkeitsspanne, nicht abstrahiert denken.
Alles beurteilt er nur durch die „wie komme ich dabei weg?“ und „heimse ich dabei genügend Lobpreisungen ein?“-Brille.
Es geht nur um ihn und dabei ist natürlich sein Penis die perfekte Metapher für ihn und seinen Reichtum.
Für beides kann er nichts, beides ist dem Zufall geschuldet, also quasi geerbt und taugt somit nicht dazu sich damit über andere zu erheben.
Aber seine Borderline-Perspektive stellt ihn außerhalb der Realität.
Das „Bragging About Himself“ ist zum ultimativen Trump-Charakteristikum geworden.
Wann immer der Fokus auf irgendetwas anderem liegt, bedeutet das für Trump einen unwiderstehlichen Trigger, um sein „ich bin besser, größer, reicher!“ rauszuhauen. In der Regel gerät er dabei in solche Prahl-Rauschzustände, daß er nur noch Superlative benutzt.
Er ist der Allerbeste von allen, nie war jemand besser.


Trump ist völlig unfähig zu erkennen wie lächerlich er sich macht, wenn er durch die Welt poltert und jedem erklärt, er habe den längsten Penis aller Männer.

Ihm ist ganz offensichtlich überhaupt nicht bewußt, daß der Wahrheitsgehalt seine Penis-Metaphorik an all den anderen Aussagen über seine Bildung, seinen Wortschatz und seinen IQ gemessen wird. Alles Dinge, die ganz offensichtlich bei Trump unterdurchschnittlich klein ausgeprägt sind.

Trump begreift selbstverständlich auch internationale Politik nicht, hat keine Ahnung, daß sogenannte „Schurkenstaaten“ Atomwaffen als Lebensversicherung verwenden und das sogar höchst rationalen Überlegungen entspringt.
Die USA führten nämlich Regimechanges immer nur bei den Nationen durch (Iran, Afghanistan, Irak), die keine Massenvernichtungswaffen hatten.
Nachdem der Iran im August 1953 erlebte, wie der amerikanische CIA Premierminister Mohammad Mossadegh stürzen wollte, um Fazlollah Zahedi als neuer Premierminister einzusetzen und die USA 2001 und 2003 bei beiden großen Nachbarländern des Irans ebenfalls das Regime stürzten, um ein US-Freundliches zu installieren, ist es aus Sicht der herrschenden Mullahs nur folgerichtig sich möglichst schnell Atomwaffen anzuschaffen und nicht auf die Rufe diese abzuschaffen einzugehen.
Der Psychopath im Weißen Haus erkennt diese Hintergründe nicht, wenn Kim Jong Un auf seine Atomwaffen verweist, sondern hält alles nur für eine oberflächliche Penisgrößenshow – so wie Trump nämlich Politik macht.





Nicht nur schätzt Trump also die Situation völlig falsch ein, sondern er verfällt sofort in sein primitives „ich habe den Größten“-Muster.


 
Intellektuelle schlagen die Hände über dem Kopf zusammen.

“Throw the whole presidency away. Just throw the whole thing away.” Donald Trump is wearing us out with his compulsive tweeting. Man, no one wants to think about the size of your “button.” #Dangerous #Deranged #Delusional

Aber auch diese Kritik erreicht Trump nicht.
Man, no one wants to think about the size of your “button” ist ein Gedanke außerhalb seiner Vorstellungskraft.
Er glaubt, ganz im Gegenteil, daß überhaupt nur die Größe seines Geräts interessant wäre.
Trump ist tatsächlich so primitiv.
So einen kann man nur mit primitiven Repliken ärgern.

His button is so big because his hands are so tiny. Time to lead him out of the White House in handcuffs.


Gegenwärtig gerät Trump sogar für seine Verhältnisse außergewöhnlich aus dem Ruder, weil ihn das Buch "Fire and Fury: Inside the Trump White House", verfasst vom kontroversen Autor Michael Wolff vielfach klein erscheinen lässt.

[….] Wolff beschreibt Trumps Tochter Ivanka ("dumm wie Stroh", so Bannon) und ihren Gatten Jared Kushner als eiskalte Karrieristen, die Trump nur für ihre persönlichen Zwecke ausnutzten.
 Ivanka, die sogar selbst mit einer Präsidentschaftskandidatur liebäugele, mache sich über die gequälte Frisur ihres Vaters lustig, plump gefärbt mit dem Billighaarprodukt "Just for Men".
Niemand hatte Wolff zufolge Gutes über Trump zu sagen. "Er las nicht. Er überflog nicht mal. Einige hielten ihn für nicht mehr als halbgebildet." Einer Extra-Lehrstunde über die US-Verfassung habe Trump nicht folgen können.
Beraterin Katie Walsh habe geklagt, der Umgang mit Trump sei, "als wolle man herausfinden, was ein Kind will". Medienmogul Rupert Murdoch, dessen Sender Fox News zu Trumps lautesten Cheerleadern gehört, habe Trump einen "fucking idiot" genannt.
Ähnliche Worte werden Finanzminister Steve Mnuchin, Sicherheitsberater H.R. McMaster und Ex-Stabschef Reince Priebus zugeschrieben. Wirtschaftsberater Gary Cohn halte Trump für "strunzdumm".
Trump ängstige sich im Weißen Haus und ziehe sich oft in sein Schlafzimmer zurück, wo er ohne die First Lady nächtige. Dort habe er über den vorhandenen Fernseher hinaus zwei weitere installieren lassen. Das Personal dürfe nichts anfassen, "vor allem nicht seine Zahnbürste". Aus Angst vor Vergiftung esse Trump am liebsten Fastfood von McDonald's. [….]

Von Cortisol geflutet setzte der Penis-Paniker letzte Nacht gleich 16 hochgradig psychotische Tweets ab.
Selbst die hartgesottenen US-Talk-Hosts verlieren die Fassung.


Und immer noch gibt es genügend Trump-Fans, die öffentlich erklären, ihr Idol habe den größten Penis der Welt.