Montag, 1. Januar 2018

Impudenz des Jahres 2017




Und schon wieder einmal zeigt der Kalender einen „01.01“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Jahres zu küren.
2018, das wird vermutlich wieder nichts.
Kriege, Katastrophen, Nichthandeln.
Mit Trump, Erdoğan, Weidel, Gauland, Höcke, Spahn, Duterte, May, Berlusconi, Lindner, Pence, Seehofer, Söder, Palmer, Dobrindt, Scheuer, Kauder, Merkel, Orban, Netanjahu, Kaczyński, Kurz, Morawiecki, Hofer, Strache und Salman wird das garantiert auch nicht besser als das blöde 2017.


Rückblickend und vorausschauend wird aber der Erstgenannte, der 1700-fache Lügner Trump das größte Problem bleiben.

Vor einem Jahr kürte ich die USA insgesamt zur Krone der Idiotie.

 (….) Devot ließen die US-Medien während all der Zeit die One-Man-Shitstorms über sich ergehen und luden zudem täglich Trumps kleine Gülleschleudern (Jeffrey Lord, Kayleigh McEnany, Kellyanne Conway, Corey Lewandowski, Katrina Pierson) ein, gaben ihnen kostenlose Trump-Werbezeit und ließen sich dafür noch masochistisch als „liberal, biased media“ beschimpfen.

Für die Zukunft sehe ich schwarz, und zwar dunkelschwarz.

Das optimalste Szenario – Trump begnügt sich damit Putins Hintern zu lecken, löst aber keinen Weltkrieg aus, sondern ruiniert nur die Wirtschaft und den sozialen Frieden der USA nachhaltig, bevor er 2020 abgewählt wird – dürfte die 62 Millionen Deplorables derart angeheizt haben, daß die Nation ohnehin unregierbar wird. (….)

Mein Pessimismus war offensichtlich nicht fehl am Platze. Trump übertraf die schlimmsten Befürchtungen und verdient daher für 2017 als Apotheose all dessen was in der USA schief läuft, ganz allein den Titel „Impudenz des Jahres 2017“.
Trump setzte negative Maßstäbe. Seine Ignoranz stellt er immer wieder so drastisch zur Schau, daß man nur fassungslos konstatieren kann „Ja, es ist möglich noch tiefer zu sinken!“.


Eine Kette von so derben Peinlichkeiten durchzieht seine ersten elf Monate im Amt, daß es schwer fällt unter den drastisch rassistischen und hasserfüllten Torheiten die Destruktivsten herauszupicken.

Torsten Denklers persönliche Top 10 sind aber eine gute Basis des Wahnsinns.

 [……]   Am Tag seiner Amtseinführung, am 20. Januar 2017 [……] zeichnete Trump das Bild eines im Kern zerstörten Landes. Eines verrotteten Systems. Alles, wirklich alles gehe den Bach runter, sagte er. Schulen, öffentliche Finanzen, die Straßen. "Verrostete Fabriken stehen wie Grabsteine überall im Land." Aber jetzt sei ja er da. Donald Trump, der Retter: "Dieses amerikanische Gemetzel hört hier und heute auf", sagte er. Und verkündete: "America first!", Amerika zuerst! Als wäre das die Lösung aller Probleme. [……]
 Es gibt Bilder, die belegen, dass selbst zu Obamas zweiter Vereidigung deutlich mehr Menschen gekommen waren. Trump sah das trotzdem anders. Und schickte Spicer los: "Das war das größte Publikum, das je an einer Amtseinführung teilgenommen hat, Punkt!" Und zwar weltweit. Einen Tag nach Spicers denkwürdiger erster Pressekonferenz erklärte Trumps Beraterin Kellyanne Conway die falschen Angaben der Regierung über die Größe der Menschenmenge zu "alternativen Fakten".[……]
Anfang Mai feuerte Trump den FBI-Chef. Und damit das nicht so blöd aussah, entließ er ihn wegen angeblich schlechter Performance in den Clinton-E-Mail-Ermittlungen im Jahr zuvor. Auf angebliches Anraten seines Justizministers Jeff Sessions. Dieser wiederum berief sich auf seinen Stellvertreter Rod Rosenstein. Ein einmaliger Vorgang. Später gab Trump dann im Grunde selbst zu, dass das alles nur fingiert war. Er wollte Comey loswerden. [……]
Dass eine Regierung sich selbst lobt, geschenkt. Aber was da Mitte Juni geschah, hatte nordkoreanische Züge. Kabinettssitzung im Weißen Haus, zum ersten Mal seit der Amtsübernahme waren alle Ministerposten besetzt.
Reihum huldigten die Kabinettsmitglieder ihrem Chef. Vizepräsident Mike Pence sagte, es sei "das größte Privileg in meinem Leben", Trump dienen zu dürfen. Stabschefs Reince Priebus sagte: "Wir danken Ihnen für die Möglichkeit, Ihnen zu dienen." (Er wurde später gefeuert.) Justizminister Jeff Sessions: "Sie haben die exakt richtigen Botschaften gesetzt" - "Die Reaktionen überall im Land sind fabelhaft." [……] Das unwürdige Lobhudelei-Schauspiel ließ Trump kurz vor der Weihnachtspause noch mal aufführen. In der letzten Kabinettssitzung 2017 stimmte Wohnungsminister Ben Carson ein Gebet für Trump an. Darin dankte er Gott dafür, dass er - kein Witz - Trump die gerade beschlossene Steuerreform ermöglicht hat. [……]
Trump schrieb auf Twitter: "Warum sollte mich Kim Jong-un als 'alt' beleidigen, wenn ich ihn doch NIEMALS 'klein und fett' nennen würde?" [….]


Seit dem 20.01.2017 gab es aus meiner Sicht nur eine positive Überraschung aus der Trump-Welt. Der Mann ist notorisch faul, hat sich in weniger als einem Jahr schon mehr Urlaubstage genommen als die drei letzten Präsidenten in 24 Jahren zusammen. Gut so; so lange der arbeitsscheue Denkphlegmat auf dem Golfplatz um sich schlägt, kann er nichts Schlimmeres anstellen.

 […..] Donald Trump has set a number of records during his first year in office, though not in the way the real estate magnate likely would have hoped.
[……] He has made a series of decisions that earned criticism, from pulling out of the Paris Climate Accord to firing FBI Director James Comey to an ultimately failed attempt to repeal and replace Obamacare.
Through that first year, Trump has set marks for the lowest overall approval rating for a new president, the least legislation signed for a first year in the White House, and one more controversial title — the most days spent golfing.
In the final weeks of 2017, Trump often bragged that he had signed the most legislation of any president in their first year in office. But as ABC News pointed out, the exact opposite is true. The report cited analysis by the nonpartisan GovTrack.us, which keeps track of legislation signed by presidents. It found that Trump has signed the fewest bills of any president dating back to President Dwight D. Eisenhower. [……]
 It ends a year where Donald Trump spent one out of every four days of his presidency on the golf course, the site Trump Golf Count noted.
That has put Trump on top of the list for most golfing trips among modern presidents and drawn quite a bit of controversy. [……]
These have helped lead to another low mark for Trump in his first year. Through the end of his first year, Trump has reached the lowest approval rating of any new president, Newsweek noted. Trump did not enjoy the “honeymoon phase” that most presidents find after first taking office, failing to top 50 percent in many polls at any point during his first year. It has continued to sink through Trump’s controversial and unpopular decisions. [….]



Newssender erleben Sternstunden, Polit-Anchors entlarven Trump auf faszinierende Weise, werden einst auf die intensivste Zeit ihres Lebens zurück blicken.
Washington Post und New York Times gewinnen Hunderttausende Abonnenten hinzu, stellen Redakteure ein. 



Die schlechte Nachricht ist, daß das alles nichts nützt.
Trump-Voter, die durch Breitbart und Infowars geistig retardiert sind halten alles, das von CNN und NYT dokumentiert wird, grundsätzlich für Lügen.
Ihr Lügenpräsident hat es nach Jahren der Dauerpropaganda vermocht Fakten zu irrelevantem Beiwerk zu machen.

[….] "Trump lässt sich eine gute Story nicht durch Fakten kaputtmachen" [….]

Hetze und Ressentiment sind nun Mainstream.
Moral, Anstand oder auch einfach nur die Wahrheit sind „out“ in Trumpmerica.

[……] Die Rau­cher­bar Shel­ly's Back Room liegt zwei Blocks vom Wei­ßen Haus ent­fernt und ist so ziem­lich der ein­zi­ge Ort in der In­nen­stadt, der einer Spe­lun­ke ent­fernt äh­nelt. [……]. Es ist kein Zu­fall, dass ge­nau hier die „Real News Cor­re­spond­ents Gala“ statt­fin­det, in die­sem Knei­pe gewordenen Mit­tel­fin­ger ge­gen die Po­li­ti­cal Cor­rect­ness. Die „wah­ren Journa­lis­ten“ tref­fen sich an die­sem Abend, aber wahr ist: Es ist eine Par­ty für Aktivisten, Hil­la­ry-Has­ser und Trump-Cla­queu­re, die täg­lich im Netz für ihren Präsi­den­ten trom­meln. Leu­te vom „Gate­way Pun­dit“, dem „Dai­ly Caller“, „Project Ve­ri­tas“, Twit­ter-Pro­vo­ka­teu­re wie Jack Poso­biec, Mike Cer­no­vich oder Ga­vin McIn­nes, ein neu­re­ak­tio­nä­rer Kul­tur­kämp­fer ge­gen al­les, was nach links­li­be­ral riecht.
Trumps wich­tigs­te Front im Kampf um die Mei­nungs­ho­heit ist der Krieg gegen die eta­blier­ten Me­di­en, hier sam­meln sich sei­ne Trup­pen. [……] Das Pu­bli­kum brüllt „USA, USA“, wäh­rend auf den Bild­schir­men Fox News läuft. Ga­vin McIn­nes küsst den schwu­len Wa­shing­ton-Kor­re­spon­den­ten des „Gate­way Pun­dit“ auf den Mund und fragt, ob man da­von Aids be­kom­me. [….]


Sonntag, 31. Dezember 2017

Rituale



Mich verblüfft es immer wieder auf’s Neue wie sehr Menschen in starren Gerüsten und Ritualen denken.
Eine ganze Glückwunschindustrie produziert Champagner, Kostüme, Feuerwerk, Böller, Karten, Unterhaltungsprogramme, um in einer völlig kontinuierlich und linear verstreichenden Zeit eine künstliche Zäsur einzufügen.
Was soll der Mist?
Die Erde dreht sich heute, morgen, in zehn Jahren genauso weiter wie bisher auch.
Heute ist Sonntag und morgen ist Montag. Wie es immer war. Nach 23.59 Uhr wird es 00.00 Uhr.
Überraschung.
Die Fingernägel wachsen kontinuierlich ebenso weiter, wie das Haupthaar oder der Bart. Es regnet in Hamburg mutmaßlich um 23.50 Uhr genau wie um 00.10 Uhr. Die Herzen der Menschen schlagen ununterbrochen weiter, ihre Zellen altern gleichförmig.
Die Triebe bestimmen Homo Sapiens heute wie morgen.
Es gibt keinen Unterschied. So wie wir heute essen, trinken, atmen, kopulieren, koten, stoffwechseln, verdauen, schlafen, urinieren wollen/müssen, werden wir es auch morgen tun.
Welche ungeheuerliche Naivität gehört dazu eine erst jüngst willkürlich gesetzte Skala würde den Zeitablauf verändern?
Etwa 4,6 Milliarden mal raste die Erde mit einer mittleren Bahngeschwindigkeit von 29,78 km/s ~ 107.208 km/h seit ihrer Entstehung um die Sonne.
Die eben gerade erst aufgetauchten Menschen haben darauf nicht den geringsten Einfluss; sie sind völlig irrelevant.
Die Geschwindigkeit war vorgestern um 17.28 Uhr und gestern um 23.12 Uhr gleich; wird auch heute um 23.59 Uhr und übermorgen den ganzen Tag gleich bleiben.
Wie kann man nur so blöd sein, zu glauben heute oder morgen mache irgendeinen Unterschied?
Wir sind kosmisch irrelevante lächerliche Witze ohne Bedeutung.

Die Wahrscheinlichkeit, daß sich unsere kleinen Leben innerhalb unserer beschränkten Perspektive morgen ändern ist genauso groß wie die zwischen dem 23. Und 24. Juli.
Man könnte auch am 06. Mai so viele Böller verkaufen, daß am 07.Mai die Notaufnahmen voller heulender Jugendlicher sind, die sich Finger und andere Gliedmaßen abgesprengt haben.

Unsere Leben ändern sich nicht mit einem willkürlichen Datumswechsel.
Nichts schließt ab, nichts beginnt.

Innerhalb unserer eingeschränkten menschlichen Perspektive gibt es tatsächlich Zäsuren. Der 20. Januar 2017 war so ein Tag, weil die verblödeten Amerikaner einem absoluten Vollidioten, der zudem bösartig und impulsiv ist, die alleinige Verfügungsmacht über die weltgrößte Atomwaffenstreitmacht übergaben.
Es könnte sich auch leichte Änderungen einstellen, wenn Frau Merkel in Rente geht und eine rotrotgrüne Bundesregierung vereidigt wird.
Ich würde auch einen Tag feiern, an dem die RKK ihre Selbstauflösung bekannt gibt oder an dem Saudi Arabien eine säkulare Verfassung einführt.

Auf meinem Datumsstempel die „7“ auf „8“ zu drehen interessiert mich hingegen gar nicht.

Samstag, 30. Dezember 2017

Wishful thinking



Bei den Jamaika-Verhandlungen konnte man sehr schön verfolgen wieso es nicht recht funktionieren wollte.
Eine wie immer recht desinteressierte Merkel ließ die Zügel locker, gab keinen Rahmen vor und so plauderten jeden Tag Dutzende Verhandlungsteilnehmer aller vier Parteien entspannt mit der Presse, überzogen sich gegenseitig mit Maximalforderungen und Beschimpfungen.
Alle Interna wurden blitzschnell an die Journaille weitergegeben.

Bei Merkels nächstem Versuch macht sie es genauso. Sie lässt sich Zeit. Wochen verstreichen ohne Plan und Planung.
Sie selbst ist mal wieder abgetaucht. Unterdessen gibt sich die CSU alle Mühe auch eine Groko unmöglich zu machen, indem sie täglich Forderungskataloge aufstellt, alles Trennende formuliert und rote Linien zieht.

[….] Die CSU will Panzer erwerben, die SPD Wohnungen bauen
Der SPD-Außenpolitiker Annen erinnert daran, dass CSU-Minister Guttenberg einst Milliarden bei der Bundeswehr einsparen wollte.
CSU-Chef Seehofer weist den Vorwurf zurück, die bevorstehenden Sondierungen für eine große Koalition zu gefährden.
Union und SPD streiten schon vor dem Start der Sondierungen im Januar darüber, wofür eine große Koalition Geld ausgeben soll. Auslöser ist eine Beschlussvorlage der CSU-Bundestagsabgeordneten für die Winterklausur, in der sie sich für "eine schlagkräftige, moderne Bundeswehr" aussprechen. [….]

Da Jammer-Martin auf der anderen Seite des Spektrums genauso verfährt, also keinerlei terminliche und inhaltliche Vorgaben formuliert und selbst in Ruhe abgetaucht, wird ihm ähnlich auf der Nase rumgetanzt.
Sigmar Gabriel, ohne Parteiamt und nicht Mitglied der achtköpfigen SPD-Groko-Sondierungskommission gibt fröhlich Interview um Interview, zieht rote Linien ein.

Unvorstellbar, daß ein Kanzler Schmidt oder ein Kanzler Schröder es jemals dermaßen schleifen lassen hätten.
Die hätten für Disziplin gesorgt, sich die potentiellen Koalitionäre zur Brust genommen, thematische Vorgaben gemacht, einen strengen Zeitplan erstellt und vermutlich auch Maulkörbe erteilt.

Merkel hingegen, die sich 2016 und 2017 wie der Rest der Deutschen gar nicht vorstellen konnte, daß sie jemals nicht mehr Kanzlerin sein könnte, erlebt jetzt die Grenzen ihrer asymmetrischen Demobilisierungs-Methode. Bockige Partner zerreden ihre Möglichkeiten so nachhaltig, daß am Ende womöglich nicht wie sonst immer von selbst irgendein Kompromiss entsteht, auf den Merkel sich nur draufsetzen muss.
Das Unvorstellbare wird inzwischen zwar nicht laut ausgesprochen, aber offensichtlich immerhin gedacht:
Könnte es sein, daß Merkels Handlungsunfähigkeit diesmal echte Konsequenzen hat? Schafft sie es womöglich gar nicht mehr eine Kanzlermehrheit zustande zu bringen, auch wenn es ihr ein treibender Bundespräsident und ein extrem schwacher, planloser SPD-Chef so leicht wie möglich machen?
War es das vielleicht mit Merkels vierter Amtszeit?
Ihre Beliebtheitswerte purzeln bereits.

Und was sollte sie bei einem neuen Wahlkampf im März oder April 2018 eigentlich auf die Plakate drucken, wenn sie sowohl die Jamaika-Verhandlungen als auch die Groko-Verhandlungen an die Wand gefahren hätte, eine Minderheitsregierung ausschließt und eine andere Mehrheit weit und breit nicht in Sicht ist?

Der tumbe Teutone wählte bisher immer Merkel, weil er wußte, daß es ihm nicht weh tut, daß sie keine bösen Reformen starten würde und daß es schon irgendwie so wie immer weitergehen würde.

Was aber, wenn genau diese ureigene Merkelqualität zerbirst, weil sie es erwiesenermaßen eben nicht schafft irgendwie weiter zu machen, irgendwie wieder Kanzlerin zu werden?
Warum sollte man sie dann noch mal wählen?

Merkels treueste Freunde bei Bertelsmann und Springer werden daher ebenso nervös wie die Unternehmerverbände. Seit über 100 Tagen schafft sie es nicht eine Regierung zu bilden, gibt auch nicht zu erkennen was sie daraus für Schlüsse zieht.

[….] Eine Umfrage brachte es gestern ans Licht: Jeder zweite Deutsche wünscht sich einen vorzeitigen Abgang von Angela Merkel als Kanzlerin, nur 36 Prozent wollen sie weitere vier Jahre im Amt sehen. Ihre Beliebtheitswerte sind überraschend schnell eingebrochen, Anfang Oktober waren noch 44 Prozent dafür, dass sie ihr Amt bis 2021 behält.
Ein solcher Überdruss habe am Ende seiner Amtszeit auch Helmut Kohl entgegengeschlagen, schreiben die Kommentatoren in den deutschen Zeitungen. Sie sind sich weitgehend einig: Auch wenn die Experten seit Jahren unerfolgreich eine Götterdämmerung herbeiredeten, sei jetzt aber wirklich „Merkels Zenit überschritten“. [….]

Die liberalen sind Merkel-müde.
Die Sozialen und Linken wollen sie ohnehin nicht mehr unterstützen.
Die stramm Rechten aus der Tichy-JF-PP-Achgut-Elsässer-Blase schießen ohnehin seit zwei Jahren aus allen Rohren auf die Kanzlerin.
Jetzt aber scheinen die Mainstream-Konservativen; insbesondere ihre beiden mächtigsten Freundinnen Liz Mohn und Friede Springer auch noch die Daumen zu senken.

Für die konservative Funke-Mediengruppe heißt es jetzt ebenfalls das sinkende Schiff zu verlassen.
Sie schreibt die alten (Merz) und neuen (Spahn) ultrakonservativen Haudegen hoch.

Jens Spahn („Ich will ihre Pimmel sehen!“), der radikal islamophobe Freund David Bergers ist der heißeste Liebling der konservativen Presse.

 [….] Wird CDU-Politiker Jens Spahn der neue Kanzler? [….] Der Westfale ist der kommende starke Mann in der Union. Warum man nicht mehr auf die Kanzlerin wetten sollte.
[….] Die gescheiterten Sondierungen mit Grünen und FDP zehren an der Reputation der Kanzlerin. Und die FDP lässt keine Chance aus, Merkel die Schuld am Scheitern in die Schuhe zu schieben. [….]
Auch dem langmütigsten Parteifreund könnte der Geduldsfaden reißen — die kleineren Niederlagen der Vergangenheit weisen auf den Stimmungswandel in der Union hin: Im Dezember 2016 hatte der ehrgeizige Staatssekretär im Finanzministerium, Jens Spahn, auf dem Parteitag ein Ausrufezeichen gesetzt: Gegen den erklärten Willen der Kanzlerin und fast der gesamten Parteispitze machte der Westfale Stimmung gegen den Kompromiss zur doppelten Staatsbürgerschaft. "Natürlich muss man in Koalitionen Kompromisse machen", sagte Spahn damals unter dem Jubel der Delegierten. "Aber wir sind hier auf dem CDU-Bundesparteitag."
[….] Bei den Wählern ist Merkel inzwischen so unbeliebt wie selten zuvor. [….] CDU-Politiker Lammert wurde kurz vor Weihnachten von der "Bild"-Zeitung mit einer brisanten Aussage zitiert. Der frühere Bundestagspräsident zweifelt an einer große Koalition und prognostizierte laut Bild, bei möglichen Neuwahlen werde Angela Merkel nicht mehr antreten. [….] Dann dürfte die Stunde des Jens Spahn schlagen, der die verletzte konservative Seele der Partei am ehesten heilen könnte. [….] Mit Spahn stieße die Sozialdemokratisierung der Union an ihr Ende. [….]

Für eine Kanzlerschaft des Trumpfans Spahn spricht, daß er just seine persönlichen Verhältnisse ordnete, sich von seiner Geschmäckle-Beteiligung an einem Fintech-Startup trennte, welches er mittelbar als Staatssekretär förderte und jetzt zu Weihnachten heiratete.

So konservativ ist man in der CDU – einen Kanzler in wilder Ehe will man nicht.
Nach 14 Jahren wilder Ehe heiratete Angela Merkel ebenfalls zum Jahresende, am 30. Dezember 1998, still und heimlich ihren Joachim Sauer.
Für den CDU-Vorsitz und als künftige Kanzlerin war das notwendig.
Das weiß auch Spahn.