Sonntag, 19. November 2017

2000 Jahre Europäer.



Das wirklich Unangenehme am Christentum ist der starke Drang zu missionieren in Verbindung mit der heute noch von Ratzinger verlangten Maxime „extra ecclesiam nulla salus“.
So haben Christen 1500 Jahre lang nicht nur andere Kontinente erobert, sondern dabei auch jedes Mal systematisch die vorgefundenen Kulturen zerstört.
Ja, Mongolen agierten auch imperialistisch. Die Inka eroberten Nachbarreiche, muslimische Kalife besetzten Jahrhundertelang Spanien.
Aber sie alle waren klug genug die neu entdeckten Länder als kulturelle Bereicherung zu verstehen, integrierten sie in ihre und ließen Toleranz walten.
So kam es zur kulturellen und wissenschaftlichen Blüte des Islams und des Inkareiches – während Christentum pur in Europa 1000 Jahre finsteres Mittelalter, Rückschritt und Kampf gegen Wissenschaft und Erkenntnis bedeuteten.
Hätte die elende Katholische Kirche nicht 1500 Jahre lang Wissenschaftler verfolgt und hingerichtet, wäre die Menschheit schon vor Jahrhunderten zum Mond geflogen und hätte inzwischen die großen Hunger- und Energieprobleme überwunden – so lautet ein beliebtes Gedankenexperiment in hypothetischer Geschichte.

In den Kalifaten mit Sitz in Bagdad und Konstantinopel, denen Abu Bakr al-Baghdadi nun nacheifert wurde erheblich liberaler geherrscht, als es der IS jetzt tut. Und natürlich auch erheblich liberaler, als es Christliche Herrscher der Zeit taten.
Es gab bei Hofe berühmte schwule Dichter, jüdische Minister und Christliche Gelehrte. Deswegen haben wir ja jetzt in Syrien, Irak und Ägypten Millionen Christen!

 […] Mehr als 750 Jahre ist es her, dass zuletzt ein Kalif am Tigris regierte. […] Das Leben am Hofe der Kalifen von Bagdad hatte nur wenig gemein mit dem, was die Dschihadisten unter einer islamischen Ordnung verstehen. Die Hauptstadt des Reichs war jahrhundertelang nicht nur das Zentrum der Wissenschaften und Künste, sondern auch ein Sündenbabel.
Viele Kalifen, in deren Fußstapfen nun die ISIS-Terroristen treten wollen, liebten den Wein und junge Männer. Und sie beschäftigten Hofpoeten, die das ausschweifende Leben am Tigris-Ufer in Verse packten. Der bekannteste Dichter jener Zeit war Abu Nuwas, der Ende des achten, Anfang des neunten Jahrhunderts zu Zeiten des legendären Kalifen Harun al-Raschid lebte und ein enger Vertrauter des Herrschers war. Er verfasste viele Wein- und Liebesgedichte, zumeist in homoerotischer Form. […] Der Sohn von Harun al-Raschid und Nachfolger auf dem Kalifenthron, al-Amin, trieb es noch bunter. Laut den Überlieferungen der Hofschreiber unterhielt er einen ganzen Harem mit jungen Männern und ließ allabendlich Eunuchen für sich tanzen und singen. […] Alkohol und Glücksspiel waren keineswegs nur das Privileg der reichen Oberschicht. Auch das gemeine Volk zog es in Trinkhäuser und Cafés, in denen es Wein tranken und Backgammon spielte.
Jenseits dieser Ausschweifungen war Bagdad im achten und neunten Jahrhundert unter den Kalifen die Welthauptstadt für Astrologen und Mediziner, Philosophen und Mathematiker. Christliche und Jüdische Wissenschaftler hatten daran entscheidenden Anteil. Und die Stadt war nicht zuletzt Austragungsort erhitzter innerislamischer Debatten über den Koran. […]

„Der Islam“ war tolerant und duldete nicht nur Andersgläubige, sondern fühlte sich verpflichtet sie aus Gastfreundschaft zu schützen.
Das berühmteste Beispiel dafür ist sicherlich die Maurische Hochkultur in Spanien, als unter Islamischer Kontrolle Wissenschaft und Kunst aufblühten, weil Christen und Juden akzeptiert waren. Dadurch konnten sich im schönsten Multikulti die Wissenschaften gegenseitig befruchten. Daher waren Astronomie, Mathematik und Medizin in Islamischen Herrschaftsbereich Jahrhunderte vor dem Christentum in Nordeuropa.

Die iberische Halbinsel erlebte in den sieben Jahrhunderten maurischer Herrschaft eine beispiellose kulturelle Blüte, bevor mit Isabella der Katholischen alles zerschlagen wurde, Inquisition und Judenverfolgung das Bild bestimmten.
Blüte ist durchaus wörtlich zu verstehen - die islamischen Einwanderer hatten nämlich auch den Blumentopf erfunden und brachten bunte Pflanzen nach Spanien. Sie legten Gärten an.
Ebenfalls aus Arabien importiert wurde die Gitarre - man stelle sich den Flamenco ohne Gitarren und bunte Stoffe vor - so sähe er wohl heute aus, wenn Spanien nur unter Christlichen Einfluss gestanden hätte.

Weitere heute nicht mehr wegzudenkende islamische Errungenschaften sind:
Mehrstöckige Architektur, Burgenbau, Liedgut, Farbige Stoffe, Zuckerrohranbau, Schulwesen, Übernahme der Papierproduktion aus China, Brieftaubenkommunikation, Schach, Kristallglas, golddurchwirkte Stoffe, Muster.


Die Christen sind beleidigt, ob ihrer eigenen Doofheit.

Die Araber brachten eine derartige Hochkultur hervor, daß die wissenschaftsfeindlichen Christen im Vatikan dies als eine Bedrohung ansahen, auf die sie mit Gewalt reagierten.

Die Kirche fängt an, Forschung mit arabischen Grundlagen zu verbieten und lässt Forscher deswegen in den Kerker werfen oder sogar mit dem Tod bestrafen.
Die Kirche beginnt ihre Weltzensur gegen die überlegene islamische Lebensweise und technische Entwicklung.

500 Jahre Krise nannte Sebastian Schoepp seine feuilletonistische Analyse dieses destruktiven Christlichen Debakels in Spanien.

Unglücklicherweise kann das christlich geprägte Abendland sich nun nicht mehr zurückziehen und „nachhaltigeren“ Kulturen in Asien, Südamerika oder Afrika das Zepter überlassen, weil Europa dort inzwischen alles nachhaltig kaputt gemacht hatte.
Das einst völlig homo-tolerante Afrika begeistert sich jetzt für Schwulenverfolgung und Todesstrafe, weil 200 Jahre christliche Mission aus Europa die natürliche Humanität gründlich ausgetrieben haben.
Der Islam passte sich nach 100 Jahren christlicher Genozid-Attacken auf islamisch regierte Länder schließlich an und wehrte sich, wurde aufgrund der fortwährenden aggressiven Angriffskriege der Christen selbst kriegerisch.

Kriegerisches Denken, Intoleranz und Hetze wird man erst los, wenn man Religionen ganz überwindet.
Die friedlichsten und glücklichsten Gesellschaften sind die Skandinavischen mit den höchsten Atheistenanteilen. Je säkularer, desto friedlicher.
Was passiert, wenn christliche Eiferer wieder etwas zu sagen haben, erleben wir in Washington unter Trump und Pence: Homoverfolgung, Rassismus und Xenophobie erleben einen neuen Frühling.

[….] Trump Votes For Death Penalty For Being Gay
President Trump and his administration just voted against a United Nations ban on the death penalty for being gay, making the United States of America (it’s hard to think this is actually really happening) just one of 13 other countries in the world to oppose such a historic vote.
A few other notable countries who voted against the ban were China, Iraq and Saudi Arabia, and Egypt. [….]

So erfreulich es ist, wenn nach 2000 Jahren europäischen Papsttums endlich im Jahr 2013 auch ein anderer Kontinent bei dieser Personalie zum Zug kommt, so sind paradoxerweise viele europäische Christen gegenwärtig liberaler als Asiatische, Amerikanische und Afrikanische.
Bergoglio ist ohnehin weniger exotisch als man Europäer denken; schließlich waren seine Eltern Italiener; Italienisch ist seine Muttersprache.
Um den Vatikan weiter zu liberalisieren wäre es wünschenswert die Weltkirchentendenz weiter zu spinnen. Eine Frau kommt für das Amt grundsätzlich nicht in Frage, aber Ausländer schon.

Nach 500 Jahren ausschließlich italienischen Päpsten war der Pole von 1978 ein Schock, der Deutsche von 2005 schon etwas weniger, da er nach 25 Jahren in der Kurie eine vatikanische Staatsbürgerschaft besaß und seit Jahrzehnten in Italien lebte.
Nach dem Halbitaliener könnte mal etwas Farbe in den vatikanischen Palast einziehen.
Ein Papst aus Afrika? Dafür standen die Chancen 2005 besser als 2013, weil Wojtila jede Menge nicht europäische Bischöfe als Kardinäle kreierte.
Ratzinger hingegen mag keine Dunkelhäutigen und erhob fast nur Europäer zu Kardinälen.
Und die prozentual wenigen schwarzen Kardinäle sind natürlich ultrakonservative Knochen, die Atheisten und Schwule nicht nur hassen – wie ihre europäischen Brüder im Amte, sondern mindestens auch bestrafen wollen.

Robert Kardinal Sarah (*1945 in Guinea) wurde 1979 von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Conakry in Guinea ernannt  und 2001 als „Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker“ in den Vatikan versetzt.
Papst Benedikt XVI. ernannte ihn 2010 zum mächtigen Präsidenten des Päpstlichen Rates „Cor Unum“ und erhob ihn zum Kardinaldiakon. Auch unter Bergoglio konnte der ultrakonservative Schwulenhasser weiter aufsteigen. 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Kardinalpräfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.
Zusammen mit der amerikanischen Bannon-Freund Raymond Leo Kardinal Burke bildet er das dunkle Duo des Traditionalismus.

[…..] Die Kirche stehe zwischen IS- und Gender-Ideologie, behauptet der Kardinal. Beide seien desgleichen "dämonischen Ursprungs". "Was Nazifaschismus und Kommunismus im 20. Jahrhundert waren", so Sarah, "sind homosexuelle und Abtreibungs-Ideologien des Westens und Islamischer Fundamentalismus heute." [….]

[….] Die Kirche befinde sich zwischen dem Götzendienst westlicher Freiheit und dem islamischen Fundamentalismus, beides seien "apokalyptische Bestien", ergänzte Sarah. "Wir befinden uns, um einen Slogan zu benutzen, zwischen 'Gender-Ideologie und IS'", sagte Sarah mit Blick auf die Terrormiliz IS. Der Theologe aus Guinea gilt als Speerspitze der Konservativen und ist für seine radikalen Aussagen bekannt.
Die größten Bedrohungen für die Kirche seien auf der einen Seite schnelle und leichte Scheidungen, Abtreibungen und die Homo-Ehe. Auf der anderen Seite stünde "die Pseudofamilie im ideologisierten Islam, die Polygamie, eine Abwertung der Frau, sexuelle Sklaverei, und die Kinderheirat legitimiert". [….]

Peter Kodwo Appiah Kardinal Turkson aus Ghana steht Sarah in seinem Hass auf Schwule nicht nach, liebäugelt sogar öffentlich mit der Todesstrafe für Homosexuelle. Der von Wojtila 2003 zum mächtigen Kardinalpriester erhobene vatikanische Strippenzieher sitzt in zehn Kongregationen und päpstlichen Räten.

Als Atheist wünsche ich mir natürlich einen zukünftigen Papst Arinze, Turkson oder Sarah, weil so einer zumindest in aufgeklärten Ländern die Menschen noch schneller aus der Kirche treiben würde.

Für Fans der RKK ist das allerdings eine weniger angenehme Vorstellung.

[….] Großes Aufsehen hat Kardinal Robert Sarah mit seinem neuen Interview erregt, in dem der bekannte Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung warnt: "Wir laufen Gefahr, die heiligen Geheimnisse auf gute Gefühle zu reduzieren". [….]
Ich glaube, daß wir Opfer der durch die Mediengesellschaft verbreiteten Oberflächlichkeit, des Egoismus und des verweltlichten Geistes sind. [….] Gott ist still, der Teufel ist laut. Seit jeher versucht Satan, seine Lügen unter der Maske einer trügerischen und lauten Geschäftigkeit zu verbergen. Dem Christen ist es aufgetragen, nicht von der Welt zu sein. Es gehört zu seinem Leben, sich von den Geräuschen der Welt abzuwenden, vom Lärm, der zügellos dahineilt, um uns vom Wesentlichen abzulenken: von Gott. [….] Das ist der tiefe Grund für die schrecklichen Verbrechen oder für die Verachtung und den Haß der Moderne gegen die stillen Wesen, die die ungeborenen Kinder sind, die Kranken oder die Sterbenden. [….]

Freunde des Katholizismus sollten sich lieber wieder einen Italiener als Papst wünschen. Ich nehme Sarah.

Samstag, 18. November 2017

Allwissend sein.



Das Theologiestudium ist eine seltsame Sache. Weil es an Universitäten, die vom Steuerzahler finanziert werden, gelehrt wird und doch universitären Standards niemals standhalten kann.
Es werden objektiv falsche und wissenschaftliche widerlegte Zusammenhänge gelehrt, die man aber nicht hinterfragen darf, da sie dem offiziellen Glauben widersprechen.
Das Theologiestudium ist eher ein staatlich finanziertes Rhetorik-Training, um Propaganda für eine extrem reiche Glaubensgemeinschaft zu machen.

Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen kappeln sich immer ein bißchen, halten tendenziell andere für akademische Leichtgewichte.
Geisteswissenschaftler blicken auf Sportstudenten herab.
Naturwissenschaftler (wie ich) halten Geisteswissenschaftler für weniger faktenorientiert.
Unter den Naturwissenschaftlern gelten Mediziner als besonders unseriös, weil so vieles auf Empirik und nicht auf Gesetzen und Fakten beruht.
Unter Medizinern werden Orthopäden als Handwerker belächelt und die wiederum belächeln Psychologen als nicht medizinisch.
Chemiker halten Physiker für chaotisch und unter den Chemikern gelten natürlich die anorganischen Chemiker als seriöser als die Zwitterwesen von den Biochemikern und alle zusammen verachten die Biologen.
Das sind ganz natürliche Konkurrenzen.
Aber immerhin gibt es gemeinsame akademische Regeln.
Das was man sagt, muss überprüfbar sein, Fakten müssen neutral beschrieben und definiert werden können.
Man bemüht sich einer klaren Sprache.
Eine akademische Hausarbeit, eine Diplomschrift oder Bachelor-Arbeit muss so verständlich und klar aufgebaut sein, daß sie auch von einem Akademiker einer ganz anderen Fachrichtung verstanden wird.
Liest ein Chemiker den Text eines Pädagogen, muss er nachvollziehen können worum es geht.

Nur die Theologen spielen eine Sonderrolle, weil sie Lehrmeinungen vertreten, die von Archäologen oder Historikern widerlegt werden können.
Der „Neuner Roos“ fasst gänzlich unwissenschaftlich Dogmen zusammen.

(……) Zu den Glaubensinhalten der RKK gehören viele "unfehlbare" und damit "irrtumslose" Lehrsätze, die laut katholischem Glauben für alle Zeit gelten und nicht geändert werden dürfen.

"Maßgebend für die bindende Kraft einer Lehrentscheidung ist immer der Wille der Kirche, soweit er in der Urkunde ausgedrückt ist. Nicht immer lässt sich daher die Frage nach dem dogmatischen Wert ganz eindeutig beantworten. Es gilt hier der Grundsatz des kirchlichen Rechtsbuches: Wo die Absicht der Kirche, endgültig zu binden, nicht klar ausgesprochen ist, da hat man auch kein Recht, von einer unfehlbaren Entscheidung zu sprechen.“ - zitiert nach Neuner Josef, Heinrich Roos, Karl Rahner, Karl-Heinz Weger.

Unabänderliche, für alle Zeiten feststehende Lehrsätze, nennt man „Dogma“.
Insbesondere die drei jüngsten Dogmen sind weltbekannt:

1854 - die Lehre von der angeblich "unbefleckten" "Empfängnis" Marias im Leib ihrer Mutter Anna [also zum Zeitpunkt, als Anna beim Sex mit ihrem Mann mit Maria schwanger wurde]. Dies bedeutet, dass Maria bei ihrem Gezeugt-Werden nicht mit der "Erbsünde" behaftet worden sein soll - im Gegensatz zu allen anderen Menschen.
1870 - die angebliche Unfehlbarkeit des päpstlichen Lehramtes, wenn eine Entscheidung als "ex cathedra" (= "vom Lehrstuhl aus" = unfehlbar) definiert wird
1950 - die angebliche leibliche Himmelfahrt Marias.

Die Sinnhaftigkeit dessen, einen Mann wie Ratzinger, der erklärt, Kondome VERSCHLIMMERTEN das AIDS-Problem mit Unfehlbarkeitsgarantie auszustatten, erschließt sich Konfessionslosen nicht.

Sind Theologen Akademiker?
Kann man das überhaupt sein, wenn man wider besseres Wissens Unwahrheiten postuliert?

Religion spricht eher die Emotionen an als die Vernunft.
Je mehr Bildung ein Mensch erhält, umso wahrscheinlicher ist es, dass er Atheist wird. Nichtglaube steigt ebenfalls mit Intelligenz und Einkommen. Die Einwohner von gebildeteren Ländern empfinden Religion als weniger wichtig in ihrem täglichen Leben. […]

Es wird noch viel verrückter. Denn Theologen werden gern trotz ihrer Minderausbildung als allgemeine Kompetenzen angesehen, die sogar explizit Regeln für Dinge aufstellen, die sie nicht kennen.

Eheberatung von grundsätzlich Partnerlosen?
Schwangerschaftsberatungsschein von Zölibatären?
Verhütungsmittelverbot von Leuten, die grundsätzlich nie Sex haben?
Katholische Kinderheime von prinzipiell Kinderlosen?

Nur zu gern werden Theologen und andere Religioten in Talkshows als scheinkompetente Sachverständige eingeladen, obwohl sie aufgrund ihrer Ausbildung gerade über keine Sachkunde verfügen.

Im Ethikrat der Bundesregierung ließ sich die promovierte Physikerin Dr. Merkel vom naturwissenschaftlichen und wissenschaftlichen Laien Reinhard Kardinal Marx über den Ausstieg aus der Atomenergie informieren.

Das ist in etwa so, als ob ein Hirnchirurg vor der Entfernung eines Tumors den Postboten um Rat fragt.

Die Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung wurde 2011 von Angela Merkel eingesetzt, um die technischen und ethischen Aspekte der Kernenergie zu prüfen. Mitglieder waren unter anderem Ulrich Fischer, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Alois Glück (CSU), Präsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken, Weyma Lübbe, Philosophin, Mitglied im Deutschen Ethikrat und Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising.

Wie verwirrt muß man sein, um einen konservativen Theologen, um Rat bei Fragen der technischen Aspekte der Kernenergie zu bitten?

Die Süddeutsche Zeitung befragte den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz Erzbischof von München und Freising zu dem hochumstrittenen Thema des „bedingungslosen Grundeinkommens“.
Das wird von vielen Soziologen, Politikwissenschaftlern und Ökonomen befürwortet, im kleinen Maßstab in einigen Ländern getestet und heiß diskutiert.
Niemand kann natürlich genau alle Folgen so eines Projektes präzise vorhersagen.
Ich gehöre zufällig zu der Gruppe, die das Vorhaben befürwortet, weil eine ganze Industrie von Sozialgerichtsfällen und Armeen von Bürokraten abgezogen werden könnten. Beweisen kann ich da selbstverständlich auch nichts, obwohl ich schon viel drüber nachgedacht habe.

Ein Mann hingegen weiß Bescheid; ein Mann, der sein eigenes bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe von etwa 13.000 EURO monatlich für immer in der Tasche hat. Auch wenn er entlassen werden sollte, in Rente geht oder arbeitsunfähig wird – sein Geld fließt immer weiter zu ihm – nebst kostenfreier Unterkunft und Dienstlimousine.
Allein das Grundgehalt B 10 von Reinhard Kardinal Marx beträgt monatlich unglaubliche 12 526 Euro."
Zum Glück bekommt er Kost und Logis umsonst, muss seine Mitarbeiter nicht aus eigener Tasche bezahlen, konnte seine 10-Mio-Euro Ferienvilla in Rom (Palazzo Marx) vom Bistum zahlen lassen und muss auch keine Abgaben für die Alterssicherung leisten, da er sein Gehalt = Rente einfach weiter bezieht, wenn er aufhört zu arbeiten.
Bei so einem armen Schlucker ist es auch nur zu verständlich, daß der bayerische Staat mit acht Millionen Euro für die Renovierung der Münchner Marx-Residenz Palais Holnstein aushalf.
Der Mann weiß also wo dem kleinen Mann der Schuh drückt. Daher erkennt er messerscharf, daß die 13.000 Euro monatlich für ihn zwar völlig richtig sind, aber ein Grundeinkommen für alle wäre nicht nur schlecht, sondern gleich das Ende der Demokratie.

[….] Kardinal Marx: Grundeinkommen ist "das Ende der Demokratie"
   [….]  Den Menschen ein festes Einkommen zur Existenzsicherung zu zahlen, sei jedoch keine Lösung für das Problem, sagte Marx. "Die Arbeit ist nicht irgendetwas. Es gehört zur Grundkonstitution des Menschseins, dass ich für mich und meine Familie etwas schaffe, das von Wert ist." Schon jetzt könne man sehen, welche politischen Folgen es habe, wenn Menschen sich nicht mehr gebraucht fühlen. Die Einführung eines Grundeinkommens sei vor diesem Hintergrund "demokratiegefährdend".
Der Erzbischof, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, warnt dennoch vor den Folgen der Digitalisierung. Man müsse darauf achten, dass der Mensch weiterhin die Computer kontrolliere und nicht anders herum. Es könne "eine Einschränkung der Freiheit sein, wenn nicht mehr wir fragen, was richtig ist, sondern die Maschinen uns diese Entscheidung abnehmen", sagte er auf einer Podiumsdiskussion, die vorab stattfand. Die Gesellschaft müsse sich fragen: "Was ist uns unsere Freiheit wert?" [….]

Es wundert mich nicht zu lesen wie inkompetent und heuchlerisch der Luxuskardinal spricht.
Er weiß es nicht besser, weil er es nie anders gelernt hat.
Verwunderlich ist nur, daß auch eine wirklich seriöse Zeitung wie die SZ überhaupt auf die Idee kommt Herrn Marx zu befragen.

Freitag, 17. November 2017

Übler Kater nach der Millionensause.



Wenn man sich selbst ganz fabelhaft findet und nur unter sich bleibt, wenn man völlig den Blick für alle anderen verliert, wenn man nur noch um sich selbst kreist und das eigene Empfinden, den eigenen Geschmack als allgemeingültigen Maßstab betrachtet, sein kontinuierliches um sich selbst Kreisen gar nicht mehr hinterfragt, kommt man zu ganz erstaunlichen Selbsttäuschungen.

"Der Bedarf an ethischer Orientierung ist deutlich gestiegen"
(Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender, auf der EKD-Synode in Bonn.)

 Unser Kirchen-Heinrich. Verwirrt wie eh und je.
Nur acht Prozent der Deutschen beschäftigt der Sinn des Lebens – folgt man einer Untersuchung des Religionssoziologen Detlef Pollack.
Die Kirchen haben ein schlechtes Produkt. Immer weniger Menschen möchten die exkludierende Ideologie „Religion“ kaufen. Sie verlieren rapide und kontinuierlich Marktanteile, lassen aber den Gedanken, daß ihr offeriertes Produkt nicht mehr zeitgemäß sein könnte, nicht zu.
Angesichts der Hunderttausenden Kirchenaustritte jedes Jahr reagieren alle Toppkleriker gleich.
Die Menschen sehnten sich nach Sinn, hätten einen großen Bedarf nach Spiritualität und wären nun auf der Suche. Und erst nach diesen stoisch aufgesagten Postulaten kommt die Asche auf das Haupt. Man müsse sich fragen, wie die Kirchen ihre Kommunikation verbessern könnten, wie sie wieder attraktiver werden könnten, damit die verirrten Schäfchen auf der Suche wieder zu ihnen finden.

Das Thema Reformation hat unerwartet viele Menschen erreicht.
(Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender, auf der EKD-Synode in Bonn.)

Religioten eben. Die Lutherdekade, das ganze Jahr 2017 im Dauerfeiermodus hatte eins gezeigt. Die Menschen interessieren sich nicht für die Kirche.
Die Veranstaltungen waren extrem schlecht besucht, es herrschte gähnende Leere bei den Gottesdiensten.

 (….) Die Kirche in Hamburg ist so gut wie tot – und das ist auch gut so.

In Hamburg ist die Kirche marginalisiert.
Katholiken finden traditionell ohnehin kaum statt.
Gut so, denn abgesehen davon, daß niemand mehr die Predigten der hanseatischen Pfaffen hören will, sind sie auch noch unangenehm. (….)
So viel Geld und so viel Werbung für die Kirchen und dennoch laufen die Mitglieder zu Hunderttausenden davon.

Zwei Kardinalfehler der evangelischen Kirche werden nie erwähnt; auch in Peter Wenigs endlosem Artikel kein Wort davon:

Der protestantische Held Martin Luther war ein besonders widerliches antisemitisches, frauenfeindliches, obrigkeitshöriges Arschloch.
Dieser mittelalterliche Hassprediger wird nun ausgerechnet von Typen wie Käßmann und Bedford-Strohm verteidigt, die selbst den kirchenfreundlichsten Journalisten auf die Nerven gehen mit ihrer grenzenlosen Naivität, ihrer stupiden Selbstbeweihräucherung und eklatanten Umgehung der Wahrheit. (…..)

Insbesondere EKD-Christen des Schlages Bedford-Strohm, Irmgard Schwätzer, Kathrin Göring-Kirchentag, Margot Käßmann und Frank-Walter Steinmeier nehmen nicht nur die Realität nicht wahr, sondern sie phantasieren sich ein enormes Interesse nach Metaphysik und Spiritualität herbei.
Ihr Produkt, ihre Botschaft müsse nur neu verpackt werden; das Interesse wäre da.

[……] Schichtarbeit und Akademiker, Linke und Rechte, Junge und Alte treffen in der Kirche, im Gottesdienst aufeinander und entdecken ihre Gemeinsamkeiten. Das ist das Ideal.
Aus dem Reformationsjubiläum gehen die evangelischen Christen mit neuer Verve hervor. Innerkirchlich wie gesellschaftlich wollen sie den gewonnenen zusätzlichen Schwung für Neuanfänge nutzen. [….]

Erstaunlich zu sehen wie verwirrt die Jungs und Mädels von der Religiotie sind.
Das Gegenteil ist nämlich wahr.
EKD ist nicht temporär out, weil die Jugend zufällig gerade einem anderen Spiritualtrend nachläuft, sondern sie ist auf dem Abstellgleis, weil das Christentum in einer zunehmend aufgeklärten, gebildeten und informationsfreien Gesellschaft als überflüssiges raffgieriges Hypokrisie-Projekt begriffen wird, ohne das man auf jeden Fall besser lebt.

In Großstädten will kaum noch einer etwas mit der Kirche zu tun haben und wer wie ich alle religiotischen Fesseln abgelegt hat, ist nicht auf der Suche nach neuen Fesseln.
Wer das Glück hat frei von Religion zu leben, genießt es.  


Das ist das fundamentale Missverständnis alles Religiösen, die offensichtlich immer noch meinen, ohne Religion fehle einem etwas. Daher wären Atheisten auf der Suche nach einem Ersatz.
Das Gegenteil ist der Fall! Man gewinnt durch Religionsfreiheit hinzu. Kunst, Wissenschaft und gedankliche Freiheit machen uns Konfessionslose reicher, als es jeder geistlich Eingeschränkte je sein wird.

(….) Es gibt eine einzige Kategorie-C-Kirche in meiner Umgebung und ich kann es gar nicht erwarten bis sie schließt. Ich gehöre nämlich einerseits zu den 99,5% der Hamburger, die nicht sonntags in einen Gottesdienst gehen und dennoch von dem unerträglichen Glockengeläut geweckt werden. Was für eine UNVERSCHÄMTHEIT der Kirchen immer wieder die Masse der Nichtgläubigen aus dem Bett zu jagen. So macht man sich unbeliebt.
Außerdem fehlt es mir an Doofheit, um mich über das Verschwinden der Kirchen zu grämen. Je mehr sich die Religionen zurückziehen, desto besser für die Gesellschaft.

Atheisten sind klüger als Christen, sie sind mitfühlender, lehnen Rache und Folter stärker ab. Kinder von nichtreligiösen Eltern teilen eher als Christen
und erwärmen sich weniger für drakonische Strafen.
Religiöse Menschen schlagen ihre Kinder häufiger, während Atheisten generell friedlicher sind und auch niemals Terroranschläge verüben. Christen wählen weit überdurchschnittlich Trump.
Atheisten diskriminieren keine Schwulen und Frauen mit einem speziellen Arbeitsrecht, sie greifen keine dubiosen Staatsleistungen in Höhe von 600 Millionen Euro jährlich von den Bundesländern ab, sie belästigen ihre Nachbarn nicht mit Kirchenglocken oder Muezzin-Rufen. Atheisten sind aufgeschlossener gegenüber Minderheiten; sie verdienen mehr, sind besser gebildet.
Atheisten sind grundsätzlich toleranter als Christen; auch das ist in sich logisch, da Religionen prinzipiell exkludierende Ideologien sind. Jede Religion verhält sich zu anderen Religionen, Atheisten und Agnostikern nach dem Prinzip „Wir sind besser als die!“
Humanisten hingegen ist diese hierarchische und potentiell antagonistische Weltsicht fremd.
Humanisten würden die Aufnahme von Flüchtlingen nicht an Bedingungen knüpfen – wie es konservativen Christen leicht über die Lippen kommt: „Christliche Flüchtlinge sollten bevorzugt werden.“

Man muß also gar nicht die offensichtlichen kirchlichen Fehlleistungen – Sexskandale, Missbrauch, Prügel, Geldverschwendung, Protzsucht – in Betracht ziehen. Schon aus rein grundsätzlichen Überlegungen ist es absolut zu begrüßen, wenn die Kirchen schrumpfen; Mitglieder und Einfluss verlieren. (…..)

Die EKD konnte im Jahr 2017 einen hohen achtstelligen Betrag bei der öffentlichen Hand für ihre 365-Tage-Selbstbeweihräucherungsparty herauspressen.
Der Oberevangele fühlt sich offenbar so partytrunken, daß er im Größenwahn vor sich hin deliriert.

[….] Der Bedarf an ethischer Orientierung ist einerseits deutlich gestiegen. Wenigstens die Kirchen – so heißt es dann – mögen uns doch bitte den Weg weisen! Ebenso wahr ist aber auch: Gefährlich abgenommen ...  haben die angemessenen Formen des Umgangs miteinander im politischen Diskurs.“ [….]
(Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender, auf der EKD-Synode in Bonn.)

Es wird Zeit auszunüchtern, Herr Oberbischof.
Selbst der katholische Glaubenskollege Drobinski sieht da viel klarer.

[….]  Die evangelische Kirche sucht nach Strategien gegen den Mitgliederschwund - und tut sich schwer damit.
Was das Kirchenparlament sich nicht traut, macht jetzt eine Journalistin, Christiane Florin vom Deutschlandfunk, lustig, frech und ganz schön hart. Die Kirchen hätten es sich im Reformationsjahr zu einfach gemacht: "Zu wenig ringend, zu wenig ernsthaft, zu wenig geistesgegenwärtig", sagt sie. Sie hätten eine "Mischung aus Scheinriesentum und Selbstverzwergung" gezeigt, "Toleranz, miteinander reden, irgendetwas gegen die AfD und fürs Grundgesetz - das ist so anschlussfähig wie ein Playmobil-Luther." Bischöfe lächelten kritische Fragen weg, ein "verzweifelter Gute-Laune-Ton" mache sich breit. [….] Der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack erklärt den Synodalen, dass die These falsch ist, die Leute seien zwar nicht mehr in der Kirche, suchten aber trotzdem den Sinn: Nur acht Prozent der Deutschen würden oft über den Sinn des Lebens nachdenken, nur jeder Zehnte sehe sich selbst religiös auf der Suche. So gesehen sei die Kirche "schon seit langem nicht mehr die Herrin ihres Schicksals", könnten die schönen Erlebnisse des Jubiläums "nur sehr fragmentarisch" langfristig wirken. Der Bochumer Historiker Lucian Hölscher rät den Protestanten, den "Kampf gegen den Säkularismus" einzustellen, weil die Einteilungen von fromm oder atheistisch überholt seien. Vielmehr müsse die Kirche ihr Verhältnis zur säkularen Gesellschaft neu überdenken - sie sei mittlerweile "das Forum, vor dessen Augen sie sich bewähren" müsse. [….]