Montag, 7. August 2017

Trump und Kardinal Müller.



Es setzt sich selbst unter Republikaner offensichtlich die Erkenntnis durch, daß man mit purer Obstruktion zwar den Demokraten das Leben extrem schwer machen kann und sogar Wahlen gewinnt, daß man damit aber nicht regieren kann.

Viele Trump-Skeptiker unter den GOP-Parlamentariern haben lange geschwiegen, weil sie Angst vor Trumps fanatischer Wählerbasis hatten und außerdem anerkannten, daß der Mann ein Wahlsieger ist.
Aus ihrer Sicht hatte der erratische Ahnungslose im Oval Office auch einen Vorteil. Da ihn inhaltlich eigentlich nichts interessiert, seine Aufmerksamkeitsspanne viel zu kurz ist, um Gesetzestexte zu lesen, ja, er noch nicht mal zu briefen ist, weil er nicht zuhört, könnte man ihm doch die gesamte republikanische Agenda unterjubeln. Trump würde alles unterschreiben und als seinen Erfolg ausgeben.
Den rechten lawmakern würde damit zwar die Show gestohlen, aber wäre das nicht zweitrangig, wenn man dafür alle Lieblingsprojekte (Abschaffung von Umweltschutzregeln und Obamacare, radikale Taxcuts, generelles Abtreibungsverbot, generelle Waffenerlaubnis) in Gesetze gießt?

Blöderweise ging der Plan nicht auf, da Trump erstens so ein unfassbares Chaos verbreitet, daß normale Regierungsarbeit kaum möglich ist und zweitens stellte sich raus, daß die GOPer viel zu zerstritten sind, um sich auf gemeinsame Vorhaben zu einigen
Außerdem ahnte niemand wie bekloppt Trump tatsächlich ist.
Man erinnere sich nur an seinen Ausspruch „Nobody knew health care could be so complicated” und seine wirre Nonsens-Attacke auf die GOP-Senatoren, nachdem das Gesetzesvorhaben gescheitert war.

 [….] Trump reagierte darauf mit einer Serie von Twitter-Attacken gegen die eigene Partei, er nannte die Senatoren "Deppen" und forderte sie auf, sofort den Filibuster komplett abzuschaffen. Dieses Verfahrensinstrument erlaubt es den Demokraten, Gesetze zu blockieren, weil dann für die Verabschiedung 60 Stimmen nötig sind. Aber es spielte bei der Abstimmung über Obamacare überhaupt keine Rolle. Die Republikaner waren in diesem Fall schlicht unfähig, im 100-köpfigen Senat, in dem sie 52 Sitze halten, eine eigene Mehrheit zu erreichen, weil drei ihrer Leute absprangen. "Es scheint mir offensichtlich zu sein, dass nicht die Demokraten unser Problem waren", sagte der republikanische Fraktionschef Mitch McConnell nach der Niederlage mit galligem Unterton.
Das hätte auch der Präsident wissen können. Doch Trump kümmerte sich nicht darum, sondern gab den Parteifreunden via Twitter absurde Ratschläge. Erstens: Filibuster abschaffen. Zweitens: Keine Abstimmungen mehr im Senat über andere Gesetze, bis Obamacare vernichtet ist. [….] Der republikanische Senator Orrin Hatch [….] warf Trump offen vor, die Abstimmungsregeln im Senat schlicht nicht zu verstehen. "Er kapiert es einfach nicht", ätzte Hatch. […..]

Willkommen in Schilda.
Die GOPer haben immerhin kapiert, daß sie ohne, möglicherweise sogar gegen das Weiße Haus arbeiten müssen.
Das ist teilweise möglich, insbesondere wenn der Amtsinhaber nicht so klug ist wie Barack Obama.

Aber was will man eigentlich gegen Trump durchsetzen?

Die Republikaner stecken in einer tiefen Krise, weil sie sich seit vielen Jahren von immer rechteren und radikaleren Hassmedien antreiben lassen, sich an der Demontage der Demokraten ergötzen, aber jeden konstruktiven Gedanken darüber vergaßen.

 [….] Das sieht auch Pe­ter Weh­ner so, der un­ter drei re­pu­bli­ka­ni­schen Prä­si­den­ten ge­ar­bei­tet hat, un­ter an­de­rem als Re­den­schrei­ber von Ge­or­ge W. Bush, und der 2012 den Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten Mitt Ro­m­ney be­ra­ten hat. Weh­ner hat Do­nald Trump ab­ge­lehnt und be­kämpft. Nun ist er ent­täuscht von sei­ner Par­tei. Er sagt, sie sei „zu­tiefst un­se­ri­ös“ ge­wor­den. „Po­li­ti­sche Ide­en ha­ben kei­nen Wert mehr für sie, das Re­gie­ren hat kei­nen Wert mehr für sie.“ Vie­le Re­pu­bli­ka­ner und ins­be­son­de­re die kon­ser­va­ti­ven Me­di­en sei­en vor al­lem an Ef­fek­ten in­ter­es­siert.

Spä­tes­tens seit Trump weiß kaum je­mand noch, was die Par­tei im In­ners­ten zu­sam­men­hält. Weh­ner fragt: „Ist sie eine Frei­han­dels-Par­tei oder eine Pro­tek­tio­nis­mus-Par­tei? Ist sie eine Par­tei, die für ei­nen schlan­ken oder für ei­nen um­fas­sen­den Staat steht? Glaubt sie an In­ter­na­tio­na­lis­mus oder an ,Ame­ri­ca firs­t'? Glaubt sie an die Be­deu­tung der Nato oder nicht? Hält sie Russ­land für ei­nen Geg­ner oder nicht?“
Eine ge­mein­sa­me Phi­lo­so­phie gebe es nicht mehr, die Par­tei be­fin­de sich in ei­nem Über­g­angs­sta­di­um. „Es kann ei­ni­ge Zeit dau­ern, bis sich et­was Neu­es her­aus­ge­bil­det hat.“ […..]
(DER SPIEGEL, 05.08.2017)

Es kommt in den USA so gut wie nie vor, daß eine regierende Partei den Präsidenten nach einer Amtsperiode nicht erneut nominiert.
Trump ist aber so unfassbar schlecht, daß sich jetzt schon mehrere Top-GOPer um die Kandidatur 2020 bemühen. An erster Stelle der ultrafundamentale Christ Pence, der in der Partei sehr beliebt ist, aber auch die runner-up von 2016, Cruz und Rubio wollen noch mal.
Sie träumen davon eine von Trump demoralisierte und verwirrte Partei zu übernehmen und sie nach Belieben formen zu können.

Abgesehen davon, daß ich es erschreckend finde eine radikalen Homohasser und Taxcutter und Waffennarren wie Marco Rubio inzwischen als „gemäßigt“ tituliert zu sehen, hoffe ich natürlich auf Trumps Durchsetzungsvermögen.

Das ist genau wie mit den Horrorklerikern TVE und Müller, die von ihrer eigenen Institution (vorerst) gestoppt wurden.
Als Atheist kann man sich solche Kirchenschrecks nur wünschen, weil sie ausgesprochen effektiv dabei helfen die Austrittszahlen in die Höhe zu treiben.

Ebenso ist es mit Trump und der Grand Old Party. Je schlimmer der Präsident, desto schlechter für die Partei – und umso besser für die Demokraten.

Ich wünsche mir eine sehr viel linkere und liberalere Regierung in den USA und da kann ein halbwegs vernünftiger GOP-Präsident, der womöglich auch noch versteht was er tut und sich durchsetzen kann, nur schaden.
Es lebe das Trump-Chaos.

Seine fanatische Basis muß erst auf die harte Tour lernen in welche ökonomischen und politischen Abgründe sie geführt werden. Je früher Trump durch eine etwas weniger geistesgestörten Republikaner ersetzt wird, desto größer die Chance, daß sich eine Dolchstoßlegende entwickelt und diese 30 bis 50 Millionen radikalen Morons weiter die Politik bestimmen.

Sonntag, 6. August 2017

Noch ein kräftiger Arschtritt für die SPD.



Der Wahlkampf ist im Gange.

Erstaunlich ungeniert, wie schwarzgelb mit schmuddeligen Tricks gegen die Sozis vorgeht.
Die BILD drischt mit Halbwahrheiten auf den Niedersächsischen Ministerpräsidenten ein und die CDU reitet einfach auf der Kampagne mit.
Ein sagenhaftes neues Allzeithoch der Heuchelei; ist es doch schließlich die CDU und nicht die SPD, die komplett von der Autoindustrie gekauft wurde.
Die CDU schreckt vor nichts mehr zurück.

[….. ] Elke Twesten bestreitet, dass sie mit Versprechen der CDU von den Grünen abgeworben wurde. Doch einem Bericht zufolge hat sie Kollegen etwas anderes erzählt.
[….. ] In der "Nordwest Zeitung" berichten [….. ] zwei Personen von Gesprächen, in denen Twesten wörtlich gesagt habe, ein "unmoralisches Angebot der CDU" erhalten zu haben. Sowohl der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Landtag, Helge Limburg, als auch der frühere Landtagspräsident Rolf Wernstedt bestätigen den Wortlaut in der "NWZ". [….]

Merkels CDU, Lindners FDP und erst recht Seehofers CSU sind so indiskutabel amoralisch, käuflich, so Reichen-affin, so ungerecht, Rüstungs-hörig und zukunftsnegierend, daß jeder Mensch mit einem IQ über Zimmertemperatur nur rot, rot oder grün wählen kann.
Sie sollten das zumindest und daher werde ich in den nächsten Wochen auch bei jeder Gelegenheit dafür werben Merkel in die Wüste zu schicken.
Gegen Merkels lobbyhörige Nicht-Politik sollte die SPD doch ganz leicht gewinnen.
Könnte man meinen.

Tatsächlich gibt es aber große Einigkeit bei allen Umfrageinstituten, daß eine breite rechte Mehrheit in Deutschland zu erwarten ist. CDU ~ 40%, FDP ~ 10%, AfD ~ 10%, SPD knapp > 20%.

Warum?

Ein großer Fehler der Linken ist es zu denken, daß es natürliche linke Mehrheiten gäbe, weil so eine Politik nun einmal gerechter und besser wäre.
Die SPD dürfe nicht wirtschaftsfreundlich agieren, müsse die Agenda 2010 zurück nehmen und einfach den Schwachen in der Gesellschaft viel mehr Geld geben.

Ich halte das für eine extreme Minderheitenmeinung.

Zunächst einmal will keiner etwas abgeben. Bei Erbschaftssteuer und Spitzensteuersatz befürchten viele, sie könnten auch betroffen sein, wenn dort zugegriffen werde. Auch ist der Solidaritätsgedanke weniger ausgeprägt als Linke hoffen. Langzeitarbeitslosen, Alleinerziehenden, Heimkindern, Armen, Flüchtlingen, Asylanten, Kranken möchte man schon bei Sonntagsreden gern helfen, aber es soll nichts kosten. Der Deutsche denkt nämlich sehr schnell, er komme zu kurz, wenn andere etwas bekommen.
Konzernbashing wird ebenfalls mit Argwohn gesehen. Die genauen Lobby-Verflechtungen kennt ohnehin niemand und man möchte eher stolz auf die prosperierende deutschen Industrie sein, als zu riskieren, daß Frau Wagenknecht womöglich der Konkurrenzfähigkeit (der Unions-Großspender) BMW oder Deutsche Bank schadet.
Links wählen, um der Gerechtigkeit Willen, wäre eigentlich eher etwas für die ganz Armen, die nichts zu verlieren haben.
Leider zeigen aber alle Umfragen, daß gerade diese Schicht deutlich desinteressierter, schlechter informiert und wahlmüder ist.
Die Wahlbeteiligung in den Hamburger Villenvierteln ist doppelt so hoch wie im sozial schwachen Jenfeld und Billstedt.

Nein, die SPD wird eben nicht automatisch gewählt, weil sie moralischer und sozialer als CDUCSUAFDP ist.

Sie muß mühsam überzeugen. Da wird nach detaillierten Konzepten verlangt, die Merkel in 25 Jahren CDU-Vorsitz genauso wenig wie in 12 Jahren Kanzlerschaft je vorlegte.
Bei Merkel reicht ein „sie kennen mich“, wenn von Schulz konkrete Lösungen erwartet werden.

Als SPD-Freund braucht man in so einem Fall hoch-charismatische und aufmerksamkeitserregende Führungsfiguren, die wie Schmidt, Brandt, Engholm oder auch Schröder den teutonischen Phlegmaten vom Sofa reißen.

Unglücklicherweise haben wir das aber nicht, sondern nur den öden Provinzler Schulz mit seinem altbackenen Vollbart, der damit schon phänotypisch an die verlorenen Jahre unter Scharping und Beck erinnert.

Selbstverständlich sind das Äußerlichkeiten, die nichts über die Männer aussagen. Aber Schulz müßte erst einmal gewählt werden, um zu zeigen was er in einem Amt kann und dafür ist es Voraussetzung die eher unpolitischen Durchschnittswähler für ihn zu interessieren.
Mediale Hilfe hatte erst im Überfluss; der Hype trug die SPD sogar in Umfragen vor die CDU.
Schulz konnte die Erwartungen aber in jeder Hinsicht nicht erfüllen, häufte Planlosigkeit und Ungeschicklichkeiten an.

Als Wahlkämpfer sehe ich hinter die Dinge, möchte trotz meiner persönlichen Schulz-Vorbehalte unbedingt, daß meine SPD stärkste Partei wird.
Wie überzeuge ich also die potentiellen Wähler?

Aus meiner Partei höre ich jetzt Parolen wie „Aufstehen! Durchhalten! Kämpfen und siegen! Jetzt erst Recht! Glück Auf! Zusammenhalten und nicht mies machen!“
Alles sicher gut gemeint, aber leider auch völlig inhaltsleer.
Beinhaltet das irgendein Argument, das einen enttäuschten SPD-Wähler oder gar Merkel-Fan zum Umdenken bringt?
Daß man im Wahlkampf für seine Partei kämpft, ist eine Binse.
Ich brauche aber griffige Argumente im Umgang mit minderinteressierten Freizeitdeutschen.
Denen kann ich zwar abendfüllend erklären – und das geschieht in diesem Blog Tag für Tag – weswegen CDU und FDP verhindert werden müssen.
Allein, es fehlt vielfach der Glaube, daß es unter der SPD wirklich so viel besser werde.
Deutsche hassen aber das Unbekannte und wenn es keine gravierende Unterschiede geben mag, behalten sie lieber das Bekannte und verschließen fest die Augen vor der eigenen Zukunft.

Das ist die Schizophrenie des Deutschtums. Wir sind voller Angst. Angst vor der Altersarmut, Angst vor der demographischen Falle, Angst vor Immigration.
Tatsächlich stehen Europa auch große Probleme bevor. Man müßte also vieles unternehmen und vieles reformieren, einiges radikal ändern, um diesen Ängsten Herr zu werden.
Aber genau das wollen die bequemen Deutschen schon gar nicht! Ändern sollen sich nur die anderen, die Griechen oder die Briten.

Meine Partei hat diese Verzagtheit leider schon völlig adaptiert und traut sich ebenfalls keine großen Würfe.
Das macht es den Wahlkämpfenden so schwer.
Vieles aus dem Willy-Brandt-Haus ist einfach zu lau, als daß man damit begeistern könnte.

1.   Die SPD traut sich nicht voll für die Doppelstaatsbürgerschaft einzutreten.

2.   Die SPD blockiert den Familiennachzug für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, läßt die Kinder lieber jahrelang allein und getrennt leben.

3.   Sie ist zu feige das Ehegattensplitting komplett abzuschaffen.

4.   Sozis sind nicht mutig genug wie die Briten ein klares Ziel zur Beendigung des Verbrennungsmotors zu nennen.

5.   Die SPD traut sich noch nicht mal zu zum Wohle der Umwelt und Gesundheit endlich auch in Deutschland ein allgemeines Tempolimit zu fordern – wie in jedem anderen Land der Welt.

6.   Sozis wagen nicht den seit 100 Jahre bestehenden Verfassungsauftrag zur staatlichen Entflechtung mit den Kirchen zu erfüllen, oder das kirchliche Sonderarbeitsrecht abzuschaffen.

7.   Sie traut sich überhaupt nicht mehr für Laizismus und Säkularismus einzutreten.

8.   Unter Gabriel und Zypries gingen die Waffenexporte ungehindert weiter.

9.   Die SPD kann sich nicht zu einer europäischen Wirtschaftspolitik bekennen, die nicht mehr Migrationsbewegungen auslöst.*

10. Die SPD knickt ganz erbärmlich bei den Themen Sterbehilfe und Patientenverfügung vor der Kirchenlobby ein, ignoriert damit den klaren Mehrheitswillen der Bevölkerung.

11. Sozis trauen sich auch nach vielen Amokläufen nicht eine Waffenrechtsverschärfung zu fordern, obwohl schon sechs Millionen private Knarren im Umlauf sind.

12. Die SPD im Bundestag stimmte gegen ihre Überzeugung für die Haltung von Wildtieren in Zirkussen.
13. In Deutschland dürfen acht Millionen Menschen nicht wählen, darunter ich, und die SPD ist auch hier zu feige sich für uns einzusetzen.

14. Nahles‘ ganzes Rentenkonzept ist feige und verdruxt - bevor sie Ministerin wurde, hatte sie noch getönt, daß auch Selbstständige, Beamte und sogar BUNDESTAGSABGEORDNETE in die Rentenkasse einzahlen sollten, damit es gerecht zuginge – im Schulz-Konzept ist davon keine Rede mehr.

15. Die SPD traut sich nicht zu sagen was eigentlich genau mit den neun Millionen Privatversicherten geschehen soll bei einer Bürgerversicherung; bekämen sie ihre bei den Konzernen geparkten Rückstellungen zurück?

16. Kein Mut auch beim Thema Drogenfreigabe.

17. Die SPD ist sogar zu feige sich klar zu einer Cannabis-Legalisierung zu bekennen.

To  be continued.

*

Ich kämpfe ja trotzdem für die SPD, weil sie immer noch das kleinste Übel ist. Ich sehe noch deutliche Unterschiede zur CDU.
Ich trete nicht aus. Ich werde nicht abtrünnig.
In den nächsten Wochen werde ich daher auch nicht mehr übermäßig die Schwächen der SPD betonen, sondern die Stärken herausstellen
Aber BEGEISTERN kann mich Schulz nun wirklich nicht.

Samstag, 5. August 2017

Rabiater Regensburger



Wir Amis sind ja schwer beeindruckt von Alter und Geschichte, weil wir so wenig haben. Väter geben ihren Söhnen ihren eigenen Vornamen und hängen dann ein „II.“ dran; der Zweite.
Einer meiner Cousins trug diese Sitte schon in die nächste Generation; wir haben also schon einen „III.“ in der Familie; das verursacht durchaus schon monarchische Gefühle; zumal die in einem Haus aus den 1940ern leben, das man in Amerika ob des gewaltigen Alters als Antiquität betrachtet.

Amis in Europa sind dementsprechend fassungslos, wenn sie von 2000 Jahre alten Städten hören, viele Jahrhunderte alten Monarchien oder dem Papsttum, welches ungefähr bis zum Urknall zurückreicht.

Was so alt ist und sich so lange halten konnte, muß ja „gut“ sein.
Könnte man denken. Ist aber nicht so.

In dem wüsten Sammelsurium aus sich gegenseitig heftig widersprechenden Texten, welches Christen als „Heilige Schrift“ kennen, gibt es haufenweise historische Lügen, abstruse Übertreibungen, Brutales, aber auch nette Geschichten.
Vieles ist moralisch absolut nicht mehr haltbar. Sklaverei, Rechtlosigkeit von Frauen, brutale Züchtigung von Kindern entstammen eben der archaischen Sicht einer primitiven Hirtenkultur, die heute auf den Müllhaufen der Geschichte gehören.
Anderes, wie zum Beispiel die Speisenvorschriften war mal gut gemeint; sollte die Menschen vor Krankheit bewahren.
Meeresfrüchte und Schalentiere unter antiken Bedingungen in einer klimatisch sehr warmen Gegend zu verzehren ist natürlich ungesund. Botulismus kennt man als  schwerste Form der Fischvergiftung; es gibt aber auch diverse Toxine, sowie andere bakterielle oder virale Verunreinigungen bei Schalentieren.

Mit der Erfindung des Kühlschrankes und der Fähigkeit Eis in großen Mengen herzustellen, sind die biblischen Anweisungen natürlich obsolet.

Eine sinnvolle Sache an den uralten Institutionen ist das Arbeiten bis zum Tod.
So erspart man sich ein Rentensystem und die Mühe sich um die Gebrechlichen zu kümmern.

Aber auch das reißt ein.
Papst Benedikt XVI., 90, arbeitet schon seit vier Jahren nicht mehr richtig. Dennoch benötigt er ein ganzes Kloster für sich, knappst kostbare Gänsi-Zeit von Franziskus ab und nörgelt auch noch rum, wie zuletzt vor zwei Wochen geschehen bei der Meisi-Beerdigung. Gänswein verlas Ratzis Grußwort, welches sofort als bittere Kritik an Bergoglio gedeutet wurde.
Einmal mehr wurden die Ultrakonservativen in ihrer Meinung bestätigt, daß ein Papst gefälligst amtieren soll bis er den Löffel abgibt.

Kollegin Elisabeth II., 91, Königin seit 65 Jahren, ist nicht so eine Lusche und steht voller Tatkraft im Berufsleben. Allerdings fängt ihr Mann, Prinz Philip, mit gerade mal 96 Jahren das Faulenzen an. Nach lediglich 70 Jahren täglicher Pflicht und 22.219 öffentlichen Terminen, will er nun kürzer treten.
Hoffentlich reißt dieser Schlendrian nicht ein.

Papst Franz, 80, der jugendliche Kirchenerneuerer, sägte doch tatsächlich Kardinal Müller ab.

[….] Papst Franziskus hat sich überraschend von einem seiner ranghöchsten Mitarbeiter getrennt. Wie die Katholische Nachrichtenagentur am Freitagabend im Vatikan erfuhr, wird die Amtszeit von Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Leiter der Römischen Glaubenskongregation nicht verlängert.
Müllers Amtszeit endet demnach nach fünf Jahren fristgerecht am 2. Juli. Über die Gründe für die Entscheidung von Papst Franziskus wurde zunächst nichts bekannt.
Müller verdankte seine Ernennung im Jahr 2012 dem damaligen Papst Benedikt XVI. Im Jahr 2014 erhob Franziskus ihn zum Kardinal. Zwischen Müller und Papst Franziskus hatte es in den vergangenen Jahren Meinungsverschiedenheiten in moraltheologischen Fragen gegeben. Zuletzt hatte Müller am 25. Mai in einem Fernseh-Interview die Tatsache kritisiert, dass Franziskus drei Mitarbeiter des Kardinals gegen dessen Willen entlassen hatte. [….]
(Domradio, 30.06.2017)

Das ist blöd.
In erster Linie ist es natürlich blöd für Atheisten wie mich, weil in der Person Müller so ziemlich alles Negative kulminierte, das man sich vorstellen kann. Er ist die Apotheose des Kirchenhorrors und somit die beste Werbung für Konfessionslosigkeit.

(…..) Die besten Helfer der Kirchenaustrittswelle sind natürlich die myridadenfachen Kinderfickereien, die zölibatäre Geistliche überall auf der Welt begehen und von ihren vorgesetzten Bischöfen gedeckt und vor der Polizei geschützt werden.
In besonders widerlichen Fällen, wie zum Beispiel in Regensburg unter dem damaligen Bischof Müller, werden sogar die Opfer unter Druck gesetzt und dafür dem Sextäter aktiv neue kleine Jungs zugeführt, die er dann wieder vergewaltigte. (….)

Pech haben aber auch Franz und die Regensburger, da Müller, geboren am 31. Dezember 1947, natürlich noch so ein junger Hüpfer ist, daß er jetzt nicht senil vor sich hinsabbernd die Klappe hält.

Er hat noch nicht aufgegeben, weiß daß er selbst als papabile gilt. Auch Ratzi war vom Posten des Chefinquisitors aus Papst geworden.
Das ist nicht so ungewöhnlich, da der oberste Glaubenshüter qua Amt mit allen Papst-wahlberechtigten Kardinälen in engem Kontakt steht und perfekt Netzwerke anlegen kann. Es gibt genügend Kardinäle, die Bergoglio für ein theologisches Leichtgewicht halten und wieder einen strengen Zuchtmeister an der Spitze wollen.
Müller ist elf Jahre jünger, an seinem radikalen Konservatismus besteht kein Zweifel und außerdem hat Bergoglio nur einen Lungenflügel.
Da geht noch was.
Fragt sich nur, wo man Müller so lange parkt, während der argentinische Zehenlutscher mit den schwarzen Klumpschuhen im Vatikan rumgeistert.
Wie sein enger Freund, mein Lieblingsbischof Tebartz-van Elst, flüchtet Müller offenbar erst mal nach Bayern.
TVE wartet mit den mächtigen Bayern Mixa, Gänsi, Müller und den Ratzi-Brothers auf ein Comeback.

[….] Kardinal Müller kehrt nach Regensburg zurück - und nicht jeder freut sich. [….] Der Kardinal schaut von oben herab. Der Altar steht auf einer Empore, sechs Stufen ist Gerhard Ludwig Müller, 69, hinaufgestiegen. Der Dekan tritt ans Pult, nennt Kardinal Müller "einen überzeugenden Hirten". Oben der Hirte, unten die Schafe. Oben roter Teppich, unten harte Bierbänke. Es müllert wieder im Bistum Regensburg. [….]
"Dabei werden wir auf ein segensreiches Jahrzehnt zurückblicken, in dem Kardinal Müller als Bischof der Diözese Regensburg diente", kündigt das Bistum an.
[….] Segensreiches Jahrzehnt? Das Bistum Regensburg reicht von Wunsiedel in Oberfranken bis Landshut in Niederbayern, von Deggendorf bis Amberg. Man kann nicht messen, wie viel verbrannte Erde Müller auf diesen 15 000 Quadratkilometern hinterlassen hat. Ein Flächenbrand war es schon, als er 2005 das Laiengremium des Bistums abschaffte und durch ein Diözesankomitee ersetzte. Am Dom trafen sich damals Hunderte Katholiken zum Protest, sie fühlten sich regelrecht kastriert in ihrer Mitsprache. Autoritär, abgehoben, arrogant, das sagten die Demonstranten über ihren Bischof. Für diese Leute war Müller nicht Diener, sondern Diktator. Sie waren heilfroh, als Papst Benedikt ihn nach Rom holte.
Die Bistumsspitze dagegen hofiert Müller bis heute. Auch unter dem derzeitigen Bischof Rudolf Voderholzer, heißt es, herrsche Müllers Geist. Nun also lässt das Bistum den Geist auch leibhaftig wieder aus der Flasche. Ausgerechnet jetzt.  Jetzt, da dokumentiert ist, dass mehr als 500 Chorknaben der Regensburger Domspatzen jahrzehntelang misshandelt oder missbraucht wurden. Da dokumentiert ist, dass Müller Verantwortung trägt für die "Schwächen der Aufarbeitung" des Domspatzen-Skandals. So steht es im Schlussbericht, den der unabhängige Aufklärer Ulrich Weber präsentiert hat. Das Bistum holt Müller trotzdem auf die Altarbühne nach Sulzbach-Rosenberg - und stellt ihn auf den roten Teppich. [….]  
Für Voderholzer, das ist bekannt, war Müller ein Mentor. Inhaltlich liegen die beiden nah beieinander, beide Dogmatiker, "Ratzingerianer", erzkonservativ. Beide "halten an einer Theologie fest, die in der Jetzt-Zeit problematisch ist", sagt Sigrid Grabmeier von der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche". Auch der Führungsstil habe sich unter Voderholzer nicht geändert: "Es herrscht immer noch die Idee, dass der Bischof als Person eine Autorität ist." [….] Vielleicht kein Zufall, dass der hochmütige Franz-Peter Tebartz-van Elst nach Regensburg zog, als er wegen seiner Prunksucht aus dem Bistum Limburg rausgeflogen war. Auch die Kritik an Tebartz-van Elst bezeichnete Müller damals als Kampagne gegen die Kirche.  [….]