Sonntag, 23. Juli 2017

Zitate zum Kinderquälen und Kinderficken



[….] Mehr als 400 Seiten lang ist der Bericht, ein dicker Packen, der die Dimensionen der Gewalt und des Missbrauchs bei den Regensburger Domspatzen gut sichtbar macht. Weber, vom Bistum mit der Klärung des Skandals beauftragt, sprach am Dienstag etwa 20 Minuten vor der Presse.
Aber um diesen Wahnsinn zu erfassen, braucht es mehr Zeit. "Die Lektüre wird für viele Menschen nicht einfach sein", heißt es in der fünften Zeile. Wer bis zum Ende durchhält, stellt fest: Diese Warnung ist brutal untertrieben. […..]

Für mich war es ein Zuchthaus schlechthin. Die Schläge, Prügeleien   und Demütigungen usw. die dort die Regel waren, das schlichte Eingesperrt sein, haben mich vor allem psychologisch belastet.*

Ich stelle mir immer ein Nazi-Gefängnis so vor: eingesperrt  sein, keine Rückzugsmöglichkeiten, ständige Kontrolle, kein Briefgeheimnis, überzogen  brutale Strafen.*

Doch die Kindheit im Sinne einer schönen glücklichen Zeit war mit dem Eintritt bei den Domspatzen vorbei. Ein regelrechter  Albtraum  hatte  begonnen. Es war die Hölle. Die Hölle, die ein Priester und sein Helfer aufstieß.*

Es war schrecklich wie in einem Todes-KZ. Horror.*

[….] Das Martyrium in Etterzhausen begann frühmorgens im Waschraum: "Direktor M. stand an dem Hebel mit dem er das Wasser 'steuerte'. Je nach Belieben machte er es eiskalt oder extrem heiß. Er schrie und prügelte, wenn Kinder aus dem Wasserstrahl gingen." Danach hieß es Antreten zur Hygienekontrolle. "Der Letzte, der in die Reihe trat (...), bekam seine Packung Ohrfeigen ab als morgendlichen Muntermacher".
 [….] Wer nicht aß, "bekam die kochend heiße Suppe über die Hände gegossen". Wer sich erfolglos dazu zwang, um nicht bestraft zu werden, sei manchmal genötigt worden, das Erbrochene zu essen. "Der Direktor zwang ihm das Erbrochene wieder und wieder in den Kropf, fütterte ihn gewaltsam", erzählt ein Schüler aus den Sechzigerjahren über seinen Tischnachbarn.
 [….] Ein Opfer aus den Sechzigern erzählt, wie ihn der Krampus "in einen alten Kartoffelsack gesteckt" und "hineingeworfen" habe in "ein Zimmer ohne Licht. Nach wenigen Minuten sprach mich ein Junge, der das Schicksal mit mir teilte, in der Dunkelheit (...) an. (...) Mein Mitschüler urinierte in die Hose. Wir hatten panische Angst, da wir nicht wussten, was auf uns zukommt. Nach einer Stunde wurden wir aus der Dunkelheit befreit."
All dies sind nur Ausschnitte aus Etterzhausen und Pielenhofen - und längst nicht die schlimmsten, es gab auch schweren sexuellen Missbrauch, den die Opfer im Bericht teils detailliert schildern. [….] Ein Schüler aus den Achtzigern erzählt in einer - noch relativ wenig expliziten - Passage über den Missbrauch: "Geendet hat (...) alles damit, dass ich mich in der Dusche sitzen sehe, nachdem in seinem Zimmer Dinge geschehen sind (...). Ich beobachte rot gefärbtes Wasser, das im Sieb im Boden verschwindet. Ich erinnere mich, dass ich aufstehen will, aber nicht kann."  […..]

Der Direktor prügelte mit hasserfülltem Gesicht auf mich ein. Ich kann mich erinnern an Fußtritte und Fausthiebe ins Gesicht bzw.an den Kopf, in den Magen und auf den Rücken, als ich schon am Boden lag. Ich hatte in diesem Moment totale Panik und regelrecht Todesangst.*

"Das ist totaler Schmarrn. Das ist einfach richtig gemein. In jeder Schule, in jedem Sportverein gibt es dieses Phänomen und das wird es auch immer geben. Man geht gerne auf die Kirche los und das ist ein gefundenes Fressen."

Neben den einzelnen, schmerzhaften und demütigenden Mißhandlungen  wiegen die Summe des Erlebten und die Erinnerung an zwei Jahre in permanenter Angst vor der nächsten Attacke weit schwerer.*

Das ist eine der Szenen, die ich erinnere, als wäre sie gerade eben, wie ich bei Herrn M.  im  dunklen  Zimmer  stand  und  er  mich  dunkel  anblickte  und  sagte:  ‚Ah,  der Bettnässer.‘ [...] Schon spürte ich seine Hand an meinem Penis und Hodensack. Er hielt beides in seiner Hand, knetete und drückte mehr und mehr. Ich erinnere noch genau das unangenehme und auch schmerzhafte Gefühl an den Hoden und empfand es trotzdem irgendwie als gerechte Strafe für mein Einnässen. [...] Nach Weihnachten im neuen Jahr [...] beließ er es nicht dabei, mehr oder weniger stark zu kneten, sondern drückte meinen Hodensack immer so stark zusammen, bis ich leicht in die Knie ging und stöhnte, dann Filmriss, völliger Blackout*

"In meiner Jugend waren Schläge ein ganz normales pädagogisches Mittel, um mit frechen Kindern, wie ich eines war, fertig zu werden."

Mein Mitschüler [Name] wurde mir zum Ministrieren zugeteilt, da er Probleme mit den lateinischen Gebeten und dem Ablauf  der Messprozedur hatte. Er war  hypernervös, voller Angst, und machte so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Als er bei der Wandlung noch Direktor M. aus Nervosität Wein und Wasser über die den Kelch haltenden Finger schüttete, rastete der Gottesmann  Direktor M. völlig aus und schlug meinen armen Mitschüler so heftig links und rechts ins Gesicht, dass dieser bei laufender Messe vor voll versammelter Mannschaft auf die Altarstufen stürzte und die Wasser- und Weinkännchen  zerbrachen. Dann setzte Gottesmann M. nach diesem teuflischen Gewaltausbruch seelenruhig die Messe fort und teilte die Kommunion aus. Nach der Messe wurde [Name] wegen seiner ‚groben Missetat‘ vor – wie üblich – in Zweierreihen angetretener Mannschaft mit Hand an der Hosennaht auf das Übelste mit Stockschlägen auf den Hintern bestraft, um allen vor Augen zu führen, was ‚Versagen‘ als Ministrant für Folgen hat.*

[…..] Gloria von Thurn und Taxis erhält vom Vatikan eine hochrangige Auszeichnung. Der Papst habe [sie] zur "Komturdame mit Stern des St.-Gregorius-Ordens" ernannt. […..]
Der Orden werde direkt von Benedikt XVI. verliehen und gehöre zu den höchsten Ehrungen des Heiligen Stuhls für katholische Laien.
Die Regensburger Adelige sei eine couragierte Katholikin und trete seit Jahren für den christlichen Glauben und die Kirche ein, begründete Regensburgs Bischof Gerhard Ludwig Müller die Auszeichnung. "Besonders beeindruckt ihr großes Interesse an der Lehre und Tradition der Kirche sowie ihre selbstverständliche, natürliche Loyalität gegenüber Papst und Bischof", sagte er. [….]

Einer wurde in der Nacht von einer Schwester an den Haaren aus dem Schlafsaal auf den Gang gezerrt und unter ihrem irren Schreien geschlagen und als er am Boden kauerte ist sie dann auf ihm regelrecht ‚herumgesprungen‘*

[….] Liebe Regensburger Domspatzen, ich war einer von Euch, [….] Natürlich hatte einer von uns ein blaues Auge. In den 50er-Jahren schlugen Erwachsene Kinder. Mich schlug ein Präfekt, ein Priester mit so einer Wucht, dass ich auf den Gang in der Klasse fiel.
[….] Woran ich mich erinnere, ist die Erleichterung, die ich empfand, als ich ins Gesicht geschlagen wurde. Es war die Erleichterung, dass ich nicht ein zweites Mal ins Gesicht geschlagen wurde.  Ich nahm das als Strafe.
Der Schmerz des Schlages ist nicht schlimm, einen Tag später spürt man nichts mehr. [….]. Wenn ich den Ton nicht traf, bekam ich eins auf die Fresse. […..]

Man durfte nachts und beim Essen nicht sprechen. Wenn man es doch tat, kam Herr H. dann nachts reingestürmt, hat das Bett vorgezogen, umgekippt  und  die  Schüler geschlagen und getreten, auch in die Genitalien.*

[…..] Last year, Francis denounced “the sin of covering up and denial.” He had promised reform in 2015, including the creation of a tribunal to try accused bishops, but last year he backed away from the promise under reported pressure by church officials in Rome. […..]. Catholic Whistleblowers, a group of priests, nuns and other advocates for victims of abuse, said it had sent the Vatican documentation on three particularly egregious prelates among dozens under suspicion, and heard nothing back.
[…..] Francis provoked outrage in Chile by appointing the Rev. Juan Barros as a bishop, despite his closeness to a notorious serial abuser who had been defrocked by the Vatican. The pope was later caught on videotape dismissing objectors as “stupid” and “leftists.” Now Francis is without a trusted adviser because of a scandal he has failed to confront at the highest levels. […..]

Bei  einigen  Alpträumen  und  Flashbackerlebnissen  sah  ich  immer  einen  schwarzen Mann, genau wie Herr M., mit steifem Penis aus seiner Hose stehen und zudem wurde mir immer wieder flau im Magen und ich hatte das Gefühl lauter Sperma im Bauch zu haben... Habe aber dazu keine konkret erinnerten Bilder von damals. Als Junge habe ich das wohl irgendwie bewusst nicht mehr wahrgenommen. Am besten ich erinnere es nie, will es echt nicht wissen, das bringt einen um...*

[….] Entschuldigung - ein solches Wort ist weder dem greisen Ex-Domkapellmeister Georg Ratzinger noch dem früheren Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller über die Lippen gekommen. [….]
(Sebastian Beck, 20.07.2017)

Auch  musste  er  die  Hose  runterziehen nach der Messe in der Sakristei. Bei der sexuellen Gewalt durch M. hatte [Name] keine Erektion. M. hat aber daran Spaß gehabt. Er hat anders geatmet dabei und gesagt, ‚vor Gott darf man nicht riechen‘.*

[….] Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, verlangt, dass sich der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, bei ihm entschuldigt. Im Interview mit der PNP warf Müller diesem "Falschaussagen und falsche Informationen" vor. [….] Müller sagte der PNP: "Ich weise den Vorwurf der Verschleppung zurück, weil er den Tatsachen diametral widerspricht. Herr Rörig sollte sich erst einmal die neunseitige Chronologie der Aufarbeitung durch die Diözese anschauen – die er auch kennt, deren Faktenlage er jedoch offensichtlich nicht akzeptieren will".[….]

Damals hat er sich mit seinen Zimmerkollegen geschworen, wenn sie mal größer sind, H. und M. umzubringen*

*alle nicht gekennzeichneten Aussagen, stammen von Opfern kirchlicher Gewalt und sind dem Abschlussbericht entnommen.

Samstag, 22. Juli 2017

Kleines nettes Hamburg.



Inzwischen wächst es sich zu einer handfesten Manie des SPIEGELs heraus sich ständig über die Weltstadtambitionen der Stadt Hamburg lustig zu machen.
Hätten die Hamburger dieses Bestreben, würde ich mich natürlich auch darüber amüsieren.

Aber dabei handelt es sich um eine reine Medien-Hoax. Punktuelle Fake-News. Naja, allerdings ist Jan Fleischhauer der Autor, der gestern diese Attacke ritt.
Der selbsternannte Rächer der Konservativen, dessen SPIEGEL-Kolumne „der schwarze Kanal“ heißt, scheint sich mehr und mehr zum Nachfolger Matthias Matusseks, als braunes Enfant Terrible des Nachrichtenmagazins zu mausern.
Mindestens einen Profi-Verrückten braucht jedes Magazin.


Nachdem vor einem Monat Alexander Smoltczyk den toten Gaul „Weltstadt Hamburg“ ritt, sich über die Olympia-Blamage und den G20-Wahn mokierte und dabei vergaß, daß große Mehrheiten der Hamburger diese Megaprojekte eben nicht haben wollten, kommt nun Fleischhauer mit demselben Unsinn.
Niemand in Hamburg will Weltstadt sein.

[…..] „Hanseaten bleibt besser im Garten“, fordert Kolumnist Jan Fleischhauer. […..]
Dafür gibt es jede Menge Spott für den (angeblichen) Wunsch der Hamburger „unbedingt Weltstadt“ sein zu wollen, obwohl Hamburg definitiv nicht „irgendwie hip oder großstädtisch“ ist. Eher ein bisschen langweilig. […..]
Wenn die Stadt mal bei Ausschreitungen schmutzig werde, würden die Hamburger sofort aufräumen, man sei schließlich das „Stuttgart des Nordens“: „Andernorts warten sie nach Krawallen eine Woche auf die Stadtreinigung, in Hamburg rückt am nächsten Tag die Bewohnerschaft unter dem Motto ,Hamburg räumt auf‘ mit Besen und Eimer an.“
[…..] Wenn Fleischhauer mal auf Elternbesuch komme, schreibt er, würden die Hamburger U-Bahnen pünktlich fahren, würden sich die Obdachlosen artig bedanken und die Dealer unsichtbar machen. „Spießige Kaufmannsstadt“ eben. […..]

Ja, Herr Fleischhauer. Die Retourkutsche an das provinzielle Berlin, in dem man noch nicht mal einen richtigen Blumenstrauß bekommt und Weltläufigkeit mit mangelnder Hygiene der Bewohner und Unfreundlichkeit verwechselt wird, wälze ich lieber nicht aus.

Ich bin gerne im Fleischhauerschen Sinne Kleinstädtisch, wenn damit gemeint ist, daß ich es bevorzuge Menschen auf der Straße zu treffen, die öfter als einmal pro Woche duschen und einen nicht mit einer Pöbel-Attacke überziehen, wenn man freundlich grüßt.

Hamburg führte schon seit Jahrhunderten weltumspannenden Handelsbeziehungen, als Berlin noch ein Nest war. Berlin liegt kontinental, hat keinen internationalen Hafen, schmorte daher immer im eigenen Saft, während Hamburger von Natur aus polyglott veranlagt sind.

Hamburg beherbergt aufgrund seiner gewaltigen Handelsbeziehungen nach New York die zweitmeisten Konsulate der Welt. Im Gegensatz zu Berlin sind wir aber nie Sitz einer nationalen Regierung gewesen.
Staatsgäste trudeln bei Frau Merkel und Herrn Steinmeier in Berlin beinahe täglich ein; in Hamburg geschieht das kaum – aber der G20 zeigte welch zweifelhaftes Vergnügen es ist, wenn die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden müssen.

Ich hätte in Hamburg lieber deutlich weniger Großveranstaltungen – und bin mir darin offensichtlich sogar mit einer Majorität meiner Mitstädter einig, wenn ich die Reaktionen und Leserbriefe lese, die erschienen, als eine Woche nach dem G20-Wochenende wieder die halbe Stadt gesperrt wurde, weil Schlagermove und der Triathlon stattfanden.

Eine Stadt darf nicht zu provinziell sein, aber für meinen Geschmack sind etwas unter zwei Millionen Bewohner auf einer Fläche von 755 Quadratkilometern auch fast das Maximum.
Die echten Weltstädte, die über 10, oder gar 20 Millionen Einwohner haben, werden einfach zu anstrengend, weil der Verkehr kollabiert, die Pendelzeiten zur Arbeit extrem, die Mieten im Zentrum unbezahlbar werden.
Die Luft wird unerträglich, der Flughafen ist Stunden entfernt.

Nein, ich bevorzuge es klein und fein.
Dafür aber stabil und eigenständig. Hamburg hängt im Gegensatz zu einer gewissen größeren deutschen Stadt östlich davon nicht am finanziellen Tropf des Bundes.

Hamburg verfügt über das mit Abstand höchste Prokopf-Einkommen aller Bundesländer und ist in Kombination damit gerade groß genug, um bei den spezifischen großstädtischen Einrichtungen international mitspielen zu können.
Hier gibt es Weltklasse-Kardiologen, Weltklasse-Ballett und auch die ganz großen internationalen Stars wie Adele oder Madonna gastieren hier.

Natürlich ist Hamburg nicht überall spitze.
Mit der Presse ist es beispielsweise sehr eigenartig. Alle bedeutenden wöchentlichen Periodika, SPIEGEL, STERN und ZEIT sitzen in Hamburg.

Dafür gibt es aber keine einzige gute überregionale Tageszeitung aus Hamburg.

Bis 2014 das biedere „Hamburger Abendblatt“ mit seiner 175.000-Auflage an die FUNKE-Mediengruppe verkauft wurde, gab es de facto nur Springer-Tagespresse neben der kleinen Boulevard-Zeitung Hamburger Morgenpost.

Aber keine Hamburger Tageszeitung erreicht das Niveau der FAZ, der FR, oder gar der SZ.
Sogar der aufgabenschwache Berliner Tagesspiegel (100.000 verkaufte Exemplare) ist besser als das Abla.

Wer in Hamburg eine vernünftige Tageszeitung mit regionalen Informationen lesen möchte, muß sich mit mehreren Tageszeitungen behelfen.

Die Meldungen über die aktuelle Entwicklung der Kirchenmitgliedszahlen in Hamburg kann ich also nur durch die trübe lila Brille des Abendblattes lesen.

Grundsätzlich ist die säkulare Entwicklung in Hamburg sehr positiv.

(…..) Ungeachtet der schnöden Realität, die ein eklatantes Desinteresse an der Kirche zeigt, versuchen Medien und Politiker mit allen Mitteln für die Frommen zu werben.
In der Pfingstausgabe des Hamburger Abendblattes erschienen drei volle Zeitungsseiten unter dem Titel „Nicht ohne meine Kirche“.
Funke-Autor Peter Wenig hatte sich auf eine Reise zu den 44 Kirchen sowie rund 50 Gemeindehäusern und Pastoraten des Kirchenkreises Hamburg-Ost gemacht, die geschlossen werden.
Ein Drittel ihrer knapp 300 Gebäude muß die evangelische Kirche in Hamburg Ost innerhalb der nächsten acht Jahre aufgeben, weil sich einfach niemand mehr für ihre Gottesdienste interessiert.

[….] Jedes Jahr verliert der Kirchenkreis 5500 Mitglieder, binnen 25 Jahren ist ihre Zahl von rund 658.000 auf 433.000 gesunken. [….]
(Abendblatt, 03./04./05.06.2017)

Interessanterweise macht sich die Kirchenführung, die immer noch auf einem Milliardenvermögen sitzt, doppelt unbeliebt, indem sie systematisch die ärmsten und schwächsten Gemeinden streben läßt.

Kirchen in den reichen Stadtteilen stehen nicht zur Disposition.

[…..] Monatelang bewerteten Experten jedes kirchliche Gebäude, vom Michel bis zum kleinsten Pastorat in den Vier- und Marschlanden. Ausschlaggebend waren vor allem Lage, architektonische Qualität, Zustand des Gebäudes sowie Größe der Gemeinde. Wer dann das Prädikat "C" erhielt, wusste: Es gibt künftig kein Geld mehr vom Kirchenkreis, wenn die Heizung streiken sollte oder gar der Turm für einen sechsstelligen Betrag saniert werden muss. Und so verbirgt sich unter dem Stempel "nicht förderfähig" das wahrscheinliche Sterben auf Raten. [….]
(Abendblatt, 03./04./05.06.2017)

Abendblatt-Autor Wenig bringt viel Mitleid auf für die Pastoren, denen von ihrer Kirchenleitung der blaue Brief mit dem „Kategorie C“-Diktum ins Haus flattert.

Viele fromme Kirchen-affine Journalisten beklagen das Sterben der Kirchen, zählen die immer gleichen Gründe auf.
Immer herrscht ein larmoyanter Ton.

Nur das einzig Naheliegende liest man nie: „Die Kirchen schrumpfen – das ist ein Grund zur Freude!“

Die Kirche in Hamburg ist so gut wie tot – und das ist auch gut so.

In Hamburg ist die Kirche marginalisiert.
Katholiken finden traditionell ohnehin kaum statt.
Gut so, denn abgesehen davon, daß niemand mehr die Predigten der hanseatischen Pfaffen hören will, sind sie auch noch unangenehm. (….)
So viel Geld und so viel Werbung für die Kirchen und dennoch laufen die Mitglieder zu Hunderttausenden davon.

Das bedauernswerte Abendblatt versucht heute aber wieder einmal alles, um eine rosige Zukunft der Kirche herbei zuschreiben.
Kirchenmitglieder wären bessere Menschen als die bösen Atheisten, fährt der HH-Redakteur fort und beklagt den traditionell hohen Anteil der Freigeister in Hamburg.
Christen betrachtet FUNKE als „das Salz der Erde“, oder der Suppe – was auch immer dem Lokalschreiberling metaphorisch gerade einfiel.

Danke Herr Edgar S. Hasse, daß Sie mich offenbar als „fade Suppe“ betrachten. Da zahle ich doch gleich doppelt gern mein Abendblatt-Abonnement.

[…..]  Die Mehrheit der Menschen, die hier lebt, gehört längst keiner christlichen Religionsgemeinschaft mehr an. Die neuen statistischen Daten der beiden großen Kirchen belegen, dass nur noch weniger als 40 Prozent evangelisch oder katholisch sind. […..] Ausgerechnet in der Stadt mit dem berühmten Michel, Norddeutschlands schönster Barockkirche, hat das institutionalisierte Christentum keinen leichten Stand. […..] Die Hanseaten sind wohl bevorzugt Freigeister, und nicht von ungefähr kamen aus Hamburg wesentliche Impulse für die Epoche der Aufklärung im 18. Jahrhundert.
[…..] Dass Christen immer mehr zur Minderheit werden, muss überhaupt nicht von Nachteil sein. […..] Selbst wenn ihre Zahl weiter sinkt, können die Christen das "Salz der Erde" bleiben. Auch mit weniger Mitgliedern hat die Kirche die Chance, die Welt und die Stadt ein bisschen besser zu machen. […..] Maßstab dafür kann nur sein, was der Herr der Kirche, nämlich Jesus Christus, auf den Weg gegeben hat: Gott und den Nächsten zu lieben. […..]
(Hamburger Abendblatt, 22.07.2017)

Zugegeben, mit solchen Zeitungen kann man sich nicht als Weltstadt gerieren.

Freitag, 21. Juli 2017

Achtung Satire



Trump ist stinksauer.
Nun ist er genau sechs Monate im Amt und er bekommt rein gar nichts umgesetzt. Natürlich haben daran nur die anderen Schuld, Hillary Clinton und die Demokraten zum Beispiel.
Alle anderen sind Versager, nur er selbst ist einfach brillant und so wird er auch nicht müde das zu betonen.

[…..]  Je länger der Präsident im Amt ist, umso mehr zerfällt sein vom ihm über Jahrzehnte gepflegtes Bild als genialer Verhandler. Stattdessen wirkt der Präsident auch im jüngsten Interview wie jemand, der mit Aufmerksamkeit für seine Person leicht zu beeinflussen ist.
Über die kürzlich vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron für ihn inszenierte Militärparade in Paris schwärmt Trump fast wie ein Kind und in den üblichen Superlativen. Ein Essen am Eiffelturm habe so gewirkt, "als ob sie niemals eine größere Feier in der Geschichte des Eiffelturms hatten". Seine Rede in Polen hätten sogar "Feinde von mir in den Medien" als "großartigste Rede, die je ein Präsident im Ausland gehalten hat" gelobt. […..]

Zutiefst unverständlich erscheint Trump wieso immer noch wegen des Einflusses Russlands auf sein Team und die US-Wahl ermittelt wird.
Er soll seit Wochen manisch TV gucken und dabei Schreianfälle bekommen.

Auch nach einem halben Jahr hat Trump nicht im Geringsten begriffen was eigentlich sein Job ist.

Republikanische Senatoren beklagen inzwischen öffentlich, daß die bestehenden GOP-Mehrheiten in beiden Häusern  nicht stehen bei der Obamacare-Abschaffung, weil Trump nicht die widerstrebenden Pole der Parteien zusammenbringe. Er könne das nicht, da ihm jede Detailkenntnis fehle und er gar nicht wisse was in dem „Trumpcare-Gesetzentwurf“ stehe.

Und so ist die neue Devise: Lass das alte Gesetz gegen die Wand fahren. Obamacare soll scheitern. I don’t own it.
Er, Trump, habe gar nichts mit Gesundheitspolitik zu tun.
Die Bedeutung des Ausfalls einer Krankenversicherung für zig Millionen Menschen, daß nämlich viele von ihnen krank werden und sterben, weil sie sich die Behandlung nicht leisten können, ist Trump offensichtlich nicht klar, oder es ist ihm egal.

Sollen die Armen doch abkratzen; das interessiert niemanden im Weißen Haus.
Wichtig sind nur die Russland-Untersuchungen, die Trump mit allen Mitteln verhindern will.

Da versucht er so einiges, das er aus dem Immobilienbusiness kennt: Den Gegner mit Dreck bewerfen, Staatsanwälte diskreditieren, Vorwürfe erfinden.

Der Sonderermittler Robert Mueller dürfe nicht seine Geschäftsbeziehungen untersuchen. Das sei eine Red Line.

Trump warns Mueller against investigating his family's finances beyond Russia probe. […..]

Trump glaubt scheinbar, daß der Angeklagte dem Ermittler vorschreiben darf was dieser ermitteln kann.

Als nächstes schoss Trump auf seinen engsten Vertrauten und Justizminister Sessions, weil dieser ihm nicht den Ermittler vom Hals gehalten habe.

Da KKK-Freund Sessions selbst in den Russensumpf verstrickt ist und log, daß sich die Balken bogen, hatte er sich in der Causa für befangen erklärt.
Der stellvertretende Justizminister Rod Rosenstein, der am 17.05.2017 den Sonderermittler einsetzte und ihn als einziger auch wieder absetzen könnte, steht ebenfalls auf Trumps Abschussliste, weil er aus Baltimore stammt; da gäbe es kaum Republikaner und so einem hätte er nie vertraut. Ein gutes Argument!

Ebenfalls unter schwerem Feuer befindet sich auch Robert  Mueller selbst, über den Trump jede Menge schmutzige Informationen haben will. Auch über Muellers Team wird Dreck gesammelt.

[….] President Trump’s lawyers and aides are scouring the professional and political backgrounds of investigators hired by the special counsel Robert S. Mueller III, looking for conflicts of interest they could use to discredit the investigation — or even build a case to fire Mr. Mueller or get some members of his team recused, according to three people with knowledge of the research effort. […..]

Das typische Verhalten eines Unschuldigen also: Laut Rumkreischen und die Ermittler bedrohen.

Sollte Mueller doch Beweise für Trumps kriminelles Verhalten finden, hat der US-Präsident aber noch ein Ass im Ärmel:
Er plant sich selbst und seine Familie zu begnadigen.

[….] Late Thursday, The Washington Post reported that President Donald Trump is seeking to understand his pardon power, a development that seems directly linked to the ongoing special counsel investigation into Russian meddling in the 2016 election and possible collusion between the Trump campaign and the foreign power.
The Post raises the possibility of Trump pardoning top advisers, family members and even himself. [….]

Tatsächlich ist das Präsidentenamt mit so viel Power ausgestattet, daß er jeden freisprechen und begnadigen kann.
Die Verfassung verbietet das nur für den Präsidenten selbst in einem Impeachmentverfahren, das aber noch nicht eröffnet ist.

Amerikanische Verfassungsjuristen sind sich einig, daß Trump Kushner oder Trump Jr. problemlos freisprechen könnte. Ob er sich selbst für unschuldig erklären kann, wenn es nicht um ein Impeachment geht, ist etwas umstritten.

Denkbar ist aber, daß Trump dies tut, Mueller unter Rosensteins Protektion (sofern Trump nicht auch Rosenstein feuert) weiterarbeitet, eine detaillierten Bericht mit den Beweisen für Trumps mutmaßliche Verbrechen vorlegt, die dann zwar jeder kenne, die aber kein juristisches Nachspiel hätten, da sich Trump schon vorher selbst begnadigt hätte.

Kann man sich nicht ausdenken.

Daß Trump sogar seinen engsten Alliierten Jeff Sessions attackiert, der fest in seinem Rektum verankert nichts anderes tut als Trump zu preisen, verstehen andere Mitarbeiter als Warnung.
Trump läßt einen nicht nur wie eine heiße Kartoffel fallen, sondern zerstampft einen auch mit Vergnügen zu Kartoffelmus.

Es wird also Zeit sich abzusetzen.

Trumps Anwalt Marc Kasowitz, der ihn seit 2000 vertritt und sich noch vor wenigen Tagen mit Cortisol vollgepumpt wüst pöbelnd für Trump einsetze, schmiss gestern hin.

Donald Trump's personal lawyer quits top role as administration faces fresh setback over Russia probe. […..]

Auch Kushners Anwalt Jamie Gorelick warf diese Woche das Handtuch.

In den Monaten zuvor hatten schon Trumps communications director Michael Dubke und Deputy chief of staff Katie Walsh das sinkende Schiff verlassen.

Es wird schon gewettet wer als nächstes geht.

[…..] Commerce Secretary Wilbur Ross’s interminable teleconference babbling to a Christian Democratic Union meeting in Berlin made him a laughingstock in Germany — and we know that the president is not amused by public mockery. National Economic Council director Gary Cohn has angered conservatives who believe him a moderating force on the president. [….]

Heute kündigte aber erst einmal, wie erwartet, der Mann, der “Comical Ali” wie einen seriösen Mann aussehen läßt; die weltweit ausgelachte peinliche Witzfigur Sean Spicer aka Melissa McCarthy.


Irgendwie schade, Spicy war viel lustiger als Sarah.

[….]  Paukenschlag im Weißen Haus: Trumps Sprecher Sean Spicer gibt seinen Job auf [….]  Spicer hatte sich zuletzt aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und die Pressebriefings seiner bisherigen Stellvertreterin Sarah Huckabee Sanders überlassen. Sie wird nun Spicers Nachfolge antreten. Das teilte Scaramucci kurz nach Spicers Rücktritt mit.
Spicer hatte als Sprecher mehrfach für Irritationen und Spott gesorgt. Schon zu Beginn von Trumps Amtszeit hatte er behauptet, Journalisten hätten falsch über die Anzahl der Zuschauer bei Trumps Vereidigung berichtet. [….] Im April musste sich der 45-Jährige entschuldigen, nachdem er den syrischen Machthaber Baschar al-Assad mit Adolf Hitler verglichen und gesagt hatte: "Nicht einmal Hitler hat Chemiewaffen eingesetzt." [….]