Sonntag, 19. Juni 2016

Der Minusmann – Teil XVII



Blickt man auf die dreisten Lügen, die Hetzer wie Donald Trump oder Frauke Petry verbreiten, könnte man fast vergessen, daß die konservativen Normalos, also CDU-Bundesminister auch notorische Lügner sind.
Unionspolitiker verbreiten ebenfalls ungeniert Bösartigkeiten über Minderheiten, um sich Wählerstimmen zu sichern.
Gerade unser Verfassungsminister Thomas de Maizière ist Paradebeispiel eines Amoralikers, der immer wieder Lügen über Flüchtlinge verbreitet.

Dieser Minusmann ist nah dran zum schlechtesten deutschen Minister aller Zeiten zu avancieren.
Wenn der Innenminister in seinen ganzen Unfähigkeit noch unfreiwillig komisch ist, wie bei seiner inzwischen berühmten „Ein Teil der Antwort würde sie nur verunsichern“-Nichtaussage zur Terrorgefahr, hat man wenigstens noch was zu lachen.

Unglaublich, dieser Thomas de Maizière.
Völlig schmerzfrei. Immer und immer wieder der dreistesten Lügen überführt, als ausländerfeindlicher Hetzer peinlich aufgefallen und politisch so unfähig, daß sogar die ihm zu tiefer Dankbarkeit verpflichtete Merkel ihn partiell entmachten mußte, weil er so offensichtlich überfordert ist in seinem Job.

Jeder Politiker mit einem Funken Anstand und Ehrgefühl würde nun zurücktreten, oder aber sich zumindest ganz fürchterlich schämen.
Da ohnehin Peter Altmaier de Maizières Job mitmacht, sollte sich der Innenminister, wenn er schon drei Liter Superkleber auf seinen Ministersessel gegossen hat, still und unauffällig verhalten.
Aber nein, de Maizière denkt sich sofort eine neue perfide Gemeinheit aus.

Der Innenminister verstört nicht nur durch Lügen, Heucheln und Hetzen; nein er generiert auch durch demonstratives Nichtstun Probleme und bekommt zunehmend seine destruktive Ader nicht unter Kontrolle.
Seit Merkel ihn entmachtete, steht ihm offensichtlich der Sinn nach neroesken Handeln. Nun will er auch die Bundesregierung insgesamt schlecht aussehen lassen.

Daß sich aber ausgerechnet der Minusmann de Maizière empört über die zunehmende Radikalisierung zeigt, ist schwer erträglich.
Immerhin ist es der Bundesinnenminister selbst, der seit Monaten bereitwillig Öl ins Feuer gießt.
De Maizière ist genau der Brandstifter, der mit seinen Halb- und Unwahrheiten die Nazis erst ermutigt.
Der Innenminister schlug die Internierungslager für Heimatvertriebene vor, um damit dem rechten Pöbel den Eindruck zu vermitteln, die Syrer wären alle kriminell.
Der Bundesinnenminister steht einem Wahlkreis vor, in dem seine CDU offen undemokratisch und PEGIDA-freundlich auftritt.

De Maizière hat aus seinen fortwährenden öffentlichen Lügen aber eins gelernt:
Obwohl sie in der Regel klar enttarnt werden – so zB seine Mega-Lügen bei der Eurohawk-Affäre, bei der Kundus-Katastrophe oder den angeblichen „Scheinsyrern“ – schadet es ihm politisch überhaupt nicht.
Er sitzt weiterhin fest im Sattel, die CDU ist mit Abstand stärkste Partei in den Umfragen und die Bundeskanzlerin läßt ihn ohne einen Rüffel gewähren.

Vor ein paar Tagen ist der lügende Innenminister mal wieder bei einer demagogischen Falschaussage ertappt worden.

Macht ja nichts.

Merkels Verfassungsminister attackierte deutsche Amtsärzte; diese würden Flüchtlinge mit falschen Attesten vor der Abschiebung bewahren. Sie sollten endlich härter gegen Flüchtlinge durchgreifen, posaunte der Thomas Münchhausen zum Entzücken der AfDler und Pegioten hinaus.
Er unterstrich dies mit Zahlen, die frei erfunden waren.

Sind Ärzte im Umgang mit Flüchtlingen nicht hart genug? Stellen sie zu früh Atteste aus, die Abschiebungen verhindern? Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat jetzt in einem Zeitungsinterview diese Fragen aufgeworfen. Zitat: "Es kann nicht sein, dass 70 Prozent der Männer unter 40 Jahren vor einer Abschiebung für krank und nicht transportfähig erklärt werden." Eine Zahl über Flüchtlinge, ein Vorwurf an Ärzte und viele Fragen. Was ist dran am Vorwurf des Innenministers?
Eines gleich vorweg: Die Zahl "70 Prozent" hat sich der Bundesinnenminister offenbar ausgedacht. Wie sein Ministerium am Donnerstag auf Nachfrage von MDR AKTUELL einräumte, gibt es keine Statistiken, die zeigen, wie viele Flüchtlinge aufgrund von ärztlichen Attesten nicht abgeschoben werden konnten. Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Tobias Plate, bekräftigte aber: "Wir beobachten, dass es immer noch relativ viele ärztliche Atteste gibt, an denen Abschiebungen scheitern können." [….]

Es gehört zu den ganz großen Erbärmlichkeiten, die in elf Jahren Angela Merkel eingerissen sind, daß Mitglieder ihrer Regierung gegen Flüchtlinge und andere  Minderheiten hetzen und lügen können, ohne daß irgendwelche Konsequenzen gezogen werden.

Wenn die Presse zu sehr nachbohrt, distanziert man sich halt anschließend ein bißchen von sich selbst („Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat einen Fehler eingeräumt.“) und damit hat sich  der Fall erledigt.

Innenminister Thomas de Maizière muss zurücktreten. [….]
Der Minister verkündete Zahlen, die ungeprüft – ach was, nicht einmal ungeprüft: die schlicht erfunden waren. Und machte damit Stimmung gegen Flüchtlinge und gegen eine Berufsgruppe. Nämlich gegen Ärzte, denen er, nicht ausdrücklich, aber dennoch unmissverständlich unterstellte, sie verhinderten mit Gefälligkeitsattesten die Abschiebung von Menschen, die in Deutschland kein Bleiberecht haben.
[….] Es gäbe übrigens auch noch andere Argumente für diese Forderung: seine offenkundige Überforderung als Zuständiger für die Flüchtlingsfrage. Sein seltsamer Plan, kurzfristig ausgebildete „Hilfssheriffs“ auf die Bevölkerung loszulassen, um damit Defizite bei der regulären Polizei auszugleichen. Aber über all das könnte man ja streiten. Über gefälschte Statistiken kann man nicht streiten. Die sind unverzeihlich.

Samstag, 18. Juni 2016

Faschistoides Missverständnis.



Dieser Zusammenhang scheint wohl in allen Ländern zu stimmen.
Lügen, Legenden, Verschwörungstheorien gedeihen im rechten Umfeld aus zwei Gründen besser. Zum einen sind diejenigen, die so etwas verbreiten grundsätzlich amoralischer, sonst wären sie ja keine auf Minderheiten eindreschenden Rechten.
Zum anderen kann man sich in dem Umfeld solche Thesen eher leisten, da die Zuhörer ungebildeter und unkritischer sind.

Rechte sind aber auch ungenierter und können daher viel intensiver als normale Menschen heucheln.

Akif Pirinçci und Eva Herman sind gute Beispiele dafür.
Gerade sie, die jahrelang intensiv dafür stritten, daß anderen Menschen ihre Rechte beschnitten werden, flippen umso heftiger aus, wenn sie ihre eigenen Rechte bedroht sehen.
Mehr noch, die beschreien den Verlust ihrer Rechte, wenn dies gar nicht der Fall ist.
Beide beklagten öffentlich Zensur, Publikationsverbot und Einschränkungen der Meinungsfreiheit.
Sie würden mundtot gemacht und dürften nicht sagen was sie wollten.
Pirinçci, Sarrazin und Herman als Vorkämpfer der Demokratie?
Daß ich nicht lache.

Die Damen und Herren verwechseln Meinungsfreiheit mit Verbreitungspflicht ihrer Meinung.
Sie leben ja sogar davon ihre Meinungen heraus zu posaunen, veröffentlichen laufend Bücher, schreiben Artikel, twittern, treten im Fernsehen auf, werden zu Konferenzen eingeladen, halten Reden auf Kongressen, peitschen Pegida-Demonstranten auf.
Eva Herman war sogar Gesicht eines Verlages und konnte täglich bei KOPP ihre Meinung ausbreiten.
Sarrazins Bücher; allesamt Bestseller werden in unzähligen Blogs und nahezu allen Zeitungen besprochen.

Meinungsfreiheit bedeutet aber nicht, daß jeder, der glaubt etwas zu sagen zu haben, sich dann einen Publizisten aussuchen kann und selbst bestimmt wie oft er damit im Fernsehen auftritt.
99% aller Menschen, die Bücher schreiben, finden nie einen Verlag, der das drucken will.
Sogar J.K. Rowling wurde bekanntlich von sechs Verlagen abgelehnt.
Willkommen in der Wirklichkeit.
Für solche Fälle gibt es Selfpublishing.
Man kann seine Gedanken in ein Blog tippen und so viel veröffentlichen wie man will. Man kann bei großen Online-Versendern ein Ebook generieren.
Oder wer er gerne gedruckt auf Papier hat, kann auf eine Kosten ein BOD.de („Book on Demand“, Ruckzuckbuch.de, top-buch.de,…) drucken lassen.

Meinungsfreiheit bedeutet nicht, daß die Verbreitung der eigenen menschenfeindlichen Meinung im öffentlich finanzierten Rundfunk eingeklagt werden kann.

Es ist glücklicherweise Konsens, daß man nicht von „Negern“ (CSU-Minister Herrmann) spricht oder orakelt, die Juden hätten selbst Schuld an den KZs (CDU-MdB Martin Hohmann).

Antisemitismus, Befürwortung von Sklaverei, also Rassismus und krasse Misogynie sind im deutschen Fernsehen nicht gern gesehen.
Das ist too much.

Eine Eva Herman ist zudem für ihre Relativierungen der Hitlerzeit schon aus einer laufenden TV-Sendung geworfen worden.

Natürlich jammerte sie sich anschließend durch alle rechten Medienportale und beklagte die Abschaffung der Meinungsfreiheit.
Die Komikerin. Die Komikerin spricht unablässig. War rund um die Uhr gebucht, um bei jeder obskuren Christenveranstaltung zu referieren, veröffentlichte ein Dutzend Bücher, ist bis heute Darling diverser neokonservativer Netzwerke und beklagt sie dürfe nicht sprechen.
Herrmann darf ihre Meinung äußern und tut das auch dauernd.
Lediglich in einem Fall, als sie von der angeblich so guten Familienpolitik Hitlers losfaselte, befand Herr Kerner das müsse nun nicht in einer öffentlich finanzierten Sendung passieren.

Nein, wie gesagt, das sind die Dinge, die im öffentlichen TV nicht akzeptiert werden: NS-Verherrlichung, Rassismus, Antisemitismus.

Bei Schwulen vollziehen die öffentlich-rechtlichen Redaktionen diesen Schritt jedoch inkonsequenterweise nicht.
Dabei haben die öffentlichen Auftritte homophober Personen durchaus negative Effekte.

Wozu katholische Schwulenhetze führt, haben wir 2013 in Frankreich erlebt. 
In unserem traditionell eher homophilen Nachbarland hatten sich die homophoben Übergriffe verdreifacht, seit die liebe RKK des allseits so geschätzten Papst Franz sich so massiv in die französische Gesetzgebung einmischte.
Und auch in Hamburg geschah letzte Woche das Unvorstellbare: Mehrere gewalttätige Übergriffe auf Schwule im Zuge des CSDs. Zwei Opfer liegen immer noch im Krankenhaus.

Vom deutschen BND und seinen Schwesterorganisationen ist diesbezüglich allerdings rein gar nichts zu erwarten. Ihre Blindheit auf den rechten Augen stellten sie eindrucksvoll unter Beweis.

Maischberger, Will, Illner, Lanz, Jauch und Plasberg sind auf einer Linie mit Saudi-Arabien, dem Vatikan und Jeb Bush, wenn sie öffentlich das Äußern homophober Ansichten als Teil der Meinungsfreiheit fordern oder fördern.

Meinungsfreiheit ist nämlich dann zu Ende, wenn dadurch Menschen zu Schaden kommen und genau das passiert sehr konkret nachts auf den Straßen, nachdem Christenfundis im TV schwulenfeindlich palavern.

Es ist schon eine besonders bizarre Wendung, daß ausgerechnet derjenige, der vor drei Jahren öffentlichkeitswirksam einen TV-Bann für Homophobe forderte, diese Wochenende lautstark rumjammert, weil er vorrübergehend von Facebook gebannt wurde.

Die Rede ist vom nach ganz ganz rechtsaußen abgedrifteten David Berger.

Erst von ganz rechts nach ganz links und nun wieder zurück nach ganz rechts.
Einen besonderen Twist gibt es dabei, da er sich als Schwulensprecher empfindet, aber wie einst Otto Weininger (* 1880; † 1903) als Schwuler hauptsächlich gegen Schwule agitiert.
Der Superhomosexuelle, der stolze Vielficker, strammschwänzige Muskelfetischist und Sneakerschnüffler, der Promiske und Pornophile mit dem gewaltigen Gemächt sieht seine engsten Alliierten in den bekanntesten klerikalen Homophoben Deutschlands.
Dazu braucht es schon besondere Schaltungen in den Synapsen seiner Großhirnrinde.

David Berger, einst ganz stramm Tradi-katholisch, zwischen Piusbruderschaft und Kreuznet mäandernd, später zum Star der linken antiklerikalen Szene avanciert, der Kreuznet zu Fall brachte, sich dann aber mit seinem schwulen Verlag anlegte und seitdem konsequent immer weiter nach rechts rückte, sich an die fanatisch-katholischen Homohass-Frauen Beverfoerde, Kuby und Kelle heranrobbte, bis er sich für Akif Pirinçci einsetzte, hat inzwischen eine neue Freundin.
Tatjana Festerling, PEGIDA-Ikone, die im Juni 2015 bei der Dresdner Oberbürgermeisterwahl 10% holte.
Eine sehr sympathische Frau.

Dann will sie am liebsten eine noch höhere Mauer durch Deutschland ziehen und alle westdeutschen Gutmenschen von den wirklich guten Menschen und Patrioten im Osten trennen. Oder es geht gegen den „Terror der schwul-lesbisch-queeren intersexuellen Minderheit" oder die „verkrachten Gender-Tanten mit ihrem überzogenen Sexualscheiß".

Dr. Berger besprach Frau Festerlings Besuch im Mai 2015 in einer Dresdner „Boys-Bar“ und betont heute, was für eine nette Person Festerling sei.

David Berger auf Facebook


Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling hat mit ihren neuesten, offen rechtsradikalen Aussagen zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge für Proteste gesorgt. Das britische Portal "Mail Online" zitierte Festerling nach einem Interview mit dem Satz: "Wenn sie weiter über die Grenze kommen und man sie nicht einsperren kann, erschießt sie!" Das Blatt hatte Festerling als die "mächtigste Frau des rechtsextremen Deutschlands" vorgestellt - und auch einen Videomitschnitt des Gesprächs veröffentlicht.
Darin bezeichnete die 51-Jährige Deutschland als "Freiluft-Psychiatrie mit der Geisteskrankheit 'politische Korrektheit'". "Wir von Pegida sind die einzigen, die sich nicht um politische Korrektheit scheren", sagte Festerling weiter. "Wir haben keine Skrupel und keine Angst. In Zeiten wie diesen: Scheiß auf Anstand!" Der Kampf gegen die Islamisierung sei "die letzte Schlacht", so die zweifache Mutter.


Berger verließ inzwischen offensichtlich die reale Welt und bewegt sich nun in einem von ihm selbst kreierten Phantasie-Fetischkosmos, in dem er selbst als geistlicher und sexueller Führer seine jungen, muskulösen und makellosen Anhänger in einen Krieg gegen Atheisten, Muslime und Linke führt.

Seine islamophobe Hetze ging inzwischen so weit, daß Facebook seinen privaten Account für 30 Tage sperrte.

Tatsächlich ist Facebooks Lösch-Politik äußerst rätselhaft. Satiriker und Journalisten werden immer wieder gesperrt.
Mein Facebook-Account wurde allein im Mai 2016 zweimal gesperrt, weil ich einen satirischen Kommentar zu einem Bild des fülligen Vaduzer Erzbischofs Haas hinterlassen hatte.

Daher unterstütze ich auch Michel Abdollahis Aktion der letzten Woche.


Im Gegensatz zu mir hat Berger aber keinerlei Probleme seine Meinungsäußerung weiterhin auch verbreiten zu lassen.
Der Mann, der inzwischen Dauerschreiber bei rechtsextremen Portalen wie Compact, der JF oder AfD-Kanälen ist, wird heute unter anderem beim evangelischen Medienmagazin PRO oder Roland Tichy veröffentlicht.

Daß Facebook ein reines Privatunternehmen ist und veröffentlichen kann, was es möchte, begreift der selbsternannte Messias Berger nicht.

Er glaubt er habe ein Recht darauf vom multimilliardenschweren US-Konzern verbreitet zu werden.

„Aber so funktioniert eben heute Zensur: ganz untergründig und ohne dass man dafür eine Begründung geben muss – und sich daher auch nicht verteidigen kann“, erklärte Berger, und weiter: „Die Inquisition war im Vergleich zu Facebook ein Hort der Fairness und Gerechtigkeit.“
(Pro 18.06.16)

Ja, Herr Berger, wir haben uns alle schon mal von Facebook ungerecht behandelt gefühlt.
Aber man muß da schließlich nicht mitspielen.

Dieser Mensch ist sich für nichts zu schade - wenn es ihm nur Beachtung und Aufmerksamkeit bringt paktiert er auch mit Evangelikalen.
Die Lüge von der Zensur ist ungeheuerlich. Auf allen Kanälen (jetzt auch bei Tichy) posaunt er mit immer größerer Schamlosigkeit sein Wüten in die Öffentlichkeit.
Er ist kein Islamkritiker - seit Monaten schimpft und zetert er in unverantwortlicher Weise gegen Muslime, die er unter Generalverdacht stellt. Das ist eine Kreuzrittermentalität.
Kein Mensch hat ihn daran gehindert, diese Abscheulichkeiten zu veröffentlichen. Jetzt hat FB kurzfristig die Reißleine gezogen; dabei hat er genug Kanäle sein Zeugs zu präsentieren.
Die Gier nach Aufmerksamkeit ist schamlos. Er exhibitioniert seine Kruditäten wo er nur kann.
Es ist eine Lüge, daß man sein Hetz- und Haßzeug nicht mehr sagen dürfe - er, wie die AfD und die ganze rechte Mischpoke, tun es ja ununterbrochen bis zum Exzess.
(Wolfgang Brosche – auf FACEBOOK ;) )

Freitag, 17. Juni 2016

Amerika versus Deutschland.



Amerika ist schon ein irgendwie erstaunliches Land.
Die Heterogenität der Nation betone ich ohnehin immer. Den liberalen Typen in den Universitätsstädten der Ostküste drehen sich genauso die Mägen um beim Gedanken an die Rednecks aus dem Biblebelt wie umgekehrt.

Trumps Aufstieg zu verfolgen brachte wieder den Gruselfaktor meines Amerikabildes auf Maximalwerte.

There is an "excellent chance" that Donald Trump will become the next president of the United States, and Americans "need to take that very seriously," controversial filmmaker Michael Moore said Thursday.
"He knows how to manipulate a dumbed-down population," Moore, who has backed Democratic candidate Bernie Sanders' presidential campaign, said during a press conference in London while promoting his latest film, "Where to Invade Next," reports NBC News.
Moore went on to comment that in the United States, "the population of schools has been wrecked, and the news media is just insipid and stupid and doesn't give the people the facts about what's going on."
As a result, he continued, the public is "easily manipulated" by someone like Trump.
"He's not as stupid as he looks," Moore said of Trump. "You should take it very seriously He knows the manipulation that's going on here, and the use of propaganda and the way he's doing it is just brilliant in the way that he is succeeding and has succeeded."


Was sind das nur für groteskte Typen, die zu Millionen seinen komplett absurden und gelogenen Tiraden zujubeln?

Wenn man den Umfragen glauben darf, stellen sich allerdings die meisten Amerikaner diese Fragen.


Nach Trumps ausführlicher Post-Orlando-Selbstbeweihräucherung unkte die Presse noch, dieser Monsteramoklauf werde die islamophpobe Hysterie extrem verstärken und damit Trump ins Oval Office bringen.

Amerika ist sicher das Land der extremen Umschwünge, aber nun gibt es erste Anzeichen, daß Trump auch überzogen haben könnte.
Die 50 hingemetzelten Leichen in Florida derart zu instrumentalisieren, während sich der Rest des Landes bemüht jetzt zusammen zu stehen, Solidarität zu zeigen und sich hinter dem Präsidenten schart, könnte eine Umdrehung zu viel gewesen zu sein.
Nun fragen sich noch mehr Amerikaner, ob Trump wirklich der Richtige ist für den Präsidentenjob.

Trump stürzt ab
[…] In vier Wochen soll Donald Trump zum Kandidaten der US-Republikaner gekrönt werden. Doch seine Umfragewerte sinken dramatisch. In seiner Partei herrscht Panik. […]
 Drei große Erhebungen sind in dieser Woche erschienen, allesamt hatten sie schlechte Nachrichten für den Milliardär. Laut "Bloomberg" liegt Trump derzeit zwölf Prozentpunkte hinter Hillary Clinton. Laut Reuters sind es neun Punkte, laut CBS News sind es sechs Punkte. In allen aktuellen Umfragen bleibt Trump unterhalb von 40 Prozent Zustimmung. Ein erstaunlicher Absturz: Nachdem Trump sich vor sechs Wochen die Nominierung sicherte, lag er in fast allen Erhebungen entweder gleichauf mit Clinton oder sogar vor ihr.
Aber die Kopf-an-Kopf-Frage ist nur bedingt aussagekräftig. Wie schlecht es um den Republikaner steht, zeigen erst die Details. Trumps Imageprobleme haben sich massiv verschärft. […] In manchen Wählergruppen ist sein Rückhalt kaum noch messbar. 96 Prozent der Afroamerikaner halten den Zahlen der "Washington Post" zufolge nichts von ihm, 89 Prozent der Hispanics und 77 Prozent aller Frauen. Laut CBS News liegt Trump in allen Altersgruppen inzwischen teils deutlich hinter Clinton. Bei Amerikanern unter 30 Jahren kommt er nur auf eine Zustimmung von 29 Prozent. […]

Oh Wunder, nach 17 gescheiterten Gegenkandidaten und der überzeugenden Trump-Stimmenmehrheit für die RNC-convention, gibt es sogar erneut Pläne die Loose Cannon noch vom Thron zu stoßen.

A coalition of Republican delegates is mounting a last-ditch effort to block Donald Trump from obtaining the GOP nomination by pushing for a "conscience clause" that would allow delegates to vote against the presumptive nominee.
Kendal Unruh, a Colorado delegate, organized a call with dozens of other delegates Thursday night to discuss ways to block Trump at the convention. The group, Unruh says, marks the coalescing of disparate "pockets of resistance" -- including backers of Sen. Ted Cruz, Sen. Marco Rubio and Ohio Gov. John Kasich -- which had been opposing Trump with little success.
"This is a coalition of Kasich, Cruz and Rubio (supporters) and we are all agreeing on one goal, which is: Anybody but Trump," Unruh said Friday.

Natürlich sind das schwache Versuche, die viel zu spät kommen.
Natürlich sind die bundesweiten Umfragen sehr wenig aussagekräftig, da die meisten Stimmen de facto feststehen.
In Texas oder Kalifornien braucht man nicht zur Wahl zu gehen, es kommt auf ganz wenige Swingstates an.
Es bestimmen also womöglich wenige Zehntausend Wähler in Florida, Pennsylvania, Ohio und Michigan.

Aber immerhin, wie man an den Beispielen Gay Marriage und Haschischlegalsierung sehen kann, ändert sich die öffentliche Meinung in den USA manchmal sehr schnell.



Und wer weiß, vielleicht kommt nach Orlando und Senator Christopher S. Murphys 15-Stunden Filibuster doch noch mal Bewegung in die Debatte  um Gun Violence.

48 people were shot during a 15-hour filibuster on gun control.


WIR, ich natürlich auch, empören uns über den US-amerikanischen Waffenwahn und die amerikanischen Waffengesetze.
Darüber sollte man aber nicht vergessen, daß Waffenbesitz in Deutschland auch recht locker gehandhabt wird.

In Deutschland gibt es zehn Millionen legale Schusswaffen in privater Hand. Und 20 Millionen illegale, so die Schätzungen. Wer braucht so viele Waffen und wofür? Der Film nähert sich dem Thema nüchtern und unvoreingenommen.

Kein europäisches Land ist so bewaffnet wie Deutschland.
Und anders als in Amerika gibt es in Deutschland so gut wie gar keine Politiker, die sich eine Verschärfung der Waffengesetze auf die Fahnen geschrieben haben.

Die Rolle von NRA und GOP übernehmen in Deutschland die Unionsparteien und Schützenvereine.
Als Wolfgang Schäuble 2005 nach den sieben rotgrünen Jahren erneut Innenminister wurde, machte er sich bald daran auf Druck der Waffenlobby die Gesetze zum Erwerb von Schusswaffen zu lockern.
Schützenvereine bilden immerhin eine Stamm-Wählerschaft der CDU.
So beschützte Schäuble auch nach dem Amoklauf von Winnenden die Waffenlobby und sperrte sich gegen alle Waffenrechtsverschärfungen.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble lehnt eine Verschärfung des Waffenrechts oder die Aufstellung von Metalldetektoren an Schulen nach dem Amoklauf von Winnenden ab.

Man sollte also von Deutschland aus nicht ganz so herablassend auf die aberwitzigen Waffengesetze der USA gucken.
Die schwer bewaffneten deutschen „Sportschützen“ sind wie in Erfurt und Winnenden durch die Protektion konservativer Politiker auch in Deutschland sehr erfolgreich. Da haben strengere Waffengesetze keine Chance.

Einer, der sonst Mr. Knallhart schlechthin ist, hält sich allerdings auffällig bedeckt:

Unser aller Innenminister Schäuble, der sonst geradezu davon besessen ist abzuhören, videozuüberwachen, Email-Trojaner zu schicken und auch sonst jedes Grundrecht zu beschneiden, weiß gerade also keine sicherheitspolitische Forderung, die alles toppen würde?
Das mag daran liegen, daß Schäuble nicht gerne an seine Aktion vom September 2007 erinnert wird, als sein Ministerium damit vorpreschte das nach Erfurt von Rot/Grün verschärfte Waffenrecht zu lockern.
Daß man erst mit 21 Jahren an Waffen kommen darf, war dem CDU-Innenminister zu streng.
Künftig sollten schon 18-Jährige Zugang zu Waffen bekommen.
Ein durchaus bemerkenswerter Vorgang - geht es hier doch um die Inkarnation des Hardliners unter allen Politikern, der im krassen Widerspruch zu seiner sonstigen Linie auf einmal ganz liberal wird - und das ausgerechnet beim Waffenrecht.
Schäuble geriet in unruhiges Fahrwasser und redete sich mit einer anstehenden EU-Richtlinie heraus.
Eine Lüge - denn das EU-Recht läßt den Staaten freie Hand solange sie das Mindestalter von 18 Jahren nicht noch UNTERschreiten.
Im Punkt „Parlament dreist anzulügen“, ist der Innenminister allerdings Gewohnheitstäter - wir erinnern uns an die legendäre geldkofferlüge, die er vom Rednerpult aus auf direkte Nachfragen von Christian Ströbele losließ.
Woher nun also dieser Drang der schwärzesten Unionsmänner bei der Verfügbarkeit von Waffen alle Augen zuzudrücken?

Nun, da ist die Waffenlobby, die zwar nicht so lange Arme wie ihr großer Bruder NRA hat, aber dennoch offenbar mühelos bis ins Bundesinnenministerium langen kann.
Nur blöd, daß es eine große Koalition gibt, so daß Schäuble letztendlich gezwungen wurde den Plan wieder vom Tisch zu nehmen.

Jürgen Kohlheim, Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes, ist enttäuscht. "Wir halten es für grundsätzlich sinnvoll, wenn die Verschärfungen, die nach Erfurt erfolgt sind, wieder rückgängig gemacht werden", sagt er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Auch beim "Forum Waffenrecht", einer Interessensvereinigung für Waffenbesitz, wird die Volte aus dem Schäuble-Ministerium bedauert. Die Anhebung der Altersgrenze auf 21 Jahre sei nie besonders sinnvoll gewesen, sagt deren Sprecher Joachim Streitberger.

Zum Anderen kommt Wolfgang Schäuble aus Baden Württemberg - der Heimat von Waffenproduzenten wie Heckler und Koch.

A propos - was sagt denn eigentlich unser oberster Heckler und Koch-Propagandist Volker Kauder, im Nebenberuf CDU-Fraktionsvorsitzender, zu dem heutigen Amoklauf?

Statt "eilig über die Verschärfung der Waffengesetze" zu diskutieren, muss erstmal geklärt werden, was passiert ist und wie der Amokschütze an die Waffen kommen konnte", sagte der CDU-Politiker.

Honi soit qui mal y pense .....


Deutschland unter Waffen? Ein Film von Lutz Hofmann.