Sonntag, 24. November 2013

Gott ist klein.




Die drei größten Religioten der SPD, Nahles, Steinmeier und Thierse, scheuen keine Mühe, keine Verfassungswidrigkeit und keine Lüge, um ihrer Kirche Privilegien, Macht und Mammon zuzuschanzen.

Sie machen das durchaus erfolgreich.
Nach wie vor tritt des Staat als Inkassounternehmen der Kirche auf, nach wie vor fließen die Steuerzahlermilliarden an die prassenden Bischöfe, die selbst so viel Geld in diversen schwarzen Kassen gehortet haben, daß sie sich bis heute außerstande sehen auch nur abzuschätzen wie viele Milliarden sie horten.
Der Fall TVE, der bei der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung für Entsetzen sorgte und den Wunsch nach finanzieller Entflechtung zwischen Kirche und ihrer Melkkuh Staat offenbar werden ließ, wurde bereits von der Hauptverhandlerin Nahles zu den Akten gelegt.
94 Jahre andauernder Verfassungsbruch und Nahles nickt ihn weiterhin ab.

Die große Koalition will das bestehende Verhältnis von Staat und Kirche offenbar nicht antasten. […]
Zuständig für die Beziehung zu Kirchen und Religionsgemeinschaften ist das Innenministerium. Den entscheidenden Passus erarbeitete entsprechend die Arbeitsgruppe Innen und Justiz. Bislang werden die Kirchen im Entwurf subsumiert unter der Überschrift "Gesellschaftlicher Zusammenhalt: Religion, Vertriebene und Minderheiten". Religions- und Glaubensfreiheit haben nach Überzeugung der Koalitionäre "eine grundlegende Bedeutung für die freiheitliche Verfasstheit unserer Gesellschaftsordnung". Union und SPD kündigten an, dass sie den Dialog mit den Kirchen, Glaubensgemeinschaften und den religiösen Vereinigungen "intensiv pflegen" werden.
"Religionen bereichern das gesellschaftliche Leben und vermitteln Werte, die zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft beitragen. Sie haben einen entscheidenden Anteil an der positiven Werteorientierung unserer Gesellschaft", heißt es weiter. Damit werden auch das Judentum und der Islam implizit erwähnt. Eigens hervorgehoben wird das Reformationsjubiläum: "Das welthistorisch bedeutende Reformationsjubiläum 2017 werden wir gemeinsam mit der evangelischen Kirche gestalten", so der Entwurf.
Die Kirchen und Religionsgemeinschaften können unter einer großen Koalition weiterhin auf prominente Unterstützer zählen. Grundsätzlich bleibt die Religionszugehörigkeit im neuen Bundestag weitgehend unverändert.

Aber statt daß Gott seine drei Doofen mal dafür belohnt, daß sie ihm die Pfründe sichern und seinen Kinderfickerverein weiter die Antidiskriminierungsrichtlinien ignorieren lassen, tritt er ihnen allen dreien sogar noch mal in den Hintern.

Thierse ist sein Bundestagsmandat und sein hohes Amt als Bundestagsvizepräsident los.
Stattdessen muß er nun als einfacher schwabophober Berliner zum ultrakonservativen Kölner Domradio latschen, um dort die Kirchenaustritte zu beweinen.

Thierse: Der Fall Limburg und Bischof Tebartz-van Elst beschäftigt ganz viele Leute. Er beschädigt die Glaubwürdigkeit der Kirche außerordentlich und bringt die Kirche in eine Vertrauenskrise. Und das kann man doch nicht beiseite wischen und sagen: Jetzt sind wir wieder schön fromm und befassen uns mit unserem Glauben. Nein, es geht um Glaubwürdigkeit! Was darf ein Bischof und was nicht? Welche Konsequenzen zieht einer, der eingestandenermaßen öffentlich gelogen hat, falsche eidesstattliche Erklärungen abgegeben hat? Man stelle sich einmal vor, ein Politiker hätte das getan! Was würde mit dem passieren? Der hätte schon längst die Konsequenzen gezogen. Also allein die Vorstellung, dass Tebartz-van Elst etwa als Bischof zurückkäme, ängstigt eine Menge Leute. Und ich habe die Befürchtung – ich glaube nicht, dass ich übertreibe , dass dann nicht nur Hunderte die Kirche verlassen werden, sondern Tausende und Zehntausende! […] Die Kirche gehört doch nicht den Bischöfen, sondern sie ist unser gemeinsames Werk als Gottes Geschenk! [….] Die Bischöfe allein sind nicht die Kirche, sondern zusammen sind wir das wandernde Volk Gottes mit unterschiedlichen Aufgaben, aber es geht nur gut, wenn wir zusammenwirken.

Der fromme Steinmeier, der alles dafür gab den wichtigen Posten des Fraktionsvorsitzenden zu behalten, um nicht wie der windige Westerwelle in Vergessenheit zu geraten, dafür sogar devot die Kanzlerkandidatur an Steinbrück abtrat, erlebt ebenfalls gerade sein Debakel. Er muß wohl mangels Alternative den nächsten Außenminister geben.
Dann wird er als Hiwi des Kanzleramts durch die Welt geschickt und hat nichts mehr zu melden, wenn die wichtigen Entscheidungen der Großen Koalition fallen. Das Worst-Case-Szenario aus Steinmeier-Sicht tritt also vermutlich ein.

Kommt die Große Koalition zustande, soll Frank-Walter Steinmeier (SPD) Außenminister werden. In den Führungen von SPD und Union gibt es daran keinen nennenswerten Zweifel mehr. "Steinmeier ist gesetzt", heißt es in hochrangigen Parteikreisen. Auch Steinmeier ließ gegenüber Vertrauten mehrfach erkennen, dass er sich auf eine Rückkehr ins Auswärtige Amt eingestellt habe, berichtet DER SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe.

Und dann noch Nahles.
Die Koalitionsverhandlungen tragen ihre Handschrift.
Bedauerlicherweise. Sie formuliert so schwammige Absichtserklärung auf Minimalkonsensbasis, daß sich das Volk mit Grausen abwendet.
Und womit? Mit Recht.
Rund die Hälfte der Bundesbürger wünscht sich nach den Ergebnissen des ARD-Deutschlandtrends Neuwahlen.
Nach übereinstimmenden Umfragen würden dann alle derzeit im Bundestag vertretenden Parteien – AUSSER NAHLES‘ SPD – zulegen.
Glückwunsch Andrea! Da hat die unfähigste Generalsekretärin aller Zeiten den Laden mal wieder sauber an die Wand gefahren.

Die Quittung gab es auf dem Parteitag am letzten Wochenende.
Nahles‘ Wahlergebnis als Generalsekretärin war so eine schallenden Ohrfeige, daß sie auf dem Podium sichtlich mit den Tränen zu kämpfen hatte:

Nahles-Wahlergebnis:
405 Ja-Stimmen = 67,2%
157 Nein-Stimmen
41 Enthaltungen.

200 Delegierte konnten sich also nicht zu einem „Ja“ zu ihrer wichtigen Verhandlungsführerin durchringen.

Tja, Gott ist irgendwie nicht mit den Seinen.





Samstag, 23. November 2013

Das Käßmann-Rätsel.



Wie bei Guttenbergs und Wulffs in ihrer jeweiligen Zeit vor dem Sturz in den Abgrund, ist Margot Käßmann unausrottbar positiv konnotiert. Jeder berichtet nur voller Wohlwollen von ihr, zitiert ihre dümmlichsten Plattitüden, als ob es sich um Einsteinsche Geistesblitze handelte.

„Nichts ist gut in Afghanistan!“ - so lautete der Slogan der Populistin Bizarra Käßmann.

Mit solchen Sprüchen macht man sich natürlich beliebt beim Volk - denn wer würde den Militäreinsatz am Hindukusch nicht lieber heute als morgen beenden?

Eine Menge Afghanistan-Experten und Vertreter von Hilfsorganisationen ärgerten sich gar sehr über die Talkshow-affine Ex-Oberbischöfin.
 Was sie denn stattdessen in Afghanistan tun würde, fragte man sie öffentlich.
Wenig überraschenderweise hatte Käßmann darauf aber keine Antwort und gab nur Allgemeinplätzchen ab. 
Sie würde mit den Taliban reden und gemeinsam mit ihnen beten.

Schade eigentlich, daß der damalige Superverteidigungsminister Guttenberg zu beschäftigt damit war für Sat1 mit J.B. Kerner eine Modenschau mit seiner Frau als Mannequin in Afghanistan zu inszenieren.
 Ich hätte es gern gesehen, wenn er Frau Käßmann am Hindukusch entsorgt hätte.
Eine Frau in kurzer Bluse mit der Bibel in der Hand wäre sicher gut angekommen bei den Taliban.

In Wahrheit ist es wohl eher so, daß Käßmann genauso wenig von Afghanistan versteht wie die meisten Politiker. [….]

Käßmann ist aber nicht nur im extremsten möglichen Maße mediengeil, dazu auch noch hartnäckig verblödet, sondern auch noch beratungsresistent.
Obwohl in den letzten beiden Jahren ihre populistischen Afghanistanphrasen immer wieder als gröbster Unfug entlarvt wurden, kann sie es nicht unterlassen ihren Erfolgsschlager zu wiederholen. Selbstgerecht schlägt sie sich selbst in einem Leitartikel auf die Schulter.

Und wurde je wirklich gehört, was ihre Präsenz bedeutet hat für Afghaninnen und Afghanen? Wie viele von ihnen starben? Wir wissen es nicht. Wie sie es wahrgenommen haben, dass da fremde Menschen kamen, die ihnen die Demokratie schenken wollten – wir wissen es nicht.  […] Und was hat der Einsatz gebracht, außer einer Lernerfahrung im Kämpfen? Wurde die Freiheit „am Hindukusch verteidigt“? Das darf bezweifelt werden! Der Einsatz hat Leid über viele Familien gebracht – ganz abgesehen davon, dass er die Gesellschaft in zehn Jahren mehr als 17 Milliarden Euro gekostet hat.
[…] Heute verhandeln sowohl die USA als auch Pakistan mit den Taliban, weil ein weiteres Mal deutlich ist: Frieden lässt sich nicht mal eben locker mit Waffengewalt herstellen. Frieden braucht einen langen, extrem mühsamen Weg des Dialogs – selbst mit denen, die wir am liebsten nur bekämpfen wollen. Vielleicht ist das ja eine Art Weihnachtsbotschaft!
Die Taliban haben eine menschenverachtende Ideologie, keine Frage. Auch from­me Muslime fürchten sie aufgrund der brutalen Gewalt, mit der sie meinen, herrschen zu dürfen im Namen des Glaubens. Solcher Fundamentalismus ist irre­geleitet, entsetzlich, menschen- und gottesverachtend. […] Unsere Gebete werden dort bleiben und uns verbinden – in der Hoffnung auf Frieden für ein geschundenes Land.

Taliban sind „gottesverachtend!“ Das wird Mullah Omar und Co jetzt aber schwer beeindrucken, wenn eine deutsche Geistliche das feststellt. Sie muß ja „Allah“ viel besser kennen.
Wie immer bei Käßmann handelt es sich um reine populistische Phrasen ohne die geringsten Lösungsvorschläge oder neue Ideen.
Intellektueller Tiefstand, wie er peinlicher kaum möglich ist. Und so etwas bekomme ich als Abonnent von „Süddeutscher Zeitung“ und „ZEIT“ auch noch doppelt nach Hause geleifert, weil beiden Zeitungen „Chrismon“ beiliegt!
Aber man kennt das aus ihren geradezu debil-doofen Büchern, die allesamt Bestseller wurden:

Margot Kässmann: Mehr als Ja und Amen
Gibt es Jämmerlicheres, als wenn Erwachsene beim Besuch im Kindergarten oder in der Grundschule so tun, als wären sie selbst Kindergartenkinder oder Grundschüler? Dieses literarische Leben auf Kredit, diese geborgte Naivität, dieses Sich-blöd-stellen mit großen Stauneaugen ist der basso continuo von Margot Kässmanns publizistischem Oevre. "Für dieses Buch habe ich über viele Monate Zeitungsauschnitte gesammelt und war am Ende fast erschlagen von der Vielfalt der Probleme, der Stimmen, der Ansätze", schreibt sie. Ein unnötiges Buch, von der Konzeption her Kraut und Rüben, in der Ausführung lieblos hingerotzt, ein Buch, dessen Leser sich wie zu Unrecht ans Kreuz geschlagen fühlen müssen.

Margot Käßmann: "Sehnsucht nach Leben"
Zwölf Aufsätzlein der Ex-EKD-Vorsitzenden zu Themen wie Mut, Trost, Liebe und Geborgenheit versammelt dieses leider illustrierte Büchlein. "Ich denke, jeder Mensch muss für sich selbst herausfinden, wo die eigenen Kraftquellen liegen", schreibt Margot Käßmann darin. Aus dem Mund einer FDP-Vorsitzenden klänge das akzeptabel, für eine protestantische Theologin aber ist das bis zur Selbstaufgabe lasch und opportunistisch: ein Offenbarungseid.

Margot Kässmann: "In der Mitte des Lebens"
Aus groupiehafter Sehnsucht nach der medialen Wiederaufstehung einer wegen Trunkenheit am Steuer zurückgetretenen Landesbischöfin und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland ein grauenhaftes Mischmasch aus Sermon, Erbauungsliteratur und moralisierenden Textautomatenbausteinen über Monate an die Spitze der deutschen Bestsellerlisten zu jubeln – für solch merkwürdige Heiligenverehrung kennt man meines Wissens im Norddeutschen das schöne Wort "katholisch!"

Wenigstens Scheck spricht aus, was offensichtlich ist: Käßmann steht nackt da. Sie hat ja gar nichts an.
Bei den großen Multiplikatoren ist diese Erkenntnis noch nicht angekommen.
Gerade erst wurde in diesem Blog auf den enormen Einfluss der Programmzeitschriften hingewiesen. Sie haben die größten Reichweiten.
Gestern legte der Branchenprimus „Hörzu“ nach und bot Käßmann Raum für ihre „Gedanken“.
Es kam wie es kommen mußte: Ungeniert stellt sie sich selbst in den Mittelpunkt und garniert das mit inhaltsleeren Floskeln, wie sie in jeder ALDI-Werbung vorkommen; es wimmelt von Begriffen à la „besinnliche Zeit“ und „wunderbare Rituale“.
Ganz schlimm.

Ich mag die Adventszeit. Es ist für mich ein wunderbares Ritual, die erste Kerze am Adventskranz zu entzünden. „Das Licht scheint in die Finsternis“ heißt es im Johannesevangelium. Langsam wird dieses Licht heller. Woche für Woche, bis der Lichterbaum alles erhellt. Solche Rituale finde ich erfüllend. Sie geben dem Leben einen Rhythmus. Und sie feiern den Glauben an ein Gotteskind, das mitten in die Welt kam. [….] In der Adventszeit ist es mir wichtig, Zeiten der Ruhe zu finden. Der Morgen am Tisch, an dem eine Geschichte gelesen wird. Das Überlegen wem ich was schenken könnte. [….] Oft habe ich den Eindruck, in diesen dunklen Tagen, wenn wir eine CD mit Chorälen von Bach hören oder auch ganz neue Adventslieder, dann schaffen wir es eher, den tiefen Gedanken des Lebens Raum zu geben als in der Sommerhitze, bei Grillwürstchen und Schwimmbadlaune.
(M. Käßmann, Hörzu, 22.11.13, s.9)

Erstaunlich nur, daß noch nie ein „tiefer Gedanke“ des Raumes den Weg in Käßmanns Kopf fand.

Wann schreit endlich mal eine seriöse Stimme AUSSER DENIS SCHECK heraus „Das ist alles Schwachsinn, was Käßmann von sich gibt“? Die Frau hat keinerlei Kompetenz.

Mal sehen was SPIEGEL ONLINE bietet; die Jungs und Mädels des Sturmgeschützes der Demokratie können möglicherweise ein bißchen weiter als bis zur eigenen Nasenspitze denken.

Zehn, die Minister werden sollten!
Falls sich Union und SPD auf eine Koalition einigen, werden die Parteien unter sich ausmachen, wer im Kabinett sitzt. Seiteneinsteiger haben kaum Chancen. Muss das sein? SPIEGEL ONLINE zeigt, wer gut in die Ministerriege passen würde, wenn es allein nach Kompetenz ginge. [….]
Familie und Jugend: Margot Käßmann
Moralische Instanzen gibt es nur noch wenige in Deutschland – eine von ihnen ist Margot Käßmann. Und das, obwohl die frühere Bischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche im Februar 2010 wegen einer Trunkenheitsfahrt alle Ämter niederlegte. Doch gerade wegen dieser konsequenten Haltung scheint sich Käßmann, 55, bei vielen Deutschen große Glaubwürdigkeit bewahrt zu haben. Ihre liberale Haltung in vielen gesellschaftlichen Fragen hat ihr im konservativen Lager viel Kritik eingebracht, gleichzeitig wird die vierfache Mutter Käßmann auch dort als Vorbild einer modernen Frau geschätzt.

Ich kann nicht mehr…………

Freitag, 22. November 2013

Berlin, Berlin!



Der neue Bundestag arbeitet zwar nicht, obwohl schon zwei Monate seit der Bundestagswahl vergangen sind, aber das neue Parlament hat durchaus seine sympathischen Seiten. Es glänzt nämlich durch die Abwesenheit einiger der schlimmsten Politbrechmittel: Kein Geis, kein Brüderle, kein Thierse.

Letzter war wegen Religiotismus im Endstadium, fortschreitender Bösartigkeit und massiver Faktenallergie zum „Jahresendhonk“ erkoren worden.

Der Pöbler aus Berlin verabschiedet sich aus dem Jahr 2012, indem er als Apologet der Nächstenliebe noch mal ordentlich über die Zugezogenen herzieht.

Alles voller Schwaben in Thierses Kiez; das kann er auch nicht ab.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat das alltägliche Zusammenleben mit zugezogenen Schwaben in dem Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg als mitunter "strapaziös" bezeichnet. "Ich wünsche mir, dass die Schwaben begreifen, dass sie jetzt in Berlin sind – und nicht mehr in ihrer Kleinstadt mit Kehrwoche".
[…] Thierse konkretisierte, er ärgere sich, wenn er etwa beim Bäcker erfahre, dass es keine Schrippen gebe, sondern Wecken. "Da sage ich: In Berlin sagt man Schrippen, daran könnten sich selbst Schwaben gewöhnen."  […] Ebenso störe es ihn, wenn ihm in Geschäften "Pflaumendatschi" angeboten würden. "Was soll das? In Berlin heißt es Pflaumenkuchen", sagte Thierse der Zeitung. Angesichts dieser Zustände werde er "wirklich zum Verteidiger des berlinerischen Deutsch."

Es ist an der Zeit, daß Thierse sich als Kreuznet-Autor outet.

Muß er sich mit den Xenophoben gemein machen?

In meiner Partei verursacht er mir inzwischen schwere Magengeschwüre.
Die „Schwaben“ (dazu zählen in Berlin alle nicht Eingeborenen vom Kieler bis zum Rosenheimer) sind wenig amused über den keifenden Katholiken. […..]

Womöglich gibt es eine Erklärung für Thierses Geisteszustand.
Er, der überall in Deutschland die Christlichen Kirchen erblühen sieht, lebt ausgerechnet mitten in einer Stadt, die so offensichtlich nicht vom christlichen Leben dominiert ist.
Thierses Vorgesetzte gruseln sich gar sehr.

Berlin ist nach Worten des Präsidenten des Päpstlichen Kulturrats, Gianfranco Kardinal Ravasi (Foto), in religiösen Dingen «fast so etwas wie eine Wüste». Das Christentum befinde sich in der deutschen Hauptstadt «wirklich in der Defensive», sagte der Kardinal im Interview mit der Tageszeitung «Die Welt». Berlin gehöre «zu den Städten in Europa, in denen die Säkularisierung am weitesten fortgeschritten ist«, so Ravasi. Dabei sei es »üblich geworden, sich auf die vorletzten Fragen zu konzentrieren«. Er selbst wolle hingegen bei einem Dialogforum dort grundsätzliche Fragen erörtern, etwa »nach Leben und Tod, nach der Wahrheit, nach der Bioethik«.
[….]  Ravasi nannte im Gespräch mit der »Welt« das Christentum die europäische »Muttersprache« auch für diejenigen, die es ablehnten. Ohne Christentum seien auch Nietzsche und Voltaire nicht zu verstehen, sagte er unter Bezug auf den Lyriker T. S. Eliot. »Wenn wir diese Muttersprache verlernen, dann verlieren wir unsere Identität«, sagte Ravasi. »Wir haben heute keine klare kulturelle Identität mehr.«

Doofe Sache mit der Säkularisierung.
Die Menschheit wird immer urbaner und damit verschwindet die Religion.
So denkt sich das jedenfalls resignierend der Europäische Christ.
Wahr ist es allerdings nicht. Außer in Europa werden die Megacities sogar immer religiöser. Dort ist allerdings auch das religiotische Angebot attraktiver. Aber was will man mit einer konservativen Altherrenkirche à la RKK-Berlin?

Aus der Erfahrung der westlichen Industrialisierung heraus hatte sich in der Stadtforschung die Säkularisierung als Moderne-Indikator etabliert. Religiös geprägte Städte wie Rio, Istanbul oder Lagos standen deshalb lange im Ruf, den Schritt in die Gegenwart noch vor sich haben.
Ende des 20. Jahrhunderts legten die wirtschaftlichen Wachstumsraten der jeweiligen Länder jedoch den Verdacht nahe, dass Modernisierung vielleicht doch nicht in jedem Fall ein Säkularisierungsprozess ist, wie auch Georg Simmel angenommen hatte. Der Ausgangswert war falsch: Die frühen Soziologen hatten die säkulare Großstadt Berlin zum Standard der modernen Stadt erhoben, dabei war Berlin immer ein Sonderfall: Bis heute gilt es als am wenigsten religiöse Großstadt des Planeten. In Kairo hingegen hat sich die Bevölkerung in den letzten 40 Jahren verdoppelt, die Zahl der Moscheen jedoch vervierfacht.
Erst als Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr zu übersehen war, dass die Megacities in den Schwellenländern ihren rasanten Bevölkerungszuwachs entschieden anders organisierten als von den ehemaligen Kolonialherren verordnet, holten die westlichen Urbanisten die Notizhefte heraus und fingen an mitzuschreiben.
Am Wochenende wurde bei einer Konferenz im Berliner Haus der Kulturen der Welt das Buch 'Global Prayers - Contemporary Manifestations of the Religious in the City' diskutiert, der Abschlussbericht des gleichnamigen Forschungsprojektes, das sich vorgenommen hatte, den blinden Fleck der zeitgenössischen Urbanistik zu beseitigen: die Religion.
 (SZ vom 21.11.2013)

Dann forscht mal schön, liebe Urbanistiker in Berlin.
Dort in der Terra Incognita dürftet ihr allerdings wenig Anschauungsunterricht genießen.
Der Berliner ist mit anderen Dingen beschäftigt, für die es andernorts die Religion bedarf:
ER pflegt sein „wir sind besser als die“-Gefühl, in dem er Zugereisten grundsätzlich den gestreckten Mittelfinger zeigt.

'Haut ab' - so empfängt man Touristen in Berlin. [….]
An einem noch klaren Herbstmorgen, in der Rykestraße mit ihren breiten Bürgersteigen und dem flüchtigen Duft aus einem asiatischen Restaurant in der Luft, beginnt der Kleinkrieg. Völlig unerwartet.
Eine Gruppe von zehn, zwölf Menschen - Journalisten, Politiker, Künstler, einige von ihnen aus Deutschland, die anderen aus Israel - gehen mit einem Stadtplaner das Pflaster hinunter. Sie sind zu einer deutsch-israelischen Konferenz nach Berlin gekommen und lassen sich erklären, wie sich Prenzlauer Berg verändert hat. So wie das so vielen Gruppen aus Spanien, Italien und Griechenland erklärt wird - und nein, um diese Frage gleich zu beantworten, an diesem Morgen hat all das, was nun passiert, nichts damit zu tun, dass es auch ein paar Israelis sind, die sich die Rykestraße zeigen lassen. Sie sind: 'Touristen'. Allein deshalb werden sie verachtet. Sie sollen sich schleichen, wo immer sie auch herkommen, und wenn nur West-Berlin ihre Heimat ist, auch das ist hier ja irgendwie schlimm.
Die Jungs und Mädchen, die ein bisschen betrunken auf einem Boule-Platz an der Rykestraße wie spielende Löwenjunge lauern, sie richten sich auf zum Revierkampf, als die Gruppe der Berlin-Gäste an ihren Parkbänken vorbeizieht. Sie pöbeln gegen die, die sie für Fremde halten, machen sich wichtig, schubsen und wollen die Menschen, die sich für Berlin interessieren, aus Berlin vertreiben. Weil die eben Touristen sind. Was an diesem schönen Morgen in Prenzlauer Berg passiert, ist lächerlich. Und leider abstoßend.
'Haut ab.' Unvorstellbar in New York und London, oder?
Einige Zeit später kann sich Ares Kalandides, der Stadtführer und Stadtplaner, der mit den Gästen an den Pöblern vorbeizog, immer noch nicht beruhigen. Er wohnt hier, gleich um die Ecke der Rykestraße, und er sagt: 'Es war so, als ob ich abends nach Hause komme, und da sitzt einer in meinem Wohnzimmer und beschimpft mich.' So hat es ihn zusammenfahren lassen, und: 'Ich fand es bedrohlich.'
[….] Er sagt: 'Es gibt ein Klima in Berlin, das es erlaubt, Touristen grundsätzlich zu beschimpfen, das ist salonfähig, und die jungen Leute an der Rykestraße, die leicht angetrunkenen Zwanzigjährigen, haben das kollektive Unterbewusstsein ausgedrückt. So einfach ist das.'
Schwierig, Weltstadt zu sein, wenn man die Welt nicht mal zu Besuch haben will.
[….] Zu diesem Spiel gehört auch, dass im Frühjahr Spätzle auf Käthe Kollwitz geworfen wurden, auf das Denkmal auf dem Platz, der ihren Namen trägt. Manche kannten die Künstlerin, die Bildhauerin, ja damals noch, sie wohnte hier mit ihrem Mann, einem Armenarzt. Thierses alter Nachbar zum Beispiel, der den schönen Namen Herr Schätzchen trug, hatte sie noch erlebt, und erzählte Thierse von Kollwitz.
 (Jochen Arntz, SZ vom 22.11.2013)