Montag, 18. Februar 2013

Vorvorgestern


Heute habe ich einen alten Ami im Krankenhaus besucht. 
Im Hamburger UKE, dem riesigen Universitätskrankenhaus, welches auf seiner Website die Angebote auch in arabisch, russisch und englisch bewirbt.
Gezielt werden reiche Patienten aus aller Welt angelockt.
Ich finde es gut, wenn dadurch mehr Geld für Personal und Pflege ausgegeben werden kann.
Der Typ, den ich besuchte, ist zwar so gar nicht reich, profitiert aber davon, daß alles auch in Englisch angeboten wird. 
Natürlich gibt es auch die entsprechenden Fernsehprogramme.
Als ich rein kam, guckte er gerade CNN und sagte als erstes (auf Deutsch) zu mir:
 „Für meinen Geschmack sind auf CNN ja viel zu viele Neger!“
Ob meiner entglittenen Gesichtszüge, kam ich gar nicht mehr dazu zu erklären was ich von so einer Ausdrucksweise halte. 
(Das entsprechende amerikanische N-Wort, das ganz Schlimme, schreibe ich erst gar nicht.)
„Ja, was denn? Das sind doch NEGER. Die waren alle slaves. Seit Obama Präsident ist, sind überhaupt nur noch Neger im Fernsehen! Da schon wieder einer!“
(Nebenbei bemerkt, war es da gerade kurz vor sechs und es lief „African voices.
Ich muß zugeben, in diesem Afrika, gibt es ja wirklich eine Menge Schwarze…)

Was soll man dazu sagen?
Später hatte ich Gelegenheit die Frau des Patienten kennenzulernen und sie versicherte mir, daß er früher nie so geredet hätte, sonst hätte sie ihn selbstverständlich nicht geheiratet. 
Erst mit dem Einsetzen der Senilität kämen diese Sprüche, die offenbar ein verschüttetes Rudiment aus seiner Kindheit in den 1930er Jahren in Michigan waren.
Der US-Rassismus ist offensichtlich, wenn man sich mit dem Land beschäftigt. 
Aber irgendwie bilde ich mir immer ein, das sei eins der negativen Charakteristika der religiösen Fundis und fanatischen Rechten.
Die Teebeutler hat man schließlich im Wahlkampf 2012 ausführlich erleben können und sollte sich über gar nichts mehr wundern. 

Die politische Rechte der USA ist bis hinauf in den Senat moralisch völlig verkommen.
Republikaner treibt eine verklemmte Polit-Naivität um, wie man sie bestenfalls in einem religiösen Zwergstaat erwarten würde.
 Mächtigste Nation der Erde?
In North Carolina beispielsweise steckt die GOP ihre ganze Energie in den Kampf gegen „Nippelentblößung.“ 
Rep. Rayne Brown introduces Bill Criminalizing Nipple Exposure!
Endlich werden die wahrhaft drängenden Probleme der Welt erkannt!
They get elected by talking up fiscal conservatism and reduction of government. The first thing they do when they take power is to legislate their morality and increase the power of government.
North Carolina state representatives have introduced a bill that would "clarify" state law to specifically prohibit the baring of women's breasts. Women worried about showing too much of their "private area" should use pasties, or perhaps duct tape.
Die haben Sorgen.
 Aber während man über North Carolina lachen kann, ist es gefährlich, wie die verkommenen Repse auch auf Bundesebene die US-Politik debilisieren.
Gerade machen sie sich damit lächerlich den designierten Verteidigungsminister Chuck Hagel zu blockieren. Der Mann sitzt nun in Washington fest und muß wichtige internationale Treffen absagen, weil die bekloppten GOPer im Senat behaupten sie könnten ihn nicht bestätigen, da sie ihn in der Kürze der Zeit nicht kennenlernen konnten.
 Hagel, selbst Republikaner, ist übrigens selbst Senator und sitzt seit zehn Jahren Seit an Seit mit den Irren. 
Es geht nur darum Obama und dem Land zu schaden.
 Pure Obstruktion. 
Damit der Rest der Welt etwas zu lachen hat.
Vor zwei Wochen hat [Chuck Hagel] in einer Anhörung, die einem Polizeiverhör ähnelte, alle Fragen beantwortet. Trotzdem wird es mindestens bis Monatsende dauern, bis das Pentagon einen neuen Chef bekommt. Anders als früher ist nun sogar die nationale Sicherheit ein Spielplatz für Parteitaktiker. […]

Das Senatsverfahren Hagel ist zu einer Oppositions-Show ausgeartet. […] Die Republikaner galten immer als Partei der außen- und sicherheitspolitischen Kompetenz. Dieser Ruf hat in den Jahren nach dem 11. September 2001 gelitten, als Präsident und Partei ihre Agenda von kriegslüsternen Neokonservativen kapern ließen. Nun inszenieren die Republikaner ein erbärmliches Spektakel im Senat, der letzten Institution Washingtons, die noch im Ruf stand, über dem alltäglichen Gezänk zu stehen. Anführer der Anti-Hagel-Kampagne ist der Jungsenator Ted Cruz, ein Mann der Tea Party. Er hat Hagel unterstellt, von ausländischen Regierungen bestochen worden zu sein. Er hat auch gegen John Kerry gestimmt, den allseits gelobten Außenminister. Cruz offenbart einen ideologischen Eifer, der selbst rechte Kollegen an den McCarthyismus erinnert, die dunkle Zeit der Kommunistenverfolgung.

Die Republikaner gelten längst als Partei des Neins, die Präsidentschaftswahl haben sie deswegen verloren. Ihre Politik der ewigen Obstruktion aber schadet nicht nur ihnen, sondern dem Ruf der Politik insgesamt. Einer neuen Umfrage zufolge ist der Kongress inzwischen unbeliebter als Küchenschaben oder Darmspiegelungen.
(Nicolas Richter, SZ, 18.02.2013)
Soll ich mich darüber wundern, daß in einem  Land, welches beständig so einen Wahnsinn hervorbringt auch die eigentlich eher vernünftigen Menschen unter der Oberfläche allerlei ethisch Fragwürdiges mit sich rumschleppen und sich über all die „Neger“ ärgern, die man jetzt sogar im Fernsehen zeigt?

Amerika hat eine lange Geschichte der Sklaverei hinter sich. 

Als die US-Army dankenswerterweise Hitler niederrang, durften schwarze Soldaten noch nicht in die Offiziersclubs. Eine streng rassistische Armee besiegte das rassenwahnsinnige Hitlerdeutschland.

Die Ehe von Obamas Eltern war noch in vielen US-Staaten illegal, weil eine weiße Frau keinen „Neger“ heiraten durfte.

Die Bürgerrechte kamen erst Ende der 1960er. Bis dahin saßen die Schwarzen noch hinten im Bus.
In den Südstaaten dauerte dieses Denken noch lange an.

Und dann gibt es noch den Bundesstaat Mississippi, wo die Sklaverei im Jahr 2013 (!!!!!!!!!!!!!!) beendet wurde.
Dass er einmal Geschichte schreiben würde, hätte sich Dr. Ranjan Batra wohl nicht gedacht, als er sich im November 2012 eine Kinokarte für das Historien-Drama "Lincoln" kaufte. Nachdem er den Film gesehen hatte, recherchierte der indische US-Einwanderer im Internet und machte eine erstaunliche Entdeckung: die Sklaverei im US-Bundesstaat Mississippi war rein rechtlich noch nicht abgeschafft.

148 Jahre nach der Verabschiedung des 13. Zusatzartikels der Verfassung sei Mississippi der letzte amerikanische Bundestaat, der diesen noch nicht ratifiziert hatte, berichtet die Nachrichtenplattform The Atlantic Wire.

[…] In der ersten Ratifizierungsrunde 1865 lehnte die örtliche Gesetzgebung die Befreiung der Sklaven zwar ab, im Jahr 1995 wurde die Unterzeichnung aber nachgeholt. Weil man vergessen habe, den US-Archivar zu verständigen, sei diese jedoch unwissentlich ungültig gewesen.

Dieser Fehler konnte nun durch den aufmerksamen Dr. Batra behoben und Mississippi somit offiziell von der Sklaverei befreit werden.
America, land oft he free.

Sonntag, 17. Februar 2013

Glossar


Wenn es eins gibt, wofür der Vatikan seit tausend Jahren berühmt ist, dann Ränkespiele, Nepotismus und Simonie.
Da ist nur natürlich, denn das Papstamt ist nicht nur ein hohes Regierungsamt wie US-Präsident, Britischer Premier oder Deutscher Bundeskanzler. Diese drei müssen sich alle irgendwie legitimieren, werden kontrolliert und können des Amtes enthoben werden. Ihre Jobgarantien sind fragil und zeitlich beschränkt.
Papst ist da viel besser. Da ist man allmächtig. Höchster Vertreter der Exekutive, Judikative und Legislative, sowie Besitzer aller Güter in einer Person. Natürlich ist man auch Personalchef und bestimmt ganz allein, wer die anderen Jobs bekommt. Umso eigenartiger, wenn ein Papst hinschmeißt.
Zumindest den letzten Punkt hat Ratzi meisterhaft ausgefüllt – als de facto-Papst seit 30 Jahren hat er mindestens 2/3 der Kardinalerhebungen zu verantworten. Durchgehend ultrakonservative Unsympathen.
Es ging daher schnell ihn, den seit langer Zeit wirklich Herrschenden zu Ostern 2005 auch offiziell zum Papst zu machen.
Das alberne Gerede davon, das Amt sei wie ein Fallbeil auf ihn zugerauscht und er habe gebetet nicht Papst zu werden, darf man getrost als eine der verlogenen üblichen Schutzbehauptungen einsortieren.
Selbstverständlich war Ratzinger glücklich, als er Papst wurde und bringt sich jetzt in eine kommode Position. Darauf hatte er systematisch hingearbeitet und gleich bei seinem ersten großen Auftritt beim Weltjugendtag von Köln sah man, wie er sich strahlend feiern ließ. 

Als Vorgänger JP-II starb, brachte sich der Panzerkardinal mit einer „Bewerbungsrede“ in Stellung.  Das haben damals alle so beurteilt, als sich Ratzi mit Macht in das Sedivakanz-Vakuum drängte, obwohl Eduardo Martínez Somalo Camerlengo war.
Er war Dekan der Kurie, also der höchste Kardinal und saß dem ganzen Prä-Konklave-Ablauf vor. Üblicherweise also eine Position, die zur Neutralität verpflichtet.
Davon ist Ratzi stark abgewichen, indem er bei der Beerdigung diese lange und programmatische Rede hielt, die in der Tat allen Kardinälen signalisierte „So würde ICH das machen.“
Daß Ratzi den Papstthron erklomm war von langer Hand geplant. 
Er war der Kardinal, den ALLE kannten, auf den man sich schnell einigen konnte, der keine Überraschung war und der mit Ende 70 auch genau das richtige Alter für ein Übergangspontifikat hatte, um sich nach der ENDLOSEN JP-II-Zeit erst mal neu zu sortieren.

Diesmal gibt es aber diesen EINEN; der vielleicht nicht von allen geliebt wird, aber über den man schnell auf einen gemeinsamen Nenner kommt, NICHT.
Da ist deutlich mehr Spannung drin.

Ein paar Begriffe sollte man für das „Papa Toto“ kennen:

Der Päpstliche Kämmerer, quasi also der Finanzminister des Vatikans, heißt „CAMERLENGO.
Ihm obliegt es in der Zeit der SEDIVAKANZ die Geschäfte zu führen und die Papstwahl zu organisieren.
Auf Deutsch hieße Sedisvakanz etwa: "Der Stuhl ist leer." So wird die Zeit zwischen dem Tod oder Rücktritt eines Papstes und der Wahl eines Nachfolgers bezeichnet. Die rechtlichen Grundlagen für die Sedisvakanz sind zuletzt 1996 festgelegt worden, in der Apostolischen Konstitution "Unversi Dominici Gregis". Darin wird festgesetzt, dass beim Tod oder Rücktritt des Papstes alle leitenden Ämter der Kurie erlöschen; davon ausgenommen sind lediglich der Kämmerer ("Camerlengo"), der Großpoenitentiar, der Generalvikar der Diözese Rom und der Kardinalerzpriester der Vatikanischen Basilika und Generalvikar für die Vatikanstadt. Die Arbeit wird von den Sekretären weitergeführt, wobei der Grundsatz gilt, dass keine Änderungen durchgeführt und keine Gesetze erlassen werden ("sede vacante nihil innovetur"). Die Leitung der Kirche während der Sedisvakanz liegt - unter Leitung des Kämmerers - in der Hand des Kardinalskollegiums, das vor allem die Wahl eines Nachfolgers zu organisieren hat. Mit der Wahl des neuen Papstes endet die Sedisvakanz.
(Radio Vatikan)
Der Umgang des Camerlengos mit dem zuvor verstorbenen Papst ist genau festgelegt, wird diesmal allerdings stark abweichen, da Ratzi sich die Vatikanischen Radieschen noch von oben anguckt.
Die Feststellung des Todes läuft nach einem festgelegten Ritual ab. Dabei betritt der Kardinal-Camerlengo, begleitet von einer mit Hellebarden bewaffneten Wache der Schweizergarde (als Zeichen der auf ihn übergegangenen Autorität) im Beisein des Zeremoniärs, der Prälaten sowie des Sekretärs und Kanzlers der Apostolischen Kammer das Schlafzimmer des Papstes. Der Camerlengo stellt den Tod des Papstes offiziell fest. Danach stellt der Sekretär und Kanzler der Apostolischen Kammer unverzüglich eine amtliche Sterbeurkunde aus (die Todesursache muss nicht genannt, eine Autopsie nicht angeordnet werden). Das früher benutzte elfenbeinerne oder silberne Hämmerchen, mit dem der Camerlengo dem Verstorbenen dreimal auf die Stirn klopfte, sowie die Prozedur, den Verstorbenen auf lateinisch mit seinem Taufnamen zu rufen und ihn zu fragen, ob er schliefe, wird nicht mehr durchgeführt. „Albine, dormisne?“ („Albino, schläfst du?“) wurde der verstorbene Papst Johannes Paul I. (bürgerlicher Name: Albino Luciani) gefragt.

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Todes liegt in der Hand des Camerlengo. Ist der Tod des Papstes offiziell festgestellt, nimmt der Camerlengo dem Verstorbenen den Fischerring ab, das Symbol der päpstlichen Macht. Der Ring wird im Rahmen der ersten Vollversammlung der Kardinäle nach dem Tod des Papstes mit dem Bleisiegel des Pontifikats vor den Augen der Anwesenden zerbrochen, theoretisch in so viele Teile, wie Kardinäle anwesend sind, praktisch ist dies aus naheliegenden Gründen nicht unbedingt möglich.

Der Camerlengo ergreift Besitz von den päpstlichen Palästen und sorgt dafür, dass das Arbeitszimmer und die Privatgemächer des verstorbenen Papstes versiegelt werden.
Die alten Männer in den bunten Kleidchen müssen also diesmal ihre Phantasie bemühen, um sich etwas Neues auszudenken.
Ratzi mit einem silbernen Hämmerchen auf die Birne zu klopfen und dabei zu rufen „Jupp, ratzt du“? erscheint etwas albern. 
Und was soll man in die Sterbeurkunde schreiben?
Zudem gehören zu seinen Pflichten Rituale am Ende eines Pontifikats wie das Zerbrechen des päpstlichen Siegelrings oder das Versiegeln der päpstlichen Gemächer. Doch geschieht das auch, wenn der Pontifex diese lebendig verlässt? Und müssten nicht auch die Räume in Castel Gandolfo versiegelt werden - wohin Benedikt aber vorübergehend umzieht? Offene Fragen.
Fest steht immerhin wer der Camerlengo ist. 
Dieser wird natürlich nur vom Papst ernannt und in seiner unfehlbaren Weisheit erhob Benedikt XVI im April 2007 seinen früheren Stellvertreter als Präfekt der Glaubenskongregation (1995-2002), Kardinal Tarcisio Bertone, zum Camerlengo.
Im KONKLAVE wird Bertone also die entscheidende Rolle spielen.
Im Vatikan wird so der Raum genannt, in dem die Kardinäle den Papst wählen. Konklave ist aber auch die Bezeichnung für den Papst-Wahlvorgang an sich. Seit dem späten 13. Jahrhundert wurden die Räume, in denen sich die Kardinäle versammelten, von außen versiegelt, damit die Wahl ohne Druck und Einfluss von außen frei begangen werden konnte. Johannes Paul II. hat dieses Verfahren reformiert. Bei der nächsten Papstwahl werden die Kardinäle im neuerrichteten Gästehaus Santa Marta hinter der Audienzhalle wohnen. Die Wahl des Papstes wird aber weiterhin in der Sixitinischen Kapelle stattfinden. Um eine Geheimhaltung zu gewährleisten, werden die Räumlichkeiten weiträumig abgeschirmt und technisch überprüft, so dass keine Abhörmöglichkeiten bestehen. Alle Geräte zur Aufnahme, Wiedergabe oder Übermittlung von Ton, Bild, Schrift oder anderen Informationen sind während des Konklaves verboten.

Wahlberechtigt sind heute alle Kardinäle unter 80 Jahren. Deren Höchstzahl hat Papst Paul VI. auf 120 festgesetzt. Die Wahl wird so oft wiederholt, bis ein Kandidat zwei Drittel der Stimmen plus eine erhalten hat. Wählbar ist jeder ledige, männliche Katholik, der die Preisterweihe empfangen könnte.
(Radio Vatikan)
An gewaltigen Machtzuwachs hatte Bertone sich vorher schon gewöhnen können. Bereits am 15. September 2006 wurde er Nachfolger von Angelo Sodano im Amt des Kardinalstaatssekretärs und somit quasi „Regierungschef“ des Vatikans.
Jeder Kurienkardinal bekleidet einen speziellen Posten im Vatikan. Beispielsweise in einer Kongregation oder in einem der Dikasterien
Ein Diktasterium ist eine zentrale Vatikanbehörde und von ihnen ist das Staatssekretariat, dem Bertone vorsteht die Wichtigste.
Neben dem Staatssekretariat sind die 13 päpstlichen Kongregationen, die je von einem Präfekten und zwei Sekretären geleitet werden, die wichtigsten Verwaltungsorgane des Vatikanstaates.
Kongregation für die Glaubenslehre

Päpstliche Bibelkommission

Kongregation für die orientalischen Kirchen

Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung

Komitee Vox Clara

Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse

Kongregation für die Evangelisierung der Völker

Kongregation für den Klerus

Internationaler Rat für die Katechese

Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens

Kongregation für das Katholische Bildungswesen

Päpstliches Werk für geistliche Berufe

Kongregation für die Bischöfe
Die Kongregation für die Glaubenslehre ist die Bedeutendste, wobei kurioserweise deren Chef, Herr Müller, diesmal kein Mitglied des Konklaves sein wird.
Bertone ist damit hinter Ratzi (und vor dem unglücklichen Müller) eindeutig der mächtigste Mann des Vatikans und könnte somit gut Papst werden.
Die nationalen Machtverhältnisse des Konklaves sind durch Ratzis Personalpolitik wieder europäischer und Italienischer geworden. 

Ganz so gut sieht es aber für den Camerlengo selbst doch nicht aus, denn er ist 1934 geboren und damit möglicherweise zu alt und zudem ist er kein Diplomat. 
Die Kardinäle, die direkt mit ihm zu tun hatten – und das sind seit 2006 eigentlich alle – haben ihn mit der Zeit hassen gelernt.
Bertone ist im persönlichen Gespräch etwa so sympathisch wie Fußpilz.
Mehrere Open in Purpur schlossen sich schon zusammen, um Bertone abzusägen. Sie schickten sogar den Kölner Hassprediger explizit in diesem Auftrag zu Ratzi.
Während der Affäre um den Holocaust-Leugner Richard Williamson sei er, Meisner, sogar einmal im Auftrag mehrerer Kardinäle zum Papst gegangen und habe gesagt: „Heiliger Vater, Sie müssen Kardinal Bertone entlassen! Er ist der Verantwortliche - ähnlich wie der zuständige Minister in einer weltlichen Regierung.“

Da habe Benedikt XVI. ihn angesehen und gesagt: „Hör mir gut zu! Bertone bleibt! Basta! Basta! Basta!“ Danach habe er das Thema nie wieder angesprochen.

Die Anekdote sei typisch, so der Kölner Kardinal: „Die Ratzingers sind treu. Das macht ihnen das Leben nicht immer ganz einfach.“

Bertone (78) stand als „Nummer zwei“ der vatikanischen Hierarchie vielfach im Fokus der Kritik. Auch sein Umgang mit der sogenannten Vatileaks-Affäre 2012 oder diplomatische Pannen wie um den Regensburger Vortrag von 2006 hatten wiederholt Spekulationen über seine Ablösung hervorgerufen.
Ob sich Bertone also selbst demnächst mit den PÄPSTLICHEN INSIGNIEN schmücken darf, bezweifele ich.
Die päpstlichen Insignien sind besondere Ausführungen bischöflicher Insignien. Neben dem päpstlichen Thron sind es die heute abgeschaffte Papstkrone oder Tiara, der päpstliche Hirtenstab, Ferula, und der Fischerring, anulus piscatoris. Daneben gehören auch einige liturgische Gewänder zu den Insignien des Papstes.
Der Hirtenstab Ferula ist im Gegensatz zum Stab der Bischöfe oben nicht krumm, sondern mündet in ein Kreuz.
(Radio Vatikan)
Wenn sich die 117-118 Kardinäle in der Sixtina treffen, um den neuen Chef auszubaldovern, wird es sich mit Nichten um ein Treffen Gleicher und Gleichen handeln.
Kardinäle haben eine Hierarchie.
Einige Namen kennt man noch nicht einmal – der Papst kann auch einen geheimen Mann erheben, einen Kardinal in pectore.
Der Chef der Chefs ist der Kardinaldekan, der zusätzlich immer den Titel Kardinalbischof von Ostia trägt.
Ratzi war 2005 nicht nur Präfekt der Glaubenskongregation, sondern auch Kardinal-DEKAN, hatte also alles zu leiten und war durch seine 25 Jahre als Präfekt mit allen bekannt.
(Auf dem Job sitzt jetzt aber Abschaumbischof Müller mit sechs MONATEN Erfahrung und ohne Kardinalshut.)
Ranghöchster Kardinal ist jetzt Sodano, der Bertone-Vorgänger als Kardinalstaatsekretär,  der aber auch nicht wählen darf, weil er über 80 ist!
Angelo Kardinal Sodano, geb 1927, wird das Konklave einberufen, kann aber selbst nicht daran teilnehmen. 
Im Konklave müßte ihn sein Stellvertreter, nämlich SUBDEKAN Roger Kardinal Etchegaray als Kardinaldekan vertreten. Der 90-Jährige Baske Etchegaray ist allerdings sinnigerweise noch älter und so wird für ihn Giovanni Battista Kardinal Re (*1934), die Nummer Drei der Kardinalshierarchie einspringen.
 Re wollte 2005 sehr gerne selbst Papst werden, rechnete sich als Italiener große Chancen aus, wurde aber locker von Ratzi an die Wand gedrückt. 
Inzwischen dürfte er zu alt sein, um als papabil zu gelten.
An der Spitze des Kardinalskollegiums stehen die Chefs der päpstlichen Behörden, die im Vatikan selbst arbeiten. Kardinalstaatssekretär, der Kardinalgroßpönitentiar und die Kardinalpräfekten beispielsweise. 
Sie stellen den Adel der Kardinäle.

Der Kardinaldekan gehört zur Top-Klasse der Kardinäle, den KARDINALBISCHÖFEN.
Die Mittelklassekardinäle heißen KARDINALPRIESTER und darunter kommen noch die KARDINALDIAKONE.

Unter den knapp 200 Kardinälen weltweit, gibt es nur zehn Kardinalbischöfe.
Neben Sodano, Etchegaray, Bertone und Re sind dies:
 Francis Kardinal Arinze (80), José Saraiva Kardinal Martins (81),  Nasrallah Pierre Kardinal Sfeir (92), Emmanuel III. Kardinal Delly (84), Antonios Kardinal Naguib (77) und Béchara Pierre Raï (73). Nur die letzten beiden sind also Papstwahl-berechtigt.
Ziemlich unübersichtlich.

Immerhin kennen wir die Reihenfolge der Abstimmung im Konklave.
Die Ehrenrangfolge unter den Kardinälen, die auch die Reihenfolge der Stimmabgabe im Konklave bestimmt, ist grundsätzlich Kardinalbischöfe - Kardinalpriester - Kardinaldiakone. Innerhalb der Kardinalränge gilt folgende Rangordnung:

    Kardinalbischöfe

        Kardinaldekan

        Kardinalsubdekan

        Kardinalbischöfe mit suburbikarischem Titel (innerhalb dieser Gruppe nach dem Datum der Kreierung)

        Kardinalbischöfe mit eigenem Titel (d. h. die mit Rom unierten orientalischen Patriarchen; innerhalb dieser Gruppe nach dem Datum der Kreierung)

    Kardinalpriester

        Kardinalprotopriester (der dienstälteste Kardinalpriester)

        Kardinalpriester (innerhalb dieser Gruppe nach dem Datum der Kreierung)

    Kardinaldiakone

        Kardinalprotodiakon (der dienstälteste Kardinaldiakon)

        Kardinaldiakone (innerhalb dieser Gruppe nach dem Datum der Kreierung)
(Wiki)
Im 2005er Konklave ging also immer Ratzinger voran. Wie praktisch.
 
Mal sehen, auf wen die greisen Wackelköppe sich einigen können.

Samstag, 16. Februar 2013

Der Unangenehme



Das war eindeutig Fipsis glücklichster Moment seit er Bundesminister wurde: Er hatte Gauck gegen die sich sträubende Merkel durchgesetzt und der schier übermächtigen Kanzlerin einmal gezeigt was eine Harke ist.
Natürlich, der frömmelnde, konservative, manchmal sogar reaktionäre Gauck passt ganz gut ins FDP-Weltbild, aber das war nur ein angenehmer Nebeneffekt. 
Viel wichtiger war dem Vizekanzler, daß Merkel sich gegen Gauck festgelegt hatte und er ihren Willen brechen konnte. Dafür hätte er auch Lothar Matthäus als Bundespräsidenten durchgedrückt.
Ein zweiter für die FDP positiver Nebeneffekt ist Gaucks enorme Beliebtheit im gemeinen Volk. Endlich konnte die gelbe Geldelitenpartei einmal mit der Mehrheit schwimmen.

Gegen Gauck gackern nur ganz wenige.
Denn Gauck ist nicht der Kandidat aller Herzen, wie von Bild bis Grünen-Spitze jetzt viele suggerieren. Im Gegenteil: Dieser Präsident wird das Land stärker spalten, als es die meisten seiner Vorgänger vermocht hätten.  Gauck polarisiert - und das schon lange.
 […] Ob in Sachen Hartz IV, Afghanistankrieg oder Finanzkrise, ob im Streit über Atomkraft oder Stuttgart 21 - Gauck stand stets eher auf der Seite jener Politiker, die ihre "Wahrheiten" gegen andersdenkende Mehrheiten durchzusetzen suchten. Mit ihm zieht ein Mann ins Schloss Bellevue, dessen oberflächlicher Freiheitsbegriff dem der FDP weit nähersteht als dem Denken der beiden Parteien, die ihn schon 2010 auf den Schild gehoben haben. 
Und in der taz-Kolumne geht es richtig hoch her.
 Als Pfarrer mit Reiseprivilegien begann Gauck ziemlich genau zu dem Moment lautstark gegen die DDR zu protestieren, als dies nichts mehr kostete, um sich hernach mit umso größerem denunziatorischen Eifer an die Aufarbeitung der DDR-Geschichte zu machen. Dabei trieb ihn keineswegs ein sympathisches grundlegendes Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen im Allgemeinen und Geheimdiensten im Besonderen, das zuweilen unter amerikanischen Konservativen zu finden ist.
Nein, Gauck ging es bloß um schnöden, gutdeutschen Antikommunismus. So meinte er im Sommer vorigen Jahres zur Beobachtung von Politikern der Linkspartei: "Wenn der Verfassungsschutz bestimmte Personen oder Gruppen innerhalb dieser Partei observiert, wird es dafür Gründe geben. Er ist nicht eine Vereinigung von Leuten, die neben unserem Rechtsstaat existiert und Linke verfolgt." Alles, was Joachim "Behörde" Gauck an Intellektualität, Freiheitsliebe und kritischem Geist zu bieten hat, steckt bereits in diesen zwei Sätzen.
 Freilich hat sich Gauck nicht erst nach seiner gescheiterten ersten Kandidatur ideologisch zwischen Martin Walser, Erika Steinbach und Stefan Effenberg verortet. Ein reaktionärer Stinkstiefel war er schon vorher.
So mag der künftige Bundespräsident keine Stadtviertel mit "allzu vielen Zugewanderten und allzu wenigen Altdeutschen", will das "normale Gefühl" des Stolzes aufs deutsche Vaterland "nicht den Bekloppten" überlassen, missbilligt es, "wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird", besteht darauf, dass der Kommunismus "mit ausdrücklichem Bezug auf die DDR als ebenso totalitär eingestuft werden muss wie der Nationalsozialismus", trägt es den SED-Kommunisten nach, das "Unrecht" der Vertreibung "zementiert" zu haben, indem "sie die Oder-Neiße-Grenze als neue deutsch-polnische Staatsgrenze anerkannten", und fragt – nicht ohne die Antwort zu kennen –, "ob Solidarität und Fürsorglichkeit nicht auch dazu beitragen, uns erschlaffen zu lassen".
(Deniz Yücel 20.02.12)
Nun ist Gauck ein Jahr im Amt.
Gesagt hat er eigentlich noch nichts.
 Zum Rechtsradikalismus, zur Finanzkrise, zu den Missbrauchsskandalen, zum kirchlichen Auspresserarbeitsrecht, zu der immer noch nicht erfolgten Entschädigungszahlungen für gequälte Heimkinder, zu Kriegen in Syrien und Libyen, zur Aufrüstung mit Drohnen, zu deutschen Waffenexporten in alle Welt, zur Ablehnung von Mindestlöhnen, zur Altersarmut, zur Weigerung katholischer Krankenhäuser Vergewaltigungsopfern zu helfen, zur Homo-Adoption, zur skandalösen NPD-Verstrickung der Geheimdienste, zur Aktenvernichtung in den Verfassungsschutzämtern, zum Steuersplitting gleichgeschlechtlicher Paare, zu den  katastrophalen Zuständen in Pflegeheimen, zum Export von Dementen nach Osteuropa, zur sozialen Schieflage, zu Lebensmittelskandalen, zur Kultur, zur mutwilligen Verelendung und Asylbewerbern – diese Liste ließe sich fortsetzen – zu alledem hat Gauck nichts gesagt. Der, der sich so gerne reden hört, redet nicht.

In Erinnerung geblieben ist mir lediglich, daß Gauck die Genitalverstümmelung kleiner wehrloser Jungs unterstützt und damit Todesfälle billigend in Kauf nimmt und natürlich, daß er Ratzinger, den Hauptvertuscher von kirchlichen Missbrauchsfällen, ganz toll findet.


Etwas anderes nimmt ihn völlig in Beschlag.
Das Gauck-Sein an sich!
Gott ist ja auch Gott und niemand würde erwarten, daß ER noch nebenbei Knöpfe annäht oder Differentialgleichungen löst.  Ernüchterung ergreift die FDP, nachdem sie nun bemerkt, daß Gauck gar keine FDP-Werbung betreibt.
Der Präsident suche weder den Austausch mit der Partei, noch binde er systematisch das Parlament ein, heißt es. Gauck sehe vor allem Gauck. Ein Liberaler, der in unterschiedlicher Funktion mehrfach in Schloss Bellevue zu Gast war, berichtet, dass Gauck ihm versichert habe, wie schön es gewesen sei, sich endlich mal persönlich kennengelernt zu haben. Bei jeder der vier Begegnungen. Seitdem fragt sich der Liberale, ob Gauck so sehr mit seinem Gaucksein beschäftigt ist, dass er andere kaum wahrnimmt. Jedenfalls keine Liberalen.

Auch inhaltlich haben sich die Freidemokraten mehr von einem Präsidenten versprochen, der habituell als Konservativer daherkommt und wie ein Liberaler klingt. Eine Grundsatzrede zu Europa etwa. Die Liberalen monieren, dass Gauck seine Beliebtheit, sein Ansehen nicht dafür einsetze, für die in die Krise geratene Idee von Europa zu werben.
Für so etwas Läppisches, wie die Angehörigen des von der NSU ermordeten Dutzend kann Gauck natürlich auch nicht mal eben so sein intensives Gaucksein unterbrechen.
Diese NSU-Opfer sind ja ohnehin keine echten phänotypischen Deutschen und dieses Multikulti ist bei Konservativen von Flensburg bis Garmisch nicht sehr beliebt.

Jakob Augstein hat dazu anlässlich des Grünen Durchmarsches in Stuttgart (und BW) ein paar treffende Sätze formuliert.
Die Grünen sind für die Moderne zuständig, die CDU für das Ressentiment. Darum siegt die Öko-Partei in Stuttgart. Und die Union führt Wahlkampf auf dem Rücken von Asylbewerbern.
Die Nächte sind jetzt kalt. Aber die Berliner Polizei ist noch kälter: Sie hat den Asylbewerbern, die seit Tagen vor dem Brandenburger Tor ausharren, die Decken weggenommen. Nach Polizeiangaben verstoße der "Einsatz von Übernachtungs-Utensilien" gegen geltendes Recht. So geht eine CDU-geführte Behörde gegen die Ärmsten der Armen vor. Das passt. Gleichzeitig hat Merkels Innenminister Friedrich den Kampf gegen angeblichen Asylmissbrauch entdeckt. Er will Sinti und Roma daran hindern, nach Deutschland zu flüchten. Trotz allen Geredes von der modernisierten Union: CDU und CSU sind immer noch die Parteien des Ressentiments.
[…] Die Grüne Claudia Roth musste nicht übertreiben, als sie am Wochenende sagte: "Zur Union fällt mir Mappus ein, fallen mir Plagiate ein, fällt mir die Art und Weise ein, wie sie mit Griechenland in der Euro-Krise umgehen. Das ist alles andere als bürgerlich und anständig." Das ist das Problem der Union: Vom Plagiator Guttenberg über den Schnäppchenjäger Wulff bis zum Innenminister Friedrich, der seinen Wahlkampf auf dem Rücken von Sinti und Roma führen will, hat die Union vergessen, was sich gehört.

Seine Eitelkeit, Bundespräsident Gauck geht mit ganz schlechtem Beispiel voran.

Die Hinterbliebenen des NSU-Terrors will Merkels Mann in Schloß Bellevue nicht sehen.
Gauck lehnt Treffen mit Hinterbliebenen ab.
Die Türkische Gemeinde hatte zum Jahrestag der NSU-Morde einen besonderen Wunsch: ein Treffen mit Bundespräsident Gauck. Doch in einem Brief aus Bellevue heißt es, man wolle von einem solchen Treffen "absehen". Die Hinterbliebenen sind verwundert und enttäuscht.
[…] Die Ombudsfrau für die Hinterbliebenen der Opfer des Neonazi-Terrors, Barbara John, zeigte sich verwundert über Gaucks Absage. "Ich finde es schade, dass ein solches Treffen mit Bundespräsident Gauck nicht zustande kommt. Mich sprechen immer wieder Hinterbliebene der Opfer an und berichten mir, wie wichtig ihnen das Treffen bei Bundespräsident Christian Wulff war", so John gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio. Ex-Bundespräsident Wulff hatte die Opferfamilien im November 2011 zu sich ins Schloss Bellevue geladen und sich für einen offiziellen Festakt für die Opfer der NSU-Mordserie stark gemacht.
Auch diesen Staatsakt hatte Gauck damals abgelehnt. "Von dem Vorschlag, für die Opfer der gerade bekannt gewordenen Mordserie von Neonazis einen Staatsakt zu veranstalten, halte ich nichts", sagte er damals in einem Zeitungsinterview. Ein Trauergottesdienst oder ein staatlicher Trauerakt schienen ihm nicht "die richtige Form zu sein, um Toter zu gedenken, deren Ermordung schon so lange zurückliegt".
Auch die Türkische Gemeinde in Deutschland kritisierte Gaucks Absage. "Ich hätte mir gewünscht, dass der Bundespräsident ein Zeichen gesetzt hätte", so der Vorsitzende Kenan Kolat gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio: "Viele Hinterbliebene der NSU-Opfer sind enttäuscht über die Aktenvernichtungen der Geheimdienste, die der NSU-Untersuchungsausschuss ans Licht gebracht hat. Der Gesprächsbedarf wäre also groß gewesen. Es wäre deshalb schön gewesen, wenn der Bundespräsident Interesse gezeigt hätte."
Aber Gauck brauchte nun einmal Zeit für sich. 
Und siehe da – nach drei Monaten den Intensiven Beschäftigung mit dem Gaucksein, hat der Bundespräsident sich doch dazu herab gelassen die Terror-Hinterbliebenen einzuladen. 
Zu großzügig. 
Man hatte ihnen ja auch gerade mal 12 Jahre auf den Nerven rumgetrampelt und es dabei belassen, daß diese Türken schon irgendwie selbst schuld sein müßten, wenn sie sich ermorden lassen. 
"Milieu-typisch" vermutlich.
Und nun erdreistet sich die Schwester des Hamburger NSU-Opfers Süleymann Tasköprü an seine Gauckigkeit zu schreiben, daß sie nicht kommen wolle!
So was von undankbar!
Aysen Tasköprü kann nicht mehr: "Im Sommer 2001 töteten die Neonazis meinen Bruder", schreibt die Hamburgerin in einem Brief, der tagesschau.de vorliegt, an Bundespräsident Joachim Gauck. Im Spätsommer 2011 - also zehn Jahre später - habe die Kriminalpolizei bei ihr geklingelt. "Sie brachten mir die persönlichen Gegenstände meines Bruders. Ich fragte die Beamtin, warum jetzt die Sachen kämen; ob es etwas Neues gibt. Sie sagte nur, man habe nur vergessen mir die Sachen zurückzugeben."

Aysen Tasköprü habe stundenlang vor den Sachen ihres toten Bruders gesessen: "Ich habe tagelang gebraucht, um mich zu überwinden meinen Eltern davon zu erzählen", berichtet sie.

[…] Aysen Tasköprü weist die Einladung zurück - kritisiert Gauck, weil er nicht die Rechtsanwälte der Betroffenen, die im NSU-Prozess als Nebenkläger auftreten, als Begleitung und Unterstützung dabei haben wolle. "Sie möchten nur ihre Empathie ausdrücken, aber keine Anwälte auf diesem Treffen sehen", schreibt Aysen Tasköprü an Gauck. Doch sie fühle sich dem allein nicht gewachsen. Das Bundespräsidialamt hatte die Anwesenheit von Rechtsanwälten als Vertrauenspersonen abgelehnt, da es in dem Treffen nicht um rechtliche Fragen gehen solle.

[…] An dem Tag, als die NSU-Terrorserie bekannt wurde, sei auch ihre Großmutter gestorben. "Ich habe in dieser Nacht nicht geschlafen, ich musste mich ständig übergeben. […] Dann sei der Abend gekommen, an dem im Fernsehen das Bekennervideo des NSU gezeigt wurde. "Ich habe angefangen zu schreien und konnte nicht wieder aufhören. Da lag mein Bruder in seinem eigenen Blut auf den rotweißen Fliesen, die ich so gut kannte." An diesem Tag sei ihr Bruder "ein zweites Mal gestorben und etwas in mir ist zerbrochen".

[…] Noch im März 2011 habe sie darüber lachen können, als eine Sachbearbeiterin auf einem Hamburger Amt zu ihrem Sohn sagte, er sei kein Deutscher. "Der Kleine war ganz erstaunt", so Tasköprü, und habe der Beamtin sehr ernsthaft erklärt, dass er sehr wohl Deutscher sei. Mittlerweile könne sie darüber nicht mehr lachen.

"Was ist das für eine Heimat, in der du erschossen wirst, weil deine Wurzeln woanders waren?", fragt sie Gauck. Die Familie lebe in Angst: "Wir haben eine Telefonkette und wenn sich jemand nicht meldet, sind wir alarmiert." […] Es helfe ihr wohl kaum, wenn Gauck nun betroffen sei, schreibt die 38-Jährige. Stattdessen fordert sie Antworten, doch das Misstrauen ist groß: "Wer sind die Leute hinter dem NSU? Was hatte der deutsche Staat damit zu tun? Wer hat die Akten vernichtet und warum?" Gauck solle als erster Mann im Staat lieber helfen, Antworten zu finden, fordert Tasköprü.

[…] Das Misstrauen der Angehörigen kommt nicht von ungefähr: Wie verbissen auch die Ermittler in Hamburg in der Mordserie über Jahre von einem Verbrechen im "Milieu" ausgegangen waren, zeigen Recherchen von tagesschau.de. So geht aus Ermittlungsakten hervor, dass die Polizei die Theorie aufstellte, Süleymann Tasköprü sei "aus Wut" über angebliche Schulden in Höhe von weniger als 2000 Euro von zwei professionellen Auftragskillern erschossen worden.

Um diese Theorie zu belegen, wollten die Ermittler einen angeblichen Verdächtigen in den Niederlanden, der von einem zwielichtigen Informanten belastet worden war, noch im Jahr 2007 überwachen lassen. Die Ermittler wollten gleichzeitig noch einmal "Personen aus dem Umfeld" von Süleymann Tasköprü vernehmen und hofften, dass diese danach Kontakt zu dem Verdächtigen in den Niederlanden aufnehmen würden. Ein Vorgehen, das ohne Ergebnis blieb.
Immerhin hat Gauck großes Glück. 
Glück, daß Aysen Tasköprü so eine höfliche und beherrschte Person ist.

Wäre ich an Ihrer Stelle, hätte sich Gauck deutlich schärfere Kritik anhören müssen!