Montag, 10. Dezember 2012

Tutu is pissed.




 Wenn man sich die Liste der Friedensnobelpreisträger der letzten Dekade ansieht, stellt man fest, daß es diese klassischen Geehrten wie Gandhi, der den Preis wirklich verdiente, kaum noch gibt.
Interessanterweise hat Gandhi den Preis gar nicht bekommen, auch wenn das a posteriori alle glauben. Aber zu seinen Lebzeiten traute sich Oslo nicht die Briten so zu ärgern. Friedensnobelpreise gehen nämlich überproportional oft nach England und nach Amerika. Die beiden Friedensengel unter den Nationen.
 Ebenso bevorzugt das Norwegische Komitee eindeutig Männer (85 Friedensnobelpreise) gegenüber Organisationen (24) oder gar Frauen (15).

Es gab natürlich einigermaßen unumstrittene Entscheidungen, die man heute noch gut findet. 
Carl von Ossietzky (1935), Linus Carl Pauling (1962 Frieden + 1954 Nobelpreis für Chemie), George C. Marshall (1953), das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bereits dreimal (1917, 1944 sowie 1963), Willy Brandt (1971), Eisaku Satō (1974), Andrei Dmitrijewitsch Sacharow (1975), Amnesty International (1977), International Physicians for the Prevention of Nuclear War (1985), Michail Sergejewitsch Gorbatschow (1990), Nelson Mandela (1993), Ärzte ohne Grenzen (1999) zum Beispiel.

Das Nobelpreis-Komitee geht manchmal Risiken ein und will offensichtlich Friedensprozesse aktiv fördern, indem es aktive Politiker oder Aktivisten ehrt, deren Bilanz noch keineswegs klar ist.

Das kann allerdings auch in die Hose gehen.
 Blamiert hat sich Oslo unter anderem mit den Entscheidungen Kissinger (1973), Mutter Teresa (1979), Desmond Tutu (1984), Arafat, (Rabin) und Peres (1994), Carter (2002), Gore (2007) und Obama (2009).

Leute, die Kriege führen, gezielte Tötungen anordnen mögen dafür UNTER UMSTÄNDEN gute Gründe haben, aber insbesondere US-Präsidenten, die hundertfach die Todesstrafe durchführen lassen, ohne Veto einzulegen und die mit Abstand größte Waffenexportnation führen, sind keine geeigneten Kandidaten für Friedensnobelpreise.
Vor drei Jahren erklärte der Friedensnobelpreisträger, warum Kriege nun mal sein müssten, und ließ anschließend völkerrechtswidrig Bin Laden ermorden.
 Lustig ist es, wenn ein Zickenkrieg ausbricht und frühere Friedensnobelpreisträger einen Medienschlag gegen aktuellere Geehrte anzetteln.
Dies geschieht seit einigen Wochen wegen des heute an „die EU“ verliehenen Nobelpreises.
Der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu und zwei weitere Friedensnobelpreisträger haben das norwegische Nobel-Komitee aufgefordert, der Europäischen Union kein Preisgeld auszuzahlen. Tutu, der 1984 ausgezeichnet worden war, die Nordirin Mairead Maguire (1976) und der argentinische Menschenrechtler Adolfo Pérez Esquivel (1980) schrieben dem Komitee, dass die EU „eindeutig kein Vorkämpfer für den Frieden“ sei. Damit widerspreche die Verleihung des Preises dem Willen des Stifters Alfred Nobel. „Die EU strebt nicht nach der Verwirklichung von Nobels globaler Friedensordnung ohne Militär. Die EU und ihre Mitgliedsländer gründen kollektive Sicherheit weit mehr auf militärischen Zwang und die Durchführung von Kriegen als auf die Notwendigkeit eines alternativen Herangehens“, heißt es in dem Brief.
(FAZ 30.11.12)
 Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob der greise Bischof die Unterschiede zwischen EU, Europa und NATO kennt, aber es bleibt eine Tatsache, daß unter den EU-Staaten einige der größten Waffenexporteure sitzen. 
Nationen, die Kriege führen, Diktatoren unterstützen, Klimaschutz blockieren und durch ihre Landwirtschaftspolitik (Subventionen, Patent-Saatgüter, genetisch einheitlicher Hühner, Fleischkonsum,..) weite Teile Afrikas in den Hunger treiben.
 
Nett ist das nicht gerade.

 Und friedlich schon gar nicht. 

Es ist auch nicht bekannt, daß sich die EU bei den gegenwärtigen Hauptbrennpunkten der Welt (Israel-Palästina, Somalia, Sudan, Afghanistan, ..) mit Ruhm bekleckert. 
Friedensnobelpreis für Waffenexporteure
„Es ist ein Hohn, dass die EU heute den Friedensnobelpreis erhält und das Preisgeld für Kinder in Kriegs- und Krisengebieten stiften möchte - und gleichzeitig ungehemmt Waffen in genau diese Kriegs- und Krisengebiete exportiert. Der heute vorgestellte Bericht der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) bestätigt, dass Waffenexporte nicht zu Frieden und Stabilität beitragen. Der Bericht macht deutlich, dass es in Deutschland keine strengen Kriterien und Kontrollen für Waffenexporte gibt. Jahr um Jahr erhöhen sich die deutschen Rüstungsexporte. Dabei werden mehr Waffen in Kriegs- und Krisengebiete exportiert als je zuvor. Und ganz oben in der Käuferliste stehen auch Länder, in denen die schwersten Menschenrechtsverletzungen begangen werden.“
(Jan van Aken, Pressemitteilung der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, 10.12.2012)
 Dennoch, man kann diesen Preis irgendwie rechtfertigen.
 „Der Friedensnobelpreis schießt mit Schrot“, für die Metapher gibt es 2013 den Literaturpreis. Ratspräsident Van Rompuy repräsentiert den Egoismus der nationalen Regierungen, Kommissionschef Barroso die Willkür nicht demokratisch legitimierter Kommissare und Parlamentspräsident Schulz einen entmündigten Souverän. Deshalb holen die Jungs den Pott auch zu dritt ab und rangeln um die Auftrittschoreografie. Also neoliberal oder sozial oder demokratisch oder Bürokratur: Egal ! Hauptsache, „Verbrüderung der Völker“ und „Verminderung der Heere“, wie Alfred Nobel es gefordert hatte. Und das – stimmt. Mal abgesehen davon, dass Norwegens Parlament lieber eine Kommission wählt, die der EU einen Preis gibt, als ihr beizutreten.
(Friedrich Küppersbusch 09.12.12)
 Es hilft der Blick zurück.
 Europa ist nämlich weniger ein Kontinent der Kultur und des Abendlandes, als ein Konglomerat von hochaggressiven Egoistennationen, die über 2000 Jahre danach trachteten den Rest der Welt auszubeuten, kulturell zu negieren und zu unterjochen.
Die religiösen Konfessionskriege wie der berühmte 30-Jährige Krieg haben den halben Kontinent entvölkert. 
Noch heute schlagen sich in Irland Protestanten und Katholiken mit Verve gegenseitig die Köpfe ein.
Europa ist eigentlich eine Pest. 
Zwei Weltkriege wurden aus der Mitte Europas angezettelt und auch bei Genoziden macht uns keiner was vor.
Friedlich sind Nationen wie zum Beispiel Bhutan. Bhutan hätte den Friedensnobelpreis verdient. Dafür, daß es nie Kriege angezettelt hat, die Wirtschaft der Erhaltung der Natur unterordnet und trotz bitterer Armut ein für alle Menschen kostenloses Gesundheitswesen eingerichtet hat.

Aber gerade weil Europa so scheiße ist und diese unfassbare brutale Vergangenheit hat, ist es natürlich schon beeindruckend was für einen Modus Vivendi wir inzwischen generiert haben.
Seit die EWG, bzw EG, bzw EU existiert schlägt man sich in Nord- und Westeuropa nicht mehr die Köpfe ein.
Nationen, die über Jahrhunderte Todfeinde, bzw „Erbfeinde“ waren, haben diese Denkkategorie eingemottet.

Der Normalzustand war es immer, daß nur ein einzelner irrer Fürst genügte, um beispielsweise Franzosen gegen Deutsche oder umgekehrt in die Schlacht zu schicken.
Noch 1914 herrschte europaweit große Begeisterung, daß es wieder losging mit dem kontinentalen Massenmord. 
Überall jubelte man auf der Straße, die Menschen aller Nationen drängelten sich darum beim großen Morden und Abschlachten dabei zu sein.
Ich behaupte, daß dies heute nicht mehr geht.
Gesetzt den Fall, daß sich Merkel und Hollande so fürchterlich verkrachen, daß sie beide ihre Armeen gegen den anderen in Gang setzen wollen, so würde ihnen das nicht viel nutzen.
Die Soldaten würden ihnen einen Vogel zeigen.
Man sollte nie „nie“ sagen, aber Krieg untereinander halte ich für nahezu ausgeschlossen für die EU-Nationen.
Das ist doch was.

Daher doch ein „Ja“ von mir zum EU-Friedensnobelpreis.
Der Chef des norwegischen Nobelkomitees Thorbjørn Jagland dankte den zahlreichen Politikern in seiner Rede für ihr Kommen: So könne gemeinsam gefeiert werden, dass Europa von einem "Kontinent des Kriegs zu einem Kontinent des Friedens geworden ist". Für diese Errungenschaft müsse man Tag für Tag kämpfen, so Jagland. Jagland erinnerte an den Fall der Berliner Mauer, die Auflösung des Ostblocks, die Kriege auf dem Balkan. Die EU sei stets treibende Kraft bei dem Prozess der Aussöhnung gewesen und habe geholfen, "die Bruderschaft und den Frieden zwischen den Nationen" zu fördern, so der Norweger. Der Friedensnobelpreis für die EU sei deshalb "nicht nur gerechtfertigt, sondern auch notwendig. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich dazu", sagte Jagland in Richtung der europäischen Vertreter. Jagland appellierte an die europäischen Länder, in der Finanzkrise "Seite an Seite" zu stehen.
 Aber übertreiben wollen wir nun auch nicht, Thorbjørn Jagland!
Gemeinsam die Finanzkrise bewältigen?
Wünschenswert wäre es, aber das ist blauäugig.
 Dafür dominieren viel zu sehr die nationalen Egoismen. Geld für andere gibt man eben nicht so gerne in Europa.
Fragen sie mal in Bhutan nach; da würden sie auf offenere Ohren stoßen.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Peeeeeeeeeeeeeeeer!



 
Wenn ich eins nicht mehr hören kann, dann sind das die ewigen Unkenrufe darüber, daß alle Parteien ohnehin gleich sind und sich Politiker nicht mehr unterscheiden.
Das ist Bullshit.
CDU und SPD sind programmatisch und habituell Antipoden.

Die Union ist ein klassischer Kanzlerwahlverein, der zufrieden ist, wenn die Schwarzen an der Macht sind. CDU-Größen sind daher stets bemüht ihren Anhängern zu vermitteln, daß alles gut sei, wie es ist. Es soll sich nichts ändern, es wird schon nicht so schlimm kommen. Typische CDU-Kanzlerparolen sind „die Karawane zieht weiter“, „Keine Experimente!“, „Kurs halten“ oder „alternativlos.“

Bei Sozialdemokraten ist es genau umgekehrt. 
Schließlich wird man Sozialist, weil man etwas ändern möchte.
Sozis sind nie mit dem Ist-Zustand zufrieden; sie sind immer auf dem Sprung den Status Quo zu verändern. Für ihre Chefs ist es daher viel schwieriger im Amt zu sein. Ihre Sozen-Parteifreunde sind nämlich ungeduldig und kritisch. Sie fragen ständig nach, kritisieren ihre Bosse und erwarten schnellere Fortschritte.

Eine CDU-Chefin kann sich den Luxus leisten alle zwei Jahre vor ihren Parteitag zu treten und dort eine Stunde lang NICHTS zu sagen
Mit grauen Allgemeinplätzchen, Eigenlob und Apellen an Gefühliges wie Nation und Religion, kann sie ihr Delegiertenvolk einschläfern und sich 98% Zustimmung abholen. Ihr Fußvolk würde alles und jeden absegnen, der, die, das den Machterhalt sichert.
 „Die Kanzlerschaft von Frau Merkel ist der einzige verbliebene Markenkern der CDU geworden.“ (Steinbrück)
  Bei der SPD läuft das ganz anders. Parteivorsitzende müssen nicht unbedingt wiedergewählt werden. Scharping erlebte das im Jahr 1995, als er sich mit einer durchschnittlichen Rede um die Wiederwahl als Bundesvorsitzender bewarb und sich flugs abgesägt sah, als Kollege Lafontaine die Delegierten mit einer programmatischen Rede umstimmte.

Wenn einer sich vor so einen Parteitag stellt und ein gutes Ergebnis als Vorsitzender oder Kanzlerkandidat haben möchte, muß er eine inhaltlich stringente und substantielle Rede halten. 
Er darf sich eben nicht im Ungefähren verlieren, kann nicht mit Luftblasen beruhigen.

So eine Rede hielt der jetzige Vorsitzende Gabriel 2009 in Dresden, als die Partei am Boden lag.

So eine Rede hielt heute der mit 93,5 % zum Spitzenkandidaten erkorene Peer Steinbrück, der sich den albernen Schablonen, die ihm die Springerpresse aufzwingen will, entzog und eine inhaltliche dichte, mit Programmatik gespickte und kurzweilige Zweistundenrede hielt.
 Er benennt klar Alternativen und macht jedermann deutlich, wie er konkret die fatale Lobbyistenbeglückungspolitik, das gefährliche Dahinwurschteln der Kanzlerin subsituieren will.

So soll das sein und so einen will ich als Kanzler. 
Rund 100 Minuten redet Steinbrück. Er reißt die Delegierten nicht mit. Aber sie sind angetan von ihm, was auch daran liegt, dass er immer wieder auf rote Kernthemen zu sprechen kommt. Steinbrück entwirft detailliert seine Vorstellungen einer gerechten Gesellschaft. Er spricht über die Renaissance der sozialen Marktwirtschaft, über Steuererhöhungen, die Stärkung der Kommunen, den Mindestlohn und bezahlbaren Wohnraum.

"Deutschland braucht wieder mehr Wir und weniger Ich", ruft Steinbrück. Seine Leute danken es ihm mit zehn Minuten Applaus. Steinbrück ist in die Familie aufgenommen, wer hätte das gedacht.
 Steinbrück ist links und gibt den Kurs vor: Rot-Grün und nichts anderes.
Steinbrück redet und redet, die Delegierten klatschen und klatschen. Nach fast jedem Satz, jedem Gedanken. Selbst wenn sie noch so besoffen wären von seiner Kandidatur: Wäre es keine gute Rede, gäbe es auch weniger Beifall. Hier hat Steinbrück seine Kritiker überzeugt. Jene die glauben, er könne nur über Finanzmarktkrisen sprechen. Das hat er so gut wie gar nicht getan, sich ausufernde Monologe zu Bankentrennung und Finanzinstrumenten gespart. "Das kennt ihr alles schon von mir".

Stattdessen war dies das gesellschaftspolitische Manifest eines Mannes, der das Land regieren will, der Kanzler werden will. Ein Mann, der auch gegen eine Frau in den Ring steigt und in der Lage ist gnadenlos zuzuschlagen.
Als Hausaufgabe bitte ich darum, daß jeder die Rede anhören, oder lesen möge.





Samstag, 8. Dezember 2012

Der Vizegott im Stress.




 Die Nonnen des Vatikans, die sich um die Klamotten des obersten Brückenbauers kümmern hatten ein gutes Jahr 2005.
27 Jahre lang hatten sie gedarbt, weil Woytila schon als gesunder Mann kein rechtes Interesse für Gold und Brokat aufbringen konnte. Krank und schwach wurde es noch schlimmer mit ihm, da er gar keine schweren Roben mehr tragen konnte und nur noch dünne schlichte Stoffe für die Fertigung seiner Messgewänder in Frage kamen.
Sie müssen sich gefühlt haben wie ein Inhaber einer Pralinenmanufaktur mit Schokoladenallergie.

Aber endlich hatte Gott ein Einsehen und ließ den Heiligen Geist Protz-Ratzi als nächsten Papst auswählen.
Er griff sofort wieder ganz tief in die antike Kleiderkammer. Mehr Gold und Glitzer war lange nicht.



  Dem obersten Chef der „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in den Himmel kommt“-Ideologie kann es gar nicht prunkvoll genug sein. 
Ob Kleider aus Gold, Hermelin-Camauro, speziell für ihn designte Luxusparfums oder Edelsteinmitren - der Pracht-Papst kann gar nicht genug davon bekommen.
Endlich können die Nonnen aus der päpstlichen Kleiderkammer wieder aus dem Vollen schöpfen und in Luxus schwelgen.

Ein gutes Jahr war 2005 auch für Ratzis WG-Kumpel Gänsi, der mit aufstieg und inzwischen mindestens als zweitmächtigster Mann der katholischen Welt gilt. 

Jetzt hat der päpstliche Privatsekretär Georg Gänswein eine noch bedeutendere Aufgabe erhalten: Benedikt XVI. ernannte ihn zum Präfekt des Päpstlichen Hauses und erhob den Deutschen in den Rang eines Erzbischofs.
Als Nachfolger des zum Kardinal erhobenen US-Amerikaners James Michael Harvey (63) ist der promovierte Kirchenjurist aus dem Südschwarzwald künftig auch für den offiziellen Terminkalender des Papstes zuständig, für dessen Audienzplan und für die Betreuung von Staatsbesuchen.
Damit werden die Kompetenzen des Freiburger Geistlichen deutlich erweitert. Während der Privatsekretär abgeschirmt in der päpstlichen Wohnung dem Kirchenoberhaupt zuarbeitet und die Regie über dessen privates Sekretariat führt, agiert er als Präfekt künftig auch in der Öffentlichkeit. Er empfängt Staatsgäste bei ihrer Ankunft im Vatikan, bereitet die Audienzen von Präsidenten und Staatsoberhäuptern beim Papst vor und entscheidet damit auch, wer wann und wie lange Zugang zum Papst erhält.
Gleichzeitig behält Gänswein offenkundig auch seine bisherige Tätigkeit als Privatsekretär des Papstes bei. Er arbeitet und lebt damit weiterhin in der engsten Umgebung des Papstes - aber mit höheren Weihen, mit mehr Eigenständigkeit und breiteren Gestaltungsmöglichkeiten.
(Domradio 08.12.12)

 Erzbischof, nicht schlecht! 
Damit steht er über normalen Bischöfen (Wort-Herkunft aus der griechischen Vorsilbe arché - der Anfang, der Führende) und gesellt sich ehrenhalber zu den Führern der gerade mal sieben Erzdiözesen in Deutschland. 
Gänsi darf nun das prachtvolle Pallium (ein besonders edles Schulterband über dem bischöflichen Gewand) tragen und wird mit „Eure Exzellenz“ angeredet.

Ein Grund zu Freude ist das Ratzinger-Pontifikat natürlich auch für die Prachtverliebten Piusbrüder oder die Hersteller luxuriöser Liturgiegewänder, wie Paramentum.

Laudetur Jesus Christus !
Hochwürdiger Klerus, verehrte Kunden,
wir heißen Sie auf unserer Internetseite willkommen und freuen uns über Ihr Interesse an unseren Produkten. Unser Unternehmen hat sich auf die Herstellung und den Vertrieb von traditionellen Paramenten und Kirchenbedarf spezialisiert.
In unserem Sortiment finden Sie gebrauchte, renovierte und neue, im traditionellen Stil hergestellte Paramente, Altarleinen, Stoffe, Spitzen, Bordüren, Ministrantenkleidung und Kirchenbedarf.
Unser Bestreben ist es auch alte Paramente wieder dem liturgischen Gebrauch zuzuführen und damit die Handwerkskunst vergangener Generationen zu würdigen und in Ehren zu halten. Die Erzeugnisse entsprechen ganz den liturgischen Vorschriften. Wir fertigen für Sie liturgische Kleidung aus hochwertigen Stoffen nach Ihren Wünschen und übernehmen die Restauration von Paramenten, Fahnen, Kirchengeräten aus Metall und Holz, Skulpturen und Stuckbilderrahmen.

 Hosianna!

Nicht ganz so super läuft es für Ratzi, wenn er sich ausnahmsweise mal der Gegenwart statt des Mittelalters zuwendet.

Irgendwie läuft es nicht so recht mit den modernen Medien. 

Auf dem neuen chinesischen Youtube-Kanal des Vatikan sind derzeit 73 Videos - vor allem von Audienzen und Ansprachen des Papstes - mit einem Kommentar in Mandarin verfügbar. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, der Videokanal richte sich vor allem an katholische Chinesen im Ausland, da Youtube in China nicht verfügbar sei. Die Resonanz ist zurückhaltend: Seit der Eröffnung im Oktober haben sich laut asiatischem Pressedienst Ucanews neun Abonnenten eingetragen.
(SZ 07.12.12)

 Nun ja, für eine  Kirche mit 1,2 Milliarden Mitgliedern ist eine Abonnentenzahl von NEUN USERN …äh, ja, ein Anfang.

Ähnlich durchschlagend ist auch der Erfolg des päpstlichen Twitter-Beginns.
Nicht ganz 15.000 der insgesamt 24,5 Millionen deutschen Katholiken folgen dem Papst. 

Den größten Zulauf gibt es allerdings von Witzbolden, "Star Wars"-Fans und anderen Häretikern. […] Im Vergleich: Lady Gaga hat gerade die 30-Millionen-Follower-Grenze geknackt. Dieses Zahlenspiel ist aber das geringste Problem der katholischen Kirche auf ihrem Ausflug ins digitale Zeitalter. Schwerer wiegt die Naivität, mit der der Papst sich gerade dem Netz-Geläster preisgibt.
Denn die und eine gewaltige Portion Weltfremdheit waren es wohl, die den Vatikan zu #askpontifex inspiriert haben. […] #askpontifex ist komplett außer Kontrolle geraten. Mit größter Spiellust haben sich Witzbolde aller Art auf #askpontifex gestürzt und übertreffen sich in Papst-Witzen und -Beleidigungen. [...]
"Hey Ratze, was geht ab?", fragt etwa Sebastes Marinus. Gen JC Christian will wissen, warum Männer Brustwarzen haben. Und Mediadaily bittet, diese Aussage zu bestätigen: Merkel sagt, Gott habe die FDP nur erschaffen, um uns zu prüfen. James Hunt fragt, ob Gott einen Felsen herbeizaubern könne, er so groß sei, dass er ihn selbst nicht heben könne. Worldpotato will wissen, welches Smartphoe und welche App der Papst eigentlich benutzt. Und Brian Botti stellt die Frage aller "Star Wars"-Fans: "Was halten Sie von Ihrer Ähnlichkeit mit dem Star-Wars-Charakter Imperator Palpatine?"

 In his first post since joining social networking site Twitter early this week, Pope Benedict XVI has tweeted a picture of himself spending time with the Lord Our God, Divine Creator of the Universe.

“Feelin real blessed today to be hangin out wit @therealHeavenlyFather today!” the pope wrote to his nearly 500,000 Twitter followers, attaching a link to a Twitpic photo of himself in which he is seen relaxing on his papal yacht with God.

 Der Buchdruck wurde zwar erst vor 500 Jahren erfunden, aber mit dem Medium kennt sich Ratzi besser aus. 

Dies bestätigte gerade Prof. Dr. Uta Ranke-Heinemann in einer Mail an David Berger:
"Papst Benedikt schreibt in seinem neuen Buch Seite 46: In der Sprache der Kirchenväter habe Maria "durch ihr Ohr" empfangen. Erst durch ihr Ja ("Mir geschehe nach Deinem Willen"), durch ihren Gehorsam, werde Maria zur Mutter.
Die Gynäkologen können jetzt einpacken und werden durch
Hals-Nasen-Ohrenärzte ersetzt. Der Ohrsex als Durchbruch in der
Sexualforschung in der neuen Vatikanstudie des Buches von Joseph
Ratzinger/Benedikt XVI (Jesus von Nazareth. Die Kindheitsgeschichten. Herder, 176 Seiten, 20 Euro, Auflage 1 Million.)
(Zitiert nach David Berger, Facebook 08.12.12)

Freitag, 7. Dezember 2012

Nur Normalos



Einige Dekaden nach dem Rest der Weltbevölkerung fiel dann auch der Römisch-Katholischen Kirche auf, daß es irgendwie ein wenig unhöflich ist, wenn ihre Priester kleine Jungs vergewaltigen.
Natürlich kamen die Moralexperten nicht etwa selbst auf die Idee, daß irgendein Kind etwas dagegen haben könnte, wenn man ihm Penisse in die verschiedenen Körperöffnungen steckt.
 Nein, der oberste Glaubenshüter persönlich, ein gewisser Joseph Ratzinger, auf dessen Schreibtisch Jahrzehntelang weltweit die Fälle landeten, entschied, daß absolutes Schweigen zu herrschen habe und die Priester ruhig weitermachen sollte.
Macht ja nichts.
Papst Johannes Paul II, der über einen der übelsten Kinderficker weltweit, nämlich Marcial Maciel Degollado persönlich seine schützende Hand hielt, so daß er über Jahrzehnte Hunderte von Knaben, die ihm seine Legionäre Christi systematisch zuführten vergewaltigen und quälen konnte, wurde gleich mal von Joseph Ratzinger selig gesprochen.
Ein tolles Signal an die Myriaden Opfer sexuell übergriffiger Priester, wenn der Pontifex Maximus, der in seinem 27-jährigen Megapontifikat systematisch vertuschte und die Täter schützte, gleich nach der Abberufung zum Chef zur Ehre der Altäre erhoben wird.

Der überhaupt nicht schwule Ratzinger erkannte als Papst wer für den Missbrauch an Kinder verantwortlich ist: Die Schwulen! 
Schwul und pädophil sind laut Papst Synonyme und daher verbot er Homosexuellen den Zugang zu Priesterseminaren.
 In der Logik des überzeugten Heteros Ratzinger wird es bald keinen Kindermissbrauch mehr geben, wenn man nur die Gomorrhisten vom Priesterberuf ausschließt.

Der homophobe Papst, der bei jeder Gelegenheit die Schwulen verdammt, trägt gerne bunte Kleider, rote Schühchen und liebt aufwändige Deko.
Just zu seinem Geburtstag ließ sich der Kämpfer für die Heteros ein speziell feminines Parfum kreieren, welches nur er allein benutzen darf. 
Die weltexklusivste Parfumista Silvana Casoli, die für Könige und Milliardäre arbeitet, verriet immerhin, daß sie Linde, Eisenkraut und Gras als Hauptingredienzen für das „Parfum Pontifex Maximus“ benutzt habe. Der Fachmann staunt.
Das erste Problem ist, dass Linde ein sehr süßer Duft ist. Den würde ich eigentlich eher einer Dame empfehlen und nicht einem Herrn. Eisenkraut ist gar nicht erlaubt in einem Parfüm, das wäre das zweite Problem. Gras ist in Ordnung.

 Ebenfalls viele Jahre nach dem Bekanntwerden des massenhaften kirchlichen Missbrauchs an Kindern, versuchten die deutschen Bischöfe den PR-Befreiungsschlag.
 
Eine Metastudie sollte klären, wie es eigentlich dazu kommen kann, daß es in der Kirche so viele schwule=pädophile Übergriffe auf Messdiener gibt, wenn doch offiziell gar keine Schwulen=Pädophilen in der Priesterschaft vorkommen. 
Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Untersuchung bei vier Psychiatern in Auftrag gegeben - dem bekannten Essener Gerichtspsychiater Norbert Leygraf und seinen renommierten Kollegen Hans-Ludwig Kröber, Friedemann Pfäfflin [LOL - wie passend! -Z.] und Andrej König. Die Wissenschaftler werteten Gutachten über Priester und Ordensleute aus, die unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs vor Gericht standen und psychiatrisch untersucht wurden. […] In der Mehrheit der Fälle kam es zu sogenannten Hands-on-Handlungen - einem Körperkontakt zwischen Täter und Opfer: Vergewaltigungen, sexueller Nötigung. In zehn Fällen kam es zu sogenannten Hands-off-Handlungen - Handlungen ohne Körperkontakt wie der Aufforderung, sexuelle Handlungen an sich oder anderen durchzuführen, Masturbation vor Personen. […] Die Metaanalyse [kommt] zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der übergriffigen Geistlichen nicht psychisch krank ist. [….]  In ihren Reihen finden sich demnach nicht auffällig viele Pädophile. "Diesbezüglich zeigen sich keine bedeutsamen Unterschiede zu Erhebungen in der deutschen Allgemeinbevölkerung", sagt Leygraf.

Die Mehrheit der Männer, die sich wegen Missbrauchs verantworten mussten, hatten keine sogenannte sexuelle Präferenzstörung. Gutachter Leygraf spricht von einem "normalpsychologischen Bereich", es gibt bei den Männern keine auffällige Psychopathologie.
  Na, ist das nicht schön?

Tatsächlich ist also die Priesterschaft Homo-, pädo- und ephebo-frei.
Die weltweit 400.000 römisch-katholischen Geistlichen sind absolute Normalos. 
Überhaupt nicht pervers oder krank!

Sie tun nur das, was eben für Priester normal ist - diejenigen poppen, die sie zu fassen kriegen.

Die zweite gute Nachricht für den Vatikan:
Die kinderfickenden Priester sind NICHT schwul! Das ist besonders erleichternd zu hören, da Kinderficken eine lässliche Sünde ist, die mit einer einfachen Beichte locker verziehen werden kann. Homosexualität ist hingegen eine Todsünde und führt direkt in die Hölle.

Aber ihre Penisse in Messdiener zu stecken, ist für Priester ganz natürlich - WEIL SIE ES KÖNNEN UND NICHT BELANGT WERDEN! 
Das spiegelt sich in der Untersuchung wider. Sie legt dar, wie viel Zeit zwischen der ersten Tat eines Priesters und der Meldung an das Bistum verging: Oft waren es Jahre, in denen weggeschaut oder zumindest nicht reagiert wurde, in denen Opfer schwiegen. Bei dem ersten sexuellen Übergriff waren die Täter im Schnitt rund 36 Jahre alt. Die Meldung an das Bistum erfolgte durchschnittlich 14 Jahre später. Jahre, in denen der Priester oftmals unbehelligt weiter in seinem Umfeld agieren konnte. Bis zur Begutachtung vergingen noch einmal Jahre.

Mehr als die Hälfte der übergriffigen Priester verging sich denn auch an zwei oder mehr Opfern. In einem der untersuchten Fälle gab es gar 22 Betroffene.
 Na bitte, macht doch nichts. 
Hauptsache die Pfaffen sind nicht schwul.
OK, sie haben fast nur Jungs gebumst, aber das ist schließlich auch ganz natürlich. 
Jungs standen in Form von Chorknaben und Messdiener stets im Überfluß zur Verfügung. Wen hätten sie denn sonst vergewaltigen können? 
Dass es deutlich mehr männliche als weibliche Betroffene gibt, hat laut Leygraf einen einfachen Grund: Bis in die 1980er-Jahre waren Mädchen kaum als Ministranten tätig. Geistliche hätten somit über ihren Beruf seltener einen direkten Zugang zu Mädchen gehabt.
Eben!
Eine brillante Idee hat der Berliner Professor auch zum Umgang mit Priestern entwickelt, denen Kindervergewaltigungen bereits nachgewiesen wurden.
 Die Opfer wird es freuen das zu hören:
Die  übergriffigen Priester sollten möglichst erneut oder weiter in einer Gemeinde beschäftigt werden! 
Halleluhjah! 
Diese geniale Methode, die nun höchstpsychologisch empfohlen wird, hatte Ratzinger ja schon seit Dekaden praktizieren lassen! Göttliche Fügung vermutlich.
Prof Leygraf gibt sich aber sicher: "Verbleiben sexuell übergriffige katholische Geistliche innerhalb ihrer Kirche, dann verfügen sie über ein soziales Kontroll- und Unterstützungsnetzwerk, welches unter rückfallpräventiven Gesichtspunkten als protektiver Faktor angesehen werden kann."
(Gernot Facius 07.12.12)
  Ich kann gar nicht verstehen, was die Jammerlappen von den Opfervertretern nun schon wieder daran auszusetzen haben.
"Das entspricht in keiner Weise der Nulltoleranz-Strategie etwa der US-Bischöfe oder auch des Papstes", sagte Christian Weisner von "Wir sind Kirche" der "Berliner Zeitung".  […]

Der Gründer und Vorsitzende des Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt (netzwerkB), Norbert Denef, forderte eine unabhängige Kommission zur Aufklärung der sexuellen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Nur so könne den Opfern Gerechtigkeit widerfahren, sagte Denef. In einem solchen Gremium müssten kirchenunabhängige Mitglieder den Missbrauch in der Kirche systematisch aufarbeiten. "Man würde ja auch nicht die Mafia bitten, ihre eigenen Verbrechen aufzuklären", sagte Denef mit Blick auf die kircheninternen Untersuchungen.
 So eine Zimperliese.
 
Priester sind eben nicht wie normale Laien, sondern Geistliche, die das Wort Gottes verkünden! Wer das Evangelium unter die Menschheit bringt, ist mit anderen Maßstäben zu messen.
 Nur weil wir Ungläubigen uns gelegentlich etwas über das Verhalten der Gottesmänner wundern, muß es ja nicht schlecht sein!
Priester sind doch so lieb!
 Und sie sind moralische Vorbilder, an deren Verhalten man sich orientieren soll.

Diese lieben beiden Australier beweisen es.
Ein pensionierter australischer Priester hat im Streit um einen Parkplatz einem anderen Priester angeblich ein Ohr abgebissen. Der 80-jährige Angeklagte musste sich heute vor Gericht verantworten.

Wie die Polizei mitteilte, forderte der katholische Priester nach einer Auseinandersetzung vor dem Seniorenwohnheim der beiden seinen 81-jährigen Gegner auf, etwas vom Boden aufzuheben. Erst zu Hause merkte das Opfer, dass er nun sein rechtes Ohr in der Tasche hatte. „Ich habe nicht bemerkt, dass es weg war“, sagte Pater Thomas Smith der Tageszeitung „Sunday Times“ über den Streit im November. „Es hat furchtbar ausgesehen, als ob es die Katze angefressen hatte.“
 Nun wird der arme Beißer wegen “schwerer Körperverletzung” (grievous bodily harm) belangt. Tsts, wo zu denn das? Ist doch alles OK und die beiden vorbildlichen Gottesmänner vertragen sich auch schon wieder.
Father Thomas Henry Byrne appeared in court charged with grievous bodily harm over the incident but is yet to make a plea. Father Smith, who has lived next door to the accused for several years, spoke this week for the first time about the incident.

[…] "People don't know how this could happen. The archbishop is upset. […]

"Poor old Arch. I felt like saying, 'Welcome to Western Australia the wild west'."

[…] Father Smith, who was a priest at St Mary's Catholic church in Guildford, said no matter what happened in the coming court case he would not "seek out revenge."
(Perthnow 01.12.12)