Freitag, 22. Juni 2012

Wie alles zusammen passt.



Superstau ist heute angesagt. 
Alles reiset, raset und flüchtet.

Stau Alarm! Heute steht der Norden still! Nichts geht mehr: Am Wochenende werden Reiseverkehr und Groß-Events im Norden für Staus und Behinderungen sorgen.  Am Wochenende droht im Norden der große Stillstand: In Hamburg und vier weiteren Bundesländern starten die Sommerferien, dazu kommen Kieler Woche, Hurricane-Festival in Scheeßel und die Harley Days mit zusammen hundertausenden Besuchern, die die Autobahnen bevölkern.

Da ist was dran. Ohrstöpsel sind heute in Hamburg absolut empfehlenswert. Ständig knattern diese Harley-Monster an einem vorbei. Dagegen sind startende Düsenjets kaum hörbar.

Trotz der Rekordbenzinpreise fahren offensichtlich nach wie vor alle Deutschen in den Urlaub. Mit dem Auto vorzugsweise.
Noch nicht mal der Zew-Indes-Knick hielt die touristischen Teutonen von ihrem Treiben ab.  Das Geld geht Merkels Untertanen aus, aber sie verreisen dennoch wie die Weltmeister.

Volkswirte sind überrascht: Sie hatten mit einer viel moderateren Eintrübung der ZEW-Konjunkturerwartungen gerechnet. […]   Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten sind im Juni so stark eingebrochen wie seit Oktober 1998 nicht mehr.    Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel um satte 27,7 Punkte auf minus 16,9 Punkte. […]
Die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage verschlechterte sich ebenfalls deutlich um 10,9 Punkte auf 33,2 Punkte.   [….] Für die Eurozone sind die Finanzmarktexperten ebenfalls pessimistischer. Die Erwartungen fielen um 17,7 Punkte auf minus 20,1 Punkte. Die aktuelle Lage im Euroraum wurde mit minus 73,2 Punkten bewertet - 13 weniger als im Vormonat.

Das war ja schon immer so: Während an jeder Ecke laut geklagt wird, daß alles teurer würde und man sich nichts mehr leisten könne, wird geurlaubt, als gäbe es kein Morgen.

Der Hintergrund ist, daß Urlauben trotz schmaler Geldbeutel so ungeheuer billig ist für das Volk. Zumindest für ein Volk, welches sich ein Millionenheer aus Beamten hält. Sie dürfen mit ihren Familien  durch Steuerzahlermillionen bezuschusst in exklusiven Bundes-Objekten Ferien machen.

 Allgäu, Haus am See, Doppelzimmer ab 9 Euro die Nacht. Oder Häuschen für 6 Personen in Italien, 20 Euro die Nacht für alle. Und hier: Eine Nacht im bayerischen Schloss Hohenaschau ab 7 Euro 80.

Möglich machen es die beamtischen „Sozialnetzwerke“ (Monatsbeitrag: 2 - 3 Euro), die Millionen von der Bundesregierung zugeschoben bekommen. Die verbeamteten Urlauber sind schließlich Wähler.
 Und zwar besonders Exklusive. Zum Beispiel:

Hohenaschau in Bayern ist eine bundeseigene Immobilie, die das Sozialwerk mietfrei nutzt und die in großen Teilen urlaubenden Staatsdienern vorbehalten ist. […] Auch die meisten Zimmer sind für die Öffentlichkeit tabu. Das Porzellanzimmer der Baronin von Cramer-Klett. Ein Meisterwerk der Baukunst. Heute schlummern hier und in den anderen Gemächern im Schloss - auch Finanzbeamte. Ab 7,80 Euro – die Nacht.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Es bröckelt.


Arme Angie.

Die schönen Zeiten, als fast alle Ministerpräsidenten von der CDU gestellt wurden und der gesamte Bundesrat nach Merkels Pfeife tanzte, sind lange vorbei.

Vorbei ist auch die praktische EU-Konstellation mit Merkels Pudel Sarkozy, in der sie mit dem deutsch-französischen Gewicht in der Waagschale dem Kontinent den Kurs diktieren konnte.

Und nun der G20-Gipfel im mexikanischen Badeort Los Cabos, bei dem sie in einer 1:19-Isolation einsam ihre Kaputtspar-Ideologie vertrat. Jenes Konzept, das man lange diskutieren kann, das aber mit dem einen blöden kleinen Nachteil verbunden ist: Es funktioniert einfach nicht.

Vollends unspaßig ist es für die Kanzlerin des Vagen und Ungefähren aber zu Hause in Berlin.
Der renitente Gauck will ihr ESM-Rettungsschirm-Gesetz nicht unterschreiben und bringt den ganzen europäischen Zeitplan durcheinander.

Zu allem Übel hat der bipolare Horst immer noch nicht wieder seine Medikamente genommen und oszilliert zwischen Amok und Frust-Modus. Dabei hat er die gesamte K.O.alition in eine nahezu ausweglose Lage manövriert.

Stakkatohaft warnt der CSU-Chef vor einem Ende der Koalition, wenn das von seiner Partei geforderte und vom Kabinett im Grundsatz gebilligte Betreuungsgeld vom Bundestag nicht beschlossen wird. Die CSU würde ein Scheitern nicht hinnehmen, drohte der bayerische Ministerpräsident. Änderungen an der Prämie lehnt er ebenfalls kategorisch ab. "Da wird null verändert", verkündete Seehofer jüngst. "Und null heißt null Komma null." Zuletzt rüffelte er die FDP: "Die sollen jetzt endlich mal schweigen, schlicht und einfach anwesend sein im Deutschen Bundestag und umsetzen, was beschlossen ist".
[…] Beim Betreuungsgeld ist auch allen in der CSU klar, dass Seehofer ein großes Risiko eingegangen ist, indem er die Prämie zur Grundsatzfrage stilisiert hat. In der CSU-Landesgruppe wurde Seehofers Drohung mit einem Koalitionsbruch mit Verwunderung aufgenommen - es besteht die Sorge, man werde durch übertriebenen Druck die eigene Glaubwürdigkeit verspielen. Ein Zurück ist kaum möglich. Stimmt die CSU doch noch Änderungen zu, dann gilt sie als Umfaller. Scheitert das Betreuungsgeld ganz, wäre das eine riesige Blamage.

Bizarrerweise ist dieser Quartalsirre aber Merkels wichtigster Pylon ihrer bedrohlich durchhängenden Regierungskonstruktion.
Die Bundestagsmehrheit allein hat für einen deutschen Kanzler keine ausreichende Tragfähigkeit. Da ist noch der Bundesrat, in dem die Ministerpräsidenten eifersüchtig darauf achten nicht übergangen zu werden.
In den meisten Fällen ist der Bundesrat zustimmungspflichtig.

Von den 16 Ministerpräsidenten gehören im Sommer 2012 nur noch sechs der CDU und einer der CSU an. 
Reiner Haseloff, Annegret Kramp-Karrenbauer und Christine Lieberknecht sind noch nicht mal voll stimmberechtigt, da sie alle drei mit der SPD koalieren und sich bei strittigen Fragen im Bundesrat enthalten müssen.

Tatsächlich schwarzgelb sind nur noch 4 von 16 Bundesländern regiert: Hessen, Niedersachsen, Sachsen und Bayern.

Seit der letzten Bundestagswahl vom September 2009 verlor Schwarzgelb die Ministerpräsidenten in NRW, Hamburg, Baden Württemberg und Schleswig-Holstein.

Vor der Bundestagswahl in einem Jahr dürften mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch die Bundesländer  Niedersachsen (Wahl 20.01.2013) und Hessen (Wahltermin steht noch nicht fest - vermutlich Ende 2013) zurück an die Sozialdemokraten fallen.

Die letzte Umfrage über das Schicksal David McAllisters in Hannover stammt aus dem Mai 2012 von Infratest Dimap:

CDU = 32 %,  SPD = 36 %, Grüne = 13 %, FDP = 4 %, Linke = 3 %, PIRATEN = 8 %.

Auch in Hessen zieht die Fußpilz-Beliebtheit des Roland-Koch-Epigonen Volker Bouffier die CDU hinab. Die aktuellste Umfrage der ARD stammt zwar schon aus dem Januar, aber sie zeigt Schwarzgelb derartig weit von einer Mehrheit, daß es kaum vorstellbar ist, wie Bouffier sich in eine weitere Amtszeit retten könnte:

CDU = 33 %,  SPD = 31 %, Grüne = 21 %, FDP = 3 %, Linke = 4 %, PIRATEN = 4 %.

Besonders übel läuft es aber für die Niedersächsische CDU.  
 Dort klappt einfach gar nichts und es passte nur zu gut, daß David McAllister beim Versuch mit seinem Kabinett dynamische Bilder zu produzieren im wahrsten Sinne des Wortes unterging.

Der überzeugte Christ McAllister führt zudem ein besonders abartiges Stück Familienzerstörung auf, in dem er sich als xenophober Hardliner inszeniert

Vor sieben Jahren haben niedersächsische Behörden eine sechsköpfige Flüchtlingsfamilie auseinandergerissen. Hochrangige Politiker appellieren an die Landesregierung, die Familie nicht länger zu trennen. Pro Asyl beklagt "schwere Traumata" der Kinder. Sozialwissenschaftler sprechen von "institutionellem Rassismus". Doch nichts davon beeindruckt die Behörden.
Geschrieben wurden die Briefe aus Sorge und Betroffenheit. Geschickt wurden sie alle an denselben Adressaten: David McAllister, Ministerpräsident von Niedersachsen.
[…] Rita Süssmuth schrieb, es sei "unumgänglich, dass die Behörden von ihrer kompromisslosen Haltung abrücken," die "nicht nachvollziehbar" sei und nicht im Einklang stehe mit dem "Geist unserer Verfassung". Sie appellierte an den Ministerpräsidenten, "ein klares Zeichen für die humanitären, menschenrechtlichen und rechtsstaatlichen Werte unseres Zusammenlebens zu setzen".
Herta Däubler-Gmelin schrieb, es sei an der Zeit, "unmenschliche Verwaltungsentscheidungen zu korrigieren". Den Ministerpräsidenten bat sie, einzugreifen und damit "zu veranlassen, dass hier endlich Unrecht beendet wird und Menschlichkeit Einzug findet".
Rudolf Seiters schrieb von Tragik und Leid und stellte die Frage, "ob der Gesetzgeber diese Situation wirklich gewollt hat". Im Namen der Menschlichkeit bat er den Ministerpräsidenten, alles zu tun, um eine "dauerhafte, vor allem humanitären Gesichtspunkten entsprechende Lösung" zu erreichen.
 […] Es ist [aber] wie seit Jahren schon: Alle Versuche, für eine von staatlicher Sturheit ausgelöste menschliche Tragödie doch noch eine humanitäre Lösung zu finden, prallen an den niedersächsischen Behörden ab wie an einer Betonmauer.
Die Mutter leidet unter schweren Depressionen

In der Prä-Wahlkampf-Phase wären die Sozen natürlich sehr schlecht beraten so einen Fall nicht aufzugreifen. 
Also zitierte Oppositionsführer Stefan Schostok die CDU-Politikern Süßmuth und Pro Asyl.

Die politisch angebräunten adipösen Pykniker der CDU-Fraktion heuchelten aber noch nicht einmal Verständnis für die zerrissene und traumatisierte Familie, sondern empfanden es als schwere Beleidigung die Worte der aus Niedersachsen stammenden langjährigen CDU-Bundestagspräsidentin hören zu müssen.

Insbesondere der heimliche Zwilling von Holger Apfel, Herr Nacke, drehte am Rad.

  Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU, Jens Nacke, sprach von einer „unglaublichen Entgleisung“. Niemand dürfe sich im Parlament dazu hinreißen lassen, der Regierung Rassismus vorzuwerfen. Auch die FDP forderte eine Entschuldigung von Schostok. […] Nacke sprach  […] von einer „Grenzüberschreitung“ im Parlament und warf der SPD sieben Monate vor der Landtagswahl einen „schmutzigen Wahlkampf“ vor. „Wenn das jetzt der Grundstil in diesem Haus ist, dass man sich gegenseitig Rassismus vorwirft, dann kann ich nur sagen: 'Gute Nacht Parlamentarismus'“, sagte auch der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Christian Grascha. Innenminister Uwe Schünemann (CDU) sprach von einer „Unverschämtheit“.

Allerdings haben die „christliche“ Regierung Niedersachsens und Herr Nacke auch Grund sich aufzuregen.


 Ihre Entscheidungen sind so brutal und abartig, daß sie bald ein Fall für die UNO werden könnten.

Verletzungen der UN-Kinderrechtskonvention werfen Flüchtlingsinitiativen Niedersachsens Landesregierung vor. Mit einer „brachialen Abschiebungspolitik“ würden die Rechte von Flüchtlingskindern „häufig mit den Füßen getreten“, erklärte der Geschäftsführer des Flüchtlingsrats Niedersachsens, Kai Weber, am Mittwoch in Hannover. Pro-Asyl-Vorstand Heiko Kauffmann kritisierte, Niedersachsen stelle ausländerrechtliche Maßnahmen über das Kindeswohl.
Durch Abschiebung getrennte Familien, Kinder, die in Deutschland mit nur einem Elternteil aufwachsen müssen, all das komme in Niedersachsen immer wieder vor, führen Flüchtlingsrat und Pro Asyl an. Auch Lothar Krappmann, langjähriges Mitglied des Ausschusses der Vereinten Nationen für die Rechte der Kinder, spricht von „besonders krassen Fällen“, die sich in Niedersachsen ereignen.

Wird Zeit, daß die Wähler ein klares Wort sprechen und daß Frau Merkel die sechs schwarzgelben Bundesratsstimmen auch noch verliert.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Der Christ des Tages - Teil LXIII


Der kürzlich geehrte Rudolf Gehrig charakterisierte sein Idol Joseph Ratzinger in richtiger Jugendsprache - so wie es sich für einen 18-Jährigen heutzutage offensichtlich gehört.

Verzeihen Sie, wenn ich das so flapsig sage, aber ich finde den Kerl einfach nur genial!     Er ist genau der Richtige zur richtigen Zeit! Er ist der einzige auf Gottes weiter Erde, der keiner politischen Lobby verpflichtet ist, sondern ganz allein Gott und der ihm anvertrauten Herde. Und er macht seine Sache gut.

Sein nur ein Jahr älterer Bruder im Geiste, der Christ des Tages Nummer 63, heißt Georg Dietlein.

Der Kölner studiert Jura und dabei handelt es sich sogar schon um das zweite Studium des 19-Jährigen. Schon während seiner Gymnasialzeit studierte er seit 2006 Katholische Theologie und Philosophie in Köln und Bonn.
Dietlein gehört zur neuen Generation der ultrakonservativen zukünftigen Priester - daß er ins Priesterseminar eintreten will, ist schon sicher - die sich stolz in der „Generation Benedikt“ organisieren.

Ältere katholische Priester mit zig Jahren Berufserfahrung gruselt es vor dieser Sorte zukünftiger Top-Kleriker. 
Sie interessieren sich keine Sekunde für Seelsorge oder die Gläubigen vor Ort, sondern wissen worauf es ankommt, wenn man Karriere machen will: Auf den Vatikan. 
Und Rom beeindruckt man nur mit ultrakonservativen Vorstellungen, die hart am rechten Rand balancieren und die Schäfchen zurück in eine mittelalterliche Gesellschaft führen wollen.

Über seine Facebookseite verbreitet  Dietlein schon einmal die Sprüche, die er zukünftig auch von der Kanzel aus sprechen wird:
Manchmal habe ich den traurigen Eindruck, für viele bedeutet unsere Welt - mit ihren großen Chancen, aber auch ihren großen Fehlern - alles - und Gott nichts. Was macht uns so kurzsichtig und hoffnungslos? Warum fürchten wir das Überwundene mehr als den Überwinder? - Uns ist verheißen: "Habt Mut: Ich habe die Welt besiegt!" (Joh 16,33)     (GD 20.04.12)

So schickt sich der fesche Georg an der neue Nathanael Liminski zu werden.
Liminski, 26, ist der sittenstrenge Sohn von Ex-Welt-Redakteur Jürgen Liminski!

So wie Papa sich in der katholischen Würzburger "Tagespost" bitterlich über den Zustand einer Gesellschaft, in der "Abtreibung als Errungenschaft" gelte, beklagte, stört sich auch der Sohnemann an der verlotterten Moral in Deutschland.
Für ihn gelten einzig und allein die Richtlinien des Vatikans.
Kein Sex vor der Ehe, Schwule sind bähbäh und Abtreibung ist Holocaust, wenn nicht Schlimmeres.
Er ist das achte von zehn Kindern und durchlief vom Kindergarten über das Ordensgymnasium bis zum Studium eine nahtlose katholische Erziehung.

In den Ferien besuchte die Familie gelegentlich französische Wallfahrtsorte, befreundete Priester gingen daheim ein und aus. Liminski war Klassen- und Schulsprecher, zum Weltjugendtag brachte sein Team allein in seiner Schule 400 Pilger unter.

Zweifel kennt der junge Turbokathole nicht und wenn ein Nörgler, wie H.M. Broder die „affirmative Schleimerei“ des Papst-Bewunderers beklagt, dann ist er doch bloß neidisch, weil er sich mit Hirn, Hinterfragen und Historie belastet, während Nathanael L. praktisch ohne eigenes Denken auskommt.

Der Ratzingerophile tat aber noch mehr und rief 2005 die „Generation Benedikt“ ins Leben; eine Papstpropaganda-Partei, die enthusiastisch für den römischen Rocker wirbt.

Auf ihrer Webseite erfährt man über ihr Selbstverständnis:

Die Vertreter der Generation Benedikt sind Jugendliche, die ihr Leben am katholischen Glauben in seiner ganzen Bandbreite ausrichten und bereit sind, ihren Glauben und die daraus resultierenden Überzeugungen auch in der Öffentlichkeit zu bekennen und zu erläutern.

Die Generation Benedikt möchte die Begeisterung der Jugendlichen für Papst Benedikt XVI. und seine Botschaft in angemessener Weise zum Ausdruck bringen und sie erläutern.

Die Generation Benedikt nimmt nicht weiter hin, dass junge Menschen. (…) von vermeintlichen Kirchenreformern für eigene Interessen benutzt und vom eigentlichen Ziel abgelenkt werden.

Die Generation Benedikt steht für all die jungen Menschen,..(…) die mit ihrer Sexualität verantwortungsvoll umgehen wollen (z.B. bei Abtreibung und Verhütung).

Die Generation Benedikt schätzt und unterstützt die katholische Kirche, denn die Kirche ist glaubwürdig.

Die Generation Benedikt fühlt sich von „ihrem“ Papst ernst genommen und geliebt, weder unterdrückt noch bevormundet, weil… (…).. es eine wahre, ökumenische Kirche nur zusammen mit dem Papst geben kann.

Wer würde dem nicht zustimmen wollen und sofort bei der GB eintreten?

Hauptsache rechts, dachte sich schon der 18-Jährige Georg und wurde politisch aktiv.

Georg mischt mittlerweile in der Politik mit, CDU, Junge Union und RCDS, dessen Vorsitz im Kölner Studentenparlament er in diesem Jahr übernommen hat. […]  Irgendwann kommt das Gespräch auf Angela Merkel und den Vorwurf, sie sei zu wenig konservativ. Georg, der Christ, Georg, der auf sei­ner Internetseite angibt, seine Hobbys seien die Jagd und die Pflege des Brauchtums („Süß, ne?“), sagt dazu: „Vielleicht ist sie ein bisschen zu wenig konservativ.“ Der Politiker, sagt Georg, sei eben einer, der Demokrat sei und auf Leute höre und aus dem Gehörten seine Meinung ziehe.

Natürlich hat die Demokratie und das Meinungsanhören auch seine Grenzen.
 Daß sich an die 200 deutsche katholische Priester zum Ungehorsam bekennen und es wagen dem Papst zu widersprechen, findet Georg nicht "süß.“

Der im September von der Kanzlei Buse Heberer Fromm mit dem 1. Preis des Buse Awards 2011 dekorierte Christ des Tages LXIII is not amused über die Fragestellungen, wie sie beispielsweise Herr Irslinger stellt.

Der Katholiban-Pfarrer Konrad Irslinger wagt das Ungeheuerliche und fordert seine Kirche gemeinsam mit knapp 200 Mitbrüdern dazu auf Geschiedene zum Abendmahl zuzulassen.

Sapperlot! Ratzi und Zolli haute das vor Schreck fast das Gebiss aus dem Mund.

SPIEGEL ONLINE: Erzbischof Robert Zollitsch hat in einem Brief Sie und alle Unterzeichner der Freiburger Erklärung zum Gehorsam aufgerufen. Werden Sie wieder gehorchen?
Pfarrer Irslinger: Das Wort Gehorsam ist ein schwieriges Wort. Aber unabhängig vom Gehorsam gegenüber dem Bischof gibt es auch einen Gehorsam gegenüber dem Evangelium.
[…] SPIEGEL ONLINE: Papst Benedikt XVI. sagte kürzlich, die Kirche habe keine Patentrezepte für das Problem der wiederverheirateten Geschiedenen.
Irslinger: Der römische Gedanke ist folgender: Die Ehe ist ein Sakrament und damit unauflöslich. Will jemand eine zweite Ehe schließen, dann zerbricht diese Bindung in der Realität. Aber das Sakrament der Ehe kann man nach Ansicht der Kirche nicht zerbrechen, weil sie unauflöslich ist. Das heißt, er oder sie geht eine neue Beziehung ein und lebt damit in Sünde. Ausnahme: Wenn Sie versprechen, dass die neue Ehe sexuell enthaltsam, das heißt ohne Kinder, bleibt. Nur das erlaubt das Kirchenrecht. Dann lebt man nicht in Sünde.
SPIEGEL ONLINE: Nun kann ja jedem Sünder vergeben werden...
Irslinger: Das ist das Schwierige. Sogar für Mord gibt es Absolution. Eine zweite Ehe kann dagegen nicht bereut und nicht vergeben werden, das ist unlösbar. Wiederverheiratete Katholiken leben so bis an ihr Lebensende in Sünde und wir Pfarrer sollen ihnen alle Sakramente verwehren.
"Mord wird verziehen, eine zweite Ehe nicht"

Richtig so, findet auch Georg Dietlein und erklärte heute im Morgenmagazin wieso Wiederverheirateten keineswegs die Kommunion erteilt werden kann.

Bitte ansehen und genießen!

Dienstag, 19. Juni 2012

In festen Händen….




Das war ein Schockerwochende für die Austeritäts-Epigonen Berlin und Brüssel.

Es hätte ja auch schief gehen können in Athen. 
Den schlimmen Linken, der offenbar lediglich von Jutta Dithfurth gemocht wird und stets bramarbasierend als der „radikale Sozialist Alexis Tsipras“ beschrieben wird, hatte man gefürchtet wie der Teufel das Weihwasser.

Das Griechische Wahlrecht hätte es möglich machen können, da die stärkste Fraktion freundlicherweise einen Aufschlag von 50 Sitzen bekommt (!).
Seine Syriza hatte mit 28,89 % satte 10,1 Prozentpunkte hinzugewonnen. Macht 71 Sitze. Die konservative Neo Dimokratia landete mit 29,66 % nur knapp davor und bekam wegen des 50-Sitze Bonus‘ 129 Sitze.
 Einen lumpigen Prozentpunkt mehr für Tsipras und er hätte den 50-Sitze-Bonus bekommen, während die Konservativen auf 79 Stimmen geschrumpft worden wären. Gerade mal 170 350 Stimmen mehr als die SYRIZA hatten die Rechten erfochten.

Das war knapp und Merkel atmet durch.

Eigentümlicherweise ist die „Euro-Krise“ dennoch nicht vorbei.

Die Finanzmärkte geben Europa keine Atempause: Selbst 100 Milliarden Euro für Spaniens Banken und die eigentlich beruhigenden Wahlergebnisse in Griechenland sorgen derzeit nur stundenweise für Entspannung.

Meiner Ansicht ist das eine faszinierende Betrachtungsweise der Krise, die sehr viel über die handelnden Personen und Kommentatoren offenbart.

Es steckt offensichtlich immer noch das Denken dahinter „die Linken können nicht mit Geld umgehen; nur die Konservativen bringen die Finanzen in Ordnung“

Dabei waren es doch zweifelsfrei die neoliberalen „alle-Macht-den-Märkten“-Strategien, die das Desaster angerichtet hatten.

Statt endlich jemanden ans Ruder zu lassen, der die Banken an die Kandare nähme, freuen sich die Merkel-Europäer über einen hellenischen Wahlsieg, der genau die Typen stärkt, die schuldig an der katastrophalen Lage sind.

Der Sieg der Konservativen in Griechenland beruhigt Europa. Fragt sich nur: warum eigentlich? Immerhin sind sie für das Elend mitverantwortlich.  […]  Wer sich erinnert, wie die Anhänger der Nea Dimokratia einst gejubelt haben, wie sie in Athen die Nacht zum Tag gemacht haben nach ihrem Triumph bei den Wahlen im Olympiajahr 2004, dem muss das jetzt vorkommen wie ein kleinlauter Sieg. Von 2004 bis 2009 durfte die ND schon mal das Land verwalten, und sie hat in dieser Zeit das Haushaltsdefizit von fünf auf 15 Prozent hochgetrieben. Vergessen haben das die Griechen nicht. Auch nicht die Skandale, in die Politiker der Konservativen verwickelt waren.
(Christiane Schlötzer 19.06.12, SZ)

Als Deutschlands Wirtschaft nach dem Krisenjahr 2008 wegtaumelte, befand der Urnenpöbel allerdings auch, es sei nun der richtige Zeitpunkt ausgerechnet die Markt-schreienden antiregulatorischen FDP’ler Westerwelles mit dem 15%-Rekordergebnis in die Regierung zu schicken.
Das ist so, als ob der Dachstuhl brennt und man Brandstifter dagegen engagiert, um mal ein ordentliches Feuerchen zu machen.

Die beliebteste Kanzlerin der Deutschen tut unterdessen das, was sie am besten kann: Umverteilen - von unten nach oben. Unten gibt es ein Heer der Billig- und Leiharbeiter, der Aufstocker und Ein-Euro-Jobber. Und Oben....

Deutschland wird zur Hochburg der Millionäre.
In Deutschland ist die Zahl der Wohlhabenden stark gestiegen - trotz Euro-Krise. Nur in zwei Ländern der Welt gibt es mehr Dollar-Millionäre als in der Bundesrepublik. […]
Der Club der Reichen bekommt in Deutschland immer mehr Mitglieder. Die Euro-Krise kann den Vermögenden hierzulande offenbar nichts anhaben. Die Zahl der Millionäre ist überdurchschnittlich gestiegen, heißt es im aktuellem "World Wealth Report 2012".
 […] Der größte Anteil dieses Wachstums kann den vermögenden Privatanlegern zugeordnet werden, die zwischen einer und fünf Millionen Dollar besitzen.
 (Spon 19.06.12)

Montag, 18. Juni 2012

Die famose Koalition Teil III




Man muß sie einfach lieben, die deutsche Bundesregierung.
Ungefähr alle zwei Wochen hat sie sich beim Mäandern um die tatsächlichen Probleme so dermaßen festgefahren, daß Krisengipfel einberufen werden.

Dort ist dank eines genialen Tricks immer recht schnell Einigkeit angesagt.

Alles dufte, so lautete hinterher die Botschaft. Die Atmosphäre zwischen Angela Merkel, Horst Seehofer und Philipp Rösler wurde als konstruktiv, entspannt und freundschaftlich beschrieben.
(SZ 18.06.12)

Der Trick dabei ist folgender: Alle strittigen Themen werden ausgeklammert und auf den St Nimmerleintag verschoben.

Blöd ist nur, daß nach diesen üblichen Treffen der drei Oberparteikasper im Wolkenkuckuckskanzleramt irgendwann wieder die echte Realität einsetzt und dann passiert so etwas wie das Hammelsprungdesaster am letzten Freitag
Die Parlamentarier machen es ihren Ministern nach und begehen Arbeitsverweigerung.

Zur ersten Lesung des Herdprämiengesetzes der Miniministerin Schröder erschienen 128 Abgeordnete inklusive der zuständigen Ministerin gar nicht erst im Bundestag. Als auch noch die Opposition nicht zurück in den Plenarsaal hammelsprang, mußten die blamierten Schwarzgelben ausgerechnet auf Weisung der LINKEn Präsidentin Petra Pau nach Hause gehen: Beschlussunfähigkeit.

Da ging Horror-Horst natürlich wieder der Hut hoch.
Wenn es nicht ganz schnell mal was werde mit der extra sinnlosen Bildungsfernhalteprämie, sei aber Schluß mit der K.O.alition.
Aber der erratische Bayer ist wie das Kind, das immerzu „Feuer“ rief. Irgendwann hört man auf in Panik zu geraten.

Niko Fried hat auch nur noch ein müdes Achselzucken für solche Drohungen übrig.

An diesem Wochenende hat Seehofer mal wieder mehr oder weniger direkt mit dem Ende der Koalition in Berlin gedroht, sollte das Betreuungsgeld nicht durchgesetzt werden. Da liegt es nahe zu sagen: Mach doch! Dann hätten sich nämlich gleich zwei Dinge erledigt, die niemand wirklich dringend braucht: das Betreuungsgeld und die schwarz-gelbe Koalition.   So wird es natürlich nicht kommen. Machterhalt hat schon ganz andere Nöte gelindert als den Gewissensbiss, der sich bei einigen Koalitionären ob der Aussicht einstellt, dass eine Familie fürs Kind 150 Euro bekommen soll.
(SZ 18.06.12)

 Nun ist aber erst einmal die Zwischen-Friedensgipfel-Phase angebrochen, in der die Hebel wieder auf den Modus „Hühnerhaufen“ gestellt worden.

In der FDP jedenfalls brach nach dem Hammelsprung-Freitag das große Chaos aus. Parteichef Rösler forderte in der Bild am Sonntag, dass eine gleichzeitige Auszahlung von Elterngeld und Betreuungsgeld vermieden werden solle. Der Sprecher des Familienministeriums reagierte darauf mit dem Hinweis, dass die ebenfalls der FDP zugehörige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in der Ressortabstimmung des Gesetzentwurfes genau das gefordert hatte.
Christian Lindner wiederum, liberaler Wahlheld aus Nordrhein-Westfalen, sieht nun noch einmal ausreichend Zeit, 'sich um eine seriöse Gegenfinanzierung zu kümmern'. Für FDP-Vorstandsmitglied Cornelia Pieper dagegen ist jetzt schon alles zu spät: Sie kündigte an, das Betreuungsgeld im Bundestag abzulehnen. Es sei aus 'haushalts- und bildungspolitischer Sicht unverantwortlich', sagte Pieper dem Focus.
(SZ 18.06.12)

Froschvergleich-Fipsi hat es nun aber in seiner unendlichen Unfähigkeit geschafft den Disput zwischenden beiden Kleinparteien noch einmal hochzujazzen.

Wenn es an irgendwelchen Krisenherden der Desasterkoalition brennt, kommt der Spaßparteivorsitzende sofort mit einem Kanister Kerosin angerast.

Es könne nicht angehen das Betreuungs- und Elterngeld im 13. und 14. Lebensmonat des Kindes gleichzeitig ausgezahlt werden.
Das versetzte die Schröder-Epigonen in Rage; schließlich habe die FDP-Ministerin genau das gefordert.
Alles Lüge polterten die Justiz-Ministerialen zurück. Es wurde ein lustiges Schreidull - natürlich coram publico. Gestritten wird in dieser Koalition grundsätzlich vor Kameras.

Das CDU-geführte Familienressort bekräftigte dagegen, das von FDP-Vize Sabine Leutheusser-Schnarrenberger geleitete Justizressort habe ausdrücklich auf dem Nebeneinander der Sozialleistungen bestanden.   Das Justizministerium widersprach dieser Darstellung bei der Pressekonferenz am Montag entschieden. "Das ist falsch. Das Justizministerium hat zu keinem Zeitpunkt gefordert, dass Elterngeld und Betreuungsgeld parallel laufen", sagte Sprecher Anders Mertzlufft. Offenbar handele es sich um ein Missverständnis.  Sein Sprecherkollege Christoph Steegmans vom Familienressort sagte dagegen, die Darstellung seines Hauses sei "absolut korrekt". Ein hoher Beamter des Justizministeriums habe am 30. Mai in einer Runde ungefragt den Parallelbezug aus verfassungsrechtlichen Gründen als unverzichtbar bezeichnet.

Schon lustig. Aber statt der kakophonen Kabale schlage ich vor endlich in der Bundespressekonferenz Schlammcatch-Ringe zu installieren. 
Dann hat das Publikum viel mehr von dieser Koalition und die Politikerverdrossenheit könnte abgebaut werden.

Wer befürchtet, der große Spaß könne so kurz vor der Sommerpause schon vorbei sein und es breche wieder die Zeit der Hinterbänklerianer an, die den Aufkauf Mallorcas als 17. Bundesland fordern, der kann sich entspannt zurück lehnen.
Jeder Merkel-Minister hat Springteufelpotential und vermag es jederzeit das Regierungshandeln aufs Neue zu chaotisieren.

Kaum hatte sich bei Frau Merkel nach dem konservativen Wahlsieg für drei Sekunden Erleichterung beim Blick nach Athen eingestellt, plapperte ihr irrlichternder Außenminister in Deutschlandfunk und beim „ARD-Bericht aus Berlin“ davon, daß man angesichts des von Deutschland gewünschten Wahlergebnisses bereit sei die Kredite doch nicht so schnell zurück zu fordern. 
Griechenland könne sich Zeit lassen.

Angie haute es fast aus dem Hosenrock und selbst der „nette Herr Rösler“ setzte seine Mr.-Hyde-Mine auf.

Alle gegen Guido lautet das Motto der Stunde.
Nur die Opposition mag ihn.

Seine Äußerungen seien nicht abgestimmt gewesen, hieß es dazu aus Koalitionskreisen. Regierungssprecher Streiter sprach von einer "Gespensterdebatte". Es mache "keinen Sinn, jetzt über Zeitpläne zu spekulieren", sagte er. "Es ist jetzt nicht die Zeit für irgendwelche Rabatte." Es seien sich, mit "unterschiedlicher Akzentuierung", aber alle einig, dass es jetzt keinen Sinn mache, über einen Zeitplan zu sprechen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel machte ganz allgemein deutlich, an den Reformschritten könnten keine Abstriche gemacht werden. Merkel erklärte, sie spreche jetzt "ausdrücklich nicht über ein neues Griechenland-Paket". Wichtig sei, dass die neue Regierung die Verpflichtungen auch einhalte.
Auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler setzte sich von den Äußerungen seines FDP-Parteikollegen ab. "Es kann keine Rabatte geben, es kann keine Abstriche geben, sondern die vereinbarten Ziele müssen erreicht werden", sagte Rösler.
Bei den Koalitionspartnern der CDU und CSU stieß Westerwelle ebenfalls auf Widerspruch. CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt lehnte zeitliche Zugeständnisse ab und verwies in der "Rheinischen Post" darauf, dass die EU Athen bereits "weit entgegengekommen" sei.

Daß Merkel immer wieder Guidos Blödsinn geradebiegen muß, ist für sie alltägliche Übung. 
Siehe Libyen-Politik, siehe Botschafterstatus für die Vertreter Palästinas in Berlin.
Vermutlich nimmt sie ihm es noch nicht mal übel. 
Mit Außenpolitik kennt er sich nun einmal nicht aus. Da geht dann logischerweise immer was schief.

Der nächste Showdown kündigt sich schon an. 

Das misogyne, homophobe, antidemokratische und menschenrechtsantagonistische Regime in Saudi-Arabien kündigte nämlich an statt der von Angie nicht wirklich legal genehmigten 300 deutschen Leopard-II-Panzer zum Niederschießen der Opposition doch lieber 800 der Kampfkettenfahrzeuge nehmen zu wollen.

Das gäbe viel Geld für die heimische Rüstungsindustrie, widerspräche aber jeder humanen Richtlinie. 
Wie wollen die selbsternannten Moralapostel Rösler und Merkel, die nach „christlichen Werten“ zu handeln vorgeben, dies rechtfertigen?
Wie üblich.
 Sie gehen auf Tauchstation. Kein Wort, nirgends.

Wie beim Thema "Rüstungsexporte der Bundesrepublik Deutschland" üblich, schaltete die Bundesregierung auch heute auf Autopilot - und damit gewissermaßen auf den "Weder bestätigen, noch dementieren, noch sagen wir etwas"-Modus: "Dazu kann ich Ihnen folgendes sagen: Das ist eine Fragestellung, die den Bundessicherheitsrat betrifft, dazu nehmen wir grundsätzlich keine Stellung“, so die spärliche Auskunft des stellvertretenden Regierungssprechers Georg Streiter am Mittag.
(TS 18.06.12)

Sonntag, 17. Juni 2012

Der Christ des Tages - Teil LXII


Heute ist mir schon wieder in einem Kommentar vorgeworfen worden Christen gegenüber nicht tolerant zu sein.
Bevor man mir auch noch unterstellt möglicherweise Antipathien für Joseph Ratzinger zu hegen, möchte ich heute den Christen des Tages Nr. 62 ehren.

Es ist der erst 18-Jährige Würzburger Katholik Rudolf Gehrig, der passende Worte findet, um Papst Benedikt XVI. zu beschrieben:

Verzeihen Sie, wenn ich das so flapsig sage, aber ich finde den Kerl einfach nur genial!     Er ist genau der Richtige zur richtigen Zeit! Er ist der einzige auf Gottes weiter Erde, der keiner politischen Lobby verpflichtet ist, sondern ganz allein Gott und der ihm anvertrauten Herde. Und er macht seine Sache gut.

Der Abiturient ist nicht irgendein Christ, sondern ein von Kath.net international preisgekrönter „Lebensschützer“, welcher bei der Preisverleihung eine bemerkenswerte Rede hielt.

Die Einleitung war ein selbstgedichtetes Poem, welches Günther Grass locker in den Schatten stellt.
 
Revolution frisst ihre Kinder -
Vater Staat treibt sie ab.

Der Staat ist so entsetzlich dumm
täglich bringt er seine Kinder um
mit den Steuern staatlich subventioniert
werden tausende Frauen traumatisiert
Vater Staat ist höchst kriminell
Er mordet lautlos und professionell
Anderseits ist er wieder entsetzt
Wenn man Babyleichen im Müll entdeckt
Vater Staat ist so selbstgerecht
Spricht arrogant vom „Selbstbestimmungsrecht“
„mein Bauch gehört mir“, wie man gerne spricht
Doch Eigentum verpflichtet, oder nicht?
Weil Vater Staat seine Kinder gar nicht will
Heißt das Motto „I’m not born but killed“
Und so redet er uns ständig ein
Herr über Leben und Tod zu sein.

Den Preis der katholischen Ultras bekam er für die von ihm gegründete Facebook-Gruppe, AIAC: ABORTION IS A CRIME ("Abtreibung ist ein Verbrechen"), welche jeden Abend um 20.00 Uhr (wenn die bösen Atheisten die Tagesschau gucken) einen Gebetssturm auslöst, um die ungeborenen Kinder zu retten.

Nun könnte man angesichts des größten Problems dieses Planeten, der Überschwemmung mit Homo Sapiens, lange darüber diskutieren, ob nicht jede Form der Geburtenkontrolle zu begrüßen wäre.
Schwangerschaftsunterbrechungen sind dabei allerdings zweifellos die körperlich aufwändigste Methode. Verhütung ist allemal vorzuziehen.
Insbesondere die perverse Sexualmoral der katholischen Kirche, die Pille, Kondom und Abtreibung gleichermaßen verdammt, kann aber bei pragmatischen strenggläubigen Katholiken dazu führen, daß sie sich denken lieber ein-, zweimal im Jahr die Todsünde einer Abtreibung als jeden Tag die ebenso schwerwiegende Todsünde einer Anti-Baby-Pille.

Wenn man sich als gemeinsames Ziel darauf einigt möglichst wenige Abtreibungen durchzuführen, gibt es dafür ein klares Konzept, das in vielen Ländern die Abtreibungen dramatisch sinken lassen hat:
Aufklärung, Liberalisierung und Entkriminalisierung!
Logischerweise hat eine Frau, die sich gar nicht „legal“ für eine Abtreibung entscheiden kann, einen enormen Druck auf sich lasten eine „illegale Methode“ zu finden.
Sie muß ihre Überlegungen darauf konzentrieren - für den Fall eines Falles - überhaupt eine Möglichkeit zu finden die Schwangerschaft zu beenden. Oft bedeutet das Abtreibungstourismus. Die Frage „Abtreiben wo und wie?“ dominiert das Denken, so daß für die Frage "Abtreibung ja oder nein" wenig Zeit bleibt.

Den Christen des Tages Nr. 62 kümmert das wenig. Er ist einfach „dagegen“ und zwar ganz konkret.

wir wollen durch das tägliche Gebet einen Beitrag leisten, dem Mord an unseren schwächsten Mitmenschen
- egal ob im Mutterleib oder auf dem Bett der Schwerkranken -
entgegenzuwirken.
Es geht dabei NICHT darum, Frauen, die ihr Kind abgetrieben haben, zu verurteilen, sondern ihnen lediglich eine Stütze durch unser Gebet zu sein.

WAS WIR KONKRET TUN:

JEDEN ABEND   um 20:00 UHR   ein VATERUNSER

WARUM ALLE UM 20:00 UHR?

Weil es ein besonderes Gefühl ist, mit über 100 anderen Leuten im Rücken verteilt auf verschiedenste Teile der Welt einen "Gebetssturm" zu entfesseln!
Wenn du dich entschlossen hast, diese Aktion mit deinem Gebet zu unterstützen, kannst du gerne eine E-Mail mit deinem Namen an

Dieses überaus „konkrete“ Tun beeindruckt durch seinen Erfolg. 
Wie man hört, sind weltweit die Schwangerschaftsunterbrechungen sofort eingestellt worden, denn Gott hört auf die süddeutsche Jugend!

Kathnet ist so entzückt vom neuen Träger des „Preises des Lebens 2012“, daß ein langes Gehrig-Interview verbreitet wird, in dem er bahnbrechende Erkenntnisse darlegt.

Sehr positiv fällt mir an den Burschen auf, wie er Woytilas Enzyklika des Leidens verinnerlicht hat.
Als seine drei Monate alte Schwester starb, konnte er der Angelegenheit sofort etwas Positives abgewinnen, nämlich daß er sich gleich noch mehr von Jesus angenommen fühlte.
„Das hat Jesus und mich noch mehr zusammengeschweißt.
Schließlich war es auch der Tod meiner drei Monate alten Schwester vor drei Jahren, als ich ganz intensiv gespürt habe, dass erstens jedes Leid einen göttlichen Sinn hat und zweitens jedes Menschenleben – und sei es noch so kurz - ein gottgewolltes ist!“

(RG 14. Juni 2012)

Gut zu wissen für den Himmel und den Vatikan! Sollte der kleine Rudi jemals am Glauben zweifeln, könnte man noch seine Eltern oder weitere Geschwister töten, um ihn wieder die direkte Liebe Jesu spüren zu lassen!

Interessant ist es einmal einen echten Menschen vorgeführt zu bekommen, der tatsächlich Kreuznet liest und die entsprechende Diktion übernimmt.

"Diese Bestialität schreit zum Himmel! Diese traumatisierten und seelisch zerstörten Frauen schreien doch zum Himmel! Diese unschuldigen, millionenfachen Opfer schreien doch zum Himmel! Warum - und diese Frage stand eines Nachts während einer solchen Wut-Verzweiflungs-Resignations-Attacke so verblüffend einfach im Raum - warum schreie ICH nicht zum Himmel?"

Ein guter Junge, dieser Würzburger Vorzeige-Christ.
Möglicherweise wird er eine steile Karriere im Klerus machen.

Während er den Mond ob der Abtreibungen anheult, sollte er allerdings eine Person besonders in seine Gebete einschließen:

Der Staat ist so entsetzlich dumm
täglich bringt er seine Kinder um
Einer ist noch dümmer
Macht aus Kindern Trümmer
Nur einer bringt mehr Kinder aufs Schafott
und das ist und bleibt der liebe Gott
Nach Berechnungen von Gregory Paul (THEODICY’S PROBLEM: A STATISTICAL LOOK AT THE HOLOCAUST OF THE CHILDREN, AND THE IMPLICATIONS OF NATURAL EVIL FOR THE FREE WILL AND BEST OF ALL WORLDS HYPOTHESES*) führen rund 75 % der Zeugungen nicht zu einer Einnistung im Uterus und von den wenigen, die es doch schaffen, erreichen wiederum viele niemals das Erwachsenenalter.
Früher Kindstod, Hunger, Fehlgeburten und andere Krankheiten, die der liebe Gott geschaffen hat, rotten einen großen Teil der Zellhäufchen, die den Piushanseln so wichtig sind, aus.
Letztendlich werden weniger als 20% der befruchteten Eizellen zu Kindern.
Der Grund ist eine fatale Fehlkonstruktion der menschlichen Anatomie. Meiner Meinung nach eine Folge der Evolution, aber die Hardcore-Christen glauben bekanntlich nicht an Evolution.

The female body was not well-designed for childbirth, either, since the ratio of fetal skull size to female hip size doesn’t make for great odds for the mother. Every year, more than half a million women die in pregnancy or childbirth. Natural evolution, not religion, explains the tough compromises forced on the human body, and why few embryos make it to infancy and so many mothers die in the process.
(centerforinquiry.net)

Nur die moderne Medizin in säkularen Staaten kann etwas mehr Kindern das Überleben retten.
In religiösen Ländern, die sich auf Gott verlassen, überleben die wenigstens Föten:

And worship and prayer does nothing to help these terrible odds against life. Only in modern industrialized countries using secular scientific medicine do we see infant mortality rates dramatically reduced. However, it remains generally true that countries with higher rates of religious faith have higher rates of infant mortality. Is that part of God’s plan too?
(centerforinquiry.net)

Samstag, 16. Juni 2012

Langsam reicht es - Teil III



Wochenend und kein Sonnenschein, da nahm ich mir zum Glück allein die aktuelle ZEIT vor.

Es ist nicht neu, daß in der einst so vorbildlichen Qualitätszeitung konservative Leitartikel und schwer religiotische Kirchenhuldigungen stattfinden.

Inzwischen vergeht aber keine Woche, in der die ZEIT nicht schwere Religiotie verbreitet.
Grundsätzlich freue ich mich natürlich darüber, wenn religiöse Themen von einer ernstzunehmenden Warte aus erörtert werden; erst recht wenn es sich um Papst und Kurie dreht.
Der Katholizismus ist eine unerschöpfliche Quelle des Wahnsinns. 
Aber eben nicht nur das, denn die Christlich-totalitäre Megaorganisation beeinflusst auch alles andere - Politik, Kultur, Psychologie, gesellschaftliche Debatten.
 Die kurialen Kabale, die wir im Moment erleben sind dabei ein Sahnehäubchen.

In der ZEIT vom 14.06.12 darf Religiotin Evelyn Finger nicht nur ihre Rubrik „Glauben und Zweifeln“ auf eine Doppelseite aufblasen, sondern sie schreibt auch noch den Leitartikel der Titelseite: „Rettet den Papst.“

Bis hierhin habe ich immer noch keinerlei Einwände. Es interessiert mich sogar in besonderem Maße, was eine so klar prokatholisch positionierte Redaktion zum kalten Bürgerkrieg im Vatikan zu vermelden haben.

Auf die Argumente bin ich gespannt.

Manchmal muss man fast Mitleid haben mit dem mächtigsten Mann der Welt. Der kleine alte Herr in Weiß und Purpur, der auf dem Kirchenthron oft so verloren wirkt und der über seine Wahl zum Heiligen Vater von mehr als einer Milliarde Katholiken nie besonders glücklich schien, muss jetzt ganz allein die Kirche retten. […] Man möchte rufen: Rettet den Papst!

1.)  Mitleid mit dem Mann, der 30 Jahre lang systematisch dafür sorgte, daß Myriaden Kinder weiterhin von ihren Priestern sexuell belästigt wurden konnten, indem er alle Ermittlungen an sich zog und die Strafverfolgung blockierte? Nein, Mitleid muss man gar nicht haben.
2.)  Die mächtigsten Männer der Erde sind vielleicht Herr Obama oder Herr Hú Jǐntāo oder Herr Gates oder Herr Zuckerberg. Das kann man verschieden definieren. Aber Ratzinger hat nicht nur keine Armeen, sondern es hören nicht mal seine eigenen Anhänger auf ihn. 98% der katholischen Frauen praktizieren Verhütungsmethoden, die der Papst streng verbietet.
3.)  Insbesondere dieser Papst praktiziert einen Faible für Prachtentfaltung wie es ihn hunderte Jahre nicht mehr gab. Seine Kostüme sind eher goldbeladen, mit Perlen bestickt.
4.)  Wenn Ratzinger so verloren wirkte, würde er nicht ständig massiv auf Treue zum Papstamt und Gehorsam bestehen.
5.)  Selbstverständlich war Ratzinger glücklich, als er Papst wurde. Darauf hatte er systematisch hingearbeitet und gleich bei seinem ersten großen Auftritt beim Weltjugendtag von Köln sah man ihn, wie er sich strahlend feiern ließ. Als Vorgänger JP-II starb, brachte sich der Panzerkardinal mit einer „Bewerbungsrede“ in Stellung.  Das haben  damals alle so beurteilt, als sich Ratzi mit Macht in das Sedivakanz-Vakuum gedrängt hat. Er war Dekan der Kurie, also der formal höchste Kardinal außerhalb der Regierung (Kardinalstaatssekretär) und normalerweise sitzt der zwar dem ganzen Prä-Konklave-Ablauf vor, verhält sich aber traditionell ganz neutral. Davon ist Ratzi stark abgewichen, indem er bei der Beerdigung diese lange und programmatische Rede hielt, die in der Tat allen Kardinälen signalisierte „So würde ICH das machen“
6.)  Natürlich muss Benedikt nicht die Kirche retten. Im Gegenteil. Er ist doch offenbar schwer damit beschäftigt die Gläubigen zu Millionen zu vertreiben und sich massiv unbeliebt zu machen, indem er seinen Verein politisch nach rechtsaußen und gesellschaftlich in finstere Mittelalter führt.


Und wer hilft ihm künftig, die Glaubensgemeinschaft der Christen zu führen, die ihn zwar nicht alle lieben (Reformkatholiken) und auch nicht alle brauchen (Protestanten), aber deren Religion er nun mal personifiziert?

1.)  Hat Frau Finger noch nie etwas von schweren Religionskriegen gehört? Im 30-Jährigen Krieg wurde halb Europa entvölkert und der gesamte Kontinent ein Jahrhundert zurück geworfen. Katholiken haben regelrechte Genozide vollführt, beispielsweise unter Tilly Magdeburg inklusive Kinder und Frauen ausgerottet. Die Protestanten möchten sicherlich nicht ausgerechnet vom Papst symbolisiert werden. Im Gegenteil - der Papst ist ja gerade das Symbol der Kirchenspaltung. Die Gehorsamspflicht gegenüber Rom ist DAS Hindernis für jede Ökumene.

 Finger fährt fort, der Papst sei „sehr verärgert […] über sein Staatssekretariat, weil es sich nur noch mit VatiLeaks beschäftigt, aber kaum etwas zu den jüngsten Massakern an nigerianischen Christen gesagt hat. Er ärgert sich auch über die Untätigkeit der päpstlichen Nuntiaturen.“

1.)  Es stimmt zwar - wenn man den Vikileaks-Quellen glaubt - daß sich der Papst über die Nuntiatur in Berlin ärgerte. Aber es ging dabei wieder einmal um den unbedingten Gehorsam, den er einfordert. Sein Nuntius hat sich nicht massiv gegen Angela Merkel gestellt, als sie es wagte die Holocaustleugnerentscheidung des Papstes zu kritisieren.
2.)  Ratzinger mag sich über Massaker an Christen ärgern. Ich kann das nicht beurteilen. Aber bevor die ZEIT das einfach so widergibt, sollte sie lieber daran erinnern, daß die Christen keinen Deut besser sind. Wieso sagt der Papst nichts dazu?

Nach den tödlichen Anschlägen auf zwei christliche Kirchen in Nigeria haben christliche Jugendliche Rache geübt. Mindestens fünf Muslime wurden getötet. Dies bestätigte der Sprecher der Spezialeinheit der nigerianischen Armee (STF), Markus Mdahyelya, am Montag. Bei den Opfern der Vergeltungsaktion handele es sich um Motorrad-Taxifahrer aus der Stadt Jos, hieß es. Die Attentäter reagierten mit dem Racheakt auf zwei Attacken auf Kirchen, bei denen am Wochenende mehrere Menschen getötet und Dutzende verletzt worden waren.

Schließlich holt Finger zum Rundumschlag gegen die Papstkritiker aus, die ihrer Meinung nach alle Unrecht hätten.

Viele Kommentatoren finden, der Professor Joseph Ratzinger sei selbst schuld, weil er kein Politiker werden, sondern ein Intellektueller bleiben wolle. Er komme von seinen theologischen Steckenpferden nicht herunter. Er könne und wolle nicht führen. Fahrlässig vergrabe er sich in die Bücher. Glaubensfragen interessierten ihn allemal mehr als Macht. Und deshalb sei er unfähig zur Politik. Ja, er ruiniere sein Amt. Wer aber das Papstamt ruiniert, der muss sich nicht wundern, wenn ihm die Geheimakten um die Ohren fliegen und ihn die Denunzianten überrennen. So geht die Logik der aktuellen Papstkritik.

1.)  Jein, Frau Finger. Solche Papstbeschreibungen sind in der Tat immer gleich und wenig überzeugend. Daß sich der kometenhaft in der vatikanischen Hierarchie Aufgestiegene gar nicht für Macht interessiere, halte ich ebenfalls für ausgemachten Blödsinn. Vielmehr hatte sich der jetzige Papst systematisch die Macht im Vatikan erobert. Er ist schon 30 Jahre de facto am Drücker, weil JP-II entweder verreist oder senil war, daß er vermutlich sämtliche Kardinalserhebungen zu verantworten hatte. Er wußte also genau was das für ein Konklave ist, wie sich das zusammensetzt und vermutlich hatten die auch fast alle Grund ihm dankbar zu sein.    Daß der oberste Glaubenswächter von 1,2 Milliarden Christen so naiv war, um nicht zu wissen, wie diese Bewerbungsrede ankommt und wie das seine Chancen steigert, ist wenig wahrscheinlich. Außerdem hatte er ein gutes Alter. Nach einem solchen Mammut-Potifikat wird immer ein ziemlich alter Kardinal gewählt, weil man nicht wieder so lange mit einem Typ alles blockiert haben will. So wird Ratzi gegenüber den Kollegen in der Sixtina argumentiert haben:

„Ey Leute, ich bin schon fast 80, aber noch einigermaßen fit. Also kann ich hier mal ein paar Jahre einhüten. Verdient hätte ich es ja nach all der Zeit. Ihr könnt sicher sein, daß ich hier keine Revolutionen vom Zaun breche, die Euch verwirren oder zum neu Nachdenken zwingen. Ich schreibe nur ein paar hochgeistige Texte und ihr könnt Euch derweil sortieren, in welche Richtung es dann nach mir weitergehen soll…“

Das hat er ja auch eingehalten. Keine Reformen! Dafür aber den doofen Säkularen mal gezeigt was eine Harke ist und diese eigenartigen Ökumene-Bestrebungen vom ollen Karol zurück genommen.

Evelyn Finger spricht den Katholischen Papstkritikern aber sogar ab in Sinne ihrer Kirchen handeln zu wollen:

So ist es aber nicht. Denn Geheimnisverrat wird nicht unbedingt von den Guten begangen. Und Datenklau ist zunächst einmal kriminell. Das Problem von VatiLeaks ist das Problem von WikiLeaks: Die Enthüller haben nicht unbedingt das moralische Recht auf ihrer Seite. Und Leaken führt nicht automatisch zu mehr Demokratie. »Die Lüge hat sich als Wahrheit verkleidet«, schimpft jetzt der Papst und nennt den Abdruck der Geheimakten in der Presse teuflisch. Tatsächlich sind die Papiere für Uneingeweihte kaum verständlich.

1.)  Das soll offensichtlich heißen nur der Papst und seine Getreuen hätten das moralische Recht auf ihrer Seite.
2.)  Die Wahrheit ans Licht zu bringen sei also amoralisch.
3.)  Das ist eine steile These angesichts der Tatsache, daß im siebten Jahr des Pontifikats Ratzingers und nach einem Vierteljahrhundert Ratzinger an der Spitze der Glaubenskongregation Kirchenleitungen immer noch verheimlichen und vermauscheln, wenn ihre Leute Kinder ficken. Allein die US-amerikanische Bischofskonferenz  räumte in ihrem euphemistischen Bericht zehn Jahre nach dem Hochkochen der Missbrauchsfälle ein, daß in den USA 1500 Kinder PRO JAHR von Priestern befummelt werden.

Wie Medien unter Berufung auf den Report berichteten, erhoben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 15.000 Personen Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen Kirchenmitarbeiter. Bis 2004 seien 4.392 Kleriker sexueller Vergehen beschuldigt worden; seitdem seien 1.723 hinzugekommen. Die Vorfälle, auf die sich die Anschuldigungen bezogen, seien in den 1960er-Jahren angestiegen. In den 1970er-Jahren hätten sie ihren Höhepunkt erreicht. In den 1980er-Jahren sei die Zahl der Übergriffe zurückgegangen.
Das "National Review Board", eine 2002 eingerichtete kirchliche Laienkommission zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, bemängelte den Berichten zufolge die Kommunikation zwischen Diözesen und Orden über Missbrauchsverdächtige. So würden Diözesen von Ordensleitungen teils noch immer nicht über pädophile Mitglieder informiert, die in der Diözese tätig seien.

Die Autorin der ZEIT-Titelgeschichte steht gegen Transparenz und Ehrlichkeit im Vatikan. Das hülfe nämlich nicht. Reformen, wie sie aufmüpfige Priester und die Gläubigen wollten, wären ein Weg in die Sackgasse.

 Wie kommt man da raus? Gar nicht. Wenn man den Vatikan reformiert, und davor hat Benedikt Angst, dann ist der hinterher vielleicht kein Vatikan mehr. Aber wenn man ihn nicht reformiert, dann geht er an falschem Traditionalismus zugrunde oder zerstört sich in kurialen Richtungskämpfen selbst. Kurzum: Wer den Vatikan reformiert, schafft ihn ab. Wer den Vatikan nicht reformiert, leistet seinem Zusammenbruch Vorschub. Wie rettet man also den Papst? Indem man sagt: Der Papst ist nicht an allem schuld. Geheimniskrämerei gehört zur absolutistischen Struktur der katholischen Kirche. Am besten, sie schafft den Vatikan ab und behält nur den Papst.

Vielen Dank für diesen bahnbrechenden Vorschlag auf Seite Eins von Deutschlands renommiertes Qualitätszeitung!

Wir kennen das schon von Frau Finger.


Als Joseph Ratzinger noch Chef der Glaubenskongregation war, erklärte er, warum Rom keine innerbetriebliche Demokratisierung braucht: »Wir wissen ja, dass die Demokratie selbst ein gewagter Versuch ist, dass das Entscheiden nach dem Mehrheitsprinzip nur einen bestimmten Rahmen menschlicher Dinge regulieren kann. Es wird zum Unding, wenn es auf Fragen der Wahrheit, des Guten selbst ausgedehnt würde.« Was wahr und gut ist, ist nicht diskutierbar? Das ist der Kern einer despotischen Theologie.
[…] Benedikt fürchtet die Demokratie. Seine Kirche soll so autokratisch werden, wie sie angeblich immer war.
(Evelyn Finger 25.9.2011)