Montag, 13. Juli 2020

Das bayerische Idyll.


Als Papst Benedikt gefragt wurde, wie er sich das Paradies vorstelle, antwortete er ‚wie zu seiner Kindheit in Bayern‘.
Ein wahrer Diplomat; das göttliche Jenseits stellt er sich also so vor wie die Nazi-Zeit nahe der „Hauptstadt der Bewegung“, als jeder, der aufmuckte, jüdisch oder sozialdemokratisch, oder Sinti oder Roma, schwul oder gar dunkelhäutig war ins KZ kam und vergast wurde.

„Um ehrlich zu sein: Wenn ich versuche, mir das Paradies vorzustellen, schwebt mir immer die Zeit meiner Kindheit und Jugend vor“

Wie wir wissen, versuchte Ratzinger sein Leben lang diese „paradiesischen Verhältnisse wiederherzustellen. Er unterdrückte mit brutaler Gewalt die Befreiungstheologen, die in Südamerika gegen die faschistischen Diktaturen aufstanden, setzte Bischöfe ein, die den rechtsextremen Autokraten gewogen waren und kaum ins Papstamt gewählt, holte er die faschistoiden Piusbrüder um den Holocaust-Leugner Bischof Williams zurück in den Schoß seiner Kirche.

Apropos „Pius“; im 12.000 Seelen zählenden oberbayerischen Ebersberg geht es im 21. Jahrhundert bergab. Nur noch 50% der Bewohner sind katholisch, fast 40% bezeichnen sich als „konfessionslos“ und zu allem Übel verlor die CSU bei den Gemeinderatswahlen von 2014 mit nur noch 44% die absolute Mehrheit im Stadtrat. Der berühmteste Ebersberger, Horst Mahler, sitzt als verurteilter Neonazi, Holocaustleugner und Gewalttäter im Knast.

Hach ja, als Ratzinger noch selbst als Erzbischof im über den Landstrich herrschte, war alles viel schöner.
Da lief es noch im Piusheim.

Da wurden im Ebersberger Jugenddorf Piusheim nach Herzenslust die kleinen Jungs sexuell missbraucht, vergewaltigt und auf den Strich geschickt, ohne daß jemand gleich nach der Presse rief.

[….] Massiver sexueller Missbrauch, Gewalt, Prostitution: Schwere Vorwürfe rücken ein ehemaliges katholisches Heim für schwer erziehbare Jungen ins Visier der Justiz - und bringen die Kirche und ihre Aufklärungsarbeit einmal mehr unter Druck.
Gegen einen ehemaligen Erzieher des Jugenddorfes Piusheim in Baiern im Landkreis Ebersberg und einen damals angehenden Priester wurden Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft München II eingeleitet, berichtet die dpa. Bei den Ermittlungen gehe es demnach um massiven sexuellen Missbrauch, zu dem Vorwürfe während eines anderen Prozesses vor dem Landgericht München II laut wurden.
Damals hatte ein 56-jähriger Mann, der selbst wegen schweren Missbrauchs an kleinen Kindern vor Gericht stand, angegeben, dass er in seiner eigenen Kindheit unter anderem in Baiern von mehreren Männern missbraucht wurde. Um "Sexpartys" und Prostitution sei es gegangen, berichtete der Mann, die Jungen seien am Wochenende losgezogen, um im Dorf zu klauen. Zehn Prozent der Jungen sei außerdem zum Anschaffen nach München gefahren. Zwei seiner Freunde haben es schließlich nicht mehr ausgehalten und sich erhängt. Er selbst habe auch bereits als Kind einen Suizidversuch begangen. […..]

Im April 2020 schaltete sich gar der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung ein, da Kardinal Marx nichts unternahm.

[….] Der Missbrauchsbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig forderte den Erzbischof der zuständigen Diözese München und Freising, Kardinal Reinhard Marx in einem Brief dazu auf, außerhalb der Strafverfolgung auch die schon verjährten Fälle aufzuarbeiten. "Ich wollte ihm klar sagen, dass ich es wichtig fände, wenn er jetzt ein starkes Signal pro unabhängige Aufarbeitung setzen würde", sagte Rörig gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Zeichen des Erzbischofs bleibt zunächst aus.
Marx habe auf den Brief zwar geantwortet, doch das gewünschte starke Zeichen bisher nicht gesetzt. Für die Betroffenen wäre das gerade an Ostern sicher ein wichtiger Schritt gewesen, vermutet Rörig. [….]
(R24, 17.04.2020)

Das ehemalige Ratzinger-Erzbistum weiß offiziell erst seit acht Jahren von den ungeheuerlichen Vorgängen, aber da es sich eben um die Wirkungsstätte eines Papstes handelt, denkt Marx gar nicht daran den brutal sexuell gequälten Kindern seine Aufmerksamkeit zu widmen.
Acht Jahre sind ja auch im Fluge vorbei; so schnell kam er nicht dazu sich mit dem Horrorheim zu befassen.

[…..] Die bayerischen Behörden haben schon seit Jahren Hinweise auf möglichen sexuellen Missbrauch in dem ehemaligen katholischen Piusheim in Baiern im Landkreis Ebersberg.
Bei der regionalen Anlauf- und Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder in Bayern meldeten sich nach Angaben des Landesjugendamtes zwischen 2012 und 2018 insgesamt 28 frühere Bewohner des Erziehungsheimes. [….]

Der Kardinal wurde für seine besondere Moral in den Ethikrat der Bundesregierung berufen.
Und der Papst wird bis heute verehrt; dabei war schon bevor er Erzbischof von München und Freising wurde klar, was im Piusheim passierte.

[…..] Zum Ende der Sechzigerjahre eskalierte die Situation so, dass es in aller Öffentlichkeit wahrgenommen wurde: Schwabinger Studenten zogen hinaus in den Landkreis Ebersberg, um eine Befreiungsaktion zu starten. Ihr Ziel: das Piusheim in der Gemeinde Baiern.
In Baiern sollen über Jahrzehnte Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht worden sein. Bekannt wurde dies, weil jetzt ein mögliches Opfer erstmals öffentlich über seine Zeit in der Einrichtung sprach. Eine Überraschung? Nicht für Matthias Katsch.
Die Einrichtung südöstlich von München "war schon damals berüchtigt", erzählt Katsch, der in dieser Sache seit zehn Jahren forscht; der 57-Jährige ist Mitglied der Bundesaufarbeitungskommission und Vorsitzender der Opferinitiative "Eckiger Tisch" in Offenburg (Baden-Württemberg). Das Piusheim, sagt er bei einem Telefonat am Dienstagnachmittag, "gehörte bundesweit zu den absoluten Horroreinrichtungen". Die Befreiungsaktion der Studenten glückte, zwei Dutzend Schüler des Piusheim fanden so den Weg aus Baiern in Schwabinger Verstecke. Doch dann, im September 1969, schlug die Polizei zurück. [….]

Als zuständiger Erzbischof, Kardinal und Papst hielt Ratzinger stets seine schützende Hand über die brutalen Päderasten-Priester, die die ihnen anvertrauten Kinder so sehr quälten, daß einige in den Suizid getrieben wurden.
Sein eigener Bruder, Georg Ratzinger, verfuhr über Jahrzehnte in Regensburg ganz ähnlich, prügelte wie besessen auf kleine Kinder ein, warf mit Stühlen und geriet in seinem sadistischen Jähzorn so in Rage, daß ihm beim Vertrimmen der Schüler schon mal das Gebiss aus dem Maul flog.

So geht bayerisches Idyll, so stellt sich ein Papst das Paradies vor:
Alte weiße Männer, die nach Herzenslust Kinder missbrauchen, verprügeln, quälen können und niemals dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

[…..] Thomas Haberle [58] [kam] vom Mutterhaus in Bad Tölz ins Piusheim nach Baiern, eine Gemeinde im Landkreis Ebersberg. 1976 bis 1980. […..] Auf dem Schulhof sei der "geile Pfarrer" ein Thema gewesen. "Du musst nur zum M. gehen, der verführt dich dann und du bekommst Geld", hieß es. Manche seiner Mitschüler, so Haberle, gingen sogar noch weiter - auch das hatte der Angeklagte vor Gericht erwähnt: Den Straßenstrich in München. Haberle bestätigt das: "Einige sind abends vom Piusheim aus nach Grafing getrampt, und dann mit der S-Bahn zum Stachus." In der Nähe warteten damals Männer mit Geld. […..]
In den vergangen Monaten haben sich mehrere ehemalige Piusheim-Schüler bei einer Opferinitiative und schließlich bei der SZ gemeldet, die schriftlich berichten, wie sie dort lange vor Horst M.s Dienstzeit Opfer sexuellen Missbrauchs wurden. Von Erziehern, Pfarrern oder erwachsenen Zöglingen. Auffällig: Diese Berichte stammen alle aus den Sechzigern oder davor. Also aus einer Zeit, in der im Piusheim den Überlieferungen nach gefängnisartige Zustände herrschten[…..]
Warum gab es später - bis ins Jahr 2020 - keine Berichte? Nachfrage bei der bundesweiten Opferinitiative Eckiger Tisch, wo die Informationen zu Piusheim-Opfern bei Matthias Katsch zusammenlaufen. Seine Erklärung: Die mutmaßlichen Opfer von Horst M. ließen sexuelle Handlungen "in ihrer Selbstwahrnehmung freiwillig" über sich ergehen. "Oft fühlt man sich dann selbst schuldig und verantwortlich", so Katsch. Aber, sagt er, egal wie die Jugendlichen dies damals interpretierten: "Natürlich ist das sexueller Missbrauch von minderjährigen Schutzbefohlenen." […..] Träger der Einrichtung war bis 1982 der katholische "Verein zur Betreuung der verwahrlosten und bestimmungslosen Jugend" vom Erzbistum München-Freising. […..]