Dienstag, 3. März 2020

Drobbi ist traurig

Als im Jahr 2015 eine überparteiliche Koalition aus Sadisten in dem womöglich ruchlosesten Akt seit der Nazizeit einen Anschlag auf den Humanismus verübte, triumphierten die Kirchen.
Sie hatten sich, wieder einmal, Gewalt über die intimsten und essentiellsten Angelegenheiten des Individuums verschafft.
Nämlich über das Leben an sich.
Ganz in der Tradition der 2016 von Papst Bergoglio heiliggesprochenen „Hexe von Kalkutta“, die sich am Leid der Sterbenden ergötzte und ihnen Schmerzlinderung verweigerte, zwang eine Mehrheit der Bundestagsabgeordneten ihre bestialische Weltsicht auch der Mehrheit der Bevölkerung auf, die eine fundamental andere Sicht auf ihr eigenes Leben hat; die Möglichkeit haben möchte selbstbestimmt zu sterben und dabei nicht nur nicht im Stich gelassen werden will, sondern Hilfe haben möchte. Hilfe, die ihnen die meisten Bundestagsabgeordneten nicht nur verwehrten, sondern sogar unter Strafe stellte.

Letzte Woche stellte das Bundesverfassungsgericht diesen gewaltigen moralischen Skandal ab.
Es drehte aber nicht das Kräfteverhältnis zwischen Religiösen und Nicht-Religiösen um, indem es etwa diesmal den Gläubigen die Sicht der Ungläubigen aufgezwungen hätte. Nein, es lässt natürlich den Christen alle Freiheiten, die sie vorher hatten, sie müssen nichts aufgeben, nichts ändern und können mit ihren Leben verfahren wie bisher. Es werden lediglich die Humanisten davon befreit sich auch diesen Vorstellungen einer primitiven Hirtenkultur zu unterwerfen.
Ein guter und richtiger Schritt von Voßkuhles Jungs.
Aber auch ein unvermeidbarer Schritt der Richter, da in den vergangenen 2.000 Jahren das Christentum ausschließlich auf der falschen Seite stand. Alle Menschenrechte mussten gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden. Frauenwahlrecht, Kinderarbeit, Sklaverei, Homosexualität, Gleichberechtigung, Leibeigenschaft, Recht der ersten Nacht, Verbot gemischtrassiger Ehen, Verbot gemischt konfessioneller Ehen, Folter, Prügelstrafe, Vergewaltigung in der Ehe, Glaubensfreiheit, Kinderehen, Kolonialismus, Untertanengeist, Bildungsfeindlichkeit, Pressefreiheit. Immer vertraten die Christen die unmenschlichste Position.
Sie segneten Waffen, verlangten Kreuzzüge, ließen weltweit foltern und morden. Inquisition, Hexenverbrennung, Auto Dafés.
Auch im Jahr 2020 sind es die organisierten Christen, die in den USA vehement für Militär, Waffenbesitz, Trump, Folter, Rassismus und gegen Feminismus, Homorechte, Umweltschutz oder Tierrechte agitieren.

Eine Organisation, die nach 2.000 Jahren eine derartig negative Leistungsbilanz aufweist, mehr Kriege als jede andere Ideologie anzettelte, mehr Menschen als Hitler umbrachte, gegenwärtig weltweit damit beeindruckt Myriaden Kinder sexuell missbraucht zu haben und deren Vergewaltiger schützt, hätte allen Grund dankbar zu sein, vom Verfassungsgericht nicht verboten worden zu sein. Sie behalten all ihre Privilegien, lassen sich mit Milliarden Euro auch von atheistischen Steuerzahlern finanzieren.
Demut und Reue wäre angezeigt.

Allerdings nicht bei Matthias Drobinski, dem notorisch larmoyanten Kirchenredakteur der Süddeutschen Zeitung.
Er verfällt in das typische Muster all seiner Artikel: Ein einziges Aufseufzen über den Machtverlust der Kirchen, die sich nun infinitesimal umorientieren müssten, um ihre Ideologie auch weiterhin maximal durchzusetzen.

[…..] Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Sterbehilfe hat in der vergangenen Woche in aller Schärfe gezeigt: Die Positionen und ethischen Maximen der christlichen Kirchen haben jene selbstverständliche Wirkkraft verloren, die sie in der Bundesrepublik über Jahrzehnte hinweg hatten, im Guten wie im Schlechten. Es waren allen voran die Kirchen, die sich für ein Verbot von Sterbehilfevereinen einsetzten und dafür, dass der assistierte Suizid nur in Grenzfällen möglich ist; eine große Mehrheit im Bundestag hat 2015 ein Gesetz beschlossen, das dem Rechnung trägt. […..] Es werden verschiedene Sterbehilfevereine ihre Arbeit aufnehmen. Der Gesetzgeber wird versuchen, dazu strenge Regeln aufzustellen, die Vereine werden dies im Zweifel bekämpfen, im Rücken die Maxime des Verfassungsgerichts: Der freie Wille zum Tod steht über allem. […..] Trotzdem hat sich etwas verschoben. Das Verfassungsgericht macht letztlich mit umgekehrten Vorzeichen das, was die Kirchen lange taten: Es erklärt die Grauzonen für inexistent, die den meisten, ja fast allen Todeswünschen zu eigen sind. Für die Kirchen war der Selbstmord eine Todsünde, die, ohne Zweifel, direkt in die Hölle führte. […..] Es gab Kirchenvertreter, die gegen jegliche Freigabe der Sterbehilfe einwandten: Es müssen leider am Ende des Lebens einige leiden, damit die Gesellschaft insgesamt nicht auf die schiefe Bahn gerät. […..] Die Zeit dürfte vorbei sein, in der sich die Urteile des Bundesverfassungsgerichts selbstverständlich in der Nähe der kirchlichen und christlichen Normvorstellungen bewegten. Den Christen weht da der raue Wind der beginnenden Minderheitensituation entgegen. Das ist aber auch eine Chance: Sie können sich mit der Kraft ihrer eigenen Überzeugungen und des eigenen Beispiels der Debatte stellen. […..] Und sie können dem mit Respekt begegnen, der sich für den Tod entscheidet. Als Akt der Nächstenliebe. […..]

Wie kommt Drobinski auf die Idee, es wäre sinnvoll die Kirchen in ethischen Belangen nach 2.000 Jahren des Totalversagens überhaupt noch zu fragen?
(Shout out an den großartigen Matthias Krause für den Gedanken.)

(…..) Eins der größten Rätsel des deutschen Journalismus wird für mich immer die Frage sein, wieso sich die an sich hochvernünftigen SZ-Chefredakteure Heribert Prantl, Kurt Kister und Wolfgang Krach immer noch den frommen Katholiken Matthias Drobinski, 52, als Redakteur halten.

Nicht nur, daß es ohnehin völlig absurd ist einen hochbefangenen Kirchenfuzzi über Kirchenthemen schreiben zu lassen, so ist Drobinski auch noch von einer schweren Echolalie befallen und schreibt in seinem stets larmoyanten Ton auch immer wieder das Gleiche:

Hach, wie traurig, die Kirche verliert Mitglieder und die Pfaffen sind frustriert. Dabei ist Franzl doch so super. Menno! Es kann aber nicht nur am Zölibat meiner heißgeliebten katholischen Kirche liegen, weil die Protestanten mindestens genauso schrumpfen. (Ätschibätsch)
Die Ursachen für das Wegsterben des kirchlichen Lebens sind also irgendwie ganz kompliziert. Das ist eine große Aufgabe für die Bischöfe und alles ist ganz furchtbar traurig, weil die Kirche doch so wichtig ist!

Die SZ verfügt über einige der besten Edelfedern Deutschlands – was wäre es für eine Wonne, wenn man auch zu kirchlichen Themen Spitzenjournalismus aus München bekäme. (…..)

So ist das eben mit Religioten. Sie leiden an einer schweren Inselverarmung und sind rationalen Argumenten nicht zugänglich.