Mittwoch, 1. Januar 2020

Impudenz des Jahres 2019


Und schon wieder einmal zeigt der Kalender einen „01.01“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Jahres zu küren.

Zu gerne werden in den amerikanischen Newssendern die beiden Investigativ-Ikonen Carl Bernstein (*1944) und John Dean herumgereicht.


Pulitzer-Prize-Gewinner Bob Woodward (*1943) und Carl Bernstein, gespielt von Dustin Hoffman in der Verfilmung „All the President's Men“ waren die beiden Washington-Post-Reporter, denen „Deep Throat“ im Jahr 1972 die entscheidenden Informationen des Watergate-Skandals über den US-Präsidenten Nixon zuspielte.
Erst im Jahr 2005 erfuhr die Welt die Identität des Whistleblowers; FBI-Associate Director Mark Felt war „Deep Throat“.
John Dean (*1938) war von 1970-1973 der republikanische White House Counsel Richard Nixons, der ausführlich vor dem Kongress aussagte und wesentlich zur Aufklärung des Skandals war.
Noch heute werden weltweit politische Megaskandale mit dem Suffix „gate“ versehen, um an den größten vorstellbaren Skandal der westlichen Welt zu erinnern.

Dean und Bernstein werden naheliegenderweise von CNN-Anchors nach Parallelen des Trump-Impeachments zum Nixon-Impeachment gefragt.
Der geflügelte Spruch lautet „Trump is like Nixon with morons“ und Bernstein ergänzt gern, daß natürlich der Fall Trump wesentlich schlimmer als der Fall Nixon sei, weil damals das System funktioniert habe.
Nixons kriminelle Machenschaften wurden aufgeklärt und schließlich nahmen sich die Führer der Präsidenten-Partei GOP ein Herz, marschierten vom Kongress zum Weißen Haus und sagten ihrem eigenen Präsidenten, das Maß sei voll. Sie würden ihn aus dem Amt entfernen. Nixon verfügte noch über so viel Restanstand der Peinlichkeit zuvor zu kommen und trat zurück.

  
Die Impudenz des Jahres 2019 ist die aktuelle republikanische Partei, die nichts mehr mit der von vor 45 Jahren gemeinsam hat.
Die 2019ner GOP verfügt noch nicht mal mehr über rudimentäre Verfassungstreue. Sie versuchen gar nicht mehr der Anschein von Ehrlichkeit oder Moral zu erwecken, sondern stellen sich hinter einen 15.000-fachen Lügner, dessen „high crimes and misdemeanors“, die am 18.12.2019 zum förmlichen Impeachmentverfahren führten, mit einer überwältigenden Fülle von Beweisen belegt wurden.


Es gibt aber keinerlei Rückgrat mehr in der Regierungspartei.
Sämtliche GOP-Kongressmitglieder haben sich dafür entschieden sich ihrer Furcht vor Trumps Twittertiraden hinzugeben und keinen Finger für die Bürger oder die US-Verfassung zu rühren.


Keine einzige republikanische Stimme gab es für das Impeachment.
Die Impudenz des Jahres ist eine von Feigheit und Angst geprägte ruchlose Sekte.


[…..] Jeder kennt die Wahrheit. Jeder weiß, was Donald Trump getan hat. Selbst der notorische Lügner Trump kann nicht genug lügen, um die Wahrheit zu verdecken. Und die Wahrheit ist: Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hat sein Amt und seine Macht missbraucht, um sich einen persönlichen politischen Vorteil zu verschaffen. Er hat die ukrainische Regierung erpresst, damit diese ihre Staatsanwälte gegen einen innenpolitischen Gegner Trumps ermitteln lässt, den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden.
Das sind die Fakten. Wer sie kennen will, der kennt sie, dazu braucht es die öffentlichen Anhörungen eigentlich nicht, mit denen die Demokraten jetzt im Kongress beginnen. Und es gibt in Washington außer Trump auch praktisch niemanden mehr, der sich die Blöße geben will, diese Fakten ernsthaft zu bestreiten. […..]
Was es hingegen in beliebiger Anzahl gibt, sind republikanische Abgeordnete und Senatoren, die diese Fakten ignorieren, entschuldigen oder herunterspielen; die auf den Demokraten herumhacken, weil diese die Fakten ans Licht gebracht haben; oder, und das ist die jüngste Variante, die die Fakten zwar anerkennen, sie aber gleichzeitig dadurch wegzuerklären versuchen, dass sie sagen, Donald Trump - immerhin der Mann, den sie ansonsten als einen ganz großartigen Präsidenten loben - sei einfach intellektuell zu beschränkt und emotional zu instabil, um dafür verantwortlich gemacht werden zu können, was er getan hat.


[…..] Der Präsident [rechnet] damit, dass die blanke Angst ihn rettet: die Angst der republikanischen Parlamentarier, dass die eigenen Parteianhänger revoltieren und sie rauswerfen, wenn sie sich gegen Trump stellen; und die Angst der Partei, dass die Präsidentschaftswahl nächstes Jahr verloren geht, wenn sie sich jetzt per Impeachment ihres Kandidaten entledigt.
Die Angst, dass Amerikas Demokratie vielleicht irreparablen Schaden nimmt, wenn Trump weiterregiert, wiegt die Angst der Republikaner vor dem Absturz in die Opposition nicht auf. Auch das gehört zur Wahrheit: Trump tut, was er tut. Aber es ist die Feigheit der Republikaner, die ihn damit davonkommen lässt. [….]

Vollends offensichtlich ist nun auch, was es mit den christlichen Überzeugungen der GOPer, die sie immer wie eine Monstranz vor sich hertragen, auf sich hat: Gar nichts!
Kirche, evangelikale Talkingpoints, family-values, christliche Moral – all das war über viele Dekaden der Markenkern der Partei und stellte sich in nur drei Jahren als völlige Illusion, als Methode die Wähler einzunebeln heraus.
Im Zweifelfall robben republikanische Senatoren, Kongressabgeordnete, Gouverneure, Parteiführer genau wie die Myriaden fanatisierten Trumpisten der Cult-leader-gatherings schleimspurziehend auf Knien dem Amoralisten hinter her. 


Trump, dem Serial-Adulterer, porn-star-Ficker, Pussy-grabber, Multi-Todsünder und vulgärsten Sexisten der USA, der sich in seinem zunehmend psychotischen Wahn nun offenbar auch für göttlich hält und somit in den Augen „wahrer Christen“ schwer Blasphemie begeht.

[….] Donald Trump has promoted a post claiming he is “heaven sent” and suggesting Barack Obama “kicked” Jesus out of the US in a string of tweets just days after Christmas.
The president spent some of his Friday evening retweeting praise for himself, including one post from January 2018 with a picture of a man who appears to be Jesus Christ and a caption saying: “Obama kicked me out. Trump invited me back.”
“I truly believe this man was heaven sent in order to save and protect the most gracious, benevolent, and in turn, prosperous country ever,” the caption to the post said, referring to the president. […..]

Aber die Evangelikalen und Republikaner sind eben keine konsequenten Christen, sondern bloß ganz miese Heuchler, die ihr Christentum verwenden, um sich selbst moralisch gegenüber anderen zu erheben. Christentum, um ihren Hass auf Minderheiten, auf Ausländer, Dunkelhäutige, Muslime, Ungläubige, Demokraten, Liberale, Sozialisten zu kaschieren.

[….] In response to the Christianity Today editorial calling for his removal, Trump called the magazine a “left-wing rag” and said, “I have done more for Christianity than Jesus.”
 “I mean, the name of the magazine is Christianity Today, and who is doing more for Christians today? Not Jesus. He disappeared; no one knows what happened to him. But I’m out there every day protecting churches from crazy liberals.”
While Trump admitted that Jesus did do some things for Christianity in the past, Trump said he was doing more now and it was more substantial. “I’m appointing judges to help protect religious rights,” Trump stated. “How many judges has Jesus appointed? He says something about judging people in the future, but I ain’t seen it.” […..]

Christentum in der übelsten Ausprägung, als Versicherung der „Wir sind besser als die!“-Attitüde, als Instrument der Spaltung und des Unfriedens.
Ein in dieser Hinsicht auch sehr erfolgreiches Christentum – im Jahr Trump 3 gab es mehr Opfer durch Mass-shotings, mehr antisemitische Attacken, mehr hate-crimes denn je in den USA.
Nun traut man sich wieder  Schwule, Schwarze, Juden auf offener Straße zu bepöbeln, anzugreifen oder auch gleich zu erschießen.
Trump, seine Medien, seine Partei feuern die Gewalt an.

  
Das viel größere moralische Versagen trifft die GOP, die ihm nach Gewalt, Geld und Gemeinheit gierend hinterhereifert.



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