Dienstag, 26. Februar 2019

Schamlosigkeit Extrem


Was hält man von einem Mann, der sich für den Job als mächtigster Mann der Welt bemüht und als erstes offen rassistisch Ausländer zu Kriminellen und Drogendealern herabwürdigt und auf offener Bühne ein Behinderten verspottet und imitiert? So geschehen im November 2015, als Trump den an Arthrogryposis leidenden New York Times Reporter Serge Kovaleski “ridiculete”.


Trump-Fan und Möchtegern-potus Chris Christie saß neulich bei Bill Maher und erzählte, wie er sich im Juli 2015 zu einem Strategiemeeting mit Jeb Bush traf nachdem Donald Trump über John McCain hergefallen war.


Der fünfmalige Vietnam-Drückeberger vergeht sich am Nationalhelden McCain, der jahrelang in Vietcong-Gefangenschaft so schwer gefoltert wurde, daß er bis an sein Lebensende davon gezeichnet war.
Veteranen sind ohnehin heilig in den USA. Noch heiliger sind sie den Republikanern. Und noch heiliger als normale Veteranen sind ehemalige POW (prisoners of war). Aber die allerhöchste Stufe der Heiligkeit ist ein POW, der über Jahre gefangen und gefoltert wurde. Von dieser allerhöchsten
Heiligenkategorie gibt es wiederum nur einen, der es anschließend zum legendären GOP-Senator und GOP-Präsidentschaftskandidaten brachte; John McCain.

[….] Republican presidential candidate Donald Trump slammed Sen. John McCain (R-Ariz.), a decorated Vietnam War veteran, on Saturday by saying McCain was not a war hero because he was captured by the North Vietnamese.
“He’s not a war hero,” Trump said. Sarcastically, Trump quipped, “He’s a war hero because he was captured.” Then, he added, “I like people that weren’t captured.” [….]

Man kann nicht John McCain derartig beleidigen und das politisch überleben. Schon gar nicht, wenn man auf GOP-Ticket reist. „End of the run“ – anders ging es gar nicht-
Das war für Bush und Christie so klar, daß sie überlegten, ob sie nach dem nun unvermeidlichen Ausscheiden Trumps aus dem Rennen nun als gemeinsames Ticket antreten würden.

POW

Bis heute ist nicht wirklich klar wieso die elementarsten Regeln des Anstandes und über Jahrhunderte geltende moralische Standards der US-Gesellschaft nicht für Trump gelten.


Heilig wie POW-Familien sind/waren immer auch Gold-Star-Familien, also Angehörige eines gefallenen US-Soldaten.
Auch diese Hürde riss Trump, als er ein Jahr später mehrfach lästernd über das Goldstar-Paar Khizr Muazzam Khan Ghazala Khan herfiel, deren Sohn Captain Humayun Khan (1976 – 2004) im Irakischen Baqubah bei einer suicide attack zerfetzt wurde und posthum als Kriegsheld mit Purple Heart und Bronze Star geehrt wurde.
Trump, der five-time-draft-dodger, aus dessen Familie kein einziges Mitglied jemals Soldat war müsste eigentlich besonders vorsichtig sein, aber für ihn gelten keine Regeln.

 [….] Republican presidential hopeful Donald Trump has attracted outrage by mocking a dead US Muslim soldier's mother.
Ghazala Khan stood silently next to her husband as he attacked Mr Trump in an emotional speech to the Democratic National Convention on Thursday.  Mr Trump suggested she may not have been allowed to speak.
[….]  "If you look at his wife, she was standing there," he said, "She had nothing to say... Maybe she wasn't allowed to have anything to say. You tell me."
But former president Bill Clinton, the husband of Democratic nominee Hillary Clinton, said: "I cannot conceive how he can say that about a Gold Star mother." [….] Ohio Governor John Kasich, a former rival to Mr Trump for the Republican nomination, tweeted: "There's only one way to talk about Gold Star parents: with honour and respect."
In an interview for ABC on Saturday, Ghazala Khan said: "When I was standing there, all of America felt my pain, without a single word. I don't know how he missed that." [….]

Trump ist immun gegen die tödlichsten politischen Waffen, die jeden anderen Präsidentschaftsbewerber in Sekunden ausknocken würden.

Es gab noch das “Access Hollywood”-Tape, das nur einen Monat vor der Präsidentschaftswahl veröffentlicht wurde.

Wieder war die Welt sicher, daß er nun aus dem Rennen wäre.

[….]  Trump: I moved on her, actually. You know, she was down on Palm  

Beach. I moved on her, and I failed. I’ll admit it.
I did try and fuck her. She was married.
No, no, Nancy. No, this was [unintelligible] — and I moved on her very heavily. In fact, I took her out furniture shopping.
[….] I moved on her like a bitch. But I couldn’t get there. And she was married. Then all of a sudden I see her, she’s now got the big phony tits and everything. She’s totally changed her look.
Billy Bush: Sheesh, your girl’s hot as shit. In the purple.
Trump: Whoa! Whoa!
Bush: Yes! The Donald has scored. Whoa, my man!
Trump: Look at you, you are a pussy.
[….] I better use some Tic Tacs just in case I start kissing her. You know, I’m automatically attracted to beautiful — I just start kissing them. It’s like a magnet. Just kiss. I don’t even wait. And when you’re a star, they let you do it. You can do anything.
[….] Bush: Whatever you want.
Trump: Grab ’em by the pussy. You can do anything. [….]

Solche Sprüche würde ein Kanzlerkandidat noch nicht mal im viel liberaleren Deutschland überstehen.
Aber im prüden Amerika?
Und dann auch noch ein konservativer Kandidat, der die höchsten Zustimmungsraten bei evangelikalen Christen genießt?

Dieser Trump brachte es in zwei Jahren Präsidentschaft bisher auf 8.000 öffentliche Lügen und schafft es alle, die seine Lügen aufdecken, als „Fake News“ zu diskreditieren.

 [….] Since taking office, Trump has made 7,645 ‘false or misleading claims’. In October he said 1,200 things that were false or misleading, according to Fact Checker database. [….]

Nur dieser in GOP-Drachenurin Gebadete bringt es fertig als US-Präsident nach Vietnam zu fliegen und sich dort als Held zu inszenieren.

[….]  Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sind zu ihrem zweiten Gipfel in Hanoi eingetroffen. [….] der US-Präsident spekuliert offenbar auf den Friedensnobelpreis.


[….] Trumps und Kims erstes Treffen in Singapur war eine PR-Show, nun müssen sie fassbarere Erfolge bringen. Blumige Absichtserklärungen reichen nicht mehr. Ohne "konkrete, überprüfbare Fortschritte bei der Denuklearisierung", wie es nicht nur die US-Demokraten fordern, wäre auch dieser Gipfel eine Luftnummer.
 Für Trump werden diese zwei Tage im schwülen Hanoi zu einer der wichtigsten Bewährungsproben seiner Präsidentschaft - die zugleich diese Woche mal wieder überschattet wird von den immer dramatischeren Skandalen daheim. Doch Trump liebt das Risiko: Er selbst soll diesen Gipfel forciert haben - mit Blick auf die Wahlen. [….] Doch keiner in der US-Delegation hat eine schlüssige Antwort auf die Frage, was Trump und Kim hier überhaupt erreichen sollen - und wie. [….] Zudem hat jeder seine eigene, konfuse Agenda. Die Pläne der Amerikaner ändern sich zum Beispiel je nachdem, wen man fragt. Seit Singapur verschiebt Trump selbst immer wieder die Messlatte. [….] Er lässt oft durchblicken, dass er auch, wie sein Vorgänger Barack Obama, einen Friedensnobelpreis verdiene, weil er - so behauptet er - schließlich einen Atomkrieg verhindert habe.






Einstweilen überhäufen sich Trump und Kim mit Komplimenten und Schmeicheleien. Wie ein "verknallter Teenager", so die "Washington Post", zeige Trump gerne Kims "Liebesbriefe" herum. Darin preise Kim die Ausdauer und Weisheit des mehr als doppelt so alten US-Präsidenten. [….] (Marc Pitzke, 26.02.19)