Mittwoch, 28. Februar 2018

Ab in die Groko.



Dieses ist ein persönlicher Blog und keine auf Neutralität angelegte Internet-Zeitung. Seit elf Jahren blogge ich jeden Tag; bis auf ganz wenige Ausnahmen, wenn mich das Internet im Stich ließ und ich zwangsweise offline war.

Der ein oder andere fühlt sich ermuntert schon mal nachzutreten.



 
Internet eben.
Nun gab es eine ganz anders verursachte Pause; ich verbrachte sie letzten acht Tage im Krankenhaus in der Unfallchirurgie.
Es gibt hier zwar ein Krankenhaus-WLAN und ich habe auch mein Notebook dabei, aber bisher reichte es nur für ein paar Emails und ein kurzes Checken der Nachrichtenseiten.
 Ein paar Tage ohne Trump sind ganz schön, aber wann immer man sich rein zufällig wieder in die Medienwelt einklinkt, ist diese unfassbare orange Peinlichkeit wieder da und hat so sicher wie das Amen in der Kirche soeben wieder einmal sein eigenes Niveau selbst unterschritten.

Ein neues Schoolshooting? Wäre nicht passiert, wenn viel mehr Waffen da wären und bis an die Zähne bewaffnete Lehrer sofort zurückgeballert hätten.
Wäre auch nicht passiert, wenn Trump persönlich anwesend gewesen wäre, weil er so unfassbar mutig ist, daß er auch unbewaffnet dem Schützen entgegen gestürmt wäre.


Bei dem Fototermin mit den Überlebenden  und Angehörigen der Opfer hält Trottel Trump seinen „I hear you“-Spickzettel in die Kamera. You cannot make this shit up – der Mann ist so ein soziopathischer Egomane, daß er nie von selbst auf die Idee kommen könnte, daß andere Menschen auch irgendeinen Wert haben

Ich nehme das nur dosiert wahr, da ich die üblichen fünf mentalen Phasen des Krankenhausaufenthaltes in Reinkultur durchlebe:

1.) Helfen sie mir! Tun sie was!

2.) Fatalistische Ergebenheit in die Umstände. Ist mir egal, ob ich aus der Narkose aufwache. Pieksen, schneiden, hämmern sie doch wie sie wollen.

3.) Erkennen wie dramatisch unangenehm es ist bei seinen biologischen Grundfunktionen nicht mehr selbstständig zu sein.

4.) Besserwisserische Analyse der Handlungsabläufe, überall Fehler und Missstände entdecken, die man aber großzügig ohne Beschwerden und ohne zu klingeln hinnimmt, weil man ja nicht die Art von Patient sein will. Die Angestellten hier haben es schwer genug.

5.) Aufbrauchen der eigenen Geduld. Kann der nicht einmal die Vene sofort treffen beim Blutabnehmen? Muß ich jedes Mal betteln um die Schmerzmittel? Ist auch eine längere Visite als 25 Sekunden möglich? Könnte man mal ein paar Fragen beantwortet bekommen? Und wieso stimmt das Klischee mit diesem absolut ungenießbaren Fraß immer noch? Wie schwer kann es sein Brot, Käse und eine Tomate aufzutreiben, sie nicht aus Fensterkitt bestehen und womöglich sogar über Eigengeschmack verfügen?

Zwischendurch war jemand in meiner Wohnung, hat mir Bücher, Unterhosen, T-Shirts und die SPD-Mitgliedervotum-Wahlunterlagen gebracht.
Es hilft ja nichts.
Deutschland braucht eine Regierung und die letzte Groko setzte im internationalen Vergleich mit 80% sogar extrem viel ihrer eigenen Versprechungen um. Wieso also nicht glauben, daß gute Leute wie Scholz und Maas auch in der mutmaßlich nächsten Regierung etwas Richtiges tun?

[….] SPD und Uni­on ha­ben ei­nen Ko­ali­ti­ons­ver­trag aus­ge­han­delt, der eine or­dent­li­che Grund­la­ge für Re­gie­rungs­ar­beit böte und die Hand­schrift der So­zi­al­de­mo­kra­tie trägt. Na­tür­lich war es ty­pisch für die Ge­nos­sen, sich un­mit­tel­bar nach die­sem Er­folg wie­der in Schar­müt­zeln zu er­ge­hen. Aber ge­nau das zeigt, dass die Pro­ble­me in der Par­tei selbst lie­gen. Es wäre un­reif, die ei­ge­nen Schwie­rig­kei­ten auch wei­ter­hin auf an­de­re zu schie­ben. Nicht die Kanz­le­rin ist für die jüngs­te Kri­se der SPD ver­ant­wort­lich. Die So­zi­al­de­mo­kra­ten müs­sen sich also mit sich selbst be­schäf­ti­gen, rei­fen. War­um soll­te dies leich­ter in der Op­po­si­ti­on sein als in ei­ner Re­gie­rung? Op­po­si­ti­on ist kei­ne Reha-Zone. Das Ei­ge­ne lässt sich in der Ver­ant­wor­tung bes­ser ein­brin­gen. Und in der Ver­ant­wor­tung lässt sich bes­ser prü­fen, ob das Ei­ge­ne rea­lis­tisch ist, ob es Be­stand hat.
Die Gro­ße Ko­ali­ti­on ist der Gro­ße Kom­pro­miss. Aber die De­mo­kra­tie ist nun mal die an­spruchs­volls­te Staats­form. Sie for­dert zu­gleich Lei­den­schaft und die Fä­hig­keit zu prak­ti­scher Ver­nunft, zum Kom­pro­miss. Was muss, das muss. [….]
(Susanne Beyer, Spiegel-Leitartikel, 23.02.2018)

Gern würde ich noch genauer analysieren, wie nach der CDU auch die SPD ihre Personalien in der Groko lösen wird.
Das neue Kabinettsmotto bedeutet offensichtlich einen katholischen Durchmarsch und das Entfernen aller Ossis aus der Regierung.

Aber staunend stelle ich fest, daß mein Körper nicht wie der von Actionhelden in Hollywoodstreifen ist, die angeschossen, aufgeschlitzt, überfahren und zerbrochen immer weiterrennen.

Sind es die Nachwirkungen der OP? Nebeneffekte der Narkose und des Analgetika-Cocktails? Oder wehrt sich mein bisher völlig Tattoo-, Piercing- und Schmuckfreier Körper gegen all das Metall, das in meine Beinknochen gehämmert und geschraubt wurde?

Es regt mich gar nicht so auf wie es eigentlich sein sollte, wenn Medien und Politiker einhellig die tiefe katholische Gläubigkeit der CDU-Generalin preisen.
Religiotie wird immer noch zu 99% positiv konnotiert.

[….] Annegret Kramp-Karrenbauer spricht, aber im Saal regt sich keine Hand. Schlimmer noch, die knapp 1000 Delegierten des CDU-Parteitags schweigen ihre künftige Generalsekretärin an. Eine solche Situation ist der Albtraum jedes Politikers, erst recht wenn einen diese Delegierten später noch zur neuen Generalsekretärin wählen sollen. In diesem Fall ist es aber nicht so dramatisch, denn Kramp-Karrenbauers erste kurze Rede ist nicht an die CDU gerichtet, sondern an den lieben Gott. Die saarländische Ministerpräsidentin, auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, spricht eine der Fürbitten während der ökumenischen Morgenandacht vor Beginn des Parteitages. […..]

Na toll, eine LGBTI-diskriminierende Populistin ist nun der neue Polit-Superstar Deutschlands. Von und zu Guttenberg lässt grüßen. Wie mich diese Hypes von Gottkanzler Schulz bis zum Jammer-Martin nerven.
Aber ich bin immer nur 30 Minuten online, will nach einer Zeitungsseite Lesen wieder schlafen.

Aber an Schlafen oder ausruhen ist natürlich nicht zu denken.
Ich bin ein Psycho. Ich kann diese private Öffentlichkeit nicht ertragen.
Natürlich schlafe ich hier NULL, weil man auf diesen knarrenden Gummimatratzen liegt, die Betten heiß und schwer sind, weil das einfach grundsätzlich nicht geht, wenn ich hier quasi mit Schwingtür liege und ich weiß, daß dauernd fremde Leute reinplatzen.

Die ersten 48 h war ich mit einem Mittsiebziger im Doppelzimmer, der eigentlich ein guter Typ war, ehemaliger Lehrer, der auch viele Jahre in Guatemala und anderen ärmsten Ländern unterrichtete und Kinder liebte. Einer, der mir wieder illustrierte wie unnormal ich bin, indem er sich mir bei offener Badezimmertür unten ohne präsentierte, sich neben mir umzog, rülpste, furzte, schmatzte.
Mich ungefragt, aber umso ausführlicher über seinen Stuhlgang aufklärte, dessen Konsistenz erläuterte.
Das sind im Krankenhaus bei immobilen Menschen tatsächlich nicht völlig irrelevante Themen, aber ich will das weder wissen, noch hören, noch drüber reden! Bitte keine Details über Gerontenexkremente, wenn ich mich ohnehin mies fühle.
Dieser Pflegeazubi, nach meiner Schätzung gerade 12, kommt morgens als erstes in mein Zimmer, misst Blutdruck und Temperatur, fragt nach Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10 und fährt fröhlich fort:

"HATTEN SIE STUHLGANG?"
"Wie oft?"
"Weich oder hart?"

Heute beeindruckt man die jungen Dinger offenbar nicht mehr mit seiner Briefmarkensammlung, sondern mit dampfenden Kackhaufen.
Andererseits: Trump ist Präsident geworden. Da sollte einen nichts mehr wundern.
Die Menschen sind anders als ich und tun Dinge, die ich niemals täte.
Und sie ignorieren Dinge, die mich in den Wahnsinn treiben. Sie nehmen gar nicht war, interessieren sich nicht für andere.

Außerdem ist mein Zimmer gegenüber der „Teeküche“, in der offensichtlich einige Großkobolde auf Speed rund um die Uhr einen infernalischen Lärm machen, wenn sie mit möglichst großer Wucht die Teller ineinander werfen, Schranktüren zudonnern und sich dabei natürlich laut grölend über den ganzen Flur unterhalten. Warum Zimmerlautstärke, wenn man auch mit Achterdeckstimme grölen kann?
Warum piano bei der Morgentoilette, wenn man auch fortissimo possibile allen Kranken auf der Station die Nerven rauben kann?
Mit weniger Tilidin und Dipidolor im Blut würde ich mich mehr aufregen.
(Vollbild „mentale Phase 5 des Krankenhausaufenthaltes“)

Leo Fischer ist aber gerade nicht auf Droge.

[….] »Wenn ich nur mit Sympathie und Netzwerken agieren würde, wäre ich heute nicht hier, wo ich bin«, sagt sie. »Sondern da braucht man auch ein Stück Ellenbogen dazu, um auch eigene Interessen durchzusetzen.« Tatsächlich besteht AKK ausschließlich aus Ellenbogen, und die meisten von ihnen sind direkt nach unten gerichtet. [….]
Homosexuelle gehören letztlich nicht zu uns, zersetzen die Volksgemeinschaft, sind im Grunde eine Gesundheitsgefahr: Sätze, die man AfDlern niemals verzeihen würde, wurden von der CDU, wurden von Merkel billigend abgenickt. Vollstes Verständnis haben bei AKK auch sogenannte Lebensschützer, die Frauen mit Abtreibungswunsch terrorisieren - dein Bauch gehört ihr: »In einer Gesellschaft läuft einiges schief, wenn sich die Öffentlichkeit nicht mit 1278 Abtreibungen allein im Saarland beschäftigt, sondern über eine Kampagne zum Thema aufregt«, ließ sie sich zitieren. Sie griff Kopftücher an, wollte aber Kreuze in Gerichtssälen hängen lassen. Sie kürzte Mittel für Behinderte, Arbeitslose und Familien. Sie drangsalierte Sexarbeiterinnen mit Sperrzeiten und Verboten. Immer weiß sie, den Zugriff der Gesellschaft aufs Innerste des Individuums zu verteidigen; ihre Identifikation mit der Macht ist total. Nachdem bei dem Attentat auf die Redaktion des französischen Satireblatts »Charlie Hebdo« zwölf Menschen ermordet worden waren, fiel AKK nichts Besseres ein, als den sogenannten »Blasphemie-Paragrafen« (§ 166 StGB) zu verteidigen, da »religiöse Gefühle« besonders schutzbedürftig seien. Wieder hatte sie klar erkannt, wo die Macht steht und wo die störenden Individualisten, und sich instinktiv auf die Seite der Macht geschlagen: Dass sie dabei islamistischen Mördern letztlich recht gab, war ihr wurscht. [….]
Woher kommen sie, diese Menschen, die ihr tiefes, tiefes Unglück nicht für sich behalten können, sondern es zwanghaft mit anderen teilen, anderen aufdrücken wollen? Es ist ja nicht so, dass es ihr an Ehrgeiz fehlte: AKK wurde nicht von Merkel geholt oder irgendwie aufgebaut, nach Bekunden beider wollte sie es selbst, das Amt der Generalsekretärin. Doch warum will sie es überhaupt? Was hat sie anzubieten, einzubringen? Was hat jemand wie Kramp-Karrenbauer überhaupt zu erzählen? Dass es manchmal schwierig war, in der CDU an die Fleischtöpfe zu kommen? Dass Staatsräson und katholischer Irrsinn manchmal schwer unter einen Hut zu bringen sind, sie es halt aber doch immer wieder geschafft hat? Dass die Schwulis so gemein sind und sich halt nicht einfach wegregieren lassen wollen? Nichts, nichts, nichts ist da; keine Erfahrung, kein Leben spricht aus ihren Zügen. Bis auf ein halbes Jahr als Nachrückerin im Bundestag hat sie ihre gesamte Karriere im Saarland verbracht, seit ihrer Geburt lebt sie in Püttlingen, einem 18 000-Seelen-Schandfleck, nach Auskunft des »Handelsblatts« sogar in einer »verkehrsberuhigten Zone«. [….]

FJ Wagner lebt auch noch, wie ich leider erfahren musste. Eine tolle Truppe hat Julian Reichelt mit den Kolumnisten Käßmann und Co um sich geschart, grandiose Texte:


Wenn alte Männer über die verweichlichten Jugendlichen hetzen. Früher in der Wehrmacht wurde auch nicht gejammert.



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